Endlich gelöst: Die Rätsel der drei ???-Klassiker. Folge 5: Der Fluch des Rubins

    Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen zum Thema Cookies finden Sie hier und in unserer Datenschutzerklärung

    • Endlich gelöst: Die Rätsel der drei ???-Klassiker. Folge 5: Der Fluch des Rubins

      Hallo allerseits! :hutheb:

      Willkommen zu einer neuen Folge meiner Reihe, in der ich versuche, die Fragen zu klären, die in den drei ???-Hörspielen offen bleiben, weil H.G. Francis die Buchvorlagen für seine Hörspielfassungen mehr oder weniger stark kürzen und vereinfachen musste.

      Diesmal geht es um den legendären Fluch des Rubins. Ich bekam dieses Hörspiel ca. 1979/80 auf Schallplatte geschenkt, kurz nachdem es veröffentlicht wurde, und es gehört noch heute zu meinen Lieblingsfolgen. Wenngleich wir Kids in dieser Folge mit einem MORD konfrontiert wurden (so schien es jedenfalls), denn der finstere Mr. Rhandur aus Indien hatte doch wirklich ein Mitglied der "Schwarzbartbande" mit der Klinge seines Spazierstocks umgebracht. "Er hat kaltblütig gemordet!" - so Peter Shaw. Und trotzdem versöhnen sich die drei ??? am Schluss mit ihm - und Gus nimmt sogar einen Scheck von ihm an! Unglaublich. :nein:

      Auf die Buchvorlage dieses Hörspiels war ich daher ganz besonders neugierig, denn ein Mord schien mir für eine drei ???-Geschichte doch etwas zu starker Tobak zu sein. Hatte H.G. Francis da wieder etwas Entscheidendes unterschlagen? Nun, wir werden sehen... Dieser Vergleich erschien ursprünglich im clh-board.net. Ich habe ihn für die hiesige Veröffentlichung aber ein wenig überarbeitet.

      Wie immer kann es nicht schaden, das Hörspiel vor dem Lesen nochmal zu hören, um selbst zu prüfen, ob einem alles klar ist. :D
      Ansonsten wünsche ich jetzt viel Spaß beim Lesen und Gewinnen neuer Erkenntnisse.

      Welche Rolle spielt der Rolls Royce?
      In den ersten Hörspielen gab es ja etwas Verwirrung, warum die drei ??? nun eigentlich den Rolls Royce benutzen dürfen. Einmal hieß es, ein ehemaliger Klient stelle ihnen den Wagen kostenlos zur Verfügung, ein andermal hieß es, Justus habe in einem Preisausschreiben gewonnen. Das Buch "Der Fluch des Rubins" enthält die Aufklärung:
      Zu Beginn des Buches dürfen die drei ??? den Rolls Royce benutzen, weil Justus in einem Preisausschreiben „30 Tage Benutzungsdauer“ gewonnen hat. Aber als die drei ??? mit dem Royce zu Mr. Hitchcock fahren wollen, meint der Chef der Autovermietung, die 30 Tage seien abgelaufen. Doch Justus argumentiert geschickt, „30 Tage“ könnten auch so zu verstehen sein, dass die Jungen den Wagen an insgesamt 30 Tagen nutzen dürfen (egal, in welchem Zeitfenster). :green: Der Chef erlaubt ihnen schließlich zähneknirschend, den Wagen noch für 2 Fahrten zu nutzen – mehr nicht.
      Am Schluss des Buches sind zwar auch diese 2 Fahrten aufgebraucht, aber das macht nichts – denn Gus regelt, dass die drei ??? den Royce in Zukunft immer benutzen können. Von der Summe, die Mr. Rhandur für den Rubin bezahlt hat, kann er sich das leisten.

      Warum kümmert sich Alfred Hitchcock um Gus?
      Der Vater von Gus aus England ist mit Mr. Hitchcock gut bekannt, konnte jedoch aus Kostengründen nicht mit nach Amerika kommen.

      Was erfährt man im Buch noch über den verstorbenen Mr. Horatio August?
      Als junger Mann war er zur See gefahren, hatte lange in Westindien gelebt und war dort vermögend geworden. 20 Jahre vor seinem Tod zog er nach Amerika. Er kaufte sich das Haus im Mittagscanyon in den Bergen nördlich von Hollywood und lebte dort zurückgezogen unter falschem Namen. Allerdings war das Haus mit einer Hypothek belastet. Über Reichtümer verfügte Mr. August bei seinem Tod (scheinbar) nicht mehr.
      Kurz nach Mr. Augusts Tod erschien ein Reporter bei dessen Anwalt Mr. Dwiggins und bat ihn um Informationen über den Verstorbenen. Dwiggins erzählte, was er wusste, und der Reporter veröffentlichte darüber einen Zeitungsartikel, von dem schließlich auch Mr. Rhandur Kenntnis erlangte, der daraufhin nach Los Angeles reiste.

      Warum hat der Rubin den Namen „das Feurige Auge“?
      Der Rubin hat die Form eines Auges. Im Tempel der Gerechtigkeit in Pleshiwar wurde er in die Stirn der Tempelgottheit eingesetzt. Nach dem Wunderglauben der dortigen Bevölkerung sollte der Rubin Verbrecher entlarven können. Wurde ein Angeklagter vor die Götterstatue geführt und leuchtete das Feurige Auge dann plötzlich auf, so galt der Verbrecher als überführt. Blieb es unverändert, war er unschuldig.
      Ein Tempeldiener, der selbst befürchtete, vom Feurigen Auge „überführt“ zu werden, stahl den Stein eines Tages und verkaufte ihn an Horatio August.

      Welche „unheimliche Begegnung“ gibt es im Mittagscanyon mit den Schwarzbärten?
      Justus, Peter und Gus sind auf ihren Fahrrädern zum Haus von Horatio August im Mittagscanyon gefahren, um einen Hinweis auf das Versteck des Rubins zu finden. Als sie dort gerade im Keller sind, tauchen 2 Mitglieder der Schwarzbartbande auf. :baseball:

      (Anmerkung: Die Mitglieder der Bande tragen schwarze Schnurrbärte und Hornbrillen – aber keine Sonnenbrillen, wie im Hörspiel. Der nette Spruch „Schwarzbart mit Sonnenbrille“ ist daher eine Erfindung von H.G. Francis)

      Die 2 Ganoven sperren Peter und Gus im Keller ein. Justus zerren sie in die Küche und fesseln ihn an einen Stuhl. Nachdem sie vergeblich versucht haben, Informationen aus ihm herauszuholen, melden sich die 2 anderen Bandenmitglieder per Walkie-Talkie Sie teilen mit, dass sie gerade (wie sie glauben) die Oktavian-Büste geklaut haben, die Bob bei der redseligen Lisa abgeholt hatte. In dem Glauben, dass ihr Coup geglückt sei, verschwinden die 2 Ganoven und lassen die Jungen im Haus zurück. Justus kann sich aber bald befreien und holt seine Freunde aus dem Keller.

      Was passiert im Buch am Schluss, als die Jungen das Feurige Auge im Mittagscanyon gefunden haben?
      Im Hörspiel erscheint bekanntlich Mr. Rhandur – doch im Buch sind es die Schwarzbärte, die den Jungen im Canyon aufgelauert haben. Sie hatten erfahren, dass die Jungen am Nachmittag dort gewesen waren und waren sicher, sie würden noch am selben Abend zurückkehren. Als die Schwarzbärte den Rubin herausverlangen, reagiert Justus blitzschnell: Er wirft den Rubin im hohen, weiten Bogen auf den Rasen. Da es bereits dunkel ist, laufen die Ganoven zu ihrem Auto, um den Scheinwerfer auf den Rasen zu richten. Das nützen die Jungen aus, um zum Lastwagen zu rennen, wo Patrick wartet. Sie fahren nach Rocky Beach zurück, während die Schwarzbärte den Stein suchen.

      Wieder auf dem Schrottplatz angekommen, lässt Justus die Katze aus dem Sack: Er hatte nicht den echten Rubin geworfen, sondern die Imitation, die Mr. Rhandur ihnen gegeben hatte. Den echten Rubin hat er in der Hosentasche mitgebracht! Die Freude ist groß. :applaus:

      Doch plötzlich taucht Mr. Rhandur aus dem Dunkel auf. :schreck: Im Gegensatz zum Hörspiel ist er zwar allein (er hat keine Männer mitgebracht – er ist im Buch ohnehin allein nach Rocky Beach gekommen), aber er hat seinen Spazierstock im Anschlag.
      Der dann folgende Dialog ist fast genauso wie im Hörspiel und endet damit, dass Rhandur einen Scheck an Gus überreicht. Die Summe erfährt man auch im Buch nicht. Allerdings zahlt Gus jedem der drei ??? davon eine großzügige Belohnung (und regelt die Sache mit dem Rolls Royce, siehe oben).

      (Anmerkung: Wegen der Stimme von Gottfried Kramer hatte ich mir Mr. Rhandur immer als stämmigen, kräftigen Zeitgenossen vorgestellt. Laut Buch ist er allerdings groß und dünn.)

      Wer waren die Schwarzbärte? Warum waren sie hinter dem Rubin her?
      Der Chef der Bande (Hugo) ist der Neffe des Anwalts Mr. Dwiggins. Mr. Rhandur war nach seiner Ankunft in Los Angeles als erstes zu Dwiggins gegangen, um das Feurige Auge herauszuverlangen. Dwiggins wusste jedoch nichts von dem Stein. Mr. Rhandur verspach ihm eine hohe Summe für den Stein, falls er ihn im Nachlass von Mr. August finden sollte.
      Hugo hatte dieses Gespräch heimlich mit angehört. Er zwang daraufhin seinen Onkel, ihm die Kopie von Mr. Augusts Brief zu überlassen. :pinch:

      Dwiggins war das so peinlich, dass er den drei ??? und Gus vorschwindelte, die Kopie sei ihm von einem Mann mit schwarzem Bart und Brille geraubt worden.
      Der schlaue Hugo belauschte auch das Gespräch zwischen Dwiggins und den Jungen und erfuhr so von den Gipsbüsten. Er setzte sich mit Mr. Rhandur in Verbindung, der sich bereit erklärte, Hugo den Stein abzukaufen, falls er ihn finden sollte. Hugo engagierte drei Komplizen und begann die Suche nach dem Feurigen Auge.

      Auf die Idee, sich und seine Bande mit schwarzen Bärten und Hornbrillen (im Hörspiel Sonnenbrillen) zu maskieren, ist Hugo wahrscheinlich durch die erfundene Täterbeschreibung seines Onkels gekommen (allerdings wird das im Buch nicht erklärt). :gruebel:
      Am Schluss der Geschichte sind die Schwarzbärte spurlos untergetaucht.

      Und jetzt (endlich!) zur wichtigsten Frage: Hat Mr. Rhandur wirklich einen der Schwarzbärte umgebracht?
      Nein! Denn die Schwarzbärte sind immer noch zu viert (also vollzählig), als sie am Schluss den Jungen im Mittagscanyon auflauern.

      Vielmehr war Folgendes passiert: Hugo (der Chef der Schwarzbärte) hatte bei Tante Mathilda die Augustusbüste gekauft. Justus, der die Büste gerade von einer Kundin zurückgeholt hatte, wollte sie nicht herausgeben und ließ sie fallen. Hugo schnappte sich den Stein, der aus der zerbrochenen Büste gefallen war und lief damit weg (so ist es ja auch im Hörspiel). Er brachte den Stein direkt zu Mr. Rhandur, der jedoch sofort erkannte, dass es sich um eine Imitation handelte, und daher kein Geld dafür zahlte. Hugo zog enttäuscht ab.

      Rhandur ging daraufhin mit der Imitation zu den drei ??? und versuchte, ihnen Angst einzujagen, indem er ihnen die rot gefärbte Klinge in seinem Spazierstock zeigte und ihnen vorschwindelte, er habe die Imitation dem Mann mit dem schwarzen Bart „abgenommen“. Warum die Klinge rot war (Tierblut? Farbe?), erfährt man im Buch leider nicht.

      Ich finde, diese erleichternde Aufklärung hätte H.G. Francis im Hörspiel ruhig erwähnen können - zur Beruhigung der Gemüter (zumindest meines Gemüts). :)


      So, das war’s mal wieder. Ich hoffe, ihr blickt jetzt noch besser bei diesem Fall durch als vorher.
      Ich sage: Danke für's Lesen und verabschiede mich bis zum nächsten drei ???-Klassiker. :winke:
    • Auch hier noch einmal vielen Dank für deine tolle Endlich gelöst-Reihe und diese spannende Besprechung!

      Als Kind fand ich Mr.Rhandur richtig bedrohlich!
      Gerade die Szene mit dem Blut. Er spricht es nicht aus, sondern lässt Raum für das eigene Kopfkino.

      Schade das die Schwarzbärte im Hörspiel kaum vorkommen, denn im Buch nehmen sie ja doch viel Platz und Handlung ein.
      Allerdings musste Francis kürzen und hat das auch wirklich gut gemacht.

      In anderen Klassikern (was du uns auch schon aufgezeigt hast) hat man schon im Hörspiel das Gefühl das einiges unstimmig ist.
      Das Gefühl hatte ich hier nie und es ist stimmig alles.

      Vielen lieben Dank für diese schöne, ausführliche Ermittlungsarbeit, @Uwe!
      Ganz toll zu lesen und eine große Bereicherung für dieses Forum!
      :applaus: :daumenhoch:
      Besser Illusionen die uns entzuecken als zehntausend Wahrheiten
    • Smeralda schrieb:

      Schade das die Schwarzbärte im Hörspiel kaum vorkommen, denn im Buch nehmen sie ja doch viel Platz und Handlung ein.

      Allerdings musste Francis kürzen und hat das auch wirklich gut gemacht.

      In anderen Klassikern (was du uns auch schon aufgezeigt hast) hat man schon im Hörspiel das Gefühl das einiges unstimmig ist.
      Das Gefühl hatte ich hier nie und es ist stimmig alles.

      Vielen lieben Dank für diese schöne, ausführliche Ermittlungsarbeit, @Uwe!
      Ganz toll zu lesen und eine große Bereicherung für dieses Forum!
      :applaus: :daumenhoch:
      Hallo Smeralda,

      wieder mal vielen herzlichen Dank für dein Lob. :]

      Ich finde auch, dass H.G. Francis die Kürzungen und Änderungen diesmal sehr gut gelungen sind. Es gibt keine Unstimmigkeiten.

      Nur hängen die Schwarzbärte ein wenig in der Luft, weil man gar nichts über sie und ihre Motive erfährt. Und die offene Frage, ob Rhandur nun wirklich einen Mord begangen hat oder nicht, lässt einen nicht so richtig los und hätte, finde ich, aufgeklärt werden sollen.

      Aber insgesamt wirklich eine sehr gelungene Übertragung des Buches.
    • @Uwe Vielen Dank Dir für die ausführliche Betrachtung des Buches, habe ich wieder sehr interessiert gelesen!

      Uwe schrieb:

      Und jetzt (endlich!) zur wichtigsten Frage: Hat Mr. Rhandur wirklich einen der Schwarzbärte umgebracht?
      Nein! Denn die Schwarzbärte sind immer noch zu viert (also vollzählig), als sie am Schluss den Jungen im Mittagscanyon auflauern.

      [...]


      Rhandur ging daraufhin mit der Imitation zu den drei ??? und versuchte, ihnen Angst einzujagen, indem er ihnen die rot gefärbte Klinge in seinem Spazierstock zeigte und ihnen vorschwindelte, er habe die Imitation dem Mann mit dem schwarzen Bart „abgenommen“. Warum die Klinge rot war (Tierblut? Farbe?), erfährt man im Buch leider nicht.

      Ich finde, diese erleichternde Aufklärung hätte H.G. Francis im Hörspiel ruhig erwähnen können - zur Beruhigung der Gemüter (zumindest meines Gemüts).
      Oh, ja, ich habe viele Jahre (bis ich dann doch irgendwann mal das Buch gekauft und gelesen habe) tatsächlich gedacht, dass Mr Rhandur den "Schwarzbart" getötet hätte.
      Die Folge ist zwar nach wie vor mein Lieblingsklassiker, aber damit konnte ich mich lange Zeit nicht wirklich "abfinden", war mir als Kind schon ein bisschen zu grausam, dieser "Mord".

      Eine Erklärung für das "Rot" am Stockdegen hätte allerdings auch im Roman nichts schaden können. ;)

      Was mich hier aber auch immer ein bisschen gewundert hat: Rhandur müsste ja August eine riesige Summe zur Verfügung gestellt haben, wenn der davon auch noch die freie Verfügung des Rolls für die Jungs auf Jahre! hinaus hätte finanzieren können.
      Wenn der Inder also dermaßen viel Kohle zur Verfügung gehabt hätte seitens seines Tempels, warum dann all die Einschüchterungs- und Betrugsaktionen?
      Wieso den Stein nicht gleich kaufen und sich viel! Ärger ersparen, zumal er ja wusste, dass dessen Fluch jeden treffen soll, der ihn zu stehlen oder unrechtmäßig an sich zu bringen versucht. ;)
    • Uwe schrieb:

      Und die offene Frage, ob Rhandur nun wirklich einen Mord begangen hat oder nicht, lässt einen nicht so richtig los und hätte, finde ich, aufgeklärt werden sollen.
      Ja, auf jeden Fall!
      Das hätte man spätestens am Ende in zwei, drei Sätze leicht erklären können.

      Aber nun hast du den (Mord-) Fall für die Nicht-Leser ja zum Glück gelüftet :hutheb: :applaus:
      Besser Illusionen die uns entzuecken als zehntausend Wahrheiten