Poe Mortem - 1 - William Wilson

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    • Poe Mortem - 1 - William Wilson

      Poe Mortem – 1. William Wilson

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      Wilhelm Wilken, Sohn aus reichem Elternhaus, fühlt sich in seinem Leben ziemlich verloren, auch das Studium in Berlin nimmt er nur halbherzig wahr. Mit der Ankunft eines neuen Studenten, der genauso heißt wie er, ändert sich sein Leben allerdings drastisch. Denn in allem scheint dieser einen Tick besser zu sein als Wilhelm, sodass schon bald eine heftige Rivalität zwischen den beiden entbrennt und Wilhelm mehr und mehr die Kontrolle verliert…

      Die Geschichten von Edgar Allan Poe sorgen auch lange Zeit nach ihrer Veröffentlichung noch für wohlige Gänsehautschauer, viele seiner Erzählungen sind zu absoluten Klassikern der Gruselliteratur geworden. Und sie inspirieren immer noch, so auch Constantin Wiedemann, der daraus seine neue Hörspielreihe „Poe Mortem“ geschaffen hat. Doch statt die Geschichten einfach nachzuerzählen, transportiert er sie in die heutige Zeit und verleiht ihnen dadurch einen interessanten Kniff. Den Auftakt macht „William Wilson“, eine eher unbekannte Geschichte aus der Feder des Autors – ein gelungener Kniff, da einerseits mal eine andere Idee in den Fokus gestellt wird, andererseits aber alles noch aufregender und spannender wirkt. Der Auftakt ist zunächst ruhig, die Vorstellung von Wilhelms Leben aber prägnant und eingängig geraten. Mit dem Auftauchen des zweiten Studenten gleichen Namens nimmt die Handlung nicht sprichwörtlich Fahrt auf – die Erzählweise bleibt weiter ruhig – wird aber intensiver, eindringlicher und brutaler. Wie man die langsame Wandlung der Hauptfigur detailliert nachverfolgen kann, seine steigende Wut und den langsamen Abstieg hautnah miterlebt, bringt viele sehr gelungene Facetten mit sich. Wie sich auch langsam unheimliche, übernatürliche Elemente einschleichen, bringt zusätzlichen Reiz mit ein. Die Idee der Übersetzung in die moderne Zeit ist gelungen, zumal nichts von der Eindringlichkeit des ursprünglichen Autors verloren gegangen ist – sehr hörenswert.

      Die eingesetzten Stimmen sind bislang kaum in Erscheinung getreten, lediglich Werner Wilkening kenne ich bereits aus anderen Produktionen, während Benjamin Bronisch oder Christopher Peters für mich noch unbekannt waren. Auch Paul Worms, der sowohl Wilhelm Wilken als auch seinen Doppelgänger spricht und damit einen Großteil der Handlung übernimmt. Wie er beide gut unterscheidbar klingen lässt und jedem eine eigene Sprechweise verleiht, aber auch die steigende, später ungezügelte Wut auf den Punkt bringt, ist ansprechend gelungen. Lilly Menke spricht die Rolle von Wilhelms Freundin Katharina sehr solide und passt sich gut an die Atmosphäre der Episode an, klingt glaubhaft und bringt ihre Emotionen klar zur Geltung. Fenja Techow bringt als Antonella diBroglio eine lebensfrohe und verführerische Art mit ein, die sie energiegeladen und mit viel Leidenschaft umsetzt.

      Akustisch ist die Episode lebendig und vielseitig umgesetzt, wobei die moderne Szenerie gekonnt zur Geltung kommt. Dafür sorgen mal harte, mal wabernde Hintergrundmelodien, die bei einer Technoparty oder besonders eingängigen Szenen auch lauter werden, aber immer gut an die Dialoge angepasst sind. Die Geräusche sind treffend und vielseitig, sodass eine eingängige Szenerie entsteht.

      Die Serie steht aktuell nur zum Streaming bereit, aber natürlich wurde auch hierfür ein eigenständiges Titelbild geschaffen. Ganz in schwarz-weiß gehalten sind zwei dunkle Kerzen zu sehen – die eine im Hintergrund brennt, während der Docht der vorderen noch nicht angezündet wurde. Eine interessante und passende Idee für diese Episode, was durch die schlichten Schriftzüge ergänzt wird.

      Fazit: „Poe Mortem“ transportiert die Handlung von Edgar Allan Poe in die heutige Zeit, setzt dabei einige gelungene neue Akzente, lässt Szenerie sehr eingängig wirken. Wie sich der Charakter von seiner trägen Ausdrucksweise immer mehr in Wut und Missgunst hineinsteigert, ist eingängig geraten und treffend umgesetzt. Ein gelungener Einstieg, der neugierig auf die weiteren Episoden macht.

      VÖ: 25. Juli 2023
      Label: Saus und Braus
      Bestellnummer: nur Digital
      :besserwisser: