Die älteste komplett erhaltene deutsche Hörspielproduktion beruht auf einer wahren Begebenheit: 1928 hört ein russischer Funkamateur den Notruf des Luftschiffs Italia. Beim Flug über den Nordpol ist der italienische Polarforscher Umberto Nobile mit seiner Mannschaft in einen Schneesturm geraten und nördlich von Spitzbergen abgestürzt, die Überlebenden treiben auf einer Eisscholle. Eine szenische Reproduktion der solidarischen Rettungsaktion durch den russischen Eisbrecher Krassin.
Inhalt:
"Das Stück ist kein Drama im Sinne des normalen, aktmäßig aufgebauten Bühnenstückes. Es ist eine Reihenfolge von kleinen Szenen, Gesprächen, Radiomeldungen, eine szenische Reproduktion des wirklichen Geschehens der Rettung der Nobile-Mannschaft durch den russischen Eisbrecher 'Krassin'. Eine neue Form des spezifisch akustischen Hörspiels." ("Der Deutsche Rundfunk". 7. Jahrgang. Heft 44. S. 1404)
"Dies Spiel - eine Synthese von Bühne, Funk und Film - wurde geschrieben, weil der Stoff hierzu herausforderte. Die Tragödie des Luftschiffs 'Italia', das vergebliche Suchen sämtlicher großen Funkstationen, die Aufnahme des verstümmelten Hilferufes: 'SOS ...rao rao ...Foyn' durch den selbstgebastelten Kurzwellenapparat des Amateurfunkers Nokolai Schmidt in einem einsamen Dorf im Norden der Murmansk ist wohl das erste Heldenlied unserer Zeit, unserer Technik, unserer Solidarität" (Friedrich Wolf)
"Zum erstenmal brachten fast alle Sender innerhalb einer Woche die Aufführung des gleichen Hörspiels, und man merkte den Programmen an, daß jede Station darin d a s Ereignis der Woche sah. Der starke Eindruck, den das Manuskript von Friedrich Wolf offenbar bei den leitenden Stellen hinterließ, läßt sich ohne weiteres verstehen. Hier hat ein Dramatiker den Rundfunk sehr aufmerksam beobachtet und einen aktuellen Stoff gefunden, dessen Grundgedanke mit dem Rundfunk eng zusammenhängt. "Krassin rettet Italia": wenn der Kampf um die Rettung der Nobile-Expedition den Rohstoff eines Hörspiels ausmacht, kann der Pol mit seiner Anziehungskraft keine Rolle spielen. Denn "Nacht und Eis" sind höchstens für den Film ein Motiv; der Nordpol selbst verlor längst seine Romantik und wurde zum geographisch astronomischen Problem. Bleibt also für das Hörspiel die Organisation der Hilfe, die Zusammenarbeit mit den technischen Mitteln: die Eisbrecher "Malygin" und "Krassin", das Junkersflugzeug, das den Weg zeigt, und vor allem die Nachrichtentechnik. Ein paar verstümmelte Morsezeichen setzen über einen russischen Kurzwellenamateur alle Großfunkstationen der Erde und neue Hilfsexpeditionen in Bewegung. Der Funkverkehr im Aether, durch das Hörspiel dargestellt, also "Rundfunk im Rundfunk" - darin liegen nicht weniger dankbare Möglichkeiten wie in dem Trick "Theater im Theater", den das Drama von Gryphius bis Molnar (Spiel im Schloß) ausgiebig verwendet. Friedrich Wolf kommt es jedoch auf den einen Grundgedanken an, die Herrschaft des Menschen über die Technik, ihre künftigen Möglichkeiten in den Händen überstaatlicher Organisationen zu zeigen. Sein Optimismus braucht eine Stilisierung der Vorgänge, und was an Amundsens Urteil und Schicksal erinnert, muß natürlich notgedrungen beiseite bleiben. Wie jedoch die Dokumente, Funksprüche und Dialoge konzentriert sind und trotzdem die Bewegung durch ganz Europa spiegeln, darin ist der Dichter von "Cyankali" zu erkennen. Jede Szene treibt die gemeinsame Arbeit von Mensch und Technik weiter und bleibt dabei nur ein Teil des großen europäischen Dramas, das für Friedrich Wolf den Auftakt einer neuen Gesellschaftsepoche repräsentiert." (N. N. in "Der Deutsche Rundfunk", 7. Jahrgang. 1929. Heft 46. S. 1465)
Sprecher:
Hans Rameau - Funker Roma - Sao Paolo, Zappi
Peter Ihle - Funker des Expeditionsschiffes 'Città di Milano', Sekretär, Ausrufer, Der Vorsitzende, Blumenstein
Meinhart Maur - Funker Leningrad, Petrow, Breinkopf, Samoilowitsch
Robert Aßmann - Funker New York, Ausrufer, 3. Stimme, Matrose
Jugo Schuster - Erster Redakteur, Ponomarew, Mariano
Fritz Ritter - Zweiter Redakteur, 2. Stimme, Matrose, Möller
Manfred Fürst - Trojani, Ausrufer, 2. Alpino
Richard Duschinski - Biagi
Elsa Wagner - Mutter
Karl Heinz Stroux - Nikolai, Matrose
Ernst Busch - Fjodor, Meskin, Schelagin, Oras
Erwin Kleist - Ausrufer, Sprecher, Babuschkin, Funker, Matrose
Bruno Fritz - Ausrufer, Kapitän Tschertkow, Eggi
Karl Haas - Ausrufer
Walter Fried - Professor, Ausrufer, Behounek
Günther Hadank - Kommissar, Viglieri
Gillis van Rappard - Alpino
Josef Bunzl - 1. Stimme, Aleksejew
Otto Kronburger - Tominik, Straube
Hans Sternberg - Matrose, Meier
Alfred Braun - Sprecher
Viktor Heinz Fuchs - Pasalke
Fritz Alten - Ausrufer
Gustav von Wangenheim
Produktion:
Von: Friedrich Wolf
Musikalische Leitung: Walter Goehr
Regie: Alfred Braun
Hörspiel in 20 Szenen
Reichs-Rundfunk-Gesellschaft mbH 1929 / Erstsendung: 05.11.1929
Das Hörspiel wurde am 5. November 1929 über die Sendestationen in Königswusterhausen, Frankfurt, Kassel, Stuttgart, Freiburg, Breslau, Gleiwitz, München, Nürnberg, Augsburg und Kaiserslautern ausgestrahlt. Am 8. November wurde es gesendet aus Berlin, Köln, Aachen, Langenberg, Münster, Königsberg und Danzig.
Der im Deutschen Rundfunkarchiv aufbewahrte Tonträger (14 einseitig bespielte Schellackplatten) bezieht sich wahrscheinlich auf die Aufnahme vom 8. November (dieses Datum wird jedenfalls im Katalog der Reichs-Rundfunk-Gesellschaft als Aufnahmedatum angegeben).
Es ist nicht abschließend geklärt, ob es sich bei den Sendungen am 5. November und am 8. November um zwei verschiedene Realisationen desselben Hörspielmanuskripts handelt, also um zwei Live-Sendungen, wobei die zweite aufgezeichnet wurde.
Das Hörspiel kann im Rahmen der Aktion: "100 aus 100: Die Hörspiel-Collection" der ARD in deren Audiothek gehört oder hier direkt heruntergeladen werden.
Danke @Andy-C für den Tipp , ich finde, der verdient absolut einen eigenen Thread!
Sind wir nun Hörspielfans oder nicht!
Inhalt:
"Das Stück ist kein Drama im Sinne des normalen, aktmäßig aufgebauten Bühnenstückes. Es ist eine Reihenfolge von kleinen Szenen, Gesprächen, Radiomeldungen, eine szenische Reproduktion des wirklichen Geschehens der Rettung der Nobile-Mannschaft durch den russischen Eisbrecher 'Krassin'. Eine neue Form des spezifisch akustischen Hörspiels." ("Der Deutsche Rundfunk". 7. Jahrgang. Heft 44. S. 1404)
"Dies Spiel - eine Synthese von Bühne, Funk und Film - wurde geschrieben, weil der Stoff hierzu herausforderte. Die Tragödie des Luftschiffs 'Italia', das vergebliche Suchen sämtlicher großen Funkstationen, die Aufnahme des verstümmelten Hilferufes: 'SOS ...rao rao ...Foyn' durch den selbstgebastelten Kurzwellenapparat des Amateurfunkers Nokolai Schmidt in einem einsamen Dorf im Norden der Murmansk ist wohl das erste Heldenlied unserer Zeit, unserer Technik, unserer Solidarität" (Friedrich Wolf)
"Zum erstenmal brachten fast alle Sender innerhalb einer Woche die Aufführung des gleichen Hörspiels, und man merkte den Programmen an, daß jede Station darin d a s Ereignis der Woche sah. Der starke Eindruck, den das Manuskript von Friedrich Wolf offenbar bei den leitenden Stellen hinterließ, läßt sich ohne weiteres verstehen. Hier hat ein Dramatiker den Rundfunk sehr aufmerksam beobachtet und einen aktuellen Stoff gefunden, dessen Grundgedanke mit dem Rundfunk eng zusammenhängt. "Krassin rettet Italia": wenn der Kampf um die Rettung der Nobile-Expedition den Rohstoff eines Hörspiels ausmacht, kann der Pol mit seiner Anziehungskraft keine Rolle spielen. Denn "Nacht und Eis" sind höchstens für den Film ein Motiv; der Nordpol selbst verlor längst seine Romantik und wurde zum geographisch astronomischen Problem. Bleibt also für das Hörspiel die Organisation der Hilfe, die Zusammenarbeit mit den technischen Mitteln: die Eisbrecher "Malygin" und "Krassin", das Junkersflugzeug, das den Weg zeigt, und vor allem die Nachrichtentechnik. Ein paar verstümmelte Morsezeichen setzen über einen russischen Kurzwellenamateur alle Großfunkstationen der Erde und neue Hilfsexpeditionen in Bewegung. Der Funkverkehr im Aether, durch das Hörspiel dargestellt, also "Rundfunk im Rundfunk" - darin liegen nicht weniger dankbare Möglichkeiten wie in dem Trick "Theater im Theater", den das Drama von Gryphius bis Molnar (Spiel im Schloß) ausgiebig verwendet. Friedrich Wolf kommt es jedoch auf den einen Grundgedanken an, die Herrschaft des Menschen über die Technik, ihre künftigen Möglichkeiten in den Händen überstaatlicher Organisationen zu zeigen. Sein Optimismus braucht eine Stilisierung der Vorgänge, und was an Amundsens Urteil und Schicksal erinnert, muß natürlich notgedrungen beiseite bleiben. Wie jedoch die Dokumente, Funksprüche und Dialoge konzentriert sind und trotzdem die Bewegung durch ganz Europa spiegeln, darin ist der Dichter von "Cyankali" zu erkennen. Jede Szene treibt die gemeinsame Arbeit von Mensch und Technik weiter und bleibt dabei nur ein Teil des großen europäischen Dramas, das für Friedrich Wolf den Auftakt einer neuen Gesellschaftsepoche repräsentiert." (N. N. in "Der Deutsche Rundfunk", 7. Jahrgang. 1929. Heft 46. S. 1465)
Sprecher:
Hans Rameau - Funker Roma - Sao Paolo, Zappi
Peter Ihle - Funker des Expeditionsschiffes 'Città di Milano', Sekretär, Ausrufer, Der Vorsitzende, Blumenstein
Meinhart Maur - Funker Leningrad, Petrow, Breinkopf, Samoilowitsch
Robert Aßmann - Funker New York, Ausrufer, 3. Stimme, Matrose
Jugo Schuster - Erster Redakteur, Ponomarew, Mariano
Fritz Ritter - Zweiter Redakteur, 2. Stimme, Matrose, Möller
Manfred Fürst - Trojani, Ausrufer, 2. Alpino
Richard Duschinski - Biagi
Elsa Wagner - Mutter
Karl Heinz Stroux - Nikolai, Matrose
Ernst Busch - Fjodor, Meskin, Schelagin, Oras
Erwin Kleist - Ausrufer, Sprecher, Babuschkin, Funker, Matrose
Bruno Fritz - Ausrufer, Kapitän Tschertkow, Eggi
Karl Haas - Ausrufer
Walter Fried - Professor, Ausrufer, Behounek
Günther Hadank - Kommissar, Viglieri
Gillis van Rappard - Alpino
Josef Bunzl - 1. Stimme, Aleksejew
Otto Kronburger - Tominik, Straube
Hans Sternberg - Matrose, Meier
Alfred Braun - Sprecher
Viktor Heinz Fuchs - Pasalke
Fritz Alten - Ausrufer
Gustav von Wangenheim
Produktion:
Von: Friedrich Wolf
Musikalische Leitung: Walter Goehr
Regie: Alfred Braun
Hörspiel in 20 Szenen
Reichs-Rundfunk-Gesellschaft mbH 1929 / Erstsendung: 05.11.1929
Das Hörspiel wurde am 5. November 1929 über die Sendestationen in Königswusterhausen, Frankfurt, Kassel, Stuttgart, Freiburg, Breslau, Gleiwitz, München, Nürnberg, Augsburg und Kaiserslautern ausgestrahlt. Am 8. November wurde es gesendet aus Berlin, Köln, Aachen, Langenberg, Münster, Königsberg und Danzig.
Der im Deutschen Rundfunkarchiv aufbewahrte Tonträger (14 einseitig bespielte Schellackplatten) bezieht sich wahrscheinlich auf die Aufnahme vom 8. November (dieses Datum wird jedenfalls im Katalog der Reichs-Rundfunk-Gesellschaft als Aufnahmedatum angegeben).
Es ist nicht abschließend geklärt, ob es sich bei den Sendungen am 5. November und am 8. November um zwei verschiedene Realisationen desselben Hörspielmanuskripts handelt, also um zwei Live-Sendungen, wobei die zweite aufgezeichnet wurde.
Das Hörspiel kann im Rahmen der Aktion: "100 aus 100: Die Hörspiel-Collection" der ARD in deren Audiothek gehört oder hier direkt heruntergeladen werden.
Danke @Andy-C für den Tipp , ich finde, der verdient absolut einen eigenen Thread!
Sind wir nun Hörspielfans oder nicht!