Sherlock Holmes - 59 - Gottes Mühlen

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    • Sherlock Holmes - 59 - Gottes Mühlen

      Sherlock Holmes – 59. Gottes Mühlen

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      Aus der Zeitung erfährt Doctor Watson von dem unerwarteten Tod von Sir Peter Denne, der nach einem üblichen Arbeitsessen mit einem Kopfschuss ermordet wird. Sherlock Holmes war ihm mal wieder einen Schritt voraus: Muriel Padson, Nichte des Opfers, hat sich bereits an den Privatdetektiv gewandt und bittet um Hilfe in dem Fall. Denn Inspector Lestrade hat mal wieder voreilige Schlüsse gezogen und hält Charles Denne für den Täter…

      Es ist immer wieder erstaunlich, wie nahtlos sich die bekannten Figuren aus den Sherlock Holmes-Geschichten von Sir Arthur Conan Doyle auch in die Krimis von Herman Cyril McNeile einfügen – Marc Gruppe und Stephan Bosenius haben für die Serie von Titania Medien schon zahlreiche Vorlagen derart adaptiert. Auch in „Gottes Mühlen“ sind keine Nahtstellen zu spüren, selbst die Rivalität mit Lestrade, die Rolle von Haushälterin Mrs. Hudson oder die Neckereien zwischen Watson und Holmes fühlen sich vollkommen authentisch ein. Mit über 70 Minuten Laufzeit ist diese Episode recht lang geraten, wobei auch die Dynamik etwas zurücksteht. So ist ein sehr langer Part zu Beginn dem Bericht von Muriel Padson gewidmet, der nur selten durch einen kurzen Dialog mit dem Detektivgespann unterbrochen wird, auch Spielszenen sind in ihren Ausführungen kaum eingebaut, was etwas trockener wirkt als man es von der Serie gewohnt ist. Ansonsten gefällt mir die ausführliche und eher langsame Erzählweise sehr gut, da Geheimnisse und Rätsel gekonnt aufgebaut werden und Zusammenhänge dadurch klarer werden. Die Verstrickungen zwischen den Figuren sind dann auch reizvoll genug, um über die gesamte Laufzeit zu tragen und für eine spannende Handlung zu sorgen – inklusive eines ausführlichen Finales, in dem Holmes den Täter auf seine einzigartige Weise überführt.

      Jesse Grimm spricht die Rolle des Charles Denne sehr überzeugend und legt viel Energie in seine Stimme, reagiert auf die verschiedenen Szenen sehr lebendig und bringt dabei authentisch wirkende Emotionen ein. Auch Fabienne Hesse ist in dieser Episode sehr ausdrucksstark, der Bericht der Muriel Padston bekommt durch sie eine eingängige Ausstrahlung. Wie sie die Sorge und die Aufgebrachtheit der jungen Frau umsetzt, hat mir sehr gefallen. Lutz Reichert punktet als Inspector Lestrade einmal mehr mit seinem vierschrötigen und einfältigen Auftreten, schafft es aber dennoch, der Rolle auch sympathische und zugängliche Aspekte abzugewinnen. David Berton, Ferdi Özten und Thomas Balou Martin sind zu hören.

      Die gediegene und eingängige akustische Gestaltung der vorigen Episoden findet natürlich auch hier wieder Anwendung und sorgt für eine gelungene Atmosphäre. Auch wenn viele Dialoge für sich allein stehen, ist Musik eine stetige Begleitung und sorgt für eine dichte Wirkung und sanftere Übergänge. Die eingebundenen Geräusche sind vollkommen passgenau und lebendig, sodass sie den Dialogen einen gelungenen Rahmen verschaffen.

      Ertugrul Edirne hat für diese Episode mit dem christlichen Titel eine einfache, aber umso effektivere Idee umgesetzt: Holmes zündet sich gerade mit einem Streichholz eine Pfeife an. Aber nicht nur die typischen Attribute des Meisterdetektivs, sondern insbesondere das lebendige Spiel zwischen Licht und Schatten sorgen für einen sehr intensiven Ausdruck – sehr ansehnlich. Im Inneren gibt es neben den Mitwirkenden auch eine Übersicht der bisherigen Episoden der Serie zu finden.

      Fazit: „Gottes Mühlen“ baut sich langsam auf und bringt im anfänglichen Bericht vielleicht eine Spur zu wenig Dynamik oder Interaktion ein, ist aber dennoch durchgängig unterhaltsam. Gerade durch die ruhige und fokussierte Erzählweise kommen so viele gelungene Details zur Geltung, die die komplexe Geschichte gelungen ausschmücken. Eine hörenswerte Episode, in der langsam ein interessantes Beziehungsgeflecht aufgedeckt wird.

      VÖ: 27. Oktober 2023
      Label: Titania Medien
      Bestellnummer: 9783785785935
      :besserwisser:


    • Sherlock Holmes - 59 - Gottes Mühlen

      Zum Inhalt:
      Sir Peter Denne wird von seinem Butler Sinton tot in seinem Arbeitszimmer gefunden. Offensichtlich starb er durch einen Kopfschuss, und da man keine Waffe findet, geht die Polizei von einem Mord aus. Der ermittelnde Beamte, Inspektor Lestrade, hat auch schnell einen der Tat dringend Verdächtigen gefunden. Muriel Padston, die Nichte des Ermordeten, glaubt jedoch fest an die Unschuld dieses angeblichen Täters und wendet sich hilfesuchend an den Meisterdetektiv Sherlock Holmes...

      Zur Produktion:
      Wie schon die letzten acht Fälle, basiert auch "Gottes Mühlen" auf einer "Ronald Standish"-Kurzgeschichte des britischen Autors Herman Cyril McNeile (28.09.1888 - 14.08.1937). "The End justifies...", so der englischsprachige Originaltitel, erschien erstmals im Juni 1935 im Strand Magazine, bevor sie dann 1936 in dem Sammelband "Ask Ronald Standish" erneut veröffentlicht wurde.
      Auch diesmal sah sich Skriptautor Marc Gruppe gezwungen, die in den 1930er Jahren entstandene Erzählung an das Viktorianische Zeitalter anzupassen. Dementsprechend ist hier natürlich nicht die Rede von Automobilen, sondern Droschken, es wird geschrieben statt zu telephonieren, und anstelle eines internationalen Führerscheins, gibt es lediglich einen amtlichen Ausweis. Um die Nachvollziehbarkeit bzw. das Verständnis für die deutschen Hörer zu erleichtern, wandelte Gruppe die Entfernungsangabe von "fünf oder sechs Fuß" in "ca. zwei Meter" ab, und Ronald Standishs Ausspruch "Nous verrons!" ("Wir werden sehen!") fiel verständlicherweise ganz unter den Tisch. Zum einen, weil nicht jeder Hörer des Französischen mächtig ist, zum anderen, weil Holmes bei Doyle zwar Französisch kann, es aber nie spricht oder zitiert, da es auch viele Leser seiner Fälle nicht unbedingt verstanden hätten.
      Ansonsten sind etliche Monologe zu Dialogen umgeschrieben und mit kleinen Füllsätzen erweitert worden, wie beispielsweise "Zur falschen Zeit am falschen Ort." oder "Die Untertreibung des Jahres." Selbstverständlich ermittelt im Hörspiel auch nicht McNeiles Inspektor Drury, sondern Doyles Inspektor Lestrade. Apropos Lestrade, die Szene, in der er den Verdächtigen vernimmt, wurde als Spielszene inszeniert, was für zusätzliche Dynamik sorgt.
      Sämtliche weiteren Änderungen, wie der Verweis, daß Sir Kenneth Paine Friedensrichter ist, George vom Butler (statt einem Clubmitglied) vom Tod seines Onkels erfährt, oder daß sich die Beteiligten in Holmes' statt Watsons Schlafzimmer begeben, sind für den Verlauf der Handlung irrelevant und dienen lediglich dem besseren Verständnis bzw. dem flüssigeren Ablauf. Neu hinzugekommen ist jedoch der Spruch "Gottes Mühlen..." welcher den deutschen Titel erklärt. Es gibt noch ein weiteres Detail, auf das ich hier der Vollständigkeit halber kurz eingehen möchte. In der literarischen Vorlage bringt Standish ein sprachliches Bild ins Spiel, bei dem es um zwei Frauen geht, die ein Zimmer betreten, und um die Frage, an welche von beiden man sich eher erinnern kann. Die eine säugt gerade ein Baby, die andere ein Ferkel. Natürlich bleibt diejenige mit dem Ferkel viel stärker im Gedächtnis! Marc Gruppe hat dieses Bild ein wenig entschärft, indem er die Frauen das Baby bzw. Ferkel lediglich tragen lässt und erzielt damit den gleichen Effekt, ohne den Hörer eventuell zu brüskieren. Ganz zum Schluss bekommt man noch einen kurzen Dialog zwischen Holmes und Watson zu hören, welcher auf den Originaltitel verweist und die rund 73minütige Geschichte zu einem befriedigenden Ende bringt.
      Auch dieses Mal kann man Produktion und Regie von Stephan Bosenius und Marc Gruppe nur als tadellos bezeichnen. Zwar gibt es in diesem Hörspiel etliche Musikstücke, doch diese wurden, im Gegensatz zu "Grimms Märchen", nicht zur Untermalung aller Szenen, sondern nur als Akzentuierung einiger Sequenzen eingesetzt. Neben der harmonischen Titelmelodie erklingt bei der Verlesung des Artikels eine düstere, treibende Weise, die sich, analog zum grausigen Inhalt, immer weiter steigert. Ebenso gekonnt ist auch der Einsatz einer lieblichen Melodie, die beim Eintritt von Muriel Padston eingespielt wird, um deren Attraktivität herauszustellen. Selbstverständlich darf auch das fröhliche Musikstück nicht fehlen, das immer dann ertönt, wenn sich das ermittelnde Duo zum Tatort begibt. Besonders gut hat mir auch das mit einem Synthesizer intonierte, unheimlich wirkende Stück gegen Ende des Hörspiels gefallen, welches mich ein wenig an die Titelmelodie eines bekannten amerikanischen Horrorfilms erinnert hat. Zum Ausklang des Hörspiels gibt es noch eine schöne Klavierweise, bevor dann die leicht abgewandelte Titelmelodie den endgültigen Schluss des Hörspiels einläutet.
      Genauso großartig wie die ausgewählten Musikstücke ist auch die immer natürlich klingende Geräuschkulisse, bei der das Ohr stets ein neues Detail erlauschen kann. In der Bakerstreet wird mit der Zeitung geraschelt, das Absetzen der Teetasse und deren Neubefüllung ist ebenso vernehmbar, wie der entfernte Straßenlärm vor der Wohnung. Im Hintergrund prasselt noch ein wäremendes Kaminfeuer, und selbstverständlich gibt es ein eigenes Geräusch für das Füllen des Wasserglases. Akustisches Highlight sind für mich das Papierrascheln, als Lestrade seine Fall-Notizen durchgeht, und die schweren Schritte von Mr. Jacobsen, der die Treppe hinaufgeht. Gerade letzteres funktioniert einfach großartig, um dem Hörer zu vermitteln, daß es sich bei ihm um einen großen, massigen Mann handelt.
      Da Titania-Medien es nicht nötig hat, billige Effekt-Hascherei zu betreiben, gibt es auch nur zwei davon. Zum einen wäre der "Herzschlag" zu nennen, der während Watsons Verlesung des Artikels zu hören ist und dafür sorgt, daß nicht nur sein, sondern auch der Puls des Hörers höher schlägt, je mehr von dem grausigen Verbrechen bekannt wird, und zum anderen die etwas leiser eingespielte Stimme von Mr. Jacobsen, um dessen räumliche Entfernung zum Hörer darzustellen.

      Zu den Sprechern:
      Joachim Tennstedt(Sherlock Holmes) brilliert einmal mehr mit seiner Darstellung des großen Detektivs. Er ist einerseits stets interessiert, seufzt aber auch ungeduldig, wenn es ihm nicht schnell genug geht. Um das Bild von Sherlock Holmes zu komplettieren, hat er auch regelmäßig die Pfeife im Mund, was dazu führt, daß er durch das Paffen manchmal etwas nuschelig klingt. Wirklich amüsant wirkt sein Portrait, als er am Schluß sogar zögerlich und verlegen herumdruckst. Ein Zustand, in dem man diese Figur eher selten erlebt. Detlef Bierstedt(Dr. Watson) macht wieder viel Spaß als Erzähler und bester Freund des Meisterdetektivs, der auf Holmes' Ausführungen mal verblüfft, mal verwirrt reagiert und es nicht lassen kann, Inspektor Lestrade zu ärgern, wo sich die Gelegenheit bietet. Fabienne Hesse(Muriel Padston) ist eine tolle Besetzung für die Rolle der Nichte des Ermordeten. Ihre freundliche und so harmonisch klingende Stimme passt perfekt auf die Rolle der jungen, schönen Frau, die davon überzeugt ist, daß der Inspektor den falschen Mann verhaftet hat. Dementsprechend geht dem Hörer dann auch ihr Schluchzen zu Herzen, und nicht nur der Meisterdetektiv hat umgehend das Bedürfnis, sie zu trösten. Das gilt auch für ihre gut hörbare Verlegenheit, als es um gewisse Details in ihrer Geschichte geht. Jesse Grimm(Charles Denne) hat zwar nur einen recht kurzen, aber dennoch prägnanten Auftritt, der in Erinnerung bleibt. Gleiches gilt auch für Ferdi Özten(Mr. Jacobsen) als Besitzer einer Wagenmacherei, der zuvorkommend agiert. Lutz Reichert(Inspektor Lestrade) spielt den geschäftigen, insistierenden Kriminalbeamten mit gewohnter Bravour, und dieses Mal lernt man sogar eine neue Seite an ihm kennen. Denn obwohl er "seinen Verdächtigen" hat, bedauert er diesen und findet ihn sogar sympathisch. In weiteren Nebenrollen treten noch David Berton(George Denne) als zunächst leicht nervöser, später geradezu empörter Cousin von Charles und Thomas Balou Martin(Sir Kenneth Paine) als würdevoller und von Holmes' Ermittlungsergebnissen verblüffter Strafverteidiger von Charles auf.

      Fazit:
      Ein spannender Fall, an dem selbst der Meisterdetektiv zu scheitern droht.

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