Die Non-Paul-Temples

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      Die Non-Paul-Temples

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      Ein reicher Schriftsteller, dessen Onkel spurlos verschwindet, sieht sich unversehens in einem ungelösten Mordfall wieder (Der Fall Greenfield)
      Ein junges Schauspielerpaar hat es satt, immer die gleichen Rollen spielen zu müssen. Doch unversehens finden sie sich in einer nebligen Nacht mitten in einem echten Krimi wieder… (Nur über meine Leiche)
      Der Schlagerkomponist Louis Bristol wird im Nachtclub seiner Exfrau Eve ermordet. Robert Bristol, sein Bruder, unterbricht seinen Urlaub, um in dem Fall zu ermitteln (La Boutique)
      Hotelier Carl Houston sitzt in einem Flugzeug, das entführt wird. Nur mit knapper Not überlebt er, doch zurück in London kehrt keinesfalls Ruhe ein… (Tief in der Nacht)

      Neben den sehr bekannten Krimis um den ermittelnden Schriftsteller Paul Temple hat Francis Durbridge noch eine ganze Reihe anderer Vorlagen für Hörspiele geschaffen, die ein wenig in dem Glanz der bekannten Figur verblassen. Ganz zu Unrecht, wie „Die Non-Paul-Temples“, einer Sammlung von vier Hörspielen mit einer Laufzeit von viereinhalb Stunden, die beim Audio Verlag nun auf MP3-CD erschienen sind. Bemerkenswert ist bei alles insbesondere die Kürze – statt mehrerer Stunden wie bei Paul Temple laufen diese Produktionen teilweise unter einer Stunde, was ganz andere Verläufe verlangt.
      „Der Fall Greenfield“ läuft gerade einmal eine knappe Dreiviertelstunde und wirkt deswegen sehr kurzweilig und temporeich, wenn auch die Geschichte nicht immer ganz überraschend ist und sich oft an bekannten Krimischemata bedient. Dennoch mit seinen ausdrucksstarken Sprechern gute Unterhaltung für Zwischendurch.
      „Nur über meine Leiche“ zieht – neben dem kriminalistischen Aspekt – seinen Reiz insbesondere durch die durchaus bissigen Seitenhiebe, die immer wieder verteilt werden. So tritt auch ein viel Komik auf den Plan, der dank trockener Kommentare, aber auch Überspitzungen einiger Figuren gut funktioniert. Der Fall an sich ist gelungen, aber nicht sonderlich spektakulär, die Verknüpfungen von Realität und Fiktion ist aber ein tolles Element, sodass eine lohnenswerte Produktion entstanden ist.
      „La Boutique“ ist einem Paul Temple-Hörspiel am ähnlichsten und läuft auch mit 130 Minuten am längsten. Hier wird wieder nicht ganz so stringent erzählt, es werden Nebenschauplätze gelegt, falsche Fährten verfolgt und viele Verdächtige ausgemacht. Das ist sehr spannend aufbereitet und vermag zu gefallen, mausert sich schnell zum Highlight dieser Box.
      „Tief in der Nacht“ ist dann völlig untypisch für Durbridge und hat fast schon Elemente eines Psycho-Thrillers, der Verlauf ist völlig anders. Nur langsam entwirrt sich hier die Geschichte und überrascht immer wieder mit Wendungen und neuen Erkenntnisse, hervorragende, vielschichtige Sprecher und ein grandioses Finale lassen auch dieses Hörspiel völlig überzeugen.
      Eine interessante Zusammenstellung mit eher unbekannten Werken des Schriftstellers, die aber jeden Krimifan der alten Schule erfreuen dürften.

      Die Sprecher sind hervorragend besetzt, jeder ist mit Engagement und Leidenschaft dabei. Jürgen Gosler und Marianne Mosa ergänzen sich als Ehepaar Nelson in „Nur über meine Leiche“ perfekt und treiben sich immer wieder gegenseitig zu guten Leistungen an, können mit Witz und Sinn für Dramatik überzeugen. Karl Michael Vogler kann Kriminalkommissar Robert Bristol standhaft und charismatisch erscheinen lassen und präsentiert eine breite Palette glaubwürdiger Emotionen. Friedhelm Ptok brilliert in „Tief in der Nacht“ mit starkem Ausdrucksvermögen und hält so immer das Interesse des Hörers hoch, baut Spannungen auf und setzt seine Figur sehr gut in Szene. Weitere Sprecher sind Friedrich Schönfelder, Ursula Dierichs und Peter Fricke.

      Musik und Geräusche sind für heutige Verhältnisse nicht mehr auf dem aktuellen Stand, aber ebenso wie ein Film aus den 60ern aufgrund seiner interessanten Handlung auch heute noch überzeugen kann, sind auch diese Produktionen noch sehr hörenswert. Zugegeben, die Geräusche klingen manchmal schon etwas antiquarisch, können aber dennoch die Szenen gut ausleuchten und Stimmung erzeugen. Etwas anders ist da schon „Tief in der Nacht“ produziert – dieses Hörspiel ist im Jahr 2000 entstanden und wirkt insgesamt moderner.

      Eine kurze Pistole, ein Finger der erhobenen Hand am Abzug, ein Trenchcoat, aber kein sichtbares Gesicht – durch die Perspektive bekommt das klassische Krimimotiv des Titelbilds einen interessanten Anstrich. Auch die Farbgebung in Schwarz-Weiß mit einigen türkisfarbenen Elementen verstärkt diesen Eindruck – und wird auch in der restlichen Gestaltung verwendet. Einige Fotos, kurze Tracklisten und Übersichten der Mitwirkenden sind im Inneren des stabilen Digipacks vorhanden.

      Fazit: Vier Krimis von ganz unterschiedlicher Natur, zwei solide und gut erzählt, einer spannend und verschachtelt und einer ganz untypisch Durbridge – aber alle hörenswert. Ich mag die Abwechslung, die dadurch entsteht, und durch die Kürze der Produktionen eignen sich diese Fälle des Autors auch für Zwischendurch.

      VÖ: 13. April 2022
      Label: Der Audio Verlag
      Bestellnummer: 9783742423290
      :besserwisser:
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