Totgesagte leben länger: Das Hörspielforum in Zeiten des Streamings

    Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen zum Thema Cookies finden Sie hier und in unserer Datenschutzerklärung

    • Totgesagte leben länger: Das Hörspielforum in Zeiten des Streamings

      Die Hörspielwelt hat sich in den letzten Jahren ja immens gewandelt. Die CD stirbt langsam aus, auch Downloads scheinen zum Auslaufmodell zu werden, sieht man mal vom Hörspielgiganten AUDIBLE ab, und die Streamingdienste werden bei der Frage, wie Hörspiele konsumiert werden, immer wichtiger.

      Durch die Übermacht des Streams verändern sich aber wohl auch die Informationskanäle des "gewöhnlichen" Hörspielhörers. Konnte man früher noch durch Elektrofachmärkte oder sonstige Geschäfte bummeln, um sich zu orientieren, was am Markt zu finden war, oder per Netz einen Haufen Zeit damit verbringen, sich aus Foren, Verlags-Homepages oder facebook-Präsenzen Neuigkeiten zusammenzusuchen, dürfte die Mehrheit der Hörerinnen und Hörer mittlerweile durch die Bündelung bei Spotify auch einer gebündelten Informationspolitik interessiert sein.

      Da kommt bei mir die Frage auf, ob im Zuge dessen den Hörspielforen, diesen aussterbenden Zufluchten hörspielverrückter Zeitgenossen, über kurz oder lang wieder mehr Gewicht zufallen könnten, denn eben diese Bündelung, durch die Spotify auf der Ebene der Hörspiele glänzen, ist ja thematisch auch bei uns zu finden. Wer also daran interessiert ist, zu erfahren, was für ihn von Interesse sein könnte, kann natürlich auch weiterhin wild und ungebändigt in den Weiten des Internets suchen - oder sich eben an ein Forum wie den Hörgrusel wenden, um hier für sich herauszufiltern, was von Interesse sein könnte. Eine Anmeldung oder gar Aktivität sind dafür gar nicht vonnöten. Vergleichbar wäre ein solcher Hörgrusel eher mit Wikipedia, wo ein kleiner Teil der User die Informationen zusammentragen, diese diskutieren und bewerten - und ein weitaus größerer Teil stummer Konsument dieser Infos ist.

      Was denkt Ihr?
      Haltet Ihr es für möglich, dass Hörspielforen zukünftig wieder mehr Relevanz bei der Orientierung auf dem Hörspielmarkt bieten könnten?

      Und sollte man vielleicht in entsprechenden sozialen Medien, wo sich heute noch die Hörerschaft in viele Gruppen zersplittert, vermehrt auf diese hinweisen?

      Wie steht es eigentlich um die Social-Media-Präsenz des Hörgrusels?
      Ist dieses Forum da noch aktiv?
      Und wäre da nicht noch Spielraum (theoretisch)?

      Fragen, die ich mir gerade stelle...
    • Hardenberg schrieb:

      Wie steht es eigentlich um die Social-Media-Präsenz des Hörgrusels?
      Ist dieses Forum da noch aktiv?
      Und wäre da nicht noch Spielraum (theoretisch)?
      Klar wäre da noch Spielraum. ;) :]
      Unser Team ist im Moment zu klein, um eine FB- oder Insta-Präsenz zu pflegen, daher passiert dort aktuell nichts.
    • Die Hörspielforen sind schon lange tot,leider Anfang 2000 war noch mächtig was los jetzt aber nicht mehr

      Die CD stirbt langsam aus bzw in näherer Zukunft wird es nur noch limitierte Auflagen geben dies betrifft vor allem die Kleinlabel

      Generell denke ich das Hörspiel immer mehr zum Liebhaber Medium sich entwickelt,die Zeit als Massenmedium wie in den 70er und 80er sind vorbei ich denke in 10 bis 15 Jahren ist auch die Vielfalt vorbei denn dieser Nischenmarkt wird doch wenn man das nüchtern und realistisch fast ausschließlich von Kleinlabel getragen deren Besitzer die Kassettenkinder von früher waren
    • Haggi schrieb:

      Die Hörspielforen sind schon lange tot
      Oh, hab noch gar nicht gemerkt, dass wir hier "tot" sind... :panic: =)
      Gut, dass mir das mal jemand sagt. :pfeifen: ;)

      Kommt halt immer drauf an, wie man "tot" definiert.
      Je größer der Ansturm, desto unübersichtlicher und schwieriger wird das Forum auch zu lenken.
      Ist dann nicht mehr unbedingt ein uneingeschränktes Vergnügen.

      Ich kann mir allerdings auch nicht vorstellen, dass die Foren nochmal populärer werden, als sie es derzeit im Schnitt noch sind.

      Als ich vor rund 13-14 jahren eingestiegen bin, hielt sich der Ansturm aber auch schon ziemlich in Grenzen, mal von einem damals noch sehr großen Vertreter abgesehen.
      Alle anderen haben da schon nur noch "mit Wasser gekocht", keine Ahnung, ob das davor wesentlich anders gewesen ist.

      Wobei aber für mich das Aussterben der CD kein Grund wäre, auch gleich einen Abgesang auf die Foren von sich zu geben.
      Man kann auch über DLs reden, wenn man das möchte.

      Hardenberg schrieb:

      Eine Anmeldung oder gar Aktivität sind dafür gar nicht vonnöten.
      Ja, aber ein Forum, das nur "von außen" besucht wird, finde ich persönlich nicht so ertrebenswert. Selbst wenn sich diesbezüglich der "Run" tatsächlich verstärken sollte.
      "Leben" bringen nur aktive User - und nur durch die hat man auch selbst Interesse und Energie weiterzumachen. :)
    • Das Web basiert ja nicht nur auf browserbasierten Protokollen. Es ist „unsere“ Perspektive, vom WWW aus der Sicht von Browser und Emails zu denken. Ich kenne genügend 15-20jährige, die keine Mails schreiben (nur Whatsapp und IG-Messenger) und deren ganzes Infonetzwerk zwischen YouTube und Tiktok abläuft. Diese Generation käme nie einem Hörspielforum in die Quere, weil sie ihm nie begegnen, ähnlich wie unsererseits niemand den Dial-In-Mailboxen mehr begegnet oder sich direkt bei Compuserve oder AOL einwählen würde.
      Offizielle Website / Instagram
      Billionäre bauen Festungen -- die Klimakatastrophe ist Realität!
    • Also für Kassettenkinder und Kinder, der 90iger sind Hörspielforen noch lange nicht tot. Im Gegenteil, wenn man wirklich an Hörspielforen interessiert ist und diese auch annavigiert dann wird man einige finden und kann man in diesen ohne Schwierigkeiten mehrere Tage in der Woche dort sehr sehr SEHR viel Zeit verbringen. Ich weiß wovon ich schreibe ;) Es wird noch Jahre oder vielleicht Jahrzehnte brauchen, bis sich Hörspielforen verabschieden müssen.

      Für Kinder, wie meine Tochter oder junge Menschen sind aber Foren ganz allgemein kein Thema mehr. Da sind sie, wie @Interplanar auch richtig schreibt, nicht existent. Man braucht sich nur hier mal die Altersstruktur ansehen. Ich kenne eine aktive 15 Jährige in einem Hörspielforum. Sie ist wirklich die Ausnahme. Da braucht ja jeder nur seine Kinder und ihren Konsum und ihr Freizeitverhalten beobachten. Wenn sie nach Hörspielen oder Informationen darüber suchen, dann machen sie dies in erster Linie in den Streamingdiensten, allen voran auf YouTube und danach auf Instagram und auf TikTok. Willst Du als Hörspielforum die Kinder, Jugendlichen und junge Menschen erreichen, dann musst Du dort eben auch präsent sein. Den einen oder die eine kannst Du mit einer solchen Aktion ins Forum lotsen. Die Masse wirst Du aber mit der für sie (!) antiquierten Struktur nicht erreichen. Sie bleiben Dir aber als Abonnent auf YouTube, auf Instagram und TikTok erhalten. Das bedeutet das Forum muss sich hier praktisch breiter aufstellen. Wie @Sylphida richtig schreibt, kostet dies Zeit und ist mit ein wenig Arbeit verbunden. Aber vor allem man muss sich auch selbst mit dieser Form des Austausches und Informationsweitergabe anfreunden können. Wir wissen dies ja von unseren Eltern und Großeltern, irgendwann kann und vor allem will man nicht mehr mit jedem Trend, mit jeder Technik mit.

      Mir selbst macht es Spaß auf Instagram und YouTube für den Hörspieltalk einen eigenen Kanal zu führen. Mit Facebook kann ich mich nicht anfreunden. Da bin ich außen vor. Das muss jemand anderer machen. Der Hörgrusel hatte ja, wenn ich mich richtig erinnere, als erstes Hörspielforum einen eigenen Facebook-Auftritt. Diesen könnte man leicht reaktivieren. Man kann ja auch Instagram und Facebook „gleich stellen“, bedeutet wenn auf der einen Seite etwas gepostet wird, ist es parallel auch auf der anderen Seite online. Ich denke mir es würde hier auf Hörgruselspiele sicherlich aktive User geben, die dies machen könnten und gern machen.

      Letztlich darf man aber auch nicht den Fehler machen Foren nur als Informationsquelle zu sehen. Denn da hat sie natürlich Defizite gegenüber Instagram, TikTok, facebook. Der große Vorteil ist und bleibt der Austausch zwischen den Hörspielfans, die gemeinsamen Aktionen und Unternehmungen, die gepflegt werden. Und dafür steht der Hörgrusel! Und dieses große Plus kann ihm keine andere Plattform nehmen. Und solange es Menschen gibt, die sich über Hörspiele austauschen wollen, und zwar in einer Form, die über Bilder, Likes und ein, zwei Sätze hinaus gehen (wie dies bei Usern wie mir oder @Hardenberg sehr gerne der Fall ist ;) ), wird das Forum immer eine Daseinsberechtigung haben und noch lange nicht tot sein. Aber natürlich sollten nicht nur Labels danach trachten andere Hörspielfans und junge Menschen für ihre Produkte zu begeistern sondern auch Foren versuchen weiterhin präsent zu sein. Und dies funktioniert in der heutigen Zeit nicht mehr nur wenn man im Forum sitzt sondern man muss die Türe aufmachen und sich die Weiten des Internets mit all ihren Plattformen zu Nutze machen. Zumindest für mein persönliches Empfinden.
    • Foren sind seit Jahren nur noch ein paar aktive User, neben den neuen Medien ist der der Ton den manche meinen geschützt durch Decknamen an den Tag zu legen. Auch ich bin deshalb nur noch selten unterwegs.
      Selbst Gewinnspiele zeigen, dass nicht mehr viele Menschen aktiv sind. Man kann sich gerne was anderes einreden, die Realität sieht aber leider so aus. Wie es richtig funktioniert zeigt zum Beispiel die Facebook Gruppe "Ein Leben ohne Hörspiele ist möglich, aber sinnlos". Was nicht heißen soll, das in den Foren nicht auch sympathische Menschen unterwegs sind.
      www.TS-Dreamland.de - Hörspiele back to the roots

      Tony Ballard - Dreamland Grusel - Andi Meisfeld - Der Trotzkopf
    • Markus G. schrieb:

      Also für Kassettenkinder und Kinder, der 90iger sind Hörspielforen noch lange nicht tot. Im Gegenteil, wenn man wirklich an Hörspielforen interessiert ist und diese auch annavigiert dann wird man einige finden und kann man in diesen ohne Schwierigkeiten mehrere Tage in der Woche dort sehr sehr SEHR viel Zeit verbringen. Ich weiß wovon ich schreibe ;) Es wird noch Jahre oder vielleicht Jahrzehnte brauchen, bis sich Hörspielforen verabschieden müssen.
      Ich verstehe aber, wie das gemeint ist. Ich bin selbst seit 1999 in Foren unterwegs und das ist wirklich eine totale Nische geworden, nicht erst in den letzten Jahren sondern schon mit fortschreitender Dauer in den 00er Jahren. Ich habe selber ein Forum mit mehr als 20.000 Usern von 1999 bis 2011 geleitet, das war schon sehr offenkundig, wie sich die Teilnahme damals reduziert und der Fokus verlagert hat.

      Zudem waren in den frühen 00ern noch Newsgroups schwer in Mode, auch davon gibt es nur noch sehr wenige.

      Anders herum freue ich mich, dass die User hier noch so aktiv sind :) In einigen anderen HSP-Foren passiert ja auch längst nicht mehr so viel. Andererseits würde ich aber auch vermuten, dass die Anzahl der wirklich regelmäßig aktiven User sich hier so auf 50 bis maximal 100 Personen beschränkt und das ist ja wirklich nur noch bedingt eine für den Markt relevante Größe.
    • Wobei man auch ganz klar sagen muss, dass Facebook genau so ein antiquiertes Instrument ist wie ein Forum. Das ist auch nur mehr etwas für Menschen über 40. Facebook wäre für mich das falsche Signal junge Menschen für Hörspiele zu ködern. Und als reine Diskussionsplattform ist sie auch ungeeignet, weil sie keine Struktur aufweist, ist mehr wie ein Chat wo alte Beiträge verschwinden und das Suchen sehr viel Zeit beansprucht. Von daher sollte man sich als Hörspielforum mMn nicht an Facebook orientieren sondern sich seiner eigenen Stärken bewusst sein und neue und junge Plattformen für junge Menschen aufsuchen so man wirklich Zuwachs möchte. Im Gegensatz zu @Thomas Birker (DLP) bin ich nämlich der Ansicht dass aktuell zumindest hier und im Talk mehr los ist als in den meisten Hörspielfacebookgruppen. Von daher fände ich es klasse wenn Du lieber Thomas hier ein wenig diese Vorteile dieser genannten Facebookgruppe hier erörterst. Vielleicht kann man dies ja auch hier ins Forum übertragen oder zumindest auf die Fachgruppe der Hörgruselspiele. Was macht man dort besser? Was ist besser? Worin zeigt sich dies konkret? Man kann ja auch von solch florierenden Seiten lernen. Ich zumindest hätte aktuell keine Zeit mehr mich auch noch in einer facebookgruppe zu unterhalten. Dafür bin ich zu sehr in Foren aktiv. Und die „bösen“ Hörspielfans sind nicht nur in Hörspielforen unterwegs. Ich weiß sogar von einigen, die nur mehr in den facebookgruppe unterwegs sind, weil sie aus den Foren geschmissen wurden ;)
    • @zdeev78 Du schreibst da viel Wahres. Damals gab es halt nur Foren. Heute gibt es eine Vielzahl an verschiedenen Möglichkeiten sich auszutauschen. Mit Facebook, Instagram, TikTok, Twitter, WhatsApp und andere Messengerdienste kamem viele Alternativen dazu. Und trotzdem gibt es immer noch 5-10 Hörspielforen. Eben weil es für einen strukturierten Austausch keine Alternative gibt. Aber natürlich tauschen sich junge Menschen und junge kommende Hörspielfans anders aus als noch wie Dinos. Und selbst wenn es so ist wie @Thomas Birker (DLP) schreibt und alle Hörspielfans sind nur mehr auf Facebook zu finden, so sind dies auch alle nur die „Alten“, aber nicht die jungen Hörspielfans. Für die braucht es andere Plattformen. Und hier ist halt die Frage ob sich ein Forum diesbezüglich weiterentwickeln möchte und sich breiter aufstellt oder nicht.

      Letztlich muss es das Hörspielforum 2021 auch nicht zwingend der Ort sein wo tausende Fans täglich Beiträge verfassen. Ich bin mir ganz ehrlich auch nicht sicher ob dies so erstrebenswert wäre. Ich sehe das Hörspielforum als einen „Wohlfühl-Ort“ wo man informiert, persönliche Kontakte pflegt, ausgiebige Diskussionen führt, die eine oder andere Aktion gemeinsam vollführt, und wo man auch ab und an über den Hauseigenen Forumstellerrand blickt und auch versucht die anderen Social-Media Kanäle in das eigene Forumsleben integriert und zudem Infos über das Forum über diverse Plattformen nach außen trägt. Ohne dabei die eigene Identität zu verlieren.
    • Nun ja, mir ging es jetzt eigentlich weniger um die allgemeine Rückschau bzw. Betrachtung einer Historie der Institution "Hörspiel-Forum", aber ich verstehe natürlich, dass das Thema dazu einlädt. :) Wir sollten aber der Versuchung erliegen, wieder in die alten Reflexe zurückzufallen, etwa mit dem Verweis auf einen angeblich rauen Umgang, der Hörspielmacher verschreckt, was dann zwischen den Zeilen als Indiz für den vermeintlichen Niedergang der Foren genommen wird. Allgemeine Hörspielforen wie der Hörgrusel waren nie eine auf Hörspielmacher zugeschnittene Plattform, die es als ihren Lebenszweck ansahen, deren Ansprüchen zu genügen. Im Gegenteil, die Macher wurden auf die Foren aufmerksam, gerade WEIL sich dort eine unabhängige Gemeinschaft bildete, an die anzudocken hilfreich und gut erschien. Aus diesem Missverständnis heraus sind für mein Empfinden über die Jahre viele unschöne Begebenheiten entstanden, denn Macher gerierten sich nicht selten äußerst dünnhäutig angesichts von Hörer-Kritik oder Nicht-Beachtung ihrer Werke und praktizierten dann teilweise Kritiker-Schelte, oft auf erbarmungswürdigem Niveau, und Forumsleitungen, auf der anderen Seite, waren nicht selten versucht, den Spirit und die Pluralität an Meinungen innerhalb der eigenen Community zu "steuern", um die angelockten Hörspielmacher nicht zu vergrätzen - was dann wiederum (zu Recht!) für Verärgerung bei jenen Userinnen und Usern sorgte, denen es nicht in erster Linie um Austausch mit Machern ging, sondern um den mit anderen Hörerinnen und Hörern.

      Ich habe nie zu denen gehört, die die Beteiligung von Produktionsbeteiligten unter allen Umständen für bereichernd empfunden haben. Und man kann ja auch in der Historie von Foren Fälle von Machern finden, die gesperrt oder durch haarsträubende Ausfälle bekannt wurden.
      Ein solcher Austausch kann fruchtbar sein, eine echte Win/Win-Situation. Man sieht dies etwa im Fall von Contendo. Allerdings sieht man da einen vorbildlichen Umgang mit den Meinungsäußerungen der Userinnen und User. Weil Contendo eben weiß, dass er es ist, der sich in das Refugium der Hörerschaft begibt, wenn er hier postet und das Forum eben nicht als Ort betrachten darf, in dem nur seine eigenen Regeln gelten und er die ihm besonders Gewogenen um sich versammeln kann.

      Aber wenn man diese distanzierte Grundhaltung nicht aufbringen kann, weil man sich eben nicht nur als Macher sieht und darum eine professionelle Distanz übt, wie Contendo oder auch Interplanar und Carsten Hermann, sondern gleichermaßen als Fan, der auf die Solidarität von Buddies hofft - die es dann eben nicht immer gibt, weil es hier um den nüchternen Austausch von Hörerinnen und Hörern über als gut oder auch schlecht empfundene Hörspiele geht -, dann kann so ein Forumsleben für einen Macher sicherlich auch ziemlich frustrierend sein. das kann ich schon verstehen. Aber dann sollte man sich eben gut überlegen, ob es der richtige Ort für einen ist. Ich gehe ja auch nicht in einen Techno-Club und störe mich dann an den Lichteffekten und der lauten Musik. :zwinker:

      Aber eigentlich war das gar nicht der Punkt, um den es mir ging, denn allgemeine Diskussionen zu Foren hat es ja immer gegeben, und dass nun nicht unbedingt Teenager dafür zu begeistern sind, in einem Forum zu posten, das mehrheitlich von Menschen zwischen 30 und 50 frequentiert wird, liegt beinahe auf der Hand. Wir sollten da auch nicht die Quadratur des Kreises versuchen. Natürlich haben diese Hörerinnen und Hörer, so es sie überhaupt noch gibt, andere Wege und Quellen, sich auszutauschen. Mir ging es nicht in erster Linie um diese Altersklasse. Sondern um den grundsätzlichen Gedanken der Bündelung von Information.

      Mir erscheint ein Hörspielforum im Grunde als der beste Raum, Infos über Hörspiele zu bündeln. In Streamingdiensten finden wir nur die Hörspiele, aber wenig Hintergrundinformationen. Wer gezielt nach einer bestimmten Art von Hörspielen sucht, ist gezwungen, sich zigfach durchzuklicken, ehe er vielleicht etwas findet. Das kann auch ermüden. Ein Forum bietet, darum die Analogie zu Wikipedia, einen fokussierteren Blick auf das, was es am Markt so gibt, ausgiebig vorgestellt und diskutiert von Menschen, die sich aus Leidenschaft damit befassen.

      Mir geht es also gar nicht in erster Linie um das Forum als Ort des Austauschs, sondern als Ort der Information.

      Wir sehen ja, dass die Anzahl täglich eingeloggter Userinnen und User meist etwa zwischen 80 und 100 beträgt. Das scheint zunächst einmal eine sehr nüchterne Bilanz zu sein. Man könnte tatsächlich auf den Gedanken kommen, dass Foren darum eine winzige, völlig irrelevante Nische sind. Die Frage, die sich mir stellt, ist jedoch: Stimmt das auch?

      Die Zahl der (nicht eingeloggten) Besucherinnen und Besucher scheint ja immens höher zu liegen. Klar, das könnten alles China-Bots o.ä. sein... aber vielleicht sind ja auch viele Klicks unter denen Menschen, die sich zwar nicht über Hörspiele austauschen wollen, aber doch informieren, die einfach im Hintergrund mitlesen, was gerade der neuste heiße Scheiß zu sein scheint und sich Anregungen für die abendliche Spotify-Session suchen, ohne je ein Wort zu posten.

      Ich weiß es nicht. Aber ist es so völlig ausgeschlossen, dass wir Forums-Poster letztlich nur die (sichtbare) Spitze eines Eisbergs sind?

      Wie gesagt, Foren bieten Orientierung. Darin sind sie sehr gut im Vergleich zu all den zersplitterten und größtenteils auch recht oberflächlichen sozialen Medien. Die Gruppe der Hörspiel-Affinen mag trotz allem eine Nische sein, aber vielleicht ist es doch keine so kleine Nische, wie viele beim Blick auf die Mitgliederzahl in den Foren glaubt. Es hat sie ja immerhin mal gegeben, all die Menschen, die sich vor zwanzig Jahren in den Foren tummelten. Zu glauben, dass die alle nun ihr Interesse für Hörspiele verloren haben - und zwar dauerhaft und konsequent -, fällt mir angesichts der alten Leidenschaften schwer zu glauben. Viel eher wird es doch wohl so sein, dass Alltagsverpflichtungen usw. es vielen einfach nicht mehr ermöglicht, in der Zahl Hörspiele zu hören wie früher - und schon gar nicht darüber in langen Forumsdebatten zu diskutieren. Man sieht doch an Events wie denen der drei Fragezeichen, die ganze Stadien füllen, dass die Leidenschaft nicht weg ist. Und auch diese Leute werden nur ein Teil der sichtbaren Freunde des Hörspiels sein.

      Dies vorausgeschickt, stelle ich nun also die Frage, ob man aus dieser Prämisse nicht etwas machen könnte. Es geht nicht darum, ungebremst Menschen in die Foren zu ziehen, so dass die Beitragszahlen explodieren. Ich denke, dafür fehlt auch neben all den berechtigten Bedenken, was dies für die innere Dynamik der jeweiligen Foren bedeutete, einfach das Interesse. Aber vielleicht sollten wir auch noch deutlicher (und selbstbewusster) in den Blick nehmen, dass uns in Zeiten des Streamings, in denen die Produktion sich in der Wahrnehmung noch deutlicher als zuvor von der Person des Machers löst, weil dieser vielen Hörern gar nicht mehr bekannt sein wird, auch eine Art ordnende und informierende Funktion zufällt, ob wir es nun wollen oder nicht. Weil hier die Bündelung an (schnell zu konsumierender) Information zu finden ist, die Menschen, die vielleicht nicht hörspielverrückt, aber doch zumindest hörspielinteressiert sind, suchen.

      Wir haben ja hier hin und wieder auch Neuanmeldungen von Menschen, die sich vorstellen mit den Worten: Ich lese hier schon sei vielen Jahren mit, aber erst jetzt...
      Vielleicht sind das die wenigen unter den vielen, die ins Lager der sichtbaren Hintergrundleser treten?

      Aus all den vorgenannten Gründen könnte ich mir vorstellen, dass die Bedeutung der Foren schon heute nicht ausreichend wahrgenommen und gewürdigt wird - und dass diese Bedeutung unter den Bedingungen des Streaming weiter wachsen könnte.

      Und vielleicht sollte man sich überlegen, diese "Herausforderung" auch ganz gezielt anzunehmen. Etwa direkt in bestimmten Medien auf den Hörgrusel und seine Inhalte hinweisen, wie es ja früher auch via facebook gemacht wurde. Und Inhalte mit besonderem Informationsgehalt in besonderer Weise zu pushen, damit sie auch auf den flüchtigen Blick sicht- und anwählbar sind.

      Nur eine Überlegung. Eine Anregung, sich darünber auszutauschen. ^^
    • Hardenberg schrieb:

      Aber vielleicht sollten wir auch noch deutlicher (und selbstbewusster) in den Blick nehmen, dass uns in Zeiten des Streamings, in denen die Produktion sich in der Wahrnehmung noch deutlicher als zuvor von der Person des Machers löst, weil dieser vielen Hörern gar nicht mehr bekannt sein wird, auch eine Art ordnende und informierende Funktion zufällt, ob wir es nun wollen oder nicht.
      Scharf beobachtet. Hörspiele ohne gesprochenen Vor- oder Abspann kann man auf Streamingportalen praktisch nicht ihrer Herkunft zuordnen.

      Das löst allerdings die Frage aus -- wer ist das denn, der oder die aus diesen Portalen kommend nach mehr Info über Hörspiele sucht? Ist das überhaupt eine nennenswerte Gruppe?
      Offizielle Website / Instagram
      Billionäre bauen Festungen -- die Klimakatastrophe ist Realität!
    • Das eben ist die Frage, die nur schwer zu ergründen ist, wenn wir davon ausgehen, dass Menschen, die sich informieren wollen, nicht unbedingt identisch sind mit solchen, die sich austauschen wollen.

      Darum habe ich den frappanten Unterschied zwischen täglicher (allgemeiner) Besucherzahl und Zahl der eingeloggten Mitglieder als Indiz ins Feld geführt.

      Dies könnte ein Hinweis sein, dass da unter der sichtbaren Oberfläche mehr schlummert, als wir vielleicht wissen. Denn es ist ja davon auszugehen, dass auch heute noch, im Zeitalter des Streamings, durchaus noch Interesse bei vielen Hörern besteht, gezielt nach Audio-Inhalten zu suchen, die ihnen zusagen, anstatt sich wild durch zig möglicherweise uninteressante Hörspiele zu klicken. Und wo sollte dieser Wissensdurst aktuell befreidigt werden, wenn nicht in Hörspielforen?
    • Hardenberg schrieb:

      Denn es ist ja davon auszugehen, dass auch heute noch, im Zeitalter des Streamings, durchaus noch Interesse bei vielen Hörern besteht, gezielt nach Audio-Inhalten zu suchen, die ihnen zusagen, anstatt sich wild durch zig möglicherweise uninteressante Hörspiele zu klicken.
      Ich denke mir dass die meisten Hörspielinteressierten schlicht und einfach auf Instagram und auf Facebook ihre Lieblingslabel abonnieren und immer wenn das Label etwas Neues postet, dieses dann automatisch beim Besuch zu sehen bekommen. Sie verpassen nichts und müssen dazu nicht unbedingt ein Forum durchwühlen. Ich bin da ganz ehrlich, hier ist Instagram sehr praktisch. Man bekommt es automatisch nachhause, oft mit Links, Fotos und Hörproben. Man muss sich da nicht kompliziert durch threads durchwühlen und speziell suchen. Also das Forum als reine Informationsquelle für Streaminghörspiele zu reduzieren, würde mMn der eigentlichen Stärke eines Forums nicht gerecht werden. Natürlich sind spezielle Forums-Playlisten wie sie ja @daneel für SPOTIFY führt extrem praktisch und sorgen dafür dass Klickzahlen am Freitag in die Höhe gehen. Aber diese kann man ja auch direkt über den Streamindienst ansteuern. Die Information hier im Grusel sind Dank @MonsterAsyl wirklich sehr vorbildlich und der Vergleich zu Wikipedia durchaus gerechtfertigt. Trotzdem würde ich meinen, dass Hörspielforen auch für Streamer nicht in erster Linie wegen der Informationen am interessantesten sind. Letztlich ist es eine Melange aus vielen guten Eigenschaften eines Forums mit der Speerspitze Diskussions- und Austauschmöglichkeit. Bei manchem könnte man sicherlich Streamer speziell auf diese Seite hier aufmerksam und attraktiver machen, zum Beispiel mit einem eigenen Bereich nur für Streamingplattformen und Hörspielen, die es nur im Stream gibt. Man könnte auch zu den VÖs jeweils unterscheiden wann sie als Cd, als Download und eben auch im Stream erscheinen. Dies würde sicherlich den Informationsgehalt speziell für Streamer erhöhen und dieses Forum für streamende Hörspielfans interessanter machen. Man muss sich hier halt dann Stückweit von Vinyl, Kassette, CD und teilweise auch Download entfernen und wie jemand denken, der gerne regelmäßig streamt.

      Das wären so meine 5 Schilling und 5 Groschen zu diesem sehr interessantem Thema :)
    • Da mag was dran sein, aber das Folgen bei Insta und Co. setzt ja voraus, dass ich schon weiß, auf was ich warte; will sagen: Als Freund des Gruselkabinetts erscheint es sinnvoll, den Newsletter usw. von Titania zu abonnieren und mich über Neuigkeiten auf dem Laufenden zu halten. Wenn ich aber irgendwann am vorläufigen Ende der VÖ-Reihe angekommen bin und es mich nach weiterem Ohrfutter ähnlicher Machart verlangt, wo suche ich dann?

      Titania macht mir keine Alternativangebote. Und im Stream oder bei amazon ist das auch nur ein Stochern im Ungefähren.

      Und an der Stelle könnte den Foren eine Bedeutung zufallen. Denn hier laufen so ziemlich alle Fäden des Hörspielkonsums zusammen und man kann Orientierung finden. Wenn man möchte. Wie gesagt: Es gibt da diese immense Kluft zwischen täglichen (nicht angemeldeten) Besuchern und echten Mitgliedern. Das mögen alles Bots sein. Vielleicht sind es aber auch viele Menschen, die Orientierung suchen und sich inspirieren lassen wollen?

      Und ich reduziere Foren damit nicht auf ein Dasein als Informationsquelle, sondern zeige nur auf, das sie von verschiedenen Menschen auf unterschiedliche Weise und mit voneinander abweichenden Interessen parallel zueinander genutzt werden könnten, ohne dass uns als Aktiven das überhaupt bewusst ist. Mehr nicht. :)