Sollten Labels auch mal ganz neue, für sie eher untypische Wege beschreiten?

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    • Mir geht es jetzt weniger darum, alle Hörspielmacher durchzugehen und sie in Schubladen zu sortieren. :zwinker: Ich wollte vielmehr das ganze Spektrum aufzeigen, wie ich es sehe. Mir geht es eher um den Anspruch, der der eigenen Arbeit zugrundeliegt. Was treibt den jeweiligen Macher an? Und ganz entscheidend: Warum meine ich bei einigen einen Anspruch zu erkennen, sich zu entwickeln, auch mal von einer (durch das eigene bisherige Schaffen) etablierten Form abzuweichen, und bei anderen eben nicht? Dafür muss es ja Gründe geben. Ich habe einige Erklärungsansätze genannt. Ob diese zutreffen, steht natürlich auf einem anderen Blatt.

      Die konkreten Beispiele dienten mir dabei eher zur Veranschaulichung. Wenn man sich aber nun zu sehr auf einzelne Namen konzentriert, verwässert das für mich zu sehr das, worum es eben eigentlich geht: die Frage der unterschiedlichen Herangehensweise bzw. Ausübung des Macher-Daseins und die Gründe dafür.

      Und klar, jeder Macher, es sei denn, er ist Multi-Millionär oder betreibt das Ganze, wie die Ohrenkneifer, als Liebhaberei, muss auch den finanziellen Aspekt beachten. Das steht ja nicht in Abrede. Aber das heißt ja eben nicht, dass alle Schöpfung allein dieser Maßgabe untergeordnet werden muss. Es ist ja schon ein Unterschied, ob man Hörspiele macht, UM Geld zu verdienen, oder ob man sie macht, um AUCH Geld damit zu verdienen. :)

      Beim Gruselkabinett sehe ich den von mir dargestellten Anspruch beim ersten Viertel ihrer Veröffentlichungen durchaus, später eher nur noch punktuell, muss ich gestehen. So etwas kann ja auch einem Wandel unterworfen sein.
      Aber wie gesagt: die Beispiele sollen nur veranschaulichen und nicht den einen Macher auf Kosten eines anderen ab- oder aufwerten. :)
    • Markus G. schrieb:

      Als Interplanar jedoch in Mystery machte oder ein Crowdfunding zu den „Göttern“, ging beides schief. Weil man zu wenig Fans von Brandis mitnehmen konnte und die Zeit zu kurz war um neue Fans zu rekrutieren.
      Das trifft es nicht umfassend. Bei den "Seelenwächtern" war das Kalkül des Labels, dass die zahlreichen Fans der Bücher von sich aus Schlange stehen würden, um sich die Hörspielfassung anzuhören. Deswegen gab es jenseits der Facebookseiten der Buchautorin Nicole Böhm null Promotion. "Seelenwächter"-Fans sind jedoch hauptsächlich weiblich und hörbuchaffin, und der Effekt trat nicht ein. Das Hörspiel wurde inzwischen vom Markt genommen und eine LAUSCH-Hörbuchedition für Audible gestartet (Link 1 / Link 2), und die trifft den Geschmack der (scharf definierten) Zielgruppe besser.
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      Wir hatten das ganze zweite Hörspiel bereits aufgenommen, und auch wenn "Urban Fantasy" nicht ganz mein pers. Lieblingsgenre ist, hätte ich es begrüßt, wenn wir #2 auch noch hätten fertig produzieren können, denn erst die beiden Folgen zusammen ergeben das erste Kapitel dieser Story (#1 erzählt aus der Sicht der weibl. Hauptperson, #2 aus der männlichen). Und Konrad hatte wieder phantastisch gespielt. War halt nicht. Schade.


      Beim Crowdfunding war es anders. Da haben wir uns anders verschätzt, sowohl, was das Interesse an einer exkl. CD-Edition, als auch, was das Interesse an Thorne Smith generell angeht. Der Stoff ist hierzulande praktisch unbekannt, und deswegen gab es kaum Weiterempfehlungen (im Sinne von "schau mal, das Buch ist toll, mach da mit!"). Das hätte man mit viel Promotion und "build up" vielleicht anders hinbekommen. Und wir sind als Produzenten eben anders als LAUSCH, IMAGA, und STIL keine "bekannte Marke". Für die Sache gibt es aber nun doch ein Happy End, und das ist die Hauptsache.

      Das Ausprobieren neuer Wege und Herausforderungen muss sich natürlich die Balance halten mit den wirtschaftlichen Möglichkeiten. Wir stoßen da als "Nur-Produzenten" schnell an unsere Grenzen, wenn sich kein Labelpartner fände. Aber es nicht zu versuchen käme für mich einer Stagnation und Erstarrung gleich, und dazu möchte ich die Sache viel zu sehr gerne tun.
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    • Hardenberg schrieb:

      Ich finde nur den Threadtitel etwas ungünstig gewählt, weil er dazu verleitet, am entscheidenden Punkt vorbeizugehen und im Austausch in die absolut falsche Richtung zu denken.
      Das "Kind" musste aber halt gestern Abend, quasi auf die Schnelle, einen Namen haben, um den Thread anlegen zu können.
      Mir fiel kein besserer Titel ein, aber ich ändere ihn jederzeit gern so um, wie es Dir, als dem "Initiator" des Themas, angemessen erscheint. :zustimm:
      Das ist überhaupt kein Problem, einfach posten.
    • Wobei es für mein Empfinden ja auch viel zu kurz griffe, sich jetzt ein Beispiel (in diesem Fall Interplanar und die beiden angesprochenen Beispiele) herauszupicken und anhand dessen belegen zu wollen, warum so etwas nicht funktionieren kann. Denn wie ich ja schon mehrfach betonte: die Fragestellung bezieht sich ja nicht ausschließlich auf Genrewechsel.

      Ich sehe zB bei Oliver Döring eine atemberaubende Steigerung, wenn ich mal seine Entwicklung von John Sinclair über Foster zu den Phantastischen Hörspielen (inkl. der beiden Folgenreich-Hörspiele nach Wells) betrachte. Handwerklich war er natürlich schon immer top, wenn auch vielleicht ein bisschen zu sehr an Synchro orientiert und teilweise zu steril und auch zu krachig, aber es sind in seiner Art der Inszenierung mittlerweile so viele Feinheiten drin, dass mich das hin und wieder wirklich hinreißt. Das heißt natürlich nicht, dass das immer gleich gut funktioniert. Aber dort, wo es funktioniert, haut es mich von den Socken. =)
      Und dann noch die Arbeit am Skript... Der Mann hat ja so etwas wie Die Zeitmaschine, Berge des Wahnsinns oder den Moreau nicht einfach nur umgesetzt. Er hat da, um seine Art der Vertonung hinzubekommen, sehr viel eigenes hineingesteckt, die Plots völlig neu strukturiert, eine Dramaturgie geschaffen, die sich den Bedingungen des Hörspiels anpasst und mittels großem Rechercheaufwand, wie man spürt, die Handlung in eine andere Zeit transportiert. Die Dialoge sind geschliffen und immer auf dem Punkt, ohne jede Floskel oder überflüssigen Schnickschnack. Also da sehe ich schon eine immense Entwicklung.

      Und auch wenn Döring natürlich ein Extrembeispiel ist, so stelle ich mir eben vor, dass dieses untergründig spürbare Getrieben-Sein doch eigentlich der Normalzustand bei Künstlern sein müsste. Eine solche Entwicklung sehe ich aber nicht in der Breite. Bei einige scheint es mir sogar so etwas wie Rückschritte zu geben. Oder eben Stagnation.

      Contendo fällt mir natürlich in erster Linie im Hinblick auf die Professionalität auf. Vergleicht man so etwas wie Mord in Serie mit den Midnight Tales, dann, finde ich, liegen da Welten dazwischen, sowohl inhaltlich (wenigstens insgesamt) als auch handwerklich. Was ich (noch) nicht so sehe, ist der inhaltliche "Anspruch" (wobei ich mit dem Wort gar nicht hochintellektuelle Sujets meine!). Da ist doch noch vieles zu sehr cosy für meinen Geschmack. Aber bei den MT sieht man schon einige Folgen, die mehr wollen oder wenigstens mehr Deutungsspielraum zulassen (Jenseits 2.0, Kindheits-Trauma, Der Winter naht). Für mich ist es eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis Contendo auch inhaltlich auf ein anderes Level geht. Jedenfalls auch. Das Zeug dazu sehe ich durchaus. Wobei natürlich der Hauptunterschied ist, dass da die Arbeit am Skript (noch) ausgelagert ist. Aber ich könnte mir vorstellen, dass da in Zukunft auch mal etwas kommt, bei dem Contendo inhaltlich mit einem Autoren zusammenarbeitet und etwas entwickelt, das über die "gewohnte" Cosy- oder Gruselkost noch ein bisschen hinausgeht. Ganz einfach weil man da auch erkennt, dass die Freude an der Weiterentwicklung vorhanden ist. Und da wird man wohl zwangsläufig auch an inhaltliche Grenzen stoßen - und sie zu durchbrechen versuchen. Glaube ich jedenfalls. Korrigier mich gern, falls ich falsch liege, @Contendo :zwinker:

      +++

      @Agatha

      War auch nicht bös gemeint.
      Ich schaue mal, ob mir etwas einfällt, was den Kern noch einen Ticken besser trifft. ^^
    • Man muss bei der Diskussion aufpassen, dass man Labels und Künstler ein wenig voneinander abtrennt, sonst bewegt man sich in einem Mischmasch, der sich teilweise nur schwer vergleichen lässt, da bei einem Label z.T. deutlich mehr Künstler mitarbeiten, z.T. aber eben auch nicht.
      Letztlich dürften sich aber beide Gruppen im Spagat bewegen zwischen: kommerziellem Erfolg / Wirtschaftlichkeit und dem eigenen künstlerischem Antrieb. Um letzteren scheint es Hardenberg wohl vor allem zu gehen und das kann ich durchaus nachvollziehen. Andererseits lässt sich der kommerzielle Ast aus meiner Sicht eben nicht so komplett davon lostrennen. Zumindest nicht, wenn man als Künstler kommerziellen Randbedingungen unterworfen ist - sprich: wenig Freiheit hat ohne großes Risiko mal viel Zeit und evtl. auch Geld in neue Experimente zu stecken. Da mag das Umfeld im Radio durchaus freigiebiger sein und mehr Möglichkeiten zum Ausprobieren geben.

      Im Einzelfall dürften die Gründe natürlich vielschichtig sein, warum manche trotz ähnlichen kommerziellen Drucks immer wieder neue Wege ausprobieren, während andere eher nur in Nuancen ein bestimmtes Genre variieren. Das dürfte sich schwer verallgemeinern lassen. Von daher macht es vermutlich schon Sinn, sich an den Beispielen abzuarbeiten und daran die verschiedenen Aspekte herauszuarbeiten.

      Um mal nochmals den Aspekt Label vs. Künstler aufzugreifen, so ist das vor allem beim Vergleich Contendo vs. Titania eine Herausforderung, wenn man beide gegenüberstellt. Denn wie weiter oben schon erwähnt, arbeiten bei Contendo eine Vielzahl an Künstlern an verschiedenen Themen. Bei Titania eben nicht. Und ich finde nicht, dass man Titania nur rein aufs Gruselkabinett verkürzen kann, aber man merkt bei Titania schon sehr deutlich den Hang zu historischer Literatur/Figuren und das ist ja auch ein bisschen zu deren Markenzeichen geworden. Und ich glaube gerade letzteres ist ein nicht zu vernachlässigender Aspekt: wenn man zu Titania greift, dann weiß man als Hörer ziemlich genau, was man bekommt. Das bietet eine Form der Verlässlichkeit, die man mit gar zu abweichenden Stoffen in diesem Markenumfeld vermutlich nur sehr schwer platzieren könnte. Aber natürlich gäbe es durchaus genug Material, an dem sich Titania versuchen könnte, welches sich trotzdem gut in den bestehenden Katalog eingliedern ließe. Vielleicht tun sie das ja auch schon - wir wissen es nur noch nicht. Als Hörer würde ich mich darüber natürlich sehr freuen.
      Aber wenn man immerzu das kommerzielle Risiko im Hinterkopf hat, ist es vielleicht doch ein gar zu großes Hindernis sich wirklich frei an neuen Stoffen zu probieren, wenn man in der gleichen Zeit an sicheren Bänken schrauben könnte, die ansonsten zeitlich dann vermutlich zu kurz kommen würden. So gesehen, gleich ein doppeltes Risiko.
      Döring zum Beispiel hat ja bislang keine solch extrem etablierte Serie (mehr), so dass er vielleicht schon allein dadurch etwas experimentierfreudiger ist. Könnte das ein Grund mit sein, warum er einiges mehr an Serien ausprobiert hat? Aktuell bietet die Reihe phantastische Geschichten natürlich eine gute Möglichkeit ähnlich wie Midnight Tales sich recht breit auszuprobieren, da der Reihencharakter deutlich freier angelegt ist als das Gruselkabinett. Dramaturgisch hat er definitiv seinen eigenen, unverwechselbaren Stil, einen ganz anderen als die Jungs von Titania, und diesen sicherlich über die Jahre verfeinert, während das Gruselkabinett vielleicht tatsächlich ein bisschen in die andere Richtung gegangen ist und zu viel Raum für Schwachpunkte lässt. Aber auch das dürfte evtl. eine eher subjektive Wahrnehmung sein. Auf jeden Fall muss man auf jeden Fall Döring zugestehen, dass er bzgl. der umgesetzten Stoffe schon deutlich breiter unterwegs ist (von Sinclair über Star Wars und Lovecraft/Wells), als die Jungs von Titania - allerdings hat er früher auch viel im Auftrag für größere Labels gemacht, was natürlich nochmals mehr Freiheit ermöglicht. Aber klar muss man ihm hier zugute halten, dass er dies jetzt auch mit seinem eigenen Label weiter forciert - auch wenn die Ausgangslage eine andere als bei Titania war.

      Das mal als ein paar weitere Gedanken von meiner Seite.
    • hsp3 schrieb:

      aber man merkt bei Titania schon sehr deutlich den Hang zu historischer Literatur/Figuren und das ist ja auch ein bisschen zu deren Markenzeichen geworden. Und ich glaube gerade letzteres ist ein nicht zu vernachlässigender Aspekt: wenn man zu Titania greift, dann weiß man als Hörer ziemlich genau, was man bekommt. Das bietet eine Form der Verlässlichkeit, die man mit gar zu abweichenden Stoffen in diesem Markenumfeld vermutlich nur sehr schwer platzieren könnte.
      Ich gehe sogar davon aus, dass man seitens Titania gar nicht unfroh darüber ist, dieses "Markenzeichen" mittlerweile zu haben.
      Man bleibt bei dem, was man zu können glaubt bzw. in den Augen vieler Hörer auch nach wie vor kann, lässt sich davon nicht nennenswert abbringen.
      Und eins muss man auch mal sagen: Wir in den Foren sind ja nun nicht der "Nabel der Welt" mit unseren Meinungen zu Labels und Hörspielen. ;)
      Der "Durchschnittshörer" dürfte wesentlich "anspruchsloser" sein, weil er einfach häufig weniger Produktionen kennt und auch das, was uns Vielhörern/ "Darüber-Diskutierern" vielleicht mittlerweile ein bisschen zu "eingefahren", zu wenig abwechslungsreich erscheint, noch vollauf zufriedenstellend findet.
      Da kann es ausgesprochen hilfreich sein, wenn man als etabliertes Label für eine bestimmte Richtung steht und der Hörer, der mal wieder genau solche Geschichten hören möchte, dann auch diesen "Katalog" aufschlagen kann und dort fündig wird.
      Nicht jeder möchte ja viele verschiedene Genres hören. :) Und nicht jedes Label viele verschiedene Genres produzieren. :)
      Ich bewerte das auch nicht, wie schon einmal geschrieben, die einen wählen diesen, die anderen jenen Weg.
      Mir ist auch das innovativere Label keinesfalls automatisch lieber als das konservativere. :)
    • Ich betone noch einmal, dass es auch noch andere Variations- und Weiterentwicklungsmöglichkeiten gibt als bloß das Genre. Wenn man sich etwa auf historische Stoffe spezialisiert hat und dieses Genre auch liebt, warum soll man dann "krampfhaft" etwas anderes versuchen?

      Aber innerhalb dieses Genres böten sich ja auch vielfältige Möglichkeiten. Man kann unterschiedliche Formate wählen, von der Reihe, über Einzelhörspiele oder einer Kurzserie zur regulären Serie, man kann in der Art, wie man eine Geschichte anlegt, wie man sie formal strukturiert, welche Erzähltechniken man vielleicht entwickelt, um die Handlung mitreißend und spannend zu gestalten, durchaus Neues wagen.

      Oder man entschließt sich eben, ein (vermeintliches) Erfolgsmodell immer und immer wieder zu reproduzieren, in der Annahme, da dies sich als erfolgreich herausgestellt hat, wird es dies für alle Zeit bleiben. Das mag dann kommerziell nachvollziehbar sein, vom künstlerischen Aspekt ist es dies wenigstens für mich nicht.

      Oliver Döring lebt es ja vor. Er bleibt ja grundsätzlich der Richtung treu, was die Auswahl seiner Geschichten angeht. Es mag vielleicht heute kein Groschengrusel mehr sein, aber im Fokus stehen schon noch immer im weitesten Sinne phantastische Spannungsgeschichten. Er vertont ja jetzt nicht plötzlich eine Mantel-und-Degen-Stoffe oder den dreiundzwölfzigsten Sherlock Holmes. Aber im Wie hat er eben einen für mein Empfinden deutlichen und erstaunlichen Reifungsprozess hingelegt. Man spürt, wie ich finde, dass es ihm nicht mehr ausreichte, einfach "nur" auf Groschengruselniveau zu bleiben. Das hätte ihn völlig unterfordert, denke ich.

      Für mich ist Marco Göllner, wie ich schon schrieb, ein ähnlicher Kandidat, allerdings einer, dem nicht die Situation gegeben war, eigenständig Originalstoffe aus seiner Feder umzusetzen. Und darum hat er eben viele Auftragsarbeiten gemacht. Spannend fänd ich nach wie vor, wenn er nun, ausgestattet eventuell auch mit einem kleinen Polster aus seinem Buchverkauf, mal etwas eigenes im Bereich auf die Beine zu stellen, analog zu Goldagengarden, also eine komplette Göllner-Geschichte von vorn bis hinten. Und ich bin mir sicher, dass er dann auch wieder viel Neues versuchen würde. Er ist eben auch so ein Typ.

      Klar spielt der finanzielle Aspekt immer eine Rolle. Das verstehe (und bedaure) ich ja auch. Leider goutiert die breite Masse Experimente nicht unbedingt. Die hörspielaffine Hörerschaft scheint mit zu wesentlichen Teilen eine Klientel zu sein, die den Ruf nach der Reproduktion quasi zu ihrem Mantra gemacht hat. Es soll möglichst gleich klingen, weil nur so das Gefühl transportiert wird, um das es dem Hörer letztlich geht. Wie eben bei DDF.

      Beim Gruselkabinett, um bei diesem Beispiel zu bleiben, hat mich halt sehr oft gewundert, dass man auch INNERHALB dieser Reihe nicht mal neue Ansätze gesucht hat, zB in der Art, wie man die Geschichten aufbaut und rüberbringt. Da klingt halt vieles sehr, sehr ähnlich. Und dass man nicht auch innerhalb des Genres mal etwas ganz anderes versucht, das einen neuen Reiz, eine neue Motivation beim Bearbeiter erkennen lässt. Aber wie gesagt: das ist ja nicht verwerflich. Mich wundert es nur.

      Bei Contendo sehe ich durchaus diesen Mut und diese Neugierde. Und ich sehe auch die handwerkliche Entwicklung über die Jahre. Ich bin mir nur noch nicht ganz sicher, worauf diese Gründe: ob sie Ausdruck eines intrinsischen, künstlerischen Anspruchs ist oder Folge marktwirtschaftlicher Erwägungen gemäß der Fisch-Wurm-Regel. Wo sich andere vielleicht zu sehr auf eine spezielle Art von Hörspielen versteifen, ist hier vielleicht für den Beobachter nicht unbedingt eine "innere" Logik, eine nachvollziehbare Linie zu erkennen, die auf eine eindeutige künstlerische Ambition schließen ließe. Die Versuche könnten auch allein von der Frage bestimmt sein, was am Ende Kohle bringt. Was ebenfalls nicht verwerflich wäre. Aber es macht natürlich inhaltlich einen Unterschied. :)