Sollten Labels auch mal ganz neue, für sie eher untypische Wege beschreiten?

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    • Ich finde es erstaunlich, wie viel @Contendo so übers Jahr raushaut. Man könnte meinen, er ruht sich erst mal auf seinen jüngsten Erfolgen aus - Insel-Krimi, Midnight Tales -, aber nix da: Die drei Senioren, Mord ist ihr Leben und jetzt noch etwas... Da will es jemand wirklich wissen. =) Top!

      Wenn ich da zB mal an Titania Medien denke, die seit knapp zwanzig Jahren im Grunde nur Gruselkabinett und Holmes machen. Was ja okay ist, aber ich wundere mich halt manchmal, dass es die Jungs nicht doch mehr juckt, auch mal etwas völlig anderes zu probieren. Aber egal, anderes Thema. :zwinker:

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Audiophilius ()

    • Und Titania Special erscheint noch, zwar nicht oft aber doch regelmäßig. :) @Hardenberg auf jeden Fall eine interessante Sache, wundert mich ebenfalls.

      Da ist Contendo auf jeden Fall anders unterwegs und hier freue ich mich jedes Mal über neue Ankündigungen. Das hier hört sich schon sehr spannend und interessant an. Meine Neugier ist voll gepackt. :zustimm:
    • Da habe ich mich wohl missverständlich ausgedrückt. Mir ging es ja, wie in Bezug auf Contendo geschrieben, um sowohl inhaltlich als auch formal völlig neue/abweichende Wege, darum habe ich die Specials und die Märchen nicht genannt, weil die zumindest in der Machart sehr stark auf der Gruselkabinett-Welle mitschwimmen, wie ich finde.

      Ich meinte eher, dass es mich sehr wundert, wenn es die Jungs von Titania nach all der Zeit nicht mal in den Fingern juckt, einen ganz anderen Ansatz zu versuchen, sowohl inhaltlich als auch in der Art, wie man an eine Geschichte herangeht. So wie es etwa Döring mit seinem Sprung vom Groschengrusel zu den erzähltechnisch deutlich anspruchsvolleren Lovecraft- und Wells-Vertonungen macht. Oder die Ohrenkneifer, die sich im Grunde mit jedem Hörspiel neu erfinden. Oder eben auch Contendo, wo man auch immer wieder mal Neues versucht. Die Titania-Jungs sind ja mittlerweile auch schon alte Hasen im Geschäft. Da könnte es ja auch mal reizvoll sein, etwas zu bringen, was in der Gegenwart spielt, oder eine echte Serie mit längerem Handlungsbogen oder ein völlig anderes Genre...

      Wie gesagt: das ist nicht per se gut oder schlecht. Es erstaunt mich nur. Denn mich würde das mit der Zeit wohl langweilen, weil sich wohl unweigerlich Routinen einstellen (und ich finde, das hört man so mancher Vertonung mittlerweile auch an), aber da tickt halt jeder anders. Auch die Hörer. Da suchen ja manche regelrecht die Gleichförmigkeit, die Wiederholung, um eben darin versinken zu können, weil das als behaglich empfunden wird. :)
    • Ähm, die Serie ist aber doch schon seit über zehn Jahren beendet. :zwinker:
      Das meine ich ja gerade: früher mal schien da noch ein bisschen mehr Schwung zu sein, während heute doch alles ein wenig "gleichförmig" klingt, zumindest für meine Ohren. Also im Vergleich etwa zu Contendo mit dieser durchaus beachtlichen Bandbreite. Um im Topic zu bleiben. =)

      Kann es übrigens sein, @Contendo, dass die Zombie-Serie, die ursprünglich unter dem Titel Dead Earth erscheinen sollte, noch einmal nachbearbeitet wird/wurde? Oder taugt das Thema für mehr als eine Produktion?
    • Ich für mich sehe da eher eine ganz typische Handschrift der Labels. Ich höre sofort ob ein Hörspiel von TITANIA, Ohrenkneifer, Döring, R&B oder eben auch von CONTENDO gemacht wurde. Ich sehe da bei all diesen Labels eher einen ganz typischen Stil, der in der Regel immer der selbe bleibt. Was ich persönlich auch begrüße. Wenn ich CONTENDO kaufe, dann will ich auch CONTENDO hören. Und für meine Ohren klingt Döring zum Beispiel nach all den Jahren immer noch ganz klar nach Döring unabhängig davon ob er jetzt Sinclair, Foster, The Border, Phantastische Geschichten oder End of Time macht.
    • Mit der Handschrift hat das ja auch nichts zu tun. Sondern mit der Themenwahl und der Herangehensweise an Geschichten, die innerhalb dieses persönlichen Stils durchaus variieren können. Sonst klänge ja jedes Hörspiel von derselben Person wie 08/15.

      Aber ich sehe schon: Die meisten scheinen nicht so recht nachvollziehen können, worum es mir geht.
      Kann ich mit leben. =)
    • Also bei FALLEN hat Döring auch für mich neue Wege eingeschlagen, weil Mystery und weil Marco Göllner den Hauptanteil übernommen hat. Oder bei Das Geheimnis des Bermuda Dreieck, da man hier die Restaurierung und VÖ auf CD übernommen hat, wofür ich DÖRING für ewig unendlich dankbar bin. Insgesamt bewegen sich aber die meisten Labels doch auf gewohnten Pfaden, auch wenn diese nicht immer 1:1 gleich sind. Zu CONTENDO würde ich ihr Engagement rund um Terra Mortis nennen, dass man unter dem Namen ContamiNation Z veröffentlicht hat. Da hat sich tatsächlich auch einiges von ihrem bisherigen Handeln unterschieden. Es gibt also durchaus auch Beispiele bei denen ich bei Dir wäre @Hardenberg, zumindest für mein persönliches Befinden. Einige Beispiele mehr gäbe es sicherlich auch noch. Dafür wäre aber ein eigener thread sicherlich ratsamer.
    • @Hardenberg
      Ich glaube zu wissen was du meinst.
      Warum nicht ne SciFi Serie von Titania, wo doch andere wie Contendo eine ANDERE Serie nach der nächsten raus hauen?

      Gibt halt mehrere Ansätze:
      Viel von einem und dafür nur das oder eben mehreres und dafür von allem weniger.

      Wenn Contendo nur Midnight Tales machen würde wären wir bestimmt schon im 100er Bereich^^

      Ums auf mein Faible zu Münzen:
      Morris ist auch einer der wenigen Zeichner gewesen der sich nur auf eine Figur konzentriert hat, dafür gibt's halt auch von Lucky Luke 70 Bände.

      Andere Zeichner hatten mehr und dafür gibt's von Isnogud "nur" 27 Bände und von Asterix 34.
      Die Zeichner hatten eine Zeitlang auch andere Serien die sie dann für die Klassiker einstellten, aber dennoch sind's weniger.

      Titania sagt sich halt wohl auch es gibt so viel für die Serie Gruselkabinett zu vertonen...
      Why Not? Wird man eh nicht alles vertonen können was man möchte.
    • Hardenberg schrieb:

      Aber ich sehe schon: Die meisten scheinen nicht so recht nachvollziehen können, worum es mir geht.
      Doch klar, war ja nicht unverständlich ausgedrückt. ;)
      Aber jedes Label ist nun mal anders "drauf", bei Titania hält man sich, nach ein paar "Versuchsballons" in der Vergangenheit, an das, was man unter "atmosphärische Hörspiele" versteht.
      Dabei bleibt man dem treu, worauf man sich besonders gut versteht, keine Experimente!
      Und deshalb ist man wohl der Meinung, besser die Finger von irgendwelchen harten (Gegenwarts-)Krimis oder sogar dystopischen Endzeit-Stoffen bzw SciFi lassen zu sollen, bevor man womöglich eine Bauchlansung hinlegt und Geld verliert.
      Nicht jeder ist experimentierfreudig und traut sich das überhaupt zu.
      Außerdem darf man nicht vergessen: Hier agieren nicht diverse Autoren, die man für unterschiedliche Genres verpflichtet hat, Marc Gruppe schreibt die Skripte, meist auf Basis bereits vorhandener, alter, gemeinfreier Stoffe.
      Wollte man andere Genres bedienen, müsste da einiges im Produktionsprozess umgestellt werden. Muss man wollen, können, was auch immer.

      Für mich darf das auch jedes Label so machen, wie es möchte, ohne dass ich eines deswegen bevorzuge.
      Letzlich zählt für mich dasjenige, was zig unterschiedliche Serien herausbringt, nicht mehr als das, was auf zwei bis drei bewährte setzt.
      Was nutzen mir auch die Vielen, wenn mich persönlich davon nur ganz wenige interessieren.
      Und das jetzt ausdrücklich bezogen nicht speziell auf Contendo, sondern generell.
      Gibt ja derzeit Labels, die neue Serie um neue Serie rauskloppen - bis da mal alles erschienen ist, was man bereits vollmundig ankündigt, bin ich alt und grau. =) ;)
    • @Mr Blonde

      Du hast mich verstanden. :)
      Aber es geht mir nicht darum, das zu bewerten, auch wenn ich im Falle vom Gruselkabinett schon eine gewisse Eintönigkeit beklage.
      Grundsätzlich ist das natürlich, wie Du sagst, okay. Ich frage mich halt nur, ob das nicht auf Dauer auch öde werden kann und es einen dann nicht reizt, etwas anderes zu machen, sich weiterzuentwickeln. Das wäre nun meine Vorstellung vom Künstler-Dasein. Aber natürlich ist es ebenso legitim, es anders zu sehen.


      @Markus G.

      Es geht nicht darum, dass Titania anders als Titania klingen soll oder Döring anders als Döring. Im Gegenteil, für mich gehört eine gewisse Handschrift unbedingt dazu. Es geht darum, dass nicht alles wie das Gruselkabinett klingt. Ob nun im Aufbau, inhaltlich oder in der technischen Umsetzung. Nicht jede Wiederholung geht ja als Handschrift durch.
      Vielleicht ist es so beschrieben deutlicher, worauf ich hinauswill. :)
    • Hardenberg schrieb:

      Da habe ich mich wohl missverständlich ausgedrückt. Mir ging es ja, wie in Bezug auf Contendo geschrieben, um sowohl inhaltlich als auch formal völlig neue/abweichende Wege, darum habe ich die Specials und die Märchen nicht genannt, weil die zumindest in der Machart sehr stark auf der Gruselkabinett-Welle mitschwimmen, wie ich finde.

      Ich meinte eher, dass es mich sehr wundert, wenn es die Jungs von Titania nach all der Zeit nicht mal in den Fingern juckt, einen ganz anderen Ansatz zu versuchen, sowohl inhaltlich als auch in der Art, wie man an eine Geschichte herangeht. So wie es etwa Döring mit seinem Sprung vom Groschengrusel zu den erzähltechnisch deutlich anspruchsvolleren Lovecraft- und Wells-Vertonungen macht. Oder die Ohrenkneifer, die sich im Grunde mit jedem Hörspiel neu erfinden. Oder eben auch Contendo, wo man auch immer wieder mal Neues versucht. Die Titania-Jungs sind ja mittlerweile auch schon alte Hasen im Geschäft. Da könnte es ja auch mal reizvoll sein, etwas zu bringen, was in der Gegenwart spielt, oder eine echte Serie mit längerem Handlungsbogen oder ein völlig anderes Genre...

      Wie gesagt: das ist nicht per se gut oder schlecht. Es erstaunt mich nur. Denn mich würde das mit der Zeit wohl langweilen, weil sich wohl unweigerlich Routinen einstellen (und ich finde, das hört man so mancher Vertonung mittlerweile auch an), aber da tickt halt jeder anders. Auch die Hörer. Da suchen ja manche regelrecht die Gleichförmigkeit, die Wiederholung, um eben darin versinken zu können, weil das als behaglich empfunden wird. :)

      Eine sehr spannende Diskussion, die eigentlich fast einen eigenen ausgelagerten Diskussionsthread verdient hätte.

      Titania hat ja schon eine sehr spezifische Handschrift, die es mir gerade nur zum Teil vorstellbar macht, sich so breit in den Genres zu bewegen wie das Contendo tut. Aber nur weil ich mir das gerade nicht so gut vorstellen kann, soll das natürlich nicht heißen, dass sie es nicht vielleicht sogar sehr gut könnten. Evtl. liegt es ja tatsächlich auch einfach daran, dass ihre Stoffe jetzt schon seit vielen Jahren aus einem ähnlichen Umfeld stammen, nämlich eher historischer Romanvorlagen und Klassiker und man gar nichts anderes von ihnen kennt.

      Contendo hat sich hier strategisch nochmals ganz anders aufgestellt. Zumindest aus dem Blickwinkel des Konsumenten heraus. Während Titania ja mehr oder weniger alles alleine in 2-Mann-Union stemmt, hat Contendo gleich ein ganzes Heer an Schreibern verpflichtet. Das macht es natürlich viel eher möglich, sich thematisch in der Breite zu positionieren. Und ich finde, das hat man wirklich sehr gut geschafft. Gerade auch mit der VÖ-Strategie in Corona-Zeiten mit einem sehr regelmäßigen Output in sehr kurzem Abstand, so dass die Serie immer wieder in die Wahrnehmung der Konsumenten gerät und sich entsprechend etablieren kann. Gleichzeitig baut man sich einen ordentlichen Back-Katalog aus, der im neuen Streaming-Zeitalter ein wichtiges Standbein sein dürfte. Zudem plant man wohl auch schon mehrere Jahre bzw. unzählige Folgen und Reihen in die Zukunft und kann daher natürlich auch vieles an Kosteneffizienzen heben, z.B. wenn ein Sprecher gleich für 10-20 Hörspiele (nur ein Schuss ins Blaue) Rollen aufnehmen kann.

      Auf jeden Fall erscheint mir die Strategie von Contendo doch deutlich besser an die aktuellen wirtschaftlichen Bedingungen angepasst. Aber ein solcher Weg muss natürlich auch zu einem Label passen. Aber da Titania schon seit vielen Jahren nach dem bekannten Schema operiert, scheint sich dieses ja nach wie vor zu bewähren, auch wenn es vielleicht bedeutet, dass wir als Hörer nicht so vielseitigen Output wie bei Contendo an die Ohren bekommen. Andererseits weiß man bei Titania Medien ziemlich genau, was man bekommt und es gibt eigentlich wenig Überraschungen - in die eine oder andere Richtung. Freuen würde ich mich aber auf jeden Fall, wenn man sich bei Titania einem Projekt wie der Vertonung einer Jahrhundertsaga vornehmen würde - evtl. in einem modernen Staffelformat. Das würde sehr gut in deren Repertoire passen.
    • Sollten Labels auch mal ganz neue, für sie eher untypische Wege beschreiten?

      So, habe die Diskussion, die im Contendo-News-Thread wirklich schon lange nichts mehr zu suchen hatte, jetzt hierher ausgelagert. :winke:
      Bitte nach Herzenslust zum Thema weiterposten.
    • Inhaltlich ungewohnt neue Wege zu gehen bedeutet ja erstmal zwei Dinge: ein finanzielles Risiko, wenn es nicht klappt und dann auch noch das Einarbeiten und Arbeiten in einem storytechnisch neuen Umfeld. - Das erste muss man finanziell aushalten können und das zweite muss man hinkriegen können.

      Für uns auf der anderen Seite ist das immer recht leicht gesagt, dass es toll wäre, wenn X mal Y machen würde.

      Trotz allen Wagemuts muss ein inhaltlich neues Thema gekonnt und beherrscht werden. Und das Interesse muss da sein, mal was ganz anderes auszuprobieren.

      Titania zum Beispiel hat sich einfach ein Image erarbeitet, da steht auch immer die Frage im Raum, wie der "Markt" insgesamt darauf reagiert, wenn plötzlich was ganz anderes angeboten wird. - "hippe Jugend-Sport-Abenteuer mit Fantasy-Einlagen" könnte als Extrembeispiel etwas sein, das vor allem Stirnrunzeln auslöst.

      Wenn du dich selbst als Label auf etwas festlegst, fehlt auch einfach das Interesse daran, "mal auszubrechen", du konzentrierst dich dann eben auf dein Kerngeschäft. - Und wer sich von Anfang an eben niemals festgelegt hat, wird es da viel einfach haben, sich auch nicht festlegen zu lassen.

      "Sollten Labels auch mal ganz neue, für sie eher untypische Wege beschreiten?" lautet die Frage.
      Meine Antwort darauf: "Wenn sie es wollen ..."
    • Eine gute Idee, der Diskussion einen eigenen Thread zu gönnen. :thumbsup: @Agatha

      Ich finde nur den Threadtitel etwas ungünstig gewählt, weil er dazu verleitet, am entscheidenden Punkt vorbeizugehen und im Austausch in die absolut falsche Richtung zu denken. Wie man ja auch am Beitrag von @AlexS sieht.

      Die Formulierung: "SOLLTEN Labels auch mal ganz neue, für sie eher untypische Wege beschreiten?" insinuiert ja, dass dies von Hörerseite als Wunsch an die Macher herangetragen wird. Ausgangspunkt war allerdings eher die Feststellung, dass viele das, im Vergleich eben zu @Contendo, von sich aus nicht machen, und ich mich darüber verwundert gezeigt habe, weil ich einfach bei einem Künstler, wie ich ihn mir vorstelle und wie ich sie auch kennengelernt habe, immer davon ausgehe, dass er sich nicht darauf beschränken möchte, bloß eine Art Hörspieldienstleister zu sein, der die Hörspiele anbietet, die der Kunde verlangt und die sich als gut verkäuflich erwiesen haben, vergleichbar etwa mit der Currywurst an der Imbissbude, wo es ja auch nicht darum geht, überrascht zu werden, sondern man genau wissen möchte, was man bekommt, wenn man bestellt, sondern der Künstler als Hörspielmacher sich auch weiterentwickeln möchte, in unterschiedlichen Bereichen, zwischendurch mal ein Experiment wagen, die eingetretenen Pfade verlassen, Neues ausprobieren, neue Inhalte, eine andere Art, sich einem Plot zu nähern, vielleicht auch andere Formen der akustischen Umsetzung. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass es befriedigend ist, zwanzig Jahre im Grunde auf dieselbe, von außen doch etwas eingefahrene Weise die immer gleiche Art von Hörspielen zu produzieren. Natürlich ist das legitim. Aber es erstaunt und verwundert mich eben. Ich meine das auch im Grundsatz wertfrei. Es muss halt noch etwas anderes hinzukommen, damit ich das mit Kritik verbinde, und das trifft nun mal bei Titania zu, weil ich eben ein wenig den Eindruck habe, dass es da bei der Hörspielumsetzung sehr viele Routinen gibt - um das Wort Schema F zu vermeiden - und ich da eben nicht mehr so viel Anspruch sehe bei den Hörspielen, die ich aus jüngster Zeit noch kenne, sondern eher ein Abarbeiten nach immer demselben Muster. Weshalb dann eben auch viele Hörspiele sehr, sehr gleich klingen, bis hin zu den Sprechern, die wieder und wieder und immer wieder eingesetzt werden.

      Vielleicht kann man aber dieses Thema auch nicht so isoliert erörtern. Vielleicht spielt hier eben auch die Frage mit hinein, welche Art von Hörspielmacher man sein möchte. Und da gibt es die Dienstleister und die Künstler, will mir scheinen, und die Übergänge mögen da fließend sein. Der Dienstleister orientiert sich natürlich hauptsächlich am Publikum, nach dem alten Thoma-Motto: Der Wurm muss dem Fisch schmecken und nicht dem Angler. Da macht man eben das, was nachgefragt wird - und das impliziert ja schon, dass der Blick ein Stück weit nach hinten gewandt ist, denn man orientiert sich am Etablierten: entweder dem, was durch andere schon erfolgreich ausprobiert wurde, oder eben eigene, alte Erfolge.

      Auf der anderen Seite, das andere Extrem, orientiert sich eine Vollblut-Künstlerseele wohl hauptsächlich an der eigenen Inspiration, dem inneren Antrieb, ist getrieben vom eigenen Anspruch - und dieser gibt hauptsächlich vor, welche Stoffe es denn nun sein müssen.
      Und dabei ist natürlich nicht jeder ein Dostojewski oder ein Kafka, es gibt da natürlich auch unterschiedliche Abstufungen. Ich nehme da als Beispiel immer gern Alfred Hitchcock, der ja sehr oft ziemlich konventionelle Stoffe nutzte, um das, was ihn innerlich tatsächlich antrieb, mit in diese einzuarbeiten und dann seine handwerkliche Kunstfertigkeit nach Herzenslust auszuleben und damit stilbildend zu werden. Er hat in seiner ganzen Karriere ein ausgeprägtes Interesse fürs Experimentieren gezeigt, auf verschiedenen Ebenen, ist aber im Großen und Ganzen am Ende (notgedrungen) den Genres, die ihn groß gemacht haben, treu geblieben - was sicherlich auch daran lag, dass er ein Stück weit darauf festgelegt war. Ging eines dieser Experimente in die Hose, praktizierte er das, was er selbst mal als run for cover bezeichnet hat: Dann griff er auf die bewährten Mittel zurück, zauberte einen "klassichen" Hitchcock-Film herbei, der wieder kommerziell erfolgreich wurde und ihm die Möglichkeit gab, sich wieder mehr als Künstler auszuleben.

      Nun ist natürlich nicht jeder Künstler gleich. Es gibt diejenigen, die inhaltlich getrieben sind, und es gibt andere, bei denen die handwerkliche Seite im Vordergrund steht. Bei beiden ist aber normalerweise ein Drang zur Weiterentwicklung, hin zur Perfektion erkennbar.

      Während es doch im Bereich Hörspiel so einige gibt, bei denen ich den (subjektiven) Eindruck habe, dass sich der Anspruch eher darauf beschränkt, eine "Methode" zu finden, die sich als kommerziell erfolgreich herausstellt, um diese dann dauerhaft zu etablieren.
      Nur funktioniert das halt nicht, finde ich. Oder wenn, dann eben "nur" im kommerziellen Sinne, worum es mir hier ja gerade nicht geht. Die Reproduktion von Bewährtem führt fast zwangsläufig zum Verflachen, fürchte ich. Das beste Beispiel sind doch die drei Fragezeichen, die im Grunde heute noch versuchen, auf der Welle der Klassikerfolgen mitzuschwimmen, nüchtern betrachtet aber eigentlich kaum noch mit ihnen vergleichbar sind, worüber im Grunde nur die Namen Körting, Rohrbeck, Wawrczeck, Fröhlich und Lieneweg hinwegtäuschen, weil die eine Kontinuität begründen, die aber im Grunde nur noch eine formale ist.

      Und ähnlich scheint mir das eben beim Gruselkabinett zu sein. Da hat sich einfach seit langem eine "Methode" durchgesetzt, die die ersten fünfzig bis achtzig in Teilen wirklich hervorragenden Umsetzungen kopieren will, aber gerade aufgrund des über die Jahre etablierten Schemas für mein Empfinden kaum noch an diese heranreichen.

      Um es also noch einmal deutlich zu machen: Es geht eben nicht darum, ob Hörspielmacher neue Wege beschreiten SOLLTEN, sondern für mich stellt sich einfach die Frage, warum manche es nicht von sich aus tun. Warum sie nicht den Drang verspüren, sich weiterzuentwickeln, Neues zu versuchen, in welcher Form auch immer (es muss ja nicht gleich ein gegensätzliches Genre oder ein idiotischer Mix sein).

      Wir können da gern auch nochmal beim Gruselkabinett bleiben: Sie sind schon so lange dabei, sind nun wirklich etabliert. Sollte es angesichts dessen so sein, dass sie noch immer so knapp kalkulieren müssen, dass es keinen Spielraum gibt für anderes, fänd ich das wirklich deprimierend. Oder vielleicht ist es ja auch einfach so, dass das Gruselkabinett (mittlerweile) als solide Einnahmequelle verstanden wird, die es ermöglicht, mit Herzblut andere Projekte umzusetzen, die mit Hörspielen gar nichts zu tun haben? Das wäre mir dann natürlich nachvollziehbar.

      Auf der anderen Seite gibt es aber auch Leute wie Döring oder die Ohrenkneifer, bei denen man merkt, dass sie von einem inneren Impuls angetrieben werden, dass sie danach trachten, sich zu entwickeln, neue Dinge zu versuchen, sowohl technisch als auch inhaltlich. Ich sehe das natürlich auch ganz stark bei @Interplanar, die ja gerade mit UAES ein spannendes Experiment gewagt haben, und auch wenn ich an der Umsetzung in Teilen Kritik geübt habe, weil ich den Eindruck hatte, dass hier viel spürbares Potential ungenutzt geblieben ist, finde ich die Richtung großartig und würde mich über mehr in dieser Richtung freuen. Ich sehe das auch bei Marco Göllner, der bei den Hörspielen, für die er hauptverantwortlich ist, ebenfalls den Anspruch erkennen lässt, sich auszuprobieren, dem Medium neue Seiten abzutrotzen. Ich fand zB seine Umsetzung von FALLEN vor allem im Hinblick auf die Art, wie diese Geschichte erzählt wurde, erstaunlich, nicht so sehr wegen des doch eher konventionellen, in Teilen sogar haarsträubenden Inhalts. Volker Sassenberg ist natürlich auch so ein Kandidat. Und sicher gibt es auch noch andere (ehe sich nun wieder jemand gekränkt fühlt, den ich nicht namentlich erwähnt habe. :zwinker: )

      Die Frage sollte aus meiner Sicht also nicht sein: SOLLTEN die Macher neue Wege gehen? Denn natürlich wäre es blödsinnig, so etwas einzufordern. Sondern schlicht: Warum tun es viele eigentlich nicht? Warum verlangt es sie selbst offensichtlich nicht danach?

      Mich würde auch mal die Ansicht von Leuten wie @Fader dazu interessieren...
    • Der Hintergrund, keine neuen Wege zu beschreiten, ist sicher interessant und vielschichtig.

      Ich schätze, da sind bei kleinen Verlagen, wo "alles aus einer Hand" kommt, zum einen die Vorlieben des Autors zu berücksichtigen. Vielleicht mag er oder sie ja einfach keine Science Fiction?

      Auch ist vieles knallharte Rechnerei. Ich habe zB auch schon wegen der Adaption eines eigenen Fantasyromans nachgefragt, ob Interesse besteht - doch bei Fantasy wird generell eher per se abgewunken. Zu kleine Nische, um finanziell was abzuwerfen.
      Dazu kommt, dass gerade im High-Fantasybereich die Kosten wegen der meist vielen Figuren, des Settings etc ja auch deutlich höher sind und das Sounddesign aufwendiger als in anderen Genres. Bei großen Verlagen mag das nicht so sehr ins Gewicht fallen.

      Auch denken viele bei Fantasy sofort an ewig sich dahinwindende, niemals zu einem Abschluss kommende Geschichten... Dabei muss das doch gar nicht sein. :green:

      Manche Idee fällt auch vielleicht unter "gute Story, aber falscher Zeitpunkt". Im Moment ist zB wieder die Zeit, in der wir mit gehäuften Dystopien verwöhnt werden. :)
      Eins und eins ist zwei -- von London bis Shanghai!

    • Jedes Label hat auch einfach seine ganz eigenen Vorstellungen wie und über was sie Hörspiele machen wollen und wie sie klingen sollen. Das definieren manche Labels enger und manche etwas breiter und weiter. Ich persönlich sehe da auch zwischen Titania und Contendo gar nicht so viel Unterschied für mich, auch Döring macht eigentlich immer „sein“ Ding. Der Ohrenkneifer hingegen lässt sich tatsächlich nicht in eine Schublade legen. Ebenso die von mir sehr geschätzte Lauscherlounge oder, wenn man ihr ganzes Portfolio betrachtet, Wolfy-Office. Hier hat jeder seinen eigenen Bezug. Und vor allem jedes Label macht meistens genau DAS was es am liebsten produziert. Verlässt man diese Pfade, dann geht es oftmals schief, weil Fans des Labels häufig nicht gewillt sind diesen Gang mitzugehen und man sich deshalb auf fremden Terrain auch wieder von Neuem beweisen muss und sich dort eine neue Fanschaft aufbauen muss. SF-Fans greifen ohne mit der Wimper zu Zucken zu einem SF-Produkt von @Interplanar. Als Interplanar jedoch in Mystery machte oder ein Crowdfunding zu den „Göttern“, ging beides schief. Weil man zu wenig Fans von Brandis mitnehmen konnte und die Zeit zu kurz war um neue Fans zu rekrutieren. Daher muss man auch die Labels verstehen wenn sie eher die Finger von neuen Wegen lassen. Davon ab glaube ich aber dass, wie geschrieben, sie genau das gerne machen, was sie machen und deshalb sind sie darin auch so gut.

      Nachdem Posting von Dir @Hardenberg habe ich mich kurz gefragt wen Du denn als „Vollblutkünstler“ und wen als „Dienstleister“ bezeichnen würdest? Deinem Vernehmen nach liest es sich „überspitzt“ so dass TITANIA der Inbegriff des Dienstleisters und DÖRING des Vollblutkünstlers wäre. Stimmt das oder liege ich hier falsch? In meinen Ohren bewegen sich nämlich beide eher in Richtung eines Vollblutkünstlers, wobei beide für mich ihre Handschrift haben und dieser stets treu bleiben. Das beide aufs Geld schauen müssen, haben ja einige Aktionen in der Vergangenheit gezeigt. Ein bisserl Dienstleister müssen also auch die Künstler sein, die sich so lange Zeit wie die beiden in der Branche halten, denn sonst scheitern sie wie viele vor Ihnen.

      Spannendes Thema :)