Mrs. Watson, Miss Hatch, Frau Dr. Who - wie "tolerant" seid Ihr solchen "Geschlechtsumwandlungen" gegenüber?

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    • Milo schrieb:

      MonsterAsyl schrieb:

      Das Geschlecht einer Figur ist mir im Prinzip auch egal, ich mag es nur nicht, wenn man bei etablierten Figuren auf einmal das Geschlecht wechselt.
      Ganz genau das wollte ich zum Ausdruck bringen. Ich hätte bspw. auch nichts gegen eine "Damona King"-Vertonung. Ich mag auch die frühe Lady Bedfort sehr. Aber "Frau Doktor Who", die aus rein politischen Erwägungen (wie man bei der BBC ja seinerzeit offen zugegeben hat) ohne dramaturgische Notwendigkeit oder Begründung geschaffen wurde, sowas mag ich überhaupt nicht.
      Ich verstehe gar nicht warum man hier ausgerechnet „Dr. Who“ als Negativbeispiel anbringt. Weil ich grade da finde, dass es von der ganzen Serienlogik super passt und eben nicht so aufgesetzt wirkt (unabhängig was BBC dazu gesagt haben mag oder nicht). Die alte Serie kenne ich nicht nur die neue, aber zumindest in der wird ja auch in den früheren Folgen immer wieder gesagt, dass die Reinkarnation nicht an ein Geschlecht gebunden ist und es gab da ja auch schon bei anderen Time Lord und Ladys Änderungen (Master/Mistress und auch irgend so ein General auf Ganymede der erzählt, dass es sein erstes Leben als Mann ist). Dr. Who wird doch alle paar Staffeln wieder von jemand anderem gespielt, heißt man muss sich doch eh immer wieder an eine neue Person „gewöhnen“, warum also sollte diese Person immer ein weißer Cis-Mann sein? Und wie kann man sich daran stören, wenn es mal keiner ist – und es hoffentlich auch so schnell keiner mehr sein wird.

      Finde übrigens das Jodie Whittaker das super macht und sie ist zusammen mit David Tennen mein*e Lieblings Doctor*in.
    • So unterschiedlich sind die Geschmäcker. Ich bin heilfroh, daß sie nächstes Jahr (mitsamt ihrem Showrunner Chibnail) verschwindet. Aber ob es danach besser wird...?

      Denn ICH störe mich durchaus daran, wenn der produzierende Sender sagt: "Wir wollen jetzt mal 'ne Frau, weil das gerade gesellschaftspolitisch angesagt ist, aus KEINEM anderen Grund."
      Mir gingen schon diese "Ich bin anders und werde deshalb diskriminiert"-Companions auf den Nerv, weil sie einfach zu gehäuft auftraten. Mag mein persönliches Problem sein, aber das Leben ist schon ernst genug, und da WILL ich mich in einer Sci-Fi-UNTERHALTUNGSsendung (und nichts anderes ist "Doctor Who") einfach nicht mit PC-geprägten Botschaften auseinandersetzen, die obendrein mit der Subtilität eines Dampfhammers präsentiert werden. Folgerichtig schaue ich mir daher auch lieber die Doktoren 1-8 an.

      Vielleicht stört mich auch einfach nur die Präsentation der Figur (ICH finde Jodie Whittaker schrecklich, wie sie den Doktor spielt), Michelle Gomez als "Missy" fand ich dagegen klasse.

      Alles natürlich nur IMHO, selbstverständlich.
    • Ja „Geschmäcker“ sind verschieden und solange es denn Geschmäcker sind und keine Vorurteile sehe ich da auch kein Problem. Wenn man die aktuelle Dr. Who einfach nicht so gelungen findet, kann das sicherlich Geschmackssache sein (ich z.B. war nie eine überzeugte Anhängerin vom John Smith-Doctor und auch nicht besonders traurig als es dann mit ihm zu Ende ging). Dein erster Beitrag spricht aber dafür, dass es eben nicht ihre individuelle Leistung bzw. Leistung des Autor*innen Teams ist die du kritisierst, sondern die Tatsache das sich für eine weibliche Dr. Who entschieden wurde. Und das hat dann eben mit „Geschmack“ nicht mehr allzu viel zu tun.

      "Wir wollen jetzt mal 'ne Frau, weil das gerade gesellschaftspolitisch angesagt ist, aus KEINEM anderen Grund." – wie gesagt keinen Plan was BBC dazu gesagt haben mag oder nicht, interessiert mich in dem Fall auch nicht sonderlich, weil es eben sehr wohl genug – sich aus der Serienlogik selbst speisende – Gründe gibt, warum es nach 8 Typen einfach mal ne Frau geworden ist.

      Und die Ansicht das „Unterhaltung“ nicht diverser werden sollte, weil es ja „Unterhaltung“ ist kann ich auch null nachvollziehen. Ich denke jeder sollte doch die Möglichkeit haben sich von „Unterhaltung“ angesprochen und eben unterhalten zu fühlen.
    • Milo schrieb:

      Denn ICH störe mich durchaus daran, wenn der produzierende Sender sagt: "Wir wollen jetzt mal 'ne Frau, weil das gerade gesellschaftspolitisch angesagt ist, aus KEINEM anderen Grund."
      Was glaubst du denn, warum so lange Zeit die meisten Hauptfiguren in Film und Fernsehen weiße Cis-Männer waren – und immer noch häufig sind?

      Weil das über Jahre hinweg gesellschaftspolitisch angesagt war, aus KEINEM anderen Grund.
    • Der Doktor war seit seiner ersten Inkarnation ein Mann, es folgten 11 weitere (womit es 12 wären, nicht 8). Das hat nichts mit PC zu tun, da hat man einfach nicht weiter drüber nachgedacht. Die Regenerations-Sache hat man sich nur ausgedacht, weil William Hartnell gesundheitlich nicht mehr in der Lage war, die Rolle zu spielen (obwohl er selbst das wohl anders sah), und für seine Nachfolger war es dann eine bequeme Hintertür, um auszusteigen.

      Und ja, die Idee mit dem weiblichen Doktor an sich fand ich bescheuert, ebenso wie die mit dem weiblichen Master. Aber Michelle Gomez hat mich als Missy völlig überzeugt, während die hilflose Whittaker-Doktorin, die ohne ihre Companions gar nichts auf die Pfanne kriegt IMHO einfach nur peinlich ist. Seit Jenna Coleman den 11. Doktor mit ihrer Anwesenheit behelligte, war die Serie ohnehin eher zur "Was wäre der Doktor nur ohne seine Companions?"-Show geworden - was dem ursprünglichen Konzept VÖLLIG widersprach.
      Mal abgesehen davon - auch bei "Classic Who" gab es schon weibliche Timelords (etwa Romana). Warum führt man also nicht einfach auch in der neuen Serie so eine Figur ein und macht daraus ein Spin-Off? Natürlich - weil man sich dann von dem etablierten Markennamen trennen und für andere Qualitäten (inhaltliche etwa) sorgen müßte. Deshalb fuhr ja auch "Torchwood" derart mit Karacho vor die Wand.

      Möglicherweise ist mein "Problem" auch einfach, mit den klassischen Doktoren 6-8 in den DW-Kosmos eingestiegen zu sein und daß ich später (vor "New Who") auch die früheren Inkarnationen gesichtet habe. "New Who" fand ich anfangs sehr gelungen, aber seit die BBC-Gewaltigen sich (seit dem 12. Doktor) noch massiver in die Produktion einmischten als ohnehin schon, ging es mit der Serie kontinuierlich bergab.

      Aber um mal zurück zum Thema zu kommen - ich habe nichts gegen weibliche Helden, aber ich habe etwas dagegen, wenn man bestehende Helden einem so schwerwiegenden Eingriff wie einer Geschlechtsumwandlung unterzieht (ich will auch keine maskulinisierte "Faith van Helsing" oder "Lady Bedfort"). Das hat nicht nur den Ruch, daß man sich an eine bestehende Marke anhängen will, sondern auch, daß man (abgesehen von der Geschlechtsumwandlung) keinerlei eigene Ideen hat. Es KANN zwar durchaus funktionieren, etwa bei der neuen "Denkmaschine" von Winterzeit, aber das ist nur eine von mehreren parallelen Inkarnationen, wo sich jeder seine bevorzugte aussuchen kann.
    • Milo schrieb:


      Aber um mal zurück zum Thema zu kommen - ich habe nichts gegen weibliche Helden, aber ich habe etwas dagegen, wenn man bestehende Helden einem so schwerwiegenden Eingriff wie einer Geschlechtsumwandlung unterzieht (ich will auch keine maskulinisierte "Faith van Helsing" oder "Lady Bedfort"). Das hat nicht nur den Ruch, daß man sich an eine bestehende Marke anhängen will, sondern auch, daß man (abgesehen von der Geschlechtsumwandlung) keinerlei eigene Ideen hat. Es KANN zwar durchaus funktionieren, etwa bei der neuen "Denkmaschine" von Winterzeit, aber das ist nur eine von mehreren parallelen Inkarnationen, wo sich jeder seine bevorzugte aussuchen kann.

      Und genau das (siehe Fettdruck) ist der Punkt, wo ich eine reine Unterstellung sehe. Man kann doch nicht grundsätzlich und ohne denkbare Beispiele überhaupt gehört zu haben, davon sprechen, dass so etwas ein negativer Ruch anhängt. Das ist doch nicht sachlich begründet. Der Ruch hängt höchstens dran, weil man ihn dem jeweiligen Werk vorher schon anhängt.

      Und dahinter steckt halt oft ein grundsätzlicher Vorbehalt, der erst mal nichts mit der Qualität einer Produktion zu tun hat. Es hat auch viel damit zu tun, wie "konservativ" ein Hörer ist. Ist er also bereit, sich auf etwas Neues im altbewährten Rahmen einzulassen oder nicht. Möchte er lieber Geschichten hören, die ein Bedürfnis nach Geborgenheit verströmen, weil sie vertraut wirken - oder sucht er Anregung, Überraschung darin und freut sich deshalb über neue Ansätze.

      Nicht falsch verstehen: Meine Beschreibung soll keine Wertung beinhalten. Ich selbst habe einige Vorlieben für bestimmte Stoffe, bei denen ich kaum mit mir reden lasse, was Änderungen angeht. Ich liebe zB Shakespeares Dramen - aber eben so, wie er sie verfasst hat, auch mit dem zeitlichen Kontext. Versetze den Othello in die Neuzeit und ich bin raus! Nicht weil dieser Ansatz am Ende schlecht sein muss, sondern weil ich ihn für mich nicht möchte. Mir ginge wohl das Original nicht aus dem Sinn, ich würde stets Vergleiche ziehen und könnte darüber keine Befriedigung finden. Darum würde ich das für mich gleich ausschließen und gar nicht erst hören. Das heißt aber nicht, dass ein solcher Ansatz deswegen objektiv schlecht sein muss. Im Gegenteil, wenn es gut gemacht wäre, könnte es den Kern dessen, was Shakespeare erzählen wollte, einfangen und damit ein Publikum finden, das mit den Originalen gar nicht mehr erreicht werden könnte. Und wenn dies einige dieser Leute auf Umwege auch zu den Werken Shakespeare führte, wäre das sicher nichts, was ich bedauern würde. Ich brauche es halt nur für mich nicht.

      Ich denke nicht, dass es immer reine Geldmacherei oder Einfallslosigkeit sein muss, wenn man bestehende Stoffe neu zu interpretieren versucht, etwa mit einer Umwandlung der Hauptrolle von männlich in weiblich. Es gibt auch sachliche Gründe, die dafür sprechen können. Die mögen nicht alle reizvoll finden, aber das diskreditiert eine Idee ja nicht. Man stößt vielleicht einige Altfans vor den Kopf, wenn man aus einem James Bond oder einem John Sinclair plötzlich eine Frau machte, aber man spricht auf diese Weise vielleicht auch gleichzeitig Leute an, die man längst verloren hat und die diesen neuen Ansatz spannend finden - oder eben ganz neue Hörerinnen und Hörer, die sich zuvor gar nicht mit Sinclair auseinandergesetzt haben. Durchaus denkbar. Gerade Bond und Sinclair stehen ja im Grunde rollentechnisch für eine andere Zeit. Bond hat ja schon eine gewisse Metamorphose durchgemacht, von Brosnan zu Craig, ist düsterer geworden, ernsthafter, was der Reihe und der Figur nach meinem Empfinden gut getan haben, nachdem Bond in der Brosnan-Ära zu einer comicartigen Witzfigur im unsichtbaren Auto verkommen war. Nichtsdestotrotz bleibt Bond auch mit Craig ein Relikt vergangener Zeiten - der längst auserzählte Testosteron-Toni, den man in die Neuzeit hinüberzuretten versucht, indem man ihn zwischendurch mal ein bisschen weinen lässt. Ansonsten bleibt alles beim Alten.

      Wenn jetzt jemand auf die Idee käme zu fragen: Was wäre eigentlich, wenn Bond eine Frau wäre?, dann ist das deutlich mehr als einfach nur ein PR-Trick, PC oder Ideenlosigkeit, sondern es ist, zunächst einmal. ein spannendes, unter Umständen nur von Neugierde getriebenes Gedankenexperiment, denn die Welt wäre letztlich dieselbe, aber die Protagonistin müsste sich natürlich ganz anders in ihr bewegen. Das könnte ich mir durchaus spannend vorstellen. Und wir kennen ja seit der großartigen Ripley aus der Alien-Filmreihe ein hervorragendes Beispiel für eine Frau, die als Frau (und eben nicht als Mann im Frauenkörper) die Handlung ganzer Filme tragen kann, eine andere (spannende) Perspektive aufwirft und sich respektabel behauptet, ohne ihr Geschlecht verleugnen zu müssen.

      Ob so etwas in der Umsetzung dann auch noch überzeugte, steht natürlich auf einem anderen Blatt. Das weiß man nie. So etwas kann gut gemacht sein. Oder eben schlecht. Dann braucht es niemand. Aber das weiß man eben immer erst hinterher.

      Klar, klassische Bond-Fans sind mit so etwas vermutlich eh nur schwer zu erreichen. Aber für die dürfte so etwas eben auch nicht gedacht sein.
      Und meist ergeben sich solche Ideen ja aus einer Situation, in der der Held in seiner klassischen Form eben nicht mehr trägt - eben weil nicht mehr genügend Interesse für ihn da ist oder es keine guten Geschichten mehr für ihn gibt. Oder eben wie im Falle von Holmes und van Dusen weil es einfach bereits zu viele Produktionen am Markt gibt, die nah am Original bleiben.

      Natürlich kann das jeder für sich ablehnen.
      Aber mir fehlt noch immer jeder Hinweis darauf, warum das zwangsläufig schlecht oder respektlos oder überflüssig sein muss.

      Ist halt eine Geschmacksfrage. Mehr nicht. Und das ist ja auch okay.
      Aber man sollte die persönliche Meinung nach meiner Ansicht halt auch nicht überhöhen, indem man sie zu generalisieren versucht, obwohl es dafür einfach an sachlichen Gründen mangelt. :)
    • Milo schrieb:

      Der Doktor war seit seiner ersten Inkarnation ein Mann, es folgten 11 weitere (womit es 12 wären, nicht 8). Das hat nichts mit PC zu tun, da hat man einfach nicht weiter drüber nachgedacht.
      Mach die weißen Männer mal nicht dümmer als sie sind, die haben da vermutlich sehr genau drüber nachgedacht. Du kannst doch nicht ernsthaft glauben, dass das in den 1960er Jahren einfach „zufällig“ ein weißer Mann geworden ist und dass das nichts mit der gesellschaftspolitisch vorherrschenden Meinung jener Zeit zu tun hatte?
    • Hardenberg schrieb:

      Wenn jetzt jemand auf die Idee käme zu fragen: Was wäre eigentlich, wenn Bond eine Frau wäre?, dann ist das deutlich mehr als einfach nur ein PR-Trick, PC oder Ideenlosigkeit, sondern es ist, zunächst einmal. ein spannendes, unter Umständen nur von Neugierde getriebenes Gedankenexperiment, denn die Welt wäre letztlich dieselbe, aber die Protagonistin müsste sich natürlich ganz anders in ihr bewegen. Das könnte ich mir durchaus spannend vorstellen. Und wir kennen ja seit der großartigen Ripley aus der Alien-Filmreihe ein hervorragendes Beispiel für eine Frau, die als Frau (und eben nicht als Mann im Frauenkörper) die Handlung ganzer Filme tragen kann, eine andere (spannende) Perspektive aufwirft und sich respektabel behauptet, ohne ihr Geschlecht verleugnen zu müssen.
      Und da haben wir genau den Punkt - Ripley war keine bestehende Figur, die man umgemodelt hat, sondern eine neue. Und sie hat prächtig funktioniert.

      Aber "James Bond" sollte IMHO doch bitte auch James Bond bleiben. Es spricht nichts dagegen, eine weibliche Agentin zu kreieren, meinetwegen auch im selben "Universum" angesiedelt mit Ralph Fiennes als "M" und Ben Whishaw als "R". Aber dann soll man sie BITTE, BITTE, BITTE nicht "Bond" nennen. Das wäre für mich nämlich nur ein eindeutiges Indiz dafür, daß man sich an die etablierte Marke anhängen will und sich nicht traut, was WIRKLICH Neues zu machen.

      Die "alteingesessenen" Fans wird man damit durch die Bank vergraulen. Die gucken sich das dann einmal an und regen sich später furchtbar auf. Die von Dir genannte Gruppe derer, die offen für "Neues im altbewährten Rahmen" sind, gibt es zwar, macht aber nur einen Bruchteil aus. Somit bleibt die einzige langfristig wirtschaftlich relevante Zielgruppe die derjenigen, die man neu dazugewinnen möchte. Und denen wiederum ist egal, was vorher war. Was spricht also dagegen, etwas KOMPLETT Neues zu schaffen, anstatt dem aktuellen Zeitgeist entsprechende Änderungen in ein bestehendes Konzept zu pressen?
    • Fredda schrieb:

      Milo schrieb:

      Der Doktor war seit seiner ersten Inkarnation ein Mann, es folgten 11 weitere (womit es 12 wären, nicht 8). Das hat nichts mit PC zu tun, da hat man einfach nicht weiter drüber nachgedacht.
      Mach die weißen Männer mal nicht dümmer als sie sind, die haben da vermutlich sehr genau drüber nachgedacht. Du kannst doch nicht ernsthaft glauben, dass das in den 1960er Jahren einfach „zufällig“ ein weißer Mann geworden ist und dass das nichts mit der gesellschaftspolitisch vorherrschenden Meinung jener Zeit zu tun hatte?
      Das kannst du im Grunde auf 99% aller damaligen Produktionen anwenden. Aber es ist ein Unterschied, ob man innerhalb der Konzeptentwicklung alle Möglichkeiten durchdiskutiert (wie heute), oder ob von vornherein feststeht, daß die Hauptfigur ein Mann ist (wie es damals eben war). In den 60ern bis 90ern hatte JEDE Fernsehserie ihren "Leading Man", das war ehernes Gesetz, über Alternativen wurde gar nicht erst nachgedacht. Nahezu gleichberechtigte Figuren gab es erst bei "Mit Schirm, Charme und Melone" (Honor Blackman, Diana Rigg), und das war für viele ein Kulturschock - heutzutage undenkbar.
    • Milo schrieb:

      Das kannst du im Grunde auf 99% aller damaligen Produktionen anwenden. Aber es ist ein Unterschied, ob man innerhalb der Konzeptentwicklung alle Möglichkeiten durchdiskutiert (wie heute), oder ob von vornherein feststeht, daß die Hauptfigur ein Mann ist (wie es damals eben war). In den 60ern bis 90ern hatte JEDE Fernsehserie ihren "Leading Man", das war ehernes Gesetz, über Alternativen wurde gar nicht erst nachgedacht.
      Ja, aber das ist doch genau der Punkt. Du hast bei der neuen Dr. Who Besetzung kritisiert, dass es eine rein politische Erwägung ohne dramaturgische Notwendigkeit oder Begründung gewesen sei. Aber das ist doch die Ursprüngliche Besetzung de facto auch und da findest du es dann aber in Ordnung nach dem Motto „so war es und so wird es immer sein“. Verstehe ich ehrlich gesagt nicht so ganz. Du hast doch wahrscheinlich auch nichts dagegen, dass die Serie mittlerweile in Farbe ist und sich auch die übrige technische Qualität - mehr oder weniger - auf dem aktuellen Stand befindet. Da sagt doch auch niemand: „ja also früher war das Bild immer so schön krisselig und man hat noch die Fäden an der TARDIS gesehen, find ich jetzt irgendwie blöd, dass die das geändert haben, nur weil mittlerweile qualitativ andere Standards möglich sind“. Wenn sich also technischer Fortschritt abbilden darf, warum dann nicht auch gesellschaftlicher?
    • Erstmal haben technische Aspekte nichts mit den inhaltlichen zu tun. Es gibt hervorragend produzierte Hörspiele, die inhaltlich absoluter Müll sind, ebenso wie es knisternde Mono-Radiohörspiele gibt, die einen heute noch mitreißen.

      Der Unterschied ist, daß man das damals einfach gemacht hat, ohne das irgend jemand auf die Idee gekommen wäre, das zu hinterfragen. Als fest stand, daß Capaldi aufhört, hat die BBC hochoffiziell verlauten lassen: "Der nächste Doktor wird eine Frau! Ohne wenn und aber! Das muß heute so sein, findet euch damit ab!" Und das, bevor man überhaupt eine geeignete Kandidatin gecastet hatte. Wenn da beim Casting nun eine Schauspielerin aufgekreuzt wäre, die gesagt hätte: "Ich bin zwar 'ne Frau, aber ich würde trotzdem gerne mal vorsprechen!", und die dann eine derart hervorragende Performance hingelegt hätte, daß die Verantwortlichen sagen: "Die ist super. Versuchen wir es doch mal mit einer Frau!" Aber zu sagen: "Wir wollen eine Frau, Diskussion beendet!", bevor man überhaupt eine HAT, das ist rein politisch motiviert, und so was lehne ich ab.

      Und Phrasen wie dieses "Das muß heute so sein!", da reagiere ich höchst allergisch. Sicher wirst Du jetzt argumentieren, "Damals war das doch nicht anders." Sicher, nur ist DW ein absoluter Sonderfall, da kaum eine Serie eine derartige Laufzeit aufweist, daß derartige Eingriffe überhaupt möglich sind. Allenfalls "Columbo", und auch da wäre niemand auf die Idee gekommen, aus dem eine Frau zu machen. Lediglich ein Spin-Off-Versuch mit "Mrs. Columbo" (die man natürlich wieder viel zu jung und hübsch gecastet hatte, als daß die Brücke zum zerknautschten Falk beim Zuschauer funktioniert hätte, zumal er auch nicht in der Serie auftrat) wurde unternommen, der recht schnell vor die Wand fuhr.
      Damals waren die Serien deutlich kurzlebiger (es gab natürlich Ausnahmen), viele kamen über 1-2 Staffeln nicht hinaus. Und da wurde eben ein Konzept entwickelt, dessen Held meist eben ein Mann war. Sehr einseitig, sicher. Aber Ausnahmen wie Margaret Rutherford als "Miss Marple" gab es allerdings auch, da hat auch garantiert niemand erwogen, einen männlichen Helden in den Mittelpunkt zu stellen (im Gegenteil, Mr. Stringer und Inspektor Craddock sind kaum mehr als bessere Sidekicks).
    • @Fredda: Da stimme ich Dir 100 Prozent zu! Gerade Doctor Who ist derart wandelbar, warum sollte er nicht als Frau regenerieren?
      Und Missy war für mich eine wundervolle Version des Masters. Wenn es diese Figur nicht geben würde, ware das Who-Universum wesentlich ärmer.

      Schwierig finde ich, wenn bestehende Figuren wie James Bond oder Sherlock Holmes auf einmal weiblich sein sollen. Dann lieber in alternatven Univsersen, die noch einige andere kleine Abweichungen zu unserem aufweisen.

      Die weibliche Ghostbustersvariante fand ich übrigens auch gut, man sollte sie unabhängig der bereits bestehenden Filme sehen. Lediglich die Sekretärrolle von Chris Hemsworth war mir einfach zu platt und blöd... ein weibliches "Blondchen" hätte wahrscheinlich für sehr viel mehr (berechtigte) Kritik gesorgt.
      Potz Hokus, Pokus, hi und hu!



      „Dürfen wir auf fremde Lebensformen einfach draufhauen?”
      „Wenn sie in unseren Schlafsäcken sind, ja!"


      Enterprise, Folge Geistergeschichten

    • Hardenberg schrieb:

      Und meist ergeben sich solche Ideen ja aus einer Situation, in der der Held in seiner klassischen Form eben nicht mehr trägt - eben weil nicht mehr genügend Interesse für ihn da ist oder es keine guten Geschichten mehr für ihn gibt. Oder eben wie im Falle von Holmes und van Dusen weil es einfach bereits zu viele Produktionen am Markt gibt, die nah am Original bleiben.
      Tja, aber wenn es doch schon so viele Produktionen gibt, die "nah am Original" bleiben oder wo der "klassische Titelheld" so nicht mehr "trägt", warum dann immer weiter genau auf diese Züge aufspringen und diese Konzepte noch irgendwie "ausschlachten" wollen?
      Warum dann nicht einfach sagen: "So, Leute, Schlusstrich bei Held XY, egal, wie bekannt er auch war, wir hängen uns da nicht auch noch mit an, wir riskieren den möglichen finanziellen Reinfall und machen was ganz Neues, bisher nicht Dagewesenes mit einer Titelheldin!"
      Denn dann müsste sich keiner dieser Macher (zumindest teilweise) unterstellen lassen, nicht doch in erster Linie den Namen und die Popularität des bereits lange etablierten Charakters ausnutzen zu wollen, eben bloß mit ein bisschen "Veränderung". :pfeifen:

      Mir hat das halt immer genau dieses Geschmäckle von "Auf-Nummer-Sicher-Gehen", ich kann da gar nichts gegen tun...

      Die "political correctness" als möglichen Grund lasse ich jetzt mal ganz außen vor.
    • Nun ja, die spontanen Reaktionen hier lassen ja nun nicht unbedingt vermuten, dass so etwas ein "Auf-Nummer-Sicher-Gehen" ist. Insofern finde ich diesen Punkt nicht überzeugend.

      Außerdem ist auch nichts dabei, wenn ein Label mit Produktionen Geld verdienen möchte. Das will jeder. Klar, es gibt dann sicher auch Projekte, die gestartet werden, weil man weiß, das wird finanziell laufen, und bei denen dieser Gedanke vielleicht auch im Fokus steht, aber dies grundsätzlich allen Produktionen zu unterstellen, die einen neuen Ansatz gemäß Threadtitel versuchen, dafür fehlt mir jedes plausible Argument.

      Eher könnte man doch denjenigen, die immer nach demselben klassischen Muster Geschichten auflegen und dafür sogar auf Fremdstoffe zurückgreifen, um die Folgenzahl in die Höhe zu treiben, diesen Vorwurf machen. Wenn man den Wunsch, auch kommerziell erfolgreich zu sein, überhaupt als Argument gegen eine künstlerische Entscheidung akzeptieren will.

      Ebenso gut könnte man aber auch sagen: Interessante Grundgeschichte, interessantes Setting, interessante Serienprämisse - dies alles ist aber schon wiederholt abgebildet worden, wir versuchen jetzt mal einen anderen Ansatz.

      Und das wird dann eben goutiert oder auch nicht. Wenn es nicht genug Hörerinnen und Hörer findet, verschwindet es eben wieder.

      Wie gesagt: Ich sage ja nicht, dass ich das in diesem oder jenem Fall brauche oder dass das grundsätzlich toll und originell ist. Ich finde nur die pauschale Ablehnung im Vorhinein total abwegig. Man kann nun mal nichts be- und insofern auch verurteilen, was es noch nicht gibt. Man kann höchstens sagen, dass es einen nicht interessiert.
    • Milo schrieb:

      Als fest stand, daß Capaldi aufhört, hat die BBC hochoffiziell verlauten lassen: "Der nächste Doktor wird eine Frau! Ohne wenn und aber! Das muß heute so sein, findet euch damit ab!" Und das, bevor man überhaupt eine geeignete Kandidatin gecastet hatte. Wenn da beim Casting nun eine Schauspielerin aufgekreuzt wäre, die gesagt hätte: "Ich bin zwar 'ne Frau, aber ich würde trotzdem gerne mal vorsprechen!", und die dann eine derart hervorragende Performance hingelegt hätte, daß die Verantwortlichen sagen: "Die ist super. Versuchen wir es doch mal mit einer Frau!" Aber zu sagen: "Wir wollen eine Frau, Diskussion beendet!", bevor man überhaupt eine HAT, das ist rein politisch motiviert, und so was lehne ich ab.


      Und auch hier kann ich nur sagen – ja, genau das ist das Problem. In einem Job den – nennen wir es mal traditionsbedingt – bislang immer Männer gemacht haben muss sich eine Frau - zumindest nach Ansicht einiger – erst besonders beweisen, um überhaupt anerkannt zu sein. Während die ganzen Männer vor ihr, den Job mitunter vielleicht durchaus eher nur mittelmäßig gemacht haben - ich spreche jetzt nicht unbedingt von Dr. Who ;)

      Ich verstehe einfach nicht, dass man so ein krasses Problem damit haben kann, wenn im Vorfeld geäußert wird man sucht eine Frau für die Rolle, gleichzeitig aber kein Problem damit hat, wenn jahrelang im Vorfeld geäußert wurde man sucht einen Mann. Es scheint dir (zumindest beim Dr. Who-Beispiel) nur bei der Frau um die individuelle Leistung zugehen, während es dir beim Mann vollkommen auszureichen scheint, dass er ein Mann ist. Das „Problem“ ist doch nicht, dass Dr. Who Nummer 13 eine Frau ist, das Problem ist – dass obwohl von der Serienlogik her seit dem Ausstieg von William Hartnell möglich – Jahrzehntelang nie auch nur darüber nachgedacht worden ist die Rolle anders als mit einem weißen Mann zu besetzen.

      Aber ich merke schon, wir kommen da nicht auf einen gemeinsamen Nenner. Nur das tatsächlich jemand ernsthaft grundsätzliche Probleme mit einer weiblichen Doctor Who haben kann (damit meine ich nicht Jodie Whittaker im speziellen) dafür fehlt mir einfach jedwedes Verständnis und das hat meiner Ansicht nach auch nichts mit Geschmack zu tun, weder mit gutem noch mit schlechtem.
    • Um den Thread-Titel mit einzubeziehen; ich bin im Leben sehr tolerant.
      Menschen beurteile ich nicht nach Geschlecht, Hautfarbe, Glauben etc., sondern nach Taten und wie sie handeln.

      Allerdings würde ich mich schwer damit tun, wenn nicht mehr Jan Tenner, sondern Janeke Tenner die Welt retten würde.
      In laufenden Serien wäre das für mich ein klarer Bruch, der mir wahrscheinlich (!) den Spaß deutlich nehmen würde.

      Wenn man das machen möchte, kann man doch eine neue Serie in der gewünschten Konstellation starten.
      Die Zuhörer werden anhand ihrer Käufe dann zeigen ob es gewünscht wird.
      Dann können auch Heini und Geissenpetra die Berge unsicher machen, da habe ich gar keine Probleme mit. :]
      Besser Illusionen die uns entzuecken als zehntausend Wahrheiten
    • Ich habe es ja schon mal angeführt - ich hätte keine Probleme mit einem weiblichen Timelord gehabt, aber eben damit, den seit 50 Jahren(!) als Mann etablierten Doktor zur Frau zu machen, um auf einer Welle mitzuschwimmen. Hätte man 1963 eine Frau als Doktor gecastet, wäre ich ebenso befremdet, wenn die auf einmal zum Mann gemacht würde.

      "WARUM tun Sie das?" - "Weil wir es KÖNNEN!" (aus "Die Frauen von Stepford")

      Hardenberg schrieb:

      Ebenso gut könnte man aber auch sagen: Interessante Grundgeschichte, interessantes Setting, interessante Serienprämisse - dies alles ist aber schon wiederholt abgebildet worden, wir versuchen jetzt mal einen anderen Ansatz.
      Aber dann soll man gefälligst auch noch den entscheidenden Schritt weitergehen und es anders nennen.
    • Smeralda schrieb:


      Allerdings würde ich mich schwer damit tun, wenn nicht mehr Jan Tenner, sondern Janeke Tenner die Welt retten würde.
      In laufenden Serien wäre das für mich ein klarer Bruch, der mir wahrscheinlich (!) den Spaß deutlich nehmen würde.

      Wenn man das machen möchte, kann man doch eine neue Serie in der gewünschten Konstellation starten.
      Die Zuhörer werden anhand ihrer Käufe dann zeigen ob es gewünscht wird.
      Dann können auch Heini und Geissenpetra die Berge unsicher machen, da habe ich gar keine Probleme mit. :]

      Um nichts anderes geht es hier ja. :)
      Es spricht ja niemand davon, dass es einen solchen Geschlechtertausch INNERHALB einer Serie geben soll.

      Dr. Who ist ein Sonderfall, weil es da ja serienintern um Körpertausch geht. Aber das ist ja eh keine Hörspielserie.


      Milo schrieb:


      Hardenberg schrieb:

      Ebenso gut könnte man aber auch sagen: Interessante Grundgeschichte, interessantes Setting, interessante Serienprämisse - dies alles ist aber schon wiederholt abgebildet worden, wir versuchen jetzt mal einen anderen Ansatz.
      Aber dann soll man gefälligst auch noch den entscheidenden Schritt weitergehen und es anders nennen.

      Warum? :schulter:
      Nur weil es Dir nicht behagt?
      Man muss ja nicht alles auf sich selbst beziehen und insofern auch nicht alles hören. Wenn ich von einer Hörspielserie höre, die mich nicht interessiert, lasse ich sie einfach links liegen. Aber ich befasse mich doch nicht mit einem neuen Ansatz, nur um mich darüber zu ärgern. :zwinkern: