Von Hörgold und Scheinriesen: Überschätzte Hörspiele!

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    • Von Hörgold und Scheinriesen: Überschätzte Hörspiele!

      Und natürlich parallel zu den unterschätzten Hörspielen schließe ich die Frage nach den überschätzen an.

      Beim Jim Knopf von Michael Ende gibt es ja den Herrn Tur Tur, den furchteinflößenden Riesen, der immer kleiner wird, je näher man ihm kommt.

      Bei manchen Hörspielen mag es ein ähnliches Phänomen geben: Sie gelten vielen als das Nonplusultra, aber klammheimlich stellt sich dem einen oder anderen die Frage: wofür eigentlich?

      Manchmal wird das Werk vielleicht vom Namen des Machers überstrahlt ("Das ist von XY, das muss ja gut sein!"), manchmal von einzelnen Sprecherinnen und Sprechern ("Wow, das ist mit Konrad Halver/Horst Frank/Andreas Fröhlich/...") und manchmal gibt vielleicht der Plot eine (vermeintliche) Qualität vor, die es einem schwer macht, eine Produktion abzulehnen, will man nicht als Banause dastehen.

      Kennt Ihr solche Hörspiele, die nach Eurem Empfinden zu Unrecht als gut oder sogar als Meisterwerk gelten?
      Falls ja: Warum, denkt Ihr, werden sie überschätzt?
      Und wie ist Eure Meinung zu ihnen?

      Ich bin gespannt.
    • Ich muss ja gestehen, ich fand immer Mark Brandis weit überschätzt. Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass ich die Geschichten nicht schon aus meiner Jugend kenne und insofern kein Nostalgie-Faktor mit hineinspielt, aber ich konnte die Begeisterung, die dieser Serie entgegengebracht wurde, in dieser Intensität nie so recht nachvollziehen.

      Klar, es sind hochsolide produzierte Hörspiele und mit dem ersten Vierteiler oder auch der Uranus-Folge sind auch echte Highlights dabei, mir gefällt auch die innere Zerrissenheit des Helden, die oft durchscheint, viele Folgen konnten mich jedoch inhaltlich eher wenig oder sogar gar nicht abholen. Ich weiß noch, dass ich beim gemeinsamen Bingen hier im Hörgrusel irgendwann abgebrochen habe, weil man mich irgendwann einfach unterwegs verloren hatte. Ist vielleicht eher Special Interest oder auch zu sehr durchweht vom Geist der Vergangenheit?

      Völlig überschätzt fand ich übrigens auch Gabriel Burns -30 - Weiß. Für mich sogar eine der schwächsten Folgen überhaupt in dieser Serie und eine der wenigen, bei denen ich dem genialen Hörspiel-Regisseur Volker Sassenberg sogar ein paar handwerkliche "Mängel" in der Umsetzung vorwerfen würde.

      Mir ist die ganze Geschichte viel zu schwachbrüstig erzählt, Daniels Ende berührt kaum, alles wirkt zu bemüht und konstruiert, darunter wird jedes echte Gefühl erstickt, wenigstens bei mir. Und der Abschlusssong sorgte nicht eine Sekunde lang für Gänsehaut, sondern zerstörte in seiner Vehemenz sogar noch die nur schwachen Gefühle von Traurigkeit, die bei mir aufkamen.
      Ich habe nie verstanden, warum viele Hörer diese Folge so genial fanden. :schulter:
    • Hardenberg schrieb:

      Ich muss ja gestehen, ich fand immer Mark Brandis weit überschätzt. Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass ich die Geschichten nicht schon aus meiner Jugend kenne und insofern kein Nostalgie-Faktor mit hineinspielt, aber ich konnte die Begeisterung, die dieser Serie entgegengebracht wurde, in dieser Intensität nie so recht nachvollziehen.

      Klar, es sind hochsolide produzierte Hörspiele und mit dem ersten Vierteiler oder auch der Uranus-Folge sind auch echte Highlights dabei, mir gefällt auch die innere Zerrissenheit des Helden, die oft durchscheint, viele Folgen konnten mich jedoch inhaltlich eher wenig oder sogar gar nicht abholen. Ich weiß noch, dass ich beim gemeinsamen Bingen hier im Hörgrusel irgendwann abgebrochen habe, weil man mich irgendwann einfach unterwegs verloren hatte. Ist vielleicht eher Special Interest oder auch zu sehr durchweht vom Geist der Vergangenheit?
      Die Hörspiele erschienen doch erst ab 2007, auch wenn die Bücher schon deutlich älter sind. Das ist m.E. noch viel zu jung, um auf die Nostalgieschiene zu geraten (damals war ich auch schon fast 30, von meiner Seite ist das also absolut keine Jugend-Nostalgie).
      Ich muss aber auch sagen, dass ich ebenfalls bei einigen Folgen etwas den Faden verloren habe und mich längst nichtmal grob an diverse Handlungen erinnern kann. Aber dieser komplette Brandis-Kosmos war schon sehr unterhaltsam und gut produziert mit vielen bekannten Stimmen.
    • Ich meinte damit natürlich die zugrundeliegenden Bücher, die einige schon aus ihrer Jugend kannten. Ich nicht. Insofern gab es da bei mir beim Ersthören eben keinen Bezugspunkt aus Kindheit oder Jugend. :)
    • "Überschätzt" sind ja Hörspiele auch oft sozusagen "im Vorhinein", wenn z.B. lange nichts von einer beliebten Serie kam, viele Fans aber schon sehr darauf warten und danach hibbeln.
      Da kann es leicht passieren, dass die neue Folge, wenn sie denn endlich kommt, die Erfahrungen nicht so erfüllt, wie man sich das wegen der langen "Durststrecke" gewünscht oder fast schon automatisch "erhofft" hätte.
      Und dann wird eine solche Folge vielleicht schneller abgewertet/ kritischer gesehen, als wäre sie während einer Phase mit "normalem" VÖ-Rhythmus erschienen.

      Ähnliches gilt auch für "Jubiläumsfolgen" verschiedenster Serien, wo schon Monate zuvor unter den Hörern darüber diskutiert wird, was sich das Label da wohl für eine tolle Story aussucht bzw schreiben lässt, um diese "besondere" Folge zu feiern.
      Geht dann auch leicht mal nach hinten los... :zwinker:
    • Für mich gehört auch Das Geheimnis des Bermuda-Dreiecks unbedingt dazu. Ich habe hier so oft Lobeshymnen darauf gelesen, dass ich dachte, Wunder, was das wohl für eine alte Hörspielperle sein muss. Und dann fand ich das Ganze sooo lahm, dass mich nicht mal der Auftritt von René Genesis dafür entschädigen konnte.

      Aber auch hier gehe ich davon aus, dass da der Nostalgiefaktor eine große Rolle spielt. Das erschließt sich einem wohl ohne unter Umständen nicht. Ich habe es ja erst vor ein paar Jahren gehört.

      Geht mir im übrigen mit einigen Hörspielen auch so. Ich liebe zB den lachenden Schatten von DDF, und auch wenn ich weiß, dass diese Folge aus verschiedenen Gründen angreifbar ist, durchfährt mich immer ein Stich, wenn jemand schreibt, dass sie blöd ist. :zwinker:
    • Hardenberg schrieb:

      Für mich gehört auch Das Geheimnis des Bermuda-Dreiecks unbedingt dazu. Ich habe hier so oft Lobeshymnen darauf gelesen, dass ich dachte, Wunder, was das wohl für eine alte Hörspielperle sein muss. Und dann fand ich das Ganze sooo lahm, dass mich nicht mal der Auftritt von René Genesis dafür entschädigen konnte.

      Aber auch hier gehe ich davon aus, dass da der Nostalgiefaktor eine große Rolle spielt. Das erschließt sich einem wohl ohne unter Umständen nicht. Ich habe es ja erst vor ein paar Jahren gehört.
      Das geht mir bei vielen Kinderhörspielen aus den 50er/60er/70er Jahren so. Viele haben veraltete Rollenbilder, Klischees, rassistische Sprüche oder alltägliche Gewalt drin. Das ist nicht nur aus heutiger Sicht oft nicht mehr zu ertragen, das war mir teilweise schon in meiner Kindheit in den 80er Jahren zu altbacken.
    • HoerspielkindJR schrieb:

      DDF 200 ist eine gute solide Folge-
      aber kein HYPE.
      Im Gegensatz zu Folge 125!
      Die Aussage versteh ich nicht ganz.
      Fandest du Folge 125 schlechter als Folge 200, weil sie damals zu sehr gehyped wurde ?
      Oder fandest du die 125 besser ?

      Und mein eigener Pick: "Als die Autos rückwärst fuhren"
      Jahrelang nur gutes über das Hörspiele gelesen, dann gehört und nur nervig gefunden.
      Hab es vor ein paar Monaten nochmal probiert und nach 10 Min entnervt ausgestellt !
    • Rabbit schrieb:

      Und mein eigener Pick: "Als die Autos rückwärst fuhren"
      Jahrelang nur gutes über das Hörspiele gelesen, dann gehört und nur nervig gefunden.
      Hab es vor ein paar Monaten nochmal probiert und nach 10 Min entnervt ausgestellt !
      Echt? ich habs mir jetzt kürzlich auch nochmal angehört und finde das nach wie vor unglaublich. :lach2: Super anarchisch und sehr abgedrehter Humor. Dazu diese psychadelic anmutende Musik... Absolut Mindblowing. :thumbsup:


      OTR-Fan
    • Mir würde das jetzt auch nicht zu "überschätzt" einfallen, weil es dafür eigentlich für mein Empfinden viel zu unbekannt ist, aber so hat halt jeder seine eigene Wahrnehmung. Was ja auch okay ist. :) Ich fand es herrlich schräg, kann aber auch verstehen, wenn manche es zu überdreht finden. Das ist ja auch stark im Zeitkontext zu sehen: Anarchohumor für Kinder der 70'er. Wir haben beim Familienhören jedenfalls lauthals gelacht. Zumal wir hier auch so einen kleinen "Lassdas" haben. =)
    • Gruselkabinett, Gabriel Burns, Mark Brandis *duckundweg*
      "The period of the Daddschals dominion is generally set at forty days, the first day being like a year, the second like a month, the third like a week, and the remainder “like your days,” that is, days of normal duration (Kašmīrī, p. 112)"
    • Securitate schrieb:

      Bei vielen Leuten steht...
      Dracula - der Hörverlag
      ...ganz hoch im Kurs.
      Ich komme um´s Verrecken nicht auf das Teil klar. Ich spüre keinerlei Atmosphäre und fühle mich von der schauspielerischen Leistung einfach nur gelangweilt.
      Welches meinst du? Der Hörverlag hat zwei Draculas rausgebracht:
      1. das WDR-Hörspiel mit Gottfried John und Tommi Piper von 1995
      2. und das Stricker-Hörspiel mit Felix von Manteuffel und Andreas Fröhlich von 2004.
      Das Stricker-Hörspiel find’ ich soweit in Ordnung, auch wenn ich Manteuffel die blutgierige Bestie nie wirklich abnehmen konnte. Klingt einfach zu nett. Dafür sind Gerd Baltus als van Helsing und Jörg Pleva als Renfield erste Sahne.
      Das WDR-Hörspiel andererseits ist aller Preisung würdig. Ein typisches Rundfunk-Hörspiel: ausführlich, mit einer richtigen Hörspiel-Dramaturgie, einer Mörder-Besetzung mit Theaterschauspielern (nicht nur „die deutsche Stimme von…“) bis in die letzte Minirolle (Daniel Brühl!) – auch wenn es leider mit dem langweiligsten Dracula-Darsteller geschlagen ist, den ich bisher gehört habe (Martin Reinke) – und einer Tontechnik und Regie, die bei Musik- und Geräuscheinsatz nicht nur auf Bombast aus ist, sondern tatsächlich Rhythmusgefühl mitbringt. Wie allein in den ersten vier, fünf Minuten Dialoge und Geräusche auf die Musik von Jerry Goldsmith (die is’ aber auch geil!) geschnitten sind, ist sämtlichen anderen Dracula-Hörspielen sowas von voraus. Da kommt nicht einmal das BBC-Original mit (ist nämlich die Übersetzung einer englischen Hörspielbearbeitung).
    • Andy-C schrieb:

      Securitate schrieb:

      Bei vielen Leuten steht...
      Dracula - der Hörverlag
      ...ganz hoch im Kurs.
      Ich komme um´s Verrecken nicht auf das Teil klar. Ich spüre keinerlei Atmosphäre und fühle mich von der schauspielerischen Leistung einfach nur gelangweilt.
      Welches meinst du? Der Hörverlag hat zwei Draculas rausgebracht:
      1. das WDR-Hörspiel mit Gottfried John und Tommi Piper von 1995
      2. und das Stricker-Hörspiel mit Felix von Manteuffel und Andreas Fröhlich von 2004.
      [..]
      Huch! Dann ´mal Asche auf mein Haupt. Ich wusste nicht, dass es zwei Versionen von "der Hörverlag" gibt.

      Ich meine die zu 1.

      Securitate schrieb:

      Hal Jordan schrieb:

      Für mich die beste Dracula-Vertonung, die ich gehört habe.
      ...muss es ja auch geben.
      Ich habe eben diesen Vierteiler auf meiner kleinen Runde gehört und war ehrlich gesagt froh, dass es heute so kalt ist draußen; das hat mich wach gehalten.
      Andernfalls wäre ich wohl wahrscheinlich während des Laufens eingeschlafen, weil der WDR´sche Dracula für meine Begriffe (Ansprüche) einfach nur belanglos vor sich hin plätschert; das ganze hat keinen "Pfiff" und erinnert mich vom Produktionsniveau an die Sinclair-Vertonungen aus dem Hause Braun; jetzt mal auf die "Technische Umsetzung" herunter gebrochen.
    • Rabbit schrieb:

      HoerspielkindJR schrieb:

      DDF 200 ist eine gute solide Folge-
      aber kein HYPE.
      Im Gegensatz zu Folge 125!
      Die Aussage versteh ich nicht ganz.Fandest du Folge 125 schlechter als Folge 200, weil sie damals zu sehr gehyped wurde ?
      Oder fandest du die 125 besser ?

      Und mein eigener Pick: "Als die Autos rückwärst fuhren"
      Jahrelang nur gutes über das Hörspiele gelesen, dann gehört und nur nervig gefunden.
      Hab es vor ein paar Monaten nochmal probiert und nach 10 Min entnervt ausgestellt !
      Folge 125 war klasse und alle Erwartungen wurden erfüllt.
      Leider ist das bei Folge 200 nicht ganz gelungen!
      Spazieren auf dem Gehörgang der Phantasie!
      "Ohren auf - Augen zu - Film ab !"
    • Andy-C schrieb:

      Das WDR-Hörspiel andererseits ist aller Preisung würdig. Ein typisches Rundfunk-Hörspiel: ausführlich, mit einer richtigen Hörspiel-Dramaturgie, einer Mörder-Besetzung mit Theaterschauspielern (nicht nur „die deutsche Stimme von…“) bis in die letzte Minirolle (Daniel Brühl!) – auch wenn es leider mit dem langweiligsten Dracula-Darsteller geschlagen ist, den ich bisher gehört habe (Martin Reinke) – und einer Tontechnik und Regie, die bei Musik- und Geräuscheinsatz nicht nur auf Bombast aus ist, sondern tatsächlich Rhythmusgefühl mitbringt. Wie allein in den ersten vier, fünf Minuten Dialoge und Geräusche auf die Musik von Jerry Goldsmith (die is’ aber auch geil!) geschnitten sind, ist sämtlichen anderen Dracula-Hörspielen sowas von voraus. Da kommt nicht einmal das BBC-Original mit (ist nämlich die Übersetzung einer englischen Hörspielbearbeitung).
      Nach dieser Lobpreisung habe ich mir diese Version nun auch gekauft. So langsam habe ich wohl sämtliche Versionen des Stoffes, die es auf deutsch in Hörspielform gibt. =)


      OTR-Fan
    • Für mich sind es alte Wiederveröffentliche Klassiker sehr Überschätzt.
      Was mit den Umgangsform und Sprachgebrauch deren Zeit war.

      Junge Hörer können damit nichts anfangen oder sehen es als unangemessen an.

      Märchen oder Autoren, Serien mit Kultfaktor wo die Labels es regelmäßig pflegen lasse ich mal außen vor.

      Jetzt Bitte nicht falsch verstehen ich finde es toll das es wieder zugänglich gemach wird.
      Leider mit einer überschaubarer Hörerschaft.