Gibt es Hörspiele vom Reißbrett?

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    • Gibt es Hörspiele vom Reißbrett?

      Wir haben das Thema, glaube ich, gestreift, als es um die drei ??? ging. Als klar war, dass die Klassikerzeit vorbei war und das Interesse an DDF zurückging, wurden Änderungen vorgenommen, um die Reihe wieder attraktiv zu machen, zunächst in den USA mit den Crimebustern, später dann in Deutschland, wo man die Reihe zunehmend auf (vermeintlich) deutschen Kinder- und Jugendgeschmack hin modifizierte, das Prinzip der Zeitlosigkeit, das die Klassiker ausmachte, preisgab, um sich mit modernen oder angesagten Themen wie Fußball, Internet usw. an die Zielgruppe zu wenden.

      Und das ist ja der Kern, wenn man von Reißbrett-Produktionen spricht: Sie finden eben nicht im klassischen Sinne ihre Hörer, sondern suchen sie mit ihren Themen oder ihrer Machart.

      Auch neue Konsumformen mögen dazu verführen, Anpassungen vorzunehmen, um eine spezielle Hörerschaft in den Blick zu nehmen. Im einen Fall fördert das Neue Originalität, im anderen motiviert es die Marketing-Experten am Reißbrett.

      Das Streaming, das dazu verführt, ein Hörspiel zB wegzuschalten, wenn es nicht nach zwei, drei Tracks überzeugt, wird vielleicht andere Dramaturgien hervorbringen - und diese werden dann eventuell Vorbild für Geschichten nach dem Reißbrett-Prinzip.

      Wie seht Ihr das?

      Gibt es solche Hörspiele wie vom Reißbrett überhaupt?
      Was machen sie für Euch zu solchen?
      Und wie steht Ihr zu diesem Phänomen?

      Gibt es eher eine Tendenz zu Mut und Originalität auf dem Hörspielmarkt oder geht man allgemein doch eher auf Nummer sicher und webt die Geschichten schnell und bewährt auf dem Reißbrett?

      Was denkt Ihr?
    • Hmmm....wie es aktuell aussieht, da müsste ich erstmal länger nachdenken.
      Was die Vergangenheit betrifft, da würde das sicher auf die Europa Serie: "Computer Kids" passen.
      Computer waren in den 80er für die breite Masse eben neu, und diese Serie wohl genau für diese neue junge Zielgruppe entwickelt.

      Sowas kann dann aber natürlich die "Zeitlosigkeit" einer Serie komplett zerstören. Diese Hörspiele passen dann einfach nicht mehr in die aktuelle Zeit.

      Ansonsten...wenns vom Reißbrett ist, und gut ist....wieso nicht.... Oder es passiert sowas. ;)
    • Hardenberg schrieb:

      Gibt es solche Hörspiele wie vom Reißbrett überhaupt?
      Hm...um ganz genau in eine aktuell vorhandene "Geschmackskerbe" zu hauen meinst Du?
      Da würde ich höchstens Kindersachen anführen. :gruebel:
      Nach dem Motto: derzeit interessieren sich die Kids für Thema X, also kloppen wir mal eine Hörspielserie oder auch ein Einzelhörspiel dazu raus. ;)

      Ein Beispiel wäre da für mich "Das verdrehte Leben der Amélie" von Europa, denn das zeigt ja, laut Werbetext auf der entsprechenden Seite, "das Teenager-Leben und die Instagram-Welt, wie sie wirklich sind, nicht nur Friede-Freude-Eierkuchen", ^^ jetzt mal grob zusammengefasst.
      Sowas ist für mich passgenau auf die Hör-Interessen von Mädchen (im Teenageralter) zugeschnitten, also auf eine Gruppe, die man möglichst noch ein bisschen dem Medium gewogen halten möchte.
      Das Ganze sind doch, soviel ich weiß, auch reine DLs gewesen, Podcast-artig, also schnell und problemlos konsumierbar.

      Oder eben diese kürzlich erst erschienenen Hörspiele der "Karlsbande", die von diesem "Karls Erdbeerhof" in Auftrag gegeben wurden.
      Da würde ich auch von extra "gebastelt" sprechen, um einen weiteren Artikel zu haben, über den man für die Höfe werben kann.

      Alles was auf Büchern oder Filmen basiert, und das tun ja nach wie vor so einige Serien, muss man eigentlich von einer solchen Betrachtung ausnehmen.
      Also diese ganzen Einhorn-, Kätzchen-, Oktonauten-, Pferde- usw. Serien.
      Da bleibt dann gar nicht mehr so viel.
      Die Vorlagen sind natürlich "vom Reißbrett" und wurden nur geschaffen, weil man wusste, dass die Charaktere und die Geschichten vermutlich ankommen werden.
      Da gibt es ja genügend Untersuchungen zu - und danach dann noch die entsprechenden Merch-Artikel. :pfeifen:

      Fußball-Hörspielserien ohne Buchbasis dürften für mich auch ursprünglich mal "gestrickt" worden sein, um sich an das entsprechende "Klientel" der kleinen Fußballfans zu richten, die man nebenher weiterhin fürs Hören begeistern wollte.

      TKKG Junior und DDF Junior - hm, eigentlich auch solche "Reißbrettkonstrukte", die einfach neben den "großen" Pendants noch erschienen.

      Und nicht zu vergessen, aber eben Buch-basiert - die Fußballfolgen bei DDF, wo es ja hieß, in den Jahren von Welt- und Europameisterschaften sei es seit langen Vorgabe des Kosmos-Verlages, jeweils ein Fußball-Buch herauszubringen.
      Da ist dan aber eben das Buch vom "Reißbrett".

      Im Bereich "Erwachsenenhörspiel" würde mir so off hand kaum etwas einfallen, mal abgesehen vielleicht von dem einen oder anderen Corona-basierten Hörspiel, das vielleicht entstanden ist, um die Pandemie "einzubauen", weil man glaubte, darüber auch mal ein Hörspiel herausbringen zu müssen. :schulter:
    • hystereo schrieb:

      Ich verstehe „vom Reißbrett“ ja eher, dass Dinge nach einer bestimmten Formel oder Art, die wenig bis gar nicht variiert, erstellt werden. Und da würde ich 90% der Hörspiele, die für den freien Markt entstehen hinzuzählen. Frei nach dem Motto „Never change a winning Team“ muss das ja auch nichts schlechtes bedeuten.

      Ja, auch.
      Ich meine damit beides. Einerseits Hörspiele, die, wie @Agatha schreibt, direkt auf eine Zielgruppe hin angelegt ist und quasi um deren Aufmerksamekt buhlt, und solche, die immer nach einem bestimmten Schema ablaufen. Bei Letzteren kann sich das Reißbrettartige auch erst später ergeben, wenn man merkt, dass sich eine gewisse Herangehensweise bewährt hat.

      Für mich müsste es aber dann schon etwas Schema F-mäßiges haben. Natürlich gibt es auch einfach gewisse Genre-Konventionen. Die würde ich nun nicht gleich als Reißbrett-Hörspiele bezeichnen, denn wie man innerhalb dieser Konventionen eine Geschichte erzählt, kann ja noch einmal auf einem ganz anderen Blatt stehen. Das sieht man ja etwa an Döring, der ja immer auch wieder Grenzen antastet und neue Wege des akustischen Erzählens sucht.

      Zur ersten Kategorie passen für mich viele Hörspiele aus der DDF-Neuzeit, wo einfach nicht mehr authentische Geschichten aus dem Kalifornien der Klassiker erzählt werden, sondern ganz bewusst versucht wird, an deutsche Lebensweirklichkeiten anzudocken, indem man Fußball über Gebühr thematisiert oder eben andere Themen, die junge Leute bewegen. Die Stärke der Klassiker war ja das Zeitlose. Das hat man damit schon aufgegeben. Wie man es ja im Grunde immer tut, wenn man auf eine spezielle Zielgruppe fokussiert. Denn die hat ja stets einen starken Gegenwartsbezug. Und da sich Geschmäcker und Moden ändern, wirken Themen mit einem bestimmten Aktualitätsbezug unter Umständen nach ein paar Jahren verstaubt oder sogar skurril.

      Die zweite Kategorie ist für mich so etwas wie das Gruselkabinett, wo für mein Empfinden viele Folgen in Aufbau und Umsetzung identisch klingen. Die Art, wie ein Thema angegangen wird, die Art, wie bestimmte Charaktere angelegt sind, die sprachlichen Wendungen, die verwandt werden, die Stilmittel, die benutzt werden, das ist doch alles mitunter arg limitiert und lässt mich vermuten, dass man da quasi mittlerweile ein bewährtes Prinzip fährt. Da hat sich also quasi das Reißbrettartige erst im Nachhinein ergeben.

      Aber ich muss sagen, viel interessanter finde ich zunächst die erste Kategorie.

      Gibt es Serien, bei denen Ihr den Eindruck habt, sie sind direkt auf eine Konsumentenerwartung hin zugeschnitten?
      Und glaubt Ihr, dass so etwas grundsätzlich funktionieren kann?

      Also das Umdrehen der Reihenfolge: Nicht der Hörspielmacher denkt sich etwas aus, macht also ein Angebot - und das wird dann goutiert oder auch nicht, sondern der Hörspielmacher oder vielleicht Marketing-Leute sondieren das Feld der Konsumenten und kreiieren dann eine Serie oder Reihe, die am Markt erfolgreich sein könnte?

      Und gibt es dafür Beispiele?
    • hystereo schrieb:

      Ich verstehe „vom Reißbrett“ ja eher, dass Dinge nach einer bestimmten Formel oder Art, die wenig bis gar nicht variiert, erstellt werden. Und da würde ich 90% der Hörspiele, die für den freien Markt entstehen hinzuzählen. Frei nach dem Motto „Never change a winning Team“ muss das ja auch nichts schlechtes bedeuten.
      Sehe ich auch so. Beinahe jedes Gruselhörspiel oder Jugendabenteuer ist gleich aufgebaut, Ausnahmen bestätigen die Regel. Die wirklichen WOW Effekte gibt es doch eher selten.
    • Nun ja, das greift mir so aber zu kurz. Wie gesagt, das sind die Genre-Konventionen. Das ist wie bei Liebesgeschichten. Natürlich laufen die seit hunderten von Jahren nach demselben Schema ab, und doch kommt es bei den besten, den originellsten immer darauf an, wie sie erzählt werden. Und die erfolgreichsten dürften diejenigen sein, die eben nicht nach Schema F laufen, sondern das jahrhundertalte Genre variieren, ergänzen, bereichern.

      Ebenso verhält es sich bei Krimis usw.

      Da wäre mir der Begriff Reißbrett viel zu weit gefasst.
    • Na klar, ich bin froh um jede Folge die eben nicht abläuft wie man es erwartet, oder eben einen anderen Ansatz hat. Ich fand z.B. den Dr3i Tag bei den ??? total interessant, einfach der Idee halber.

      Ich denke am ehesten überrascht noch das Thriller Genre. Ivar Leon Menger konnte auch immer ganz nette Spins einbauen bisher.

      So ganz worauf die hinauswillst weiß ich aber nicht. Ich möchte auch nicht zuviel hinein philosophieren :gruebel:
    • Gibt es denn eigentlich einen erkennbaren Wandel, was den Einstieg in Hörspiele angeht? Ist da etwas zu bemerken? Quasi der Versuch, schnell anzufixen, statt erst einmal gemächlich in die Geschichte zu führen, wie es ja früher öfters war? Hat der Stream da die Art verändert, wie Hötspielmacher ihre Plots beginnen?
    • Hardenberg schrieb:

      Gibt es denn eigentlich einen erkennbaren Wandel, was den Einstieg in Hörspiele angeht? Ist da etwas zu bemerken? Quasi der Versuch, schnell anzufixen, statt erst einmal gemächlich in die Geschichte zu führen, wie es ja früher öfters war? Hat der Stream da die Art verändert, wie Hörspielmacher ihre Plots beginnen?
      Hm... :gruebel:
      Meinem Empfinden nach nicht.
      Ist halt immer auch eine Frage, wieviel "Zeit" man hat, sich die Charaktere und den Plot entwickeln zu lassen.
      Denn sonst muss es u.U. schon aus "ökonomischen" Gründen sein, dass ich gleich in die Handlung "springe", nicht nur, weil ich schneller "anfixen" will.
      Bei den längeren Audible-Produktionen, die ich so kenne, beginnen die Geschichten eigentlich alle auch "am Anfang", und ich muss sagen, so habe ich persönlich es nach wie vor am liebsten.
      Vielleicht hat mich deswegen auch die letzte "Drei Fragezeichen"-Folge zunächst irritiert, weil man hier direkt ins Geschehen "geworfen" und selbiges erst im Nachhinein Stück für Stück durch Rückschauen erklärt wird.
      Musste ich zweimal hören, um mich mit der Vorgehensweise anzufreunden.

      Möglicherweise höre ich auch die falschen Sachen, aber bei denjenigen aktuellen, die ich so konsumiere, ist mir noch nicht nennenswert aufgefallen, dass man schneller "zur Sache" kommt, nur damit die Streamer nicht womöglich gelangweilt abschalten, weil es ihnen zu lange dauert, bis sich "was tut". :pfeifen:

      Und gerade Kriomiplots, die bereits mit einem Diebstahl, einer Verfolgungsszene oder gar einem Mord beginnen, gab es ja eigentlich schon immer.

      Vielleicht wird das in der Zukunft mehr werden, man darf nicht vergessen, dass vieles ja auch schon ein paar Jahre alt ist, bis es seine VÖ erlebt und man sich bei Entstehen noch gar nicht mit diesem (möglichen) Problem auseinandergesetzt hat.

      Es kommt eben auch immer darauf an, ob sich eine Story dazu eignet, so aufgebaut zu werden.
      Um jeden Preis würde ich das ganz sicher nicht tun.
      Und dabei dürfte nochmal eine Rolle spielen, ob ich eh eine Serie oder nur ein Einzelhörspiel plane - und welches Genre.