Und auf Erden Stille - Die Serienbesprechung

    Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen zum Thema Cookies finden Sie hier und in unserer Datenschutzerklärung

    • Und auf Erden Stille - Die Serienbesprechung

      Wie bereits angekündigt, starte ich jetzt mal mit einer Serienbesprechung, in der ich mich mal ganz genau den einzelnen Folgen zuwenden möchte, um zu ergründen, was ich an ihnen gelungen und was weniger gelungen finde. Natürlich sind all meine Eindrücke rein subjektiv, aber ich werde natürlich, wie immer, versuchen, meinen Standpunkt erschöpfend zu begründen, um nachvollziehbar zu machen, warum ich die Dinge so sehe, wie ich es tue.

      ich bespreche die Folgen in loser Folge. Da ich, um ihnen gerecht zu werden, sehr genau und fokussiert hinhöre, brauche ich die nötige Zeit und Muße dafür, mich ihnen in der Form zuwenden zu können, wie ich es als notwendig erachte, um halbwegs fundierte Aussagen treffen zu können.

      Wie immer würde ich mich über Feedback und Austausch zu den einzelnen Punkten freuen, gern dürfen sich andere Hörer anschließen und ebenfalls ihre Sicht auf die jeweilige Folge hier niederschreiben. Im besten Fall wird das dann hier ein Nebeneinander verschiedener Eindrücke zur selben Hörspiel-Serie sein.

      Am Ende der Besprechung sollte dann ein Gesamtfazit folgen, das noch einmal einen Eindruck gibt von der Serie im Ganzen, denn bekanntlich sind viele Dingen im Gesamten mehr als nur die schlichte Summe ihrer Einzelteile.

      Wie immer gibt es am Anfang - natürlich! - eine explizite SPOILER-Warnung, da ich mich intensiv auch mit den Inhalten aueinandersetzen werde.

      Also - los geht's.


      ******************************


      Und auf Erden Stille - Die Serienbesprechung





      Episode 01

      SPOILER-Warnung!

      Und auf Erden Stille ist die jüngste Produktion des Hauses Interplanar, die diese im Auftrag des Labels Folgenreich umsetzten. Der Stoff geht zurück auf eine Idee des Skriptautor Balthasar von Weymarn. Wir haben es hier also nicht mit der Umsetzung einer weithin bekannten Vorlage zu tun, sondern mit einem Originalstoff. Ungewöhnlich auch die Darreichungsform: Folgenreich orientiert sich an Audible, wenn es die Serie in einem Rutsch als Staffel veröffentlicht, anders als zunächst wohl angedacht erschien sie zudem auch auf CD, verknappt jedoch die Lauflänge der einzelnen Episoden auf ca. 25 bis 30 Minuten statt der üblichen 45 bis 60.

      Die erste Folge beginnt mit der Protagonistin Rhiannon, die auf der Jagd durch die Wildnis streift, immer auf der Hut vor Luchsen oder anderen Gefahren, die auf sie lauern könnten. Recht schnell wird dem Hörer vermittelt, dass wir es hier mit einer unwirtlichen Welt zu tun haben, die von Endzeitstimmung geprägt ist. Und sehr schnell auch bemerken wir, dass die sechzehnjährige Rhiannon extrem geräuschempfindlich ist und einen Gehörschutz trägt.

      Die erste Folge verwendet viel der Spielzeit darauf, den Hörer in die neue Welt einzuführen – und vor allem auch in die Gemeinschaft, von der die junge Frau ein Teil ist. Wir lernen Novis kennen, eine Gruppe von insgesamt 200 Menschen, die gemeinsam seit zehn Jahren in einem Bergwerk miteinander leben und versuchen, in dieser Welt, in der die Menschheit durch eine Viruskatastrophe an den Rand der Vernichtung geführt wurde, zu überleben. Wir erfahren, dass die Menschen von einem Virus befallen sind, der bei den männlichen Angehörigen der Gemeinschaft dazu führt, dass sie spätestens zwei Jahre nach Erreichen der Geschlechtsreife versterben. Die wenigen Männer, die noch Teil der Gemeinschaft sind und älter, sind dies, weil sie sich nicht schon im Mutterleib infiziert haben und enthaltsam leben. Wir erkennen also, dass wir es mit einer allmählich aussterbenden Gemeinschaft zu tun haben, die knappe Ressourcen miteinander teilt.

      Und wir bekommen vermittelt, dass die überlebenden Menschen in verschiedenen Gruppen miteinander leben, die einander nicht unbedingt wohlgesonnen sind. So sprechen Rhiannon und ihre Freundin Lisa recht abfällig von einem Jungen, den sie der Gemeinschaft der Waldratten zuschreiben.

      Krysztof, der Kopf von Novis, wiederum erwähnt eine Bedrohung durch sogenannte Wallianer, deren Angriff er früher oder später zu erwarten scheint und den abzuwehren all sein Trachten gilt. Krysztof ist es auch, der Rhiannon im weiteren Verlauf der Handlung zu sich bittet, um ihr zu eröffnen, dass ein Suchtrupp auf Hinweise gestoßen ist, die nahelegen, dass ihr Vater, der sie und ihre Mutter einst sitzen ließ, etwas mit der Erschaffung des Virus zu tun hat, von dem man mittlerweile überzeugt ist, dass er menschengemacht ist. Die Spuren weisen nach Manhattan.

      Als Bestrafung für dieses mutmaßliche Unrecht, das ihr Vater an der Menschheit begangen hat, soll nun Rhiannon die Gemeinschaft in Richtung New York verlassen, um nach einer Kur oder einem Gegenmittel zu suchen, das helfen kann, den Virus zu besiegen. Andernfalls will Krysztof die Gemeinschaft von Novis über die Vergehen von Rhiannons Vater in Kenntnis setzen, was unweigerlich dazu führen würde, dass sie von den anderen Bewohnerinnen und Bewohnern zumindest ausgegrenzt, wenn nicht sogar körperlich angegangen würde. Nur wenn sie ein Gegenmittel finde, werde ihr der Rückweg in die Gemeinschaft geebnet sein.

      So weit der Inhalt dieser Auftaktfolge.
      Und mit viel Spannung ist sie erwartet worden: die erste Serie der Macher von Interplanar, die von vorn bis hinten auf einem Originalstoff beruht. Thematisch wir das Thema Endzeit beackert, was momentan eine beliebte Spielwiese für Geschichtenerzähler ist, und dass im Zentrum der Katastrophe ausgerechnet Viren stehen, ist ein zufälliges Zusammentreffen, das dem Ganzen eine zusätzliche Brisanz verleiht.

      Was die Umsetzung angeht, so gibt es keinen Grund zur Klage. Schon die ersten Szenen, die Rhiannon auf dem Rückweg nach Novis begleiten, sind sehr spannend und intensiv in Szene gesetzt. Immer wieder begleitet aus dem Off eine Frauenstimme, vermutlich die gealterte Rhiannon, wie der Hörer annehmen muss, das Geschehen. Auch die Einführung in die Welt der sektenartig geführten Gemeinschaft ist abwechslungsreich und spannend gelungen. Wir lernen verschiedene interessante Charaktere kennen, die neugierig machen auf das, was noch folgen wird, und diese erste Episode erfährt ihren Höhepunkt, als Krysztof dem verdutzten Mädchen eröffnet, dass sie quasi aus der Gemeinschaft ausgestoßen wird, weil man ihren Vater verdächtigt, etwas mit der Erschaffung des Virus zu tun zu haben.

      Akustisch besonders gelungen ist neben der Einführung in der Jagdszene, die ich bereits erwähnt habe, vor allem die Szene, als Rhiannon im Verlauf ihrer Arbeiten an der Festungsmauer ihren Gehörschutz abnehmen muss, um nach verdächtigen Geräuschen zu lauschen. Verschiedenste Nebengeräusche schwellen an, überlagern sich, wechseln sich ab und drehen auf zu einem schier ohrenbetäubenden Lärmpegel, der sich für Rhiannon mit nacktem Entsetzen und dem inneren Zwang, sich zu konzentrieren, mischt. Das ist wirklich hervorragend umgesetzt und überträgt sich in großer Intensität auch auf den Hörer.

      Auch was den Rest der Inszenierung angeht, ist von meiner Seite aus nichts zu kritisieren. Hier erfüllt Interplanar wieder einmal die hohen Erwartungen, die an eine Produktion aus diesem Hause gestellt werden kann.

      Dennoch kommt diese Episode leider nicht völlig ohne Schatten aus. So gehört die Performance, die Detlef Bierstedt als Krysztof abliefert, für mein Empfinden zu den schlechtesten, die dieser ansonsten hervorragende Sprecher jemals abgeliefert hat. Ich weiß, dass der Führer von Novis ein alter und erschöpfter, weil desillusionierter Mann ist, aber Bierstedts Spiel spiegelt das nicht ausreichend wieder. Seine Passagen klingen nicht deprimiert oder ausgelaugt oder hoffnungslos – sie klingen leider einfach nur lustlos vorgetragen. Die Betonungen stimmen für mein Empfinden oft nicht, die Sätze werden steif und steril vorgetragen, fast wie abgelesen. Für mich zwar kein kompletter Totalausfall, aber schon eine fette Enttäuschung. Überhaupt hat mir die Darstellung der Gemeinschaft als beinahe sektenartige Gruppe, die mit feierlichem Ton ihre Grundsätze herunterbetet, nicht so gut gefallen, nicht weil das schlecht umgesetzt gewesen wäre, sondern weil so etwas einfach mittlerweile zu einer Art Klischee geworden ist. Hier hätte ich mir mehr Originalität und Tiefe bei der Ausgestaltung gewünscht, damit sich dem Hörer der Geist, der diese Gruppe durchweht, auch halbwegs erschließt. So wird der Antrieb der Menschen auf eine diffuse, quasireligiöse Verbundenheit reduziert, was dazu führt, das die Menschen, die Novis bevölkern überhaupt kaum Konturen gewinnen.

      Erstklassig dagegen Sarah Alles als Rhiannon, die die junge Frau mal mit einer gewissen Schnoddrigkeit, dann auch wieder der nötigen Tatkraft ausstaffiert. Die übrigen Sprecherinnen und Sprecher treten nicht so sehr in den Vordergrund, machen aber allesamt einen ausgezeichneten Job.

      Ein Problem hatte ich jedoch auch damit, welchen Verlauf die Handlung nimmt. Dass Rhiannon nun in eine Art Sippenhaft genommen und anstelle ihres Vaters bestraft wird, indem man sie aus der Gemeinschaft ausstößt und sie quasi auf ein Himmelfahrtskommando schickt, bei dem sie eigentlich fast zwangsläufig umkommen muss – okay, das kann ich akzeptieren. Krysztof wirkt nicht wie ein Mensch, dem ich das nicht zutraute. Und dass er vorschiebt, sie solle ein Mittel gegen den Virus finden, um nicht klar auszudrücken, dass man sie dem Tode geweiht hat, auch das geht in Ordnung.

      Dass er sie aber darauf aufmerksam macht, dass sie auf keinen Fall von Novis und dem Bergwerk berichten soll, falls sie jemandem begegnet, kommt mir völlig widersinnig vor. Denn entweder er liefert sie dem Tod aus. Dann sollte er auch sicher sein, dass sie diesen schnell findet und eben NICHT Novis in Gefahr bringen könnte. Oder er schickt sie wirklich auf eine Rettungsmission, dann machte dieser Appell Sinn, man dürfte aber an seinem Geisteszustand zweifeln, denn in der geschilderten Welt eine 16jährige allein auf eine solche Mission zu schicken und ihr Verschwiegenheit abzuverlangen, ist völlig unrealistisch. Und es ist auch in der Weise, wie es vorgetragen wurde, nicht überzeugend. Hier hätte ich mir in der szenischen Aufbereitung einen überzeugenderen Verlauf gewünscht. So, wie es geraten ist, wirkt es widersprüchlich und nicht nachvollziehbar. Denn natürlich kann man NICHT Loyalität einfordern von jemandem, dem man zum Sterben vor die sicheren Mauern schickt. Will man sie also beseitigen und kein Risiko eingehen, gäbe es andere Möglichkeiten. Und wenn es ihm wirklich um Rettung durch sie ginge, hätte es ein tatkräftiges Team gebraucht, das sie bei ihrer Mission unterstützt. Beides wären nachvollziehbare Wege gewesen, diese erste Folge zu beenden. So jedoch, wie es uns hier erzählt wird, wirkt es leider etwas unausgegoren und wenig plausibel.

      Mag sein, dass hier die Serie zum Opfer der vorgegebenen Laufzeit wurde. Wie ich bei meinen Besprechungen zu den weiteren Folgen noch häufiger feststellen werde, wirkt manches auf mich so, als wäre eine durchaus komplexere und teifgründigere Handlung zugunsten einer knapperen Spielzeit eingedampft worden, so dass sich daraus inhaltliche Unstimmigkeiten ergeben. Sollte es tatsächlich so sein, wäre das sehr schade, denn die angedeutete Komplexität macht tatsächlich Lust auf mehr, wird aber, zumindest in dieser Folge, nicht ausreichend befriedigt.

      Sieht man allerdings von dieser Unstimmigkeit und dem nach meinem Empfinden eher kritikwürdigen Spiel von Detlef Bierstedt ab, haben wir es hier mit einer durchaus sehr spannenden Auftaktfolge dieser neuen Serie zu tun, die definitiv Lust auf mehr macht. Ein originelles Setting und eine spannende Serienprämisse wecken Neugier, und die hervorragende akustische Umsetzung trägt ihr Übriges dazu bei, diese Folge zu einem unterhaltsamen Hörstück werden zu lassen.

      Insgesamt eine starke Einführung in eine faszinierend-fremdartige Endzeit-Welt. Macht Lust auf mehr!


      :st: :st: :st: :st: :st2:





      .
    • Mir hat Folge 1 nicht so gut gefallen wie Dir. Allerdings genau aus den Gründen, die Du eh nennst.

      Hardenberg schrieb:

      Seine Passagen klingen nicht deprimiert oder ausgelaugt oder hoffnungslos – sie klingen leider einfach nur lustlos vorgetragen.
      Ich hatte das Gefühl, er findet seinen Text ziemlich doof. Womit er vielleicht auch gar nicht mal so falsch lag, mir erschien diese "Gemeinschaft als beinahe sektenartige Gruppe" auch ziemlich unoriginell. Nicht das einzige nervige Klischee. Überhaupt fand ich den Beginn zäh wie Kaugummi, hab mir halt immer eingebläut "Es ist die Expositionsfolge, es ist die Expositionsfolge, durchhalten ..."

      Und dann hatte ich natürlich das große Problem mit einem zentralen Punkt der Handlung. Wie soll das gehen, einerseits extreme "Lärm"empfindlichkeit, andererseits können sie sich alle ganz normal unterhalten wenn sie die Kopfhörer aufhaben. Darüber haben wir hier im Forum aber eh schon diskutiert, das akzeptiere ich mittlerweile auch :)

      Für mich blühte das Hörspiel jedenfalls erst auf, als die Heldin "die Gemeinschaft" verlassen hatte. Folge 1 machte bei mir alles andere als Lust auf mehr, aber dafür, dass ich durchgehalten habe, wurde ich später belohnt.
      "The period of the Daddschals dominion is generally set at forty days, the first day being like a year, the second like a month, the third like a week, and the remainder “like your days,” that is, days of normal duration (Kašmīrī, p. 112)"
    • Hardenberg schrieb:

      Oder er schickt sie wirklich auf eine Rettungsmission, dann machte dieser Appell Sinn, man dürfte aber an seinem Geisteszustand zweifeln, denn in der geschilderten Welt eine 16jährige allein auf eine solche Mission zu schicken und ihr Verschwiegenheit abzuverlangen, ist völlig unrealistisch. Und es ist auch in der Weise, wie es vorgetragen wurde, nicht überzeugend.
      Das war auch für mich das große Manko der gesamten "Mission".
      Man schickt eine 16jährige komplett allein in die gefährliche Welt außerhalb der Mine, das jedoch nicht etwa, um sie "loszuwerden", denn man "braucht" sie ja wohl tatsächlich und erwartet ein positives Ergebnis von der ganzen Tour, stellt ihr aber andererseits niemanden zur Unterstüzung an die Seite.
      Okay, die Gruppe ist klein, sie tough, kann mit ihrem Bogen umgehen, aber bei den vielen tödlichen Bedrohungen draußen? Also bitte!
      Wäre sie nicht zufällig dem Ranger begegnet, den ich als Figur ein bisschen "unausgegoren" fand (aber das ist ja in Folge 1 noch nicht unbedingt Thema), hätte sie doch ganz bestimmt nie ihr Ziel erreicht. :pfeifen:
    • Prima, schön dass Ihr mit Beiträgen einsteigt. So macht das Freude. :hutheb:

      GrimReaper schrieb:

      ...mir erschien diese "Gemeinschaft als beinahe sektenartige Gruppe" auch ziemlich unoriginell. Nicht das einzige nervige Klischee. Überhaupt fand ich den Beginn zäh wie Kaugummi, hab mir halt immer eingebläut "Es ist die Expositionsfolge, es ist die Expositionsfolge, durchhalten ..."

      Oha, so arg?
      Nee, so schlecht fand ich die Folge nicht, im Gegenteil. Sind ja auch nur knapp über 25 Minuten. Da wandert der Blick nicht bei Folge 1 schon auf die Uhr. :zwinker:
      Und es gab einiges, was mich neugierig gemacht hat: die Waldratten, die Wallianer,...

      Dass die Menschen Zuflucht in einer Art religiöser Gemeinschaft suchen, war für mich gar nicht das Problem. Das fände ich sogar recht wahrscheinlich. Religion ist ein gutes Mittel, existentiellen Ängsten etwas entgegenzusetzen, außerdem lassen sich Menschen, je gläubiger sie sind, recht gut "führen".
      Mir war nur die Art zu "plump". Das hätte schon ein wenig origineller sein dürfen, aber wie gesagt: Ich denke, das ist die Krux mit der Lauflänge der Episoden. Die Serie war anfangs sicher anders konzipiert. Vielleicht musste alles verknappt werden. Das könnte eine Erklärung sein. Hier hätte eine Lauflänge von 45-50 Minuten, wie bei vergleichbaren Serien, vermutlich gutgetan.


      GrimReaper schrieb:

      Und dann hatte ich natürlich das große Problem mit einem zentralen Punkt der Handlung. Wie soll das gehen, einerseits extreme "Lärm"empfindlichkeit, andererseits können sie sich alle ganz normal unterhalten wenn sie die Kopfhörer aufhaben. Darüber haben wir hier im Forum aber eh schon diskutiert, das akzeptiere ich mittlerweile auch :)

      Also wenn man davon ausgeht, dass die Geräusche nur gedämpft werden, ist das durchaus denkbar. Mein Sohn hat so einen Gehörschutz, weil er Schlagzeug spielt. Es dimmt den Pegel runter. Er versteht aber dennoch, wenn ich etwas sage.
      Aber ich gebe Dir insofern recht, als das schon noch ein wenig mehr hätte herausgearbeitet werden können, um es authentischer erscheinen zu lassen. Für mich war das aber jetzt keine große Sache, die mir wirklich quer gelegen hätte.


      Agatha schrieb:

      Das war auch für mich das große Manko der gesamten "Mission".Man schickt eine 16jährige komplett allein in die gefährliche Welt außerhalb der Mine, das jedoch nicht etwa, um sie "loszuwerden", denn man "braucht" sie ja wohl tatsächlich und erwartet ein positives Ergebnis von der ganzen Tour, stellt ihr aber andererseits niemanden zur Unterstüzung an die Seite.

      Ja, wie man es dreht und wendet: Es bleibt kurios.
      Auch hier wirkt es, als hätte man von der Lauflänge her nicht den Raum gehabt, das entsprechend plausibel auszuarbeiten.
      Man bereitet sie ja auch gar nicht auf ihre Mission vor. Sie scheint ja fast ihr ganzes Leben in Novis verbracht zu haben und verlässt es nur um auf relativ kurze Jagdeinsätze zu gehen; da ist so eine Mission schon ziemlicher Tobak! Und dann auch noch so kurzfristig. Ohne spezielle Ausrüstung. Ohne echte Orientierung. Ohne Helfer.
      Darum dachte ich auch zunächst, dass es einzog darum geht, sie in den Tod zu schicken. Aber dazu passt dann nicht, dass man sie noch bittet, loyal zu sein und das Geheimnis von Novis zu bewahren... :schulter:

      Aber all das soll nocht darüber hinwegtäuschen, dass ich das Setting und die aufgeworfenen Fragestellungen durchaus spannend gefunden habe.
    • @g.com

      Schön, dass Du auch mit von der Partie bist. :)

      Ja, Lisa begleitet sie, aber auch ihre Motivation wird gar nicht richtig thematisiert. Es geht immerhin darum, die sicheren Mauern von Novis zu verlassen und sich auf eine Reise zu begeben, von der man nicht zurückkehren könnte. Da fällt Lisas Entscheidung, ihre Freundin zu begleiten, schon recht lapidar.

      Und was die "Never-come-back-Tour" angeht, das hatten wir ja oben schon. Novis ist offensichtlich ein geheimer Rückzug der Gemeinschaft. Krysztof und die anderen bangen um ihre Sicherheit, weil offensichtlich eine starke Gemeinschaft namens Wallianer sie angreifen will.
      Schickt man da eine 16jährige in den sicheren Tod und bittet sie noch explizit darum, niemandem etwas von Novis zu erzählen, damit das Geheimnis gewahrt bleibt?

      Wie wahrscheinlich ist es, dass sie unter solchen Umständen (fortgeschickt ohne Vorbereitung, ohne Ausrüstung, ohne Team) loyal bleibt? Und wie wahrscheinlich ist es, dass sie Einwirkungen der Wallianer standhalten würde?

      Das Risiko wäre doch viel zu groß, dass Novis in Gefahr geräte.

      Also wie gesagt: Beides ist bei genauem Nachdenken irgendwie nicht so wirklich nachvollziehbar.
    • g.com schrieb:

      Aber wenn ich recht entsinne war sie ja dann nicht alleine
      Was aber der pure Zufall ist, denn Lisa kommt ja mit, ohne dafür die Erlaubnis der Gemeinschaft zu haben - und eigentlich auch ohne dass Rhiannon das zunächst möchte, weil sie weiß, wie viele Gefahren draußen drohen.
      Klar ist sie dann doch froh darüber, nicht ganz allein zu sein, aber einen Auftrag hatte Lisa nicht, also ging man ansosten davon aus, Rhiannon habe sich, wie abgesprochen, allein auf den Weg gemacht.
      Gesagt, dass es ein "Himmelfahrtskommando" sein soll, wird ja nirgends, und ich kann mir das auch einfach nicht vorstellen, da Rhiannon ein relativ wertvolles Mitglied der Gruppe ist, das sogar Essen herbeischafft und gut mit der Armbrust umgehen kann.
      Die schickt man doch nicht einfach weg, um sie "loszuwerden", wäre doch blöd.
      Besonders wenn es ein Risiko bedeutet, sie überhaupt draußen agieren zu lassen, weil sie etwas verraten könnte.
      Wenn ich ein solches Mädchen "entsorgen" möchte, nur weil der Vater eine große Schuld begangen hat :wirr2: , dann passiert ihm in der Mine ein "Unfall", den ich inszeniere und der nicht weiter auffällt... :pfeifen:

      Für mich ist die Motivation, sie alleine loszuschicken, nach wie vor unklar, aber wäre ja möglich, dass wir darüber in der zweiten Staffel mehr Infos erhalten.
      Möglicherweise wird sich ja sogar herausstellen, dass ihr der "Ranger" gar nicht zufällig begegnet ist, sondern er sie insgeheim irgendwie "abgepasst" hat, um an ihrer Seite zu sein.
    • Naja, vielleicht stellt sie auch das einzige Mittel dar an ihren Vater zu gelangen oder sie umgibt etwas, dass wir noch nicht wissen. Ist sie vielleicht immun oder anderweitig begabt?

      Ich glaube ich höre es noch einmal durch und achte auf ein paar Details. In jedem Fall mochte ich Set und Setting.
    • Agatha schrieb:

      Gesagt, dass es ein "Himmelfahrtskommando" sein soll, wird ja nirgends, und ich kann mir das auch einfach nicht vorstellen, da Rhiannon ein relativ wertvolles Mitglied der Gruppe ist, das sogar Essen herbeischafft und gut mit der Armbrust umgehen kann.Die schickt man doch nicht einfach weg, um sie "loszuwerden", wäre doch blöd.
      Besonders wenn es ein Risiko bedeutet, sie überhaupt draußen agieren zu lassen, weil sie etwas verraten könnte.
      Wenn ich ein solches Mädchen "entsorgen" möchte, nur weil der Vater eine große Schuld begangen hat :wirr2: , dann passiert ihm in der Mine ein "Unfall", den ich inszeniere und der nicht weiter auffällt... :pfeifen:

      Für mich ist die Motivation, sie alleine loszuschicken, nach wie vor unklar, aber wäre ja möglich, dass wir darüber in der zweiten Staffel mehr Infos erhalten.
      Möglicherweise wird sich ja sogar herausstellen, dass ihr der "Ranger" gar nicht zufällig begegnet ist, sondern er sie insgeheim irgendwie "abgepasst" hat, um an ihrer Seite zu sein.

      Ach, ich finde die Motivation grundsätzlich gar nicht verkehrt: Sie ist tough, man weiß, dass der Vater etwas mit dem Virus zu tun hat und erhofft sich ein Gegenmittel. Nur WIE das dann erzählt wird, ist für mich unbefriedigend. Weil es eben von Krysztofs Seite aus nicht nachvollziehbar erscheint. Wie gesagt, man hätte schon plausibel machen müssen, WARUM man sie so holterdipolter und noch dazu allein und ohne Ausrüstung bzw. Schulung auf den Weg schickt. Man hätte etwa die Bedrohung durch die Wallianer akut werden lassen können oder die Not durch das Virus, so dass keine Zeit zu verlieren gewesen wäre. Dann wäre es plausibel gewesen. Aber davon wird nichts gesagt. Sie wird einfach mitten aus dem Alltag heraus mit den neuen Erkenntnissen konfrontiert und soll über Nacht Novis verlassen - um auf eine Mission zu gehen, die einem Himmelfahrtskommando gleicht.

      Du hast recht: Sie bloß in den Tod schicken zu wollen, scheint nicht plausibel. Da hätte es wirklich andere Möglichkeiten gegeben.
      Aber das, was übrigbleibt, klingt irgendwie nicht schlüssig.
      Und ich wüsste jetzt auch nicht, wie man das in der zweiten Staffel aufklären sollte. :schulter:

      g.com schrieb:

      Naja, vielleicht stellt sie auch das einzige Mittel dar an ihren Vater zu gelangen oder sie umgibt etwas, dass wir noch nicht wissen. Ist sie vielleicht immun oder anderweitig begabt?

      Das mag ja alles sein, aber es geht ja darum, WIE man sie mit der Mission konfrontiert und wie man sie dann losschickt. Natürlich kann es supergute Gründe geben, sie loszuschicken. Aber so? Und völlig allein und ohne Vorbereitung und Ausrüstung? Ich finde, das hätte man besser herausarbeiten müssen, warum man sie AUF DIESE WEISE auf die Mission schickt.

      Aber wie ich oben schon schrieb: Das ist ein interessanter Punkt, der mir irgendwie querlag, aber er sollte nicht davon ablenken, dass auch ich das Setting und die Serienprämisse sehr mochte.

      Wenn man über gewisse (vermeintliche) Unstimmigkeiten in einen Austausch tritt, mag das schnell zu dem Eindruck führen, dass man das Gesamte schlecht fand, aber so ist es ja nicht. Etwas kann ja auch als grundsätzlich gelungen empfunden werden - und dennoch gibt es Details, die der Diskussion würdig sind.

      Aber ich sehe, wir greifen in Teilen schon fort, denn dass Lisa sich Rhiannon anschließt, kommt ja erst in Folge 2.

      Ich werde darum zeitnah meine Besprechung zu dieser Episode hier anfügen. :)
    • Episode 02



      SPOILER-Warnung!

      Nachdem Rhiannon am Ende der ersten Folge von Krysztof quasi aus der Gemeinschaft von Novis ausgeschlossen wurde, packt sie ihre Sachen, um sich auf den Weg nach Osten, nach New York, zu machen. Dabei wird sie von ihrer Freundin Lisa überrascht, der sie sich offenbart und die spontan entscheidet, sich ihr anzuschließen.

      Gemeinsam machen sie sich nun auf den Weg und gelangen irgendwann an einen Fluss mit grün und rot verfärbtem Wasser, der zu tief ist, um ihn zu durchqueren. In einiger Entfernung stoßen sie auf eine Brücke, auf der Barrikaden errichtet sind. Zwei junge Männer greifen sie an. Im Verlauf des Kampfes fällt Lisa ins Wasser.

      Rhiannon schafft es zwar, sie aus den Fluten zu retten, doch die Freundin ist durch das verseuchte Wasser erblindet und scheint auch ansonsten schwer erkrankt zu sein. Sie setzen ihren Weg fort und finden ein Haus, in dem ein fremder Mann, der sich Ranger nennt, sein Quartier aufgeschlagen hat. Er verabreicht Lisa ein Elixier und bekundet Interesse, Rhiannon auf ihrem Weg nach Osten zu begleiten, weil auch er in diese Richtung muss. Kurz darauf ist Lisa tot. Das Elixier, das Ranger ihr verabreicht hat, hat sie vergiftet. Das Flusswasser sei hochgiftig gewesen, sagt er, und hätte sie unter schwersten Qualen eh getötet. Er habe sie durch das Gift erlöst.


      Der Beginn dieser zweiten Folge leidet für mein Empfinden noch ein wenig unter der Krux der ersten Folge: nämlich die Inkonsistenz der Motivlage bei Krysztof, der ein sechzehnjähriges Mädchen ausschickt, um ein Mittel gegen das Virus zu finden bzw. sie dem sicheren Tod auszusetzen. Da nicht ausreichend verdeutlicht wird, warum eine solche Eile zu bestehen scheint, dass Rhiannon über Nacht Novis verlassen soll, ohne hilfreiche Informationen oder auch nur eine Ausrüstung oder sogar ein paar schlagkräftige Gefährten für ihre gefährliche Mission zu erhalten, wirkt die Prämisse dieser Reise leider ein wenig unglaubwürdig.

      Hinzu tritt hier, dass Lisa, die Freundin, die wir schon aus der ersten Folge kennen, Rhiannon beim Packen überrascht und sich ihr sofort anschließt. So nachvollziehbar es ist, der Protagonistin einen Sidekick an die Seite zu geben, damit sie nicht endlos monologisieren muss, so wenig verständlich erscheint dem Hörer ihre persönliche Motivlage. Ihre Entscheidung trifft sie quasi ad hoc. Für den Hörer bleibt völlig unverständlich, warum sie sich einer solchen Gefahr aussetzen sollte. Hier wäre es schön gewesen, diesen Umstand noch ein wenig besser zu beleuchten, um ihn plausibler zu machen.

      Auch ist es etwas schade, dass mit der überaus starken ersten Folge sehr viele Punkte, die die Welt um Novis und die Welt, in der es liegt, ausmacht, angeschnitten worden sind, die nun, mit dem Aufbruch der Mädchen, einfach wieder fallengelassen werden. Alle Figuren, die gerade erst erwähnt und vorgestellt wurden, ob die Mitglieder der Gemeinschaft oder auch die sogenannten „Waldratten“ oder die mysteriösen „Wallianer“, werden mit einem Schlag zur Seite gewischt, und es beginnt ein völlig neuer Abschnitt. Dabei war doch gerade erst die Neugierde auf all das geweckt worden, was in der ersten Episode angeschnitten wurde.

      Die beiden Freundinnen machen sich also auf den Weg. Zwei Mädchen, ohne adäquate Ausrüstung, mit wenig Kampfkraft sollen nun also den Widrigkeiten einer feindlichen Welt trotzen. Das wäre okay, wenn man den Eindruck hätte, dass die beiden sich der Misslichkeit ihrer Lage voll bewusst wären. Doch sie agieren recht unbekümmert. Im Grunde nicht anders, als sie es bei einer normalen Jagd täten. Zudem sind sie gar nicht genau orientiert. Es scheint fast so, als liefen sie einfach mal so drauf los.

      Auf ihrem Weg begegnen sie mehreren Männern – was interessant ist angesichts der Tatsache, dass die Welt in UAES doch als eine geschildert wird, in der die Männer kurz nach der Geschlechtsreife versterben. Dafür ist das Personaltableau dieser Serie schon sehr männlich dominiert. Als Hörer frage ich mich: Wo sind eigentlich die Frauen in dieser Welt? Könnten sie nicht ebenso als Gegner in Erscheinung treten? Wäre das nicht sogar origineller als wieder einmal zwei recht grobschlächtige Kerle, die in „Naturalien“ bezahlt werden wollen?

      Auch wird beim Hören der ersten beiden Folgen nicht recht klar, ob alle Menschen unter Hyperakusis leiden – oder nur die Bewohnerinnen und Bewohner von Novis. So dynamisch, wie die Handlung erzählt wird, könnte man schnell vergessen, dass sie alle eigentlich etwas über den Ohren haben müssten. Thematisiert wird das nicht.
      Und noch zwei weitere Punkte sorgen bei mir für Unbehagen. Als Rhiannon mit der schwerverletzten Lisa das Haus von Ranger betritt und die beiden diesem begegnen, entspinnt sich ein recht kurzer Dialog, in dessen Verlauf der junge Mann wie spontan bekundet, ebenfalls in den Osten zu müssen und Rhiannon begleiten zu wollen. Das alles wird so rasch und wie selbstverständlich geschildert, als wäre es nichts Ungewöhnliches – dabei ist das doch ein dicker Hund, der uns da serviert wird: dass in dem Moment, in dem Rhiannon niemanden mehr hat, der sie begleiten kann, ein neuen Begleiter um die Ecke kommt, der ganz zufällig ebenfalls in dieselbe Richtung muss. War schon die Motivlage bei Lisa nicht nachvollziehbar ausgelotet, wirkt der Zufall, der uns nun aufgetischt wird, schon sehr unglaubwürdig. Auch hier habe ich den Eindruck, dass dieser Punkt nicht ausreichend beleuchtet ist.

      Was mich zu einer Vermutung leitet, die ich bei dieser Serie immer wieder mal habe im Laufe der Episoden und die ich in meiner letzten Besprechung schon kurz angeschnitten habe: Es erscheint mir häufiger so, als wäre sie konzipiert worden als eine zehnteilige Serie mit deutlich längerer Laufzeit der einzelnen Episoden, wobei dann jedoch nur zehn Folgen à 25 Minuten bewilligt worden sind – so dass man den Inhalt quasi eindampfen musste, was das auf Kosten der Plausibilität und Figurentiefe ging. Natürlich weiß ich nicht, ob es so ist, aber so erscheint es mir manches mal. Es würde manches erklären.

      Dieser Eindruck entsteht bei mir auch zum Ende dieser zweiten Episode, wenn Rhiannon entdeckt, dass Lisa sich nicht mehr rührt und Ranger ihr recht lapidar mitteilt, dass er sie mit Gift sanft hat entschlafen lassen, weil sie eh nicht mehr zu retten gewesen sei und bloß einem grausamen Tod entgegengeblickt hätte.

      Selbst wenn man Ranger nun also glaubt und das als gegeben hinnimmt - und zunächst hat Rhiannon ja gar keinen Grund, diese Behauptung einfach so anzunehmen, denn sie kennt Ranger ja noch gar nicht -, erscheint diese Vorgehensweise von ihm doch höchstgradig grausam und herzlos. Nichts hätte dagegen gesprochen, den beiden Freundinnen einen Abschied voneinander zu gönnen und sie dann erst sterben zu lassen. Immerhin hat Lisa ihre Freundin ohne Rücksicht auf den eigenen Komfort auf ihrem Himmelfahrtskommando begleitet. Sie jetzt, ohne die Situation zu offenbaren, einfach zu töten und Rhiannon vor vollendete Tatsachen zu stellen, erscheint völlig unnötig grausam und macht dem Hörer Ranger natürlich nicht unbedingt sympathisch.

      Auch hier habe ich den Eindruck, dass diese letzte ergreifende Szene zwischen den Freundinnen einer Schere zum Opfer gefallen ist. Es hätte viel Potential darin gelegen. Das hätte ein intensiver Moment sein können. Stattdessen wirkt das Ende eher kalt und steril. Schade.

      Aber diese inhaltlichen Vorbehalte sollten nicht darüber hinwegtäuschen, dass diese Episode ansonsten wieder sehr mitreißend und spannend erzählt ist. Auch hier gelingt es vortrefflich, eine einnehmende und überzeugende Soundkulisse zu kreieren, die dem Hörer ein eindringliches und unterhaltsames Hörvergnügen bereitet.

      Die beiden Sprecherinnen Sarah Alles und Derya Flechtner entwickeln eine überzeugende Dynamik, Björn Schalla als Ranger setzt mit seinem bewusst nüchternen Tonfall einen überzeugenden Kontrapunkt. Einzig die jungen Männer auf der Brücke bleiben mit ihrer Leistung ein wenig hinter der der Vorgenannten zurück, da sie es mit ihrer Grobschlächtigkeit für mein Empfinden doch ein wenig übertreiben. Hier wäre eine etwas subtiler vorgetragene Gefahr für mein Empfinden überzeugender gewesen.

      Alles in allem also eine spannend und unterhaltsam in Szene gesetzte Folge, die jedoch ein wenig an gewissen inhaltlichen Schwachpunkten und fehlender Figurentiefe krankt, was durch die souveräne handwerkliche Umsetzung und die gut aufgelegten Sprecherinnen nicht völlig aufgewogen werden kann. Da ist noch Luft nach oben. Das Interesse ist und bleibt aber dennoch geweckt.

      Licht und Schatten beim Plot, dennoch sehr spannend inszeniert!

      :st: :st: :st: :st3: :st2:



      .

    • Hardenberg schrieb:

      Aber ich sehe, wir greifen in Teilen schon fort, denn dass Lisa sich Rhiannon anschließt, kommt ja erst in Folge 2.
      Hm, dass das u.a. auch mir passiert ist, wundert mich jetzt nicht, denn ich wusste das schlichtweg nicht mehr genau genug.
      Ist halt bereits ein Vierteljahr her, dass ich mir UAES angehört habe. :)
    • Den vorherigen Meinungen kann ich nur zustimmen in den wesentlichen Punkten.
      Ich kannte vorher die Sprecherliste nicht und habe mich sehr gefreut Detlef Bierstedt plötzlich zu hören.

      Allerdings hat mich sein Auftritt überraschend kalt gelassen.
      Durch den Klang seiner Stimme und seinen Fähigkeiten damit, kann er jeder Rolle einen großen Stellenwert & Breite geben, aber hier bleibt er nicht greifbar für mich und wir kratzen nur an der Oberfläche scheinbar leider.
      Das Himmelfahrtskommando habe ich mir auch mit einer indirekten Todesstrafe erklärt.
      Aber es macht keinen Sinn, weil das Mädchen die Lage der Kolonie kennt und dieses Wissen nicht Anderen in die Hände fallen darf.

      Die Szene in der Lisa vergiftet wird, ist für mich die vielleicht überraschendste der ganzen Produktion.
      Das habe ich überhaupt nicht kommen sehen.

      Ich hatte vor dem Hören schon Bedenken das die kurze Laufzeit vielleicht ein Manko sein könnte und es hat sich bewahrheitet.

      Vor UAES habe ich Monster1983 und Sieben Siegel gehört.
      Diese Serien nehmen sich Zeit und bauen Atmosphäre, Charaktere und Handlungsstränge langsam (manchmal zu langsam?) auf.
      Dagegen ist UAES dann gleich (notgedrungen) im Vollgasmodus unterwegs.
      Aber einen Vergleich mit Audible (und deren Möglichkeiten) möchte ich nicht groß machen, weil es vielleicht einfach auch unfair ist.

      Gerne hätte ich aber längere Folgen gehabt und dafür auch mehr bezahlt.
      So habe ich immer wieder schmerzlich das Gefühl, einen großen Teil der Handlung, Charaktere und der Welt zu verpassen.

      Auch wenn das nun vielleicht negativ klingt, mag ich UAES aber gerne, aber am Ende müssen wir dann auch über verschenktes Potantial reden.
      Aber bis dahin ist ja noch etwas.

      Vielen Dank für deine tolle Rezis, Hardenberg! :hutheb: :daumenhoch:
      Besser Illusionen die uns entzuecken als zehntausend Wahrheiten
    • Agatha schrieb:

      Hardenberg schrieb:

      Aber ich sehe, wir greifen in Teilen schon fort, denn dass Lisa sich Rhiannon anschließt, kommt ja erst in Folge 2.
      Hm, dass das u.a. auch mir passiert ist, wundert mich jetzt nicht, denn ich wusste das schlichtweg nicht mehr genau genug.Ist halt bereits ein Vierteljahr her, dass ich mir UAES angehört habe. :)

      War aber auch nicht als Vorwurf gemeint. ^^ Ich hatte es selbst aus den Augen verloren - obwohl ich die Folge gerade erst gehört hatte. (Ich habe aber auch die ersten beiden Folgen kurz nacheinander gehört, vielleicht deshalb.)


      Smeralda schrieb:

      Die Szene in der Lisa vergiftet wird, ist für mich die vielleicht überraschendste der ganzen Produktion.

      Das habe ich überhaupt nicht kommen sehen.

      Ich hatte vor dem Hören schon Bedenken das die kurze Laufzeit vielleicht ein Manko sein könnte und es hat sich bewahrheitet.

      [...]


      Vielen Dank für deine tolle Rezis, Hardenberg! :hutheb: :daumenhoch:

      Vielen Dank für die Wertschätzung und schön, dass Du mitdiskutierst. Freut mich sehr. :drueck:

      Ja, ich gewinne auch den Eindruck, dass die Kürze der Laufzeit hier eher ein Malus ist (meist ist es ja eher umgekehrt).

      Die Geschichte mit Lisa fand ich auch überraschend - und insofern auch grundsätzlich sehr spannend. Nur ist mir das Ganze irgendwie etwas zu lapidar abgehandelt worden. Auch gewinnt diese Figur vorher ja kaum Kontur. Um ehrlich zu sein, merkt man ihr für mein Empfinden zu deutlich an, dass sie innerhalb dieser Folge "nur" eine Funktion erfüllt: nämlich die des Sidekicks für Rhiannon, damit diese nicht monologisieren muss, bis sie auf Ranger trifft.
      Was ja okay ist.
      Aber mit mehr Lauflänge hätte man der Rolle noch mehr Tiefe oder Charisma verleihen können; dann wäre die weitere Entwicklung noch intensiver gewesen.

      Meine Schwierigkeit mit Rangers Tat und Rhiannons Reaktion darauf habe ich ja schon gestreift.

      Das alles trübt den Gesamteindruck dieser Folge doch etwas, obwohl sie natürlich ansonsten recht flott und kurzweilig erzählt ist.
    • Okay, weiter geht's mit...

      Episode 03



      SPOILER-Warnung!

      Folge 3 beschert uns einen radikalen Perspektivwechsel.
      Die Handlung springt zu einem Zeitpunkt sechzehn Monate vor der Katastrophe.

      Der Journalist Max Bucerius erhält einen beunruhigenden Anruf von seiner Kollegin Vanusa Schmidt, die derzeit in Malta weilt, um über die Besetzung des Regierungspalasts durch afrikanische Flüchtlinge zu berichten. Als er sie vom Flughafen abholen will, ist sie jedoch tot, und Bucerius beginnt zu recherchieren.
      In ihrem nachgelassenen Gepäck findet er, gut versteckt, einen Chip, auf dem ein anonymer Afrikaner von Menschenversuchen in einem libyschen Lager berichtet. Offensichtlich sind dort Flüchtlinge wissentlich mit einem unbekannten Virus infiziert und danach, entsprechend ihres Gesundheitszustands, selektiert worden. Einigen der Flüchtlinge gelang es jedoch, einige Virusproben an sich zu bringen und aus dem Lager zu flüchten. Über das Mittelmeer gelangten sie nach Malta und drangen in ihrer Verzweiflung in den Regierungspalast ein, um sich einen legalen Aufenthaltsstatus in Europa zu verschaffen
      Sofort kontaktiert Bucerius das maltesische Militär, um es von der Bedrohungssituation zu unterrichten. Doch dieses weiß längst Bescheid. Der Regierungspalast wird gesprengt, alle Flüchtlinge sterben – und mit ihnen vermeintlich die Virusproben.


      Dieser Einschnitt in die Chronologie kommt natürlich unerwartet. Aber er ist konsequent: In Folge 1 wird uns Novis vorgestellt – und mit der zweiten Folge thematisch fallengelassen; ebenso ergeht es uns nun mit dem Weg von Rhiannon und Lisa bzw. ihrer Begegnung mit Ranger, die jetzt in Folge 3 plötzlich keine Rolle mehr spielen und zugunsten eines Rückblicks in den Hintergrund treten. Findet man sich damit ab, wird man mit einer sehr spannenden Geschichte entschädigt, die in sehr verdichteter Form einen mitreißenden Thriller bietet.

      Wir werden mitgenommen auf eine Zeitreise, die uns in die Phase führt, als die Welt (vermeintlich) noch in Ordnung war, das Unheil jedoch bereits dräuend den Himmel verdunkelte. Dabei greift Skriptautor Balthasar von Weymarn Themen auf, die nicht aus der Luft gegriffen sind, sondern in der aktuellen weltpolitischen Situation durchaus eine Rolle spielen. Das ist zwar für die Geschichte nicht zwingend notwendig, bereichert jedoch den Plot, weil es die komplette Story auf geschickte Weise in unserer Gegenwart verankert, so dass das Erzählte, trotz der Endzeitstimmung in den ersten beiden Episoden, nie den Eindruck von etwas Comichaftem, jeder Realität Enthobenem macht, sondern durchaus zeitgemäß und heutig klingt.

      Nichtsdestotrotz bleibt es spannende Unterhaltung im besten Sinne. Die Handlung ist so rund gestaltet und gleichzeitig atmosphärisch so dicht umgesetzt, dabei von Anfang bis (kurz vor) Ende plausibel dargestellt, dass ich gestehen muss, dass sie mir noch viel mehr Freude bereitet hat als die eigentliche Geschichte um Rhiannon, an der ich einige inhaltliche Schwachpunkte für mich auszumachen glaubte. Die gibt es hier nicht, sieht man mal vom Ende ab, wo doch tatsächlich das Militär die Bombardierung des Regierungspalastes befiehlt, als der Journalist zufällig genau danebensteht. Das ist natürlich nicht wirklich plausibel, denn niemand, der über eine solche Entscheidungsgewalt verfügt, würde natürlich einen Journalisten zum Plausch empfangen, wenn ein solches Ereignis ansteht – zumla wenn er auch noch derjenige ist, der den Befehl dazu geben muss. Aber verbuchen wir dies unter dem Stichpunkt: verdichtete Darstellung, die ja bei Thrillern nichts Ungewöhnliches ist. Auch Serien wie „24“ oder „Homeland“ arbeiteten ja mit solchen dramaturgischen Verknappungen.

      Logischerweise bekommen wir mit dieser Folge ein neues Tableau an Sprecherinnen und Sprechern geboten, allen voran Konrad Bösherz als Max Bucerius, der einen sehr guten Protagonisten in dieser Folge abgibt. Luisa Witzorek darf zur Abwechslung mal altersentsprechend agieren und leiht der Journalistin Vanusa Schmidt die Stimme. Auch alle weiteren Beteiligten machen einen tollen Job.

      Die Inszenierung ist, wie auch schon in den Folgen davor, auf gewohnt hohem Niveau. Die Musik, die zwischen den einzelnen Szenen eingespielt wird, trägt der veränderten Perspektive Rechnung und wirkt streckenweise weniger kühl, weniger entrückt als noch bei den Szenen, die in und um Novis spielen.

      Alles in allem die für mich bisher stimmigste Folge der Reihe, auch wenn hier vollends auf die Endzeitwelt der Vorgängerfolgen verzichtet wird. Ein schöner, kleiner Thriller, intensiv und treffsicher auf den Punkt gebracht und mit einem doch überraschend kaltschnäuzigen Ende. Ich bin fast geneigt, jetzt mehr Neugierde dafür aufzubringen, wie es hier weitergeht, als für das weitere Schicksal von Rhiannon und Ranger, was getrost auch als kleiner, indirekter Malus im Gesamtkontext betrachtet werden kann. Aber das trübt keineswegs das Fazit zu dieser Folge.

      Eine spannend-rasante Rückblick-Thriller-Folge!


      :st: :st: :st: :st: :st3:




      .
    • Also, ich habe mir gestern noch einmal die drei ersten Episoden angehört. Mal ne ganz andere Sichtweise. Was wenn, es innerhalb der Gruppe eine Splittergruppe gibt, einen "Bund", der vielleicht ganz andere Ziele verfolgt? Rihanna wird ja verbannt, da sie familiär vorbelastet ist. Ihr Vater hat das Virus entwickelt. Sie wird erpresst, ihre Identität offenzulegen und damit der Verbannung preisgegeben zu werden. Beim Verlassen ist zwar der Wärter informiert, dass Personen das Bergwerk verlassen, aber genaue Hintergründe fehlen auch Ihm.

      Das würde bedeuten, man kann gar nicht viele involvieren oder gar einen Support Trupp aktivieren. Dazu würde dann auch passen, dass Ranger auftaucht, der scheinbar mehr weiß, als er preisgibt. War der Tod von Lisa wirklich nötig, oder war sie im Weg?

      Das alles ist aus meiner Erinnerung absolut unklar. Auch weiß Ranger doch recht viel über den Weg zur großen Stadt. War es geplant?

      Könnte doch noch spannend werden.
    • g.com schrieb:

      Auch weiß Ranger doch recht viel über den Weg zur großen Stadt. War es geplant?
      ja, ich hab da halt auch einen kleinen Verdacht, dass das mit dem "Ranger" womöglich geplant war. Er sollte Rhianna sicher in die Stadt bringen und dann verschwinden.
      Was er ja auch tut, ohne sich wenigstens kurz zu verabschieden, obwohl beide vorher ihr Leben füreinander riskieren - ein weiterer Punkt, der mir an der Geschichte ein bisschen sauer aufgestoßen ist.
      Kann aber auch der Kürze der zur Verfügung stehenden Hörspiel-Staffel-Zeit geschuldet gewesen sein.
      Oder die emotionale "Härte" zeigen, die die Menschen entwickeln mussten, um all die Verluste zu verkraften...
      Und auch die Tatsache, dass er (angeblich) nicht lesen kann, also dringend ihre Hilfe braucht, ist so ein Ding. :S
      Aber da werden wir sicher später noch drüber reden.
    • @g.com
      @Agatha

      Naja, aber immerhin wird explizit erwähnt, dass Ranger schon häufiger in New York war. Wir greifen vor, aber er hat ja für den später auftauchenden Malcolm schon mal Fracht nach NY gebracht und weiß daher, worauf man achten muss.

      Dass Ranger irgendwie auf Rhiannon abgestellt wurde - kann sein. Allerdings möchte ich mal bezweifeln, dass man den Weg der Mädchen so gut hätte antizipieren können, um sie ausgerechnet in Rangers Hütte auftauchen zu lassen. Nach Lisas Unglück sind sie sicher nicht kalkuliert durch die Gegend marschiert. Naja, wir werden sehen.

      Und dass es da noch mehr in NOVIS zu entdecken gibt, scheint auf der Hand zu liegen. Aber wir als Hörer können ja nur das beurteilen, was wir hören - und nicht das, was wir (noch) nicht hören, und bis hierhin klingt einiges seltsam. Wenn es am Ende alles erstklassig aufgelöst wird: um so besser! Aber bis dahin muss ich mir die Frage stellen, ob die Irritationen, die ich an manchen Stellen verspüre, gewollt oder ungewollt sein könnten.

      Insbesondere die emotionalen Reaktionen befremden mich doch mitunter. Krysztof verbannt Rhiannon. Ihre beinahe einzige Reaktion: Das ist gemein!

      Ein Fremder tötet ihre beste Freundin und kurz darauf geht sie mit ihm auf Wanderschaft.

      Das finde ich in der Verkürzung nicht immer hundertprozentig glaubwürdig.
    • Agatha schrieb:

      g.com schrieb:

      Auch weiß Ranger doch recht viel über den Weg zur großen Stadt. War es geplant?
      ja, ich hab da halt auch einen kleinen Verdacht, dass das mit dem "Ranger" womöglich geplant war. Er sollte Rhianna sicher in die Stadt bringen und dann verschwinden.
      Das glaub ich auch heute noch.
      "The period of the Daddschals dominion is generally set at forty days, the first day being like a year, the second like a month, the third like a week, and the remainder “like your days,” that is, days of normal duration (Kašmīrī, p. 112)"
    • Ja, wahrscheinlich mag das sein, aber wenn es tatsächlich so ist, finde ich die Umsetzung des Erzählten noch diskussionswürdiger. Wenn es nämlich darum ging, mit Rhiannon in Kontakt zu kommen, ihr Vertrauen zu gewinnen, um sie dann sicher nach NY zu geleiten, dann wäre es doch sehr unklug, ihre beste Freundin einfach so zu vergiften. Rhiannon wird als mutig und eigensinnig beschrieben. Sie hätte ebenso gut empört aufbrechen und gerade deshalb allein ihren weiteren Weg suchen können. Ich finde es eher überraschend, dass sie sich so ohne weiteres auf ihn einlässt.

      Ich hoffe, Ihr könnt nachvollziehen, wie ich das meine. Das Was geht klar. Ich kann mir auch denken, was plottechnisch erreicht werden sollte. Aber das Wie lässt mich doch irgendwie unbefriedigt zurück. Irgendwie ist mir das alles (zumindest nach bisherigem Erkenntnisstand!) nicht nachvollziehbar genug hergeleitet.

      Warum schluckt Rhiannon so ohne weiteres die Erklärung, warum Ranger Lisa vergiftet hat?

      Sie kennt ihn doch gar nicht und hat keinen Grund, ihm so ohne weiteres Glauben zu schenken. Er könnte ja auch anderes im Schilde führen.

      Warum schließt sie sich ihm dann sofort danach an und erwägt nicht einmal, ihren Weg allein fortzusetzen? Nach Krysztofs Verbannungsurteil hat sie sich ja auch recht schnell damit abgefunden und war bereit, auf sich selbst zu vertrauen.

      Mich würde übrigens mal interessieren, wie Rhiannons Abwesenheit in Novis erklärt wird...
    • Hardenberg schrieb:

      Mich würde übrigens mal interessieren, wie Rhiannons Abwesenheit in Novis erklärt wird...
      Jap, und nicht nur die!
      Lisa ist ja auch weg, es fehlen also gerade diese beiden Freundinnen...
      Würde man, seitens der "Obrigkeit" dort, nach Lisa suchen lassen oder gleich automatisch davon ausgehen, dass sie Rhiannon verbotenerweise gefolgt ist?
      Oder würde man evtl. ohnehin so tun, als seien beide Mädvchen einfach weggelaufen, statt zu sagen, was "Sache" ist.
      Inwieweit die Durchschnittmenschen von Novis überhaupt darüber informiert werden, was man an der Spitze beschließt, ist ja auch fraglich.