Mit Kanonen auf Spatzen - Hanebüchene Krimi-Auflösungen oder absurde Figuren-Motivationen

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    • Mit Kanonen auf Spatzen - Hanebüchene Krimi-Auflösungen oder absurde Figuren-Motivationen

      Nachdem wir kürzlich Stereotype thematisiert haben, möchte ich heute einen anderen Punkt auf die Tagesordnung setzen, der für meinen Punkt bei Hörspielen oft Problematisch ist: und zwar die unbefriedigende Auflösung von Krimi- oder Mystery-Handlung.

      Oft ist es ja so, dass es das eine ist, eine aufregende, mitreißende und flirrend spannende Situation zu erschaffen, die den Hörer gefangen nimmt und neugierig macht auf das, was im Lauf der Folgen- oder sogar Serienhandlung folgt. Es ist aber eine ganz andere Sache, die Erwartungen, die man geweckt hat, dann auch am Ende wieder einzufangen und in eine befriedigende Auflösung münden zu lassen. Nicht selten gelingt dies nicht. Dann haben wir eine spannende und rätselhafte Eröffnung, einen mitreißenden Mittelteil - und ein Ende, bei dem wir uns am Kopf kratzen und denken: Häh, wer macht denn so was?!

      Wie steht ihr zu Auflösungen oder Figuren-Motivationen, die vielleicht nicht hundertprozentig plausibel erscheinen, weil im "normalen" Leben wohl niemand so handeln würde?

      Stört Euch so etwas?
      Oder seid Ihr eher Hörer, die an leichtem Kurzweil interessiert sind und auf so etwas so gut wie gar nicht achten?

      Kennt Ihr Serien oder Reihen, bei denen es nach Eurem Empfinden eine deutliche Häufung an solch unbefriedigenden Auflösungen gibt?
      Oder habt Ihr gar Beispiele, die dieses Thema beinahe exemplarisch auf den Punkt bringen?

      Und letzte Frage: Gibt es Hörspiele, die Euch wirklich richtig gut gefallen haben - und dieses Urteil auf den letzten Metern dann mit einer für Euch hirnrissigen Erklärung dann doch noch verkackt haben?

      Ich bin gespannt, was Euch dazu einfällt.

      PS:
      Aus Rücksicht auf Menschen, die die betreffenden Hörspiele vielleicht noch nicht kennen, sollte man erwägen, entscheidende Details in SPOILER zu setzen. Vor allem wenn die betreffenden Hörspiele noch neueren Datums sind. :)
    • Hardenberg schrieb:

      Wie steht ihr zu Auflösungen oder Figuren-Motivationen, die vielleicht nicht hundertprozentig plausibel erscheinen, weil im "normalen" Leben wohl niemand so handeln würde?

      Stört Euch so etwas?
      Habe mich genau dazu erste ganz kürzlich im Thread zu "Pater Brown- Legende vom Hohlweg" (63) geäußert, wo die Motivation des Mörders, diesbezüglich gleich mehrfach "tätig" werden zu wollen, kaum noch im Verhältnis zu dem stand, was die Opfer (mehr unbewusst als absichtlich) getan hatten.
      Einfach, als habe man hier eine möglichst "markige" Story mit Todesgefahr an jeder Ecke :zwinker: verfassen wollen und die Erklärung dafür erst mal außer Acht gelassen. :S
      Klar, im Prinzip kann jede Figur "austicken" und sich über bestimmte Sachverhalte so sehr aufregen, dass sie deswegen zu töten beginnt.
      Aber manchmal sind mir die Ursachen einfach zu sehr an den Haaren herbeigezogen bzw. mag ich sie so nicht akzeptieren, weil sie mir zu billig zusammengeschustert wirken.
      Solche Stories begegnen einem immer wieder mal, ich möchte und könnte hier aber keine bestimmte Serie nennen.
      Kann mich aber erinnern, dass ich auch vor drei oder vier Monaten "Mimi Rutherfurt- Ein eiskalter Plan" (50) gehört habe ,wo sich die alte Dame auf einem Landsitz befand, auf dem ebenfalls ausgiebig gemordet wurde und mich die schlussendliche Begründung dafür fast umgehauen hat. :wirr2:
      Okay, es gibt mehr Geistesgestörte in der Welt, als man gemeinhin annimmt - und im Hörspiel scheinbar auch :pfeifen: - aber manchmal geht mir das schon ein bisschen zu weit.
      Und dann stört es mich auch - um auf diese Frage zurückzukommen.
      Wenn man bereits sehr viele Hörspiele kennt, kommt man vielleicht schneller an den Punkt, weil man etliche Vergleichsmöglichkeiten hat und nicht mehr gerade alles "durchwinkt".
    • Das ist ja für mich ein Problem bei vielen, wenn nicht sogar denn allermeisten Krimi- und Thrillerserie, die man im kommerziellen Bereich findet und die nicht auf Vorlagen beruhen, sondern meist (von immer denselben) deutschen Skriptautoren ertsellt wurden: Man findet spannende Prämissen, staffiert sie durchaus gekonnt und unterhaltsam aus - und vergeigt es dann zum Ende hin, weil man mit einer völlig abenteuerlichen oder sogar hanebüchenen Auflösung daherkommt, um das bis hierhin Erzählte kurz vor Schluss noch zu erklären. Es mag da viele geben, die dann sagen: Stört mich nicht so, der Rest war kurzweilig, alles gut. Aber mich ärgert so etwas immer massiv, und es verdirbt mir echt den Hörgenuss. Das ist auch der Grund, warum ich irgendwann bei den drei ??? ausgestiegen bin, die ich lange eher leidenschaftslos und aus alter Verbundenheit noch gehört habe. Die waren einfach nur noch blöd und unternahmen nicht mal den Versuch, die absonderliche Handlung halbwegs sinnvoll zu erklären. Bei den DDF-Klassikern machte man Shelby wenigstens noch zum fanatischen Spaßvogel und Technik-Freak, um die umständliche Bankraub-Planung halbwegs schlüssig zu erklären. Heutzutage würde man sich das schenken. Da gälte das dann einfach als adäquates Mittel.

      Darum höre ich auch eigentlich so gut wie nie entsprechende Krimiserien. Bei denen, die ich angetestet habe, verhielt es sich nämlich ebenso. Das wirkt einfach nicht überzeugend. Und so ein bisschen Realitätsbezug möchte ich schon auch haben. Für mich ist das auch ein Stück weit schlechte Autorenarbeit, wenn es nicht gelingt, eine Plotidee nach hintenraus befriedigend zum Abschluss zu bringen. Es gibt Namen, die mich regelmäßig zurückschrecken lassen, weil ich von diesen Autoren problematische Plots "gewohnt" bin. Mag ein Problem der Bezahlung sein. Es scheint ja sehr wenig für ein Skript zu geben, also muss man Masse machen, wenn man das Ganze nicht bloß als reines Hobby betreiben will. Und Masse geht halt oft auf Kosten der Klasse, selbst bei den Begabtesten.

      Auch bei den bekannten Thriller-Serien war das mein Hauptproblem. Aber auch da waren die Autoren ja die üblichen Verdächtigen.
    • Falls euch so etwas in Hörspielen nach meinen Skripten auffällt, bitte keine Scheu das zu thematisieren. Ich lerne bei sachlicher Kritik auch immer gerne dazu. :thumbup:
      "Was sagt man darüber, wie man Bücher schreibt? Man denkt sich etwas aus und zwingt sich, es aufzuschreiben."

      Ariadne Oliver, Poirot: Wiedersehen mit Mrs. Oliver
    • Kommt aber auch immer drauf an, wer zu Deinem Freundeskreis gehört oder was man für Erfahrungen gemacht hast. @Hardenberg Ich kann mich daran erinnern, dass Du damals die Gespräche bei meiner Midnight Tales Folge das Glücksdrachentattoo zu nerdig fandest. Ich war/bin lange Zeit regelmässig zu einem Star Trek Dinner gegangen. Da waren solche Gespräche durchaus öfter zu hören. Streift nur das Thema, aber das nur kurz dazu, das Menschen nie so handeln würden
    • Naja, aber wenn jemand nerdig reden soll, sollte er eben auch ein Nerd sein. Andernfalls wirkt's halt komisch. (Um mal bei der Metapher zu bleiben; das ist jetzt nicht auf Deine MT-Folge bezogen.)

      Klar kann man sich jederzeit alles ausdenken, und vielleicht gibt's ein paar schräge Vögel, die das dann nicht ungewöhnlich finden. Aber was nützt das, wenn beschriebenes Verhalten von 99,9% aller Hörer/Menschen als völlig hirnrissig wahrgenommen wird?

      Für einen Witzdödel in einer Komödie mag das dann noch hinhauen, aber der Mörder in einem Krimi sollte ernstzunehmen und die Hauptfiguren identifikationsfähig sein. :zwinker:

      Mag ja aber auch Leute geben, die auf Plausibilität keinen Wert legen, aber ich fühle mich bei "schlecht" aufgelösten Krimis und Thrillern immer verschaukelt. Motiv und Tat sollten schon nachvollziehbar und im Rahmen des nach aller Vernunft und Erfahrung Erwartbaren bleiben und, so dies nicht der Fall ist, hinreichend und logisch erklärt bzw. hergeleitet werden.

      So sehe ich es halt. :)