Stereotype zum Kaffeekranz vs. Originalität: Charaktere in Hörspielen

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    • Stereotype zum Kaffeekranz vs. Originalität: Charaktere in Hörspielen

      Im Rezi-Thread zur neusten Gruselkabinett-Folge ergab sich das Thema der Figurenzeichnung in Hörspielen. Viele sind ja leider traditionsgemäß eher schlicht und wenig tiefgründig gehalten. Traditionsgemäß deshalb weil das Hörspiel, wie wir es heute kennen, über weite Strecken aus der Kinder- und Groschengruselecke kommt. Ob es nun die Märchen-Vertonungen mit Hans Paetsch sind oder andere Kinder-Hörspiele, die frühen Inszenierungen von John Sinclair oder auch TKKG - für ausgefeilte Charaktere bestand nicht viel Bedarf, wie es scheint. Dabei geht es gar nicht mal darum, der Figurenzeichnung unmäßig viel Raum zu geben, sondern nur darum, sie wie halbwegs authentische Menschen erscheinen zu lassen, die nicht bloß reine Funktion in einem fiktiven Stoff sind, sondern Figuren, denen wir zutrauen, dass sie noch ein "sonstiges" Leben neben der eigentlichen Geschichte haben könnten.

      Naturgemäß bieten Serien mehr Möglichkeiten, Figuren zu entwickeln. (Obwohl auch hier so etwas nicht immer zu finden ist, weil manche Serien gerade davon leben, dass sich in ihnen charakterlich nichts fortentwickelt.) Aber es gibt auch genügend Einzelhörspiele, die sich nicht darauf beschränken, bei ihren Figuren auf Stereotype zurückzugreifen.

      Wie haltet Ihr es mit Hörspiel-Charakteren?
      Ist eine originelle Figurenzeichnung, bei der vielleicht nicht alles bis ins Letzte ausgedeutet ist, wichtig? Oder mögt Ihr auch Stereotype - also den klassischen Oberschurken, der eben nur schrukisch ist, den Helden, der eben immer weiß, was zu tun hat - und natürlich die holde Schöne in Not, die der Hilfe des Helden bedarf, um sich aus ihrer Lage zu befreien?

      Welche Hörspiele kennt Ihr, die für interessante, originelle, vielleicht auch ungewöhnliche und facettenreiche Charaktere stehen?
      Und welche greifen eher auf weniger detaillierte Figuren zurück?
    • Und hier noch den Verlauf aus dem anderen Thread, damit ich hier darauf antworten kann:

      Hardenberg schrieb:

      (...)

      Und als wäre das alles nicht genug, sind die Figurenzeichnungen - mal wieder! - sehr holzschnittartig geraten. Hier gibt es keinen Raum für indifferente Persönlichkeitsstrukturen, für charakterliche Brüche oder Ambilvalenzen. Wie so oft im Gruselkabinett sind die Figuren entweder allumfassend rein und gut oder durch und durch verdorben und böse - was dann gern mit einem oberfieslichem Lachen dokumentiert wird, damit auch ja kein Hörer da etwas missverstehen könnte. Leider führt diese Grobeinteilung in Schwarz auf Weiß oft dazu, dass die Guten unerträglich bräsig und dämlich rüberkommen. So wie hier der Junge, der so so rein und schwächlich, gutgläubig und naiv dargestellt ist, dass es schwerfällt, ihm nicht einen baldigen Abtritt von der Bühne dieses Hörspiels zu wünschen.

      Sieht man mal von diesen (nach meinem Empfinden) Mängeln ab, ist das Hörspiel formal jedoch gar nicht so schlecht geraten. Man merkt den (neuen) Anspruch, die Handlung weniger eintönig zu gestalten und nicht nach 08/15-Schema zu inszenieren. Ich würde mir dabei jedoch noch deutlich mehr Originalität wünschen und vor allem den Mut, Geschichten ein wenig subtiler zu erzählen und gewisse Dinge nur anzudeuten, anstatt sie überzubetonen. Das macht das Ganze doch ein wenig spannender.

      Jonny schrieb:

      Hardenberg schrieb:

      Und als wäre das alles nicht genug, sind die Figurenzeichnungen - mal wieder! - sehr holzschnittartig geraten. Hier gibt es keinen Raum für indifferente Persönlichkeitsstrukturen, für charakterliche Brüche oder Ambilvalenzen. Wie so oft im Gruselkabinett sind die Figuren entweder allumfassend rein und gut oder durch und durch verdorben und böse - was dann gern mit einem oberfieslichem Lachen dokumentiert wird, damit auch ja kein Hörer da etwas missverstehen könnte.
      Ich frage mal so: Ist denn auf einer CD soviel Platz für eine ausführliche Charakterzeichnung? Hast du Beispiele für einen "Einteiler" wo das gut gelingt? Würde mich als Vergleich mal interessieren :)

      Hardenberg schrieb:

      Da gibt es doch etliche Beispiele für. Es geht ja nicht darum, eine ausführliche Charakterstudie einzuführen, sondern eher darum, die Figuren nicht so reißbrettmäßig ausschauen und handeln zu lassen. Man sollte ihnen eben anmerken, dass sie nicht bloß reine Funktion innerhalb einer vom Autor strukturierten Handlung sind, sondern authentisch wirkende Wesen, denen man auch jenseits des Erzählten eine gewisse Lebensfähigkeit und weitere Facetten zutraut.

      Döring schafft das in seinen Einzelhörspielen. Die Ohrenkneifer ebenfalls. Oder Hoverson und Albrodt bei den Midnight Tales. Und bei den meisten Radio-Hörspielen ist das auch kein Problem. Um nur mal ein paar Verweise zu geben.

      Jonny schrieb:

      Hm okay. Muss ich mal vergleichen. Mir fällt das beim GK gar nicht auf muss ich gestehen. Da bin ich total auf die Geschichte fokussiert und ein wenig am Drumrum, wobei die Sprecher und die Technik ja bei Titania nie der Knackpunkt sind.

      Ich bewerte die GK's eigentlich immer nur an der Kurzweil und der Story an sich. Früher wurden die Figuren auch nur im Vorbeigehen skizziert, manchmal ganz billig. Unterhalten hat's doch trotzdem. Sowas sehe ich persönlich nicht zu eng. Aber ich hör ja auch TKKG. :dumm:

      Hardenberg schrieb:

      Naja, hin und wieder macht das ja auch den Reiz aus. Kommt halt auf das Genre an.

      Im Grunde geht es ja um Stereotype. Die darf man beim Groschengrusel getrost erwarten. Ebenso bei Produktionen für Kleinkinder. Aber ab einer gewissen Alters- oder Genregrenze darf man es sich gern ein wenig schwerer machen als Autor/Bearbeiter.

      Übrigens leben ja auch gerade die drei ??? durch den Verzicht auf solche Reißbrett-Figuren. Man denke nur mal an Arthur Shely, Mister Claudius oder Hugenay. Das sind alles Figuren, die eben nicht bloß Funktion sind oder nur schwarz und weiß usw. Das sind nun natürlich auch keine Psycho-Studien, aber eben auch keine 08/15-Klischee-Figuren - und das macht die Klassiker so spannend. Und vermutlich auch zeitlos.

      Jonny schrieb:

      OK, ich verstehe was du meinst. Statt der Person direkt mit dem Holzhammer die "Bad Boy" Rolle zu geben, könnte es gerne ein wenig komplexer/undurchsichtiger/verschlungener/unauffälliger daherkommen - da hast du Recht. Ich mag es auch viel lieber wenn die Erkenntnis subtil daherkommt, als mit einem dämonischen Lachen welches in die Zwischenmusik übergeht.

      Hast du denn GK Folgen wo es besser funktioniert hat? Evtl. ist das eine "Schwäche" bei Titania.

      Ich hatte letztens nochmal Öffne die Tür von Pandoras Play gehört. Da merkt man ja nach und nach erst was da los zu sein scheint und man selber ordnet den Hauptprotagonisten ja anfangs als total normalen Typen ein. Und bei "Der nahende Winter" der Midnight Tales ist es ebenfalls clever und gut gemacht, da gebe ich dir Recht.

      Ja, genau, so meinte ich es, wie Du es im ersten Absatz umschreibst. Das ist mir beim Gruselkabinett leider schon sehr oft aufgefallen. Manchmal hat man auch die Vorlage verschlimmbessert in dieser Hinsicht, wie etwas beim Bildnis des Dorian Gray, wo man es nicht bei der eher subtileren Schilderung von Wildes Original beließ, was die Beziehung zwischen Gray und dem Maler Hallward angeht, sondern ebenfalls das Homoerotische ganz deutlich herausstrich - und zwar auf eine, wie ich finde, der Gesamthandlung nicht gerecht werdende Weise. Durch das Fehlen des Subtilen kann es natürlich schnell banal klingen.

      Aber es gibt natürlich Folgen, bei denen es nicht so sehr ins Gewicht fällt. Das hängt natürlich auch von der Vorlage ab - und inwieweit Marc Gruppe diese verändert. Charaktere wie Frankenstein und sein "Monster" sind ja zum Beispiel gebrochene Figuren, auch Dorian Gray und Lord Henry Wotton im Bildnis sind grundsätzlich spannende Figuren. Auch beim Glöckner von Notre Dame wimmelt es nur so von uneindeutigen Figuren, selbst der von Udo Schenk gesprochene Abt ist ja kein reiner 08/15-Bösewicht. Oder die Protagonisten beim Freischütz oder Werwolf oder Der Ring des Thot usw. Ach, ich könnte da einige nennen. Aber da ist es eben auch in der Vorlage angelegt, nehme ich an. Je mehr Raum allerdings Marc Gruppe erhält, die Figurenzeichnung selbst zu gestalten, desto größer ist das Risiko, dass diese sehr... "einfach strukturiert" ausfällt, fürchte ich. :zwinker:

      Aber durchaus nicht immer. Ich mag zum Beispiel seine Doktor Lake in Berge des Wahnsinns im Zusammenspiel mit Professor Dyer. Und die ist eine reine Schöpfung von Marc Gruppe. Davon hätte ich gern mehr.

      Aber wo Du das dämonische Lachen ansprichst, dass in die Zwischenmusik übergeht: Das hört man schon sehr oft beim Gruselkabinett. Für meinen Geschmack zu oft. Insofern ist das schon auch eine "Schwäche" bei Titania, finde ich.
    • Hardenberg schrieb:

      Aber wo Du das dämonische Lachen ansprichst, dass in die Zwischenmusik übergeht: Das hört man schon sehr oft beim Gruselkabinett. Für meinen Geschmack zu oft. Insofern ist das schon auch eine "Schwäche" bei Titania, finde ich.
      Das finde ich generell ein total abgelutschtes Stilmittel. Ich muss fast schon gähnen wenn das kommt. Nur ganz selten ist das mal cool, eigentlich immer dann, wenn es wirklich besonders klingt - bspw. bei der TSB Blutorgel. Einfach nur als "ich bin böse und lache nun diabolisch" bitte ich alle Produzenten davon abzusehen :rolleyes:
    • Jonny schrieb:

      Das finde ich generell ein total abgelutschtes Stilmittel. Ich muss fast schon gähnen wenn das kommt.
      Ich finde, sowas passt heute nur noch in ein Grusel-Trash-Hörspiel. da würde ich das sogar erwarten. :hrhr:

      Ambivalente Figuren hat man auch häufiger mal in Radioproduktionen, die eben keine 08/15-Story mit stereotypen "Entweder- gut-oder-böse"-Figuren abhandeln.
      Ist natürlich sehr viel einfacher, wenn man gleich mehrere Teile (oder sogar Staffeln) zur Verfügung hat, um die Handlung zu entwickeln.
      Desto mehr Tiefe können auch die Charaktere erreichen.
      Etliche dieser Hörspiele basieren ja auch auf Romanen, in denen die Personen bereits entsprechend vielschichtig bzw. zwiespältig angelegt sind.
      Mir fallen jetzt mal so ganz spontan z.B. die "Rabbi Klein"-Hörspiele ein oder auch "Meine geniale Freundin".
      Aber es sind so viele mehr, muss noch ein bisschen weiter darüber nachdenken. :denk. :zwinker:

      Ebenfalls z.T. sehr zerrissen zwischen ihren eigenen Wünschen und dem, was ihre Welt ihnen bietet, sind ja auch viele Figuren bei "Die juten Sitten" oder "Kaiserwetter in der Gosse".

      Und nicht zu vergessen der allseits bekannte "Dr Jekyll".
      Von ihm ausgehend könnte man ja eigentlich auch die Serie "Hyde away" nennen.
    • Obwohl ich gar nicht mal darauf bestehen würde, dass die Figuren irgendwelche sichtbare Brüche oder Ambivalenzen haben müssen. Es reicht mir schon, wenn sie nicht so platt rüberkommen und ganz einfach authentisch wirken. Wie gesagt, bei den Midnight Tales klappt das ja auch meist, mit deutlich kürzerer Laufzeit. Beim Gruselkabinett entspricht die Figurenzeichnung für mein Empfindem zu oft dem Niveau vom Märchen.

      Habt Ihr noch andere Beispiele für Reihen, Serien, Hörspiele, in denen die Figuren eher sehr eindimensional oder sogar mangelhaft, weil in sich widersprüchlich geraten sind?

      Und stört Euch so etwas?
      Oder mögt Ihr vielleicht sogar diese Art Schwarzweiß-Zeichnung?
    • Hardenberg schrieb:

      Wie haltet Ihr es mit Hörspiel-Charakteren?
      Ist eine originelle Figurenzeichnung, bei der vielleicht nicht alles bis ins Letzte ausgedeutet ist, wichtig? Oder mögt Ihr auch Stereotype - also den klassischen Oberschurken, der eben nur schrukisch ist, den Helden, der eben immer weiß, was zu tun hat - und natürlich die holde Schöne in Not, die der Hilfe des Helden bedarf, um sich aus ihrer Lage zu befreien?
      Je älter ich werde, desto weniger ertrage ich diese "kindgerechte" Adaption bei Hörspiele mit Charakteren ohne jegliche Ambivalenz. Weils mich einfach zu sehr langweilt.
      "The period of the Daddschals dominion is generally set at forty days, the first day being like a year, the second like a month, the third like a week, and the remainder “like your days,” that is, days of normal duration (Kašmīrī, p. 112)"
    • Hardenberg schrieb:

      Habt Ihr noch andere Beispiele für Reihen, Serien, Hörspiele, in denen die Figuren eher sehr eindimensional oder sogar mangelhaft, weil in sich widersprüchlich geraten sind?
      Hm, ist z.B. auch oft in eher "billigen" Horrorgeschichten der Fall.
      Bösewicht ist einfach böse, killt alles, was nicht bei drei hinterm Sofa ist, und es gibt auch keine größere Erklärung dafür.
      Oft sind es ja auch gerade Geister, die einfach nur noch blind auf Rache aus sind, egal, wen sie dabei jetzt erwischen.
      Wobei man ja aber nicht einmal Gespenster so eindimensional :zwinker: darstellen muss, wie das von "Canterville" recht eindrucksvoll beweist, welches durchaus Reue für seine Tat empfindet und sich einem Menschen, den es irgendwie "liebgewinnt", anvertraut.

      Ein weiteres Beispiel für einen extrem "eingleisigen" Charakter ist für mich "Der Unsichtbare" (z.B. von Titania).
      Die Figur ist und bleibt misanthropisch, berechnend und hinterhältig, ohne jede Darstellung, warum das nun der Fall ist.
      Aber hier wird dieses Verhalten ja bereits in der Vorlage so geschildert.

      Ähnliches gilt für "Herbert West- Wiedererwecker".
      Er ist ebenfalls einfach "nur" größenwahnsinnig und davon besessen, seine eigenen Ziele zu verfolgen, koste es, was es wolle.

      Es gibt solche Charaktere aber auch z.B. bei Sherlock Holmes.
      Mir fällt da spontan "Der schwarze Peter" ein, wo der Mann dieses Namens seine Familie und zuvor schon seine Mannschaft ständig tyrannisiert hat und sich, nach den Schilderungen anderer, durchweg nur negativ verhielt.
      Gleiches gilt für den bösartigen Stiefvater bei "Das gefleckte Band".

      Beide benötigen mMn aber auch keine "zweite" Seite, die würde die Handlung eher hemmen als bereichern.
    • GrimReaper schrieb:

      Hardenberg schrieb:

      Wie haltet Ihr es mit Hörspiel-Charakteren?
      Ist eine originelle Figurenzeichnung, bei der vielleicht nicht alles bis ins Letzte ausgedeutet ist, wichtig? Oder mögt Ihr auch Stereotype - also den klassischen Oberschurken, der eben nur schrukisch ist, den Helden, der eben immer weiß, was zu tun hat - und natürlich die holde Schöne in Not, die der Hilfe des Helden bedarf, um sich aus ihrer Lage zu befreien?
      Je älter ich werde, desto weniger ertrage ich diese "kindgerechte" Adaption bei Hörspiele mit Charakteren ohne jegliche Ambivalenz. Weils mich einfach zu sehr langweilt.

      Ja, das stelle ich an mir auch fest. Früher war ich da noch ein wenig gelassener.
      Beim Gruselkabinett fällt es mir halt besonders deutlich auf, vor allem auch weil ich aus alter Verbundenheit doch noch regelmäßig in neue Folgen reinhöre (und es doch am Ende viel zu oft bereue, leider). In den alten Folgen war dieses Phänomen auch schon zu beobachten, trat aber aufgrund anderer Qualitäten nicht so sehr in den Vordergrund. Seit die Hörspiele (für meinen Geschmack) recht austauschbar geworden sind, was die Inszenierung angeht (mutmaßlich einfach eine zu hohe Zahl an Produktionen pro Jahr und darum Schema F bei der Umsetzung), fällt das jedoch noch deutlicher ins Gewicht.
      Grundsätzlich gab es diese Neigung, die Charaktere sehr strikt unter einem bestimmten Schlagwort zu verorten und entsprechend zu zeichnen, aber schon immer im Gruselkabinett. Das ist etwa der einzige Punkt, der mir meinen geliebten Glöckner von Notre Dame verleidet, ein Hörspiel, das ich eigentlich ganz toll finde, aber die Charakterisierung des Pierre Gringoire ist mir einfach viel zu simpel. Und diese Eindimensionalität wird von seinem Sprecher Julien Haggége ja dann leider auch noch durch betont naiv-dümmliche Darstellung auf die Spitze getrieben.

      Aber es hängt vielleicht auch immer damit zusammen, mit welcher Art von Geschichten man "sozialisiert" wurde. Ich kann mich noch erinnern, dass ich im Forum phantastische-hoerspiele.de damals mit völligem Unverständnis angeblickt wurde, wenn ich die Motive der Dämonen hinterfragte.

      Was haben die Dämonen eigentlich im Sinn?
      Na, die Weltherrschaft erlangen.
      Um was zu tun?
      Häh?
      Na, was sie dann damit anfangen wollen?
      Die Menschen unterjochen.
      Ja, hab ich verstanden. Aber was ist der Zwck dahinter? Persönliche Bereicherung? Die Befriedigung eines perversen Triebs? Was?
      Mann, es geht hier um SINCLAIR!

      Ich war halt kein Groschenroman-Leser in meiner Kindheit gewesen, und irgendwie mangelte es mir dann wohl am nötigen Talent, mich auf Geschichten wie diese einzulassen, fürchte ich. =) Und zwischen Folge 30 und 40 war ich dann auch raus.

      Aber ich denke, dass es, was solche Charakterisierungen angeht, halt auch einen gewissen Trend gibt. Ich glaube, heuitzutage ist so etwas deutlich schwieriger zu platzieren, als noch vor zehn, zwanzig Jahren. Man sieht das ja auch bei Serien aus TV und Stream. Der Trend geht eindeutig zu ambivalenteren Figuren. Was ja auch nicht verwundert in einer Welt, in der den Menschen die klaren Feindbilder abhanden kommen und man viel zu oft gar nicht mehr die vermeintlich "Guten" von den "Bösen" unterscheiden kann.

      Serien, die dann mit einer Figurenzeichnung wie aus Hörspieserien für Kleinkinder oder eben Märchen daherkommen, wirken dann einfach irgendwann komplett aus der Zeit gefallen. Obwohl das ja auch nicht ganz richtig ist, denn man kann es ja nicht immer auf das Alter der Vorlagen schieben. Da gibt es ja nun auch sehr viele sehr schöne Geschichten, in denen die Figuren nicht bloß auf schwarz/weiß reduziert sind. Ist einfach auch eine Frage des Willens und des Könnens, denke ich.

      Und am Ende hat man als Bearbeiter ja auch immer noch die Möglichkeit, gewisse Unzulänglichkeiten anzupassen. Was das angeht, zeigt für mein Empfinden Oliver Döring, wie so etwas richtig gut gelingen kann. Da kann sich (mal wieder) so mancher etwas bei ihm abgucken. (Wenn sie es doch endlich mal täten!)