Midnight Tales – Angst um Mitternacht - 44 - Zwiespältig

Die Anzahl der Mehrteiler sind und bleiben sehr überschaubar. Das Konzept wird also weiter abwechslungsreich bleiben, wie bisher.

Ja. Also letzteres. Denn ersteres wären ja neue Folgen, nicht eine neue Serie.

Hardenberg schrieb:

Wie ist das übrigens mit Julie Hoverson: Schreibt sie (auch) exklusiv für die Midnight Tales oder sind alle Skripte von ihr aus einer englischsprachigen Reihe übernommen?


Interessiert mich schon länger.

Es wird auch Hörspiele von ihr geben, die in Deutsch als erstes erscheinen, ja. Ich bin auf jeden Fall sehr glücklich über die Zusammenarbeit mit ihr und auch mit den anderen großartigen Autoren, die so viel Kreativität und Abwechslung und so viel Mut für Schräges einbringen. Da macht es besonders viel Spaß, mal was Neues oder Verrücktes zu wagen.

Hardenberg schrieb:

Wow, so viele Ankündigungen! Das reicht ja für drei Jahre! Contendo hat viel vor! Vielleicht gibt's ja bald auch 'ne ContendoApp...?

Eine App ist erst einmal nicht geplant, da sehe ich auch kein Interesse am Markt für. Wer nicht in allen Portalen vertreten ist, findet meiner Meinung nach „da draußen“ mangels Wahrnehmung nicht statt. Und die meisten haben ja ein Streamingabo, um auch Musik hören zu können und nicht nur Hörspiele. Ich bin immer wieder z.B. auf Facebook erstaunt, wie viele Serien und Reihen unbekannt sind, obwohl sie noch gar nicht so alt sind oder nicht so lange her sind. Würden die dann auch noch nur in einer App zu finden sein, die auch nicht groß bekannt ist, bringt das doch noch weniger.

Wir haben noch ein paar mehr Experimente im Format in petto, eine App dafür ist aber nicht geplant.

Hardenberg schrieb:

@Contendo

Ich sehe das nicht als in irgendeiner Weise weniger stark an, sollten die Skripte von Julie Hoverson nicht exklusiv für die Midnight Tales geschrieben sein. Nur um das klarzustellen. Es hat mich tatsächlich einfach nur interessiert. Und es kann ja sogar etwas für sich haben, wenn man schon vorher hören kann, wie und ob eine Geschichte funktioniert.

Magst Du vielleicht mal berichten, in welchem Rahmen die Hoverson-Geschichten im Original umgesetzt sind? Erscheinen sie in einer Reihe, die vergleichbar ist mit den MT? Heißt sie vielleicht sogar auch so? Ich fänd es spannend, mal etwas über die Hintergründe zu erfahren.

Wobei ich nach wie vor erstaunlich finde, was Du daraus gemacht hast. Und so jemandem wie Albrodt hast Du damit eine Bühne gegeben, um zu zeigen, dass er es wirklich drauf hat auch als Autor. Er stand vorher in meiner Wahrnehmung (vielleicht völlig zu Unrecht!) eher für so etwas wie Monster Truck (was als Farce sicher auch etwas für sich gehabt hätte), heute ist er für mich jemand, von dem ich Erstklassigkeit "erwarte". Was natürlich auch wieder fies ist - abseits der grenzenlosen Lobhudelei, versteht sich.

Mich haut es wirklich um, welche Entwicklung Contendo in den letzten beiden Jahren genommen hat: von einem kleinen Label unter vielen anderen zum markanten Player, der deutlich hervorsticht.

Da kann man nur sagen: alles richtig gemacht!

Respekt.

Erst einmal vielen Dank für die netten Worte und tollen Komplimente.

Ich hatte es, glaube ich, schon einmal ganz zu Anfang erzählt, als "Midnight Tales" (ich kürze es nachfolgend MT ab) angekündigt und veröffentlicht wurde. Ich hatte ja auch mal Links zu Julies Hörspielen auf Youtube gepostet.
MT war bereits in Produktion (mit Skripten von u.a. Marc Freund, Erik Albrodt, Markus Topf, Frank Hammerschmidt und mir), als Thomas (Rippert, hier als "Lukes Meinung" bekannt), der ja fast sowas wie ein Spezialist für englisch-sprachige Hörspiele ist, mich auf Julies Reihe ("19 Nocturne Boulevard" (19NB nachfolgend abgekürzt), als Insider-Gag ruft Julie in "MT 18: Stalker" ja bei der Protagonistin an und fragt, ob das die Nummer der 19 Nocturne Boulevard ist...) aufmerksam gemacht hat, die genau in eine ähnliche Richtung geht. Ich habe mir ein paar Folgen angehört und war angefixt, weil Julie eben eine ganz eigene Art hat, Geschichten zu erzählen, so untypisch für deutsches Hörspiel. Und mit genauso viel Mut, gängige Stile über den Haufen zu werfen, wie ich das ja auch bei MT von Anfang an auch wollte. Thomas spielte "Kuppler" und der Rest ist Geschichte. Sie hat sehr früh schon fertige deutsche Master zum Reinhören gekriegt und war begeistert. 19NB ist im Original ja im Podcast-Format und bei den deutschen Versionen klingen ihre Skripte dann auch irgendwie anders durch die vielen bekannten Synchronstimmen und die sehr aufwändige Vertonung und Vermusizierung. Und da sich bei Contendo nicht nur der Regisseur (also ich) mit eigenen Ideen bezüglich Inszenierung und Bearbeitung austobt, sondern auch die Soundzauberer sich austoben dürfen, ist eine Adaption eines Hörspiels von Julie immer wieder ein komplett neues Produkt. Das können dann auch mal neue Szenen sein (MT 6: Die endlose Nacht), eine Verlegung der Story in die Zukunft (MT 45: Das Monster aus dem Bernstein), die Art der Besetzung, die einen neuen Spin gibt (MT 16: Kindheits-Trauma, MT 31: Einsam an der Spitze) oder sonstige freie Herangehensweisen. Dadurch, dass es nicht im Deutschen kein Podcast-Format ist, können wir alle Möglichkeiten mehr ausschöpfen, bei denen ein Podcast-Format sonst möglicherweise Grenzen setzt.

Auch die Autoren wissen, dass ich zu kreativem Austoben ausdrücklich ermutige und das reizt sie auch bei dieser Reihe. Ich bespreche nur im Vorfeld immer ihre Ideen und Exposés, die sie an mich herantragen, um zu vermeiden, dass sich Themen oder Ideen doppeln. Ich bin ja derjenige, der weiß, was schon alles an Stories vorliegt oder geplant ist, auch ggf. bei den anderen Serien/Reihen. Dann kann man schnell "gegen" steuern, bevor zu viel Arbeit in Skripte gesteckt wird, die dann vielleicht nicht passen. Oder feststellen, dass sie jenseits von MT vielleicht besser passen.

Was wir anders machen, als noch vor ein paar Jahren, ist, dass wir nicht mehr "endlos" produzieren, abgesehen vielleicht von "Insel-Krimi". Wobei dort zumindest wiederkehrende Figuren für deren Entwicklung paketweise angegangen werden. Ansonsten wird seit ein paar Jahren staffelweise produziert, also erst, wenn eine komplette Staffel in Skriptform vorliegt, um en bloc produziert und dann hinterher auch zügig veröffentlicht werden zu können, wenn sie erscheinen. Es gibt so viele TV-Serien, die eingestellt werden, da sind Endlosserien in meinen Augen nicht mehr modern. Staffeln erscheinen garantiert komplett, was für den Hörer und im besten Fall Käufer, sehr wichtig ist. Und man kann eine Geschichte über eine Staffel erzählen. Im schlimmsten Fall ist danach Ende, der Faden aber abgeschlossen. Im besten Fall gibt es bei einer weiteren Staffel eine neue Geschichte. Auch bei "Die 3 Senioren" war das ja so. Es gibt über Staffel 1 hinweg eine Entwicklung von "geh mir weg mit Teamarbeit" zu "we like Teamarbeit" und am Ende von Staffel gibt es eine Auflösung zu einem der Seriengeheimnisse. Im Verlauf von Staffel 2 soll ein weiteres Geheimnis gelüftet werden.

Wir haben ja noch einige fertig produzierte Serien "auf Halde" sowie weitere in Produktion. Am liebsten würden wir alles gleichzeitig rausbringen, aber dann würden sich die Serien gegenseitig kannibalisieren und das Konzept, quasi jede Woche ein neues Hörspiel rauszubringen, scheint ja aufzugehen. Langfristig werden wir es nicht vermeiden können, dass mal mehr als ein Hörspiel erscheint, aber dann muss das gut kalkuliert und ausgewählt sein.

Hardenberg schrieb:

Das mit der App war aber eigentlich auch nur als Scherz gemeint.

Ich denke, eine App machte (wenn überhaupt) nur dann Sinn, wenn sich alle Hörspielmacher dafür zusammenschlössen. Exklusivapps für einzelne Labels sind für die Breite sicher zu unkomfortabel.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass so etwas auf die Beine gestellt werden kann und sehe auch nicht, wie es bisher jemand ernsthaft auf die Beine stellen könnte. Europa macht ja sicher keine eigene App, um sich dann Konkurrenten zu öffnen. Sonst hätte man das als Köder für neue Kunden schon direkt geplant und verkündet. Sobald es jemand angeht, wie letztens Deezer, dann wird sofort auf eigenen Content gesetzt.
Ich schüttele auch bereits den Kopf bei dem Gedanken, dass man sich, nach Wunsch der Verantwortlichen, Dutzende von TV-Streamern leisten soll pro Monat. Am Ende des Geldes ist bei den meisten noch so viel Leben übrig, das Priorität hat, dass es auf Dauer zu einem Sterben von Anbietern oder Zusammenschluss solcher kommen muss. Und dass, wo die TV-Stream-Landschaft ja noch anders und lukrativer aufgebaut ist (durch auch diverse Auswertungsmöglichkeiten), als bei der Nische Hörspiel.
Hätte Spotify keine Musik oder Amazon Music Unlimited nur Hörspiel, dann hätten sie sicher weit weniger Abonnenten.