Midnight Tales - 18 - Stalker

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    • Midnight Tales - 18 - Stalker

      Midnight Tales – 18. Stalker

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      Lisas Leben wird aus der Bahn geworfen, als ihre Rufnummer veröffentlicht wurde und sie seitdem zahlreiche obszöne Anrufe bekommt. Sie zieht sich von der Arbeit zurück, bleibt ausschließlich im Haus und lässt sogar ihre Freunde nicht mehr an sich heran. Doch das ist nicht alles, denn ein unheimlicher Mann beobachtet und verfolgt sie, setzt sie immer mehr unter Druck und wird zu einer zunehmenden Bedrohung…

      Christoph Piasecki und sein Team von Contendo Media wagen für die digital veröffentlichen „Midnight Tales“ immer wieder Experimente und präsentieren auch Episoden, die nicht der Norm entsprechen und die gängigen Regeln der aktuellen Hörspielszenen brechen. Episode 18 „Stalker“ ist ein solch ungewöhnlich erzählte Episode und setzt sich komplett aus Anrufen zusammen, die auf dem Anrufbeantworter von der bedrohten Lisa gespeichert sind. Dabei sind auch Werbeanrufe, Terminvereinbarungen oder Umfragen zu hören, die größte Teil setzt sich aber aus dem privaten Umfeld und bedrohlichen Anrufen zusammen. Und diese dauern oft nur wenige Sekunden, dennoch setzt sich daraus ein überraschend dichtes Bild zusammen, das die Bedrohung der jungen Frau zeichnet und sich immer weiter zu steigern versteht. Ich habe anfangs ein wenig benötigt, um mich in dieses ungewöhnliche Konzept einzufinden, finde es aber ziemlich faszinierend, wie komplex und gut nachzuvollziehen der Verlauf der Bedrohung dargestellt ist. Das ist oft reichlich beängstigend, bedrohlich und stimmungsvoll umgesetzt, beschäftigt sich aber auch mit anderen Bereichen des Themas Stalking: die Machtlosigkeit der Behörden, die Ungläubigkeit des Umfelds der betroffenen, aber auch ein ziemlich entsetzliches Frauenbild. Diese Sozialkritik ist allerdings nur ein kleiner Teil dieser ungewöhnlichen Produktion, die auch sicherlich nicht zum Nebenbeihören gedacht ist, sondern in ihrer Einzigartigkeit sehr gelungen ist – und wie immer am Ende eine überraschende Wendung der Dinge präsentiert.

      Die wundervolle Nana Spier mit ihrer unverkennbar rauen und markanten Stimme spricht die Hauptrolle der Lisa mit gewohnt viel Energie und Engagement, zumal sie der Figur viele Facetten verleiht und ihrer Panik immer mehr Druck verleiht, und das obwohl sie wegen des ungewöhnlichen Skripts nur recht selten zu hören ist. Wolfgang Bahro ist als Officer Jenkins zu hören, den er mit nüchternem Klang, aber auch mit einer gewissen Dringlichkeit spricht und diese Momente sehr gekonnt wirken lässt. Toll ist auch Kai Taschner als Raymond, der noch einmal eine sehr markante Stimmung mit einbringt und viel Eindruck hinterlässt. Weitere Sprecher sind Gerrit Schmidt-Foß, Annette Gunkel und Sabine Arnhold.

      Der Klang eines Anrufbeantworters wird sehr gekonnt nachgeahmt, die Stimmen sind verzerrt und leicht blechern, das ständige Tuten und Rattern des Bandes als Trennung zwischen den verschiedenen Abschnitten ein ständiger Begleiter. Manche der Anrufe wurden noch mit passenden Hintergrundklängen unterlegt, was sie noch authentischer wirken lässt. Das ist auf Dauer sicherlich etwas anstrengend, wirkt aber im Kontext sehr gelungen und unterstützt das interessante Konzept.

      Der Anrufbeantworter als zentrales Erzählelement ist auch auf dem Cover abgebildet, wobei er der Zeit des Hörspiels wunderbar altmodisch aussieht. Das rote Licht, welches als Anzeige für eine neue Nachricht dient, leuchtet dabei unheilvoll in der düsteren Szenerie, wobei auch die dunkle Silhouette eines Mannes in einer halb geöffneten Tür im Hintergrund sehr gut dazu passt und die düstere Stimmung des Hörspiels gekonnt unterstreicht.

      Fazit: „Stalker“ ist ein gewagtes Experiment und setzt sich nur aus Aufnahmen auf dem Anrufbeantworter von Hauptfigur Lisa zusammen, die immer stärker bedroht, beobachtet und belästigt wird. Es ist sehr gelungen, wie sich das alles immer weiter steigert und in kleinen Fetzen ein komplettes Bild der Situation zusammensetzt. Zwar ein wenig anstrengend zu hören, aber mit einer sehr markanten und eindringlichen Wirkung.

      VÖ: 12. Juni 2020
      Label: Contendo Media
      Bestellnummer: 978-3-96762-111-2
      :besserwisser: