Gruselkabinett – 168. Das tote Brügge
Nach dem Tod seiner geliebten Frau hat sich Hugo Viane nach Brügge zurückgezogen, auch nach fünf Jahren hat er den Schicksalsschlag noch nicht verkraftet und allen Lebensmut verloren. Bei einem seiner abendlichen Spaziergänge stößt er mit Jane Scott zusammen, die ihn unverkennbar an die verstorbene Geliebte erinnert, verliert sie in der dunklen Nacht aber schnell wieder aus den Augen. Doch in den kommenden Tagen kann er an kaum noch etwas anderes denken als die geheimnisvolle Frau…
Zum ersten Mal in der mittlerweile 168. Episoden umfassenden Hörspielreihe „Gruselkabinett“ von Titania Medien wurde nun eine Geschichte von Georges Rodenbach umgesetzt, die im belgischen Brügge angesiedelt ist und viel von der Atmosphäre der Stadt atmet. Inhaltlich bestens dazu passend ist der Umgang der Hauptfigur mit dem Tod seiner Frau und einer Obsession für eine ihr ähnlich sehende Frau, was einerseits natürlich einige dramatische und emotionale Momente sorgt, andererseits aber auch eine unheimliche Geistergeschichte erzählt – jedenfalls im späteren Verlauf der Handlung. Diese lässt sich zunächst sehr viel Zeit, Hugo Viane vorzustellen, seine tiefe Schwermut erlebbar zu machen und zu beschreiben, wie eng er noch mit der Verstorbenen verbunden ist. Auch nach der ersten Begegnung mit der geheimnisvollen Frau, die definitiv einen Wendepunkt in der Handlung darstellt, wird langsam und bedächtig weitererzählt, was viele feine Facetten erlaubt - die Laufzeit der Produktion von über 85 Minuten deutet bereits darauf hin. Ganz zu Beginn ist anzumerken, dass zudem viele Monologe zu hören sind, der Erzähler und Hugo wechseln sich dabei zwar ab, dennoch ist nur wenig Interaktion eingebaut. Dazu muss man als Hörer einen Hang haben, ebenso wie für die poetische, feinsinnige Sprache, altertümlich, aber sehr eingängig, was für eine sehr besondere, intensive Stimmung sorgt. Im letzten Drittel nehmen dann auch die unheimlichen Momente mehr Raum ein und sorgen für mehr Spannung, ansonsten zeichnet sich dieses Hörspiel aber eher durch den Genuss des Augenblickes denn durch eine packende Handlung aus.
Michael Che-Koch ist in der Rolle des Hugo Viane zu hören, wobei er die Melancholie und die Todessehnsucht der Figur, später aber auch die neu gefasste Leidenschaft oder den aufkommenden Schrecken sehr gekonnt umsetzt und so eine facettenreiche Figur erschafft. Sehr abwechslungsreich spricht auch Eva Michaelis, bringt mal viel Energie und eine rüstige Art, dann aber auch eine zarte oder melancholische Sprechweise mit ein, was mir sehr gut gefallen hat. Peter Weis ist – wie in vielen anderen der aktuellen Episoden des Gruselkabinetts – als Erzähler zu hören und erschafft mit seiner angenehm rauen Stimme und seiner ruhigen, intensiven Art die poetischen Texte sehr gut zur Geltung und überzeugt mit seiner kraftvollen Betonung. In weiteren Rollen sind Herma Koehn, Dina Fischer und Ingeborg Kallweit zu hören.
Die klassische Musik, die ja auch in der Geschichte eine wichtige Rolle spielt, wird auch in der Umsetzung gelungen eingebaut und sorgt mit vielen harmonischen Klaviermelodien für eine dichte Stimmung, besonders in den vielen eher ruhigen Momenten sorgt diese für eine passende Begleitung. Die spannenderen oder unheimlichen Momente sind mit anderen, ebenso passenden stimmungsvollen Elementen umgesetzt, ebenso wie auch die Geräuschkulisse wieder eingängig umgesetzt wurde.
Die Ähnlichkeit von Hugos verstorbener Frau und seiner Affäre Jane Scott wird auf dem Cover gelungen dargestellt, der eine Kopf geisterhaft durchscheinend, der andere real und mit ebenso feinen Gesichtszügen. Davor sind einige Häuser der belgischen Stadt zu sehen, was gemeinsam sehr gut zueinander passt und wieder mal eine ganz andere Farbstimmung in die bisherige Covergalerie, welche auch sehr gut zu der vorherrschenden Atmosphäre des Hörspiels passt.
Fazit: „Das tote Brügge“ ist sehr langsam erzählt, ist in weiten Teilen recht monologisch erzählt (selbst wenn sich Erzähler und Hauptfigur gelungen ergänzen) und lassen unheimliche Momente erst recht spät aufkommen. Doch die poetische Sprache, die tiefgreifende Charakterzeichnung und die melancholische Stimmungen sorgen für einen hörenswerten Gesamteindruck – sofern man sich auf die sehr langsame Erzählweise einlassen kann.
VÖ: 26. Februar 2021
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 9783785783160
Nach dem Tod seiner geliebten Frau hat sich Hugo Viane nach Brügge zurückgezogen, auch nach fünf Jahren hat er den Schicksalsschlag noch nicht verkraftet und allen Lebensmut verloren. Bei einem seiner abendlichen Spaziergänge stößt er mit Jane Scott zusammen, die ihn unverkennbar an die verstorbene Geliebte erinnert, verliert sie in der dunklen Nacht aber schnell wieder aus den Augen. Doch in den kommenden Tagen kann er an kaum noch etwas anderes denken als die geheimnisvolle Frau…
Zum ersten Mal in der mittlerweile 168. Episoden umfassenden Hörspielreihe „Gruselkabinett“ von Titania Medien wurde nun eine Geschichte von Georges Rodenbach umgesetzt, die im belgischen Brügge angesiedelt ist und viel von der Atmosphäre der Stadt atmet. Inhaltlich bestens dazu passend ist der Umgang der Hauptfigur mit dem Tod seiner Frau und einer Obsession für eine ihr ähnlich sehende Frau, was einerseits natürlich einige dramatische und emotionale Momente sorgt, andererseits aber auch eine unheimliche Geistergeschichte erzählt – jedenfalls im späteren Verlauf der Handlung. Diese lässt sich zunächst sehr viel Zeit, Hugo Viane vorzustellen, seine tiefe Schwermut erlebbar zu machen und zu beschreiben, wie eng er noch mit der Verstorbenen verbunden ist. Auch nach der ersten Begegnung mit der geheimnisvollen Frau, die definitiv einen Wendepunkt in der Handlung darstellt, wird langsam und bedächtig weitererzählt, was viele feine Facetten erlaubt - die Laufzeit der Produktion von über 85 Minuten deutet bereits darauf hin. Ganz zu Beginn ist anzumerken, dass zudem viele Monologe zu hören sind, der Erzähler und Hugo wechseln sich dabei zwar ab, dennoch ist nur wenig Interaktion eingebaut. Dazu muss man als Hörer einen Hang haben, ebenso wie für die poetische, feinsinnige Sprache, altertümlich, aber sehr eingängig, was für eine sehr besondere, intensive Stimmung sorgt. Im letzten Drittel nehmen dann auch die unheimlichen Momente mehr Raum ein und sorgen für mehr Spannung, ansonsten zeichnet sich dieses Hörspiel aber eher durch den Genuss des Augenblickes denn durch eine packende Handlung aus.
Michael Che-Koch ist in der Rolle des Hugo Viane zu hören, wobei er die Melancholie und die Todessehnsucht der Figur, später aber auch die neu gefasste Leidenschaft oder den aufkommenden Schrecken sehr gekonnt umsetzt und so eine facettenreiche Figur erschafft. Sehr abwechslungsreich spricht auch Eva Michaelis, bringt mal viel Energie und eine rüstige Art, dann aber auch eine zarte oder melancholische Sprechweise mit ein, was mir sehr gut gefallen hat. Peter Weis ist – wie in vielen anderen der aktuellen Episoden des Gruselkabinetts – als Erzähler zu hören und erschafft mit seiner angenehm rauen Stimme und seiner ruhigen, intensiven Art die poetischen Texte sehr gut zur Geltung und überzeugt mit seiner kraftvollen Betonung. In weiteren Rollen sind Herma Koehn, Dina Fischer und Ingeborg Kallweit zu hören.
Die klassische Musik, die ja auch in der Geschichte eine wichtige Rolle spielt, wird auch in der Umsetzung gelungen eingebaut und sorgt mit vielen harmonischen Klaviermelodien für eine dichte Stimmung, besonders in den vielen eher ruhigen Momenten sorgt diese für eine passende Begleitung. Die spannenderen oder unheimlichen Momente sind mit anderen, ebenso passenden stimmungsvollen Elementen umgesetzt, ebenso wie auch die Geräuschkulisse wieder eingängig umgesetzt wurde.
Die Ähnlichkeit von Hugos verstorbener Frau und seiner Affäre Jane Scott wird auf dem Cover gelungen dargestellt, der eine Kopf geisterhaft durchscheinend, der andere real und mit ebenso feinen Gesichtszügen. Davor sind einige Häuser der belgischen Stadt zu sehen, was gemeinsam sehr gut zueinander passt und wieder mal eine ganz andere Farbstimmung in die bisherige Covergalerie, welche auch sehr gut zu der vorherrschenden Atmosphäre des Hörspiels passt.
Fazit: „Das tote Brügge“ ist sehr langsam erzählt, ist in weiten Teilen recht monologisch erzählt (selbst wenn sich Erzähler und Hauptfigur gelungen ergänzen) und lassen unheimliche Momente erst recht spät aufkommen. Doch die poetische Sprache, die tiefgreifende Charakterzeichnung und die melancholische Stimmungen sorgen für einen hörenswerten Gesamteindruck – sofern man sich auf die sehr langsame Erzählweise einlassen kann.
VÖ: 26. Februar 2021
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 9783785783160