Komplexe Hörspielwelten und ihre unerzählten Vorgeschichten

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    • Komplexe Hörspielwelten und ihre unerzählten Vorgeschichten

      Was mich an komplexen Geschichte, egal welchen Mediums, besonders fasziniert, ist, wenn sie eine Vorgeschichte haben, die wirkmächtig ist, ohne dass sie voll und ganz in den Fokus rückt. Klar, grundsätzlich sollte es so etwas immer geben, aber, machen wir uns nichts vor!, viel zu oft trifft das nicht zu.
      Als Beispiel fällt mir die TV-Serie Game of Thrones ein, in der die gesamte Figurenkonstellation, die ganzen Verflechtungen und Gefühle füreinander, geprägt waren von Ereignissen, die zum Teil wiet in die Vergangenheit reichen, aber immer nur hin und wieder kurz beleuchtet werden. Die Vergangenheit ist eine Art Mosaik, die das Handeln im Hier und Jetzt oft erst erklärbar macht, doch die Krux ist, dass sich nicht immer alle Menschen zu jeder Zeit dieser Vergangenheit bewusst sind.

      Nun meine Frage: Gibt es solcherlei eigentlich auch in Hörspielen? Gibt es da auch eine vergleichbare Tiefe der Figuren? Vorgeschichten, die recht komplex zu seinen scheinen, deren Erforschung aber nicht Hauptantrieb der handelnden Personen ist?

      Auf Anhieb fiele mir das Heliosphere 2265 ein, wo ja vieles, von dem, was geschieht, motiviert ist durch zurückliegende Ereignisse. Klar muss einiges davon ergründet werden, aber der Anteil dessen, was im Dunkeln liegt, ist nicht bestimmend für das Seriengeschehen. Es gibt vieles, was einfach nicht Thema ist - und doch fortwirkt bis in die Gegenwart dieser Serie.

      Gibt es noch mehr solcher Beispiele?
      Und mögt Ihr solcherlei komplexe Vorgeschichten?

      Oder sagt Ihr eher, es ist Euch zu anstrengend, der Handlung zu folgen, wenn die Vorgeschichte im Dunkeln liegt?
    • Wie man manchmal sieht, ist eine angedeutete Vorgeschichte durchaus bisweilen interessanter als eine auserzählte. Drastisches Beispiel mal wieder -- Star Wars.

      Als Ben Kenobi Luke von der Macht und den Klonkriegen erzählt, klingt das nach einer phantastischen, lang zurückliegenden Vergangenheit. Ich für meinen Teil hätte das nie "sehen" müssen (Ep. I-III), das Erzählte hatte mir völlig genügt.

      Bei GoT mochte ich das aus ähnlichen Gründen und sehe deswegen der Targaryen-Serie mit etwas Vorbehalt entgegen. Eine reiche und komplexe Vergangenheit ist gut, aber sie genügt oft als Tableau, um die gegenwärtig erzählte Story lebendig und "authentisch" zu machen. Im Hörspiel ... ja, stimmt, Brandis hat sowas (wenn auch nicht überdeutlich). Gut gefallen hat mir das beim ersten Trisolaris-Hörspiel und beim "Herrn der Ringe".
      Versuchen Sie es. Manche Menschen sind in der Lage, es zu vermeiden, dass man sie wahrnimmt.
    • Hm, das würde auf mMn viele Hörspielserien zutreffen, bei denen man quasi "mitten ins Leben" der Charaktere springt.

      Was war z:b. bei "Fallen" vorher mit Elisabeth und ihrer Mutter, was hat die Kleine damals in Schottland(?) erlebt, wo wohl auch ihr Vater starb.

      Oder "Peter Lundt" - er ist bei einem Polizeieinsatz erblindet, in Folge wurde er von seiner Frau verlassen, die die Kinder mitnahm, alles Dinge, die sein Leben, wie es jetzt im Hörspiel geschildert wird, doch sehr geprägt haben. Und was was hat er vorher als Polizist so alles erlebt, auch danach könnte man fragen.

      Bei vielen SciFi-Serien wäre, das, was vorher schon gewesen ist, auch interessant zu erfahren.
      Was war mit "Commander Perkins" und seinen Freunden/ Kollegen?

      Es gäbe sicher noch viel mehr Beispiele, aber die fallen mir so spontan ein. :)

      Gerade Dreamland hat sich ja bereits einiger "Vorgeschichten" zur Gruselserie angenommen.
    • Stimmt, da scheint es ja einiges zu geben. War mir gar nicht so bewusst.

      Ich finde das immer total faszinierend, wenn man merkt, die Personen handeln in einer ganz bestimmten Weise und sind charakterlich in einer bestimmten Richtung geprägt, und dies hängt mit Dingen zusammen, die nicht im Zentrum der Geschichte stehen.
      Das gab es in gewissem Sinne auch bei der 80'er-Serie "Dallas" auf beeindruckende Weise. Diese Serie ist ja heute nur noch als absurdes Schmierentheater bekannt, aber in ihren Anfängen hatte sie durchaus ihre Momente. Und auch da war es so, dass sich alles, was geschah, auf die Vergangenheit der Protagonisten zurückführen ließ, ohne dass diese Geschichte wirklich erzählt wurde. Aber das Handeln der Personen war davon nachhaltig bestimmt und prägte das ganze Seriengeschehen und erklärte nicht zuletzt die Motivation der Charaktere (zuvorderst J. R. Ewing).
      Das ist jetzt natürlich nicht vergleichbar mit GoT, aber für eine Serie, die heute als reine Hochglanz-Soap gilt, ist das schon ein beeindruckend solides Fundament. :zwinker:

      In Hörspielen fehlt mir so etwas manchmal.

      Natürlich gibt es hin und wieder offene Fragen, aber den Eindruck, dass es mal etwas gegeben hat, das die erzählte Welt, wie wir sie präsentiert bekommen, erst so nachhaltig geformt hat, habe ich eigentlich selten bei Hörspielen. Klar, es gibt Figurenbiographien mit dunklen Flecken. Und manchmal gibt es Serien, bei denen es darum geht, dass Rätsel der Vergangenheit gelöst werden. Aber das alles ist sehr limitiert. Ein komplexeres Fundament scheint es mir da oft nicht zu geben.

      Aber vielleicht kommt das ja noch. Vielleicht schon bei Und auf Erden Stille?
    • Fader schrieb:

      Als Ben Kenobi Luke von der Macht und den Klonkriegen erzählt, klingt das nach einer phantastischen, lang zurückliegenden Vergangenheit. Ich für meinen Teil hätte das nie "sehen" müssen (Ep. I-III), das Erzählte hatte mir völlig genügt.
      ... sehr gutes Beispiel. Es macht einen neugierig und man stellt sich das alles sooo großartig vor ... und wird dann sooo

      dermaßen enttäuscht, :cry: daß man sich im nachhinein wieder nach den Erzählungen sehnt und die Ep. I-III total verdrängt. :aufstampf:

      Die Vorgeschichte von "Die Schatzinsel" wurde ja als "Black Sails" verfilmt und bis auf den
      gut umgesetzt. :pirat1: :pirat2:


      Die Geschichte von "Ritter Balduin" vor seiner Verwünschung in Hui Buh hätte mich interessiert. :thumbsup:

      :besserwisser: ... und zwar die 70er/80er -Version (und nicht die von Bully dem Gespensterschänder :nene2: )
      :piratenflagge:

      Wenn nicht wann, dann jetzt !!! :augenbraue:
    • Für mich ist auch Masters of the Universe ein entsprechendes Beispiel.

      Jede Figur, jedes Actionfeature, hat eine Hintergrundgeschichte, die in den '80ern (fast) nicht erzählt wurde. Hin und wieder wurde was eingeflochten, aber meist oberflächlich oder "falsch".

      Seit 2008 (Fakten aus der Zeit um 2003 aufgreifend) hat Mattel einen meist stimmigen Kosmos auf-- und ausgebaut, der viele Aspekte einheitlich darstellt und erklärt.

      Da konnte Francis damals natürlich nur "murksen", wenn man die MotU-Hörspiele aus heutiger Sicht betrachtet.

      Bilder der Verpackungen, Comics, Filmation-Serie(n), Minicomics, alles in allem ein großes Chaos mit sehr viel Potential! Und heute funktionieren alle scheinbaren Widersprüche wunderbar miteinander!