Sherlock Holmes - 43 - Der Zuträger

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    • Sherlock Holmes - 43 - Der Zuträger

      Sherlock Holmes – 43. Der Zuträger



      Sir Archibald Maitland wird vom dem zwielichtigen Geschäftsmann Richard Mordon in einer äußerst prekären Situation erpresst, die nicht nur seine Reputation bedroht. Das Schriftstück, das seine Aussage untermauert, ist sicher im Safe seines Anwesens verwahrt. Doch er hat nicht damit gerechnet, das Achibald seinen Freund Sherlock Holmes in die Angelegenheit einweiht, der außer sich vor Wut ist und Mordon unter allen Umständen das Handwerk legen will…

      Folge 43 der „Sherlock Holmes“-Reihe aus dem Hause Titania Medien folgt dem mittlerweile mehrfach bewährtem Konzept, eine Geschichte des englischen Autors Herman Cyril McNeile zu adaptieren und das von Sir Arthur Conan Doyle erdachte Ermittlergespann aus Sherlock Holmes und John Watson hineinzuschreiben – der ursprüngliche Ermittler findet unterdes keine Verwendung mehr. „Der Zuträger“ hat dabei nicht nur einen ungewöhnlichen Titel, sondern folgt auch einem anderen Rhythmus. Denn anstatt ein Verbrechen aufzuklären und die darum gestrickten Rätsel zu lösen, liegen die meisten Fakten hier von Anfang an auf dem Tisch und werden – noch eine Besonderheit – von Sherlock Holmes selbst berichtet. Dieser erzählt dem ehemaligen Militärarzt von seinem aktuellen Fall, aufgebrachter und emotionaler als gewohnt, was dem Fall schnell eine reizvolle Note und mehr Druck verleiht. Danach werden Szenen um den Erpresser mit den Handlungen von Holmes kombiniert, was einige dynamische und spannende Entwicklungen bietet. Dabei gefällt mir sehr, dass man kaum vorhersehen kann, was passieren wird und wie sich die Situation auflösen wird, eben weil der Ablauf so ungewohnt ist. Dass die Figuren dabei wieder sehr authentisch agieren und die verschiedenen Charaktere sehr gut herausgearbeitet werden, macht „Der Zuträger“ umso stärker.

      Joachim Tennstedt hat hier noch einmal die Möglichkeit, der bekannten Figur des Sherlock Holmes eine andere Facette hinzuzufügen. Besonders in der Introszene spricht er deutlich energischer, aufgebrachter, mehr aus der Fassung als bisher, was er sehr glaubhaft mit dem analytischen Charakter zu verbinden versteht. Als Sir Archibald Maitland wird von Lutz Mackensy gesprochen, der seine Figur lebendig wirken lässt und der Szenerie so noch einmal mehr Ausdruck verleiht, wobei er zudem schnell die Sympathien des Zuhörers wecken kann. Joachim Kerzel ist dazu das genaue Gegenteil, den ebenso hochmütigen wie skrupellosen Richard Mordon setzt er ausdrucksstark in Szene und spricht mit sehr gut kanalisierter Energie. Weitere Sprecher sind Bernd Kreibich, Sascha von Zambelly und Rolf Berg.

      Wie auch in vielen anderen Episoden der Serie sind viele Dialoge hier recht lang geraten und werden in ruhiger Manier vorgetragen, was durch die sanfte akustische Begleitung unterstrichen wird – das leise Ticken einer Uhr, das Knistern eines Feuers, das Rauschen von Wind oder der Ruf eines Nachtvogels, leise Melodien für die Übergänge. Trotz (oder genau wegen) dieser Reduktion auf das Wesentliche steht der Folge wieder sehr gut und bringt eine passende Stimmung mit sich.

      Das Spiel mit dem dunkel beleuchtetem Gesicht von Holmes‘ Gegenüber auf dem Titelbild der Serie ist Ertugrul Edirne wieder äußerst gut gelungen, die schattenhafte Gestalt und das Holzgitter in der gediegenen Atmosphäre sind der Wirkung des Bildes sehr zuträglich, was sich zudem sehr ansehnlich in die bereits bekannte Rahmengestaltung einfügt. Wie immer ist auch die restliche Gestaltung ansehnlich und übersichtlich geraten.

      Fazit: „Der Zuträger“ bringt noch einmal ganz andere Momente und ungewöhnliche Facetten in die erfolgreiche Serie mit ein, hat einen Verlauf, der sich frisch und ungewohnt anfühlt. Trotz recht langer Dialoge kommt zu keiner Zeit Leerlauf auf, da ein stetiger Informationsfluss mit einigen gelungenen Wendungen entsteht. Sehr hörenswert!

      VÖ: 27. November 2020
      Label: Titania Medien
      Bestellnummer: 9783785782019
      :besserwisser:
    • Sie haben wirklich und wahrhaftig Bernd Kreibich wieder ausgegraben? Von dem hab’ ich ja nichts mehr gehört, seit er in den ’70ern Hadschi Halef Omar (meiner bescheidenen Meinung nach bis heute der beste), Bessys Herrchen Andy (nicht verwandt! ;) ) und Silberpfeils Blutsbruder Falk war. Und das tust du mit einem

      DerPoldi schrieb:

      Weitere Sprecher sind Bernd Kreibich, Sascha von Zambelly und Rolf Berg.
      ab? :augenroll:

      Zusammen mit Herma Koehn in „Das alte Kindermädchen erzählt“ erweckt das den Eindruck, sie kramen jetzt wohl die ganz alten Recken von Europa wieder raus – zumindest die, die überhaupt noch verfügbar sind. Gefällt mir! :thumbsup:
    • Ja, bei Kreibich ist das ein Sprung von rund 40 Jahren seit dem letzten Hörspiel.
      Wirklich toll, den hier nochmal hören zu dürfen.

      Herma Koehn is vor ein paar Jahren schon mit zwei oder drei Rollen beim GK vertreten gewesen.

      Ich mag das auch immer sehr, wenn man sich bemüht, die älteren Sprecher und Sprecherinnen nochmal ans Mikro zu holen.


    • Sherlock Holmes - 43 - Der Zuträger

      Zum Inhalt:
      Sherlock Holmes ist verzweifelt. Sein guter Freund Sir Archibald Maitland ist in die Fänge des gerissensten Erpressers Londons, eines gewissen Richard Mordon, geraten. Dieser hat sich einen kompromittierenden Brief verschafft, den Maitland unbedingt wiederhaben muss. Um dem Adligen zu helfen, bleiben dem Meisterdetektiv nur noch zwei Tage Zeit, doch ihm fehlt ein cleverer Plan, wie er in den Besitz des Schreibens gelangen könnte. Als Holmes seinem Freund und Chronisten Watson die Sache schildert, macht dieser eine Bemerkung, die den Detektiv auf eine Idee bringt...

      Zur Produktion:
      Nach Sherlock Holmes 34,36,37,38,39,40,& 42, ist dieses Hörspiel bereits die achte Vertonung einer Geschichte aus der Feder des britischen Soldaten und Schriftstellers Herman Cyril McNeile (28.09.1888 - 14.08.1937), und wie seine Vorgänger stammt auch die hier als Vorlage dienende Geschichte "The Man with Samples", so der englischsprachige Originaltitel, aus dem 1933 erschienenen Kurzgeschichten-Sammelband "Ronald Standish". Daß Ronald Standish und sein Freun Bob Miller eindeutig als Kopien von Sherlock Holmes und Dr. Watson geschaffen wurden, ist ja längst kein Geheimnis mehr, und es sind gerade diese Ähnlichkeiten, welche die Kurzgeschichten dazu prädestinieren, in Sherlock Holmes-Abenteuer umgeschrieben zu werden. Natürlich kann McNeile letztlich Doyle nicht das Wasser reichen, was die Originalität der Fälle angeht, aber viele seiner Stories sind von Aufbau und Duktus dem großen Vorbild so verwandt, daß sie allemal als neue Erlebnisse des Meisterdetektivs durchgehen. Wer mit Doyles Werk vertraut ist, dem fällt bereits anhand der Inhaltsangabe die Ähnlichkeit zu "Charles Augustus Milverton" auf, bei dem es ebenfalls um eine infame Erpressung geht, ausgeführt vom Köng der "Blutsauger". Hier wie dort bringt der gerissene Kriminelle den ermittelnden Detektiv so in Rage, daß er bereit ist, selbst zum Verbrecher zu werden, um diesem das Handwerk zu legen. Da "Titania Medien" bereits im Jahr 2006 "Der Fall Milverton" vertont hat, zu dem Skriptautor Marc Gruppe ebenfalls das Drehbuch verfasste, sind ihm die frappierenden Übereinstimmungen selbstverständlich auch aufgefallen, und so lässt er es sich nicht nehmen, innerhalb seines Skriptes auf die bekannte Vorlage zu verweisen. Trotz der aufgeführten Gemeinsamkeiten, handelt es sich hier aber letztendlich doch um eine eigenständige Geschichte, die darüber hinaus von Gruppe noch zusätzlich ein wenig verändert worden ist. So wurden beispielsweise etliche längere Textpassagen in Dialoge aufgeteilt bzw. zu gespielten Szenen umgeschrieben, was den Ablauf wesentlich flüssiger gestaltet als bei McNeile. Außerdem hat Gruppe einige Details leicht überarbeitet.
      Statt von "5 bis 10.000 Pfund" ist hier von "beliebig großen Summen" die Rede, und aus der antiquierten englischen Zeitangabe "this day week" sind die uns wesentlich verständlicheren "2 Tage" geworden. Solche Änderungen spielen für das Geschehen selbstverständlich keine Rolle, während andere da schon etwas mehr ins Gewicht fallen. Mir ist zum Beispiel schleierhaft, warum Gruppe aus dem "Mastiff" dessen genetischen "Nachfahren", die "Dogge" gemacht hat. Meiner Erfahrung nach sind Doggen zwar groß, aber im Vergleich völlig harmlos. Auch wundert es mich, daß er den Verweis auf das Adelsregister "Debrett" unter den Tisch fallen lässt, obwohl sich Holmes bei Doyle zum Zweck der Recherche auch regelmäßig eines ähnlichen Werkes bedient. Daß aus dem ursprünglichen "Bluff" hier "austricksen" wurde, ist schon eher nachvollziehbar, da letzterer Begriff wesentlich mehr beinhaltet und nicht schon so viel verrät. Die inneren Monologe Mordons, die vor allem seine Überheblichkeit unterstreichen, fehlen hier vollständig. Zurecht verlässt sich der Skriptautor dabei auf den Sprecher des Richard Mordon, Joachim Kerzel, dem es gelingt, diese negative Charaktereigenschaft allein durch sein ausdrucksstarkes Spiel zu vermitteln. Wirklich überrascht hat mich ein Detail ganz am Schluß des Hörspiels. Das Ende scheint zunächst identisch mit dem der literarischen Vorlage zu sein, aber die Benennung der Verantwortlichen für das, was Mordon und seinem Butler passiert, gibt es nur im Hörspiel. Mir hat Gruppes knapp 59 minütige Hörspieladaption viel Spaß gemacht. Wer nun an McNeiles Version interessiert ist und selbst Vergleiche anstellen möchte, findet sie im Internet im englischsprachigen Original unter gutenberg.net.au/ebooks06/0607761h.html#story10.
      Auf die musikalische Untermalung legen die Produzenten und Regisseure Stephan Bosenius und Marc Gruppe ja immer allergrößten Wert, und das ist hier nicht anders. Neben dem bekannten wohlklingenden Leitmotiv im Intro, bei dem Geige und Klavier vorherrschen, besteht die restliche Musik vornehmlich aus unheilvollen Melodien, wie man sie von alten Kriminalfilmen her kennt. Die zwischendurch eingespielten düsteren Sounds, welche die latente Bedrohung durch Mordon konstant akzentuieren, stammen hingegen allesamt vom Synthesizer. Wie sehr die einzelnen Stücke die Stimmung einer Szene beeinflussen, wird unter anderem anhand der lustigen kleinen Weise deutlich, die eingesetzt wird, um Watsons Verblüffung zu unterstreichen. Zum Schluß ertönt dann noch ein versöhnlich wirkendes Musikstück, bei dem es sich um eine Variante bzw. Fortsetzung der im Intro-Melodie handelt.
      Es ist schon erstaunlich, wie viele unterschiedliche Geräusche man hier zu hören bekommt, obwohl die Handlung nur in geschlossenen Räumen abläuft. Jede Tür quietscht oder knarrt unterschiedlich, und die Massivität der Tresortür wird allein durch deren Ton beim Öffnen oder Schließen verdeutlicht. Auch alle anderen Töne wurden sorgfältig ausgewählt, um die einzelnen Szenen lebendiger wirken zu lassen. Im Kamin knistert das Feuer, der metallene Schraubverschluß einer Cognacflasche ist zu hören und selbst das Geräusch, welches beim Zählen von Geldscheinen entsteht, wurde nicht vergessen. Akustisches Highlight ist für mich aber das hörbare Auflodern der Flammen bei dem Verbrennen der Briefe. Einzig den meiner Meinung nach zu laut eingespielten heulenden Wind im Büro Mordons, empfinde ich als etwas übertrieben. Wenn es dort dermaßen ziehen würde, hätte der wohlhabende Bewohner garantiert etwas dagegen unternommen. Um die Räumlichkeiten bzw. die Position des jeweiligen Protagonisten innerhalb selbiger darzustellen, kommen etliche Effekte zum Einsatz. Das Klopfen an einer Tür oder das Gespräch zwischen mehreren Figuren wird beispielsweise leiser eingespielt, um die räumliche Entfernung zu verdeutlichen. Im Büro von Mordon sind alle Stimmen mit einem leichten Hall unterlegt, um die Größe des Zimmers zu unterstreichen. Sätze, welche hinter einer Tür gesprochen werden, klingen entsprechend dumpf.
      Es ist diese Detailverliebtheit, mit der Bosenius und Gruppe arbeiten, die jedes Werk des Labels "Titania Medien" zu einem einzigartigen Hörerlebnis macht.

      Zu den Sprechern:
      Selten hat man den Meisterdetektiv so verzweifelt erlebt wie hier. Joachim Tennstedt(Sherlock Holmes) alterniert zwischen niedergeschlagenem Stöhnen und kaum kontrollierbarer Wut gegenüber seinem Antagonisten, bevor ihn Watson auf die rettende Idee bringt. Die daraus resultierende, geradezu leidenschaftliche Lobeshymne auf seinen Freund und Chronisten, erstaunt nicht nur den Hörer, sondern auch den Doktor. Detlef Bierstedt(Dr. John H. Watson), der auch das Intro spricht und als Erzähler fungiert, reagiert erst besorgt und dann entsetzt auf die Hilflosigkeit bzw. die damit einhergehende Rage des Detektivs. Obwohl ich schon viele Sprecher in der Rolle des Dr. Watson gehört habe, ist und bleibt Bierstedt für mich unerreicht, wenn es um die Darstellung von Verblüffung in Form von verdattertem Stottern geht. Sprecherisches Highlight ist für mich aber diesmal Joachim Kerzel(Richard Mordon) als gefühlskalter, aalglatter und selbstgefälliger Erpresser, dem es Freude bereitet, seine Opfer auch noch zu piesacken. Seine überhebliche, skrupellose Art machen ihn zum Bösewicht par excellence. Eine ebenfall sehr solide Darstellung kommt von Bernd Kreibich(Mr. Benjamin) als würdevoller Butler und devoter Vertrauter Mordons. Seine Art, sich jedes mal zu räuspern, wenn jemand etwas sagt, was ihm nicht gefällt, hat mich mehrfach schmunzeln lassen, und der Zusammenbruch dieser ehrwürdigen Fassade gegen Ende des Hörspiels, ist wirklich großartig gespielt. In diesem Zusammenhang muss man unbedingt auch Lutz Mackensy(Sir Archibald Maitland) in der Rolle des Erpressten anführen. Mackensy rastet hier förmlich aus, und wenn seine anfängliche Knurrigkeit langsam in Wut übergeht, um dann in regelrechter Raserei zu enden, handelt es sich um punktgenaueste Sprecherkunst. Sascha von Zambelly(Junger Spitzel) ist Klasse als unsicherer junger Mann, der seinen Text mal stottert, mal hervorstößt. Das gilt auch für Jean Paul Baeck(Belman), der den Part des misstrauischen, von sich überzeugten Kammerdieners des Earls intoniert. Auf gleicher Höhe ist auch Rolf Bergs(Earl of Bletcheley) Darstellung des distinguierten Adligen, der aufgrund der Ereignisse dann schließlich doch noch die Fassung verliert.

      Fazit:
      Ein Fall mit offensichtlichem Täter, aber ungewöhnlichem Ende.

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      OTR-Fan
    • Für mich war dieser Fall, der mich dann doch von seiner Grundidee her zu sehr an "Charles Augustus Milverton" erinnert hat, der bisher schwächste unter den H.Cyril McNeile-basierten Stories.
      Da fehlte mir ein origineller Twist, irgendetwas, das die Geschichte interessant oder spannend gemacht hätte.
      So plätscherte das Ganze dahin, ohne mich sonderlich mitzunehmen. Leider.
      Aber ist halt Geschmackssache. :)