HYDE AWAY - Seelenschatten - Die Serienbesprechung

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    • HYDE AWAY - Seelenschatten - Die Serienbesprechung

      HYDE AWAY
      Seelenschatten


      Die Serienbesprechung




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      Folge 1: Erwachen I




      Inhalt


      Seit Jahren sitzt Martin Anderson wegen Totschlags im Gefängnis. Der Psychologe Steven Roberts entdeckt in den Augen des schüchternen Mannes Hinweise darauf, dass ein anderer die Tat begangen haben könnte. Der Privatermittler Hyde will die alten Beweismittel unter die Lupe nehmen, aber die sind plötzlich verschwunden. Soll der wahre Täter geschützt werden? Unterdessen gerät Roberts zunehmend unter Druck: Die Psychological Society ermittelt gegen ihn. Als ein Mitarbeiter der Gesellschaft ihn mit Vorwürfen konfrontiert, rastet Roberts aus…




      Folge 2: Erwachen II





      Inhalt

      Hyde hat neue Informationen im Fall Anderson: Offenbar wurde der junge Mann bei seiner Vernehmung massiv unter Druck gesetzt. Der mittlerweile pensionierte Detective Carter leitete die Ermittlung. Hat er etwas mit dem Verschwinden der Beweismittel zu tun? Roberts erkennt in Andersons Augen das schemenhafte Gesicht eines Mannes und vermutet dahinter den wahren Mörder. Aber bevor er mehr herausfinden kann, flieht Anderson …


      Sprecher

      Dr. Steven Roberts - Tobias Kluckert
      Hyde - Wolfgang Bahro
      Ireen Lewis - Ulrike Stürzbecher
      Mary Lewis - Claire Bertling
      Claire Lewis - Katharina Hagitte
      Dr. Julia Hill - Ranja Bonalana
      Martin Anderson - Sebastian Kaufmane
      Prof. Wakeman - Lutz Riedel
      Nathan Carter - Roland Hemmo
      Vince Potter - Oliver Bender
      Arthur Brown - Daniel Schütter
      Walter Ryder - Ben Reheuser e Charaktere
      Liz Peters - Julia Stoepel
      Ruth Peters - Liane Rudolph
      Direktor Elliott - Till Hagen
      Kevin - Lukas Leibe
      Stephanie - Rosa Helene Fenske

      sowie Oliver Bender, Daniel Schütter, Ben Reheuser, Antje von der Ahe, Sabine Winterfeldt, Christian
      Holdt, Viktor Neumann, Lea Kalbhenn, Tino Kiessling, Enea Lanzarone,
      Nora Jokosha, Philipp Engelhardt, Heide Domanowski, Jürgen Wolters,
      Claudia Urbschat-Mingues, Konstantin Bez, Bianca Warnek, Lars Schmidtke,
      Mathis Schrader, Nadine Nollau, Roland Wolf, Sebastian Walch, Sascha
      Nathan, Lars Schmidtke, Roland Wolf, Edwin Gellner und Cornelia Waibel


      Redaktion

      Hilla Fitzen


      Skript

      Christian Gailus


      Regie, Ton und Musik

      Simon Bertling und Christian Hagitte


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      Meinung
      Nach VIDAN ist dies das zweite Staffelhörspiel, das EUROPA ins Rennen schickt. Und wieder treffen hier Thriller-Elemente auf Crime und Mystery. In der Pilotfolge ERWACHEN, die als Zweiteiler veröffentlicht wurde, machen wir Bekanntschaft mit Steven Roberts, dem Psychologen ohne Erinnerung, der mit seiner alleinerziehenden Schwester und ihren beiden Kindern zusammenlebt und händeringend versucht, die Kontrolle über sein nach einem Unfall zerborstenes Leben zu behalten. Das Schicksal eines Patienten, eines verurteilten Mörders, lässt ihn nicht los. Er engagiert einen Privatdetektiv, um den wahren Hintergründen des Verbrechens nachzuspüren, für das der junge Mann eine Freiheitsstrafe verbüßt, und kommt dabei nicht nur der Wahrheit, sondern auch einer mysteriösen Gabe auf der Spur, die er sein Eigen nennt: die Gabe, durch die Augen eines anderen in die Seele eines Menschen einzutauchen.

      Als diese neue Hörspielserie angekündigt wurde, war mein spontaner Eindruck zwiespältig. Einerseits schien die kurz umrissene Handlung jede Menge Potential für eine abgedrehte und völlig abstruse Handlung zu bieten, andererseits stehen die Namen Hagitte und Bertling sowie der des Skriptautoren Christian Gailus für intelligente und handwerklich saubere Hörspielkost, so dass klar war, dass HYDE AWAY ganz sicher eine Chance verdient hat.

      Und wie sich zeigt, hat diese Einschätzung nicht getrogen. Herausgekommen ist bei diesem wilden Genremix eine Pilotfolge, die ebenso spannend wie amüsant geraten ist. Behutsam und doch ohne Längen erschafft Christian Gailus mit seinem Skript ein Setting, das sofort neugierig macht und gleichzeitig dazu angetan ist, eine Rahmenhandlung über viele Folgen fortzuführen. Hauptsächlich geht es in dieser ersten Doppelfolge zwar um die Hintergründe eines Mordfalles, in den der Gefängnisinsasse Martin Anderson verstrickt ist, doch als Hörer spürt man schnell, dass es noch viel mehr gibt, was im Dunkeln liegt, und dass all das, was Psychologe Roberts aus seinem Bewusstsein verdrängt hat, in den nächsten Episoden wohl wieder ans Licht kommen wird.

      Ihm zur Seite steht der etwas windige Privatermittler Hyde, ein Mann, der ebenfalls eine Vergangenheit zu haben scheint, die von Interesse sein wird, und wer angesichts der Parallelen, die man auf den ersten Blick mit einem berühmten Werk der Literaturgeschichte ausmachen könnte, glaubt, hierbei handle es sich um eine recht uninspirierte Neuinterpretation der alten Geschichte, der wird positiv überrascht, denn ganz so einfach scheinen die Dinge hier nicht zu liegen, und wir dürfen gespannt sein, wie sich die Geschichte um Steven Robert (und wer dächte da nicht sofort an Robert Louis Stevenson?) weiter entfalten wird.

      Der erste gemeinsame Fall der beiden besonderen Ermittler Roberts und Hyde beschränkt sich nicht darauf, ein schnöder Kriminalfall zu sein. Wer bei HYDE AWAY eine weitere x-beliebige Krimiserie erwartet, dürfte enttäuscht werden. Es geht um mehr als nur ein Verbrechen. Hier werden menschliche Abgründe ausgelotet, vor allem natürlich die des Psychologen selbst, aber dies geschieht nicht auf eine betuliche oder gar spröde referierende Weise, sondern stets spannend und unterhaltsam. Wirkte die hörenswerte STIL-Serie FREUD vielleicht an einigen Stellen etwas schwergängig, schafft man es mit HYDE AWAY, stets die Spannungskurve zu halten. Und im Gegensatz zu den meisten deutschen Krimi-Serien auf dem deutschen Hörspielmarkt kommt man hier am Ende eben nicht mit einer irgendwie hanebüchen zusammengeklöppelten Auflösung daher, die hilflos versucht, die auf den reinen Effekt getrimmten Plot Points wieder einzufangen, sondern dieser Fall wirkt in sich stimmig und rund. Er mag sich am Ende nicht als die Neuerfindung des Rades erweisen, aber er ist ja im Grunde eh nur eine Art Nebengleis bei dieser hervorragend gelungenen Exposition einer neuen zehnteiligen Serie rund um einen undurchsichtigen Protagonisten und seinem nicht minder rätselhaften Helfershelfer.

      Die Sprecher machen einen sehr guten Job. Hätte man nach VIDAN die stille Befürchtung haben können, auch hier könnte sich die eine oder andere nicht vollends überzeugende Sprecherleistung eingeschlichen haben, so bleibt nach dem Hören des Piloten bloß zu konstatieren: Das trifft auf HYDE AWAY auf keinen Fall zu. Die Sprecherinnen und Sprecher sind allesamt sehr gut ausgewählt und überzeugen auf ganzer Linie. Tobias Kluckert und Ulrike Stürzbecher harmonieren wunderbar; und auch Wolfgang Bahro, von dessen Spiel in Hörspielen ich ja seit langem kein besonders großer Freund bin, spricht seinen Hyde mit einer Schnoddrigkeit, die nie über die Grenze des Erträglichen hinausgeht. Die Regie schafft es wunderbar, ihn in seinem Spiel so einzuhegen, dass er nie ins Chargieren abgleitet.

      Das Sounddesign ist, wie nicht anders zu erwarten bei STIL, auf gewohnt hohem Niveau. Was besonders auffällt, ist die auf den Punkt genau passende Musik, die in den einzelnen Szenen Verwendung findet. Diese trifft die geschilderten Ereignisse und Stimmungen so punktgenau, dass man meinen könnte, sie wäre eigens für dieses Hörspiel komponiert worden – und wie wir im Abspann erfahren, trifft genau dies auch zu. Eine Serie, die damit punkten kann, dass ihre Musik maßgeschneidert angefertigt wurde - Chapeau! Das Ergebnis kann sich wirklich hören lassen.

      Alles in allem kann ich sagen: Ich bin nach dieser Pilotfolge begeistert. Die Handlung war fesselnd, die Figuren wirkten stimmig, die Dialoge überzeugten auf ganzer Linie. Alle Befürchtungen, die ich hinsichtlich des Plots hatte, haben sich nicht erfüllt: weder driftet die Handlung zu sehr ins Übersinnliche ab, noch nehmen Visionen oder Träume zu viel Raum in der Geschichte ein. Das Erzählte wirkt stimmig und plausibel, die Charaktere handeln angemessen und nachvollziehbar. Wollte man unbedingt einen schwachen Kritikpunkt anführen, so könnte man die Szene nennen, in der Psychologe Roberts seiner Nichte nachstellt, die mit einem Verehrer durchgebrannt ist, und in der das Skript sich leider nicht anders zu helfen weiß, als den Onkel in einem Selbstgespräch um die jungen Leute herumschleichen zu lassen. Oder man könnte bekritteln, dass Hyde vielleicht auch ein, zwei Mal weniger hätte betonen können, dass etwas "voll" irgendwas gewesen sei; die Wiederholung dieses doch eher platten Wortes "voll" sollte vielleicht ein bisschen zu deutlich auf seinen bildungsfernen Hintergrund und seine urwüchsige Herkunft verweisen. Beides hätte man vielleicht auch dezenter lösen können. Aber diese beiden Punkte sind im Grunde nichts im Vergleich zur souveränen Langstrecke, die Regie und Skript bei dieser Geschichte in knapp 146 Minuten hinlegen.

      Für mich alles in allem ein hervorragend gelungener Serienauftakt, der Lust auf mehr macht. Die Handlung deutet Komplexität an, ohne Furcht vor kruden Irrungen zu wecken. Die szenische Ausgestaltung ist mitreißend, die Musikuntermalung wunderbar. In dieser ersten Folge wurde für meinen Geschmack alles richtig gemacht.

      Großartiger Staffelauftakt zu spannender Unterhaltung: unbedingte Hör-Empfehlung!

      :st: :st: :st: :st: :st:



      .



    • Inhalt

      Angespornt von der Wirksamkeit seiner Methode, will Steven Roberts herausfinden, was zum Trauma seiner Patientin Kathleen Summers führte. Bei einem Tauchunfall will sie einen Schatten unter Wasser gesehen haben. Hyde recherchiert am Loch Lomond und kommt auf die Spur einer Studentin, die mehr über den Tathergang wissen könnte. Aber die junge Frau ist spurlos verschwunden. Dann beendet Kathleen auch noch plötzlich die Therapie. Und Doktor Roberts entschließt sich zu einem drastischen Schritt …


      Sprecher

      Dr. Steven Roberts - Tobias Kluckert
      Hyde - Wolfgang Bahro
      Dr. Julia Hill - Ranja Bonalana
      Alex Fowler - Viktor Neumann
      Kathleen Summer - Petra Barthel
      Oliver Summer - Thomas Arnold
      Chrissie Linklater - Arianne Borbach
      Violet Dawkins - Christiane Marx
      Lenny - Philip Engelhardt

      sowie Ulrike Stürzbecher, Antje von der Ahe, Claudia Urbschat-Mingues, Konstantin Bez, Sebastian Kaufmane, Luise Schubert, Enea Lanzarone, Yesim Meisheit, Cornelia Waibel und Nora Jokosha


      Redaktion

      Hilla Fitzen


      Skript

      Christian Gailus


      Regie, Ton und Musik

      Simon Bertling und Christian Hagitte


      Meinung

      Mit der ersten regulären Serienepisode nach dem Pilot-Zweiteiler begegnen wir einer Leidensgenossin des Protagonisten, Kathleen Summer, die wie dieser ein traumatisches Erlebnis zu verarbeiten hat, das ihr die Erinnerung an bestimmte Ereignisse geraubt hat. Und es zeigt sich bei dieser Geschichte, was sich bereits während der Premiere angedeutet hat: Die Serie HYDE AWAY fokussiert in jeder Folge auf einen neuen Patienten Dr. Roberts, flankiert von folgenübergreifenden Elementen, die ein Mosaik zu entfalten beginnen, deren Gesamtbild wohl erst zum Ende der Staffel hin ein halbwegs schlüssiges Bild ergeben werden.

      Die Episodenhandlung selbst, das Rätsel um die verunglückte Kathleen Summers, gespielt von Petra Barthel, ist stringent konstruiert und ohne große Ungereimtheiten aufbereitet, reicht aber im Grunde, was das Gerüst dieses Falles angeht, kaum über solide Krimi-Kost hinaus. Weit mehr jedoch als das Was vermag das Wie zu überzeugen, und ich denke dies sind die großen Stärken von Skript und Regie gleichermaßen. Wie Dr. Roberts im Zusammenspiel mit Kathleen Summers und seinem Partner Hyde hinter das Geheimnis des mysteriösen Badeunfalls kommt, vermag in jeder Sekunde zu fesseln und auch zu unterhalten. Von besonderem Interesse ist dabei natürlich der Protagonist, der engagiert und redlich wirkt, hin und wieder aber auch Facetten zu zeigen beginnt, die einen aufmerken lassen. Nicht nur ist er beseelt von der Entdeckung seiner speziellen Fähigkeit und auch bereit, gewisse Wagnisse einzugehen, um mit ihnen zu experimentieren – er beginnt auch, die Vorzüge seines neuen Ruhms zu genießen, und fast scheint es, als könnte das Risiko bestehen, dass er sich an sich selbst berauscht.

      Auch sein Partner Hyde bekommt ausreichend Gelegenheit, sich zu präsentieren, und er tut dies auf dieselbe schnoddrige, hin und wieder beinahe proletenhafte Weise wie in den Pilotfolgen. Wir erfahren zaghafte Details seiner Geschichte – auch er, wie Roberts und seine Patientin, ein Mensch, der mit vergangenem Schmerz heute noch zu leben hat. Auch bei ihm weckt das Skript ausreichend Neugierde, um sich auf die nächsten Folgen zu freuen.

      Clou bei dieser Folge ist aber sicher der das Ende, das, ohne zu spoilern, einen Bogen spannt zu den Ereignissen der ersten Folge und einen kleinen Ausblick gibt auf das, was uns im weiteren Verlauf dieser Staffel erwarten wird: Bruchstücke einer Rahmenhandlung, die wohl mit jeder Folge raumgreifender ausfallen wird. Wer also bis hierhin am Ball geblieben ist, darf gespannt sein.

      Die Umsetzung der Geschichte ist nach wie vor das ganz große Plus dieser Serie. Man merkt Simon Bertling und Christian Hagitte ihren großen Erfahrungsschatz an: souverän führen sie die Protagonisten durch die einzelnen Szenen, unterlegt wie schon bei den ersten beiden Folgen mit ihren selbstkomponierten Stücken, die jederzeit eine ungemein dichte und fesselnde Atmosphäre erschaffen. Und da wir es bei den beiden mit zwei Hörspielmachern zu tun haben, die bereits auf ein großes Oeuvre zurückblicken können, bleibt es vielleicht nicht aus, dass man hin und wieder Parallelen zu anderen Werken aus ihrem reichhaltigen Schaffen zu erkennen glaubt. So kann man den Ausspruch eines der Charaktere: Wofür halten Sie sich – für den neuen Freud? durchaus auch für einen augenzwinkernden Verweis auf die alte STIL-Serie sehen, denn es gibt bei HYDE AWAY durchaus Momente, in denen die Herangehensweise des Psychologen Roberts an die bedächtigen Analysen des seinerzeit von Hans-Peter Hallwachs interpretierten Sigmund Freud in der gleichnamigen Hörspiel-Serie denken lässt. Gleichzeitig durchzieht die Handlung zumindest atmosphärisch eine Stimmung, die an Mystery denken lässt, und nicht zuletzt die exzellente Musik kann einen dazu bringen, beim Hören auch hin und wieder an die Mutter aller Hörspiel-Mystery-Serien zu denken, nämlich an Gabriel Burns, mit der HYDE AWAY inhaltlich natürlich gar nichts zu tun hat, deren stilprägende Wirkung aber auch in der neusten EUROPA-Produktion nicht von der Hand zu weisen ist.

      Die Sprecher bleiben auf dem hohen Niveau der Einstiegsfolge. Tobias Kluckert verleiht seinem Roberts hin und wieder einen unangenehmen Beiklang, wenn er ihn doch vorgeblich für die gute Sache kämpfen lässt, Wolfgang Bahro legt seinen Hyde nach meinem Empfinden noch eine Spur rotziger an als schon zuvor, so dass er beinahe klingt wie Martin Semmelrogge, aber auch in dieser Folge schafft es die Regie in Kombination mit den treffenden Dialogen, den Schauspieler nicht über die Grenzen des Glaubwürdigen hinaustreten zu lassen.

      Und so lässt mich also auch die nach offizieller Zählung dritte Folge der Serie HYDE AWAY mit einem angenehmen Gefühl zurück. Die Story mag dieses mal nicht so abwechslungsreich sein und sich in derselben Tiefe wie in den Pilotfolgen präsentieren – gute Unterhaltung bietet sie aber allemal. Die Sprecher haben merklich Spaß an ihrer Arbeit, die Regie ist zu jeder Zeit voll auf der Höhe, und die Musik ist ein Hochgenuss. In dem Moment, in dem man als Hörer gerade ansetzt zu denken: Och ja, das war ganz nett!, präsentiert uns Autor Christian Gailus den Twist und entfacht das gerade versiegende Interesse zu frischer Neugier. Zum Glück geht es bereits morgen weiter.


      Äußerst unterhaltsame Serienepisode mit verheißungsvollem Ende…


      :st: :st: :st: :st: :st2:




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    • Nach Vidan wagt sich Europa an die nächste
      Hörspielserie aus dem Erwachsenenbereich. Diesmal allerdings produziert
      von STIL nach einer Geschichte aus der Feder von Christian Gaillus, den
      man u.a. von Glashaus kennt, welches bei audible erschienen ist.
      Analog zu Vidan veröffentlicht man direkt eine ganze Staffel auf einmal,
      so dass man als Hörer direkt voll in die Geschichte eintauchen kann,
      ohne lange Wartezeiten befürchten zu müssen. Das Netflix-Prinzip greift
      also auch in der Hörspielbranche immer stärker um sich. Und das kann ich
      persönlich nur begrüßen, denn nichts ist ärgerlicher, als wenn am Ende
      der Handlungsbogen einer solchen Geschichte nicht zuende geführt wird,
      weil die Serie sich doch nicht so gerechnet hat, wie der Verlag sich das
      ursprünglich vorgestellt hat.
      Doch genug der Vorworte. Richten wir den Blick auf die Auftaktfolge
      dieser neuen Psychothriller-Serie. Im Mittelpunkt des Geschehens steht
      der Psychologe Steven Roberts, der noch immer mit den Nachwirkungen
      eines Unfalls zu kämpfen hat, der ihm seinerseits eine ziemlich böse
      Amnesie zugefügt hat. Inzwischen praktiziert er allerdings wieder und
      widmet sich im Laufe der Erzählung vor allem einem Patienten: Martin
      Anderson, einem verurteilten Mörder, der aber möglicherweise zu Unrecht
      im Gefängnis sitzt.


      Bereits die ersten Minuten zeigen sehr deutlich die Erzählart der
      Geschichte in einem Mittschnitt-artigen Stil komplett ohne Erzähler. Es
      ist also hätte man dem Hauptprotagonisten einfach ein Mikro
      untergeschoben und begleitet ihn nun in seiner Welt. Durch seine nach
      wie vor immer mal wieder auftretenden Wahrnehmungsstörungen weiß man
      jedoch nie so ganz genau, ob man dem Gehörten vollumfänglich trauen
      kann. Genau so stelle ich mir einen modernen Psychothriller vor.
      Inhaltlich äußerst mysteriös, ohne dabei aber die Charakterzeichnung der
      einzelnen Figuren aus den Augen zu verlieren. Letzteres vor allem in
      Form der Szenen im Rahmen der besonderen Wohngemeinschaft des
      Psychologen. Das Ganze erinnert von der Erzählweise ein bisschen an die
      Fitzek-Psychothriller, die oftmals recht ähnliche Stilmittel einsetzen.


      Tobias Kluckert in der Hauptrolle ist exzellent besetzt. Er vermag die
      ambivalente Figur des Psychologen wunderbar mit Leben zu füllen. Auch
      sein Unterstützer bei den Ermittlungen Hyde, gesprochen von Wolfgang
      Bahro, hat mir prima gefallen. Bahro hat nun doch eine sehr markante
      Stimme und kann damit sehr gut skurille Charaktere sprechen. Hier hält
      er sich aber dezent zurück bzw. wird von der Regie prima in seiner Rolle
      geführt. Daneben stehen noch viele andere hochkarätige Sprecher wie
      Ranja Bonalana, Ulrike Stürzbecher oder Lutz Riedel, die unter der Regie
      von STIL zu einem runden Gesamteindruck verschmelzen.


      Auch der Score, sogar eigens für die Serie komponiert und vom Berliner
      Filmorchester eingespielt, ist exzellent. Von STIL ist man aber, um
      ehrlich zu sein, gar nicht weniger gewohnt. Dazu das gekonnte Spiel mit
      einzelnen Effekten, in der ersten Folge besonders das Telefonklingeln,
      das in manchen Szenen richtig böse ist.


      Fazit: Ein Auftakt genau nach meinem Geschmack. Eine mysteriöse
      Geschichte mit gelungenen Stilmitteln aus dem Psychothriller-Genre, mit
      feiner Klinge akkustisch abgerundet. Ich bin sehr gespannt, wie sie sich
      weiterentwickeln wird. Wenn man an die Qualität der Auftaktfolge weiter
      anknüpfen kann, dann könnte das durchaus zum Highlight des Jahres für
      mich werden...
    • Hyde away – 4 – Exit Labor





      Inhalt

      In den Augen des Irak-Veteranen George Oldman sieht Doktor Roberts die Buchstabenfolge P-S-I. Hyde recherchiert in Armee-Kreisen und zieht das Misstrauen ehemaliger Soldaten auf sich. Kurz nachdem sich der Bruder eines im Irak getöteten Soldaten bei Hyde meldet und von einer Geheimoperation berichtet, an der auch George Oldman beteiligt war, wird der Mann erschossen. Dann jagen die Unbekannten Hyde - und sie haben nicht nur den Privatermittler im Visier …


      Sprecher

      Dr. Steven Roberts - Tobias Kluckert
      Dr. L. J. Kyle - Kurt Schmidt
      Hyde - Wolfgang Bahro
      Ireen Lewis - Ulrike Stürzbecher
      Claire Lewis - Katharina Hagitte
      Alex Fowler - Viktor Neumann
      Prof. Wakeman - Lutz Riedel
      Stuart - Gordon Piedesack
      George Oldman - Peter Sura
      Commander Walsh - Bodo Wolf
      Jason Adams - Roland Wolf

      sowie Ranja Bonalana, Sabine Winterfeldt, Konstantin Bez, Edwin Gellner, Sebastian Walch, Thomas Schmuckert, Urs Remond, Elmar Börger, Simone Kabst, Sascha Nathan, Abdelnasser Abouzid, Christian Holdt, Hans-Eckart Eckhardt, Anita Hopt, Tino Kiessling, Jürgen Wolters, Lars Schmidtke, Cornelia Waibel, Enea Lanzarone, Luise Schubert, Levan Wollny und Vickie Collin


      Redaktion

      Hilla Fitzen


      Skript


      Christian Gailus


      Regie, Sound & Musik

      Simon Bertling und Christian Hagitte



      Meinung

      Die Serie HYDE AWAY geht mit dieser Folge in die vierte Runde, und wieder wendet sich Psychologe Roberts einem neuen Patienten zu. Dieses Mal führt ihn die Leidensgeschichte seines Patienten Oldman in die Wirren des Iraks. Es geht um geheime Operationen und Versuche an Menschen. Und parallel dazu taucht ein weiteres Mal ein Name auf, der bereits in den vergangenen Episoden Erwähnung fand: der des mysteriösen Doktor Kyle. Auf unerklärliche Weise scheinen sich immer wieder die Handlungsstränge Roberts mit denen des bisher noch unbekannten Doktors zu kreuzen. Wer ist Kyle? Und was führt er im Schilde? Es ist anzunehmen, dass diese Staffel auf die Klärung dieser Frage hinauslaufen wird, und es ist nach Folge 4 durchaus schon möglich, darüber zu spekulieren.

      Die Rahmenhandlung ist sicherlich der große Pluspunkt bei den Plots dieser Reihe. Die Episodenhandlung ist natürlich, wie immer, sehr eindringlich und spannend in Szene gesetzt, aber die starke Neugierde, die einen beim Hören dieser Serie erfasst, speist sich hauptsächlich aus der Frage, was sich in der gelöschten Erinnerung Roberts‘ für Geheimnisse finden ließen, welche vergangenen Geschehnisse Hyde möglicherweise verbirgt – und vor allem wer dieser mysteriöse Dr. Kyle ist, dessen Name immer wieder im Zusammenhang mit den aktuellen Fällen des Psychologen auftaucht.

      Dabei ist die Episodenhandlung auch dieses Mal durchaus nicht langweilig oder banal geraten. Im Gegenteil, den Nachforschungen Roberts‘ und Hydes zu lauschen, macht auch in dieser Folge viel Freude. Wie immer ist auch hier die Handlung überaus gelungen und atmosphärisch stark umgesetzt. Allerdings weist der Plot zumindest einige Fragwürdigkeiten auf, die man als aufmerksamer Hörer nicht umhin kommt, kritisch zu hinterfragen.

      Spoiler anzeigen


      So erscheint es sehr seltsam, dass Adams‘ Bruder sich lang und breit über die Geheimoperationen in einem Tagebuch auslässt und in der Folge Jason Adams die Gelegenheit bekommt, diese zu lesen. Wenn die Hintergründe dieser Versuche tatsächlich so geheim und schützenswert gewesen wären, hätte eine Organisation, die so wenig Skrupel zeigt wie in dieser Folge, wohl kaum die Gelegenheit ausgelassen, eventuelle Mitwisser mundtot zu machen.

      Gleiches gilt für Oldman selbst, der ja ebenfalls auf freiem Fuß gelassen wird, obwohl er umfassend informiert war über das, was im Irak vor sich ging.
      So, wie die Beteiligten geschildert werden, macht es doch überhaupt keinen Sinn, dass sie ihn so ohne weiteres in die Freiheit entlassen und ihn dann auch noch selbst einen Psychologen aufsuchen lassen, der sich auf die Spuren seiner Erinnerungen setzen will – nur um ihn dann erst mühsam wieder einfangen zu wollen, um das Geheimnis zu schützen.

      Die Erklärungen, die geliefert werden, bleiben unbefriedigend. Weder gab es zwingende Gründe, ihn am Leben zu lassen, noch konnte man darauf bauen, dass der ihm zugeteilte (erste) Psychologe ausreichend Schutz vor Offenbarung des Geheimnisses bietet (was dann ja auch nicht zutraf). Und darauf setzen, dass der Traumatisierte sein Gedächtnis schon nicht wiedererlangen würde, konnte man nun auch nicht, denn es ist ja bekannt, dass die allermeisten Formen von retrograder Amnesie nur vorübergehender Natur sind.



      So macht die ganze Prämisse um George Oldman für mich leider nicht viel Sinn. Man hätte besser daran getan, sich für die Grundlage dieses Plots eine nachvollziehbarere Hintergrundgeschichte auszudenken. So wirkt das Ganze leider etwas unstimmig.

      Auch erscheint es seltsam, dass sich Roberts im weiteren Verlauf der Handlung auf einmal ohne Not so weit seinem Patienten gegenüber öffnet und aus seiner Vergangenheit berichtet (bzw. von dem, was seine Schwester ihm davon berichtet hat). Für diese Form der Selbstentblößung, vor allem in diesem Kontext, gab es überhaupt keinen nachvollziehbaren Grund, und es ist natürlich eigentlich genau das Gegenteil von dem, was ein professioneller Psychologe im Zuge einer Therapie machen würde: sich mit seinen eigenen Kümmernissen so offensiv in den Mittelpunkt des Zwiegesprächs zu drängen.
      Hier hätte ich mir eine andere Situation gewünscht, in der wir von Roberts' Vergangenheit erfahren. So wirkt sein Verhalten reichlich unmotiviert und im Grunde auch unprofessionell - ein Eindruck, der dem bisher Erzählten widerspricht.

      Sieht man jedoch von diesern Ungereimtheit <enab, macht dieses Hörspiel jedoch durchaus wieder richtig viel Spaß. Der Spannungsbogen wird über die meiste Zeit kontinuierlich auf hohem Niveau gehalten, die Gegebenheiten im Irak sind fesselnd umgesetzt, und vieles von dem, was wir zu Gehör bekommen, lädt zum fröhlichen Spekulieren ein über das, was uns noch erwarten wird.

      Die Sprecher sind auch in dieser vierten Folge wunderbar. Kleines Schmankerl für Freunde der Serie THE WALKING DEAD: Wenn Psychologe Roberts sich mit CI Fowler austauscht, treffen hier die beiden Synchronsprecher der Protagonisten aus den ersten Staffeln der Zombie-Serie, Rick Grimes und Shane Walsh, aufeinander. Zum bisherigen Cast treten in dieser Folge unter anderem Bodo Wolf und Gordon Piedesack.

      Sounddesign und Musik bleiben in ihren besten Momenten auf höchstem Niveau, die Inszenierung gleicht die meisten Ungereimtheiten gekonnt wieder aus, so dass am Ende im Fazit eine weitere äußerst spannende und unterhaltsame Folge zurückbleibt, mit inhaltlichen Schwächen, aber einer nach wie vor voll überzeugenden Inszenierung. Bei meiner Bewertung mit Sternen schwanke ich zwischen drei Sternen, wegen des Plots, und vier Sternen wegen der spannenden Umsetzung und entscheide mich unter Berücksichtigung all der Stärken dieser Folge für ein Aufrunden, so dass ich auch dieses Mal vier Sterne vergebe.


      Spannend und mysteriös – mit leichten inhaltlichen Schwächen, dennoch hervorragend inszeniert!


      :st: :st: :st: :st: :st2:




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    • >> SPOILER-WARNUNG! <<



      Hyde away - 5 - Quälende Erinnerung






      Inhalt

      Matthew Wild soll einen Mann ins Koma gefoltert haben. Aber Wild bestreitet die Tat. Chief Inspector Fowler bittet Doktor Roberts, seine Methode bei Wild anzuwenden; vielleicht lässt sie sich ja auch bei der Verbrechensbekämpfung einsetzen. Erst berichtet Wild von geschundenen Tieren, dann flieht er mitten in der Behandlung – und Hyde vermutet, dass der junge Mann den Introvertierten mit der quälenden Erinnerung nur gespielt hat, um zu entkommen. Kurz darauf wird in Wilds Zelle eine Liste mit Namen gefunden, auf der auch der von Doktor Roberts steht …



      Sprecher

      Tobias Kluckert
      Wolfgang Bahro
      Ulrike Stürzbecher
      Claire Bertling
      Katharina Hagitte
      Viktor Neumann
      Peter Sura
      David Turba
      Jürgen Thormann
      Viktor Neumann
      Bernd Egger
      Cornelia Boje
      Sabine Winterfeld
      Matthias Lühn
      Bert Franzke
      u.a.


      Redaktion

      Hilla Fitzen


      Skript


      Christian Gailus


      Regie, Ton und Musik

      Christian Hagitte und Simon Bertling

      Meinung

      Wer glaubte, die bisherigen Episoden der Serie HYDE AWAY erforderten größere Aufmerksamkeit, um allen Details der Handlung gebührend folgen zu können, der wird bei dieser Folge, quasi dem Midseason-Finale, noch einmal auf eine besondere Probe gestellt, denn es gibt von Seiten des zentralen Charakters dieser Serienfolge so viele Finten und falsche Fährten zu berücksichtigen, dass es nicht ganz leicht fällt, sich am Ende einen Reim darauf zu machen, was sich denn nun genau zugetragen hat in der Vergangenheit des achtzehnjährigen Matthew Wild und was wohl über diese Folge hinaus noch im Dunkeln liegt. So bleibt man denn am Ende auch zunächst verwirrt zurück - mit einem Gefühl, noch nicht über alle relevanten Details zu verfügen, um dieses Mosaik von Handlung zu einem befriedigenden Ganzen zusammenzusetzen. Hat hier der Autor nicht alles im Blick gehabt? Oder gibt uns die letzte Szene Aufschluss darüber, dass es da noch einiges gibt, das wir eben zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht zu durchblicken vermögen? Das ist mit letzter Sicherheit natürlich nicht zu sagen, jedenfalls jetzt noch nicht, aber ich gehe natürlich davon aus, dass Letzteres zutrifft.

      Um aber keinen falschen Eindruck zu erwecken und somit das Fazit vorweg zu nehmen: Bei Quälende Erinnerung handelt es sich um eine hervorragende Folge. Die Atmosphäre ist so bedrückend und intensiv, dass es schwerfällt, sich davon nicht ergreifen zu lassen. So düster und hoffnungslos war bisher noch keine der an Düsternis und Hoffnungslosigkeit bisher sicherlich nicht armen Serie. Das Schicksal Matthew Wilds geht unter die Haut - obwohl (oder vielleicht auch gerade weil?) wir bis zum Schluss nicht genau wissen, wie wir ihn einzuordnen haben. Wie kalkuliert geht er vor? Oder ist er tatsächlich eher ein Getriebener seiner eigenen Verwundungen?

      Auf den flüchtigen ersten Blick kommt die Handlung recht einfach und stringent daher:

      Spoiler anzeigen


      Der zehnjährige Matthew Wild verleitet seinen kleineren Bruder Konstantin zu einer Mutprobe, bei dem dieser, durch einen auffliegenden Adler verschreckt, in die Tiefe stürzt und stirbt. Der Junge verbirgt seine Schuld, der Tod des Kindes gilt als Unfall. Matthew leidet jedoch an Angstzuständen, die ihn ans elterliche Haus binden, so wird ein Hauslehrer engagiert, der sich als Sadist entpuppt und den Jungen manipuliert, damit dieser zu seinem Vergnügen Tiere verstümmelt. Doch die Quälereien fliegen auf, der Butler wird fälschlicherweise der Taten beschuldigt, und alle Angestellten ihres Dienstes enthoben.
      Matthew verdrängt über die nun folgenden Jahre seinen Anteil an den Gewalttaten, bis ihn eines Tages, acht Jahre später, per Post eine Adlerklaue erreicht. Absender des Umschlag ist ausgerechnet der fälschlich beschuldigte Mann, der vor Jahren bei der Familie Wild in Diensten stand. Matthew erinnert sich wieder an die Quälereien, nicht jedoch an seinen eigenen Anteil daran, und getrieben von dem Wunsch, die Hintergründe der abgehackten Adlerklaue herauszufinden, die ein heftiges Gefühl in ihm auslösen, überwältigt er den früheren Butler und foltert ihn. Dieser verweist ihn an den ehemaligen Hauslehrer Banks.
      Doch bevor er sich seines Peinigers bemächtigen kann, wird er für seine Tat verhaftet und eingesperrt. Er wendet sich an Roberts, wohl um sich von diesem (wie zuvor in Folge 1 Anderson) aus dem Gefängnis herausboxen zu lassen. Roberts' Therapie offenbart ihm nun die volle Wahrheit, und er ist getrieben von Rache.
      Matthew flüchtet aus dem Gefängnis und entführt nun seinen ehemaligen Hauslehrer, um sich mit diesem dieselben Klippen hinabzustürzen, an denen acht Jahre zuvor der kleine Konstantin seinen Tod gefunden hatte.
      Wie sich später herausstelllt, hat jedoch Banks nicht allein gehandelt. Es gab einen zweiten Mann, der zumindest zeitweise bei den Manipulationen des Kindes vor Ort war, und dieser Jemand ist niemand anderes als der mysteriöse Dr. Kyle.



      Nimmt man nur das grobe Handlungsgerüst, ergibt sich daraus eine beeindruckende Charakterstudie eines Menschen, dessen Schuldgefühl und Leid auf perfide Weise von einem Sadisten ausgenutzt wird. Es geht um emotionalen Missbrauch der heftigsten Sorte, und David Turba verkörpert diesen in sich zerrissenen Charakter, der immer wieder hin- und herschwankt zwischen dem eigenen Schmerz und seinem heftigen Zerstörungswillen mit beeindruckender Intensität. Man nimmt ihm sein Leid ab, ebenso die Wucht seiner destruktiven Energien, und wenn er am Ende verzweifelt bekennt, schon seit vielen Jahren tot zu sein, fragt man sich, was diesen Seelentod eigentlich hauptsächich verursacht hat, das Gefühl der eigenen Schuld, die Manipulationen des Sadisten - oder alles zusammen?
      Es rundet die Geschichte um Matthew Wild natürlich wunderbar ab, dass sie genau dort endet, wo sein Leidensweg begonnen hat: am Ort des Unglücks, wo der Bruder zu Tode kam.

      Was all dies angeht, kann man nur den Hut vor Christian Gailus für die Ausarbeitung seines Skripts ziehen. Der Aufbau der Geschichte ist hervorragend, die Dialoge auf dem Punkt, die Spannungskurve steigt beständig, bis sie schließlich im finalen Twist mündet. Das alles ist ihm hervorragend gelungen.

      Und dennoch bleiben am Ende ein paar offene Fragen, bei denen nicht klar wird, ob sie nach Abschluss dieser Staffel ausreichend geklärt sein werden:

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      1. Woher wusste Matthew Wild, dass Roberts' Hund Sherlock Milben hat?
      2. Wer hat den Hund später verstümmelt? Und warum? Wild war ja parallel dazu bei Banks und schlug dort Hyde nieder, und er hätte ja auch gar kein Motiv gehabt.
      3. Warum fand sich Roberts' Name neben dem Millers und Banks auf einem Zettel, der in Wilds Sachen gefunden wird?
      4. Wer sendet die Adlerklaue an Matthew? War das tatsächlich Miller?
      5. Warum beschuldigte Miller unter der Folter Banks? Er hatte doch mit den Quälereien von damals gar nichts zu tun.


      Die Fragen 1 und 2 bleiben ungeklärt.

      Frage 3 würde wohl nur dann logisch erscheinen, wenn dort nur der Nachname aufgeführt wäre und es nicht Steven Roberts wäre, der gemeint war.

      Frage 4 erschiene nur dann plausibel, wenn es in Wahrheit nicht Miller war, der die Klaue versandte, denn wie sollte dieser an die Klaue geraten sein und welchen Grund sollte er für dieses Übersenden haben? Soweit wir wissen: keinen.

      Frage 5 erscheint ebenfalls rätselhaft, denn wenn Miller von Banks' Verstrickung in die Quälereien wusste, erscheint es kaum plausibel, dass er dies nicht vorher schon thematisiert hätte, da ja explizit darauf hingewiesen wird, dass er den Ruf des Tierquälers nie wieder abschütteln konnte und seitdem am Rande des Existenzminimums leben musste.



      Es wäre wünschenswert, wenn sich der Nebel im weiteren Verlauf der Serienhandlung noch etwas lichten würde, denn zum jetzigen Zeitpunkt erscheint da einiges noch etwas unplausibel. Aber das mag durchaus Absicht sein und eben kein Logikfehler. Darum harre ich gespannt der weiteren Folgen.

      Die Sprecher zeigen sich auch in dieser Folge von ihrer besten Seite. Neben der beeindruckenden Performance von David Turba, die ich weiter oben bereits erwähnt habe, möchte ich stellvertretend noch den recht kurzen, aber überaus stimmungsvollen Auftritt von Kornelia Boje als Miss Grimbaugh erwähnen. Die kurze Szene, in der sie über die wahren Begebenheiten von vor acht Jahren berichtet, ist ein echter Gänsehautmoment.

      Zu Sounddesign und Musik muss auch dieses Mal nicht viel gesagt werden. Beides ist mal wieder auf hohem Niveau, wenn auch die Soundkulisse für meinen Geschmack hin und wieder ein wenig zu sehr in den Hintergrund gedrängt ist. Hier würde ich mir manchmal eine deutlichere Präsenz wünschen.

      Quälende Erinnerung ist somit eine verstörende und im Nachgang auch verwirrende Folge, die zum Ende hin ein weiteres Mal mit einem irritierenden Twist aufwartet. Was hat es auf sich mit diesem Mann im Schatten, der immer wieder die Wege unseres Doktor Roberts kreuzt? Diese Überschneidungen können kein Zufall sein, insofern wird es spannend zu erfahren, wie es kommt, dass Roberts sich immer wieder mit Patienten konfrontiert sieht, die eine Verbindung zum ominören Dr. Kyle aufweisen. Die zweite Staffel wird es weisen...


      Unfassbar spannendes, psychologisches Verwirrspiel - intensiv und eindrucksvoll!


      :st: :st: :st: :st: :st:


      .
    • >> SPOILER-WARNUNG! <<


      Hyde away - 6 - Facettenaugen



      Inhalt

      Anna Grant berichtet Steven Roberts von der Gefangennahme und Vergewaltigung durch riesige Insekten. Ist sie einem Wahn verfallen oder steckt mehr dahinter? Hyde ermittelt weitere Frauen, die Opfer der Kreaturen wurden. Sie berichten von grausamen Tests durch Außerirdische. Als sich Hyde am Ort des Geschehens umsieht, wird er betäubt. Kurz darauf erwacht er auf einer Bahre fixiert und hört schlurfende Geräusche. Dann beugt sich der Kopf eines riesigen Insekts über ihn …


      Sprecher

      Steven Roberts - Tobias Kluckert
      Hyde - Wolfgang Bahro
      Ireen Lewis - Ulrike Stürzbecher
      Mary Lewis - Claire Bertling
      Claire Lewis - Katharina Hagitte
      CI Fowler - Viktor Neumann
      Dr. Julia Hill - Ranja Bonalana
      Timothy - Matthias Lühn
      Maggie - Claudia Urbschat-Mingues

      sowie Bert Franzke, Karen Schult-Vobach, Dagmar Bittner, Marius Claren, Romanus Fuhrmann u.a.


      Redaktion

      Hilla Fitzen


      Skript

      Christian Gailus


      Regie

      Simon Bertling und Christian Hagitte


      Meinung
      In der sechsten Folge der Serie HYDE AWAY bekommen wir es mit verschleppten Frauen zu tun, mit Missbrauch und Quälereien, die, wie es den Anschein hat, von nichtmenschlichen Wesen begangen werden, von Außerirdischen vielleicht, die ein insektoides Äußeres haben...

      So schräg sich diese kurze Zusammenfassung auch anhört, in ihr liegt tatsächlich das Potential für eine spannende Folge. Simon Bertling und Christian Hagitte geben diesem phantastisch anmutenden Plot den richtiggen Mystery-Sound, um eine flirrende Spannung zu erzeugen. Ein abgeschiedenes Refugium, insektenartige Peiniger im fahlen Licht, seltsame Klickgeräusche, das alles ist spannend in Szene gesetzt und könnte ein weiteres Highlight dieser Serie begrünmden, wenn...

      ...ja wenn da nicht die Auflösung wäre, die dem Ganzen zugrundeliegt.

      Spoiler anzeigen


      Ein Internet-Freak, der eine Homepage betreibt, die sich mit der Sichtung von Außerirdischen beschäftigt, steckt hinter den Verbrechen. Er entführt und malträtiert die Frauen, und ein Cop, der ihm nach einiger Zeit auf die Schliche gekommen ist, steht ihm willig zur Seite, um die Opfer auch noch zu vergewaltigen. Am Ende kommt dann heraus, dass hinter allem mal wieder Dr. Kyle steckt.



      Ich muss gestehen, dass mich diese Folge inhaltlich sehr enttäuscht hat, denn die Handlung in ihrem Kern ist mehr als konventionell. HYDE AWAY zeichnete bisher aus, dass sie etwas ganz besonderes war, nicht nur hatte sie sich ihren einen ganz eigenen Sound, auch die Geschichten waren in sich sehr stimmig und nachvollziehbar.
      Mit dieser Folge macht man es sich jedoch sehr einfach. Keine anrührende Psycho-Studie wie in den vergangenen Folgen, kein kniffliger Twist, der am Ende zu einem nachhaltigen Aha-Effekt führt. Die Handlung ist mehr als straight, der Urheber ohne Mühe sofort aufgetan, andere Verdächtige oder Optionen werden kaum erwogen, am Ende ist der einfachste Weg der richtige, und das ganze Brimborium, das beschrieben wird, erscheint völlig an den Haaren herbeigezogen und kaum glaubhaft.

      Vielleicht aber war für die eigentliche Geschichte auch nicht mehr genügend Zeit übrig, denn die Handlung macht einige Schlenker ins vordergründig Nebensächliche, zu den Nachbarn oder zu den Sorgen der Schwester über Roberts. Dabei fällt auf, wie wenig sich die professionellen Ärzte und Psychologen um so etwas wie Schweigepflicht scheren. Sie alle plaudern ganz munter über die Verfassung ihrer Patienten mit Dritten, als wäre es das Normalste von der Welt.

      Bei alledem ist die Folge natürlich insgesamt kein Reinfall. Alle Szenen sind sehr eindringlich und handwerklich top umgesetzt, und bis auf den Kern der Episodengeschichte weiß das Erzählte auch durchaus zu fesseln, doch leider reißt das etwas tumbe Ende den guten Gesamteindruck ein Stückweit wieder ein. Schließlich bleibt der Eindruck, dass dies die schwächste der bisher erschienen Folgen ist.

      An den Sprechern liegt das allerdings nicht. Sie sind weiterhin voll bei der Sache und machen einen guten Job. Matthias Lühn und Claudia Urbschat-Mingues bekommen dieses Mal Gelegenheit, sich als Nachbarn Timothy und Maggie noch ein wenig deutlicher einzuführen, und sie machen dies auf eine gleichsam joviale wie unangenehme Weise, dass ihre Freundlichkeit beinahe bedrücken muss. Man ahnt, dass sie etwas im Schilde führen, doch noch kann man sich keinen Reim darauf machen. Auch darüber hinaus werden Hinweise gestreut, die uns ratlos zurücklassen. Die Pause des Schänders, das Verschwinden Hydes und nach wie vor das Rätsel um die Verletzungen des Haushunds der Familie Roberts/Lewis - es gibt noch so einige Fragezeichen bei dieser Geschichte.

      Jetzt, das es allmählich in Richtung Staffelfinale geht, bleibt zu hoffen, dass sich alles stringent und nachvollziehbar auflösen wird und man nicht am Ende mit einem unbefriedigenden Gefühl zurückbleibt. Bis hierhin war diese Serie auf einem so hohen Niveau - das sollte zum Ende hin nicht preisgegeben werden.

      Alles in allem für mich die bisher schwächste Folge der Serie. Der Plot von Facettenaugen hätte in jede x-beliebige Hörspielthriller-Serie am Markt gepasst. Innerhalb der Reihe HYDE AWAY erscheint der doch mehr als konventionelle Clou eher wie ein Fremdkörper. Nichtsdestotrotz werden ein paar eindringliche und mitreißende Szenen kreiert, die dem zwiespältigen Eindruck ein wenig entgegenwirken. Dennoch reicht es dieses Mal leider nicht für die beiden höchsten Sterne-Kategorien.

      Eher schwacher Episoden-Plot handwerklich top umgesetzt. Im Fazit ein wenig enttäuschend.

      :st: :st: :st: :st3: :st2: