Binge Hören - "Die drei Fragezeichen"-Klassikerfolgen - hier ist Platz für Eure Eindrücke - Finalwoche: "DDF - 40 - Der Automarder"

19. Der Teufelsberg
Als Kind eine meiner absoluten Lieblingsfolgen, bei der für mich einfach alles stimmte: tolles Setting, skurrile Figuren, eine abwechslungsreiche Handlung und eine Auflösung, die zumindest ich damals sehr überraschend fand. Mir scheint, in der Welt der drei Fragezeichen gilt für einen Professor das, was in der Welt von TKKG für Obdachlose, Punks oder Ausländer gilt: potentiell schurkisch.
Gut, dass wenigstens Professor Yarborough und Professor Barrister die Professorenehre gegenüber Shay, Freeman und Walsh retten dürfen.
Dass Walsh am Ende der Bösewicht ist, hat mich als Kind schwer beeindruckt. Ich weiß gar nicht, warum. Vielleicht weil er als so ruhiger und lebenskluger Mann rüberkam. Jedenfalls mochte ich auch die Art, wie Joachim Rake ihn gesprochen hat, sehr. Darum war mir der Name auch präsent. Es muss dann Ende der 90'er gewesen sein, als ich in der Zeitung las, dass der Sprecher gestorben ist: Er war wohl zuletzt in einem Altersheim untergebracht, und in dem Artikel ging es um Missstände in diesem Haus, unter denen wohl auch Rake am Ende seines Lebens zu leiden hatte. Das hatte mich damals sehr bewegt.
Ich liebe heute wie damals das Spiel von Günter Flesch. Für mich eines der Highlights der Klassiker, wie ich gestehen muss. Als Kind habe ich oft versucht, wie er zu sprechen, indem ich die Backen aufblähte und mit ordentlich Luft zwischen den Zähnen zu sprechen versuchte. Das Heulen? Ja-ha, die Leute sagen, das ist El Diabolo, der - äh, hier wieder aufgetaucht ist... Und wie er sich immer mehr in seine Erzählung hineinsteigert, bis er dann wirr lachend davonschreitet, das war für mich damals ganz großes Kino!
Für mich ganz klar eine Highlightfolge, wenn auch eine, die ich heute nicht mehr so gut hören kann, ganz einfach weil ich sie schon so oft gehört habe.


20. Die flammende Spur
Wie auch einige andere hier habe ich zu dieser Folge ein zwiespältiges Verhältnis. Was den vordergründigen Plot angeht, ist es sicher keine Highlightfolge - und doch hat sie mich in einem Punkt mehr berührt als fast alle anderen Folgen dieser Reihe.
Die Geschichte um Farrier und die flammenden Spuren fand ich, ehrlich gesagt, immer eher langweilig. Ich finde auch, dass Farrier der blasseste Bösewicht ist, den der große Gottfried Kramer jemals bei den drei ??? spielen durfte. Vielleicht wird diese Figur aber auch einfach von den anderen schillernden Persönlichkeiten in dieser Folge überstrahlt. Radulescu und Eftimin sind natürlich der Hammer und werten diese Geschichte immens auf, wie ich finde. Lege dem Dicken einen Gürtel um den Hals und zieh zu - bis er spricht! Flesch spricht den Radulescu richtiggehend dämonisch.
Auch der Potter und sein mysteriöses Verschwinden zu Beginn der Folge sind natürlich stark.
Interessant finde ich ja, dass sein Sprecher Karl-Heinz Gerdesmann bei der Aufnahme der Folge gerade mal 59 Jahre alt war. Er klingt ja wirklich, als wäre er an die 80. Wieder mal eine außergewöhnliche Stimme, die EUROPA uns da beschert hat. Neben dem Potter war Gerdesmann ja auch noch der Gomez im Zauberspiegel, Denton in der Geisterinsel und der Bettler in der singenden Schlange. Ich hätte ihn gern noch häufiger gehört, aber er ist leider bereits 1991 im Alter von 70 Jahren gestorben.
Also alles in allem eine originelle, wenn auch nicht herausragende Folge für mich, was die oberflächliche Handlung angeht. Was diese Folge jedoch, wie schon erwähnt, für mich zu etwas Besonderem macht, ist die Hintergrundgeschichte, die ja tatsächlich deutlich von den Romanows inspiriert ist. Dabei interessieren mich weniger die Details, als der große Schmerz, der dieser Geschichte zugrundeliegt: Da ist der Freund, der sein Leben lang verzweifelt auf ein Lebenszeichen seines Vertrauten Nicolae wartet - und der dann am Ende seines Lebens erfahren muss, dass er all die Jahre vergebens gehofft hat. Dass er dem Freund niemals mehr begegnen wird. Dass dieser schon kurz nach ihrer Trennung gestorben und längst begraben ist. Das fand ich als Kind so unendlich traurig, dass mich das schon damals ganz tief bewegt hat. Und noch heute, wenn ich darüber nachdenke und Günter Fleschs Stimme höre, wie sie sagt: Armer Lukien, Sie haben also Ihr Leben lang auf Nicolae gewartet. Aber er hatte eine schwere Rauchvergiftung und ist daran gestorben., habe ich einen dicken Kloß im Hals.
Schon allein deswegen wird diese Folge für mich immer etwas ganz Besonderes sein: wegen dieses persönlichen Dramas, um das sich alles rankt.

21. Der tanzende Teufel
Für mich eine der verworrendsten Geschichten unter den Klassikern, die ich, wenn ich ehrlich bin, auch nie so ganz geblickt habe. Das mit den Koffern kam mir immer sehr abstrus vor. @Agatha beschrieb es ja in ihrem Beitrag schon, und auch die Auftritte des Täters als tanzender Teufel fand ich schon als Kind völlig unverständlich. Warum sollte jemand so etwas tun?

Es wird immer viel über den Drachen geschimpft, dabei wird dort recht schlüssig hergeleitet, dass es Shelby in erster Linie um die technische Herausforderung ging, die ihn dazu verleitet hat, dieses Mittel zu wählen.
Die Motivation von Jim Clay ist dagegen überhaupt nicht schlüssig hergeleitet, finde ich. Mit dem Schamanenkostüm Angst verbreiten zu wollen, ist doch eher völlig lächerlich als nachvollziehbar.

Nichtsdedtotrotz hat die Folge ihre Momente, was vor allem dann deutlich wird, wenn man die neue Abmischung hört, die vor allem bei den Auftritten des Teufels im Vergleich zur ursprünglichen Version völlig lahm klingt.

Schön ist ja grundsätzlich auch die Auflösung, denn es gibt mehrere Verdächtige, und Jim als Täter überrascht beim ersten Hören doch, wähnte man ihn doch als Verbündeten der drei Fragezeichen.

Aus der Darstellung des Chinesen weht für mich noch der Muff der alten, engen und kleingeistigen Bundesrepublik des letzten Jahrhunderts, als mancher auch noch "Neger" sagte, ohne daran etwas zu finden. Kaum denkbar, so etwas heute noch zu machen. Zum Glück! Total bescheuert.

Für mich alles in allem eine der schwächsten Klassikerfolgen, die aber aufgrund der atmosphärischen Umsetzung dennoch gut hörbar ist.

@Agatha
Danke für die Aufklärung.
Ich verstehe vor allem den Firlefanz mit der Kostümierung nicht. Wen soll das wirklich schrecken?
Ist mir zu konstruiert.