True Crime - Welche Verbrechen haben Euch besonders bewegt?

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    • True Crime - Welche Verbrechen haben Euch besonders bewegt?

      Ich habe gerade einen alten Artikel gelesen, in dem am Rande der Berliner Ex-Piraten-Politiker Claus-Brunner erwähnt wurde, jener Politiker, der über zwei Meter groß war und stets Palästinensertuch und Arbeiterlatzhose trug und damit zu einem der Gesichter der damals noch jungen Piratenbewegung in Deutschland wurde. Und in diesem Zusammenhang fiel mir ein, dass dieser ja später in die Schlagzeilen geriet, weil er einen jungen Mann über Monate hinweg gestalkt und schließlich umgebracht hat, ehe er sich selbst das Leben nahm.

      Ich weiß noch, dass ich damals wirklich fassungslos darüber war, was man da teilweise an Details erfuhr. So etwas mit dem Bild eines aktiven (wenn auch unkonventionellen) Politikers in Einklang zu bringen, fiel mir zunächst nicht leicht.

      Nun war es hier eher das Bizarre, das völlig Überraschende, was für einen gewissen Nachhall gesorgt hat, aber es gibt ja auch andere Fälle, die einen tief bewegt haben und an die man noch Jahre später zurückdenkt. Ich weiß etwa noch, dass ich als Kind Aktenzeichen XY geschaut habe und dort von dem Mord an einem Mädchen berichtet wurde, das entführt und dann mit einem Hammer erschlagen worden war. (Der Fall Cornelia Becker.) Das fand ich damals (und heute) so schaurig, dass mich das nie wieder losgelassen hat, weil ich dachte: Wie kann ein Mensch so etwas nur tun? Und dann noch auf diese Weise?

      Gibt es bei Euch auch Fälle, die Euch tief bewegt haben und es vielleicht noch immer tun? Kriminalfälle, die Euch entsetzt, schockiert, gerührt oder einfach nur todtraurig oder wütend zurückgelassen haben, so dass heute, wenn Ihr daran zurückdenkt, diese Gefühle wieder in Euch aufwallen?

      Und interessiert Euch generell die Berichterstattung zu diesen Themen? Verfolgt Ihr Gerichtsreportagen wie etwa die von Gisela Friedrichsen beim SPIEGEL oder True Crime-Formate in TV, Radio oder als Podcasts? Falls ja: Was reizt Euch daran? Welches ist die Fragestellung, die Euch die Schilderung des jeweiligen Falles genau verfolgen lässt?

      Oder haltet Ihr solche Formate, im Gegenteiil, eher für pietätlos und voyeuristisch?

      Ich bin gespannt auf Eure Ansichten und Eindrücke.
    • Auf jeden Fall! Bei mir ists Helter Skelter und alles um Ed Gein. Beide Fälle faszinieren mich schon seit Jahren. :] Daz habe ich auch jede Menge Bücher, Vertonungen und diverse Verfilmungen im Regal. Aber das sind auch alles alte Fälle, da kräht heute kein Hahn mehr nach und die Opfer sind auch lange vergessen, bzw. berühren keinen mehr. Für pietätlos und voyeuristisch halte ich nur aktuelle Aufarbeitungen. Meiner Meinung nach müssen auch erst mehrere Jahre ins Land gezogen sein, damit man auch eine Chance hat alle Fakten und Hintergründe zu recherchieren.


      OTR-Fan
    • Ah, ja, okay. Ja, das ist eine schräge Geschichte - mit einen wirklich erschütternden Ende. Es heißt ja, dass der Mord an Sharon Tate nur deshalb stattfand, weil Manson einen anderen Bewohner in dem Haus wähnte, einen Musikproduzenten, der seine Songs abgelehnt hatte und das Haus kurz vorher an die Polanskis verkauft hatte.

      Ich weiß nicht, ob das stimmt, aber dieser Punkt hat mich an der Geschichte neben der unfassbaren Brutalität immer am meisten geschockt: die unheilvollen Fügungen, die diesem Morden vorausgingen.

      Das ist es überhaupt, was mich meist so berührt bei Kriminalfällen: das Wissen, dass hier unglückliche Zufälle zusammentrafen, die das Opfer erst zum Opfer machten - oder die Ungewissheit, was genau vorgefallen ist.

      Weniger die ekligen Details.

      +++

      Sonst niemand hier, den Verbrechen rühren, berühren, erschüttern usw.?
    • Da gab es schon wirklich viele im Laufe der Jahre... :S

      Hardenberg schrieb:

      Ich weiß etwa noch, dass ich als Kind Aktenzeichen XY geschaut habe und dort von dem Mord an einem Mädchen berichtet wurde, das entführt und dann mit einem Hammer erschlagen worden war.
      Bei uns wurde das auch von meinen Eltern geschaut, und die Abende waren für mich immer eine Qual bzw. ein Grund, früher ins Bett zu gehen.
      Kann mich ebenfalls bis heute an einen Fall erinnern, wo ein Mann bei einem Überfall mit einem Hammer und einem langen Messer traktiert und letztlich getötet wurde.
      Sehe bis heute die Szene vor mir, wo der Killer hinterher die blutigen Mordinstrumente in einem Waschbecken am Tatort säubert und das rotgefärbte Wasser in den Abfluss rinnt... :schreck: :movie:
      Danach war erst mal "Aktenzeichen-Sense" bei mir!!!

      Hardenberg schrieb:

      Und interessiert Euch generell die Berichterstattung zu diesen Themen? Verfolgt Ihr Gerichtsreportagen wie etwa die von Gisela Friedrichsen beim SPIEGEL oder True Crime-Formate in TV, Radio oder als Podcasts?
      Nein, eigentlich kaum.
      Hin und wieder finde ich Berichterstattungen darüber, wie ein solcher Fall im Nachhinein gelöst wurde, ganz interessant, weil man dabei sieht, dass tatsächlich auch schon "abgeschriebene" Kriminaldelikte noch geahndet werden können, weil sich neue Spuren ergeben haben oder man einfach heute andere/ bessere Möglichkeiten hat, altes Genmaterial o.ä. auszuwerten.
      Dass ich mir so etwas nicht gern ansehe, hat nicht unbedingt etwas damit zu tun, dass ich das Darstellen als voyeuristisch empfinde, sondern vielmehr damit, dass ich mir solche Greueltaten nicht vor Augen führen möchte.
      Brauche ich nicht, vertrage ich auch psychisch nicht so gut. Muss nicht sein. ;)
      Man weiß, dass sich weltweit die furchtbarsten Dinge ereignen - und zu verhindern, dass mir so etwas womöglich selbst einmal passiert, dabei helfen mir ja die Filme in der Regel nicht. ;)

      Mein frühester Horror bezüglich eines solchen in den Medien erwähnten Falles, an den ich mich tatsächlich heute noch erinnere, war damals im "Stern".
      Ich konnte selbst noch nicht lesen, zumindest keine Druckschrift, war wohl so fünf oder sechs.
      Bei dem Beitrag gab es ein Bild von einem Sarg, der aus einem Haus getragen wurde, und ich fragte meine Mama, was denn da passiert wäre und da stünde.
      Sie war so "unvorsichtig", mir den Text vorzulesen...ich habe ihn einmal!! gehört und weiß tatsächlich immer noch einzelne Satzfragmente auswendig! :arg4: :aechz:
      Es ging um eine Zahnarztfamilie, die nachts von Einbrechern heimgesucht und bis zum kleinsten Kind niedergemetzelt wurde... :cry: Das wurde alles recht detailliert geschildert... :wech:
    • Aktenzeichen habe ich als Kind immer gemieden, einfach weil ich Schiss hatte, vor allem wenn ich dann mal alleine zu Hause sein musste. Da hab ich dann andauernd was im Keller gehört...

      True Crime habe ich eigentlich wirklich durch Podcasts erste Berührungen mit. Da höre ich gerne Mordlust und die True Crime Reihe der "Zeit". Das ist teilweise schon heftig und mit dem Hintergrund, dass es halt wirklich "true" ist, hört es sich auch anders. Jetzt habe ich länger keinen mehr gehört, aber ja, True Crime ist durchaus etwas, was mich doch anfixt, so makaber es auch irgendwo ist.
    • Aktenzeichen XY scheint so einige Menschen als Kinder traumatisiert zu haben. =)
      Bei mir war das auch so. Gerade die nüchternen Beschreibungen des Off-Sprechers gingen mir durch die Haut. Man wusste von vornherein, das wird übel enden, man fieberte mit den Opfern und wusste doch gleichzeitig, dass alles Hoffen umsonst ist. Im Gegensatz zu fiktionalen Formaten, wo das Gute am Ende siegt. Hier tat es das nie.

      Bei mir ist es ähnlich: True Crime hat mich eigentlich nicht besonders rege interessiert, jedenfalls nicht als TV-Format. Gerade auf den privaten Sendern wird das Schicksal von Menschen ja geradezu ausgeschlachtet, mit möglichst vielen blutigen Details und sogar Tatortfotos. Das finde ich mehr als grenzwertig, denn man merkt diesen Sendungen an, dass sie nicht informieren und aufklären, sondern in erster Linie "unterhalten" wollen. Und das finde ich zutiefst pietätlos.

      Trotzdem bin ich nicht dafür, solche Themen nicht zu behandeln. Oder erst nach einer Frist. Wie so oft kommt es eben auf das Wie an. Und da gibt es ja sehr gute Formate, die die Geschichte hinter den Fällen erzählt - und dies auf eine Weise tut, die auch das Opfer ausreichend würdigt, ohne jedoch wichtige Details deswegen auszuklammern. Solche Aufbereitungen finde ich immer sehr lehrreich, denn hinter den meisten Kriminalfällen steckt ja etwas, das weit über den Einzelfall hinausreicht, nicht selten werden soziale oder (oder auch (sozial-)psychologische) Fragen aufgeworfen durch die Auseinandersetzung mit einem Verbrechen, deren Beantwortung uns auch viel über uns selbst sagen kann, über die Art, wie wir miteinander umgehen oder aufeinander achten, nicht selten auch über die Frage, ob wir einander nicht manchmal auch Wolf sind, ohne es zu wissen und ohne es zu wollen... wie beim Schlag eines Schmetterlings, der für sich genommen ganz harmlos und unbedeutend ist, aber in der Folge Ereignisse auslösen kann, die große und vielleicht nicht selten tragische Wirkungen entfalten.
      Diese Art von True Crime-Format schätze ich sehr.
    • Die Verbrechen die mich vor einiger Zeit wirklich bewegt und auch einige Tage verfolgt haben, reihen sich nicht in eure Beispiele ein und so etwas hattest du vielleicht auch bei Thread-Erstellung nicht im Sinn, aber dennoch möchte ich es hier reinschreiben.

      Über Umwege bin ich abends bei Wikipedia auf das Thema japanische Kriegsverbrechen gekommen.
      Die deutschen Verbrechen und Unmenschlichkeiten sind mir seit langer Zeit bewusst und auch schockierend natürlich, aber neu war das Thema Kriegsverbrechen im pazifischen Raum während des zweiten Weltkrieges.

      Der japanische Angriff auf China und das gezielte Massakrieren der Bevölkerung hat mich sehr ergriffen.

      Ich setze das mal als Spoiler, weil man muss einige Detail nicht lesen.

      Spoiler anzeigen
      Es gab z.B. ein Bild das Menschen lebendig vergraben wurden.
      Ein Chinese schaut aus dem Loch in die Kamera, puuh, drumherum lachende Japaner mit Händen in den Taschen.
      Zwischen 2 japanischen Offizieren gab es einen Wettkampf wer mehr Chinesen enthaupten kann.
      In Japan hat eine Zeitung dann jeden Tag den heroischen Zwischenstand verkündet und ein Bild der "Helden" danebengesetzt.

      Systematische Vergewaltigung von Frauen. Anschließend wurde ihnen eine Glasfalsche eingeführt und zerschlagen.
      Die Frauen sind dann qualvoll verblutet.


      Und natürlich vieles schlimmes mehr.
      Das hat mich einige Tage verfolgt, besonders das Foto und der Blick.

      Ich hoffe mein Beitrag ist nicht ganz fehl am Platz, aber deine Frage ging ja nach Verbrechen die uns bewegt haben.
      Besser Illusionen die uns entzuecken als zehntausend Wahrheiten
    • Nein, offtopic ist das nicht. Und ich kann gut nachempfinden, was Dich da so berührt hat. Im Zusammenhang mit Kriegen gibt es ja sehr oft eine Enthemmung, die fassungslos macht. Man fragt sich, wie man nur auf solche grausamen Ideen kommt. Aber vermutlich hat das etwas mit dem Krieg selbst zu tun. Wenn man gezwungen ist, sich über einen langen Zeitraum in etwas so Zerstörerisches zu begeben, dann macht das etwas mit einem. Man stumpft ab, Frust, Angst und Wut paaren sich mit einem sehr niedrigschwelligen Überlebensinstinkt und kehren dann irgendwann unter Umständen das Schlechteste heraus, was dem Menschen innewohnt - zumal wenn es keinerlei soziale Kontrolle gibt oder die Menschen sogar (indirekt) dazu animiert werden, auch letzte Grenzen zu überschreiten, weil das Gegenüber als "minderwertig" betrachtet wird.
    • Habe gestern und heute nochmal den Podcast "Zeit Verbrechen" gehört, der gefällt mir sehr gut. Nüchtern, sachlich.

      Mordlust dagegen nervt mich schon mal ein wenig, da wird mir manchmal zuviel blabla gemacht. Es wird JEDE Folge erklärt, dass Humor nicht despektierlich gemeint ist, oder man sagt "Täter *kunstpause* Innen" - das nervt mich ungemein, ich kann nicht dafür :rolleyes: