Einzelkämpfer oder Teamworker? - Die Menschen hinter den Labelnamen

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    • Einzelkämpfer oder Teamworker? - Die Menschen hinter den Labelnamen

      Ich hatte die Frage mal in Bezug auf maritim gestellt: Wer ist das heute eigentlich? Dabei ging es auch, aber nicht nur um die Frage, von wem man eigentlich spricht, wenn man sich mit diesem Label befasst. @Fader warf kürzlich in einem Thread zu Folgenreich eine ähnliche Frage auf. Und ich möchte diese beiden Punkte einfach mal zum Vorwand zu nehmen, ganz allgemein zur Diskussion zu stellen, wovon wir eigentlich reden, wenn wir Hörspiellabel meinen.

      Der Ausdruck "Hörspiellabel" suggeriert, so empfinde ich das jedenfalls, eine gewisse Größe. Es klingt nach einem Unternehmen, in dem mehrere Personen in Festanstellung unter der Führung eines oder mehrerer betriebswirtschaftlich und (hoffentlich auch) künstlerisch ausgerichteter Macher an der Produktion von Hörspielen sowie ihrer Vermarktung und ihrem Verkauf arbeiten. Sie sitzen vielleicht in Meetings zusammen, besprechen die Dinge, die an der Tagesordnung sind, und gehen dann ihr Tagwerk an.

      Ich denke jedoch, dieses Bild dürfte nicht sehr realistisch sein.

      In den meisten Fällen werden sich hinter den imposanten Labelnamen Ein- oder höchstens Zwei-Mann-Betriebe verbergen, die sich künstlerisch zuarbeiten lassen und dafür von Fall zu Fall bezahlen. Die sich also mit externen Künstlern umgeben, von Sprecher*innen und Autor*innen und Illustrator*innen usw., die eben nicht direkt zum Label gehören.

      Eine Ausnahme stellt(e) vielleicht Europa dar, wo es wohl über die Jahre durchaus ein richtiges Team gegeben hat, das dieses Label repräsentiert hat, Dr. Beurmann und Frau Körting natürlich zuoberst, dann André Minninger und andere, die einfach mehr waren als beauftragte Künstler, die für eine spezielle Arbeitsleistung bezahlt wurden. Heute dagegen weiß man nicht mehr so recht, was man unter Europa verstehen soll, denn es ist längst nicht mehr gleichbedeutend mit dem Tonstudio von Frau Körting, sondern unter diesem Namen werden mittlerweile auch andere Hörspiele rausgebracht, die nichts damit zu tun haben, sondern in anderen Tonstudios produziert werden. Jedenfalls meinem Eindruck nach.

      Wie verhält es sich denn mit den Labeln, die wir so auf dem kommerziellen Sektor kennen?

      Titania Medien sind, trotz des wuchtigen Namens, Marc Gruppe und Stephan Bosenius. Oder?

      Interplanar sind Balthasar von Weymarn und Jochim-C. Redeker. Korrekt?

      IMAGA sind Alex Stelkens und Oliver Döring.

      Die Ohrenkneifer sind Marc Schülert, Dirk Hardegen, Detlef Tams.

      Und manch andere sind, wie es scheint, reine Ein-Mann-Unternehmen, wie etwa Contendo oder Decision Products, HolySoft oder WinterZeit. (Korrigiert mich gern, wenn ich mich irre. :) )

      Und auch bei den großen Playern, fragt man sich ja mitunter, wer da eigentlich ganz konkret dahintersteckt? Ist das vielleicht bloß so eine Art Sachbearbeiter in einem großen Konzern wie Sony, Universal, Audible usw., der da Aufträge nach betriebswirtschaftlichen Erwägungen verteilt - und eben kein Kreis von Leuten, die auch kreativ agieren?

      Was denkt Ihr darüber?
      Was wisst Ihr vor allem darüber?

      Vielleicht mögen ja auch Professionelle zu der Thematik etwas beisteuern, indem sie ihr Selbstverständnis hier offenbaren.

      (Es ist ja auch nichts Ehrenrühriges an der Tatsache, etwa ein Ein-Mann-Unternehmen zu sein, nur frage ich mich halt manchmal, wenn ich Label-News lese und die Repräsentanten von "Wir" sprechen, wer damit eigentlich gemeint ist.)
    • Keine Details, aber Holysoft ist schon ein richtiges Unternehmen mit Mitarbeitern in diversen Bereichen. Sicherlich auch vielen Freien, aber alles andere als ein Ein-Mann-Betrieb.
      "The period of the Daddschals dominion is generally set at forty days, the first day being like a year, the second like a month, the third like a week, and the remainder “like your days,” that is, days of normal duration (Kašmīrī, p. 112)"
    • Aber das 80er Jahre MARITIM war ja auch nur eine Abteilung vom Gruner + Jahr Verlag und keine megagroße Firma.
      Einmal kamen die Hörspiele aus den Rabbit Studios von Hans-Joachim Herwald und ein anderes mal von Toyo Tanaka, oder man hat ein paar HAFO-Produktionen ins Programm aufgenommen.

      Eigentlich das was EUROPA heute macht / ist.

      Hoerspielecho.de - Reden wir darüber.
    • HolySoft erscheint mir sowieso ziemlich nebulös. Wenn man versucht, mal etwas darüber zu recherchieren, stellt man schnell fest, dass es sehr wenige "unabhängige" Quellen gibt - wenigstens war das so, als ich das das letzte Mal aus Interesse versucht habe. Alle Angaben, die ich gefunden habe, schienen mir von Herrn Holy selbst zu stammen. Neutrale Berichterstattung, die wirklich dicht an der Quelle zu sein schien, fand ich nicht. Da habe ich gedacht: Da könnte auch ein gewiefter Geschäftsmann mit Gespür für cleveres Marketing bewusst den Eindruck einer Größe geschaffen haben, der in keinster Weise den Tatsachen entspricht. Ich möchte das ganz sicherlich nicht unterstellen, sondern beschreibe damit nur meinen höchstpersönlichen Ersteindruck von damals, als ich nach objektiven Informationen suchte.

      Auch dass einige davon berichteten, von Herrn Holy persönlich angerufen worden zu sein, um mit ihnen über ihr Abo etc. zu diskutieren, weckte in mir nun nicht unbedingt den Eindruck eines Unternehmens, in dem viele Leute sitzen.

      Gibt es denn Leute, die den "Sitz" von HolySoft mal live und in Farbe gesehen haben? Vielleicht sogar dort waren?
      Nur mal so aus Interesse gefragt.
    • Er scheint sein Geld, das er ja zweifellos in nicht geringem Umfang hat, in anderen Branchen zu verdienen. Oder er hat geerbt.
      Da Holysoft ja aber ein Unternehmensgeflecht ist, das in unterschiedlichen Bereichen tätig ist, muss er da auch Mitarbeiter haben. Das kann nicht alles einer allein.
      Wie viele jetzt für die Hörspielsparte abgestellt sind, weiß ich nicht, aber ich hatte auch schon mal bzgl. einer Hörspiel-Bestellung per Email Kontakt mit einem Mitarbeiter von ihm.
      Und wenn man sich anschaut bei wie vielen Holy-Hörspielen inzwischen Dirk Jürgensen Regie und häufig auch Skript verantwortet, scheint er mir das in Vollzeit zu machen und quasi Holys Beauftragter für die Hörspielbranche zu sein. (Während der Chef in Japan weilt, um dort seine Anime-Serie zu produzieren.)
    • Hardenberg schrieb:

      HolySoft erscheint mir sowieso ziemlich nebulös. Wenn man versucht, mal etwas darüber zu recherchieren, stellt man schnell fest, dass es sehr wenige "unabhängige" Quellen gibt - wenigstens war das so, als ich das das letzte Mal aus Interesse versucht habe. Alle Angaben, die ich gefunden habe, schienen mir von Herrn Holy selbst zu stammen. Neutrale Berichterstattung, die wirklich dicht an der Quelle zu sein schien, fand ich nicht. Da habe ich gedacht: Da könnte auch ein gewiefter Geschäftsmann mit Gespür für cleveres Marketing bewusst den Eindruck einer Größe geschaffen haben, der in keinster Weise den Tatsachen entspricht. Ich möchte das ganz sicherlich nicht unterstellen, sondern beschreibe damit nur meinen höchstpersönlichen Ersteindruck von damals, als ich nach objektiven Informationen suchte.
      Da musst Du unbedingt tiefgründiger forschen, wie ein bekannter Juniordetektiv sagen würde 8)

      Und glaubst Du im Ernst, dass eine GmbH mit einer siebenstelligen Bilanzsumme und mehreren Geschäftsbereichen in Wirklichkeit eine Ein-Mann-Klitsche ist? Dann hilft nur die Zugfahrt nach Aschaffenburg, die Sandgasse ist eh nicht weit vom Hauptbahnhof. Nein, ich war da noch nicht, eher würde ich David Holy auch auf den Philippinen erwischen :D
      "The period of the Daddschals dominion is generally set at forty days, the first day being like a year, the second like a month, the third like a week, and the remainder “like your days,” that is, days of normal duration (Kašmīrī, p. 112)"
    • GrimReaper schrieb:

      Und glaubst Du im Ernst, dass eine GmbH mit einer siebenstelligen Bilanzsumme und mehreren Geschäftsbereichen in Wirklichkeit eine Ein-Mann-Klitsche ist? Dann hilft nur die Zugfahrt nach Aschaffenburg, die Sandgasse ist eh nicht weit vom Hauptbahnhof. Nein, ich war da noch nicht, eher würde ich David Holy auch auf den Philippinen erwischen :D
      Wo hast Du denn das her mit der siebenstelligen Bilanzsumme?
      Du verzeihst, dass ich in Zeit von Wirecard eine grundsätzliche Skepsis an den Tag lege, selbst bei hochseriösen Geschäftsleuten. :green:

      Unter der Adresse finde ich bei Tante Google übrigens nur einen Kodi-Markt. Thront das HolySoft-Imperium also über einem Discounter? Da hatte ich jetzt mehr Bombast erwartet. :zwinker:

      (Just kidding!)
    • Mag sein, aber wenn man Google Street View bemüht, ist da ein Mehretagenhaus mit einem Kodi-Discountmarkt unten drin. Die "Studios" mögen darüber angesiedelt sein, aber ob dieses Wort nicht doch vielleicht eine etwas falsche Vorstellung von dem provoziert, was da vor Ort zu finden ist, wage ich als Frage in den Raum zu werfen. Nach "Studios" sieht das eher nicht aus. Ist wohl halt "nur" ein Name, wie es scheint. (Oder es gibt noch weitläufige "Studios" nach hinten raus. :zwinker:
    • BjoernErik schrieb:

      Er scheint sein Geld, das er ja zweifellos in nicht geringem Umfang hat, in anderen Branchen zu verdienen. Oder er hat geerbt.
      Da Holysoft ja aber ein Unternehmensgeflecht ist, das in unterschiedlichen Bereichen tätig ist, muss er da auch Mitarbeiter haben. Das kann nicht alles einer allein.
      Wie viele jetzt für die Hörspielsparte abgestellt sind, weiß ich nicht, aber ich hatte auch schon mal bzgl. einer Hörspiel-Bestellung per Email Kontakt mit einem Mitarbeiter von ihm.
      Und wenn man sich anschaut bei wie vielen Holy-Hörspielen inzwischen Dirk Jürgensen Regie und häufig auch Skript verantwortet, scheint er mir das in Vollzeit zu machen und quasi Holys Beauftragter für die Hörspielbranche zu sein. (Während der Chef in Japan weilt, um dort seine Anime-Serie zu produzieren.)

      Vor langer Zeit habe ich mal im Internet gelesen, dass Holy jahrelang einen hochbezahlten Job in der Firma Hugo Boss hatte. Ob die Info stimmt, weiß ich nicht. (Vielleicht war derjenige auch jemand anderes mit dem gleichen Namen?)
    • Also Hollywood-Studios werden das jetzt wohl eher nicht sein, oder was war da deine Vorstellung @Hardenberg. Ich vermute eher, dass das ganz normale Büroräume sind.

      Die Bilanzsummen kann man beim Bundesanzeiger einsehen. Zumindest bis 2018. Da war es allerdings erst 6stellig, wenn auch im oberen Bereich.

      Auf jeden Fall scheint das deine Mutmaßungen diesbezüglich aber erstmal zu entkräften.
    • Sind ja keine Mutmaßungen, sondern bloß Fragestellungen. :zwinker:

      Und natürlich habe ich keine Hollywood-Studios erwartet. Es ging mir nur um den Punkt, dass das alles doch sehr nach Bombast klingt, aber letztendlich auch "nur" ein normaler Büroraum über einem Discounter zu sein scheint. Was auch überhaupt nicht schlimm ist. Eher sogar sympathisch.

      Aber darum geht es ja eben in diesem Thread: die vermeintliche bzw. in Frage stehende Kluft zwischen Schein und Sein.

      Und gerade HolySoft scheint mir recht viel Bombast zu suggerieren. Und man weiß halt grundsätzlich erstmal nicht, ob die erzeugten Vorstellungen den Tatsachen entsprechen.
    • Hardenberg schrieb:

      Aber darum geht es ja eben in diesem Thread: die vermeintliche bzw. in Frage stehende Kluft zwischen Schein und Sein.
      Ich denke mal, die stellst eher nur Du in Frage. Auch der Größte der Kleinen scheint in der Tölzer Straße 39c nicht gerade einen Büroturm für sich alleine zu haben :D


      hsp3 schrieb:

      In dem Kontext habe ich gerade auch mal ein wenig nach weiteren Labels beim Bundesanzeiger geschaut. Auch wenn da die Daten zum Teil nicht immer aktuell vorliegen, ist es durchaus ganz interessant zu sehen, wie da so die verschiedenen Bilanzsummen und Gewinne aussehen.
      Das hab ich vor einiger Zeit auch mal bei einer der obligatorischen Runden durch den Bundesanzeiger gemacht. Richtig interessant wird es aber sicherlich erst mit den 2020er Abschlüssen.
      "The period of the Daddschals dominion is generally set at forty days, the first day being like a year, the second like a month, the third like a week, and the remainder “like your days,” that is, days of normal duration (Kašmīrī, p. 112)"
    • GrimReaper schrieb:

      Hardenberg schrieb:

      Aber darum geht es ja eben in diesem Thread: die vermeintliche bzw. in Frage stehende Kluft zwischen Schein und Sein.
      Ich denke mal, die stellst eher nur Du in Frage. Auch der Größte der Kleinen scheint in der Tölzer Straße 39c nicht gerade einen Büroturm für sich alleine zu haben :D

      Klar bin ich es, der das in Frage stellt Ich habe ja auch den Thread gestartet. =)

      Im Ernst:
      Es sind doch in Teilen die Hörspielmacher selbst, die durch ihre pompöse Labelnamenwahl, ihre gewichtig erscheinende Außendarstellung und ihr suggestives "Wir" den Eindruck einer gewissen Größe wecken. Warum sollte das nicht mal hinterfragt werden?

      Und bei so etwas wie "HolySoft Studios" erwartet man bei einem Hörspielmacher nun doch zumindest so etwas wie ein echtes Studio. (Kann ja sein, dass es das da gibt; ist halt nicht ersichtlich; scheint eher ein Büro überm Kodi zu sein. Was ja, ich betone es nochmal!, nicht ehrenrührig ist.) Klar weiß ich auch, dass man so etwas heutzutage sowieso nicht mehr eins zu eins nehmen kann, weil der Schein mehr zählt als das tatsächliche Sein, aber mitunter erscheint das dann doch recht skurril, wenn man dieses Getöse mal mit der Realität vergleicht, ganz allgemein, gar nicht mal auf HolySoft allein bezogen. :zwinker:

      Mir liegt da Understatement deutlich näher, muss ich gestehen.
      Aber das kann ja jeder halten, wie er will. :)

      Ach und was den Größten der Kleinen angeht: Der scheint mir auch so ein Kandidat zu sein, bloß nach meinem Eindruck aus der Distanz. Ist aber vielleicht auch eine Frage der Mentalität. Vielleicht ist Understatement eher eine Sache der Nordlichter. :zwinker: