Warum müssen Krimis mit einer Überführung enden?

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    • Warum müssen Krimis mit einer Überführung enden?

      Stimmt es, dass der Krimi als konservatives Genre der zufriedenstellenden Überführung der Täter bedarf, um sein Genreziel zu erreichen? Also dass dem Weiterbestand der Gesellschaft insofern Rechnung getragen wird, dass die, die die Regeln brechen, zur Rechenschaft gezogen werden?

      Ich habe mal vor Jahren in einem Buch was in dieser Richtung gelesen. Wie seht Ihr das? Bleibt ein ungutes Gefühl, wenn das Verbrechen unaufgeklärt bleibt und/oder die Täter davonkommen, und ist das der Grund, weswegen die weitaus meisten Krimis vorhersehbar enden?
      Versuchen Sie es. Manche Menschen sind in der Lage, es zu vermeiden, dass man sie wahrnimmt.
    • Das muss nicht so sein - bestes Beispiel sind da für mich die Wallander-Krimis, in denen oftmals zwar offenbart wird, wer dahinterstecken könnte, die oder der Täter aber trotzdem davonkommen. Oft ist das eine politische Entscheidung - oder aber man schafft es einfach nicht, den Täter zur Rechenschaft zu ziehen. Ich mag diese Art Krimi auch - und das Überraschungsmoment am Ende.
      Eins und eins ist zwei -- von London bis Shanghai!

    • Ich denke, die Frage lässt sich nicht komplett mit Ja oder nein beantworten.

      Ich würde mal schätzen, dass das Gros der Leser/Hörer/Zuschauer bei einem absolut typischen Krimi (sprich, ein Mordfall) die Überführung des Täters wünscht. Man braucht eine Katharsis, die Welt soll wieder in Ordnung sein.

      Schwieriger wird es beim zweithäufigsten Geschehen: Dem Diebstahl.

      Im ersten Moment wird vielleicht auch jeder sagen: Ja, der Täter soll überführt werden. Aber da hängt es schon wieder stark von den Umständen ab. Schließlich sind auch Heist-Geschichten Krimis. Aber hier fiebern wir eher mit den Tätern mit.

      Daher denke ich mal, dass es mir wie vielen gehen wird: Mein moralisher Kompass kommt ins Spiel, der sich halt nur teilweise mit der rechtlichen Seite deckt.

      Ist jemand unschuldiges betroffen, so möchte ich, dass der Täter gefasst und entsprechend bestraft wird (vielleicht sogar mehr als nur entsprechend). Trifft die Tat aber den/die Richtige(n), darf der Täter gerne den Fängen der Justiz entkommen.

      Hin und wieder auch im wahren Leben.
    • Ich würde so formulieren: Krimis sollten mit einer Erklärung enden.

      Man kann den Hörer nicht einfach in den luftleeren Raum entlassen (höchstens - und das halte ich für schriftstellerische Königsklasse - in die eigene Gedankenwelt). Eine wasserdichte Überführung, die auch vor Gericht standhält, halte ich nicht für zwingend notwendig.

      Bei Lady Bedfort habe ich auch einmal einen Mörder davonkommen lassen, weil die Beweislage am Ende so verzwickt war. Und mein Pater Brown legte auch meist mehr Wert auf ein reuevolles Geständnis im Sinne einer Beichte. Das kann dann mit einer Selbstanzeige enden, muss es aber nicht. In einem Fall, wo er merkt, dass keine Reue zu erwarten ist, übergibt der Pater dann zwar auch den Täter an die Polizei, aber es bleibt offen, ob die Beweislage für eine erfolgreiche Mordanklage ausreicht oder ob die Person nur für ein anderes, geringeres Delikt bestraft werden kann.

      Ansonsten hängt es auch davon ab, was für ein Krimi es ist. Wenn man zum Beispiel eine Serie um einen Kriminalkommissar hat, wäre es doch sehr unbefriedigend, wenn dieser die Fälle nie zu einem erfolgreichen und gerechten Ende bringen kann. Oder zumindest wäre das dann eine pessimistische und düstere Serie, wenn der Protagonist wirklich immer scheitert. Vorstellbar ist das natürlich schon.
      "Was sagt man darüber, wie man Bücher schreibt? Man denkt sich etwas aus und zwingt sich, es aufzuschreiben."

      Ariadne Oliver, Poirot: Wiedersehen mit Mrs. Oliver
    • Den Konsumenten im unklaren lassen, hat aber oftmals einen stärkeren Effekt als die Aufklärung:

      Bei Hitchcocks DIE VÖGEL wird nie erklärt, warum die Vögel die Menschen angegriffen haben und warum sie so massiv aus anderen Gegenden sich zusammen getrommelt hatten.

      Anfangs hasste ich dieses Unwissen. Nach der x-ten Durchsicht finde ich es reizvoll.

      Hoerspielecho.de - Reden wir darüber.
    • Audioromane schrieb:

      Bei Hitchcocks DIE VÖGEL wird nie erklärt, warum die Vögel die Menschen angegriffen haben und warum sie so massiv aus anderen Gegenden sich zusammen getrommelt hatten.

      "Die Vögel" würde ich jetzt aber auch nicht unter dem Label "Krimi" führen wollen.
      "Was sagt man darüber, wie man Bücher schreibt? Man denkt sich etwas aus und zwingt sich, es aufzuschreiben."

      Ariadne Oliver, Poirot: Wiedersehen mit Mrs. Oliver
    • Müssen sie eigentlich gar nicht - zumindest nicht für mich.
      Klar, das eigene Gerechtigkeitempfinden zuckt da dann schon manchmal ein bisschen zusammen, weil man sich halt normalerweise wünscht, dass der, der so richtig was Übles getan hat, auch dafür bestraft wird.
      Lernen wir ja schon als kleine Kinder, nicht zuletzt war es doch in den Märchen bereits so - oder im Kasperletheater. ;)

      Aber im realen Leben kommen halt gerade die großen "bösen Buben" sehr oft ungestraft weg, die Kapitalverbrecher können ungesehen fliehen, weiter morden, vergewaltigen, rauben etc.pp..
      Dass sie dann ausgerechnet im Hörspiel größtenteils geschnappt werden, ist vielleicht nicht immer sehr realistisch - wenn auch beruhigend. ;)
      Gibt ja aber diverse Beispiele, wo das nicht der Fall ist, gerade bei solchen, die auf Büchern beruhen, in denen der Täter davonkam.
      Nicht mal Holmes hat jeden Verbrecher der Justiz übergeben, wenn er ein gewisses Verständnis für dessen Tat hatte, ähnlich ist es bei "Pater Brown", wie @Thorsten B auch schon geschrieben hat.
      Der plädiert oft einfach nur an den Schuldigen, sich selbst zu stellen, um mit Gott "ins Reine" zu kommen, aber gerade Flambeau windet sich da immer wieder raus. :biggrin:
      Bis er schließlich "ehrlich" wird. ;)

      Ich muss sagen, dass ich es im Hörspiel, so rein vom Gerechtigkeits/ "Sicherheits"-Gefühl her, auch lieber habe, wenn bei schweren Verbrechen oder sogar Mord "aus niederen Beweggründen" die Täter hinterher vor Gericht wandern. ^^
      Aber es muss nicht zwingend sein, damit mir eine solche Geschichte insgesamt gefällt.
      Kommt eben immer darauf an, wie es in die Handlung passt und dass man nicht das Gefühl hat, die sei "unrund" bzw. fehle was, weil der Killer entwischen konnte.
      Manchmal passiert das ja aber auch, weil man ihn später, in einer weiteren Folge, nochmal auftreten lassen möchte.
      So nach dem "Erzschurken"/ "Erzfeind"-Prinzip, mit dem in manchen Serien gearbeitet wird. ;)
    • Es kommt natürlich immer drauf an, was ein Krimi bezwecken will. Die meisten sind ja reine Konfektionsware, die auf eine bestimmte Publikumserwartung hin zusammengeschustert werden. Da ist wenig Raum für Überraschung. Vor allem darf sie nicht zum Prinzip werden. Der Konsum will in die Handlung hineinsinken wie in den durchgetragenen und gerade darum so bequemen Cordpantoffel. Und so sind die dann auch gemacht.

      Realistisch ist das natürlich nicht.

      Und ich hab's auch gerade deshalb nicht so mit solchen Krimis. Ich brauche auch keine klassischen Ermittler, schon gar nicht Polizisten. Geschichten, die so funktionieren, sind ja schon vom Setting her meist sehr vorhersehbar, und es braucht schon viel guten Willen und Originalität vom Autoren, daraus dann etwas zu machen.

      Jedenfalls: Für Krimis wie diese ist es im Grunde undenkbar, dem Zuschauer die Katharsis am Ende zu versagen.

      Aber es gibt ja, wie schon angesprochen, auch andere Krimis. Solche eben, die nicht einfach nur Fast Food sein wollen, sondern das Verbrechen an der Wurzel packen und die gesellschaftliche und/oder psychologische Dimension dahinter ergründen wollen. Bei solchen Krimis ist es sogar beinahe undenkbar, stets mit einem genretypischen Happy End aufzuwarten. Natürlich wird das Verbrechen am Ende aufgedeckt, denn man will ja das volle Drama, den gesamten Blick offenbaren - und dazu braucht's nun einmal die Identität des Täters. Aber oft wird eben auch ersichtlich, dass auch der Täter bei all seiner Brutalität einmal Opfer gewesen ist, ehe er Täter wird. Das schmälert vielleicht nicht seine Schuld, aber es führt weg von eindimensionalen Betrachtungsweisen, die stets an vorzeitliche Rachegefühle appellieren.

      In diesem Sinne können Krimis sogar etwas sehr Aufklärerisches haben. Ich kann mich erinnern, dass die Reihe Bella Block einmal für diese Art Krimis stand. Irgendwann wurde dieses Prinzip leider völlig aufgeweicht und die Geschichten dann beliebig, aber relativ zu Beginn hatte diese Reihe einiges sehr Bemerkenswertes zu bieten, was wirklich unter die Haut ging und verstörte. Mankell als weiterer Vertreter dieser Art Krimis wurde ja schon genannt. Da ist dann zwar meist am Ende auch der Täter offenbart, nicht selten auch dingfest gemacht, aber - und das ist der Unterschied zu herkömmlichen Krimis - das Böse ist dadurch nicht aus der Welt. Der Schurke war nur ein Kopf der Hydra, die auch weiterhin wüten wird.

      Ich bedaure es übrigens, dass es in der kommerziellen Hörspielwelt solche Art Krimis so gut wie gar nicht gibt. Die am Markt zu findenden Krimis sind alle eher locker-leichte Unterhaltungskost. Nun möchte ich diese Art Krimi gar nicht verdammen. Ich wünschte mir halt nur Vielfalt.

      Und an dieser Art Krimi hat sich bisher noch keiner versucht. Vielleicht liest das ja jetzt mal ein Hörspielmacher und fühlt sich inspiriert. :)
      Schön wär's.
    • "Unrealistisch", "Fast Food"... Das klingt doch alles relativ negativ konnotiert.

      Das setzt meines Erachtens Bedeutung, Sinn und Relevanz von - natürlich durchaus oftmals eskapistisch zu nennenden - Happy-End-Stoffen ein wenig herunter. Aber auch ein Ausgleich vom realen Leben kann oftmals sehr wichtig sein (sei es Krimi, Märchen, Liebesroman oder sonstwas) um mal "Abzuschalten" vom "trüben Alltag", dahin zu schauen, wo "die Welt noch in Ordnung ist" bzw. es am Ende eine ausgleichende Gerechtigkeit gibt. Zumal in Märchen und anderen Geschichten, in denen die "Bösen" bestraft werden, im Grundsatz natürlich auch immer eine moralisch-lehrende Intention steckt. Abseits aller flachen Unterhaltung.

      Aber das nur mal so am Rande eingeworfen. Den Wunsch nach Vielfalt kann ich vollkommen unterschreiben. :thumbup:
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      Ariadne Oliver, Poirot: Wiedersehen mit Mrs. Oliver
    • Es ging mir nicht darum, etwas negativ zu konnotieren, sondern eher darum zu differenzieren. Nur weil zwei Dinge unter dem Schlagwort Krimi verortet werden, müssen sie sich ja nicht ähneln. Und der Aufwand bei einem Plot für eine Vielfolgenproduktion wie Der Alte oder Soko 5113 ist natürlich einfach ein anderer als bei einem Mankell-Krimi oder den guten Folgen von Bella Block. Das sind einfach zwei unterschiedliche Paar Schuhe.
      Auch Fast Food muss ja schmackhaft sein und dem Kunden geben, was er verlangt. Das ist ja keine Abwertung. Aber natürlich ist der Aufwand und die Raffinesse eine ganz andere in einem Restaurant, das sich auf die Fahnen schreibt, den Gast überraschen zu wollen und ein Geschmacksfeuerwerk auf die Zunge zu zaubern. Das ist es ja auch nicht, was man sucht, wenn man zu Fast Food greift. Und das ist ja auch okay so. Aber beides in einen Topf werfen, kann man für meinen Geschmack auch nicht, denn ein vielschichtiger Plot voller tiefgründiger Figuren, der obendrein noch auf einer zweiten Ebene etwas über unsere Gesellschaft offenbart, ist einfach etwas ganz anderes als der siebenundfuffzigste Fall von Sherlock Holmes, den ein Autor sich nach Doyle-Art aus dem Ärmel schüttelt und bei dem man nach der Auflösung sagt: Nun ja, ein bisschen unwahrscheinlich, aber geht schon in Ordnung. Und so sieht es ja in der breiten Masse aus.
      Das heißt ja aber nicht, dass alles schlecht ist. Es gibt sicherlich auch außerordentlich gute Krimis, die in erster Linie unterhalten wollen.
      Da gibt es eben eine große Bandbreite.
      Und ich wollte da jetzt sicherlich niemandem persönlich zu nahe treten. :)

      Und was den eskapistischen Effekt angeht: Klar kann der von großem Nutzen sein. dagegen ist nun wirklich nichts zu sagen, und das ist sicherlich ein nicht zu unterschätzender Wert - aber es ist dann eben eher ein therapeutischer und nicht so sehr ein literarischer Wert. :zwinker:

      Ich jedenfalls mag eigentlich nur Krimis, die das Genre zum Vorwand nehmen, um mir etwas anderes zu erzählen als bloß von einer reinen Mörderjagd mit Ermittlungsarbeit.
    • Dann dazu nochmal die Sicht der Hausfrau aus dem Proletariat, die lieber ne ehrliche Currywurst mit Fritten isst, als gewolftes Schweinefleisch an einer Curryjus mit Stiften aus Erdäpfeln :D

      An Krimis mag ich die Verlässlichkeit. Wenn ich eine Krimi lese, höre oder anschaue, weiß ich zu 85 % was mich erwartet und genauso oft weiß ich schon vorher wer der Täter ist. Das stört mich nicht. Ich freue mich aber auch wenn ich einen Krimi erwische, der mich überrascht - sei es mit Täterwahl oder dem Ende.
      :moin2:

      Immer lächeln und winken
    • Libxira schrieb:

      Wenn ich eine Krimi lese, höre oder anschaue, weiß ich zu 85 % was mich erwartet und genauso oft weiß ich schon vorher wer der Täter ist.
      Das ist bei mir zum Glück eher selten der Fall.
      Okay, es sei denn, es handelt sich um sehr einfach gestrickte Plots.
      Wäre das nämlich schon fast die Regel, wie es bei Dir ja zu sein scheint, würde ich auf das Krimi-Schauen, -Lesen oder -Hören wohl komplett verzichten.
      Hätte ich da nicht bis zuletzt die Spannung: "Wer war es denn jetzt?", während ich mit dem Team auf Tätersuche ginge, oder könnte mich am Ende möglicherweise noch durch einen cleveren Twist in eine ganz andere Richtung überraschen lassen, würde mich der aus Mord, Totschlag, Raub oder Erpressung bestehende Rest wohl nicht mehr sehr interessieren. :S

      Aber klar, das is hier bisschen off topic.
    • Mich interessiert oft mehr der Weg zum Täter @Agatha
      • welches Detail bringt ihn oder sie zu Fall?
      • Wie kommt der Ermittler oder Ermittlerin dahinter?
      • Oder schickt der Autor mich mit meiner Vermutung total in die Wüste?
      Bei Serien mag ich oft die Protagonisten so gerne, dass ich es lese oder schaue oder höre. Bei Hörspielen fällt es mir übrigens deutlich schwerer den Täter vor der Zeit zu finden als bei Filmen oder Büchern.

      Außerdem finde ich es gut, wenn ich Recht habe :D
      :moin2:

      Immer lächeln und winken
    • Libxira schrieb:

      welches Detail bringt ihn oder sie zu Fall?

      Wie kommt der Ermittler oder Ermittlerin dahinter?

      Das sind genau die Fragen, die mir als Autor auch immer das meiste Kopfzerbrechen bereiten. :thumbsup:
      "Was sagt man darüber, wie man Bücher schreibt? Man denkt sich etwas aus und zwingt sich, es aufzuschreiben."

      Ariadne Oliver, Poirot: Wiedersehen mit Mrs. Oliver
    • Thorsten B schrieb:

      Das sind genau die Fragen, die mir als Autor auch immer das meiste Kopfzerbrechen bereiten. :thumbsup:
      das ist ja auch das Schönes am Krimi. Ich seh bei dir im Profilbild "das Opferlamm" . Ist das vielleicht von dir? Das war z.B. eine Folge, die mich überrascht hat. Dort wird man fast an die Hand genommen und von einem Verdächtigen zum nächsten geführt und dann "Ätsch" :wargh: =)
      :moin2:

      Immer lächeln und winken
    • Libxira schrieb:

      Dort wird man fast an die Hand genommen und von einem Verdächtigen zum nächsten geführt und dann "Ätsch"
      Ja, habe ich geschrieben (auch die drei Mimis davor). Und freut mich, dass mir das gelungen ist. :bow:
      "Was sagt man darüber, wie man Bücher schreibt? Man denkt sich etwas aus und zwingt sich, es aufzuschreiben."

      Ariadne Oliver, Poirot: Wiedersehen mit Mrs. Oliver
    • Smeralda schrieb:

      Offene Enden befriedigen mich meistens einfach nicht. :(

      Wobei man ja hinzufügen muss, dass es ja genau das ist, was offene Enden wollen: das Gefühl der Katharsis vorenthalten. :zwinker:
      Und gerade dafür sind sie gut. Bei den richtigen Stoffen.
      Gerade bei sozialkritischen Stoffen wäre es doch völlig unbefriedigend, wenn sich am Ende alles in Wohlgefallen auflöst und Friede, Freude, Eierkuchen einkehrte. Das ist ja im realen Leben auch nicht so. Das Leid ist ja nicht durch die Bestrafung des Täters neutralisiert. Der Tote bleibt ja tot, die Schändung ist nicht rückgängig zu machen, und sowohl das Opfer, sofern es denn überlebt hat, als auch seine Angehörigen bleiben ein Leben lang gezeichnet.

      Ist wohl halt immer auch die Frage, mit welcher Art von Krimi man es zu tun hat: mit einem "Cluedo-Krimi", der eher so etwas wie ein Spiel ist, bei dem man mitknobelt, wer es denn am Ende gewesen ist, oder mit einem Krimi, bei dem der Realitätsbezug im Vordergrund steht. Bei Letzterem ist das "unbefriedigende" Ende oft sicherlich konsequenter. Ich mag das, richtig umgesetzt wohlgemerkt, sehr. Diese Art Geschichten berührt viel tiefer und bleiben viel länger im Gedächtnis.
    • Krimis müssen mit einer „Überführung“… nun, nicht unbedingt enden, aber sie sollte schon da sein im Sinne von: Es muss geklärt werden, wer was (ggf. auch wann wie warum) angestellt hat. Krimis sind Rätsel, und nicht-gelöste Rätsel sind unbefriedigend. Was nicht notwendigerweise bedeutet, dass der/die Täter/in auch unbedingt überführt im Sinne von „der Gerechtigkeit zugeführt“ werden müssen. Einem intelligenten, geschickten Täter gönne ich auch gerne, dass er ungeschoren davon kommt (sofern er es nicht mit meinem Geld tut), siehe z.B. Tom Ripley (obwohl der mehr Glück hat als überragende Planung), die Ocean-Bande, Nate Ford und Genossen oder Hooker & Gondorff. Nur die fiesen, psychpatischen Sadisten sollten von den Straßen, da regt sich mein Gerechtigskeitssinn. Insgesamt glaube ich: Je emotionsloser und intelligenter ein/e Täter/in vorgeht, desto eher bin ich geneigt, ihn/sie laufen zu lassen.
    • Andy-C schrieb:

      Es muss geklärt werden, wer was (ggf. auch wann wie warum) angestellt hat. Krimis sind Rätsel, und nicht-gelöste Rätsel sind unbefriedigend. Was nicht notwendigerweise bedeutet, dass der/die Täter/in auch unbedingt überführt im Sinne von „der Gerechtigkeit zugeführt“ werden müssen.
      Guter Punkt!
      Gar nicht zu wissen, wer der Täter war, ist nämlich nochmal um einiges unbefriedigender für den Leser/Hörer/Zuschauer, als wenn der bekannte Täter entkommen kann oder, aus welchem Grund auch immer, entkommen "darf".