***Top-Tipp Radio-Doku/Podcast***

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    • ***Top-Tipp Radio-Doku/Podcast***

      Auch jenseits von Hörspiel und Hörbuch gibt es viel Hörenswertes, das dürfte unbestritten sein. Mit diesem Thread möchte ich gern mal einen Ort etablieren, an dem auf besonders bewegende, informative, aufklärerische Radio-Dokus und Podcasts aus dem Non-Fiction-Bereich hingewiesen werden kann.

      Immer wieder treffe ich auf solche und finde sie der Empfehlung würdig. Gerade heute bin ich in den Genuss einer solchen Produktion gekommen. Ich möchte sie daher allen Interessierten ans Herz legen...

      Oury Jalloh und die Toten des Polizeireviers Dessau

      Am 7. Januar 2005 stirbt der Asylbewerber Oury Jalloh in einer Polizeizelle in Dessau. Er verbrennt bei lebendigem Leib, gefesselt an Händen und Füßen. Schnell sind sich die ermittelnden Behörden einig: Der gebürtig aus Sierra Leone stammende Mann hat sich selbst entzündet. Schon früh regen sich massive Zweifel an dieser Darstellung. Der Fall wird zum Politikum. In der Feature-Serie Oury Jalloh und die Toten des Polizeireviers Dessau befasst sich WDR 5 mit einem der größten ungeklärten Justizskandale der deutschen Nachkriegsgeschichte.

      Warum musste Oury Jalloh sterben? Und welche Rolle spielten zwei weitere ungeklärte Todesfälle?
      Recherchen decken brutale Polizeitraditionen auf.

      Ein Radio-Feature von Margot Overath, WDR 5, 2020.



      Oury Jalloh (1/5) - Die Leiche ist schuld
      Kaum eine Stunde nach der Entdeckung der verkohlten Leiche haben sich die Verantwortlichen der Dessauer Polizei festgelegt: Der Mann in der Zelle soll sich selbst angezündet haben. Sie werden an dieser Version festhalten; über viele Jahre und Gerichtsverhandlungen hinweg, gegen jede Logik und immer neue Indizien. Es kann nicht sein, was nicht sein darf.



      Oury Jalloh (2/5) - Auf den Bauch gelegt
      Unter öffentlichem Druck lässt die Strafverfolgungsbehörde das Feuer rekonstruieren - ohne Brandbeschleuniger ist es nicht zu erklären. Ein Leitender Oberstaatsanwalt will wegen Mordverdacht ermitteln - und wird von seinem Vorgesetzten ausgebremst. Neue Erkenntnisse kommen ans Licht - Oury Jalloh muss vor seinem Tod schwer misshandelt worden sein. Beamte berichten anonym, wie autoritäre Strukturen und brutale Polizeitraditionen fortleben.



      Oury Jalloh (3/5) - Der Bürger schlief tief und fest
      Der asylsuchende Oury Jalloh war nicht der erste Tote in und um das Dessauer Polizeirevier. Die Autorin klappt längst geschlossene Akten wieder auf und begibt sich mit Kriminalisten und Forensikern auf Spurensuche - Dabei stößt sie auf erschreckende Parallelen zum aktuellen Fall.



      Oury Jalloh (4/5) - Opfer minderer Bedeutung
      Rechtsradikalismus und Rassismus sind keine Besonderheiten Dessaus. Doch Hinweise auf solche Tendenzen - auch innerhalb der Polizei - waren hier nicht gern gesehen. Die Autorin fragt, welche Strukturen Korpsgeist und dem Decken von Gewalt Vorschub leisten - und immer wieder zu Opfern auch anderswo führen.



      Oury Jalloh (5/5) - Das höhere Gut
      Aufwendige Ermittlungen gegen einen staatlichen Apparat oder Einstellung des Verfahrens? Vor diese Alternative gestellt entscheidet sich die Generalstaatswaltschaft von Sachsen Anhalt für Letzteres. Und das oberste Gericht folgt ihr. Die Selbstmordthese wird wieder belebt - und die Uhr 15 Jahre zurückgedreht. Im Landtag wird die Frage laut, was für den Rechtsstaat schlimmer sei - Dass Polizisten einen Menschen verbrennen , oder dass es herauskommt?






      Quelle: wdr.de


      Ich habe dieses Feature heute in aller Ruhe nach dem Frühstück gehört, und mir ist wirklich die Luft weggeblieben. Es hat mich sehr berührt. Das, was da alles geschildert, hätte das Zeug, einen am Rechtsstaat zweifeln zu lassen - wenn es nicht Journalistinnen wie Margot Overath und andere gäbe, die solche Skandale aufdecken und der Öffentlichkeit nahebringen. Und wenn es nicht so etwas wie den vielgeschmähten Öffentlichen Rundfunk gäbe, der die Mittel und die Ressourcen hat, um solche Recherchen zu begleiten und zu finanzieren.

      Aber auch abgesehen vom brisanten Inhalt finde ich dieses Radio-Feature hervorragend, denn es breitet den Fall sorgsam und vor allem auch sehr spannend vor dem Hörer aus. Wenn man nicht wüsste, dass die beschriebenen Grausamkeiten einen realen Hintergrund haben, könnte man dieses Feature einen Krimi von knisternder Spannung nennen. Leider halt es sich aber um einen tatsächlich stattgefundenen Fall. Und das macht das Ganze beinahe unerträglich intensiv.

      Absolute Hör-Empfehlung von mir.

      Und wer zum Einstieg ein bisschen was über den Hintergrund erfahren möchte, dem empfehle ich diesen Bericht aus der ARD-Sendung Monitor:





      ++++
      Falls noch jemand ähnlich spannende, berührende, informative Sendungen kennt, der ist herzlich eingeladen, hier darauf zu verweisen.
      Ich würde mich sehr freuen.
    • Guter neuer Thread! :]
      Aber das ist natürlich gleich starker Tobak.
      Ich habe bisher nur den Monitor Bericht mir angeschaut und da zieht sich mir schon der Magen zusammen.
      Wichtig das über solche Geschehen berichtet wird!
      Besser Illusionen die uns entzuecken als zehntausend Wahrheiten
    • Ja, leichte Kost ist es nicht. @Smeralda Aber sehr gut gemacht und auch spannend, bei aller Bedrückung, die das Berichtete auslöst.

      Ein weiterer Kandidat für eine Empfehlung ist eine Undercover-Recherche von Patrizia Schlosser vom NDR, die auf eine Problematik hinweist, die man wohl am Rande mal mitbekommen hat, von der aber zumindest ich nicht wusste, in welchem Ausmaß und mit welcher Weitreiche so etwas stattfindet. Auch hier bleibt einem ein fetter Kloß im Hals zurück, selbst als Mann, zumindest wenn man über Empathie verfügt, und so möchte ich auf diese bemerkenswerte Arbeit gern auch noch hinweisen. Erwähnte ich schon, dass ich meine GEZ-gebühr trotz den Kerners und Pilawas und Nuhrs usw. dennoch sehr gern bezahle? :zwinker:

      NDR Dokucast - Spannervideos

      Es gibt Menschen, die nicht davor zurückschrecken, andere dabei zu filmen, wie sie zur Toilette gehen. Diese Videos werden dann ins Netz gestellt - auf Pornoseiten. Die Täter fühlen sich sicher, schließlich wissen ihre Opfer nicht, dass sie Opfer sind.

      NDR Reporterin Patrizia Schlosser dringt undercover in das Netzwerk dieser Leute ein, chattet mehr als ein Jahr lang immer wieder mit Männern, die sich über Spy Cams austauschen und sich gegenseitig für ihr Tun feiern. Es handelt sich nicht um Einzelfälle. Tatsächlich gibt es online Hunderttausende solcher heimlich aufgenommener Videos aus Toiletten, Duschen und Umkleidekabinen. Das Recherche-Ziel: die Täter identifizieren und konfrontieren.

      Spannervideos (1/5) - Das Spannernetzwerk
      Um den Tätern auf die Spur zu kommen, gräbt sich Patrizia Schlosser undercover in das Netzwerk der Voyeure ein und entdeckt einen wichtigen Hinweis.

      Spannervideos (2/5) - Auf der Jagd
      Ein Hinweis führt Patrizia Schlosser auf ein Musikfestival: Wird sie einen der Täter dort finden können? Außerdem ist sie auf der Suche nach einem zweiten Täter.

      Spannervideos (3/5) - Neue Hinweise
      Patrizia Schlosser hat ein schwieriges Gespräch vor sich: Sie trifft sich mit einer der betroffenen Frauen. Eine Überwindung für beide Seiten.

      Spannervideos (4/5) - Die Schlinge zieht sich zu
      Die betroffene Frau hat Anzeige gegen einen der Täter erstattet. Und ein entscheidender Hinweis bringt Patrizia Schlosser auf der Suche nach den Spannern ein Stück weiter.

      Spannervideos (5/5) - Das Treffen
      Einer der Täter ist bereit, sich mit Patrizia Schlosser für ein Interview zu treffen. Wie tickt jemand, der Frauen heimlich auf Toiletten filmt?




      Quellen: ndr.de, ARD-Audiothek

      Ich habe diese Doku erst ein wenig halbherzig eingeschaltet, war dann aber recht schnell gefangen von den Recherchen der Reporterin. Es ist unfassbar, was alles so stattfindet hinter den Stirnen vermeintlich ganz normaler Bürger.
    • @schulzi und @Hardenberg Es ist wirklich richtig richtig übel, was einem alles passieren kann, wenn man eine Frau ist. Ich frage mich, was für kranke Menschen es geben kann, die so etwas veranstalten, wie z.B. in der Sendung von Joko und Klaas dargestellt wurde. Ich habe mir eben grad die Sendung angesehen und nun ist mir so übel, dass mir nicht mal mehr mein Kaffee schmeckt!
      Mir ist so etwas zum Glück nie passiert und wird es hoffentlich auch nie.
    • @AbdulAschbadri habe noch von den Link geschreiben nichts für schwache Nerven.

      AbdulAschbadri schrieb:

      Es ist wirklich richtig richtig übel, was einem alles passieren kann, wenn man eine Frau ist
      Dann Lies lieber nicht ein paar Kommentare dazu hier durch: twitter.com/hashtag/m%C3%A4nnerwelten

      Man Kann von den Beiden ja halten was man will aber dieser Hinweis war leider sehr wichtig. :zustimm: ich finde sie aber auch sonst klasse. :thumbsup:
    • Ja, darum finde ich es wichtig, dass man für solche Themem sensibilisiert ist/bleibt/wird. Solche Dinge nehmen ihren Anfang im Kleinen, und wenn das Umfeld nicht negativ darauf reagiert, dann wird die Dosis immer mehr gesteigert, bis schließlich Grenzen überschritten oder sogar regelrecht Existenzen vernichtet werden.

      Rassismus und Sexismus bzw. Nötigung/Missbrauch sind eben keine Petitessen. Selbst wenn man es nicht so ernst meint mit doofen Sprüchen oder vermeintlich lustigen Bildchen, weiß man nie, ob nicht ein Dritter das alles doch für bare Münze nimmt und sich dazu animiert fühlt, dem Ganzen noch einen draufzusetzen.

      Und selbst Joko und Klaas mussten ja eingestehen, vor Jahren die Grenzen des guten Geschmacks im Rahmen einer Sendung überschritten zu haben, als Klaas Joko mit versteckter Kamera über Knopf im Ohr anwies, einer jungen Frau an die Brust zu greifen - was dieser dann auch tat.

      Immerhin haben sie eingesehen, dass dieser Jux eigentlich keiner war.
    • So, sensibilisiert durch die tragische Geschichte des Oury Jalloh bin ich heute an einem NDRinfo-Feature zum Thema Polizeigewalt hängengeblieben, dass mich mal wieder sehr bedrückt hat.

      Es tröstet sehr zu wissen, dass die meisten Menschen in diesem Job anständige Menschen sind - und dass es sehr oft auch eben diese Anständigen sind, die ohne Rücksicht auf Risiken solche Dinge intern zur Aufdeckung bringen. Dennoch bleibt diese Angelegenheit unterm Strich schockierend.


      Das Feature

      Polizeigewalt in Deutschland

      Anschläge auf friedliche Bürger, Misshandlungen in Gewahrsamszellen, Totschlag und Mord im Dienst: Die Liste der Vorwürfe ist lang. Strafanzeigen gegen Polizisten führen selten zu einem Verfahren und fast nie zur Verurteilung der Beschuldigten. Geschädigte, die sich wehren, bekämen oft die ganze Härte des Gesetzes zu spüren, sagen Kritiker. Wird der Rechtsstaat seinem Anspruch gerecht? Nach dem jüngsten Bericht der Bundesregierung zur Lage der Menschenrechte in Deutschland 2018, gibt es keinen Handlungsbedarf für eine unabhängige Untersuchung solcher Fälle.


      Feature von Marie von Kuck
      Mit: Meik van Severen, Antonia Mohr, Berth Wesselmann, Jannek Petri, Robert Besta
      Technische Realisation: Angela Raymond
      Regie: Tobias Krebs
      Produktion: SWR/DLF/WDR 2018


    • @schulzi

      Das ist so schrecklich! Dass so etwas in aller Öffentlichkeit möglich ist, heute noch dazu, ist unfassbar.
      Ich habe gelesen, die vier beteiligten Beamten sind mittlerweile gefeuert. Des Mordes angeklagt dagegen nicht. Unfassbar!

      Ich weiß nur nicht, ob es nicht vielleicht doch angebracht wäre, das Video nur zu verlinken und eine deutliche Warnung vorzuschalten. Immerhin zeigt es, wie ein Mensch qualvoll stirbt. Das ist schon sehr, sehr harter Tobak. Und ich weiß nicht, ob hier nicht vielleicht auch Kinder und Jugendliche mal zufällig vorbeisurfen... für die wäre das wohl echt zu viel!

      Entsetzlich, wie der arme Mann wimmert und immer wieder ächzt, dass er keine Luft mehr kriegt. Da kommen einem wirklich die Tränen, und man fühlt sich so hilflos! ;(
    • Hier übrigens noch ein Spiegel-Artikel zum Thema, in dem auch das Opfer noch ein wenig beleuchtet wird.

      Dass die ganze Geschichte auch etwas mit uns und dem Thema zu tun hat, zeigt schon die Parallele zu Oury Jalloh, die mir augenscheinlich erscheint.

      Als Drittes könnte man auch noch den Vorfall im Central Park in New York erwähnen, wo ein Ornithologe eine (weiße) Frau an die Park-Regeln erinnerte und sie bat, ihren Hund anzuleinen - und die Frau in (offensichtlich wenigstens zum Teil gespielter) Panik die Polizei rief, weil sie sich durch ihn bedroht fühlte. Muss ich erwähnen, dass der Ornithologe zufällig schwarzer Hautfarbe war?

      +++

      Aber um wieder direkt auf die Tipps zu kommen, um die es hier ja gehen soll.

      Ich hatte da kürzlich eine kurz-knackige Erwiderung auf Verschwörungstheorienobsessionen gehört, die ich prägnant und heiter fand.




      Woran erkennt man eine echte Verschwörung?

      von Gábor Paál


      Quelle: SWR Wissen

    • Das sind alles sehr bewegende Themen, an dieser Stelle aber nochmals der Hinweis, dass dies nicht der Ort ist, (sozial-)politische Themen aufzuarbeiten.

      Ich nehme das Video mal raus und verlinke zu einem Beitrag der Tagesschau, um den Zusammenhang darzustellen.
      Dann aber wieder back to topic. :]
    • Ist schon richtig, schulzi. Wenn man anfängt, solch brisante Themen zu erörtern, fühlen sich schnell "die Falschen" davon angesprochen. Das kann dann recht schnell anstrengend für alle Beteiligten und vor allem auch unschön werden. Das passt nicht in ein Hörspielforum.

      Darum soll hier auch gar nicht erörtert und diskutiert werden, sondern nur Hör-Tipps vorgestellt und empfohlen.

      :)

      Das war übrigens mein aktueller Tipp:

      Hardenberg schrieb:

      Ich hatte da kürzlich eine kurz-knackige Erwiderung auf Verschwörungstheorienobsessionen gehört, die ich prägnant und heiter fand.


      Woran erkennt man eine echte Verschwörung?

      von Gábor Paál



      Quelle: SWR Wissen


      Bringt sehr schön auf den Punkt, warum die meisten Verschwörungsmythen wenig überzeugend sind.