Auch jenseits von Hörspiel und Hörbuch gibt es viel Hörenswertes, das dürfte unbestritten sein. Mit diesem Thread möchte ich gern mal einen Ort etablieren, an dem auf besonders bewegende, informative, aufklärerische Radio-Dokus und Podcasts aus dem Non-Fiction-Bereich hingewiesen werden kann.
Immer wieder treffe ich auf solche und finde sie der Empfehlung würdig. Gerade heute bin ich in den Genuss einer solchen Produktion gekommen. Ich möchte sie daher allen Interessierten ans Herz legen...
Ich habe dieses Feature heute in aller Ruhe nach dem Frühstück gehört, und mir ist wirklich die Luft weggeblieben. Es hat mich sehr berührt. Das, was da alles geschildert, hätte das Zeug, einen am Rechtsstaat zweifeln zu lassen - wenn es nicht Journalistinnen wie Margot Overath und andere gäbe, die solche Skandale aufdecken und der Öffentlichkeit nahebringen. Und wenn es nicht so etwas wie den vielgeschmähten Öffentlichen Rundfunk gäbe, der die Mittel und die Ressourcen hat, um solche Recherchen zu begleiten und zu finanzieren.
Aber auch abgesehen vom brisanten Inhalt finde ich dieses Radio-Feature hervorragend, denn es breitet den Fall sorgsam und vor allem auch sehr spannend vor dem Hörer aus. Wenn man nicht wüsste, dass die beschriebenen Grausamkeiten einen realen Hintergrund haben, könnte man dieses Feature einen Krimi von knisternder Spannung nennen. Leider halt es sich aber um einen tatsächlich stattgefundenen Fall. Und das macht das Ganze beinahe unerträglich intensiv.
Absolute Hör-Empfehlung von mir.
Und wer zum Einstieg ein bisschen was über den Hintergrund erfahren möchte, dem empfehle ich diesen Bericht aus der ARD-Sendung Monitor:
++++
Falls noch jemand ähnlich spannende, berührende, informative Sendungen kennt, der ist herzlich eingeladen, hier darauf zu verweisen.
Ich würde mich sehr freuen.
Immer wieder treffe ich auf solche und finde sie der Empfehlung würdig. Gerade heute bin ich in den Genuss einer solchen Produktion gekommen. Ich möchte sie daher allen Interessierten ans Herz legen...
Oury Jalloh und die Toten des Polizeireviers Dessau
Am 7. Januar 2005 stirbt der Asylbewerber Oury Jalloh in einer Polizeizelle in Dessau. Er verbrennt bei lebendigem Leib, gefesselt an Händen und Füßen. Schnell sind sich die ermittelnden Behörden einig: Der gebürtig aus Sierra Leone stammende Mann hat sich selbst entzündet. Schon früh regen sich massive Zweifel an dieser Darstellung. Der Fall wird zum Politikum. In der Feature-Serie Oury Jalloh und die Toten des Polizeireviers Dessau befasst sich WDR 5 mit einem der größten ungeklärten Justizskandale der deutschen Nachkriegsgeschichte.
Warum musste Oury Jalloh sterben? Und welche Rolle spielten zwei weitere ungeklärte Todesfälle?
Recherchen decken brutale Polizeitraditionen auf.
Ein Radio-Feature von Margot Overath, WDR 5, 2020.
Oury Jalloh (1/5) - Die Leiche ist schuld
Kaum eine Stunde nach der Entdeckung der verkohlten Leiche haben sich die Verantwortlichen der Dessauer Polizei festgelegt: Der Mann in der Zelle soll sich selbst angezündet haben. Sie werden an dieser Version festhalten; über viele Jahre und Gerichtsverhandlungen hinweg, gegen jede Logik und immer neue Indizien. Es kann nicht sein, was nicht sein darf.
Oury Jalloh (2/5) - Auf den Bauch gelegt
Unter öffentlichem Druck lässt die Strafverfolgungsbehörde das Feuer rekonstruieren - ohne Brandbeschleuniger ist es nicht zu erklären. Ein Leitender Oberstaatsanwalt will wegen Mordverdacht ermitteln - und wird von seinem Vorgesetzten ausgebremst. Neue Erkenntnisse kommen ans Licht - Oury Jalloh muss vor seinem Tod schwer misshandelt worden sein. Beamte berichten anonym, wie autoritäre Strukturen und brutale Polizeitraditionen fortleben.
Oury Jalloh (3/5) - Der Bürger schlief tief und fest
Der asylsuchende Oury Jalloh war nicht der erste Tote in und um das Dessauer Polizeirevier. Die Autorin klappt längst geschlossene Akten wieder auf und begibt sich mit Kriminalisten und Forensikern auf Spurensuche - Dabei stößt sie auf erschreckende Parallelen zum aktuellen Fall.
Oury Jalloh (4/5) - Opfer minderer Bedeutung
Rechtsradikalismus und Rassismus sind keine Besonderheiten Dessaus. Doch Hinweise auf solche Tendenzen - auch innerhalb der Polizei - waren hier nicht gern gesehen. Die Autorin fragt, welche Strukturen Korpsgeist und dem Decken von Gewalt Vorschub leisten - und immer wieder zu Opfern auch anderswo führen.
Oury Jalloh (5/5) - Das höhere Gut
Aufwendige Ermittlungen gegen einen staatlichen Apparat oder Einstellung des Verfahrens? Vor diese Alternative gestellt entscheidet sich die Generalstaatswaltschaft von Sachsen Anhalt für Letzteres. Und das oberste Gericht folgt ihr. Die Selbstmordthese wird wieder belebt - und die Uhr 15 Jahre zurückgedreht. Im Landtag wird die Frage laut, was für den Rechtsstaat schlimmer sei - Dass Polizisten einen Menschen verbrennen , oder dass es herauskommt?
Quelle: wdr.de
Ich habe dieses Feature heute in aller Ruhe nach dem Frühstück gehört, und mir ist wirklich die Luft weggeblieben. Es hat mich sehr berührt. Das, was da alles geschildert, hätte das Zeug, einen am Rechtsstaat zweifeln zu lassen - wenn es nicht Journalistinnen wie Margot Overath und andere gäbe, die solche Skandale aufdecken und der Öffentlichkeit nahebringen. Und wenn es nicht so etwas wie den vielgeschmähten Öffentlichen Rundfunk gäbe, der die Mittel und die Ressourcen hat, um solche Recherchen zu begleiten und zu finanzieren.
Aber auch abgesehen vom brisanten Inhalt finde ich dieses Radio-Feature hervorragend, denn es breitet den Fall sorgsam und vor allem auch sehr spannend vor dem Hörer aus. Wenn man nicht wüsste, dass die beschriebenen Grausamkeiten einen realen Hintergrund haben, könnte man dieses Feature einen Krimi von knisternder Spannung nennen. Leider halt es sich aber um einen tatsächlich stattgefundenen Fall. Und das macht das Ganze beinahe unerträglich intensiv.
Absolute Hör-Empfehlung von mir.
Und wer zum Einstieg ein bisschen was über den Hintergrund erfahren möchte, dem empfehle ich diesen Bericht aus der ARD-Sendung Monitor:
++++
Ich würde mich sehr freuen.