Milch und Honig oder Wasser und Brot? - Wer verdient am Hörspiel?

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    • Sprecher: das hängt von der Selbsteinschätzung und vom „Marktwert“ der Sprechenden ab. Manche sehen das eher „wurschtig“, „solange ich 200€/h kriege, rede ich egal was“, andere lassen sich das Wort einzeln bezahlen und Dritte legen viel Wert auf Gewinnbeteiligungen, wenn‘s gut läuft (habe aber noch keine gefunden, die sich auch an einem Verlust beteiligt hätten). Letztere setzen dann auch „Bezahlung pro Projekt“ an.
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    • Ich schreibe ansich nicht sonderlich viel, da ich aber auf die Frage, warum ich Spotify auslasse geantwortet habe, gebe ich ein bisschen Senf dazu...

      Als ich in den 90ern begann, war alles (nicht immer) irgendwie besser. Da ging es nur um wieviele Kassetten lasse ich pressen... Später CDs. Da könnte man durchaus besser mit allen beteiligten verhandeln oder kalkulieren. Weil in recht kurzer Zeit der Umsatz, die Produktionskosten schnell einholte. Da wurden auch weit mehr Gagen gezahl, als heute möglich ist.
      Aber ich stimme hier auch @Interplanar zu, es gibt die unterschiedlichen Preisgestalltungen. Auf Zeit (Stunde), Projekt, Takegagen, etc. Und Beteiligungen, bzw. Lizenzzahlungen an Urhebern (Romanvorlagen etc).


      Hardenberg schrieb:

      hätte also am Ende ein komplett fertiges Hörspiel in den Händen, aber zB nicht den finanziellen Background, es (selbst) auf CD herauszubringen.

      Wenn eine CD Pressung nicht finanzierbar ist, wieso dass das fertige Hörspiel? Also die CD (1.000 Stück) sind nur ein ganz kleiner Bruchteil, von einer ganzen Hörspielproduktion...


      Weiter zur CD: Jetzt eine CD Auflage ist ein 97,5% Risiko... Der Markt steht nahezu und es laufen wenn, dann nur TOP Titel. Ich merke das derzeit nahezu alle Retouren vom Dezember wieder zurück sind um zu entscheiden, was mit der Ware geschehen soll.
      Jetzt ist nur noch der digital Markt da! Und jetzt kommt das Problemchen.... Mit den Umsätzen muss ja irgendwann eine Produktion in die schwarze 0 kommen.
      Das dauert aber eine lange Zeit.... Und diese Zeit und Puffer muss manhaben. Sehr viel Zeit......

      Und das ist dann abzuwarten, was zukünftig noch kommt... Und ob es sich noch lohnt....
    • @Carsten_HM Danke für die offenen Worte. Das hört sich alles leider nicht gut an. :nein: Ich drücke Dir jedenfalls die Daumen für weitere CD Produktionen, sofern Du daran überhaupt noch denkst. :daumendrueck: Tja, meine Meinung zum Streamen und das von Dir angesprochene "Problemchen" ist ja hinlänglich bekannt, deshalb schreibe ich auch nix mehr dazu. Sieht halt für mich so aus, als würde ich bald nur noch Radioproduktionen bzw. meine alten Bestände hören. Aber dann ist das eben so. :schulter:


      OTR-Fan
    • Aber wie ist es denn, wenn man das Hörspiel schon fertig produziert hat und sich außerstande sähe, es als CD zu veröffentlichen?

      Wie hoch ist der Aufwand, es als reinen DL auf die gängigen Plattformen zu bringen bzw. in den Stream?
      Ist das mit (hohen) Kosten verbunden?

      +++

      Ja, das mit dem langen Atem, den man beim Streaming haben muss, hört man öfters. Es geht wohl nur über Masse, und das mag der Grund sein, warum die schöne, neue Zeit vor allem für die Hörspielmacher ein Elend ist, die sich gern auf wenige und hochwertige Produktionen konzentrieren (wie etwa Döring, die Ohrenkneifer oder - okay, lein Label - Interplanar). Die können eben nicht auf die Schnelle mit Masse in den Stream, sondern sind auf die Abverkäufe angewiesen - oder auf Partner mit langem Atem.

      Darum war es ja auch ein recht genialer Schachzug von Contendo, mit den Midnight Taöes ein Format zu etablieren, das wie geschaffen ist für den Stream: kurz und knackig, leicht konsumierbar, dabei aber nicht banal, mit bereits existenten Vorlagen, mit denen man einen schnellen Output erzeugen kann. Da hat man dann recht schnell die wohl notwendige Masse. :)
    • Ich parke diesen Beitrag auch mal um, weil er im Thread zu Welt am Abgrund - 3 - Reset einfach zu sehr ins Offtopic driftet und an dieser Stelle bei Bedarf weiterdiskutiert werden könnte, weil er thematisch hier einfach besser passt. Und ich habe ihn noch ergänzt. :)

      Carsten_HM schrieb:

      Hardenberg schrieb:

      Ja, kann ich nachvollziehen, wobei wir am Ende wieder bei der Krux sind, dass Ihr als Hörspielmacher in eine Situation geraten seid, in der Ihr Vertriebsformen bzw. Konsumweisen unterstützen müsst, die wirtschaftlich in der Art, wie sie gegenwärtig verfasst sind, im Grunde gegen Eure ureigensten Interessen stehen. Früher oder später scheint man also fast zwangsläufig zu dem Punkt zu kommen, an dem man sich entweder einfügt oder eben nicht mehr in der Breite wahrgenommen wird.
      Es geht hier sicherlich nicht um die reine Wahrnehmung! Es geht darum, dass irgendwie alles einen Wert haben sollte!
      Eben, das bedingt einander ja. Jedenfalls meinte ich es so. Wer sich dem Diktat des Streams verweigert, geht eben das Risiko ein, von breiten Hörerschichten nicht mehr wahrgenommen zu werden. Also könnte man sich als Macher wohl genötigt sehen, sich früher oder später diesem Quasi-Diktat auszusetzen, ob man es nun gern tut oder nicht. Ab diesem Moment verliert man dann aber wohl das stärkste Argument für den echten Kauf der Hörspiele, weil die meisten Hörer dann sagen: Wenn er es selbst bei Spotify einstellt, muss ich's ja nicht kaufen - war ja die freie Entscheidung des Hörspielmachers. Da beißt sich dann die Katze in den Schwanz, fürchte ich.

      Meinst Du nicht?


      Carsten_HM schrieb:

      Hardenberg schrieb:

      Man geht einfach aus, dass durch einen Pauschalpreis bei einem Streamingdienst alles abgedeckt sein muss - und fordert dies indirekt sogar vehement ein,
      Ja das ist der Punkt! Wir gehen doch schon lange davon aus... Oder? Lebensmittel sind billig, dürfen nix mehr Kosten...Also, warum den, das was ich hören will???Lebensmittel.... Meine Nachbarn, 300 Meter entfernt, sind Milchlandwirte, da überlegt man auch.... wann gebe ich auf, bevor ich nur noch draufzahle!

      So wird es auch hier sein.... Wenn ein Hörspiel erst in zig Zeitepochen bezahlt ist, lohnt es sich dann noch?
      Ja, da sind wir wieder beim Thema Wertschätzung. Da hatte ich mich hier ja erst kürzlich mal im Audible-Thread sehr echauffiert und bei einigen wohl unbeliebt gemacht.

      Das Bewusstsein dafür, dass man kein Anrecht auf Leistung durch andere für lau oder stets zu Rabattpreisen hat, geht durch das Streaming, so wie es heute verfasst ist, noch schneller verloren, denke ich.


      Das mag nicht für alle Hörer gelten, die den Stream nutzen, natürlich nicht!, aber doch für sehr viele.

      Für mich steht nach wie vor der Kauf im Vordergrund, Stream ist für mich in erster Linie Bequemlichkeit: Denn ich muss nicht mit CDs oder mp3s hantieren, sondern komme darüber bequem an die Hörspiele, die sich eh schon in meinem Besitz befinden.

      Wo dem nicht so ist, differenziere ich: Erklärte Streaming-Freunde wie maritim, Europa oder Titania Medien streame ich heutzutage auch ohne Reue. Warum auch nicht? Auch Formate, die offensichtlich auf den Stream zugeschnitten sind, nutze ich.

      Aber bei Machern, von denen ich weiß, dass sie auf meinen Kauf angewiesen sind, ist der Kauf für mich nach wie vor die erste Wahl. Auch wenn ich letztlich nach dem Kauf doch via Stream höre, wegen der Bequemlichkeit (wie etwa VIDAN oder UAES oder Dörings Reihe usw.).

      Vielleicht braucht es einfach auch mehr deutliche Statements wie jetzt von Dir, damit der geneigte Hörer für die Problematik sensibilisiert wird. Manchmal scheint mir das eine Art Tabu zu sein: bloß keine "Schwäche" zeigen.

      Dieses viel zu lange Schweigen hat nach meinem Empfinden dazu geführt, dass sich zunehmend diejenigen legitimiert fühlen, die auf dem Standpunkt stehen, dass das schon alles in Ordnung so ist. Und denen muss man vielleicht einfach mal deutlioch sagen: Nein, ist es nicht! Bestimmte Produktionen wird es nicht mehr geben, wenn alle diese Einstellung haben. Dann wird es auf lange Sicht nur noch so etwas wie maritim und EUROPA geben. Wem das ausreicht - okay. Aber MEINE persönlichen Highlights der Gegenwart findet man ganz sicher nicht ausgerechnet dort!

      Und ich kann auch verstehen, wenn durch diese (scheinbare) Indifferenz der Produzenten diejenigen verwirrt und vielleicht auch frustriert sind, die auf dem Standpunkt stehen, dass kreative Arbeit auch angemessen gewertschätzt gehört - auch finanziell, denn es ist schon schwer vermittelbar, warum sich Hörspielmacher nach außen hin den Streaming-Markt andienen, also jenen Hörern, die nicht bereit sind, Geld für eine bestimmte Produktion in die Hand zu nehmen, aber das Fundament sollen dann die Idealisten sein, die die Produktion durch ihre Käufe eigentlich erst absichern. Sie finanzieren also, wenn man es bissig formuliert, den Geiz der anderen. Da kann ich nachvollziehen, wenn manch einer irgendwann sagt: Dann schere ich mich da halt auch nicht mehr drum und schaue, wie ich möglichst zum Nulltarif meine Hörspiele abgreife, ob durch Streaming oder kunstvolle Variation von Rabattaktionen.

      Traurig, aber wahr.

      Denn auch diese Form der Wertschätzung sollte vielleicht mal öffentlich gewertschätzt werden. Wird sie aber gar nicht, wie mir scheint.

      Aber sei es drum: Vielleicht sind durch solch deutliche Worte wie jetzt hier von Dir wieder mehr Leute bereit, bei Interesse auch gezielt mit KÄUFEN zu unterstützen, weil ihnen wieder vor Augen geführt wurde, und zwar aus erster Hand, wie prekär die Lage für einzelne ist. Und da ist ja nichts Anrüchiges dabei. Überhaupt nicht.

      Ansonsten halte ich es mit Wilde (siehe meine Signatur)! :)
    • Carsten_HM schrieb:

      So wird es auch hier sein.... Wenn ein Hörspiel erst in zig Zeitepochen bezahlt ist, lohnt es sich dann noch?
      Das ist die noch offene Frage derzeit. Wenn es, wie es aussieht, auf eine dauerhafte Dominanz des Streams als neue Audioverbreitungsform hinausläuft, die Bezahlmodelle aber sich nicht ändern, ist der lange Atem das Überlebenskriterium. Das Recoupment läuft dann nicht mehr -- sagen wir mal -- innerhalb eines Jahres ab. Und es ist ja nicht so, dass die Hörer sagen: "ich zahle viel weniger, dann bin ich auch mit deutlich weniger Qualität zufrieden."
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    • Ich denke noch immer, dass die Qualität eines Hörspieles nichts mit der Art des Konsums (CD, Kauf, Stream) zu tun hat. Und das schließt auch den Markt generell ein. Will sagen: Ob man streamt oder nicht, ändert überhaupt nichts an der Qualität der vorliegenden Hörspiele. Warum sollte das auch so sein? Es ist ja mehrfach angesprochen worden, dass die Problematik des Streamings ist, dass ich erstens weniger Planungssicherheit habe und zweitens eine längere Refinanzierungszeit benötige. Beides ist schlecht für "kleine" Produktionen. Aber kleine Produktionen können auch qualitativ grauenhaft sein. Den Schluss, dass Nischenprodukte qualitativ besser sind, kann man aus meiner Sicht nicht machen.

      Aber: Der Markt wird sich (und macht er ja bereits) dahin bewegen, dass es weniger kleine, sondern größere Produzenten gibt, die zB Nischenproduktionen über "Massenware" a la Holmes, ???, etc. mitfinanzieren bzw. die Finanzierung überbrücken. Das ist sicherlich schwierig für kleine Produzenten und kann man diskutieren. Eine generelle Änderung der Qualität kann ich daraus aber nicht ableiten.
    • Ufoo schrieb:

      Ich denke noch immer, dass die Qualität eines Hörspieles nichts mit der Art des Konsums (CD, Kauf, Stream) zu tun hat. Und das schließt auch den Markt generell ein. Will sagen: Ob man streamt oder nicht, ändert überhaupt nichts an der Qualität der vorliegenden Hörspiele.

      So verkürzt würde das sicher auch niemand behaupten, denn genau genommen ist das Streaming zunächst einmal nichts anderes als eine Form, ein Hörspiel zu konsumieren. Das allein besagt ja noch gar nichts. Sondern es sind die BEDINGUNGEN des Streamings in der heutigen Form, die Folgen hat: das Abrechnungsmodell, die Ausschüttung usw.

      Das führt dazu, dass solche Produktionsstätten und Label begünstigt sind, die bereits über eine breite Anzahl an Produktionen verfügen, die sie dem Streaming-Publikum anbieten können, und aus den Entgelten daraus lassen sich dann neue Produktionen finanzieren.

      Label und Produktionsstätten, die keinen fetten Katalog mitbringen, sondern darauf angewiesen sind, dass sich ihre Produktion direkt rechnet, analagog eben zu den früheren Abverkäufen, schauen erst mal in die Röhre, denn es sind, um beim Streaming dieselbe Summe zu bekommen, deutlich, deutlich mehr Zugriffe auf das jeweilige Hörspiel nötig, um auch nur ansatzweise einen ähnlichen Ertrag zu erwirtschaften wie bei einem Direktverkauf. Das ist doch die Krux.

      Dieses System begünstigt und verfestigt zunächst einmal die Größten.

      Unter den Bedingungen des heutigen Streamings eine Serie zu produzieren, die man in einem regelmäßigen und nicht zu niedrigen Ausstoß an Folgen herausbringt, ist für kleine bis mittlere Label ein großes Wagnis, denn wenn sich die jeweils zuletzt erschienene Folge nicht direkt rechnet, stockt unter Umständen der weitere Ausstoß - was dann wieder für Frustration bei den Hörern und später zum Verlust des Interesses an der Produktion führen kann.

      Im Zeitalter des Streamings muss im Grunde mit hohem Risiko produziert werden. Weil nämlich nichts ohne fette und langfristig zu planende Vorleistung für den Produzenten geht, der heute viel, viel länger darauf warten muss, seine Investition wieder herauszubekommen, um sie in neue Produktionen stecken zu können.

      Es braucht eben einen verdammt langen Atem.

      Gleichzeitig geht durch diese Form der Abo- bzw. All you can eat-Modelle (ganz allgemein) das Bewusstsein für das verloren, was hinter den jeweiligen Produktionen für kreative Energien und Leistungen stehen. Die Wertschätzung geht flöten. Und auch das Bewusstsein, dass man eben nicht alles für lau bekommt. Das beobachtet man ja immer wieder, finde ich. Wenn ich jederzeit über alles für einen kleinen Obolus verfügen kann, geht mir das Bewusstsein für den Wert des einzelnen über kurz oder lang ganz verloren. Und ich denke am Ende, ich habe ein Anrecht auf maximale Leistung anderer bei minimaler Eigenleistung. Das ist das, was ich daran - bei allem Komfort - fatal finde.

      Befördert wird es ja auch noch durch die Plattformnutzer selbst, die diesen Trend noch aktiv befeuern. Bei Audible oder maritim, den beiden großen Abo- und Streamprotagonisten, werden bei Hörspielen nicht mal mehr die Produktionsbeteiligten genannt. Mit viel Rechercheglück erfährt man mal, wer in betreffenden Hörspielen Regie geführt oder das Skript geschrieben hat. Da zählt nach außen hin die Einzelleistung nichts mehr. Das Hörspiel ist nur noch Produkt. Konsummasse, die unter ausschließlich ökonomischen Gesichtspunkten betrachtet wird, wie mir scheint. Bei Audible wird das noch aufgefangen durch die Zielgruppe, die erreicht werden soll - und die einen gewissen Mindestanspruch erfüllt wissen will.

      Was aber (ohne diese Zielgruppe) langfristig für Hörspiele durch dieses System begünstigt werden, darüber mag jeder sich selbst Gedanken machen.
      Ich jedenfalls befürchte nach wie vor, dass die Folgen für das kommerzielle Hörspiel (abzüglich Audible!) für Hörer wie mich wenig erquicklich sein werden. Das gestehe ich offen.

      Es sei denn, man findet zu alternativen Finanzierungsmodellen oder zu Kooperationen, die dieser Entwicklung entgegenwirken.

      :)
    • Hardenberg schrieb:

      Dieses System begünstigt und verfestigt zunächst einmal die Größten.

      Unter den Bedingungen des heutigen Streamings eine Serie zu produzieren, die man in einem regelmäßigen und nicht zu niedrigen Ausstoß an Folgen herausbringt, ist für kleine bis mittlere Label ein großes Wagnis, denn wenn sich die jeweils zuletzt erschienene Folge nicht direkt rechnet, stockt unter Umständen der weitere Ausstoß - was dann wieder für Frustration bei den Hörern und später zum Verlust des Interesses an der Produktion führen kann.

      Im Zeitalter des Streamings muss im Grunde mit hohem Risiko produziert werden. Weil nämlich nichts ohne fette und langfristig zu planende Vorleistung für den Produzenten geht, der heute viel, viel länger darauf warten muss, seine Investition wieder herauszubekommen, um sie in neue Produktionen stecken zu können.

      Es braucht eben einen verdammt langen Atem.
      Wir sind uns darin einig, dass die Streaming-Bedingungen für kleinere Produktionsfirmen ungünstig sind.

      Hardenberg schrieb:

      Gleichzeitig geht durch diese Form der Abo- bzw. All you can eat-Modelle (ganz allgemein) das Bewusstsein für das verloren, was hinter den jeweiligen Produktionen für kreative Energien und Leistungen stehen. Die Wertschätzung geht flöten. Und auch das Bewusstsein, dass man eben nicht alles für lau bekommt. Das beobachtet man ja immer wieder, finde ich. Wenn ich jederzeit über alles für einen kleinen Obolus verfügen kann, geht mir das Bewusstsein für den Wert des einzelnen über kurz oder lang ganz verloren. Und ich denke am Ende, ich habe ein Anrecht auf maximale Leistung anderer bei minimaler Eigenleistung. Das ist das, was ich daran - bei allem Komfort - fatal finde.

      Befördert wird es ja auch noch durch die Plattformnutzer selbst, die diesen Trend noch aktiv befeuern. Bei Audible oder maritim, den beiden großen Abo- und Streamprotagonisten, werden bei Hörspielen nicht mal mehr die Produktionsbeteiligten genannt. Mit viel Rechercheglück erfährt man mal, wer in betreffenden Hörspielen Regie geführt oder das Skript geschrieben hat. Da zählt nach außen hin die Einzelleistung nichts mehr. Das Hörspiel ist nur noch Produkt. Konsummasse, die unter ausschließlich ökonomischen Gesichtspunkten betrachtet wird, wie mir scheint. Bei Audible wird das noch aufgefangen durch die Zielgruppe, die erreicht werden soll - und die einen gewissen Mindestanspruch erfüllt wissen will.
      Ich bin auch bei dir, dass zumindest Menschen aus "unserer" Generation (ich habe keine Ahnung wie alt du bist, vermute aber mal wir haben hinsichtlich des Hörspiels einen ähnlichen Background haben) schon eine gewisse Wertigkeit erfahren, wenn man ein Booklet durchblättert, was gut gemacht ist und sich haptisch gut anfühlt. Man kann die Sprecher nachlesen etc. Ich selbst merke schon bei mir, dass ich bei zB Vidan (Stream) kaum darauf gucke, wer als SprecherIn auftaucht. Ich würde aber mal in Frage stellen, ob das wirklich bei jüngeren Leuten, die ausschließlich digital konsumieren auch so ist. Denn auch ein (Kauf-)Download bringt zumindest mir keine Wertigkeit für das Produkt. In diesem Punkt sind wir anderer Meinung.

      Ich glaube nicht, dass nur weil etwas explizit etwas kostet, "mehr Wert" hat, als etwas, was ich im Rahmen eines Abos konsumiere. Ich finde zB manche Serien, die ich bei Netflixs streame deutlich wertiger, als Serien, die ich mir irgendwann mal gekauft habe. Das ist zumindest mal ein spannender Aussage von dir, was aber ggf gar nicht so ist bei einem jüngeren Publikum. Für mich kommt Wertigkeit über Haptik.


      Hardenberg schrieb:

      Was aber (ohne diese Zielgruppe) langfristig für Hörspiele durch dieses System begünstigt werden, darüber mag jeder sich selbst Gedanken machen.
      Ich jedenfalls befürchte nach wie vor, dass die Folgen für das kommerzielle Hörspiel (abzüglich Audible!) für Hörer wie mich wenig erquicklich sein werden. Das gestehe ich offen.

      Es sei denn, man findet zu alternativen Finanzierungsmodellen oder zu Kooperationen, die dieser Entwicklung entgegenwirken.

      Ich finde Streaming (und auch Podcasts) sehr erfreulich für das Medium Hörspiel, da die Leute an diese Art des Medienkonsums herangeführt werden können. Ich selbst höre zB fast gar keine Podcasts, kann mir aber vorstellen, dass junge Leute ohne Kassettenkindereltern hier an das Thema Hörspiel herangeführt werden könnten.Wieso klammerst du gerade Audible aus? Das macht für mich so in der Argumentation wenig Sinn.

      Ich bin bei dir, dass das Streaming die Bedingungen der Produktion eher verschlechtert. Auch das Gefühl eine Art persönliche Bindung zu dem Hörspiel/der Serien und seinen Machern aufzubauen, wird eher verschwinden. Vllt ist gerade das, dass was du mit Wertigkeit verbindest. Dann würde ich dir in dem Punkt recht geben.

      Ich bleibe aber dabei, dass das nicht zwangsläufig bedeutet, dass die Qualität der Produktionen schlechter wird. Gerade Audible ist hier für mich das Paradebeispiel. Gute Geschichten werden sich immer gut verkaufen, wenn der Hörer an das Medium gewöhnt ist und es hierfür einen Markt gibt. Warum sollten die Geschichten schlechter werden?
    • Ufoo schrieb:

      Hardenberg schrieb:

      Gleichzeitig geht durch diese Form der Abo- bzw. All you can eat-Modelle (ganz allgemein) das Bewusstsein für das verloren, was hinter den jeweiligen Produktionen für kreative Energien und Leistungen stehen. Die Wertschätzung geht flöten. Und auch das Bewusstsein, dass man eben nicht alles für lau bekommt. Das beobachtet man ja immer wieder, finde ich. Wenn ich jederzeit über alles für einen kleinen Obolus verfügen kann, geht mir das Bewusstsein für den Wert des einzelnen über kurz oder lang ganz verloren. Und ich denke am Ende, ich habe ein Anrecht auf maximale Leistung anderer bei minimaler Eigenleistung. Das ist das, was ich daran - bei allem Komfort - fatal finde.

      Befördert wird es ja auch noch durch die Plattformnutzer selbst, die diesen Trend noch aktiv befeuern. Bei Audible oder maritim, den beiden großen Abo- und Streamprotagonisten, werden bei Hörspielen nicht mal mehr die Produktionsbeteiligten genannt. Mit viel Rechercheglück erfährt man mal, wer in betreffenden Hörspielen Regie geführt oder das Skript geschrieben hat. Da zählt nach außen hin die Einzelleistung nichts mehr. Das Hörspiel ist nur noch Produkt. Konsummasse, die unter ausschließlich ökonomischen Gesichtspunkten betrachtet wird, wie mir scheint. Bei Audible wird das noch aufgefangen durch die Zielgruppe, die erreicht werden soll - und die einen gewissen Mindestanspruch erfüllt wissen will.
      Ich bin auch bei dir, dass zumindest Menschen aus "unserer" Generation (ich habe keine Ahnung wie alt du bist, vermute aber mal wir haben hinsichtlich des Hörspiels einen ähnlichen Background haben) schon eine gewisse Wertigkeit erfahren, wenn man ein Booklet durchblättert, was gut gemacht ist und sich haptisch gut anfühlt. Man kann die Sprecher nachlesen etc. Ich selbst merke schon bei mir, dass ich bei zB Vidan (Stream) kaum darauf gucke, wer als SprecherIn auftaucht. Ich würde aber mal in Frage stellen, ob das wirklich bei jüngeren Leuten, die ausschließlich digital konsumieren auch so ist. Denn auch ein (Kauf-)Download bringt zumindest mir keine Wertigkeit für das Produkt. In diesem Punkt sind wir anderer Meinung.
      Ich glaube nicht, dass nur weil etwas explizit etwas kostet, "mehr Wert" hat, als etwas, was ich im Rahmen eines Abos konsumiere. Ich finde zB manche Serien, die ich bei Netflixs streame deutlich wertiger, als Serien, die ich mir irgendwann mal gekauft habe. Das ist zumindest mal ein spannender Aussage von dir, was aber ggf gar nicht so ist bei einem jüngeren Publikum. Für mich kommt Wertigkeit über Haptik.

      Ich denke, da hast Du mich missverstanden. Mir ging es nicht um "Wertigkeit", sondern um Wertschätzung. Natürlich kann man auch Dinge, die nichts kosten, rein theoretisch wertschätzen, aber die Erfahrung zeigt doch wohl leider, dass die meisten Menschen Dinge, für die sie nichts bezahlen müssen, eben nicht wertschätzen. Dass diese Dinge ihnen lieb und teuer sind, merken sie dann erst wieder, wenn sie eben keinen unumschränkten, kostenlosen Zugriff darauf haben.

      Und dabei ist es völlig unwichtig, ob das betreffende Hörspiel als Download oder als CD-Ausgabe mit aufwendigem Booklet gedacht wird. Es geht mir einzig um das Bewusstsein, dass da Menschen eine Menge Kreativität aufgebracht und Aufwand betrieben haben, um eine Vision künstlerisch umzusetzen. Und dass ich als Hörer, der daran interessiert ist, bereit bin, angesichts dieser Fremdleistung eine "Mühe" aufzubringen - etwa in Form des Bezahlens, weil eine solche Produktion und vor allem auch eine weitere nun mal eben finanziert werden muss und auf Grundlage des Streaming-Systems (denn es geht ja um das System und nicht um die Konsumweise) eben ein solcher Zustand nicht ohne weiteres erreicht werden kann, wenn man nun mal eben keinen großen Partner an seiner Seite hat, der dann, so man ihn hat, eventuell auch Mitsprache will, was Stoffauswahl und Umsetzung angeht.

      Für mich ist klar, dass bestimmte Hörspiele, die ich mag, unter den Bedingungen des Streamings keine oder nur wenig Chancen haben. Ich denke da etwa an die Ohrenkneifer. Natürlich könnte da auch ich jetzt sagen: Pech, dann höre ich eben etwas anderes. Aber ich fänd es halt jammerschade, wenn eine Hörspielschmiede wie diese über kurz oder lang nicht mehr da wäre.

      Darum setze ich mich dafür ein, sich bewusst zu machen, dass WERTSCHÄTZUNG not tut. Eigentlich grundsätzlich. Aber in einigen Fällen besonders.
      Es ist eben nicht selbstverständlich, so außergewöhnliche, originelle, aufwendig und sorgfältig produzierte Hörspiele auf die Ohren zu bekommen. Das ist Glück. Das ist Talent und Können. Das ist harte Arbeit. Und es ist nicht zuletzt das Eingehen des Risikos, ganz mächtig zu scheitern (seitens des Künstlers) und finanziell in Not zu geraten. Es ist eben nicht bloß ein Job wie jeder andere. Es ist nicht die besagte Klobürste, die mal schnell produziert und verramscht wird. Ich finde, dieses Bewusstsein sollte man nicht verlieren.

      Wenn es Menschen gibt, die streamen, und sich dieses Bewusstsein bewahren - okay, alles prima. Natürlich kann man nicht generalisieren.
      Aber ich lese (auch hier) von einigen, bei denen ich den Eindruck habe, dass dieses Bewusstsein entweder nie da war - oder eben abhanden gekommen ist.

      Übrigens nicht nur beim Stream, sondern ebenso bei Audible mit seinem Abo-Modell und den vielen Schlupflöchern, die es da wohl gibt, um den Preis zu drücken oder zu umgehen.


      Ufoo schrieb:

      Hardenberg schrieb:

      Was aber (ohne diese Zielgruppe) langfristig für Hörspiele durch dieses System begünstigt werden, darüber mag jeder sich selbst Gedanken machen.
      Ich jedenfalls befürchte nach wie vor, dass die Folgen für das kommerzielle Hörspiel (abzüglich Audible!) für Hörer wie mich wenig erquicklich sein werden. Das gestehe ich offen.

      Es sei denn, man findet zu alternativen Finanzierungsmodellen oder zu Kooperationen, die dieser Entwicklung entgegenwirken.
      Ich finde Streaming (und auch Podcasts) sehr erfreulich für das Medium Hörspiel, da die Leute an diese Art des Medienkonsums herangeführt werden können. Ich selbst höre zB fast gar keine Podcasts, kann mir aber vorstellen, dass junge Leute ohne Kassettenkindereltern hier an das Thema Hörspiel herangeführt werden könnten.Wieso klammerst du gerade Audible aus? Das macht für mich so in der Argumentation wenig Sinn.

      Ich bin bei dir, dass das Streaming die Bedingungen der Produktion eher verschlechtert. Auch das Gefühl eine Art persönliche Bindung zu dem Hörspiel/der Serien und seinen Machern aufzubauen, wird eher verschwinden. Vllt ist gerade das, dass was du mit Wertigkeit verbindest. Dann würde ich dir in dem Punkt recht geben.

      Ich bleibe aber dabei, dass das nicht zwangsläufig bedeutet, dass die Qualität der Produktionen schlechter wird. Gerade Audible ist hier für mich das Paradebeispiel. Gute Geschichten werden sich immer gut verkaufen, wenn der Hörer an das Medium gewöhnt ist und es hierfür einen Markt gibt. Warum sollten die Geschichten schlechter werden?

      Wie gesagt, es geht mir nicht um eine bestimmte Art, ein Hörspiel zu konsumieren. Ob man es über CD neben dem Lautsprecher hört, seinen Download via mp3-Player abspielt oder ein Hörspiel streamt, ist mir letztlich wumpe. :zwinker: Es geht allein um die Auswirkungen des Systems Streaming auf die Finanzierbarkeit von Hörspielen für Produzenten und Regisseure.
      Die "Technologie" an sich berüße ich auch. Hab ich auch immer. Ist bequem und einfach. Ich praktiziere es ja selbst. Nur halt in der überwiegenden Mehrheit mit Hörspielen, die sich auch in meinem Besitz befinden. Es ist halt sehr bequem. Man muss nicht mit CDs oder Dateien hantieren.

      Und natürlich muss nicht zwangsläufig die Qualität aller Hörspiele sinken. Das versteht sich ja von selbst. Wenn etwa ein Sebastian Pobot sein Hörspiel-RTL, um es mal flapsig zu formulieren, mit ein bisschen Döring-Kunstfertigkeit aufwerten will und ihm freie Hand lässt, dann kann daraus ja sogar ein positiver Effekt entstehen. Die Frage ist halt nur, ob man diesen Fall exemplarisch nehmen kann. Oder ob das die absolute Ausnahme bleiben wird.
      Ich denke, die Wahrscheinlichkeit, dass dies ein Trend wird, ist eher gering. was nicht zuletzt auch damit zusammenhängt, wie der Stream genutzt wird. Ich denke, viele werden Hörspiele einfach so hintereinanderweghören. Einfach aufgrund der schieren Masse. Was nicht verfügbar ist, wird gar nicht erst wahrgenommen. Und der Rest wird angeklickt, bei Nichtgefallen sofort weggedrückt, das nächste wird gehört, Berieselung, Ende, das nächste usw.
      Iwiefern da das "nachhaltig" produzierte Hörspiel, das insofern einen Mehrwert erzeugen soll, als es mehrfach gehört werden kann und soll, überhaupt noch eine Chance hat, ist doch wohl die Frage.

      Und das dürfte doch wohl der Haupt-Unterschied sein. (Auch wenn Freaks wie wir, die wir uns in Foren tummeln, da sicher noch eine Ausnahme darstellen dürften.) Streaming begünstigt eine bestimmte Form von Hörspielen: nämlich die, die einfach, schnell und komplikationslos zu konsumieren sind. Da passen viele Hörspielformate, vor allem echte Serien mit folgenübergreifender, vielleicht sogar komplexer Handlung nicht ins Bild.

      Wir werden ja sehen, wie es sich mit Produktionen wie VIDAN oder UAES weiterentwickelt, um mal zwei Beispiele zu nennen. Hyde away ist ja schon ein Ende beschieden.

      Natürlich können aus diesen Vorgaben auch gute neue Formate entstehen. Man denke an die Midnight Tales, die es vermutlich so ohne das Streaming gar nicht gegeben hätte, nehme ich an.

      Aber ich für mich sehe eher, dass Streaming erfordert, aiuf Masse zu produzieren. Und inhaltlich gewisse Limitierungen einzuhalten. Das mag im einzelnen funktionieren. Aber ob das auf Dauer befriedigt? Ist die Frage.

      Und wo bleibt bei all dem der Mut zum Risiko, mal etwas Neues zu versuchen? Wird es den unter diesen Bedingungen noch geben? Oder bleibt man lieber bei Nummer sicher?

      Das sind alles Fragen, die ich aufwerfe.

      Der Unterschied bei AUDIBLE ist nicht deren immanente Rechtschaffenheit, sondern das andere Zielpublikum: Audible-Kunden bringen per se eine höhere Bereitschaft, komplexeren Stoffen zu folgen mit - sie fordern diese sogar ganz explizit ein. Insofern ist da diese Aufweichung der Inhalte nicht so zu fürchten. Natürlich gibt es da auch einiges an Weichspül-Thriller, aber eben immer wieder auch mal echt originelle Sachen. Und die begründen zu einem guten Stück halt auch den Ruf dieses Unternehmens. Oder überspitzt formuliert: Audible hat einen Ruf zu verlieren, die Streamingdienste nicht. :zwinker:
    • Zum Thema Wertschätzung:
      Du glaubst, dass Wertschätzung durch das Bezahlen entsteht (verkürzt dargestellt). Das will ich nicht komplett in Abrede stellen. Für "unsereins" ist das sicherlich auch oft so. Allerdings kann ich mir schon vorstellen, dass gerade jüngere Leute, die es gewohnt sind Medien über Abos zu konsumieren einem Hörspiel eher über die Qualität Wertschätzung gegenüber bringen. Gerade weil es beim Streaming in die Richtung "Beliebigkeit" geht, wird das Thema Qualität eher wichtiger um sich abzuheben. Ich kann deine Argumentation zwar nachvollziehen, aber deine "Wertschätzung" ist ähnlich, wie das nostalgische Gefühl, dass etwas handgemachtes generell "wertiger" ist als maschinenproduzierte Massenware. Das kann so sein, ist aber auch oft einfach etwas gefühlsmäßiges aus meiner Sicht.

      Zum Thema Wirtschaftlichkeit & Qualität:
      Wir stimmen beide überein, dass kleine Produktionen unter dem Streaming leiden. Aber ich glaube, dass es generell nicht heißen muss, dass die Qualität der Hörspiele auf dem Markt sinkt. Ich glaube durch das Streaming können neue Hörerschaften gefunden werden, die dann über Querfinanzierung auch qualitativ anspruchsvolle Hörspiele fördern. Gerade Audible, was du ja ausklammerst, zeigt doch, dass das marktseitig ganz wunderbar funktioniert. Da kann ich deiner Argumentation nicht folgen. Um es mal als BWLer zu sagen: Für das Mengenkonstrukt ist Streaming aus meiner Sicht positiv, aus deiner Sicht negativ.

      Aber: Egal ob man nun glaubt, dass die Qualität sinkt oder steigt durch Streaming: Ich glaube schon, dass die Marktmacht des Vertriebes durch Streaming stärker wird und die Produzenten darunter leiden, dass die Margen deutlich kleiner werden (also das Thema Umsatz pro Einheit) deutlich sinkt.
    • Hardenberg schrieb:

      Und wo bleibt bei all dem der Mut zum Risiko, mal etwas Neues zu versuchen? Wird es den unter diesen Bedingungen noch geben? Oder bleibt man lieber bei Nummer sicher?
      Natürlich. Es wird immer die Witzenleiters, Kestels oder Jordans geben, die ein großes Ding drehen wollen.
      "The period of the Daddschals dominion is generally set at forty days, the first day being like a year, the second like a month, the third like a week, and the remainder “like your days,” that is, days of normal duration (Kašmīrī, p. 112)"
    • Ufoo schrieb:


      Gerade Audible, was du ja ausklammerst, zeigt doch, dass das marktseitig ganz wunderbar funktioniert.
      Ist das denn so? Machen die effektiv Geld oder versenken die nur Kohle, so wie Spotify?
      Würde mich echt interessieren.
      Ein Vogel sitzt auf meinem Bein, dem schlag ich gleich die Fresse ein.
      Knarf Rellöm
    • Das wäre echt spannend. Meine Aussage betrifft ja aber eher das Thema helfen Streaminganbieter beim Thema Qualität der Hörspiele auf dem Markt.
      Vermutlich wird aber niemand aus dem Nähkästchen plaudern ;) Weiß jemand wie das bei Audible gesellschaftsrechtlich aussieht? Gibt es überhaupt eine Einzelfirma dazu?
    • @Ufoo

      Das "Werk" mag insofern geschätzt werden, als es begeistert konsumiert wird, aber die Wertschätzung individueller, menschlicher Leistung geht bei solchen Modellen komplett verloren. Davon bin ich zutiefst überzeugt. Und sehe mich auch dadurch bestätigt, dass gerade beim Stream und den Abo-Modellen die Namen der Kreativen so gut wie keine Rolle mehr spielen. Sie werden quasi austauschbar.

      Und darum geht es doch.

      Die Wertschätzung ggü. dem Künstler findet nun mal in erster (wenn auch nicht einziger) Linie über die finanzielle Wertschätzung statt, die seinen Status als freischaffender Künstler - und somit das Fundament seiner Leistung - stützt.

      Insofern geht es auch nicht um so etwas wie den Vergleich "handgemacht" versus "maschinengefertigt", denn auch die Wertschätzung ggü. der Leistung des Angestellten in der Massenfertigung fehlt bekanntlich ja völlig.

      Der Punkt ist einfach: Das ganze System fördert eine finanzielle Abwärtsspirale, die nicht funktionieren kann, ohne dass jemand auf der Strecke bleibt. Wenn der Käufer nichts mehr zahlen will - und dazu wird er ja geradezu erzogen! - und das Werk nichts mehr kosten darf, dann fehlt halt unterm Strich etwas, was kompensiert werden muss: entweder durch unterfinanzierte Kreative, Verzicht auf aufwendige (kostspielige) Umsetzungen oder was weiß ich. Einer muss den Preis nun mal zahlen.

      Klar, da kann man sagen: Ist halt so. Als wäre das alles gottgegeben.

      Ist es aber nicht. Es ist so gewünscht - und wird stillschweigend hingenommen, egal wie offen die Betroffenen über ihre Not berichten.

      Was Audible betrifft, nehme ich es teilweise aus, weil die sich an eine ganz andere Zielgruppe wenden. Sie bedienen eben ein anspruchsvolleres Segment. Insofern verbieten sich da natürlich die Mechanismen des Streams. Das dürfte der einzige Grund sein, auf Qualität wie Macbeth, Monster1983 oder Die juten Sitten zu setzen. Das ist nun mal ihr USP. :zwinker:
    • Hardenberg schrieb:

      Das "Werk" mag insofern geschätzt werden, als es begeistert konsumiert wird, aber die Wertschätzung individueller, menschlicher Leistung geht bei solchen Modellen komplett verloren. Davon bin ich zutiefst überzeugt.
      Dem kann ich entgegenhalten, dass - abgesehen von kindlicher Begeisterung für die drei Fragezeichen :) - diese außergewöhnliche begeisterte Wertschätzung in den letzten 30 Jahren zu 95% auf vom Rundfunk produzierte Hörspiele entfielen, für die ich keinen Cent bezahlt hab und die noch nicht einmal durch Werbung unterbrochen wurden.

      Ich halte nichts von dieser Fixierung auf das Transportmedium und auch nichts von dieser Ausredenkultur. Irgendwer ist immer Schuld.

      Höre grad wieder den Amadeus, gestern Folge 4 Faustus. Was für eine Bombe von einem Hörspiel, was für eine Qualität in JEDER Hinsicht. Enorm wertgeschätzt von der Hörspielfangemeinde wie kaum ein zweites Hörspiel, wirtschaftlich ein Flop. Damals war Streaming noch kein Thema. Nicht gottgeben, dieser Flop, man muss sich einfach am Markt durchsetzen, egal ob am CD- oder Streamingmarkt.
      "The period of the Daddschals dominion is generally set at forty days, the first day being like a year, the second like a month, the third like a week, and the remainder “like your days,” that is, days of normal duration (Kašmīrī, p. 112)"
    • Dem könnte ich nun entgegenhalten: Bubble. In unserer Hörspielforen-Bubble mag die Serie öffentlich und laut als genial gewertschätzt worden sein, aber nur weil ein, zwei Handvoll User in Lobeshymnen verfallen, heißt das eben nicht, dass es sich auch finanziell rechnet.

      Wer weiß, wie viele das Hörspiel damals illegal gehört haben? :schulter: Sehe ich jetzt nicht als schlagenden Gegenbeweis. Vielleicht ist es ja auch an der mangelnden finanziellen Wertschätzung derer gescheitert, die es hören wollten, aber nichts bezahlen? Ebenso Gabriel Burns?

      Man weiß es nicht. Spekulation letztlich, in beide Richtungen.

      Aber Du hast recht, @GrimReaper Letztlich hat es nichts mit dem Transportmedium zu tun, sondern damit, wie es genutzt wird. Ich war, was das angeht, auch nie Purist.

      Aber ich glaube halt auf der anderen Seite auch nicht daran, dass sich die Dinge irgendwie von allein zum Besten entwickeln. :zwinker:

      Und natürlich werden Rundfunkhörspiele gewertschätzt - vor allem auch finanziell: durch den GEZ-finanzierten ÖR-Rundfunk. Den Du natürlich auch mitfinanzieren würdest, lebtest Du in Deutschland - näch? :D