Milch und Honig oder Wasser und Brot? - Wer verdient am Hörspiel?

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    • Naja, subjektiv ist ja alles - auch der Eindruck eines Geisteskranken, ein Tisch sei in Wahrheit ein Stuhl und seine Oma eine direkte Nachfahrin der Hohepriester von Atlantis. :D

      Aber im Ernst:
      Man muss da unterscheiden. Es gibt reine Geschmacksfragen, die damit zusammenhängen, ob einem eine Story liegt oder nicht, ob man die Sprecher mag usw.
      Und dann gibt es da die Frage nach der Nachvollziehbarkeit der erzählten Handlung, nach logischen Wendungen und schlüssigen Motivationen. Da hapert's dann aber leider oft gewaltig bei Einzeltiteln deutscher Reihen. Darum fand ich etwa das Debüt von @Tolkien beim Insel-Krimi so erfrischend: Das ist jetzt auch nicht unbedingt Shakespeare, was die Tiefe der Handlung angeht (was ja aber auch nicht schlimm ist), aber es ist eben unterhaltsam und in sich schlüssig. Mir ist es im Zweifel lieber, eine Geschichte entpuppt sich am Ende als weniger spektakulär als zunächst erwartet, ist dafür aber logisch und nachvollziehbar aufgelöst, als wenn es fünf völlig überraschende Wendungen und jede Menge Schock- und Gruselmomente gibt, sich das Ganze dann aber am Ende nur unter Preisgabe jeder Logik auflösen lässt.

      Bei manchen Plots kann man sich nur die Haare raufen. Das ist für mich auch nur bedingt "subjektiv" schlecht. Viele haben sich nach meinem Empfinden zu sehr an wirre Plots gewöhnt. Das mag ja okay sein, aber ich für mich möchte da differenzieren, denn sonst gibt es irgendwann überhaupt keine Unterscheidung mehr zwischen dem, was unter Aufwendung aller Sorgfalt und Kreativität möglich ist, und dem, was man eben auch als "Schnellschuss" oder sagen wir es netter: Routinearbeit produzieren kann.

      +++

      Aber davon abgesehen, vielen Dank für den Einblick. :)
    • Hardenberg schrieb:

      wo die Idee von ihm stammt (Oliver Dörig)
      Da widerspreche ich auch nicht.
      Eine "Idee" ist aber auch schon z.B. gemeinfreie Stoffe zu verwursten, um eben Lizenzgebühren zu sparen.
      So war das zumindest von mir gemeint.


      Ich finde es sehr schlüssig was @Contendo beschrieben hat.
      Das ist bei Musik, Filmen etc. ja auch nicht anders.

      Im Endeffekt ist es ja in allen Fällen eine reine "Vertragssache".
      Selbst Amazon z.B. entscheidet völlig selbständig darüber zu welchem Preis sie eine CD anbieten.
      Da kann es sogar passieren, das eben die CD mit Auto-Rip günstiger ist als die reine digitale Version. Alles schon dagewesen.

      Und es wird ganz sicher auch Autoren geben, die arbeiten nicht nach fertigstellten Manuskripten sondern nach Pauschalen.
      Reine Spekulation, das es z.B. bei Markus Topf so sein könnte, denn was der "Wegschreibt" da dauern die Vertrags-Verhandlungen sonst ja fast längern als das er am Script schreibt :D
      "Great men are forged in fire. It is the privilege of lesser men to light the flame"
    • Ben Kenobi schrieb:



      Und es wird ganz sicher auch Autoren geben, die arbeiten nicht nach fertigstellten Manuskripten sondern nach Pauschalen.
      Reine Spekulation, das es z.B. bei Markus Topf so sein könnte, denn was der "Wegschreibt" da dauern die Vertrags-Verhandlungen sonst ja fast längern als das er am Script schreibt :D
      Ich kann jetzt nur für Contendo sprechen, wir geben gezielt Skripte in Auftrag und besprechen vorher bereits anhand Ideen und Exposés Inhalte und Abläufe. Was du geschrieben hast, klingt mir zu sehr nach "schreib 10 Skripte, egal, was es ist und worum es geht". Mittlerweile haben wir ja eine ansehnlich große Anzahl Autoren, mit denen wir arbeiten, es sind ja noch nicht alle verkündet worden. Da geht es nur mit sehr genauer Planung und nicht mit "schreibt alle so viele Sachen, wie möglich". ;)
    • Contendo schrieb:

      Was du geschrieben hast, klingt mir zu sehr nach "schreib 10 Skripte, egal, was es ist und worum es geht".
      Ich meine damit, das es zwar schon Vorgaben gibt, wie das es ein Thriller-, Grusel-, Fiction-Script sein soll, es aber dann quasi in "Masse" geschrieben wird.
      Was ja auch nicht zwingend negativ sein muss, was man ja schon seit Jahrzehnten in Heft-Serien wie Sinclair sieht.
      Nur wird da dann eben nicht nach einzelnem Script abgerechnet sondern eben Pauschal.

      Und das gibt es nun mal sowohl bei Hörspielen und auch bei anderen Unterhaltungsmedien.

      Wenn ich sehe was da täglich an "Scripted Dokus" im TV läuft, da sitzen ja auch "Autoren" hinter :D
      "Great men are forged in fire. It is the privilege of lesser men to light the flame"
    • Ben Kenobi schrieb:

      Contendo schrieb:

      Was du geschrieben hast, klingt mir zu sehr nach "schreib 10 Skripte, egal, was es ist und worum es geht".
      Ich meine damit, das es zwar schon Vorgaben gibt, wie das es ein Thriller-, Grusel-, Fiction-Script sein soll, es aber dann quasi in "Masse" geschrieben wird.Was ja auch nicht zwingend negativ sein muss, was man ja schon seit Jahrzehnten in Heft-Serien wie Sinclair sieht.
      Nur wird da dann eben nicht nach einzelnem Script abgerechnet sondern eben Pauschal.

      Und das gibt es nun mal sowohl bei Hörspielen und auch bei anderen Unterhaltungsmedien.

      Wenn ich sehe was da täglich an "Scripted Dokus" im TV läuft, da sitzen ja auch "Autoren" hinter :D
      Auch hier kann ich nur für Contendo sprechen: wir zahlen je Skript, nicht pauschal je Monat (falls du so etwas meintest).
    • Pauschalpreise wird man machen können, wenn es ein (exclusives) Angestelltenverhältnis gäbe (was im Hörspielbereich selten ist). Ansonsten ist alles Verhandlungsbasis.

      Ich habe mal in einem Newcomer-Komponistenforum angefragt, wer für mich 30 Minuten Musik, aufgeteilt in Kurztracks schreiben würde, ich aber nur eine niedrige 4-stellige Summe bezahlen könnte. Mann, was erfuhr ich negative Kommentare, dass sowas nicht möglich wäre und dass man für 2 Minuten Musik mindestens 400,-€ bezahlen müsse, usw.

      In meinem laienhaften Hirn war nur der Gedanke so heran zu gehen, wie es einst das Studio Körting / Beurmann praktizierte: Musik von z.B. Carsten Bohn als Auftragsarbeit schreiben zu lassen, universell einsetzbar (also nicht auf Szenen komponiert, wie es der Hörplanet tat) mit verschiedenen Melodie-Stilen und Tonarten. Bezahlung wie gesagt Pauschal für die in etwa 30 Minuten / 15 Tracks.
      Da ich aber ohne viel Geld gegen die Meinungen nicht ankam, habe ich mir eine weitere Anfrage erspart.
      Als Laie denkt man: In einem Newcomer-Künstlerforum könne der Komponist doch dann bekannt werden, wenn seine Musik in einer kommerziellen Produktion erklingt. Aber die angehenden Profimusiker sehen es aus dem Geldverdien-Aspekt heraus und wollen für 30 Minuten Musik ein paar Tausender mindestens haben (um die Familie ernähren zu können). Aber für ein paar Tausender muss ein kleines Label (welches vielleicht sogar ebenfalls am Starten ist) drei bis sechs komplett finale Publikationen herstellen (weil halt mehr nicht drin ist).

      Was wird gemacht: Man greift vielleicht auf eine Soundlibrary zurück, die Komponisten zum Download anbieten und man pro Musikstück bezahlt. Genau das, was man eigentlich sucht. Manche Komponisten bieten sowas an und das finde ich sehr gut. Zwar sind die Musiken nicht exklusiv (ich glaube irgendwo besitzt ein JOHN SINCLAIR und ein GRUSLEKABINETT Hörspiel die selbe Musik), aber immerhin hat man das was man will.
      Schade, dass Juniorkomponisten bei Sonderpreisen strenger sind als Autoren.

      Hoerspielecho.de - Reden wir darüber.
    • markus schrieb:

      Der Preis für Skripte variiert je nach Aufwand und Namen und Bekanntheitsgrad des Autors. Grundsätzlich aber kann man überwiegend zwischen 300 bis 500 EUR ansetzen.
      Es gibt für Handwerkliches die berühmte Faustformel:
      - BILLIG
      - SCHNELL
      - GUT
      --> Du kannst wählen: aber Du bekommst nur 2 dieser 3.

      Daraus schließt man:
      Willst Du schnell und gut, ist es nicht billig,
      Willst Du billig und gut, dauert es lange,
      Willst Du billig und schnell, ist es nicht gut.

      Da ist viel Weisheit drin. In diesem Fall auf Hörspielautoren bezogen ...
      • Soll ein Autor alles fallen lassen und gleich Qualität liefern, wird diese/r es nicht zum Schnäppchenpreis machen (können)
      • Soll ein Autor Gutes zum Schnäppchenpreis liefern, wird er/sie es zeitlich dann machen, wenn gerade sonst nichts anliegt (oder es in der Freizeit machen, wenn es sozusagen als Vergnügen verbucht werden kann)
      • Soll ein Autor schnell und günstig schreiben, leidet die Qualität (wie der legendäre Robert Heinlein mal sagte: "They didn't want it good, they wanted it Wednesday.")
      Die oben genannten 300-500 € / Skript können meiner Einschätzung nach für einen Autor nicht im Haupterwerb funktionieren und Qualität erbringen -- wie denn? Zu welchem Stundensatz läuft das denn dann umgerechnet? Man schreibt doch kein gutes Hörspielskript in 10-20 Stunden?!
      Offizielle Website / Instagram
      Billionäre bauen Festungen -- die Klimakatastrophe ist Realität!
    • Interplanar schrieb:


      ...wie der legendäre Robert Heinlein mal sagte: "They didn't want it good, they wanted it Wednesday."

      :thumbsup: :roll:

      Ja, das überzeugt mich, vor allem die Faustregel.

      Und ich sehe es wie Du: Wie soll für diesen Preis etwas wirklich Gescheites (im Sinne von: nachhaltig gut) herauskommen?

      Das klingt mir sehr nach Glücksspiel. Denn da setzt man letztlich doch eher darauf, hochtalentierte Hobby-Autoren zu finden, die das in ihrer Freizeit machen - oder findet sich mit höchstens mittelmäßigen Skripten ab, die wie Fließbandware produziert werden.

      Was ja auch den Zustand des kommerziellen Hörspiels gut beschreibt, wie ich finde, denn da ist ja das meiste eher gut konsumierbares Mittelmaß, das vielleicht kurzfristig zu unterhalten weiß, aber eher nicht im Gedächtnis bleibt. Das trifft ja mittlerweile sogar für eine Marke wie das Gruselkabinett zu, die ja in den ersten Jahren noch Meisterwerke in Serie produziert haben. Schnell (bzw. auf Masse getrimmt) und darum günstig, geht nun mal zulasten der Qualität.

      Einen Autoren von Format wird man so gar nicht bekommen. Und mal abgesehen davon: Die schütteln ja vor allem nicht in Massen clevere Ideen für Reihen mit Einzelepisoden aus dem Ärmel. Da kommt doch jeder recht schnell an seine Grenzen, wenn er das mal eine Weile machen sollte. Und dann noch zu dem Honorar...

      Darum sind mir auch die liebsten Hörspiele die von Machern, die selbst ihre Skripte schreiben und dominieren. Bei denen klar ist, dass sie eine Idee haben, die Ausdruck findet.
      Denn bei denen ist der Anspruch ein sehr hoher, die Idee auch umzusetzen, und wenn sie die Macher sind, geben sie dem Skript auch die nötige Zeit. Ich denke da etwa an Döring oder Göllner (in seinen besten Zeiten), an Interplanar oder die Ohrenkneifer usw.

      Mich würde mal interessieren, wie das bei Audible läuft, etwa bei Monster 1983 oder Ghostbox von Menger oder auch Die juten Sitten.
      Da scheint ja ausreichend in Vorleistung getreten zu werden, um ein angenehmes Arbeitsklima zu schaffen, denn die Skripte wirken ja nun nicht gerade gehetzt oder hingeschludert.
    • Hardenberg schrieb:

      Das klingt mir sehr nach Glücksspiel. Denn da setzt man letztlich doch eher darauf, hochtalentierte Hobby-Autoren zu finden, die das in ihrer Freizeit machen - oder findet sich mit höchstens mittelmäßigen Skripten ab, die wie Fließbandware produziert werden.
      Die Sichtweise finde ich persönlich etwas zu simpel :] . Das würde bedeuten, nur weil jemand angeblich wenig Geld für ein Buch/Skript bekommt, dass es auch quasi nichts taugt. Wie viele Buchautoren gibt es, die Tausende & Millionen bekommen und dann auch zum Teil richtige Gurken verfassen? (bspw. Stephen King, Sebastian Fitzek aus meiner Sicht) "Mittelmäßigkeit" ist eine emotionale Feststellung, die einfach auf dem eigenen Geschmack beruht. Für die Anderen ist es "Hui", für Andere "pfui". Als Beispiel vielleicht Rosamunde Pilcher. Viele schütteln bei den Geschichten nur mit dem Kopf und finden es grausam, aber es ist sehr bekannt und mega erfolgreich. Sicherlich ist nicht immer alles "Gold" was glänzt, aber nicht jedes Buch kann nach Gehalt und Zeitaufwand beurteilt werden. Manche Musiker rattern ihre eigenen Lieder in vielleicht einer Nacht runter und dann wird es ein riesen Hit. Sie verdienen dann vielleicht über die Jahre Millionen, aber der Zeitaufwand war doch sehr überschaubar. 8)

      Auch bekannte Autoren haben vielleicht mal als "Hobby-Autoren" angefangen und unter Pseudonymen so einigen "Quark" abgeliefert, die so gar nicht bekannt sind. So konnten sie sich vielleicht einen Namen machen, um später mehr zu erreichen. :zwinker:
    • Chris2710 schrieb:

      Das würde bedeuten, nur weil jemand angeblich wenig Geld für ein Buch/Skript bekommt, dass es auch quasi nichts taugt.
      Das hat @Hardenberg aber auch nicht gemeint.

      Es kann auch jemand GAR KEIN Geld für ein Skript bekommen, und es ist trotzdem spitze (oder Schrott). Was ich denke, dass Hardenberg meinte, war, dass ein Label, das ein Budget von 500€ für ein Skript zur Verfügung stellt, entweder auf Qualität nicht so einen großen Wert legt/legen kann, oder dass die Hoffnung besteht, dass für diesen Betrag Autoren anbeißen, die nicht darauf angewiesen sind, auf diese Weise auch Geld zu verdienen (sprich: es als Hobby verbuchen können und somit nicht Zeitaufwand und Ertrag gegenüberstellen müssen).

      Der "Glücksspiel"-Effekt ist halt, dass man das so schlecht vorher wissen kann, was man bekommt.
      Versuchen Sie es. Manche Menschen sind in der Lage, es zu vermeiden, dass man sie wahrnimmt.
    • Da ich in diesem Thread ebenfalls erwähnt wurde: Für mich gilt im Grunde dasselbe wie für Frank / Tolkien.

      Tolkien schrieb:

      Also bei mir ist das Honorar ein nettes Zubrot, leben allein davon könnte ich nicht. Das mag bei anderen Autoren anders sein, aber die meisten werden wohl noch einen regulären Job haben. Aber da das Schreiben ja gleichzeitig auch mein Hobby ist, kann es gar nicht besser sein.
      Mein Output war bisher immer so 4 bis 5 Skripte im Jahr, davon kann man natürlich auch nicht leben. Dafür werden dann allerdings die eigenen Geschichten vertont und man erhält quasi noch ein "dreizehntes Monatsgehalt". Was kann man bei einem Hobby mehr verlangen?

      Man spielt natürlich immer mal wieder mit dem Gedanken, weniger "normal" zu arbeiten und dafür mehr zu schreiben. Das hat sich in meiner derzeitigen Arbeitssituation allerdings bisher noch nicht ergeben.

      Immerhin bin ich dafür in der Lage, nicht zwingend auf hohe Honorare angewiesen zu sein und so viel Zeit und Aufwand in ein Skript / eine Geschichte / eine Idee zu stecken, wie ich selbst denke das sie benötigt. Auch wenn man natürlich trotzdem versucht, entsprechend auf wichtige Produktionstermine wie Aufnahmesessions etc. Rücksicht zu nehmen und dann auch noch rechtzeitig etwas zu liefern.
      "Was sagt man darüber, wie man Bücher schreibt? Man denkt sich etwas aus und zwingt sich, es aufzuschreiben."

      Ariadne Oliver, Poirot: Wiedersehen mit Mrs. Oliver
    • Fader schrieb:

      Was ich denke, dass Hardenberg meinte, war, dass ein Label, das ein Budget von 500€ für ein Skript zur Verfügung stellt, entweder auf Qualität nicht so einen großen Wert legt/legen kann, oder dass die Hoffnung besteht, dass für diesen Betrag Autoren anbeißen, die nicht darauf angewiesen sind, auf diese Weise auch Geld zu verdienen (sprich: es als Hobby verbuchen können und somit nicht Zeitaufwand und Ertrag gegenüberstellen müssen).
      Alles gut, ich wollte es nur hinterfragt haben. :zwinker: Dennoch finde ich es persönlich schwierig zu sagen, dass nur weil ein Label vielleicht 500€ (um bei dem Beispiel zu bleiben) für ein Skript ausgibt, es keinen (großen) Wert auf Qualität und Inhalt legt. Ich persönlich mache es z.B. so, dass der Produzent/Label eine komplette Inhaltsangabe/Ablauf der Geschichte erhält, damit gesagt werden kann, ob es passt oder nicht. Somit ist die inhaltliche Qualität für das Label gesichert, da es keine "Überraschung" gibt. :) Erst dann beginne ich mit dem Verfassen des Skriptes. Bei mir fällt es natürlich auch unter "Hobby" und weiß aber auch gar nicht, ob ich es als Hauptberuf haben wollen würde. Immerhin müssen sich die Geschichten ja auch ausgedacht werden. Wie @Tolkien oder @Thorsten B sehe ich es als tolles Zubrot, welches am Ende sogar noch in den Regalen steht. :blush:

      Und weil wir ja noch beim Thema "Bezahlung hoch/niedrig + Qualität" sind: Gibt es denn namentlich bekannte "reine" Hörspielautoren, die hauptberuflich als Skript-Autor arbeiten? Soll nicht böse gemeint sein, denn mir sind selbst gerade keine bekannt. Wenn, dann machen diese Leute ja oft noch Regie oder andere Dinge. Aber gibt es Beispiele für das alleine werkeln an Skripten? :gruebel:
    • Chris2710 schrieb:

      Ich persönlich mache es z.B. so, dass der Produzent/Label eine komplette Inhaltsangabe/Ablauf der Geschichte erhält, damit gesagt werden kann, ob es passt oder nicht. Somit ist die inhaltliche Qualität für das Label gesichert, da es keine "Überraschung" gibt.

      Das dürfte generell das Standardvorgehen sein. :]
      "Was sagt man darüber, wie man Bücher schreibt? Man denkt sich etwas aus und zwingt sich, es aufzuschreiben."

      Ariadne Oliver, Poirot: Wiedersehen mit Mrs. Oliver
    • Chris2710 schrieb:

      Aber gibt es Beispiele für das alleine werkeln an Skripten?
      Gute Frage! Ich würde da auch keines kennen. :denk:
      Gibt sicher Autoren, die komplett vom Schreiben leben (oder es zumindest versuchen), aber nur von Skripten für Hörspiele? :gruebel:
      Man weiß ja auch bei vielen gar nicht, was sie sonst noch so tun.
      Und einige sind ja doch schon sehr produktiv - seit Jahren!
      Andere wiederum arbeiten unter Pseudonym.
    • Chris2710 schrieb:

      Alles gut, ich wollte es nur hinterfragt haben. :zwinker: Dennoch finde ich es persönlich schwierig zu sagen, dass nur weil ein Label vielleicht 500€ (um bei dem Beispiel zu bleiben) für ein Skript ausgibt, es keinen (großen) Wert auf Qualität und Inhalt legt.
      Dabei liegt es doch auf der Hand. Qualität hat nun mal ihren Preis. Und ein Skript schreibt sich nicht mal eben so auf die Schnelle. Wenn ich also möchte, dass ein versierter Autor sich eine Geschichte ausdenkt, die nicht 08/15 ist, und er sich dann den Raum nehmen kann, um diese Idee auch spannend umzusetzen, mit vielschichtigen Figuren, die nicht holzschnittartig sind, und Dialogen, die dazu anregen, der Handlung auch über die gesamte Länge eines Hörspiels zu verfolgen, dann liegt es auf der Hand, dass man dafür einen entsprechenden Preis bezahlen muss. @Interplanar hat das ja sehr nachvollziehbar beschrieben.

      Wenn ein Label nur einen minimalen Preis pro Skript ausgeben kann oder ausgeben will, dann geht das auf Dauer zulasten der Qualität. Da kann man sagen, was man will. Das lässt sich nicht mit einem schnöden Verweis auf: Ist halt alles Geschmacksache! wegwischen.

      Natürlich können einem auch 08/15-Geschichten mit holprigen oder redundanten Dialogen gefallen. Das ist jedem unbeommen.
      Aber gut, ich meine: richtig gut, im Sinne von: originell, spritzig, spannend, überraschend, fesselnd usw. ist halt ganz oft etwas anderes.

      Es gibt halt sehr viele von diesen Krimi- und/oder Thriller- bzw. Grusel-/Horror-Serien, die in Einzelepisoden erzählt werden.

      Darum finde ich ja auch das Konzept vom Insel-Krimi von @Contendo ganz interessant, denn indem man sich von der Starre der Einzel-Epidoden trennt und quasi reiheninterne Serien aufbaut, bietet sich einem Autoren natürlich eine ganz andere Grundlage, Ideen zu entwickeln. Die Fälle mögen nach wie vor auf die einzelne Folge begrenzt sein, aber es gäbe eventuell Raum für eine Rahmenhandlung, die das Ganze aus dem 08/15-Einerlei herausholen könnte. Eine gute Idee.

      Ich habe den Eindruck, dass Reihen mit Einzelfällen gerade zu so etwas wie Massenware auf dem streamdominierten Hörspielmarkt werden, und es ist halt die Frage, ob das auf Dauer so bleiben wird - oder ob nicht am Ende originelle Konzepte und qualitativ hochwertigere Geschichten am Ende darüber entscheiden werden, wer sich letztlich durchsetzt.

      Mir scheint oft, die Bedeutung des Skriptes wird viel zu oft unterschätzt. Dabei hängt an ihm letztlich alles!

      Und noch ein Wort zu dem Verweis darauf, dass auch Hobby-Autoren geniale Skripte schreiben können.
      Das bestreitet doch niemand. Klar kann es höchstbegabte Hobby-Autoren geben, die Dir mal eben neben ihrer regulären Arbeit im Schichtdienst o.ä. ein 50-Folgen-Epos voller vielschichtiger Charaktere und wendungsreicher, intelligenter Handlung kredenzen.

      Aber das wird nicht die Regel sein.

      Und Schreiben ist halt mehr als vage Idee + Lust + Zeit zum Schreiben.
      Schreiben ist zuallererst auch Handwerk.

      Und das muss sich dem Schreibenden erst einmal vermitteln - wie auch immer.

      Von der Gnade der Inspiration will ich gar nicht erst anfangen... :zwinker:
    • Hardenberg schrieb:

      Mir scheint oft, die Bedeutung des Skriptes wird viel zu oft unterschätzt. Dabei hängt an ihm letztlich alles!
      Das mag daran liegen, dass Genrewerke mit durchschnittlichen oder weniger guten Skripten zu selten deswegen von ihren Hörern kritisiert werden. Also kann man verstehen, dass sich Macher die Kosten für das alles (und einen Lektor) auch sparen.
      Versuchen Sie es. Manche Menschen sind in der Lage, es zu vermeiden, dass man sie wahrnimmt.
    • @Fader

      Ja, das fällt mir vor allem auch bei jenen Werken auf, die sich stark an Agatha Christies Werken orientieren: Da ist vieles wirklich plotmäßig eher zusammengeschustert, als dass es tatsächlich auf ganzer Linie überzeugte.

      Wobei man sagen muss, dass auch die Queen of Crime nicht konstant auf höchstem Niveau war.
      Aber was das Hörspiel-Krimi-Genre in Reihe zu bieten hat, ist, jedenfalls bezogen auf die Hörspiele, die ich kenne, nicht wirklich überzeugend.

      Wobei für mich der Anspruch, unterhalten zu wollen, nicht als Ausrede für krude Wendungen und eine allzu große Dominanz von Kommissar Zufall durchgehen. Da scheint mir das Publikum sehr stark von Jugendserien auf dem absteigenden Ast und Groschengrusel-Dramaturgie geprägt zu sein, um es mal ein wenig überspitzt zu formulieren. :zwinker:

      Wobei ich grundsätzlich nichts gegen eine solche Liebhaberei sagen möchte.
      Aber es ist eben wohl auch ein Unterschied, ob man Hörspiele seit seiner Kindheit und Jugend zur Berieselung oder gar zum Einschlafen hört - oder ob man sich tatsächlich auch wach und im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte mit dem Inhalt befassen möchte.

      Beides ist legitim, führt aber zu gänzlich unterschiedlichen Erwartungs- bzw. Anspruchshaltungen.

      Manche können aber vielleicht auch zwischen den verschiedenen Ansprüchen hin- und herswitchen: Sie können sich bei einem DDF-Hörspiel nach durchwachsener Vorlage amüsieren und dennoch die Qualität von wirklich aufwendig produzierten und auch inhaltlich auf ganzer Linie überzeugenden Hörspielen zu schätzen wissen. Wie heißt es in Köln: Jeder Jeck ist anders.
    • Da wir hier ja Skriptautoren zum Thema hatten, würde mich im Zusammenhang mit dem Verdienst noch interessieren, wie viel Zeit ein gängiges Skript überhaupt in Anspruch nimmt.

      Natürlich wird man das nicht pauschal sagen können, aber wenn man sich den kommerziellen Hörspielmarkt so anschaut, dann hat man ja den Eindruck, dass es ein paar Vielschreiber gibt, die für verschiedene Reihen recht viele Skripte beisteuern. Das mag auch dem Wunsch geschuldet sein, von der Arbeit leben zu können. Wenn man jedoch davon leben können will, muss man vermutlich eine ganze Menge Skripte im Jahr schreiben, damit genügend dabei rumkommt.

      Was denkt Ihr?

      Und gibt es Aussagen von Skriptautoren, die darauf schließen lassen, wie lange sie für ein Skript brauchen?

      Würde mich mal interessieren.
    • Ich würde gern eine Fragestellung, die sich in einem anderen Thread ergeben hat, mal hierhin pflanzen, um sie breiter zu adressieren. Vielleicht mögen uns ja neben @Interplanar auch andere Hörspielmacher wie @Contendo oder @Thomas Birker (DLP) oder @Carsten_HM usw., die hier mitlesen und -schreiben, mit ihrem Wissen erhellen. :)

      Wie sieht es eigentlich aus, wenn man ein Hörspiel umgesetzt hätte, man hat also die Sprachaufnahmen hinter sich gebracht, man mischt es vielleicht auch schon ab, ergänzt Musik usw. - hätte also am Ende ein komplett fertiges Hörspiel in den Händen, aber zB nicht den finanziellen Background, es (selbst) auf CD herauszubringen. Wie sähe der Unterschied aus, wenn ich mich dazu entschlösse, es nur in Form von DL oder im Stream anzubieten? Um wie viel geringer wären da die Kosten, über den Daumen gepeilt? Wie hoch wäre der Aufwand? Ist so etwas eine recht unkomplizierte Sache, wie es sich der Laie vorstellen könnte? Oder gibt es da Hürden und Beschwernisse, die uns aus der Distanz nicht ersichtlich sind und die ein solches Unterfangen ohne funktionierendes Label im Hintergrund von vornherein zum Scheitern verurteilen lässt?

      Und noch eine andere Sache, die ich sehr interessant finde, die aber bisher noch nicht erschöpfend beantwortet wurde:

      Contendo schrieb:

      Festpreis: In der Regel kauft ein Label die Rechte bei Skripten, Musik, Illustratoren, Sprechern usw. zu einem Festpreis ein (quasi Flat Fee) und nach Bezahlung hat das Label dann alle notwendigen Verwertungsrechte daran (möglicherweise z.B. nicht für Verfilmungen, Comics o.ä.).

      Wie sieht das eigentlich aus, wenn ich einen Sprecher wie etwa Christian Brückner buche: Zahle ich dann einen Preis für die Aufnahmezeit, also sagen wir: für drei Stunden, und in dieser Zeit kann ich ihn so viele Texte aus unterschiedlichen Hörspielen einsprechen lassen, wie ich will, und sie dann frei nach Belieben verwenden? Oder bezahle ich ihn quasi für seinen Einsatz in EINEM einzigen Hörspiel, und wenn ich ihn in weiteren Produktionen einsetzen möchte, muss dies explizit vereinbart sein und ist im Endeffekt vielleicht auch extra zu vergüten?

      Das interessiert mich schon lange.