Auf einen Kaffee mit HITCHCOCK, FREUD und OSCAR WILDE! - Hörspiel-Figuren zwischen Fiktion und Wirklichkeit

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    • Auf einen Kaffee mit HITCHCOCK, FREUD und OSCAR WILDE! - Hörspiel-Figuren zwischen Fiktion und Wirklichkeit

      Ich weiß nicht, ob es zu diesem Thema schon einmal einen Thread gab (ich konnte jedenfalls keinen finden und starte darum mal einen), aber dies ist ja ein Trend, der in den letzten Jahren, beinahe schon Jahrzehnten recht oft zu beobachten war: Es werden reale Personen zum Vorbild für Hörspiel-Figuren genommen, und meist verwischt recht schnell die Grenze zwischen dem, was die Person im realen Leben ausmachte, und dem, was der Autor diese Figur sein lassen will.

      Denn meistens sind es ja eben keine Werke, die den Anspruch haben, eine Biographie sein zu wollen, sondern es sind Unterhaltungsformate, in denen sich nun mitunter Figuren tummeln, die mit den Genres, in die sie gezwungen werden, vielleicht im wahren Leben gar nichts zu tun haben wollten.

      Oder hätte es ein Oscar Wilde als schmeichelhaft empfunden, im Auftrag eines fiktiven Mycroft Holmes durch die Weltgeschichte geschickt zu werden?
      Und ist Margaret Rutherford nicht eher ein Abbild ihrer bekanntesten Rolle statt Inkarnation der vielschichtigen Persönlichkeit, die sie gewesen zu sein scheint?
      Hätte sich Sigmund Freud als Kriminalist wohlgefühlt?

      Wie steht Ihr zu diesem Thema?
      Findet Ihr es spannend, wenn reale Persönlichkeiten zu Hörspielfiguren werden?
      Oder seid Ihr diesbezüglich eher skeptisch?

      Welche Beispiele seht Ihr als besonders gelungen an?
      Und welche enttäuschen auf ganzer Linie?

      Gibt es vielleicht Beispiele, bei denen der Prominente in seiner Einzigartigkeit gut eingefangen worden ist?
      Oder bleibt am Ende alles Karikatur?

      Und welche Persönlichkeiten haben es überhaupt in Hörspiele geschafft?
      Vielleicht können wir mal alle zusammentragen. :)
    • Gute Frage!
      Und da gibt es ja doch so einige Beispiele, vor allem in den letzten Jahren.
      Nicht zu vergessen auch noch E.A. Poe, der ja zusammen mit seinem eigenen Romancharakter Dupin ermitteln darf.
      Oder W.A. Mozart!

      Ich persönlich sehe das eher locker, weil ich zu keinem dieser mittlerweile ja längst verstorbenen Menschen eine nennenswerte emotionale "Fan-Bindung" habe.
      Würde ihr Andenken jedoch allzu sehr in den Schmutz gezogen, empfände ich das wohl trotzdem als unschön!
      Selbiges ist aber in den Hörspielen, die ich bisher kenne, nie der Fall gewesen.
      Lediglich, dass mir mal Charles Darwin als Bösewicht vorgeführt wurde, wirkte grenzwertig.
      Schreibe jetzt absichtlich nicht, wo das der Fall war, sonst müsste ich Spoiler setzen.

      Ansonsten ist, zumindest für mein Empfinden, bisher nie eine historische Figur irgendwie verunglimpft worden.
      Vielleicht fände es das Gros derer, die in Hörspielen aufgetaucht sind, einfach schmeichelhaft, dass man sich ihrer nach wie vor erinnert - wenn auch auf eine eher ungewöhnliche Weise!
      Dass sie Menschen dazu angeregt haben, sich Geschichten auszudenken, ihre Phantasie zu benutzen, wie es viele von ihnen ja auch ihr Leben lang getan haben.
      Natürlich könnte es sein, dass sich der eine oder andere deswegen "im Grab umdreht", keiner von uns kannte sie persönlich. ;)
      Aber nun, sie sind "Kulturgut", um es mal so zu nennen, waren Prominente zu ihrer Zeit. Da muss man dann eben "durch" und musste es sicher auch schon zu Lebzeiten, wenn auch auf andere und möglicherweise sehr viel unschönere! Art und Weise.
      Wilde hätte es vielleicht total gefallen, hier der "harte", sportliche Kerl zu sein, Kriminalfälle zu lösen, durch die Welt zu reisen!
      Wer kann das sagen?
      Und auch A. Hitchcock hätte womöglich über die Vorstellung dreier fixer Jungs geschmunzelt, die sich eifrig darum bemühen, Detektive zu werden und ihn dabei immer wieder um Rat fragen.
      Margaret Rutherford, ja, die mag im Leben tatsächlich vielschichtiger gewesen sein, wie es sicher alle der in Hörspielen auftauchenden realen Menschen zu ihrer Zeit gewesen sind, aber sie hier nur aus einem ganz bestimmten Blickwinkel zu zeigen, ihr Dinge und Verhaltensweise anzudichten, ist für mich okay.
      Da sie eben nicht herabgewürdigt wird damit, man keine Grenze "des guten Geschmacks" überschreitet.
      Wie sie dazu stünde, können wir sie leider alle nicht mehr fragen.
      Aber diese Hörspiele schaden mMn definitiv nicht posthum ihrem Ruf.

      Besonders gelungene Beispiele:
      "Sigmund Freud", denn da stimmte einfach alles, die (respektvoll angelegten) Geschichten, der Cast und die Idee an sich! Das Konzept ging für mich voll auf und wurde den Personen, soweit ich das beurteilen kann :zwinker: auch gerecht.
      "Amadeus" - muss man, wie ich finde, einfach gehört haben. Genau SO könnte der Herr Mozart damals nämlich wirklich drauf gewesen sein!
      Dazu eine spannende, sehr mysteriöse Story mit viel Musik und einer tollen Sprecherriege! Chapeau nach wie vor!
    • Agatha schrieb:

      Und auch A. Hitchcock hätte womöglich über die Vorstellung dreier fixer Jungs geschmunzelt, die sich eifrig darum bemühen, Detektive zu werden und ihn dabei immer wieder um Rat fragen.

      Naja, zumindest hier gibt es einen realen Bezug. Robert Arthur, Erfinder der ??? und Autor der ersten Folgen, hat Hitchcock höchstpersönlich gefragt, ob er gerne Schirmherr der Serie sein würde. Hitchcock willigte ein und bekam schlichtweg Geld dafür von Arthur.
      Eins und eins ist zwei -- von London bis Shanghai!

    • gruenspatz schrieb:

      Naja, zumindest hier gibt es einen realen Bezug. Robert Arthur, Erfinder der ??? und Autor der ersten Folgen, hat Hitchcock höchstpersönlich gefragt, ob er gerne Schirmherr der Serie sein würde. Hitchcock willigte ein und bekam schlichtweg Geld dafür von Arthur.
      Stimmt, hatte ich total vergessen! :hirni:
      Obwohl sicher auch er damals nicht geahnt hätte, wie langlebig die Serie werden würde und wie lange man auch ihm noch seine Rolle des "väterlichen Freundes" zuschreiben würde. ;)
      Ging letztlich so weit, dass ich tatsächlich immer wieder von Bekannten, die da nicht so den Überblick hatten :zwinker: , darauf angesprochen wurde, DDF, das sei doch die Serie, "die Alfred Hitchcock geschrieben hat". :whistling: :rolleyes:
    • Wen hätten wir denn da also bisher, der bereits dramatisch verarbeitet wurde?


      Bell, Joseph in Die Schwarze Sonne
      Ceaușescu, Elena in Gabriel Burns
      Ceaușescu, Nicolae in Gabriel Burns
      Crowley, Aleister in Die Schwarze Sonne
      Darwin, Charles in *Spoiler*
      Dönitz, Karl in Die Schwarze Sonne
      Doyle, Arthur Conan in Die Schwarze Sonne
      Freud, Anna in Prof. Sigmund Freud
      Freud, Sigmund in Prof. Sigmund Freud
      Göring, Hermann in Die Schwarze Sonne
      Haushofer, Karl in Die Schwarze Sonne
      Hess, Rudolf in Die Schwarze Sonne
      Himmler, Heinrich in Die Schwarze Sonne
      Hitchcock, Alfred in Die drei Fragezeichen
      Mozart, Wolfgang Amadeus in Amadeus
      Poe, Edgar Allan in Edgar Allan Poe
      Rutherford, Margaret in Margaret Rutherford
      Sebottendorf, Rudolf von in Die Schwarze Sonne
      Shakur, Tupac in Offenbarung 23
      Stoker, Bram in Die Schwarze Sonne
      Tesla, Nikola in Die Schwarze Sonne
      Weber, Constanze in Amadeus
      Verne, Jules in Jules Verne - Die neuen Abenteuer des Phileas Fogg
      Wilde, Oscar in Oscar Wilde & Mycroft Holmes


      Das sind jetzt mal einige, die mir eingefallen sind.

      Weiß jemand noch andere?
    • H. G. Wells tritt auf in den neuen Holmes, Folge 39 (Der Tod des Henkers)

      Und in Doctor Who spielen ja quasi in gefühlt jeder zweiten Folge historische Gestalten mit, die dort richtig integriert sind in die Handlung.

      So wie ja auch Professor van Dusen auf so einige historische Gestalten trifft (z.B. Kaiser Wilhelm).
      Eins und eins ist zwei -- von London bis Shanghai!

    • Ich würde mir viel mehr davon wünschen. :]


      So auf Anhieb fallen mir noch ein:

      Brüder Grimm: Die Geisterseher, Die Winterprinzessin, Kriminalakte (im erstgenannten haben auch noch Johann Wolfgang von Goethe und E.T.A. Hoffmann einen Kurzauftritt).

      Carl Friedrich Gauß: Die Vermessung der Welt
      Alexander von Humboldt: Die Vermessung der Welt


      Gruß, Frank
      Wo Leidenschaft ist, da ist auch Hoffnung.
    • Ja, "Winterprinzessin" und "Geisterseher" sind voll mit historischen Gestalten, wie @Frank schon schreibt. :zustimm:
      Da müsste ich aber erst nochmal in meinen Hörspielen nach dem jeweiligen Cast sehen, um alle aufzählen zu können, und die habe ich nicht hier.

      In den "Kriminalakten" hat noch Eugène François Vidocq eine wiederkehrende Hauptrolle, den muss man da unbedingt nennen.
      Außerdem auch weitere Brüder der Grimms, zumindest an Ferdinand Grimm kann ich mich erinnern. Ludwig auch? Da weiß ich es nicht mehr genau.
      Jenny von Droste-Hülshoff natürlich ebenfalls.

      Bei den "Juten Sitten" kommt Anita Berber vor.
    • Okay, das scheint ja doch mehr zu sein, als dass man es mal eben sammeln könnte. :zwinker:

      Aber vielleicht richten wir den Fokus mehr auf die Frage, wie der Einsatz realer Vorbilder als Figuren in Hörspielen gelungen ist. Welche Beispiele können als vorbildhaft gelten, wo ist dies eher misslungen?

      Wie verhält es sich etwa mit der Schwarzen Sonne, in der ja viele Protagonisten des NS-Regimes als Figuren auftauchen. So etwas kann ja auch in die Hose gehen, indem man solche Charaktere durch eine krude Handlung banalsiert. Oder es wird mit Fingerspitzengefühl gemacht und überzeugt auf ganzer Linie. Wie seht Ihr das?
    • Agatha schrieb:

      Da müsste ich aber erst nochmal in meinen Hörspielen nach dem jeweiligen Cast sehen, um alle aufzählen zu können, und die habe ich nicht hier.
      Da unterstütze ich doch gern ´mal...

      Die Geisterseher:

      SprecherRolle
      Hasso ZornWilhelm Grimm
      Marius Clarénjunger Wilhelm Grimm
      Markus PfeifferJakob Grimm
      Matthias HabichJohann Wolfgang von Goethe
      Andreas FröhlichE.T.A. Hoffmann
      Gerlach FiedlerBaron Zbigniew
      Celine FontangesAnna von Brockdorf
      Brigitte GrothumGräfin Elisabeth von der Recke
      Sven PlatePrinz von Württemberg
      Hans-Werner BussingerMoszinsky
      Henning KoberFriedrich von Schiller
      Anja NestlerCharlotte von Schiller
      Lennardt KrügerDeserteur
      Elga SchützDorothea, die Dienstmagd Goethes
      Gordon PiedesackDirektor Ecatarina
      Thomas SchmuckertSpindel
      Mia DiekowNatascha
      Konrad HalverMoebius
      Andreas MannkopffFriedhofswärter
      Jochen SchröderWächter von Vogelöd
      Gabriele LeidloffÄgypterin Seschat



      Die Winterprinzessin:

      SprecherRolle
      Hasso ZornWilhelm Grimm
      Marius Clarénjunger Wilhelm Grimm
      Markus PfeifferJakob Grimm
      Matthias HabichJohann Wolfgang von Goethe
      Dina KürtenJade
      Peter MaticEmmerich Joseph Herzog von Dalberg
      Michael PrelleRittmeister Stiller
      Bernd VollbrechtPhilip Henry Lord Stanhope
      Jessy RameikRunhild, die Märchenfrau
      Peter WeisDr. Hadrian
      Thomas NicolaiNapoleon
      Klaus-Dieter KlebschKala
      Elga SchützDorothea
      Regina LemnitzWirtin
      Kirstin HesseChristiane Goethe
      Leonhard MahlichKutscher Gerárd
      Stephan SchwartzDiener Bernhard
      Cathlen GawlichNanette
      Frank GustavusPostkutscher
      Luise LunowErzählerin (Intro)
    • Hardenberg schrieb:



      Wie verhält es sich etwa mit der Schwarzen Sonne, in der ja viele Protagonisten des NS-Regimes als Figuren auftauchen? So etwas kann ja auch in die Hose gehen, indem man solche Charaktere durch eine krude Handlung banalsiert. Oder es wird mit Fingerspitzengefühl gemacht und überzeugt auf ganzer Linie. Wie seht Ihr das?


      Keine Hörer der Schwarzen Sonne an Board?
    • Hardenberg schrieb:

      Hardenberg schrieb:

      Wie verhält es sich etwa mit der Schwarzen Sonne, in der ja viele Protagonisten des NS-Regimes als Figuren auftauchen? So etwas kann ja auch in die Hose gehen, indem man solche Charaktere durch eine krude Handlung banalsiert. Oder es wird mit Fingerspitzengefühl gemacht und überzeugt auf ganzer Linie. Wie seht Ihr das?
      Keine Hörer der Schwarzen Sonne an Board?
      Ich für meinen Teil fand es gelungen.
      Insbesondere die Darstellung von Rudolf Heß war äußerst eindringlich.
      Klar, wenn man reale Figuren aus dem 3. Reich in seine Fiktion einwebt, fasst man ein ganz heißes Eisen an. In der schwarzen Sonne hat es gut funktioniert, meine Meinung, sieht jemand anderes vielleicht völlig verschieden dazu.
      Der frühe Vogel fängt den Wurm.
      Aber die zweite Maus bekommt den Käse.
    • Danke für Deine Einschtzung. @Der Harry

      Vielleicht höre ich doch noch mal in die Serie, um einen Eindruck zu bekommen.

      +++

      Mal in die Runde gefragt:

      Welche reale Person könnt Ihr Euch denn noch für einen Einsatz in Hörspielen vorstellen?

      Habt Ihr da ein paar Namen auf dem Zettel?
    • Hardenberg schrieb:


      Welche reale Person könnt Ihr Euch denn noch für einen Einsatz in Hörspielen vorstellen?
      Uh, klasse Frage.

      Leonardo da Vinci - der Umstand, dass er immer neue Ideen auf Lager hatte, neue Erfindungen aus ihm raussprudelten, ließe sich doch top einarbeiten in eine Abenteuer-Serie.

      Stephen Hawking - in irgendeiner Funktion in einer Science-Fiction-Serie

      Francis Drake - in einer Serie, in der ein verwegener Kapitän gebraucht wird
      Eins und eins ist zwei -- von London bis Shanghai!

    • Ja, stimmt, dass Leonardo bisher nicht aufgegriffen wurde, wundert mich auch. Immerhin gilt er ja als das Genie schlechthin.

      Naja, vielleicht wäre auch das Risiko zu groß, ihn in ein deutsches Hörspiel-Mittelmaß zusammenzuschrumpfen. :zwinker:

      Ich werde auch mal in mich gehen und horchen, wen ich mir wünschen würde...