Kann man vom Hörspiel etwas lernen???

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    • Kann man vom Hörspiel etwas lernen???

      Ein Bekannter ( Mitte 50), fragte mich kürzlich, „Kann man von Hörspielgeschichten etwas lernen?“
      [Er hat etwas anders gefragt. Er mag Dorian Hunter sehr. Da er sich über viele Dinge nen Kopf macht, und hin und wieder arg kritisch ist, fragte er mich, ob man von DH etwas lernen kann. Ich sagte nein. Aber von solchen Hörspielgeschichten wie Die Nibelungen, Odysseus, oder evtl Die schwarze Sonne, antwortete ich weiter.]

      Was wäre eure Meinung dazu? Kann man vom Hörspiel etwas lernen? Vielleicht die Bildung erweitern?
      Fürs Leben oder allgemeines?
      Und wenn ja, welche Hörspiele wären das wohl???
      Menschlichkeit ist nur noch eine dunkle Erinnerung...
    • Wenn ich daran denke, dass ich für meine Geschichten auch regelmäßig Recherche betreibe, kann meine Antwort nur lauten: "Ja, man kann!"

      Auch wenn das dann eventuell so "lapidare" Kleinigkeiten sind, dass es vor 100 Jahren beim Telefonieren ein Fräulein vom Amt gab, dass Rennpferde zur Identifikation heutzutage mit Chips versehen werden oder auch etwas exotischeres wie ein kurzer Einblick in die Glaubenswelt der Sikhs. Aber man kann eben auch mit "seichter" Krimikost sein Wissen hier und da erweitern.
      "Was sagt man darüber, wie man Bücher schreibt? Man denkt sich etwas aus und zwingt sich, es aufzuschreiben."

      Ariadne Oliver, Poirot: Wiedersehen mit Mrs. Oliver
    • Interessante Frage.

      Grundsätzlich hängt das in den meisten Fällen wohl erst mal davon ab, von wo aus man "einsteigt", also welches Basislevel beim Hörer vorhanden ist. Als Erwachsener von Mitte 40 etwa von John Sinclair oder einem Gespenster-Krimi etwas lernen zu wollen... da muss das Ausgangslevel schon sehr niedrig sein. :zwinker: =)

      Bei einem Teenager sieht das unter Umständen anders aus, denn Sinclair zum Beispiel spielt ja im Grunde eine große Zahl schwarzer Mythen durch, die es auf der Welt so zu finden gibt, denn vieles ist ja nicht originär von Jason Dark erfunden, sondern wird von ihm aufgegriffen und verarbeitet. Da könnte man durchaus von einer Art Lerneffekt sprechen, in Bezug auf die Allgemeinbildung, denn so findet ja eine gewisse, wenn vielleicht auch recht oberflächliche erste Berührung mit solchen Themenkomplexen statt. Und so etwas kann oft als eine Art "Einstiegsdroge" fungieren, um seinen Bildungshunger dann auf andere (fruchtbarere) Werke zu richten.

      Ähnlich verhält es sich mit so etwas wie den drei Fragezeichen, die ich wie viele schon als Kind gehört habe. Da kamen oft Wendungen oder Details vor, die ich dort zum allerersten Mal gehört habe und die mich insofern ein wenig gebildet haben. Vor allem aber war es das "System", das Konstrukt, das den Geschichten unterlag, das mich sicher in gewisser Weise auch hat wachsen lassen. Drei Kinder, die in einer Welt der Erwachsenen Probleme und Ungerechtigkeiten sichten, analysieren, aufarbeiten, um die Welt dadurch zu ordnen - das hat eine Perspektive aufgezeigt, die es so im Alltag nicht gab. Insofern eröffnen solche Geschichten in einer Welt, in der es größtenteils ums Funktionieren nach den Regeln von Erwachsenen geht, durchaus eine weitere Perspektive.

      Aber grundsätzlich denke ich, abgesehen von den vorgenannten Punkten, dass Hörspiele, wie Kunst überhaupt, gar nicht in erster Linie dazu da ist, Bildung zu vermitteln oder uns etwas klassischerweise "lernen" zu lassen.
      Wenn überhaupt geht es um so etwas wie "Herzensbildung", viel mehr als alles andere, darum, in Perspektiven und Erlebniswelten einzutauchen, die mir einen neuen Blick oder doch zumindest einen anderen Blick auf die Welt vermitteln. Ein gutes Kunstwerk lädt zu einem Dialog ein, vor allem auch mit sich selbst. Es will mir nichts überstülpen, es will mir keine absoluten Wahrheiten verkünden, sondern mich zum Denken und Fühlen ermuntern - mit offenem Ausgang.

      Schafft es das, ist es in meinen Augen gelungen.

      Dies jedoch von Groschengrusel-Hörspielen zu verlangen, erscheint mir etwas hoch gegriffen. Denn die spielen im Grunde immer wieder und auf recht plakative Weise den Kampf Gut gegen Böse durch, in verschiedensten Varianten, und docken damit an unsere Ängste an, an das Dilemma der Endlichkeit allen Lebens und unserer Hilflosigkeit angesichts dieser Endlichkeit, die etwas so Unvorstellbares ist, jedenfalls auf das eigene Leben und Erleben bezogen, dass wir es uns mit Bildern und Mythen anschaulicher und darum auch erträglicher zu machen wünschen. Etwas, das ein Gesicht hat, kann ich bekämpfen, zumindest in meiner Vorstellung. Dem gesichtslosen Grauen bin ich voll und ganz ausgeliefert.

      Neue Perspektiven und Einsichten vermitteln mir Hörspiele im Grunde nie (es sei denn, es handelt sich dabei um die Vertonungen herausragender literarischer Werke). Ich bin schon froh, wenn ich den Eindruck habe, dass sie es schaffen, etwas Elementares zu beschreiben, zu bebildern, was mir richtig und wahr erscheint. So gefallen mir einige (frühere) Gruselkabinett-Folgen gerade darum besonders gut, weil der letztlich hilflose Kampf des Protagonisten gegen sein unerbittliches Schicksal mir so exemplarisch erscheint für das Wesen des Menschen und das der Welt, durch die er sich bewegt. Im Grunde ist das Leben ein reines Aufbäumen gegen die Widrigkeiten einer unwirtlichen Umgebung. Wir haben das mit den Errungenschaften der Zivilisation ein Stück weit überdeckt, aber in solchen Geschichten tritt diese unumstößliche Prämisse des Lebens wieder aus dem Schatten und zeigt sich. Das spricht mich sehr an, auch wenn ich nichts daraus lerne. Es genügt, dass diese Bebilderung mir diese Art von "Grauen" fassbarer macht.

      Ich glaube auch, Hörspiele, die es darauf anlegen, etwas zu vermitteln, sei es Wissen oder auch eine konkrete Botschaft, mit beinahe hundertprozentiger Wahrscheinlichkeit schlechte Hörspiele sein werden, denn diese Plots wären auf das falsche Fundament gestellt. Wissen und Erkenntnis dürfen sich gern als Nebeneffekt einstellen, aber im Zentrum sollte immer der Plot sein.

      Man mischt den Käse ja schließlich auch nicht unters Gift, wenn man auf Mäusejagd geht, sondern umgekehrt. Das hat schon seinen guten Grund: die Genießbarkeit. :zwinker:
    • Meiner Meinung nach, kann man von allem, was einen umgibt etwas lernen. Auch jede Geschichte, die man liest, hört oder sieht, kann einen weiterbringen. Ob ich jetzt aus Dorian Hunter was gelernt habe, weiß ich jetzt nicht, aber warum soll man nicht etwas daraus ziehen.
      no disc, no fun
    • Die Frage ist aber ja auch: MUSS man unbedingt etwas draus ziehen können? Oder kann einem ein Hörspiel nicht einfach "nur" gefallen, weil es eine schöne Geschichte beschreibt, von tollen Sprecher*innen dargeboten wird und wunderbar einfallsreich in Szene gesetzt ist? :)
    • Also ich denke schon, daß man mit Hörspielen zumindest den Horizont erweitern kann. Allein die ganzen klassischen Stoffe, wie Ben Hur, Moby Dick oder der von Evil schon genannten Odysseus werden wohl die wenigsten als Buch gelesen haben. Da ist es dann schon schön, wenn es eine etwas einfacher zu konsumierende Variante wie das Hörspiel gibt. Im besten Fall motiviert es die Hörer doch sich weiter damit zu beschäftigen, oder sogar das Buch zu lesen. Von daher: doch, man kann was vom Hörspiel lernen. :zustimm:


      OTR-Fan
    • :wegweiser: UNBEDINGT !!!

      z.B.:
      Von Kalle Blomquist weis ich, wie man aus einem verschlossenen Raum entkommen kann,
      wenn aussen an der Tür noch der Schlüssel steckt.

      Achtung Spoiler:
      Spoiler anzeigen

      Man schiebt ein Stück Tapete/Zeitung unter der Tür durch, schiebt den Schlüßel aus dem Schloß,
      so daß er aufs Papier fällt, und zieht ihn mit dem Papier unter der Tür durch.
      :piratenflagge:

      Wenn nicht wann, dann jetzt !!! :augenbraue:
    • Captain Harlock schrieb:

      Von Kalle Blomquist weis ich, wie man aus einem verschlossenen Raum entkommen kann,
      wenn aussen an der Tür noch der Schlüssel steckt.
      Das hab ich durch Bücher gelernt, und zwar von Enid Blytons "Geheimnis um...". =) ;)

      Natürlich kann man (fast) immer Infos aus Hörspielen ziehen. :zustimm:
      Ich hab schon als Kind über DDF gelernt, dass man in den USA Häuser einfach auf den Hänger laden und von A nach B transportieren kann, was mich enorm beeindruckt und verwundert hat. :arg4: =)
      Oder dass alle Babies gleich nach der Geburt dunkelblaue Augen haben.
      Auch ansonsten natürlich so das eine oder andere, z.B., dass Jawa eine große indonesische Insel ist, wusste ich damals auch nicht. Etc.pp..
      Lesen und hören können natürlich "bilden", vor allem wenn man Dinge hinterfragt, daraufhin dann nachzulesen und sich mit bestimmten Sachverhalten, mit einer Epoche oder einem Land besonders zu beschäftigen beginnt.
      Was hab ich nicht schon alles nach Hörspielen (oder Büchern, gilt für beides) nachgeschaut und in späteren Jahren dann nachgegoogelt.
      Ist mir sicher nicht alles im Gedächtnis geblieben, aber interessant und informativ ist das meiste davon auf jeden Fall gewesen! :zustimm:


      Hardenberg schrieb:

      Die Frage ist aber ja auch: MUSS man unbedingt etwas draus ziehen können? Oder kann einem ein Hörspiel nicht einfach "nur" gefallen, weil es eine schöne Geschichte beschreibt, von tollen Sprecher*innen dargeboten wird und wunderbar einfallsreich in Szene gesetzt ist?
      Immer aus allem etwas "herausziehen" zu müssen und nichts zweckfrei sehen/hören/lesen zu können, wäre ja furchtbar!
      Also aus meiner Sicht ein klares NEIN! auf diese Frage!
      Mir gefallen die meisten Hörspiele (oder eben nicht :zwinker: ) einfach um ihrer selbst willen, nicht mehr und nicht weniger.
      Damit haben sie aber auch schon einen genügend sinnvollen Auftrag erfüllt, finde ich. :)
    • Ich denke auch das man aus Hörspielen eine Menge lernen kann.
      Gerade als Kind habe ich viele Dinge bei den ??? aufgeschnappt.

      Blacky ist ein Mynah, Mrs.Darnley trägt Rokoko (Kokotte =) ) Kleidung, Telefonleitungen sind in Kalifornien oberirdisch.
      Dazu dann noch viele Namen aus dem Super-Papagei; Al Capone, Käpt'n Kidd, Lucullus ("Lucius et Lucinius et Lucullus. Kopf oder Zahl. Errare Humanum est.").
      Damit habe ich dann meine Eltern genervt. Schade (oder gut?) das es Wikipedia noch nicht gab. =)

      Aber auch als Erwachsener lernt man ständig noch neue Dinge, Orte etc. kennen.

      Das macht unser Hobby doch so toll gerade!
      [i][/i]
      Besser Illusionen die uns entzuecken als zehntausend Wahrheiten
    • Hardenberg schrieb:

      @AlexS

      Kein Scherz?
      Was wird denn da offenbart?
      Kein Scherz!

      "Blue John" ist eine lokale Mineralvarietät von Fluorit und kommt weltweit nur an zwei oder drei Orten vor, unter anderem dort in England wo dieses Hörspiel spielt (das kommt mineralogisch immer wieder vor, dass es weltweit nur ganz wenige Stellen, manchmal nur eine einzige gibt, an denen eine besondere Farbvarietät vorkommt).

      Und als ich das mit dem Fluorit gehört habe, hab ich recherchiert und siehe da, passt!

      Blue John ist aber nicht rein blau, sondern blau-gelb. - Denn Blue John leitet sich ab vom französischen "bleu/bleue jaune" - eben blau-gelb. Französische Mineralschleifer haben das Material damals verarbeitet und die Engländer haben das verballhornt...