Sherlock Holmes - 41 - Mayerling

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    • Ich finde hier die beiden Inhaltsangaben so unterschiedlich, dass ich mich fast frage, ob es da womöglich auch sozusagen zwei "Fälle" gibt, die gelöst werden müssen, einmal der Tod des Kronprinzen, einmal die "Unpässlichkeiten" der Tochter der Baronin. :gruebel:
      Das würde die ungewöhnliche Lauflänge dann ein bisschen erklären...
    • Auf jeden Fall gibt es von mir morgen eine erste Wortspende. Ich bin schon sehr gespannt, aber das komplette Hörspiel werde ich wohl nicht schaffen an einem Abend.
      "The period of the Daddschals dominion is generally set at forty days, the first day being like a year, the second like a month, the third like a week, and the remainder “like your days,” that is, days of normal duration (Kašmīrī, p. 112)"
    • Ich bin gespannt auf Dein/Euer Urteil. Irgendwie habe ich den Eindruck, dass Marc Gruppe dieses Hörspiel am Herzen lag. Ich weiß auch nicht, wieso (ich diesen Eindruck habe). Insofern finde ich es interessant, auch wenn mich Holmes-Sujets nicht mehr so recht reizen.

      Da ich beim Gruselkabinett der neueren Folgen eigentlich (wieder) recht gute Ansätze sehe, könnte eine Herzblut-Folge von M. Gruppe durchaus von Reiz sein...
    • Also, der für die Geschichte wichtige Teil der ersten 45 Minuten kann in einem Satz zusammengefasst werden. :augenbraue:


      Wenn man sich a) für Wagner interessiert und b) absolut gar nichts über Wien und österreichische Leibspeisen weiß, dann wird man trotzdem gut unterhalten. Da wird auf jedes Detail Wert gelegt - von den Sängern, die damals tatsächlich Wagner gesungen haben bis hin zum Ursprung der Sachertorte. 8)

      Weiter bin ich noch nicht, das hier ist quasi ein "Live-Eindruck" beim Hören.


      EDIT: OHA! Überraschung! Nach einer Stunde wirds witzig. :roll:
      Eins und eins ist zwei -- von London bis Shanghai!

    • gruenspatz schrieb:

      Wenn man sich a) für Wagner interessiert und b) absolut gar nichts über Wien und österreichische Leibspeisen weiß, dann wird man trotzdem gut unterhalten. Da wird auf jedes Detail Wert gelegt - von den Sängern, die damals tatsächlich Wagner gesungen haben bis hin zum Ursprung der Sachertorte.
      Kling für mich wie eine Hommage an Wien. ;)
    • Halbzeit.

      Hardenberg schrieb:

      Irgendwie habe ich den Eindruck, dass Marc Gruppe dieses Hörspiel am Herzen lag. Ich weiß auch nicht, wieso (ich diesen Eindruck habe).
      Wo auch immer der Eindruck herkommen mag, er ist sehr zutreffend. In dieses Hörspiel hat Titania wirklich sehr viel "investiert". Freut mich zu lesen, dass das sogar auf das Booklet zutrifft. Es ist eine saubere Arbeit, ohne dass ich jede - Stichproben wurden natürlich gemacht - Recherche überprüfen möchte, das hat alles Hand und Fuß, das ist stimmig und akkurat. Und somit beispielsweise das Gegenteil zu "Irene Adler - Gefahr im Prater". Das war ein hingeschlamptes Hörspiel ohne Flair, ohne Liebe zum Detail, man hatte das Gefühl, dass keiner der Produzierenden inkl. Autor je in Wien war. Beziehungsweise irgendein Interesse für den Schauplatz der Handlung aufbringt. Hätte fast genauso gut "Gefahr in Regensburg" sein können. Mit dieser souveränen Beliebigkeit wurde auch die Besetzung vergeigt.

      Hier ist das ganz anders, man hatte sichtlich Freude an der Arbeit, an der Recherche und an der Produktion. Dazu die passenden Sprecher gewählt. Richtiges Wien-Flair kommt auf, auch Geräusche und Musik sind zu loben, chapeau!

      Was aber auch ganz dringend bitternötig ist. Denn sonst wäre es ein gewaltiger Schuss ins Knie geworden. Der Beginn in London war schon verdammt Kaugummi, die famose Geschwätzigkeit der ersten 40 (!) Minuten, das wäre eine Zumutung gewesen, so war es aber - wie Kollegin @gruenspatz schreibt, trotzdem - vielleicht sogar deswegen - gute Unterhaltung. Denn wenn man es gut macht, dann kann man durchaus den altbekannten Gassenhauer mit der Sachertorte vom Demel oder vom Sacher auch in 2020 noch einmal bringen. Dazu ein wenig Volkstheater-Klamauk für den Willy-Millowitsch-Gedächtnispreis, den Schauspielern hat es hörbar Spaß gemacht, ich fand es auch witzig, da man die Dosis nicht übertrieben hat.

      Das alles fällt natürlich nur in die Kategorie B-Note. Aber was ist mit dem Fall? Nun, dazu muss man Teil 2 hören. Nach rund einer Stunde hat die Sache Fahrt aufgenommen. Und das vielversprechend. Die Hoffnung, das dieses Hörspiel endlich ein großer Ausreißer nach oben ist, die ist jedenfalls noch größer als im Vorfeld.
      "The period of the Daddschals dominion is generally set at forty days, the first day being like a year, the second like a month, the third like a week, and the remainder “like your days,” that is, days of normal duration (Kašmīrī, p. 112)"
    • GrimReaper schrieb:

      Das alles fällt natürlich nur in die Kategorie B-Note. Aber was ist mit dem Fall? Nun, dazu muss man Teil 2 hören.
      Jetzt müssen wir einen ganz weiten Bogen spannen.

      Zurück an den Start zu Folge 1 "Im Schatten des Rippers". Das war der meiner Meinung nach bisher auch beste Holmes von Titania, danach wurde doch stark abgebaut. Wie der Mayerling überzeugte auch der Ripper atmosphärisch enorm. Allerdings war er mit 84 Minuten zu lang und man hatte auch keine wirkliche Idee für die Auflösung.

      Beim Mayerling stellt man sich in der zweiten Hälfte in einer Tour die Frage, ob da noch ein Kniff kommt. Eine Idee abseits der historischen Fakten, der Holmes-Effekt sozusagen. Nach rund zwei Stunden stellt sich dann doch das Gefühl ein, dass das wohl nicht passieren wird, es bleibt bei der Nacherzählung der Mayerling-Affäre. Holmes und Watson haben von Anfang bis Ende nix zu ermitteln.

      Das erfordert einerseits natürlich dramatische Abzüge in der A-Note, es ist ja ein Holmes-Hörspiel. So, nun hab ich in zwei Runden einiges geschrieben, aber eigentlich hätte das auch gereicht:

      gruenspatz schrieb:

      Kann man durchaus so sehen. Nur ein Krimi ist es eigentlich nicht. Eher ein historisches Hörspiel mit Holmes als Lauscher an der Wand.

      Ein richtig gutes historisches Hörspiel. Allerdings mit einem deplatzierten Sherlock Holmes. Gewaltig deplatziert eigentlich. Dessen Rolle hätte man weit besser mit Sigmund Freud ausfüllen können, dann hätte man wesentlich mehr draus machen können. Die Hörempfehlung an alle, die sich für die "Affäre Mayerling", Habsburger- und Alt-Wien-Flair begeistern können, bleibt voll aufrecht. Für diese Klientel ist dann auch die Laufzeit kein Problem. Man darf halt bloß nicht die ganze Zeit im Kopf schwirren haben "Kommt da jetzt noch das ganz spezielle Ding, die Loslösung von der historischen Faktenlage, der Holmes-Effekt".
      "The period of the Daddschals dominion is generally set at forty days, the first day being like a year, the second like a month, the third like a week, and the remainder “like your days,” that is, days of normal duration (Kašmīrī, p. 112)"
    • GrimReaper schrieb:

      Die Hörempfehlung an alle, die sich für die "Affäre Mayerling", Habsburger- und Alt-Wien-Flair begeistern können, bleibt voll aufrecht. Für diese Klientel ist dann auch die Laufzeit kein Problem. Man darf halt bloß nicht die ganze Zeit im Kopf schwirren haben "Kommt da jetzt noch das ganz spezielle Ding, die Loslösung von der historischen Faktenlage, der Holmes-Effekt".

      Naja, wenn man bei einem Holmes-Hörspiel den Holmes-Effekt nicht erwarten darf, dann deutet das ja auf ein recht eindeutiges und im Grunde doch eher negatives Fazit hin: Thema verfehlt, oder? :schulter:
    • Aus Sicht eines Deutschlehrers wäre es sicherlich als Themaverfehlung einzustufen. Aber wie ich schon mit meinen Schulaufsätzen bewiesen hab, auch eine Themaverfehlung kann eine gute Geschichte sein 8)

      In diesem Fall ist es halt weder Krimi noch Holmes, aber das, was @gruenspatz sagt.

      Damit sollte nun jeder geneigte Hörer entscheiden können, ob das was für ihn ist oder nicht. Wobei ich durchaus dazu raten würde, einfach Play zu drücken, Stopp kann man später ja noch immer drücken.
      "The period of the Daddschals dominion is generally set at forty days, the first day being like a year, the second like a month, the third like a week, and the remainder “like your days,” that is, days of normal duration (Kašmīrī, p. 112)"
    • Das will ich auch gar nicht in Abrede stellen, nur birgt eine solche Vorgehensweise natürlich immer das große Risiko der enttäuschten Hörer-Erwartung.

      Nichtsdestotrotz kann das Hörspiel für sich genommen natürlich großartig sein. Ist halt nur die Frage, ob das Gros der Hörer bereit und in der Lage ist, es auf diese Weise zu sehen - oder ob es am Ende nicht doch Holmes' geniale Schlussfolgerungen in einem gewitzten Keiminalfall ist, an dem das Ganze gemessen wird.

      Vielleicht wäre dieser Background, verwoben in eine gruselkbabinetttaugliche Geschichte, der bessere Rahmen gewesen?

      So ist natürlich das Risiko groß, dass die vielen Mühen des Autors aufgrund andersgelagerter Erwartungshaltung nicht entsprechend vom Hörer honoriert wird.

      Aber wie dem auch sei...
      Jedenfalls scheint es tatsächlich ein Herzensprojekt von Marc Gruppe gewesen zu sein. Nur wie das mit dem Hinweis auf Stephan Bosenius gemeint ist, erschließt sich mir nicht. Wieso ist es ihm zu danken, dass sich Marc Gruppe dieser Materie angenommen hat? :schulter: