Gruselkabinett - 150 - Herbert West, der Wieder-Erwecker

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    • Gruselkabinett - 150 - Herbert West, der Wieder-Erwecker



      Gruselkabinett - 150 - Herbert West, der Wieder-Erwecker

      Zum Inhalt:
      Herbert West und sein Freund Clyde Simcox studieren seit drei Jahren gemeinsam Medizin an der "Miskatonic Universität" in Arkham. Bereits während dieser Zeit hat West ungewöhnliche Theorien über den Tod und wie er diesen mit Hilfe eines Serums zu überwinden hofft, aufgestellt. Da ihn seine Tierversuche nicht weiterbringen, bittet er den Dekan der Universität, Allan Halsey, um die Zuteilung menschlicher Körper. Entsetzt und von dem Ansinnen angewidert, lehnt dieser nicht nur ab, sondern verbietet dem jungen Mann auch jegliche Fortführung seiner Studien. Doch davon lässt sich ein Herbert West nicht abhalten! Gemeinsam mit seinem Freund Simcox forscht er heimlich weiter, was zu grauenvollen Resultaten führt.

      Zur Produktion:
      Bevor ich im Detail auf das Hörspiel eingehe, möchte ich zunächst Marc Gruppe und Stephan Bosenius zur 150. Folge dieser Reihe herzlich gratulieren! Nicht viele Serien bringen es auf eine so hohe Folgenzahl, was für eine ungebrochene Beliebtheit des "Gruselkabinetts" beim Publikum spricht.
      Sicherlich werden einige Hörer überrascht sein, daß Titania Medien diese Folge, im Gegensatz zur 100. ("Träume im Hexenhaus"), ohne jegliche Extras präsentiert, ganz so wie damals auch die 50. Folge ("Das Gespenst von Canterville"). Mich stört das nicht, und ich gehe davon aus, daß man beim nächsten Jubiläum, der 200, diese Folge dann wieder mit zusätzlichen Boni ausstatten wird.
      Eine Besonderheit gibt es aber doch, nämlich eine bisher in Deutschland unvertonte Story des beliebten amerikanischen Autors H.P. Lovecraft(20.08.1890 - 15.03.1937).
      "Herbert West: Reanimator", so der Originaltitel der Kurzgeschichte, weist gleich mehrere interessante Aspekte auf.
      Lovecraft verfasste sie im Zeitraum von Oktober 1921 bis Juni 1922, doch schon im Februar 1922 begann die Veröffentlichung in der Amateurpublikation "Home Brew", die von seinem Freund George Julian Houtain herausgegeben wurde. Um die Leser möglichst lange an das Magazin zu binden, erschien in den Heften 1-6 jeweils immer nur ein Kapitel. Nach eigenen Angaben wollte der Autor mit seiner Erzählung eine Parodie auf Mary Shelleys "Frankenstein" schaffen, und zur Verdeutlichung erwähnt er, genau wie Shelley, die Gedichte von Samuel Taylor Coleridge.
      Lovecraft war Zeit seines Lebens nicht zufrieden mit dem Resultat und betonte immer wieder, daß er die "Abenteuer" von Herbert West nur wegen der 5 Dollar, die er pro Kapitel erhielt, geschrieben habe. Erschwerend kam hinzu, daß Houtain darauf beharrte, sämtliche Teile der Kurzgeschichte müssten mit einem Cliffhanger enden, was im Kontrast zu Lovecrafts literarischem Stil stand. Aufgrund des Fortsetzungscharakters sah sich der Autor außerdem gezwungen, jedes Kapitel mit einer Einführung zu versehen, in der die bisherigen Ereignisse zusammengefasst werden, um immer wieder auch neue Leser mit ins Boot holen zu können.
      Immerhin findet hier aber die von Lovecraft erfundene "Miscatonic Universität" zum ersten Mal Erwähnung.
      Da etliche maßgebliche Kritiker die Erzählung als eine seiner schwächsten bezeichneten, geriet sie schnell in Vergessenheit, was sich erst mit der Verfilmung im Jahr 1985 ändern sollte.
      Obwohl der Zeichner Ertugrul Edirne sich für die Coverillustration ganz klar an deren Schauspielern orientiert hat, handelt es sich bei Titanias Hörspiel um eine werkgetreue Vertonung der Orignalgeschichte und nicht des Splatter-Klassikers. Doch keine Sorge, auch in der ursprünglichen Handlung geht es ordentlich zur Sache!
      Lovecrafts Stories zu Hörspielskripten umzuarbeiten ist kein leichtes Unterfangen, aber darin hat Autor Marc Gruppe ja mittlerweile bereits einige Übung (siehe Gruselkabinett 24 & 25,39,44 & 45,58,66 & 67,78,90,100,114 & 115,126 & 138). Wie schon in der Vergangenheit, war er auch diesmal gezwungen, sich insofern vom Text lösen, als daß er den Großteil des Geschehens in Dialoge bzw. Spielszenen umschreiben musste, um einen flüssigen Ablauf zu gewährleisten. Die zuvor angesprochenen und für das Hörspiel uninteressanten Wiederholungen hat er natürlich gestrichen. Ebenfalls zurecht gekürzt wurde die Episode mit dem schwarzen Boxer. Während es in der ursprünglichen Fassung mehrere Boxer sind, darunter der erwähnte Farbige, die Wests "Medizin" zu schmecken bekommen, ist es bei Gruppe nur einer.
      Wer die Geschichte im englischen Original nachliest, im Internet zu finden unter en.wikisource.org/wiki/Herbert_West:_Reanimator, wird schnell verstehen, warum der Skriptautor diesen Teil weggelassen hat. Als Kind seiner Zeit hatte Lovecraft kein Problem damit, Schwarze zu verunglimpfen (er vergleicht den Toten sogar mit einem Gorilla) und als minderwertig zu betrachten (weil er nur ein "Neger" ist, funktioniert das Serum bei ihm nicht).
      Im Gegenzug fällt Gruppes Eröffnung etwas ausführlicher aus, und auch das detaillierte Gespräch mit der Vermieterin lässt sich so bei Lovecraft zwar nicht finden, trägt aber wesentlich zur Zeichnung der Protagonisten bei. Sämtliche sonstige Änderungen betreffen nur noch Kleinigkeiten. So verpasst Gruppe dem eigentlich namenlosen Erzähler den Namen Clyde Simcox, und statt der "unzähligen" Versuchstiere bei Lovecraft, konkretisiert Gruppe diese, indem er jede Tierart benennt und hohe Zahlen angibt, um die Absurdität der Versuche noch zu unterstreichen.
      Obendrein trägt der nächtliche Besucher das menschliche Körperteil auch nicht mehr im Mund, sondern in der Tasche.
      Besonders gut fand ich den zusätzlichen Twist ganz am Ende des Hörspiels, auf den ich aber nicht näher eingehen werde, um die Spannung zu erhalten.
      Unterm Strich hat mir diese knapp 71 minütige Hörspielfassung mindestens ebenso gut gefallen, wie die berühmt-berüchtigte Verfilmung.
      Wer die Geschichten von Lovecraft schon gelesen hat, der weiß, daß der Autor selten konkret wird und stattdessen lieber nebulöse Andeutungen macht, welche beim Leser die Phantasie anregen und für ein gewollt unheimliches Gefühl sorgen sollen. Diese Atmosphäre auf ein Hörspiel zu übertragen, ist hier die wahre Kunst, der sich die Köpfe hinter Titania Medien, Stephan Bosenius und Marc Gruppe, erfolgreich stellen!
      Von der ersten Minute an gelingt es beiden, eine düstere, unheilvolle Stimmung aufzubauen, welche den Hörer sofort in seinen Bann zieht.
      Mit Klavier, Geige und dem Synthesizer werden wahlweise beklemmende, langezogene Sounds eingespielt, oder es ertönen dumpfe Schläge, die unwillkürlich Assoziationen an einen Herzschlag auslösen. Wenn es besonders aufregend wird, erklingt auch schon mal eine treibende Melodie, deren dramatischer Unterton sich besonders zum Ende des Hörspiels hin immer weiter steigert. Da wirkt das verhältnismäßig ruhige Stück am Schluß schon beinahe versöhnlich.
      Highlight der Soundkulisse sind für mich aber die vielen verschiedenen Geräusche, welche die einzelnen Szenen erst wirklich lebendig machen.
      Die blubbernden Tinkturen und das Klirren der aneinanderschlagenden Ampullen und Reagenzgläser lassen das Labor akustisch erstehen, während die sonoren Kirchenglocken, zusammen mit den krächzenden Raben, für die nötige Friedhofsstimmung sorgen. Jede knarrende bzw. quietschende Tür klingt individuell, und selbst so unbedeutend erscheinende Töne wie das Rascheln der Zeitung oder ein gelegentliches Stuhlrücken, sind nicht vergessen worden.
      Obwohl mich schon die klangliche Umsetzung der diversen Leichentransporte beeindruckt hat, sind mir vor allem die Kriegsszenen mit der Artillerie und den Granateinschlägen im Gedächtnis geblieben. Beinahe ebenso beeindruckend ist das dumpfe Hämmern innerhalb der Katakomben. Eigentlich ein harmloses, wenig bedrohliches Geräusch, welches hier aber durch den Kontext zum akustischen Terror mutiert.
      Nicht so gut gefallen haben mir die für mich zu dünn klingenden Schußgeräusche des Revolvers, und auch die Schrittgeräusche fand ich nicht immer ganz stimmig. Aber das sind alles unwesentliche Kleinigkeiten, die das Hörvergnügen nicht wirklich beeinträchtigen.
      Die Effekte bleiben im Hintergrund und beschränken sich auf einen leichten Hall, mit dem die Stimmen innerhalb der Universitätsräume unterlegt sind, und dem langen Schrei, der zeitverzögert ausklingt.

      Zu den Sprechern:
      Auch wenn es natürlich in erster Linie um die Titelfigur Herbert West geht, so hat Martin May(Clyde Simcox) doch den größten Textanteil, was nicht zuletzt daran liegt, daß er auch der Erzähler ist. In beiden Funktionen macht May eine ausgezeichnete Figur. Als Berichtender klingt er vor allem bedrückt und von den Ereignissen, welche er erlebt hat, gezeichnet, während er als Figur vor allem eingeschüchtert und gegenüber West geradezu hörig wirkt. In Anbetracht der geschilderten Begebenheiten, ist es einfach nur folgerichtig, daß sich sein Charakter irgendwann in sein unabwendbares Schicksal fügt.
      Ein ganz anderes Kaliber ist dagegen Patrick Bach(Herbert West) in der Rolle des fanatischen Wissenschaftlers, der keine Skrupel kennt, wenn es darum geht, sein Ziel zu erreichen. Bach versieht seinen Part mit der notwendigen Arroganz und der dazugehörigen Menschenfeindlichkeit. Je weiter West in seinen Bemühungen kommt, umso mehr lässt ihn der Sprecher wie einen Wahnsinnigen wirken, treffend unterstrichen durch seine vorgetragene Begeisterung für den 1. Weltkrieg. Besser hätte man Herbert West für mich nicht in Szene setzen können!
      Eine gleichwertige Darbietung liefert auch der großartige Horst Naumann(Allan Halsey) als über alle Maßen empörter Dekan der "Miscatonic Universität".
      Sein Portrait des rechtschaffenen Universitätsvorstehers erinnert mich sehr an sein filmisches Pendant, allerdings ohne die damit verbundenen Anzüglichkeiten.
      Leider gilt das nicht für seine Frau Martina Linn-Naumann(Vermieterin) als spöttische Wohnungsinhaberin. Den süffisanten Ton hat sie zwar perfekt getroffen, aber ihre Darbietung schwächelt, wenn es darum geht, das Entsetzen über die übel zugerichteten Mieter und die Wut über die zerstörte Wohnung auszudrücken. Claudia Urbschat-Mingues(Italienerin) besticht als hysterische, völlig aufgelöst jammernde Südländerin, gleiches gilt für Rainer Gerlach(Italiener), ihren radebrechenden Ehemann, der sich zunächst vor allem um seine Frau sorgt, nur um sich anschließend derart aufzuregen, daß er schon cholerisch erscheint. Normalerweise empfinde ich Doppelbesetzungen ja eher als störend, aber ich muss zugeben, daß mir gar nicht aufgefallen ist, daß Rainer Gerlach(Major) auch noch den Vorgesetzten von West und Simcox in Flandern spricht. Vielleicht liegt es aber auch daran, daß Gerlachs Auftritt als jovialer Armeeangehöriger, trotz aller Prägnanz, recht klein ausfällt. Jedenfalls spielt er auch diese Rolle souverän.
      Peter Weis(Robert Leavitt) ist der zurecht mehr als wütende Handlungsreisende, und Bodo Primus(Wärter) leiht seine Stimme dem vor Entsetzen schlotternden und stotternden Anstaltsbedienstenen.
      In weiteren Nebenrollen treten noch Rolf Berg(Officer) als dienstlich agierender Polizist, Matthias Lühn(Inspektor) als ungläubiger, mehr als skeptischer Beamter, Sascha von Zambelly(Detectiv) als ermittelnder Kollege sowie Marc Gruppe(Friedhofswärter) als vor lauter Grauen schreiender Angestellter auf.
      Der tote Arbeiter, die Leiche in der Universität und der Priester bleiben zwar im Booklet ungenannt, aber ich könnte mir vorstellen, daß auch diese extrem kurzen Rollen von Herrn Gruppe gesprochen wurden.

      Fazit:
      Hörspieladaption die für mich die literarische Vorlage tatsächlich übertrifft und sich nicht hinter der kultigen Verfilmung verstecken muss.

      Das Hörspiel Gruselkabinett - 150 – Herbert West, der Wieder-Erwecker
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      OTR-Fan
    • Wow, mal wieder eine superinteressante, faktenreiche und überaus lesenswerte Rezi! @MonsterAsyl Ein weiteres Mal: Chapeau! :hutheb:

      Nur eines stach mir ins Auge:



      Als Kind seiner Zeit hatte Lovecraft kein Problem damit, Schwarze zu verunglimpfen (er vergleicht den Toten sogar mit einem Gorilla) und als minderwertig zu betrachten (weil er nur ein "Neger" ist, funktioniert das Serum bei ihm nicht).


      Es gab aber durchaus auch sehr viele Zeitgenossen, für die Rassismus damals nicht zum guten oder auch nur normalen Ton gehörte. Wir reden ja immerhin von der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts.

      Lovecraft hat unbestritten seine Verdienste, und man sollte sicherlich nicht sein Schaffen darauf reduzieren, doch Anklänge wie diese dürfen in der Rückschau dennoch äußerst kritisch betrachtet werden, zumal wenn sie mehrfach auftreten und mehr zu sein scheinen als die Charakterbeigabe einer einzelnen, fiktiven Figur.

      Der Hinweis allein auf den zeitlichen Kontext kommt da doch ein bisschen "harmlos" rüber, finde ich. :)

      Aber das nur als kleine Anmerkung, die aber nicht als Kritik oder Angriff zu verstehen ist, sondern nur als kleiner Kommentar zu diesem einen Punkt. :)

      Ich denke und hoffe, Du weißt, wie ich's meine. :drueck:
    • Ich freue mich sehr auf die Folge. Ich habe die Vorlage zwar nicht gelesen, liebe aber Stuart Gordons Filmversion. Leider habe ich aber auch schonmal gehört, daß der gute Lovecraft etwas rassistisch gewesen sein soll. Das konnte ich z.B. bei seinem Freund und Zeitgenossen Robert E.Howard nicht ausmachen.
    • Hardenberg schrieb:

      Der Hinweis allein auf den zeitlichen Kontext kommt da doch ein bisschen "harmlos" rüber, finde ich.
      Naja, das sollte ja nur eine Randnotiz sein, schliesslich hat es ja mit dem Hörspiel an sich nichts zu tun und Gruppe hat diesen Teil ja zu Recht nicht in sein Skript übernommen. Lovecraft deswegen zu verurteilen oder gar zu verteufeln halte ich für unangebracht. Nur die wenigsten, die heutzutage die Geschichten überhaupt noch lesen, werden sich wohl auch mit seiner Person beschäftigen.
      Was hättest Du denn dazu angemerkt?

      Hardenberg schrieb:

      Ich denke und hoffe, Du weißt, wie ich's meine. :drueck:
      Aber ja ^^ :]


      OTR-Fan
    • Stimmt, es bezieht sich nicht aufs Hörspiel, sondern ist Teil dessen, was Deine Rezis so besonders macht: die Einordnung in den Kontext inkl. Abgleich mit der Vorlage. Da bin ich wirklich ein Fan von.

      Was hätte ich angemerkt? :gruebel:
      Im Grunde wohl auch nicht viel mehr als Du, aber vermutlich hätte ich es nicht in Bezug zur Zeit gesetzt, sondern, ganz undiplomatisch, wie ich nun mal bei so etwas bin, das Kind beim Namen genannt: Marc Gruppe hat einige äußerst unappetitliche, weil rassistisch anmutende Details in der Vorlage Lovecrafts, die für den Verlauf der Handlung nicht von Bedeutung sind, bei seiner Umsetzung außer acht gelassen.

      Ich finde, "verurteilen" darf man ihn schon dafür, wenn man mag, weil man eben davon ausgehen kann, dass da mehr vorliegt als die Negativzeichnung eines Charakters, aber verteufeln ganz sicher nicht. Von Zensur halte ich nichts, zumal die Geschichte sich ja nicht an Kinder richtet. Und da der Rassismus ganz offensichtlich nicht wesentlicher Bestandteil des Plots ist, kann man ihn bei einer aktuellen Umsetzung natürlich getrost wegfallen lassen, ohne den Sinn des Werks zu verzerren. Das ist wie bei dem berühmten "Negerkönig" bei Pippi Langstrumpf. Als wenn es für die Handlung einen Unterschied macht, ob es ein "Neger-" oder ein Südsee-König ist. Es macht wohl eher die Beibehaltung einen Unterschied, weil die Negativkonnotation, die heute bei diesem Wort mitschwingt, von Astrid Lindgren ganz sicher nicht beabsichtigt war.
      Ist halt immer die Frage, als was man die Vorlage betrachtet: als literarisches Werk: dann kann man das Wort in diesem Fall getrost streichen, oder als Zeitdokument: dann ist es wesentlicher Bestandteil. Aber natürlich ist jedes Werk zugleich beides. Das macht es ja so schwer.

      Aber ich will das hier jetzt gar nicht vertiefen. :zwinker:

      Ich fand es halt im Kontext zu Lovecraft sehr milde formuliert, aber letztlich geht es um das Werk in seinem Kern und nicht um solche "Randdetails", da hast Du ganz recht.

      Ist halt auch ein persönliches Ding: Ich reagiere extrem allergisch auf jede Form von Intoleranz.

      Also nichts für ungut. :)
    • Erstens tut das gar keiner und zweitens hat eben jeder eine andere Perspektive, von der aus er die Welt betrachtet, und ein Forum ist dazu da, sich darüber auszutauschen.

      Und oft genug bist Du es ja selbst, werte Secu, die gemäß diesem Grundsatz hier einen raushaut. Insofern verwundert die Empörung. :)
    • Habe die Folge 150 nun auch gehört und muss sagen, dass sie gut gelungen ist und aus dem Stoff, den man ja nun nicht gerade als Lovecrafts literarische Meisterleistung bezeichnen kann, rausgeholt wurde, was nur ging! :)
      Ich fand die Umsetzung durchweg unterhaltsam, dazu eine gekonnte Sounduntermalung und perfekt auf ihre Rollen passende Sprecher!
      Insbesondere Patrick Bach als "Herbert West" war einfach top! Man nimmt ihm den Größenwahn und die Skrupellosigkeit seiner Figur vollkommen ab!
      Für mich eine der besten Performances, die ich von ihm je gehört habe! :thumbup:

      MonsterAsyl schrieb:

      Lovecraft war Zeit seines Lebens nicht zufrieden mit dem Resultat und betonte immer wieder, daß er die "Abenteuer" von Herbert West nur wegen der 5 Dollar, die er pro Kapitel erhielt, geschrieben habe. Erschwerend kam hinzu, daß Houtain darauf beharrte, sämtliche Teile der Kurzgeschichte müssten mit einem Cliffhanger enden, was im Kontrast zu Lovecrafts literarischem Stil stand.
      Ja, ich finde, man merkt der Geschichte, trotz allen Bemühens, die Übergänge fließend zu machen, noch ein bisschen diesen "Fortsetzungscharakter" an.
      Es gibt immer wieder kleinere "Höhepunkte", z.B. wenn der nächste "belebte Tote" unterwegs ist. :zwinker:
      Diverse Umzüge, Herausforderungen, die auf Clyde und Herbert als Mediziner warten, der Krieg in Europa, an dem sie teilnehmen, da wird schon einiges geboten.
      Manchmal erschienen mir die einzelnen Ereignisse fast schon zu schnell abgehandelt, man bekam für meinen Geschmack zu wenig Erklärungen.
      Ebenso wie der relativ lässige Umgang mit den Typhusopfern, an denen man sich ja nur allzu leicht selbst hätte infizieren können. :pfeifen:
      Aber ich schätze mal, in einer Geschichte, in der ein Student ein Elixier zum Wiedererwecken Toter entwickelt, nach Logik zu suchen, ist eher deplatziert. :biggrin: Hätte Lovecraft sicher auch gesagt. =)

      Von diesen inhaltlichen Kleinigkeiten, die andere sicher in keinster Weise gestört haben, mal abgesehen, bin ich vollauf zufrieden mit der Folge 150!
      Ist für mich definitiv eine, die ich noch öfter hören werde.
    • Erst einmal :danke: für diese tolle Rezi und die erläuternden Hintergründe zur Entstehung der Story. :hutheb:

      Dass Lovecraft nicht zufrieden war mit dieser Geschichte glaube ich gerne.

      Wie wohl die meisten hier mag auch ich lieber seinen eher unterschwelligen Horror.

      Nichtsdestotrotz hat mir das Hörspiel nach der ersten Verwunderung (Häh, das ist Lovecraft? :gruebel: ) gut gefallen.
      Irgendwie ging das dann tatsächlich immer mehr in Richtung Parodie, und der Kopf war dann die Krönung.
      Das Hörspiel macht Spaß. :]

      Gruß, Frank
      Wo Leidenschaft ist, da ist auch Hoffnung.
    • So, ich habe nun mit Herbert West die dritte Gruselkabinett-Folge unter den neueren gehört und kann leider meinen Lobhudelei-Hattrick nicht voll machen, was aber zuallererst der Geschichte selbst geschuldet ist.

      Ich bin ja nun eh kein großer Freund von Lovecraft-Geschichten (ich halte ihn mittlerweile auch für überschätzt), aber diese Geschichte ist ja nun wirklich sehr einfallslos. Eine Parodie auf Mary Shelleys Frankenstein sollte es sein, lese ich bei MoAs? Nun, von einer Parodie kann ich nichts sehen, eher ist es ein müder Abklatsch, dem aber die wesentlichen Beigaben, die das Original so fesselnd und einzigartig machen, fehlen.
      Die Experimente wiederholen und wiederholen sich - und noch dazu werden die Entwicklungen rund um die Wieder-Erweckten immer absurder. Im Zusammenhang mit dieser Geschichte fällt öfters das Wort "Trash". Ich halte das für zutreffend und angemessen.

      Immerhin - und das ist immerhin etwas - wird in dieser Geschichte tatsächlich auch gehandelt. Die Figuren tun also tatsächlich auch mal etwas. Trotzdem ist mir hier wieder deutlich das alte Problem von Titania Medien aufgefallen: dieses wirklich permanente und ohne die geringste Pause vorangetriebene Gerede.
      Klar, ein Hörspiel lebt ganz wesentlich von den Dialogen, aber eben nicht nur. Die Neigung von Marc Gruppe, alle wichtigen Elemente einer Geschichte einzig und allein über Dialoge transportieren zu wollen und überdies jede "echte" Handlung von einem pausenlosen Geschnatter begleiten zu lassen, ist manchmal wirklich ermüdend. Da wünschte man sich hin und wieder einen Marco Göllner, der eingreift und mal etwas inszeniert, bei dem man selbst als Hörer mal etwas genauer hinhören muss, um zu erfassen, was gerade vor sich geht. Bei Titania handeln die Menschen - und kommentieren/erklären/erläutern ihre Handlungen ohne Unterlass, was jeglichen Raum für Nachhall oder Bedrückung unmöglich macht. So etwas geht unter im unentwegten Hin und Her der Sprecher.

      Ich hätte mir gewünscht, dass diese zugegeben trashige Handlung mit immerhin einigen Wechseln, auch an Orten, dadurch dynamischer gestaltet worden wäre, dass man die Figuren phasenweise wirklich nur mal "nur" handeln ließe. Momente der Stille oder des Schweigens einführen. Die Handlung, das Agieren der Personen (quasi indirekt) für sich sprechen lassen.

      Das alles fällt hier nicht hochdramatisch aus, weil die Vorlage offensichtlich genügend Motive bietet, um das Hörspiel nicht allzu statisch ausfallen zu lassen, aber sichtbar ist dieses alte Dilemma schon: Wenn die Originalgeschichte eben dies nicht zu bieten hat, sind wir wieder mitten im alten Problem.

      Ein weiterer Punkt, den ich in meinen Kritiken ebenfalls schön häufiger angesprochen habe, ist die Sprecherführung durch die Regie bzw. die Art, wie Charaktere angelegt sind. Hier stört mich häufig die an Schwarzweiß-Zeichnung grenzende Scharfkonturierung der Figuren. Die dann von manchen Sprechern noch mit eine überdeutlichen Interpretation verstärkt wird. Wie hier von Patrick Bach.

      Ich weiß, viele mögen Patrick Bach und sein Spiel sehr gern. Ich kann mich dem leider nicht ganz anschließen. Mir ist er eigentlich immer zu sehr drüber. Man merkt seinem Spiel, wie ich finde, immer viel zu sehr an, dass er hier eine Rolle spielt, und er tut dies meist, indem er das Schlagwort, unter dem seine Figur verortet ist, überdeutlich betont. Den arroganten Schnösel spricht er mit arrogant-näselnd zugespitztem Hochmut, den fiesen Finsterling mit grimmig-kalter Oberboshaftigkeit. Für mich klingt das im Grunde nie authentisch, sondern immer bemüht. Ganz anders etwa als ein Matthias Lühn, der seine Figuren regelrecht in sich einzusaugen scheint und sie dann richtiggehend "lebt" in seinem Spiel. Patrick Bachs Figuren klingen nach meinem Eindruck immer wie: "Patrick Bach spielt..." und eben nicht wie Figur XY.

      Insgesamt war das Hörspiel ganz okay.
      Es war bei weitem kein Überflieger, aber auch kein Totalausfall.
      Ein (mit Abstrichen) recht kurzweilig und unterhaltsam gehaltenes Hörspiel, das nicht groß in Erinnerung bleibt.

      Wenn ich's anhand von Sternen bewerten sollte, gäbe ich

      :st: :st: :st: :st2: :st2: