Spotify vs. Audible - Kampf der Giganten oder friedliche Ko-Existenz?

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    • Spotify vs. Audible - Kampf der Giganten oder friedliche Ko-Existenz?

      Ich würde gern mal wegkommen von der moralischen Bewertung des Nur-Streamens usw. und mal hinterfragen, was Ihr meint, wie sich die Hörgewohnheiten der Hörspiel-Interessierten in den nächsten Jahren weiterentwickeln wird.

      Es geht mir hier nicht so sehr um die moralische Einordnung. Zumindest von den hier längst etablierten Usern ist die Meinung zu Streaming-Diensten usw. ja hinreichend dargelegt. Insofern bitte ich beide Seiten, dieses Thema nicht als Plattform für ideologische Schlachten zu nehmen (dafür gibt es andere Threads :zwinker: ), sondern auf die Fragestellung zu fokussieren.

      Mir ist aufgefallen, dass Audible auch immer mehr Fremdproduktionen über seine Plattform anbietet. So ist es möglich, wie es ja auch @Cherusker ganz gezielt gemacht hat, seine Sammlung sukzessive, wenn man es denn wünscht, auf Audible zu verlagern oder neue Hörspiele als Kauf-DL einfach an einem Ort zu bündeln und darüber zu hören. Das eröffnet natürlich vielfältige Möglichkeiten und bietet für diejenigen, denen das wichtig ist, immer auch die Möglichkeit, die jeweiligen Werke zu besitzen. Sie können einem also nicht entzogen werden, wie es wohl zB mit der Hörspielserie Seven jüngst geschehen ist, die wohl einfach aus den Streaming-Portalen verschwunden ist.

      Laut einem Artikel, auf den Cherusker vor einiger Zeit mal hinwies, hat sich die Zahl der bei Audible heruntergeladenen Hörstunden in den drei Jahren bis Ende 2018 verdoppelt - auf 140 Millionen digitale Hörstunden (was aber sicher Hörspiele und Hörbücher betrifft, aber immerhin!) Und Produzent Tommi Schneefuß wird mit dem Satz zitiert, das Medium Hörspiel erlebe zur Zeit ein Revival. Von Katerstimmung also keine Spur.

      Andererseits ist das (Nur-)Streamen mit seiner Fülle an wählbaren Titeln und vom Preis her natürlich nahezu unschlagbar.

      Vergleicht man beides, ist eigentlich kaum mehr denkbar, dass ein dritter Weg über kurz oder lang überhaupt noch eine nennenswerte Rolle spielen wird.

      Glaubt Ihr, dass dies die beiden Säulen des Hörspielmarktes sein werden (Radio mal außenvor gelassen) - oder sehr Ihr die Möglichkeit, dass eines der beiden Modelle zugunsten des anderen langfristig scheitern wird?

      Beide Firmennamen sind als Platzhalter zu nehmen. In erster Linie geht es um die jeweilige Praxis, für die sie stehen.

      Auf der einen Seite das Modell Nur-Streaming (ohne Kauf) und auf der anderen Seite so etwas wie "Stream MIT Kauf", wie es Audible im weitesten Sinne praktiziert.
    • Ich würde mal sagen, die beiden werden auch weiterhin nebeneinander existieren. Da Spotify hauptsächlich Musik zum Streamen anbietet und Hörspiele/Hörbücher nur eine Nische darstellen, wird sich das nicht großartig auswirken.

      Audible ist hauptsächlich (noch oder wahrscheinlich auch weiterhin) im Hörbuchmarkt aktiv. Auf Grund der Größe (amazonzugehörig) wird sich da auch so schnell nichts ändern. Ich denke, die hörspielinteressierten Kunden werden dort auch "Fremdproduktionen" kaufen, die sie nicht nur streamen, sondern als Download haben möchten, da sie eh schon Kunde dort sind und bequem in der App hören können.

      :moin2:
    • Ich sag mal so. Bei Audible kaufe ich mir Sachen die mich stark interessieren und dort entweder exklusiv oder am günstigsten zu haben sind.

      Wenn ich Hörspiele oder Hörbücher die es bei Audible gibt auch auf Spotify finde, dann reicht mir Spotify aus.
    • Hardenberg schrieb:

      Glaubt Ihr, dass dies die beiden Säulen des Hörspielmarktes sein werden (Radio mal außenvor gelassen) - oder sehr Ihr die Möglichkeit, dass eines der beiden Modelle zugunsten des anderen langfristig scheitern wird?
      Ob man sich diese beiden nun ausgerechnet als "Säulen" wünscht oder nicht, ich schätze mal, sie werden es in der Zukunft mehr oder weniger sein.
      Die Systeme funktionieren, bei Audible ist das entsprechende Geld dahinter, denn man macht ja auch noch ordentlich welches via Hörbücher und kann die Hörspiele, quasi nebenher, relativ aufwenidg produzieren, sich auch an "besondere" Stoffe wagen, ohne Angst haben zu müssen, damit finanziell zu scheitern.
      Außerdem bietet man viele "Fremdproduktionen" unterschiedlichster Art zum Kauf-DL an, Tendenz stetig steigend.
      Das gefällt den Hörern, die sich auf Audible und seine DL-"Herausforderungen" :zwinker: einlassen, und das werden ja auch immer mehr.

      Spotify bietet denjenigen (fast) alles, denen es genügt, sich ein Hörspiel, ähnlich wie in einer gut sortierten Bibliothek, einfach nur mega günstig auszuleihen und das zu nehmen, was vorrätig ist. Wobei sich dieses Angebot ja auch stetig erweitert.
      Gefällt ebenfalls vielen Hörern, darüber müssen wir gar nicht mehr groß reden.

      Also könnte ich mir durchaus vorstellen, dass beide Modelle sehr wohl und sicher auch relativ problemlos nebeneinander weiterexistieren können.
      Nur bin ich ja auch niemand, der den Markt genügend genau kennt, um zu wissen, wie schwarz die Zahlen sind, die beide schreiben.
      Ist also reine Spekulation.

      Zum Glück sind ja aber die "Säulen" nicht alles, sondern es gibt hoffentlich auch noch eine Weile die kleineren "Stützen" oder "Eckpfeilerchen" des Hörspielgenres. :zwinker:
    • Ich glaube nicht an eine friedliche Koexistenz zwischen den beiden Modellen.

      Für mich persönlich ist es kein kriegsentscheidender Vorteil, dass ich bei Audible Besitzer der Datei bin. Die jungen Leute und ich ticken da wohl einfach anders :D

      Aber es ist für mich auch nicht entscheidend, dass ich bei Spotify und Deezer jeden Monat so viel hören kann, wie ich will. Denn ich höre eh nicht 40 Stunden, weil ich in manchen Monaten mehr Zeit mit dem Podcast Addict verbringe als auf Spotify. Oder eben in manchen - so wie gerade - jetzt auf Audible. Klar, da krieg ich für den Zehner jetzt nur paar Stunden, aber so denn ich es wollte, könnte ich auch zwei halbe Guthaben verwenden und käme dann auch auf 20 Stunden Hörmaterial.

      Beide Dienste bieten also im Prinzip alles, was der Hörer braucht. Der reine Kommerzvielhörer, der kein Wiederholungstäter ist, wird natürlich mit Audible nicht weit kommen, da sind Spoti und Co. einfach deutlich attraktiver.

      Aber interessant wird die Schlacht um Nutzer, wenn Amazon mit Amazon Music Unlimited die grobe Attacke gegen die anderen Streamer reitet. Munition hat man genug mit den ganzen Audible-Exklusiv-Produktionen. Man muss nicht einmal wöchentlich ballern, es reicht schon eine Produktion im Monat und AMU hat einen ganz mächtigen Vorteil gegen die Konkurrenz.

      An einen dritten Weg glaube ich nicht, wohl aber, dass sich andere wie Deezer auch ihre Nischen basteln können.
      "The period of the Daddschals dominion is generally set at forty days, the first day being like a year, the second like a month, the third like a week, and the remainder “like your days,” that is, days of normal duration (Kašmīrī, p. 112)"
    • Ich glaube auch nicht an eine friedliche Koexistenz zwischen den beiden Modellen. Denn den Konkurrenten in seinem Tun gewähren zu lassen, heißt irgendwo auch sich selbst aufzugeben und den Stillstand zu akzeptieren. Und jetzt nur mal rein betriebswirtschaftlich gesehen heißt Stillstand immer Rückschritt, was sich so oder so dann schädlich auf die Umsatz-/Gewinnzahlen auswirken wird. Das mag kein Aktionär und will kein Unternehmen; gerade in dieser Größendimension. Denn wenn erst einmal dringend benötigtes Kapital abgezogen wird, beschleunigt sich die "Abwärtsspirale". Audible könnte so ein Problem deutlich entspannter angehen, weil ausreichend Kapital von der Muttergesellschaft bereitsteht; ob sie es tun sei einmal dahin gestellt. Aber Spotify wird hier in Zukunft deutlich mehr auf "Krawall" bebürstet sein, weil es hier deutlich mehr zu verlieren gibt. - Es wird ein Drahtseilakt werden; ja.
    • Zunächst einmal vielen Dank für die spannenden Antworten.

      Securitate schrieb:

      Aber Spotify wird hier in Zukunft deutlich mehr auf "Krawall" bebürstet sein, weil es hier deutlich mehr zu verlieren gibt. - Es wird ein Drahtseilakt werden; ja.

      Was könnte Spotify denn machen, um sich gegenüber Audible besser in Position zu bringen?

      Welche Art "Krawall" wäre denkbar?

      +++

      Ein großes Pfund von Audible sind ja die Eigenproduktionen. Die locken die Kundschaft und bindet sie für weiteres.

      Werden wir hier langfristig unter Umständen eine Zweiteilung des Marktes erleben: neue und herausragende (vielleicht auch kostspieligere) Produktionen zunächst über Audible - und Zweitverwertung sowie massenkompatible Hörspielware über die reinen Streaming-Dienste?
    • Hardenberg schrieb:

      Was könnte Spotify denn machen, um sich gegenüber Audible besser in Position zu bringen?
      Die Königsfrage. Ich sehe - Stand 16.08.2019 (906866 bei 1.619€ - A2JEGN bei 133€ - 865985 bei 184€) - Amazon im Audiobusiness weit besser aufgestellt als die Konkurrenz. Man hat das günstigste Angebot für lächerliche vier Euro im Monat (AMU auf einem Echo) als auch das einzige für Besitzenwoller mit Audible. Und die angesprochenen Synergien in der Hinterhand, die erst gehoben werden wollen.

      Spotify und Deezer haben zwar ein interessantes Geschäftsmodell, aber mit einer katastrophalen Schwäche, der Vertrieb in Sachen Werbung ist debakulös. Dafür habe ich keine Erklärung, ich wüsste keinen Grund, warum die Werbekunden das Radio so sehr präferieren. Streaming bietet doch viel mehr, voll auf eine Zielgruppe zuschneidern statt Gießkanne, Videoformat, Rückkanal ...

      Aber wenn man das nach so vielen Jahren nicht auf die Reihe bekommen hat, dann wird es wohl auch nix mehr werden. Wobei ich natürlich nur Deutschland und ein paar asiatische Länder kenne, vielleicht funktioniert es ja in den USA wenigstens.
      "The period of the Daddschals dominion is generally set at forty days, the first day being like a year, the second like a month, the third like a week, and the remainder “like your days,” that is, days of normal duration (Kašmīrī, p. 112)"
    • Wahrscheinlich sind Hörspiele aber auch für Spotify nicht wirklich ein Thema, oder?

      Das ist doch wohl eher etwas, was quasi so nebenbei mitgenommem wird, aber weit entfernt vom Kerngeschäft ist, nicht wahr?

      Im Gegensatz zu Audible, bei denen man sich leisten kann, will und muss, sich im Markt ganz konkret und auch in Abgrenzung zu allen anderen zu positionieren. Unser Glück also, dass der Markt so ist, wie er ist, und Audible die Möglichkeit bietet, mit anspruchsvollen Produktionen das Angebot zu bereichern.

      Im Grunde kommen wir damit indirekt auch auf die Fragestellung in einem anderen Thread zurück. Spotify wird natürlich keine Eigenproduktionen einführen. Aber wird es über kurz oder lang Produktionen für Spotify geben - die also gezielt im Hinblick auf die optimale Vermarktbarkeit via Stream produziert werden?

      Und wie könnten solche Hörspiele dann aussehen in Abgrenzung zum Audible-Hörspiel?
    • Hardenberg schrieb:

      Wahrscheinlich sind Hörspiele aber auch für Spotify nicht wirklich ein Thema, oder?

      Das ist doch wohl eher etwas, was quasi so nebenbei mitgenommem wird, aber weit entfernt vom Kerngeschäft ist, nicht wahr?
      Das kann man so nicht sagen, auch wenn das Wording sich mittlerweile geändert hat. "Podcast" ist ein großes Ding, in diesem Feld werden jetzt die Hörspiele auch einsortiert.

      Hardenberg schrieb:

      Und wie könnten solche Hörspiele dann aussehen in Abgrenzung zum Audible-Hörspiel?
      Deezer ist ja hier noch aktiver als Spotify, deren Blog zeigt doch recht deutlich, wohin die Reise geht:
      deezer-blog.com/de/tag/deezer-originals/

      Audible hingegen muss sicherlich für das gute Geld der geneigten Hörer viele, viele Stunden Qualität am Stück liefern.

      Hardenberg schrieb:

      Spotify wird natürlich keine Eigenproduktionen einführen. Aber wird es über kurz oder lang Produktionen für Spotify geben - die also gezielt im Hinblick auf die optimale Vermarktbarkeit via Stream produziert werden?
      Ich denke, dafür gibt es die perfekte Blaupause mit Der Abgrund. Hier hat Der Hörverlag ja nun gewaltig Geld in die Hand genommen und ein "nichtkommerzielles" Hörspiel im perfekten Format als Audiobewerbung für Spotify, Deezer und alle anderen Interessenten produziert.

      Der Hörverlag schrieb:

      Deshalb gibt es jetzt unsere Submarke Hörverlag Serials. Seit uns das Podcast-Fieber gepackt hat, arbeiten wir an der Kreation von Fiction Podcasts für den deutschsprachigen Markt – wichtig sind uns beste Qualität und ein Suchtfaktor in Serie. Wir starten im Juni mit DER ABGRUND von Melanie Raabe und planen weitere Podcast-Projekte für diesen Herbst und für 2020. Wir sorgen laufend für neuen Stoff. Und freuen uns über Feedback, Fragen oder Anregungen.
      "Suchtfaktor in Serie", das ist auch meiner Meinung nach das Stichwort für die Zukunft des kommerziellen Hörspiels. Aber keine Sorge, die komplett inspirationslose Wohlfühl-Nostalgik für die Kassettenkinder der 1980er Jahre wird es natürlich auch weiter geben ;)
      "The period of the Daddschals dominion is generally set at forty days, the first day being like a year, the second like a month, the third like a week, and the remainder “like your days,” that is, days of normal duration (Kašmīrī, p. 112)"
    • Ich gehe eigentlich auch nicht davon aus, dass eine der beiden Varianten die andere komplett verdrängen wird. Aber es mag sein, dass sich der Markt verändern wird, und jede der beiden Spielarten irgendwann für eine bestimmte Art von Hörspiel stehen wird.

      So, wie der HörVerlag das zu praktizieren scheint, dient das doch sicherlich auch vor allem der Eigenwerbung. Über diesen Weg versucht man ja vielleicht auch, Interessierte für die Kaufprodukte zu gewinnen. Das eine und das andere muss sich also nicht ausschließen. Aber man wird auch kein Interesse daran haben, sich selbst Konkurrenz zu machen. Insofern finde ich die weitere Entwicklung durchaus spannend.

      Beides kann ja nur nebeneinander bestehen, wenn das eine sich durch bestimmte Merkmale von dem jeweils anderen deutlich abhebt. Da Spotify & Co. in erster Linie durch den Preis und die Verfügbarkeit bestechen, etabliert sich Audible wohl als Brutstätte für Premiumprodukte. Quasi (und wertfrei gemeint) in einer Welt der schnellen, bequemen und günstigen Küche das gute Restaurant, für das man bereit ist, etwas aufzuwenden.
    • Hardenberg schrieb:

      ... etabliert sich Audible wohl als Brutstätte für Premiumprodukte. Quasi (und wertfrei gemeint) in einer Welt der schnellen, bequemen und günstigen Küche das gute Restaurant, für das man bereit ist, etwas aufzuwenden.

      Ah, ein Küchenvergleich! =)

      Dann ist Spotify das "All-you-can-eat-Buffet"; in der Bezahlversion dann das "Premium-All-you-can-eat-Buffet"
      Eins und eins ist zwei -- von London bis Shanghai!

    • GrimReaper schrieb:

      Spotify und Deezer haben zwar ein interessantes Geschäftsmodell, aber mit einer katastrophalen Schwäche, der Vertrieb in Sachen Werbung ist debakulös. Dafür habe ich keine Erklärung, ich wüsste keinen Grund, warum die Werbekunden das Radio so sehr präferieren. Streaming bietet doch viel mehr, voll auf eine Zielgruppe zuschneidern statt Gießkanne, Videoformat, Rückkanal ...
      Ich hab jetzt ein paar Tage Spotify DE free gehört und bin absolut schockiert über eine extreme Schwäche in Sachen Werbekunden. Das ist ja wie wenn sie letzte Woche den Geschäftsbetrieb aufgenommen hätten! Das ist nicht debakulös, das ist letal.

      Und in diesem Sinne ist die neue Attacke von Amazon sehr spannend:
      connect.de/news/amazon-music-k…n-alexa-echo-3199771.html

      Amazon kann nämlich diese Werbeblöcke im Gegensatz zu Spotify und Deezer auch mit Eigenwerbung füllen, die weit über das immergleiche "Kauf Premium" hinausgeht.

      Daher prognostiziere ich: There will be blood. Aber nicht das von Amazon.
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    • Ich finde, es ist mal wieder an der Zeit für eine "Bilanz".

      Ich muss sagen, dass ich nach wie vor sehr froh bin, dass der kommerzielle Hörspielmarkt nicht bloß Spotify & Co überlassen wird, sondern sich Audible als stilprägende zweite, starke Säule fest etabliert hat.

      Streaming ist nicht aufzuhalten. Das scheint schon so zu sein. Einige Label wie EUROPA und maritim setzen explizit darauf. Ich habe das mittlerweile akzeptiert und habe mein Credo insoweit relativiert, dass ich nun auch nicht mehr päpstlicher als der Papst sein werde. Für mich gibt es keine generelle Kaufverpflichtung meghr. Label, die sich klipp und klar Pro-Stream aussprechen, werden von mir nun auch nur noch gestreamt. Das trifft unter anderem auch Titania Medien, wo es mir bis zu dem Interview, in dem sich Marc Gruppe explizit positiv zum Stream der Gruselkabinett-Hörspiele äußerte, eine innere Pflicht gewesen war, jedes Hörspiel zu kaufen.

      Andere, bei denen ich den Eindruck habe, dass sie sich eher widerwillig der Marktmacht fügen, wie etwa Oliver Döring, werden auch weiterhin gekauft. Auch bei Interplanar und den Ohrenkneifern bleibt der Kauf die erste Wahl.

      Aber ich schweife ab...

      Für mich zeigen neue Staffelhörspiele wie VIDAN, Hyde away oder Und auf Erden Stille, dass etwas von dem, was Audible vorlebt, als Option für die Zukunft gesehen wird - und dass es neue Formen von Hörspielen gibt, die sich nicht mehr eindeutig in dieses Entweder-oder-Schema pressen lassen. Ich finde das gut. Es bietet eine Option sowohl für die Streamer als auch die Käufer und vor allem auch die CD-Hörer.

      Gleichzeitig bleibt Audible, was die Auswahl der Stoffe angeht, ein leuchtendes Vorbild auch für inhaltliche Qualität. Insofern bleibt dieses Haus für mich, was die Geschichten selbst und eben nicht bloß die Form angeht, ein gewichtiger Gegenpol zu Spotify, wo im Grunde die schiere Masse zu inhaltlichem Mittelmaß verführt.

      Alles in allem bin ich heute noch ein wenig zuversichtlicher als noch vor einem Jahr, was die Zukunft des Hörspiels, so wie ich es mag, angeht.
      Und das ist nicht zuletzt auch Audible zu verdanken, nach meinem Dafürhalten.
    • Das sehe ich auch so, @Hardenberg - gerade durch audible & Co. bleibt der Hörspiel/Hörbuch Markt doch lebendig. Wenn sich das Hörspiel dem Streaming Trend widersetzt, wäre es bald tot. Also kann man das eigentlich nur gut finden. Die andere Kehrseite ist, das wir Kassettenkinder-Nostalgie Fans natürlich Abschied nehmen müssen von Datenträgern. Das fällt auch mir schwer, ich liebe meine Datenträger und werde die auch solange es sie gibt kaufen.

      Man muss sich alleine mal das Hörverhalten anschauen, ein Beispiel: Ich kaufe mir eine neue Gruselkabinett Folge, pack sie aus, schau mir das Inlay an, schau mir das Cover an, drehe und wende das Ganze mal....und höre mir die Folge dann doch im Stream an, einfach weil portabel und easy. Das ist ja schon ein wenig Banane wenn man ehrlich ist. Denn, außer dem absoluten Hörspielfan-Kreis, braucht die CD keiner. Schon gar nicht die Generation die jetzt nachrutscht - die juckt das nicht die Bohne.

      Ich versuche meine Serien noch auf CD zu vervollständigen, bevor es sie nicht mehr gibt, höre aber aus Komfortgründen auch zu 90% den Stream. Die Argumente gegen Spotify "ja, aber dann hast du ja nur ein temporäres Nutzungsrecht bei aktivem Abo" finde ich weit her geholt. Dann stoppe ich mein Abo und wenn ich lustig bin starte ich es wieder. Und wenn spotify tot ist, dann gibt es Dutzend andere Anbieter...also, das ist die Zukunft und die stirbt auch nicht mehr ab.

      Und doch werde ich immer wieder eine CD, MC oder LP rauskramen und mich daran erfreuen. Ich hatte auch schon die Idee einfach alles Neue zu ignorieren und mich an den, weiß ich was, sagen wir mal 2000 Hörspiel Datenträgern zu erfreuen. Spart Geld und ich kann, auch wenn ich digital höre, immer zum Datenträger greifen. Und wenn ich ehrlich bin, storymäßig würde mir das auch genügen, da wäre genug Auswahl. Früher hatte man auch nur 10 Kassetten und hat die durchgenudelt...aber ich würde es wohl doch nicht durchstehen wenn alle über die neuen tollen Sachen quatschen und ich wäre da raus...

      Hach ja, harren wir der Dinge :)

      Ich denke spotify und audible können gut nebeneinander leben, weil ja auch ein anderes Konzept dahintersteckt. Die Frage ist, was passiert wenn es künftig fast nur noch audible Produktionen gäbe (was ich mittelfristig nicht sehe) die man auf spotify nicht hören könnte? Aber irgendwann wird auch die Amazon Macht fallen, dann rückt wer anders nach - momentan nicht vorstellbar, aber natürlich wird es kommen, wie alles unterliegt auch das dem Wandel.
    • Hardenberg schrieb:

      Andere, bei denen ich den Eindruck habe, dass sie sich eher widerwillig der Marktmacht fügen, wie etwa Oliver Döring
      Ich hatte eher das Gefühl, dass Oliver Döring mit größter Freude den Klotz am Bein "kommerzielle Verwertung" an seine beiden Partner abgegeben hat.
      "The period of the Daddschals dominion is generally set at forty days, the first day being like a year, the second like a month, the third like a week, and the remainder “like your days,” that is, days of normal duration (Kašmīrī, p. 112)"
    • Mein Eindruck war ein anderer. Auf mich wirkte es nicht so, als wäre er aus eigenem Antrieb und voller Begeisterung mit maritim eine Kooperation eingegangen, sondern eher gezwungenermaßen, um überhaupt noch eine Chance am Markt zu haben. Und dass er jetzt in seinem Shop ein Abo-Modell anbietet, spricht ja auch nicht gerade dafür, dass er mit der Verwertung gar nichts mehr zu tun haben will. Es wäre ihm sicher lieber, sein Auskommen über den eigenen Shop bewerkstelligen zu können. Ist aber nun mal leider unrealistisch. :)