Licht und Schatten, Genie oder Wahnsinn? - Die Welt des Marco Göllner
Marco Göllner, am 19. Oktober 1971 in Herford geboren und studierter Medienpädagoge, ist, wie es scheint, eine der umtriebigsten Persönlichkeiten, die das kommerzielle Hörspiel zu bieten hat. So bereichert er den tristen Alltag dieses Landes nicht nur durch seine Mitwirkung an unzähligen Hörspielen, sondern war zudem fester Bestandteil des Podcasts Fest & Flauschig von Jan Böhmermann und Oli Schulz, bei dem er bis 2018 das Intro sprach, lebt mit seinen Mitstreitern unter dem Namen Calm Wizardry seine musikalische Seite aus und ist zudem seit 2018 auch noch Bestseller-Autor mit Geschichten um seine geliebte Oma Martha, bei der er die ersten Jahre seines Lebens verbrachte.
Aus der deutschen Hörspielszene ist Göllner heute kaum mehr wegzudenken. Zunächst hauptsächlich als Sprecher aktiv, widmete er sich bald Sound Effects oder Schnitt, ehe er schließlich auf den Regiestuhl rutschte und der Öffentlichkeit Werke schenkte, die heute fester Bestandteil jeder gut sortierten Hörspielsammlung sein dürften. Angefangen bei der Chronologie der letzten Tage über das Gruselhörspiel Open the door bis hin zu den ersten 24 Folgen der äußerst beliebten Serie Dorian Hunter – Marco Göllner schafft es stets, einem gängigen Genre neue und originelle Seiten abzutrotzen. Seine Originalgeschichte Goldagengarden, ein rasanter Thriller im Kunstsammler-Milieu von 2010, darf wohl bereits heute als eine Art moderner Klassiker gelten, für die er im Jahr 2011 den Ohrkanus für die beste Regie gewinnen konnte.
Im Verbund mit Mastermind Oliver Döring erschuf er zudem mit der Serie Fallen einen absurd-genialen Mix aus Mystery und Phantastik, gepaart mit einer dicken Prise Humor, deren ungewöhnliche akustische Hörweise ein weiteres Mal das Potential dieses Hörspielmachers voll aufzeigte.
Aber auch im Leben dieses so talentvollen Hörspielmachers verlief nicht alles reibungslos. So endete die Zusammenarbeit mit dem Label Zaubermond, für das er die Serie Dorian Hunter inszenierte, glaubt man dem, was darüber erzählt wird, ebenso plötzlich wie unbefriedigend. Auf diese Weise um die ganze Klaviatur der Hörspielkunst gebracht, verzögerte sich die Umsetzung der durch ein erfolgreiches Crowdfunding in die Wege geleitete Fortsetzung seiner Erfolgsserie Goldagengarden um viele Jahre, bis sie nun endlich für den Herbst dieses Jahres unter dem Titel Goldagengarden X – Die schwarze Dame angekündigt wurde. Und auch die Zusammenarbeit mit Oliver Döring verlief nicht wie geplant: War Fallen zunächst als abgeschlossene Mini-Serie in sechs Teilen angekündigt, ließ man sich wohl vom großen Zuspruch dazu verleiten, die Geschichte in eine zweite Runde zu schicken, was, wie viele vermuten, zu einer Überarbeitung des ursprünglichen Skripts und großer inhaltlicher Kritik führte. Noch dazu machte der Druck eines veränderten Hörspielmarkts einen Umbau bei Imaga notwendig, dem nicht nur die zweite Staffel von Fallen, sondern auch generell Göllners Mitwirkung bei diesem Label zum Opfer fiel.
Aktuell hört man von Marco Göllner hauptsächlich in seiner Funktion als Skriptautor, die er für das Label HolySoft einnimmt. Dort sind bereits mehrere Hörspiele nach Bearbeitungen unter seiner Feder erschienen, so etwa In 80 Tagen um die Welt oder Hänsel und Gretel. Gelegenheiten zur Regie bieten sich momentan, wie es scheint, nicht. Allerdings ist Göllner derzeit, wie man sowohl bei facebook als auch bei Twitter miterleben darf, auch vollauf damit beschäftigt, den Erfolg seiner autobiographisch geprägten Bücher auszukosten. Es sei ihm gegönnt.
Ich möchte diesen originellen und vielseitigen Hörspielmacher heute einfach mal als Aufhänger für eine neue forumsinterne Reihe machen, nämlich die Hörspielmacher im Fokus, mit der ich den Anstoß dazu geben möchte, mich zusammen mit Euch ein wenig genauer der jeweiligen Persönlichkeit zuzuwenden, genüsslich das bisher erbrachte Oeuvre zu überblicken und darüber zu diskutieren, was von den einzelnen Stationen zu halten ist.
Gölnner eignet sich für mein Empfinden besonders gut dazu, weil sich, wie es scheint, an ihm die Geister scheiden, nicht er seit die Fortsetzung seines Meisterwerks Goldagengarden auf sich warten ließ. Aber Göllner ist mehr als nur ein fragwürdiges Crowdfunding. Viel mehr. Und darum soll dies allein auch nicht der Fokus sein, sondern sein Gesamtschaffen.
Als Macher, der sowohl für Buch als auch Regie zuständig ist und vielleicht obendrein noch eine tragende Rolle spricht, ist es ja in den letzten Jahren sehr ruhig um ihn geworden. Jetzt, nach seinen Bucherfolgen, wäre es denkbar, dass er die notwendige finanzielle Unabhängigkeit besitzt, um wieder in die Vollen zu gehen. Die Frage ist natürlich, ob er das jetzt noch will.
Ich selbst bekenne, dass ich mir noch sehr viel mehr von diesem begnadeten Hörspielmacher wünsche - und am liebsten Original-Stoffe nach seiner Idee und unter seiner alleinigen krativen Kontrolle, einen echten Göllner eben, wie Goldagengarden es einst gewesen ist.
Wie steht es mit Euch?
Wie ordnet Ihr diese Macher-Persönlichkeit ein? Ist es Licht oder ist es Schatten, was hier überwiegt? Genie oder Wahnsinn?
Welches sind und waren seine größten Erfolge? Und welches vielleicht seine größten Flops?
Und gibt es eine besondere Handschrift, die Marco Göllners Werke nahezu unverwechselbar machen?
Ist er ein Mann, mit dem in der deutschen Hörspiel-Szene auch in Zukunft noch an entscheidender Stelle zu rechnen sein sollte?
Fragen über Fragen, auf die ich mir zahlreich Antwort erhoffe.
Quellen:
Rowohlt
wikipedia
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Weltbild