3. August 2019
Heute ist wieder Tag des Hörspiels.
Wunderbare Gelegenheit, an all die wunderbaren Hörspielmacher zu denken, die uns Jahr für Jahr mit ihren mitreißenden Produktionen beglücken.
Zum diesjährigen Tag des Hörspiels sage ich Danke.
Danke...
...für Oliver Döring, weil er das Hörspiel einst wiederbelebt hat und seitdem immer wieder neu bereichert hat. An seinen aktuellen Produktionen merkt man: dieser Mann gehört noch immer nicht zum alten Eisen. Der dreht gerade erst auf.
...für unzählige Folgen Gruselkabinett, die für mich heute bereits unter dem Label Hörspiele für die Ewigkeit laufen. Oft habe ich Titania für viele der jüngeren Produktionen kritisiert - und doch haben sie eine lange Reihe von Meisterwerken geschaffen, für die ich mich Marc Gruppe und Stephan Bosenius für alle Zeit mit tiefster Sympathie verbunden fühlen werde. Bei all meiner vielleicht hin und wieder auch mal schmerzhaften Kritik sollte das nie, nie, nie in Vergessenheit geraten.
...für Audible für seinen Mut und seine Konsequenz, den kommerziellen Hörspielmarkt mit ebenso mutigen wie genialen Werken zu bereichern und gleichzeitig eine Kauf-Alternative zum schnell konsumierbaren Stream-Hörspiel zu bieten. Macbeth und Die juten Sitten haben im Sturm mein Herz erobert, Monster 1983 war ein tolles Hör-Erlebnis.
...für Sassenberg und seine geniale Art, Hörspiele zu machen. Die Meisterschaft, mit der er vor allem bei Gabriel Burns eine düstere Atmosphäre zu erschaffen weiß, ist bis heute unerreicht. Ein genialer Hörspiel-Regisseur, wenn auch manchmal die Skripte zu wünschen übrig ließen. Dass er kaum noch inszeniert, ist nichts weniger als eine Schande. Künstler müssen nicht nett sein. Künstler müssen gut sein. Und Sassenberg ist sehr gut in dem, was er macht.
...für die Ohrenkneifer und ihre supersympathische Art, intelligente Hörspiel-Unterhaltung jenseits des Mainstreams zu bieten. Wenn Sinclair oder Die drei ??? die ewigen Blockbuster sind, dann sind Schülert, Hardegen und Tams so etwas wie die frühen Coen-Brüder: gegen den Strich gebürstet, einfallsreich und immer ein kleines Öhrchen wert.
...für Marco Göllner und seine unkonventionelle Art, Hörspiele zu machen. Ich habe es schon oft bekannt: Marco Göllner hat mir das Herz geraubt (Dopamin hin oder her! ); manch einer hält Goldagengården für überschätzt - ich nicht. Und Fallen 1-3 war schlichtweg genial. Da hat sich jemand für das ganz große Kino empfohlen, kriegt aber leider keine Bühne. Schöne, neue Welt. Ich gönne Göllner seine Buch-Erfolge und wünsche ihm ökonomische Unabhängigkeit. Und mir, ganz uneigennützig, mal wieder ein paar echte Göllners als Hörspiele - von und mit ihm, durch und durch sein Werk!
...für Heliosphere 2265 und Die Weiße Lilie, die beweisen, dass das Thema Hörspiel-Serie, zumindest was die Inhalte angeht, längst noch nicht tot ist. Wenn zum inhaltlichen und handwerklichen Gelingen nun auch noch der kommerzielle Erfolg käme, dann wäre die Welt wieder halbwegs vom Kopf auf die Füße gestellt. Beide Produktionen zeigen, dass ein Hörspiel nach wie vor auf der Höhe der Zeit sein kann und viel mehr als nur Futter für den Nostalgiker in uns.
...für die gelebte Hörspiel-Nostalgie, nichtsdestotrotz, wenigstens auch, denn was wäre meine Hörspielleidenschaft ohne die frühen Erfahrungen mit der Königin der Hörspiels, Heikedine Körting, dem Meister des pointierten Skripts, HG Francis, sowie dem stillen Schöpfer zahlreicher heimlicher Glanzpunkte, H.-J. Herwald. Ob nun Die drei Fragezeichen, die Gruselserie oder die maritim-Wallaces (und sooo vieles mehr), sie sind ein Schatz, den ich immer in Ehren halten werde.
...für die vielen tollen Sprecher, die mich in all den Jahren begleitet haben und mir so unendlich viel Freude bereitet haben. Gottfried Kramer, Marianne Kehlau, Horst Frank, Joachim Wolff, Katharina Brauren, F.-J. Steffens, Jürgen Kluckert, Hans Teuscher, Arianne Borbach, Franziska Pigulla - um nur wahllos einige zu nennen. Es gäbe so viele mehr, die zu nennen wären. Sie haben sich mit ihren Stimmen in mein Herz gespielt.
...für die vielgescholtenen öffentlich-rechtlichen Sender, die in all den Jahren so viele Meisterwerke der Hörspielkunst hervorgebracht haben, die ich wohl noch mit 107 Jahren auf meinem Sterbelager hören werde (sofern mir keiner ein paar Geisterperlen reicht): Der Name der Rose, Das Bildnis des Dorian Gray, Der talentierte Mr Ripley, aber auch Neueres wie jüngst der Caiman Club. Sollte ich je am Sinn des ö.-r. Rundfunks zweifeln, höre ich in eines dieser Hörspieljuwelen und werde eines Besseren belehrt sein.
Danke, Hörspiel!
Schön, dass es Dich gibt.
Ganz besonderen Dank übrigens auch an @Audioromane, der seinerzeit erst den Anstoß gab für die Suche nach einem besonderen Tag zu Ehren des Hörspiels.
Und wer sich noch einmal mit der Geschichte des Hörspiels von seinen Anfängen bis in die heutige Zeit befassen möchte, findet hier den wunderbaren Artikel zum Thema von @Agatha, der für so manchen möglicherweise die ein oder andere Überraschung bereithält. Informativ und sehr schön zu lesen.
+++
Und wie schaut es bei Euch aus?
Welche Gedanken habt Ihr zum Welttag des Hörspiels?
Gibt es vielleicht etwas, das Ihr als der besonderen Würdigung, einer Erwähnung oder auch des Dankes wert erachtet?