Gestern hui!, heute pfui! - Das Hörspiel im Wandel der Zeit

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    • Gestern hui!, heute pfui! - Das Hörspiel im Wandel der Zeit

      Der Gedanke an den nahenden Tag des Hörspiels hat mich auf den Gedanken gebracht, wie sehr und wie weit sich doch das Hörspiel in all den Jahren, seit es es gibt, gewandelt und weiterentwickelt hat. Wie jedes andere Form des Geschichtenerzählens unterlag es Einflüssen, die es geprägt und verändert haben. Schaut man sich heute Produktionen wie die von Oliver Döring oder auch Marco Göllner an (von Sinclair über die Zeitmaschine bis zu Fallen) und vergleicht diese mit den opulenten Vertonungen von vor fünfzig, sechzig Jahren, dann ist der Wandel augenscheinlich. Manches, was früher gang und gäbe war, ist heute kaum noch denkbar, so sind etwa Ensembleaufnahmen, bei denen die Tiefe des Raumes bewusst genutzt wurde, heute die absolute Ausnahme, dafür sind ander Sachen, vor allem inhaltliche, die früher kaum vermittelbar gewesen wäre, heute schon fast an der Tagesordnung: Splatter, Sex usw.

      Was würdet Ihr sagen:

      Was sind die gravierendsten Veränderungen, wenn Ihr heutige Hörspiele mit denen von vor 20, 40 oder auch 60 Jahren vergleicht?
      Was geht heute, was früher nicht ging? Und umgekehrt: Was ist heute ein absolutes No-Go?

      Sind diese Veränderungen immer nur positiv, oder gibt es auch Aspekte, die früher deutlich besser waren?

      Und gibt es vielleicht sogar etwas, was Ihr Euch zurückwünschen würdet?

      Oder sagt Ihr vielleicht: Das Hörspiel anno 2019 hängt noch viel zu sehr in der Retro- und Nostalgie-Falle, und es bräuchte viel mehr Radikalität und Mut zum Modernen?

      Gibt es vielleicht Vertreter auf der Macherseite, die für Euch für dieses Moderne oder eben für dieses eher Rückwärtsgewandte bei der Produktion stehen?

      Ich bin gespannt auf Eure Antworten. :)
    • Ich glaube, dass der größte Wandel außerhalb des Mediums Hörspiel liegt: Film.
      Während früher Menschen ins Kino gehen mussten um einen groß(artig)en Film genießen zu können, haben immer mehr Menschen ihren riesigen Fernseher mit Soundsystem etc. zuhause.
      Die Konkurrenz Film wurde über die Jahre daher immer größer für das Hörspiel.
      Und selbst bei den Jüngsten gibt dank CGI so viele Serien, dass Kinder immer weniger gern zum Medium Hörspiel greifen. Das beobachte ich zumindest bei meinen Söhnen.
      Da spielt es auch keine Rolle, ob oder nicht die Inhalte immer offener bzgl. Sex, Gewalt oder dergleichen werden.
      Das Hörspiel wurde über die Zeit zum reinen Nischenprodukt.

      Und wenn die Hörer der 70er, 80er eines Tages (aus-)sterben, wird das Medium Hörspiel ein Objekt fürs Museum werden....




      ... natürlich können toll produzierte und regelmäßig veröffentlichte Hörspiele diesen Verfall verlangsamen...




      ... und vielleicht geschehen noch Wunder und die Kleinen begeistern sich wieder für das Medium Hörspiel...




      ... ich bleib halt Optimist :D
    • Hardenberg schrieb:

      Was sind die gravierendsten Veränderungen, wenn Ihr heutige Hörspiele mit denen von vor 20, 40 oder auch 60 Jahren vergleicht?
      Da wäre zunächst die Soundkulisse zu nennen. Am Anfang bekam man wirklich nur die Sprecher zu hören, sonst nix. Da gab es weder Musik, noch Geräusche. Im Laufe der Jahre wurde die Soundkulisse dann immer aufwendiger gestaltet. Auch die Sprecher haben sich geändert. Früher waren das allesamt Schauspieler entweder vomTheater oder Film. Heutzutage darf und kann jeder mitsprechen, sofern er den Produzenten überzeugt.

      Hardenberg schrieb:

      Was geht heute, was früher nicht ging? Und umgekehrt: Was ist heute ein absolutes No-Go?
      Heute geht echt alles, zumindest was das Thema betrifft. Für die meisten dürfte heutzutage die "Old School" Produktionen als No-Go gelten. Sprich, würde man ein Hörspiel nochmal so wie zu Anfang produzieren, würde es wohl keiner anhören wollen.

      Hardenberg schrieb:

      Sind diese Veränderungen immer nur positiv, oder gibt es auch Aspekte, die früher deutlich besser waren?
      Und gibt es vielleicht sogar etwas, was Ihr Euch zurückwünschen würdet?
      Naja, also ich würde mir tatsächlich wünschen, daß wieder vermehrt Filmschauspieler für die Rollen verpflichtet würden. Ausserdem werden für meinen Geschmack heutzutage zu wenige Abenteuergeschichten vertont. Gleiches gilt für Comicadaptionen, da gab es damals wesentlich mehr. "Die Fünf von Terra" von Ohrenkneifer ist da schon fast die rühmliche Ausnahme.

      Hardenberg schrieb:

      Das Hörspiel anno 2019 hängt noch viel zu sehr in der Retro- und Nostalgie-Falle, und es bräuchte viel mehr Radikalität und Mut zum Modernen?
      Das sehe ich überhauptnicht so. Gerade im Radio gibt es für mich schon fast zuviel Radikalität und definitiv zuviel "Mut zum Modernen". :thumbdown: :wech:

      Hardenberg schrieb:

      Gibt es vielleicht Vertreter auf der Macherseite, die für Euch für dieses Moderne oder eben für dieses eher Rückwärtsgewandte bei der Produktion stehen?
      Aber durchaus! Spontan fällt mir da zB Carsten Hermman ein, der die Sprecher wieder wie früher üblich im Ensemble aufnimmt und weniger xt als das heute üblich ist.


      OTR-Fan
    • Belphanior schrieb:

      ... und vielleicht geschehen noch Wunder und die Kleinen begeistern sich wieder für das Medium Hörspiel...

      Das wird aber nicht geschehen, wenn bombastische
      Werke wie "Elea Eluanda" oder "Mark Brandis" aus
      nichtigen kommerziellen Gründen abgebrochen werden.

      Die Kids wenden sich ab.

      ..
      Interplanar: Du hörst nicht zu, Du bist dabei! :applaus:
    • Von Elea Eluanda habe ich die ganze erste Reihe (26 Folgen ?!); mir haben die irgendwie immer gefallen; mein großer Sohn war aber nicht damals Feuer und Flamme. Von dem neuen Versuch habe ich nur eine Folge...

      Mark Brandis ist irgendwie noch nichts für den Jüngsten (6 Jahre) :tuete:
    • Also zu allen einzelnen Punkten die du aufgeführt hast kann ich zwar nicht so viel zu sagen Hagi, aber ich finde schon, dass im Vergleich zu ca 20 Jahren wo wirklich viele bis fast alle Kinder, Jugendlichen und Erwachsene gerne Hörspielkost zu sich nahmen, ist das Hörspiel hören heute zu einem regelrechten Nischenhobby geworden.

      Ich kenne kaum jemanden der noch gerne ein Hörspiel hört, das einzige was noch recht verbreitet sind sind Hörbücher, gerade für diejenigen die keine Lust haben zu lesen und für die Bücher einfach nichts sind, da hören sie sich lieber die Story an. Die Nase vorn haben hier ganz klar die Harry Potter Hörbücher. Ansonsten das eine oder andere Lovecraft Hörspiel auf You Tube, die sind recht beliebt.
      Naja und Podcast's werden auch gern gehört.

      Hardenberg schrieb:

      Sind diese Veränderungen immer nur positiv, oder gibt es auch Aspekte, die früher deutlich besser waren?
      Meiner Meinung nach eben heutzutage wenig bis kaum positives.
      Die Musikuntermalung ist heute lieblos und billig, oder teilweise kaum noch vorhanden,
      ebenso wie die Geräuschkulisse allein schon wenn bei Benjamin Blümchen die Zootiere von Menschen vertont werden, das ist einfach nur lächerlich.
      Die Sprecher sind oft einfach nur am ablesen mit minimalen schauspielerischen Leistungen und nicht mehr mit Herzblut bei der Sache,
      ebenso sind die Dialoge öde bis einschläfernd und lassen mich desöfteren zusammen mit monotonen und gelangweilten Sprechern mit den Gedanken abdriften, sodass ich gar nicht mehr weiss was überhaubt passierte in den letzten Minuten (meistens habe ich eh nichts verpasst).

      ok das klingt hier ziemlich schlimm was ich geschrieben habe, aber hey Ausnahmen bestätigen die Regel. =)
      Und so empfinde ich es halt.


      Hardenberg schrieb:

      Und gibt es vielleicht sogar etwas, was Ihr Euch zurückwünschen würdet?
      naja eigentlich alle Kritikpunkte die ich oben angebracht habe,
      wieder schöne atmosphärische Musik, (je nach Genre entweder spannend oder entspannend oder einfach nur gute Laune Feeling)
      glaubhafte und wirksame Soundeffekte, (Wind ,Donner, Regen, hört man selbst in Gruselhörspielen kaum noch)
      Sprecher die engagiert und mit Spass an die Sache rangehen,
      pfiffige und ernstzunehmende Dialoge.


      @Belphanior von Elea Eluanda habe ich auch nur gutes gehört, leider bis jetzt nur mal in ne Hörprobe reingeschnuppert. :green:
    • Die allerersten Hörspiele, die für das Radio produziert wurden, waren doch noch sehr schlicht gehalten. Das war eigentlich "Spielen vor dem Mikro". Keine aufwändige Atmosphäre, Geräusche, Sounds, so wie heute im kommerziellen und non-kommerziellen Bereich.

      MonsterAsyl schrieb:

      Das sehe ich überhauptnicht so. Gerade im Radio gibt es für mich schon fast zuviel Radikalität und definitiv zuviel "Mut zum Modernen".
      Da hat MoAs genau den gleichen Gedanken gehabt. Die meisten Radiohörspiele sind für mich einfach unhörbar, weil sie so krampfhaft anders sein wollen, dass es einfach nur noch furchtbar ist.

      Was für noch für ein Unterschied von früher (70er/80er Jahre) zu heute auffällt, sind die Sprecher. Früher konnte man die Stimmen noch alle problemlos unterscheiden und zuordnen. Es gab eigentlich fast ausschließlich sehr markante Stimmen. Heute klingen irgendwie alle gleich. Keine Ecken und Kanten mehr, alle irgendwie weichgespült.

      Vielleicht mag ich deshalb lieber die alten Sachen oder die ganz klassich produzierten derzeitigen Hörspiele.

      :moin2:
    • Jenny007 schrieb:

      Meiner Meinung nach eben heutzutage wenig bis kaum positives.
      Die Musikuntermalung ist heute lieblos und billig, oder teilweise kaum noch vorhanden,
      ebenso wie die Geräuschkulisse allein schon wenn bei Benjamin Blümchen die Zootiere von Menschen vertont werden, das ist einfach nur lächerlich.


      Die Sprecher sind oft einfach nur am ablesen mit minimalen schauspielerischen Leistungen und nicht mehr mit Herzblut bei der Sache,
      ebenso sind die Dialoge öde bis einschläfernd und lassen mich desöfteren zusammen mit monotonen und gelangweilten Sprechern mit den Gedanken abdriften

      Echt? Aber gerade in Sachen Musik und Geräuschkulisse - neudeutsch: sounddesign :green: - wird doch heutzutage fast überall großer Aufwand betrieben, selbst von kleineren Labels, empfinde ich wenigstens so. Hast du konkrete Beispiele (außer Benjamin Blümchen)?

      Zu den Punkten 2 und 3: hmjoa, ab und an klingen mal Szenen abgelesen, wobei aber durchaus sehr viele gute SchauspielerInnen in den zeitgenössischen HSP zu hören sind, find' ich - beim letzten Punkt (Qualität der Dialoge) bin ich allerdings ganz und gar deiner Meinung, leider. Die von dir beschriebene Wirkung kenne ich nur all zu gut, und wie letztens schon mal gesagt: ich finde NIX schlimmer, als "langweilig und öde"! :wecker: Selbst mit einer kruden oder einer nicht ganz in sich schlüssigen Story komme ich gut klar, wenn sie nicht schnarchlangweilig dargeboten wird :rip:
      :hammer: ... mit so *nem kleinen Richterhämmerchen allen auf die Birne kloppen und dabei jedes Mal "ABGELEHNT!" schreien - das wär's :hammer:
    • @*dot* naja man kann z.b eine meiner Lieblingsreihen nennen das Gruselkabinett, vergleiche mal die erste Folge Camilla der Vampir oder andere der ersten Folgen mit den aktuellen.Musik ist stimmungsvoll, Geräusche als ob ich selbst dabei wäre und heute...tja bis auf wenige Außnahmen z.b die neuere Pyramidenfolge, die mit wirklich schönen ägyptischen Klängen aufwartet, kann ich oft kaum bis gar keine Musik oder Geräusche wahrnehmen, sind auf ein Minimum reduziert, vielleicht mal ne knarrende Tür und das war's.

      Und die unmotivierend anmutenden Sprechern gibt es nicht nur im Hörspielbereich sondern genrell im Synchrobereich.
      Was aber oft leider auch der Regie geschuldet ist.
      Wenn diese die Sprecher in angebrachten Momenten mal richtig ausrasten lassen würden anstatt:" so und jetzt mach mal das du Angst hast, aber nicht zu viel"
      würde man auch viel glaubhaftere Hörkost bekommen und vor allem Hörkost die Spass macht.

      Joa was Story angeht stimme ich dir zu, selbst die granlinigste Story ohne Twists oder dergleichen KANN durch Dialoge und gute Sprecher wettgemacht werden. kann....
    • Hardenberg schrieb:

      Was sind die gravierendsten Veränderungen, wenn Ihr heutige Hörspiele mit denen von vor 20, 40 oder auch 60 Jahren vergleicht?
      Naja, zunächst mal sehr spartanische Ausgangsverhältnisse, Sprecher generell am Mikro nebeneinander (stehend), direkt miteinander agierend, kaum oder gar keine Zwischenmusiken, nur gelegentlich eine Titelmelodie, dafür einen Geräuschemacher, der direkt tätig war, nicht alles aus der Konserve.
      Diese Radiohörspiele hatten ihren ganz eigenen Reiz, zumal ich bei denen, die ich aus den 50ern oder 60ern kenne, nicht so sehr den Eindruck habe, dass man einem besonderen "Kunstanspruch" Rechnung tragen wollte, es ging doch in erster Linie um die Unterhaltung.
      "Straßenfeger" produziert man auch nur so, nicht mit total vergeistigten, abgedrehten Themen. :zwinker:

      Hardenberg schrieb:

      Was geht heute, was früher nicht ging? Und umgekehrt: Was ist heute ein absolutes No-Go?

      An meine Kinderplatten (dürfte jetzt so um die 40 Jahre her sein, weil Du die Zahl auch lieferst) habe ich durchweg! positive Erinnerungen.
      Dass da inhaltlich etwas ging, was heute so nicht mehr möglich wäre, wüsste ich nicht.
      Okay, damals gab es diese doch sehr harten "Der Kommissar"-Kinderkrimis mit "Kinderleiche im Müll" "Beim Spielen verunglücktes Kind landet in Grube und wird unter Mietshaus eingemauert" u.ä. oder auch dieses "Mädchen wird vergewaltigt"-Hörspiel, das natürlich der Abschreckung dienen sollte, aber wirklich extrem heftig geriet, weil der Macher etwas übers Ziel hinausschoss! :schreck:
      Ich schätze, auf dem Kinderhörspiel-Sektor könnte man mit so etwas heute wirklich nicht mehr kommen! Dazu ist dort das: "Dürft Ihr alles nicht machen, müsst immer schön aufpassen, kuckt, was sonst passiert" einfach zu plump und plakativ geraten!

      Ansonsten ist für uns Erwachsene quasi alles möglich, damals schon erstaunlich vieles.
      Expliziter Sex in Hörspielen, das waren früher noch die "Sachen aus dem Pornoshop" oder "von unter dem Ladentisch" :zwinker: , aber immerhin gab es sie. Heute heißt es "ab 18" und dann los! - via Audible oder direkt die CD bestellt. :biggrin:
      Was Gewaltszenen betrifft, ist es ja ganz genauso.

      "Nicht mehr gehen" würden bei kommerziellen Sachen wohl ganz einfach die produktionstechnischen "Einsparungen".
      Mit "Ja, also Musik haben wir diesmal weggelassen, die Geräusche größtenteils auch, Ihr sollt Euch ja auf den Inhalt konzentrieren. Und weil wir nur drei Sprecher zur Verfügung hatten, übernehmen die jeder mehrere Rollen, aber die verstellen ganz super ihre Stimmen!" :biggrin: dürfte man heute wohl zurecht niemandem mehr kommen. :zwinker:
      Zumindest nicht, wenn derjenige dafür zahlen soll. :pfeifen:


      Hardenberg schrieb:

      Sind diese Veränderungen immer nur positiv, oder gibt es auch Aspekte, die früher deutlich besser waren?
      Ich denke, dass früher die Sprecher tatsächlich sorgfältiger ausgewählt wurden bzw. eine professionellere Ausbidlung hatten, zumindest in der Regel.
      Sehe das ganz ähnlich, wie MoAs oder S.R.-Fan auch schon geschrieben haben.
      Es gab irgendwie mehr markante (Schauspieler-)Stimmen, oder meint man das tatsächlich nur, weil sie uns teilweise sehr lange begleitet haben? ?(

      Inhaltlich ist für mich heute, gegenüber den Produktionen vor ein paar Jahrzehnten, aber eine unschöne, steigende Tendenz zum "Zerlabern" und "Ausdehnen" der Hörspielhandlung zu bemerken.
      Der Hörer soll "was kriegen" für sein Geld (zumindest hat man den Eindruck), also hauen wir 65, 70, 75... Minuten raus, obwohl das Ganze perfekt und für den Hörer befriedigender in 50 hätte erzählt werden können.
      Das ist schon etwas, was mich nervt, zumindest, wenn die Geschichte diese "Langatmigkeit" einfach nicht verträgt!
      Ich meine, natürlich ist jeder "Paul Temple, jeder "Cox" usw. damals länger gewesen, aber da dürfte auch einfach nichts fehlen, weil die Krimis genügend Potential für Stunden haben!

      Was Musik, Sounds oder Produktion angeht, da würde ich keinesfalls sagen, dass früher alles besser war und ich mir davon etwas tatsächlich zurückwünsche.
      Es passte in die damalige Zeit, heute hat man wesentlich mehr und bessere Möglichkeiten, sogar schon im Hobby-Bereich, und ich finde es vollauf okay, wenn man die ausschöpft!
      Das darf der Hörer auch eigentlich erwarten.

      Hardenberg schrieb:

      Oder sagt Ihr vielleicht: Das Hörspiel anno 2019 hängt noch viel zu sehr in der Retro- und Nostalgie-Falle, und es bräuchte viel mehr Radikalität und Mut zum Modernen?

      Nein, würde ich nicht sagen.
      Für mich wird derzeit genügend ausgewogene Hörspielkost geboten.
      Da gibt es zwar auch die Rückbesinnung auf "alte" Serien/ Themen, wie mit den Europa-Grusels, vielen Holmes-, van Dusen & Co. -Sachen, dazu Serien, die "wiederbelebt" bzw. nach Jahren weitergeführt werden. Es besteht nun mal scheinbar eine entsprechende Nachfrage, die wird befriedigt.
      Andererseits sind da aber auch Leute, die alte Stoffe neu aufbereiten oder gleich komplett Neues, Modernes liefern!
      Es gibt Horror verschiedenster Art, Thriller, SciFi usw. , Audible bringt so viele neue, überaus interessante Produktionen heraus, oder jetzt, aktuell, das Hörverlag Serial "Der Abgrund", um nur ein Beispiel für eine neue Art "häppchenweisen", schnell gestreamten Hörspielthriller zu nennen.
      Ich sehe keine Nostalgie-Falle, denn die Nicht-Nostalgiker finden wirklich genügend Möglichkeiten.
      Die Auswahl ist groß wie nie.

      Wäre ich jetzt 30 oder mehr Jahre jünger, würde ich das vielleicht ganz anders beurteilen, hätte keine Verbindung mehr zu dem "alten" Zeug und würde mir tatsächlich innovativere Wege wünschen.
      Dass da eine gewisse Diskrepanz herrscht und noch einiges an Arbeit zu leisten wäre, um die nächsten Generationen bei der Stange zu halten, darüber haben wir ja an anderer Stelle schon gesprochen.
    • Jenny007 schrieb:

      @*dot* naja man kann z.b eine meiner Lieblingsreihen nennen das Gruselkabinett, vergleiche mal die erste Folge Camilla der Vampir oder andere der ersten Folgen mit den aktuellen.Musik ist stimmungsvoll, Geräusche als ob ich selbst dabei wäre und heute...tja bis auf wenige Außnahmen z.b die neuere Pyramidenfolge, die mit wirklich schönen ägyptischen Klängen aufwartet, kann ich oft kaum bis gar keine Musik oder Geräusche wahrnehmen, sind auf ein Minimum reduziert, vielleicht mal ne knarrende Tür und das war's.

      Danke für deine Beispiele. Im Bezug aufs Gruselkabinett kann ich das nicht wirklich beurteilen, da ich diese Serie schon lange nicht mehr regelmäßig höre - sorry auch @Hardenberg wenn's jetzt etwas abgeschweift ist, aber gerade zu diesem Thema (Titania GK) passt dann für mich dein Threadtitel ganz genau (was ja Wasser auf deine Mühlen sein dürfte).

      Wie es sich mit dem Sounddesign beim Gruselkabinett bis heute entwickelt hat, kann ich also gar nicht sagen, was allerdings die Kurzweiligkeit der Dialoge betrifft, ist die Serie leider schon vor geraumer Zeit an einem Punkt angekommen, an dem ich dann nicht mehr weiter zuhören wollte :schulter: Im Gegensatz dazu waren die frühen Folgen wirklich "hui" :]
      :hammer: ... mit so *nem kleinen Richterhämmerchen allen auf die Birne kloppen und dabei jedes Mal "ABGELEHNT!" schreien - das wär's :hammer:
    • @*dot* mehr als nachvollziehbar was du meinst mit den Dialogen des GK.
      Obwohl es meiner Meinung nach noch einige Folgen gibt wo die Dialoge äußerst fesselnd und kurzweilig sind (Schörgen Toni, Das Zeichen der Bestie, Alraune z.b)
      Und viele Folgen wo die Dialoge entweder unfreiwillig komisch daherkommen (Das unheimliche Puppenhaus, Runenzauber, gewaltiger Gott Pan)
      oder halt so monoton und langweilig, dass ich wie gesagt mit den Gedanken abschweifte und meinen Wochenablauf oder Einkauf im Kopf plante, sodass ich an einer späteren Stelle des Hörspiels nicht mehr wusste was eigentlich zwichendurch passierte ?( (Der schwarze Stein, Das ägyptische Parfüm)
      ist leider so.
      Und trotzdem liebe ich die Reihe noch immer und bleibe ihr wohl auch noch eine lange Zeit treu.
    • Ein wichtiger Punkt, der ja schon am Rande erwähnt wurde und den ich ebenfalls als gravierende Veränderung sehe, ist der Einsatz von Synchronsprechern. Während früher Schauspieler engagiert wurden, die vielleicht auch mal Synchro gemacht hatten, ging der Trend nach Dörings Ed.2000 dahin, fast ausschließlich aus diesem Sektor Sprecher zu rekrutieren. Was für meinen Geschmack zu einer gewissen Ermüdung geführt hat, weil zumindest ich manche Sprecher, die ich eigentlich schätzte, einfach nicht mehr hören konnte. Das ging/geht mit ein Stück weit so mit Detlef Bierstedt oder David Nathan oder mittlerweile leider auch Simon Jäger. Die sind so oft eingesetzt worden, dass ich da ein wenig übersättigt bin. Was aber wohl auch damit zusammenhängt, dass diese Stimmen nur begtenzt wandelbar sind. Sie klingen eigentlich in jeder Rolle ähnlich.

      Früher besetzte man oft mit gestandenen Schauspielern, die bereits auf eine lange Karriere im Film oder auf den Theaterbühnen zurückblickten. Die Art ihres Spiels war eine ganz andere, eben nicht so film- bzw. synchrolastig wie heute, und auch die Autoren orientierten sich bei ihren Dialogen nicht so deutlich an amerikanischen Film- oder TV-Vorlagen.

      Ich habe kürzlich mal wieder in ein paar Sinclair-Folgen gehört, und ich muss gestehen: So bahnbrechend mir diese Hörspiele bei Erscheinen vorkamen - heute erreichen sie mich kaum noch, gerade wegen ihrer übergroßen Nähe zur Synchro. Sie klingen für mich sehr steril und glatt in der Machart, alles ist so überdeutlich und klar, selbst das kleinste Nebengeräusch. Die Welt klingt einfach nicht so.

      Heute geht der Trend ja wohl eher wieder zum hausgemachten Geräusch, die Konserve bleibt im virtuellen Regal. Man besinnt sich also auf die gute, alte Praxis, mit einem Mikro auf Soundschnipsel-Jagd zu gehen.

      Das halte ich für einen guten Trend (der Rückbesinnung).

      Und auch was Sprecher angeht, setzt man nicht mehr allein auf große Namen aus dem Synchro-Bereich, sondern müht sich in Teilen, neue, unverbrauchte Stimmen mit prägnanter Klangfarbe einzusetzen. Hier macht sich nach meinem Empfinden vor allem Titania Medien verdient, die in dieser Hinsicht schon ein paar hervorragende neue Sprecher präsentiert haben. Stellvertretend sei hier nur der wirklich großartige Matthias Lühn genannt.

      Ich fände es schön, wenn jetzt wieder vermehrt abseits der Synchronstudios nach großen Stimmen gesucht würde. Vielleicht gibt es sie nämlich durchaus noch da draußen, die Kramers, die Franks, die Steffens', die Kehlaus, die Trowes, die Wolffs der Hörspielwelt...
    • Hardenberg schrieb:

      Ein wichtiger Punkt, der ja schon am Rande erwähnt wurde und den ich ebenfalls als gravierende Veränderung sehe, ist der Einsatz von Synchronsprechern. Während früher Schauspieler engagiert wurden, die vielleicht auch mal Synchro gemacht hatten, ging der Trend nach Dörings Ed.2000 dahin, fast ausschließlich aus diesem Sektor Sprecher zu rekrutieren. Was für meinen Geschmack zu einer gewissen Ermüdung geführt hat, weil zumindest ich manche Sprecher, die ich eigentlich schätzte, einfach nicht mehr hören konnte. Das ging/geht mit ein Stück weit so mit Detlef Bierstedt oder David Nathan oder mittlerweile leider auch Simon Jäger. Die sind so oft eingesetzt worden, dass ich da ein wenig übersättigt bin. Was aber wohl auch damit zusammenhängt, dass diese Stimmen nur begtenzt wandelbar sind. Sie klingen eigentlich in jeder Rolle ähnlich.

      Ehre, wem Ehre gebührt! Detlef Bierstedt ist Schauspieler von der Pike auf, und arbeitet immer wieder auf Bühne und im TV! (z.B. Babylon Berlin)
      Das machen übrigens viele bekannte Synchronsprecher. :buerowinke:


      Hardenberg schrieb:

      Ich fände es schön, wenn jetzt wieder vermehrt abseits der Synchronstudios nach großen Stimmen gesucht würde. Vielleicht gibt es sie nämlich durchaus noch da draußen, die Kramers, die Franks, die Steffens', die Kehlaus, die Trowes, die Wolffs der Hörspielwelt...

      Ich denke, das passiert immer noch. Ein Paradebeispiel dafür ist Martin Sabel, der in früheren Zeiten viel beim Hörspielprojekt mitgemacht hat. Mittlerweile ist er sowohl auf der Bühne, als auch im Film und natürlich als Sprecher gebucht.
      Eins und eins ist zwei -- von London bis Shanghai!

    • Hardenberg schrieb:

      Ein wichtiger Punkt, der ja schon am Rande erwähnt wurde und den ich ebenfalls als gravierende Veränderung sehe, ist der Einsatz von Synchronsprechern. Während früher Schauspieler engagiert wurden, die vielleicht auch mal Synchro gemacht hatten, ging der Trend nach Dörings Ed.2000 dahin, fast ausschließlich aus diesem Sektor Sprecher zu rekrutieren.
      Man kann mit diesen aus TV- und Film bekannten Synchro-Stimmen ja auch so schön diejenigen Hörer "ködern", die Sprecher XY anders gar nicht kennen würden. :zwinker:
      Mich persönlich nervt es ja eher, wenn ich, wie seit einigen jahren immer wieder der Fall, auf dem Cover lese: Mit den Stimmen von Schauspieler A, Schauspieler B, Schauspieler C", denn das wirkt auf mich so unwichtig und aufgesetzt. :rolleyes:
      Ich kenne die Leute ja viel eher aus anderen Hörspielen und möchte nichts weiter als ihre eigenen Namen lesen! Nicht, wem sie die "Ehre" hatten, ihre Stimmen zu leihen.


      Hardenberg schrieb:

      Ich fände es schön, wenn jetzt wieder vermehrt abseits der Synchronstudios nach großen Stimmen gesucht würde. Vielleicht gibt es sie nämlich durchaus noch da draußen, die Kramers, die Franks, die Steffens', die Kehlaus, die Trowes, die Wolffs der Hörspielwelt...
      Ja, wer würde das nicht unterschreiben! :zustimm:
      Titania hat diesbezüglich wirklich ein paar schöne Beispiele (größtenteils wohl von der Theaterbühne?) zu bieten, aber auch darin, dass man längst vergessene Schauspieler mal wieder ans Mikro geholt hat, wie bereits mehrfach der Fall.
    • @gruenspatz

      Klar ist Bierstedt Schauspieler. Stellt niemand in Abrede. Nicht umsonst fordern viele, den Job Synchronschauspieler zu nennen. Und er ist handwerklich ja auch top. Aber er war eine Zeitlang äußerst massiv in der Synchro tätig, weitaus präsenter als als Schauspieler in TV-Rollen. Und er wurde in der Folge von Hörspielmachern quasi dauergebucht. Bei MIR hat das zu einer Übersättigung geführt. Aber das gilt eben nur für mich. Andere kriegen vielleicht nicht genug von ihm. :zwinker:
    • Agatha schrieb:

      Ich kenne die Leute ja viel eher aus anderen Hörspielen und möchte nichts weiter als ihre eigenen Namen lesen! Nicht, wem sie die "Ehre" hatten, ihre Stimmen zu leihen.
      Ich denke dass die richtigen Namen kaum jemand kennen wird- und diese somit auch keine Käufer ziehen. ;)

      Nur wenige sind so "anspruchslos" wie ich, dem es egal ist wer da spricht -egal ob Film oder Hörspiel- solange es gut klingt.
      Viele regen sich schon auf, wenn Schauspieler XY auf einmal einen anderen Sprecher hat als sonst.
      Nur die allerwenigsten werden dir aber sagen können WER da spricht- oder eben vorher sprach.

      Hier scheinen Hörspiel-Fans sehr viel mehr an Namen interessiert zu sein als Film-Fans...
    • Aber ich denke, auch wenn die Namen nicht bekannt sind, haben die Stimmen einen sehr hohen Stellenwert bei den Zuschauern, und so macht es von diesem Standpunkt aus betrachter durchaus Sinn, mit Verweis auf den jeweiligen Hollywood-Schauspieler zu werben, weil, wie Retro ganz richtig schreibt, kaum einer etwas mit dem Namen Dietmar Wunder oder auch Frank Glaubrecht anfangen kann. James Bond bzw Craig/Brosnan kennt dagegen fast jeder.

      Ich selbst bin auch immer sehr empfindlich, was Stimmenwechsel angeht. Manchmal gelingt es gut (wie in der Ed.2000 der Wechsel von Matic zu Prüter), aber manche gehen halt gar nicht. Ich etwa kann mir den Poirot mit Uli Krohms Stimme (TV-Serie) kaum anhören. Und Anthony Hopkins wirkt auf mich nur noch halb so intensiv, seit er von Kerzel gesprochen wird. Passt für mein Empfinden einfach überhaupt nicht.
    • Retro schrieb:

      Ich denke dass die richtigen Namen kaum jemand kennen wird- und diese somit auch keine Käufer ziehen
      Is mir vollkommen klar ;) , ich persönlich finde es blöd, wie andere das sehen, ist ihre Sache.
      Ich interessiere mich auch bei Filmen dafür, wer da die deutsche Synchrostimme ist.
      Allerdings nur noch wenig bei dem ganzen neuen Zeug.
      Aber das gehört nicht hierher. :)
    • Ich möchte nochmal auf die prägnanteren, die außergewöhnlichen Stimmen zurückkommen, die es früher gegeben hat. Vor allem die Hochzeit des Tonstudios Europa in den 70'ern und 80'ern stand für mich dafür, aber durchaus auch das alte maritim.

      Woran liegt es eigentlich, dass diese Sprecher der damaligen Zeit so unfassbar volumenreiche und einzigartige Stimmem hatten - und man gleichzeitig das Gefühl hat, heutzutage wären die Stimmen viel austauschbarer und dünner?

      Hat es einzig damit zu tun, dass die Sprecher heute eher aus dem Synchrobereich kommen und da einfach weniger prägnante Stimmen mehr gefragt sind, was im Umkehrschluss hieße, dass es diese andere Art von Sprechern auf den Theaterbühnen durchaus noch geben könnte, sie aber nicht nachgefragt werden?

      Oder wurden Stimmen wie die von F.-J. Steffens oder Gottfried Kramer oder Joachim Wolff oder Gerlach Fiedler oder Katharina Brauren vor allem auch durch die Zeit geprägt, in der sie gelebt haben? Haben sich die Lebensumstände vielleicht in ihre Stimmen eingebrannt, Lebensümstände, die es so heute eben nicht mehr gibt?

      Was meint Ihr?
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