Die Welt der AGATHA CHRISTIE

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    • Milo schrieb:

      Ich empfehle "Ein Mord wird angekündigt" oder "Die Schattenhand".

      Ich habe mal Deine Anregung aufgegriffen. Ein Mord wird angekündigt kann ich, ehrlich gesagt, schon beinahe auswendig, aber Die Schattenhand, die ich übrigens immer mit Das Sterben in Wychwood verwechsle, habe ich mir mal wieder vorgenommen und dachte: Prima, ich habe nur noch eine ganz schwache Ahnung, worum es da geht.

      Aber nach knapp zehn Seiten war die Erinnerung doch wieder komplett da. :zwinker:

      Na, egal, hat trotzdem mal wieder Freude bereitet, obwohl das Buch in der zweiten Hälfte doch einige Längen hatte und ich, ehrlich gesagt, kein allzu großer Fan von Agatha Christies Liebesgeschichten bin, die meist doch recht seicht sind. (Die unglücklichen Liebesgeschichten wie in Tod auf dem Nil oder dem Haus an der Düne oder Das unvollendete Bildnis liegen ihr besser, finde ich.)

      Aber zurück zur Schattenhand, das ja ein Kuriosum darstellt, denn es ist ein Miss Marple-Krimi, aber die alte Dame kommt im Ganzen höchstens fünf Seiten lang vor, räumt im Grunde kurz vor Schluss mal eben geistesgegenwärtig das Feld ab. Das ist schon witzig.

      Der Fall ist plausibel und nachvollziehbar, hat mir gut gefallen.

      Mir gefällt ja vor allem bei vielen Christie-Krimis, dass sie im Grunde recht simpel sind und letztlich nur in der Aufbereitung kompliziert erscheinen. Das ist ja im wahren Leben oft nicht anders. Bei Christie springt oft eben nicht überraschend Figur XY aus dem Schrank und war es dann, sondern oft war es jemand, dessen Täterschaft naheliegt - und man hat denjenigen dennoch nie im Verdacht. =)

      Und wer die Queen of Crime für eine zurückhaltende Lady gehalten hat, wird hier eines Besseren belehrt, denn die Mordmethode hier hat es wahrlich in sich:

      Spoiler anzeigen


      eine junge Frau wird mit einem stumpfen Gegenstand niedergeschlagen, ehe ihr ein spitzes Messer durch den Nacken ins Gehirn getrieben wird - autschn!



      Ich bin jetzt auf den Geschmack gekommen. Vielleicht lese ich doch nochmal in Ein Mord wird angekündigt rein... :)

      Sonst noch jemand derzeit lesetechnisch in einer Christie-Phase?
    • Zwar nicht Christie, aber Klassiker: immer im Wechsel einen John Dickson Carr und einen Raymond Chandler.

      Aber momentan ist ein AC-Hörspiel in Arbeit ("Die Stimme aus dem Grab"). Auf einer englischen CD war das Original-Skript drauf, wodurch ich feststellte, daß die deutsche Übersetzung recht... frei und stellenweise überaus geschwätzig ist. Das geht doch besser, dachte ich mir, übersetzte selbst, machte mit dem Mikro die Tour durch den Bekanntenkreis, und jetzt muß ich nur noch die Zeit finden, das alles zu schneiden und abzumischen...
    • So, ich habe nun recht spontan Ein Mord wird angekündigt gelesen, und mir ist wieder aufgefallen, dass ich diesem Buch sehr zwiespältig gegenüberstehe. Ich mag die Atmosphäre, aber die Handlung gehört zu den wenigen, die so durchschaubar ist, dass ich schon beim ersten Lesen wusste, wer es war. Außerdem fand ich die Geschichte deutlich überfrachtet mit all den fernen Verwandten und doppelten Identitäten. Nimmt man all diese Schnörkel und roten Heringe beiseite, bleibt eine doch im Grunde recht simple, dafür aber effektvoll und atmosphärisch dicht umgesetzte Geschichte. Sicherlich keines von Agatha Christies Meisterwerken, aber doch insgesamt besser, als die einzelnen Beigaben der Handlung für sich allein genommen vermuten ließen.

      Kennt es hier jemand und hat eine Meinung dazu?
    • Hardenberg schrieb:

      Kennt es hier jemand und hat eine Meinung dazu?
      Ja, ich besitze das Hörbuch, habe auch die Filme (meine, es sind zwei) dazu gesehen und mag diese Geschichte seit vielen Jahre.
      Allein schon der Auftakt ist hier einfach großartig gemacht und weckt sofort Interesse für die Handlung!
      Die ganze Dorfgemeinschaft, die neugierig-gespannt im Landhaus wartet, ob und was sich da denn nun tun wird...und dann gibt es tatsächlich einen Toten!
      Das ist geradezu perfekt gemacht, um den Leser/Hörer/Zuschauer gleich in den Bann zu ziehen!
      Ich hatte schnell einen Verdacht, dass es sich bei "Pip" nicht um das handelt, was man allgemein annahm :zwinker: , und es stimmt, man bekommt hier relativ bald eine ungefähre Vorstellung davon, wer der Täter sein muss, weil diese Figur, trotz aller Unwahrscheinlichkeit :zwinker: , immer noch die wahrscheinlichste ist.
      Vor allem kann ich mich gut an den Film erinnern, wo auch Schals/ Halstücher den Zuschauer recht schnell in eine bestimmte Richtung lenken, die man dann entsprechend schlüssig weiterspinnen kann...
      Wie stark das im Buch erwähnt wird, weiß ich nicht mehr, aber ich könnte das mal wieder hören. :zustimm:
    • Also die TV-Verfilmungen des Romans gehören beide zu meinen Highlights. Die sehr vorlagengetreue Joan-Hickson-Serie ist in dieser Hinsicht sowieso eine Klasse für sich, während in der neueren Adaption Zoe Wanamakers Schauspiel das große Plus ist. Den Roman selbst habe ich allerdings schon ewig nicht mehr gelesen, von daher kann ich jetzt nicht sagen, ob die pointierte/prägnante Dorf-Atmosphäre dort auch so gut herüber kommt. Sie gehört jedenfalls zusammen mit der Grundidee des Plots (angekündigter Mord mit vielen Zeugen) für mich zu den Stärken des Stoffs. Selbst wenn der Rest etwas zu durchschaubar und die Identitätsthematik etwas zu ausgewalzt ist. Wobei der Roman in Bezug auf letzteres zumindest sehr konsequent ist.
      "Was sagt man darüber, wie man Bücher schreibt? Man denkt sich etwas aus und zwingt sich, es aufzuschreiben."

      Ariadne Oliver, Poirot: Wiedersehen mit Mrs. Oliver
    • Ich muss gestehen, dass ich zwar einige Werke (besonders filmisch) kenne, doch die wenigsten konnten mich abholen. Ich bin aber mit der Rutherford Marple aufgewachsen und so geprägt, dass mir der Umschwung zu dieser zurückhaltenden, spießigen Figur einfach schon immer schwer fiel. Gerade Joan Hickson empfand ich als bisher schlimmste Besetzung, obwohl sie ja Christies Favoritin war. Das Einzige, was ich an der Serie liebe ist die Titelmusik. :klimper: Und Abseits der bekannten Marples war Angela Lansbury (sowohl bei Mord im Spiegel) für mich schon immer die beste Nachfolgerin. Auch als Jessica Fletcher im geistigen Spin-Off der Christie Werke. :]

      Die Geschichten selbst sind aber gut durchdacht und haben nicht ohne Grund so einen hohen Stellenwert.
    • Chris2710 schrieb:

      Gerade Joan Hickson empfand ich als bisher schlimmste Besetzung, obwohl sie ja Christies Favoritin war.
      War sie das?
      Wusste ich gar nicht. Interessant. :)
      Lebte denn A. Christie noch, als man Joan Hickson für die Rolle aussuchte?
      Da müsste sie doch eigentlich schon ein paar Jahre tot gewesen sein?
      Oder hat sie das vorher mal in irgendeinem Zusammenhang gesagt?
      Ich finde, dass die "Miss Marple", wie sie Hickson verkörpert, der Figur an sich so ziemlich am nächsten kommt.
      Aber mein "Herz" gehört auch nach wie vor am ehesten Margaret Rutherford. :zustimm:
    • Agatha schrieb:

      Chris2710 schrieb:

      Gerade Joan Hickson empfand ich als bisher schlimmste Besetzung, obwohl sie ja Christies Favoritin war.
      War sie das?Wusste ich gar nicht. Interessant. :)
      Lebte denn A. Christie noch, als man Joan Hickson für die Rolle aussuchte?
      Da müsste sie doch eigentlich schon ein paar Jahre tot gewesen sein?
      Oder hat sie das vorher mal in irgendeinem Zusammenhang gesagt?
      Ich finde, dass die "Miss Marple", wie sie Hickson verkörpert, der Figur an sich so ziemlich am nächsten kommt.
      Aber mein "Herz" gehört auch nach wie vor am ehesten Margaret Rutherford. :zustimm:
      @Wikipedia sagt...

      Bekannt wurde sie durch ihre Miss-Marple-Darstellung. Schon in den 1940er Jahren hatte Agatha Christie sie in einem Bühnenstück gesehen und schrieb ihr: „Ich hoffe, dass Sie eines Tages meine Miss Marple spielen.“ 1961 trat sie in einer Nebenrolle als Zugehfrau [i]Mrs. Kidder im Film 16 Uhr 50 ab Paddington neben Margaret Rutherford auf. In den Jahren 1984 bis 1992 hat die BBC insgesamt zwölf Miss-Marple-Filme mit ihr produziert, die in Deutschland in den Dritten Programmen liefen und daher hierzulande weniger bekannt sind.[/i]
    • Thorsten B schrieb:

      Den Roman selbst habe ich allerdings schon ewig nicht mehr gelesen, von daher kann ich jetzt nicht sagen, ob die pointierte/prägnante Dorf-Atmosphäre dort auch so gut herüber kommt. Sie gehört jedenfalls zusammen mit der Grundidee des Plots (angekündigter Mord mit vielen Zeugen) für mich zu den Stärken des Stoffs. Selbst wenn der Rest etwas zu durchschaubar und die Identitätsthematik etwas zu ausgewalzt ist. Wobei der Roman in Bezug auf letzteres zumindest sehr konsequent ist.

      Kpnsequent vielleicht, aber eben leider auch sehr unglaubwürdig, dieses geballte "zufällige" Zusammentreffen. Ich finde auch, das hätte es gar nicht gebraucht. Manchmal ist weniger auch mehr, und hier hätte es Agatha Christie auch bei der Erwähnung belassen können, um die Handlung insgesamt nicht so unglaubwürdig erscheinen zu lassen. Meine Cents. :)

      Die Dorf-Atmosphäre kommt auch im Roman gut rüber, aber es gibt Bücher, in denen das noch eindrücklicher zu finden ist, finde ich.

      Ich mochte das Buch immer wegen der prägnanten Figuren, gerade auch der Blacklock und "Bunny". Und natürlich wegen des zugrundeliegenden Dramas, das mich einfach berührt. Das ist ja sowieso die große Stärke der Christie: Die Leute morden ja nicht immer einfach nur so aus reiner Habgier, sondern nicht selten fast schon aus einer inneren "Not". Das finde ich sehr spannend und macht die Krimis für mich zu etwas ganz besonderem.

      Die Verfilmung mit Zoe Wanamaker werde ich mir mal anschauen. Danke für den Tipp.