HÖRSPIEL-BOYKOTT! - Wie wichtig sind Sympathie oder Antipathie gegenüber Hörspielmachern?

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    • Audioromane schrieb:

      Also ich boykottiere auch nicht. Und nenne auch Namen, da ich dazu stehe.

      "Captain Blitz" wurde genannt. Auch war ich mal auf Kriegsfuß mit ihm und er mit mir, weil ich auch nicht korrekt meine Meinung vertrat. Und trotzdem finde ich die DR. MORBIUS Fortführung mit den Folgen 7 bis 10 klasse und kaufe ich weiter.

      GIALLO Folge 0 innerhalb Mindnapping hat mir sehr gut gefallen und hoffe, dass bald die eigentliche Reihe dazu erscheint.

      Dennis Rohling: Hat für mich persönlich mit Ordensschwester Amelie ein ganz tolles Werk "hinterlassen". Für mich die beste Hörplanet Produktion.

      Da hake ich mal ein.
      Es hängt ja auch immer davon ab, wie sehr einen die Kunst des jeweiligen Hörspielmachers anfixt und, für mich ganz wichtig, wie stark das öffentliche Auftreten, denn nur darum geht es hier ja!, einem persönlich gegen den Strich geht.

      Die beiden von Dir genannten Hörspielmacher haben mich bereits öffentlich wüst beschimpft, Ersterer mehrfach und in einer Weise, die ich als völlig niveaulos und selbstdesavouierend empfand. Letzterer nahm seine Tiraden später zurück bzw. revidierte sein Urteil. Beides ist für mich, ehrlich gesagt, nicht von Belang. Wenn man austeilt, muss man auch einstecken können; das habe ich immer so gesehen. Aber wenn man SACHLICH austeilt, wäre es natürlich schön, wenn man auch SACHLICH darauf reagierte. So haben manche Tiraden etwas von dem Mob, der Jens Spahn kürzlich niedergebrüllt hat, als dieser sich spontan einem Austausch und einer Diskussion mit Gegnern der Corona-Maßnahmen stellen wollte. Wenn einen die sachliche Einschätzung eines Kritikers stört, dann kann man dem argumentativ begegnen. Zu schwadronieren, jemand sitze im Keller bei Mami und spiele an seinem Schniepi herum (ja, auch diesem Niveau war es beim Erstgenannten!), ist dagegen einfach nur infantil und zeugt bloß von der eigenen emotionalen Reifeverzögerung.

      Aber würde ich deshalb die Produktionen dieser Herren nicht mehr kaufen, auch wenn ich sie genial fände?
      Natürlich nicht. Ich würde sie kaufen. Denn einige haben ja richtig bemerkt: Das Werk ist grundsätzlich vom Künstler zu trennen.

      Dass das Grenzen findet, ist aber natürlich auch klar. Allerdings persönliche Grenzen. Denn man muss ja differenzieren zwischen der privaten Entscheidung, etwas nicht kaufen zu wollen, und einem Verbot. Letzteres steht ja nicht in Rede. Und nicht kaufen kann ich aus allen möglichen Gründen. Ich brauche nicht mal einen. Warum also sollte ich ein Hörspiel nicht kaufen sollen, weil mir die Macher zuwider sind? Dieser Grund ist ebenso legitim wie jeder andere, auch wenn dies einem anderen vielleicht nicht als Begründung ausreichen würde.

      Meist ist es aber doch wohl so, dass das negative Auftreten nur noch der letzte Tropfen war, der das Fass zum Überlaufen brachte. Also man war eh nicht (mehr) so angefixt von den in Rede stehenden Hörspielen, und das Auftreten tut dann sein Übriges, um zu sagen: Jetzt langt's mir. Was ja auch angesichts des reichen Angebots an neuen Hörspielen nur logisch ist: Die meisten müssen da halt aussieben.

      Ich etwa erwäge durchaus, in Piefke oder Moriarty zu hören. Warum auch nicht?
      Mich schreckt ganz sicher nicht, dass ich da mal beschimpft wurde. Das juckt mich nicht die Bohne. (Sondern weckt eher den Trotz, jetzt erst recht meine sachliche Meinung zu posten - und ja, natürlich weiterhin auch, wenn mir ein Hörspiel nicht gefällt, denn ich lasse mich sicher nicht mundtot machen.) Was mich zögern lässt, ist eher der Grund, der zu den Beschimpfungen damals geführt hat: die Erwartungshaltung aufgrund alter Produktionen, die mich einfach meist nicht so völlig überzeugen konnten.

      Um also zum Punkt zu kommen: In einem solchen Fall würde ich nie "boykottieren". Das Verhalten ist zwar völlig daneben, spricht aber für sich, weshalb Macher, die sich so verhalten, sich vielmehr selbst schaden als einem Kritiker, der sich sachlich mit ihren Werken auseinandersetzt; eine solche Art schreckt nämlich Unbeteiligte ab.

      Wenn es allerdings so ist, dass Einstellungen oder Verhaltensweisen zum Ausdruck kommen, die ich wirklich als schändlich empfände, dann könnte es zu dem Punkt kommen, dass dies abfärbt auf meinen Umgang mit dem Werk: dass ich also nicht mehr unvoreingenommen in das Hörspiel reinhören könnte. Natürlich kommt es da auch auf die Größe des Künstlers an. Je größer er ist, je besser und interessanter sein Werk, desto mehr hält es die Unzulänglichkeit seines Erschaffers aus. Bei einem eher konventionellen Unterhaltungskünstler wäre diese Schwelle sicherlich niedriger. Aber auch da gibt es Grenzen. Gravierende rassistische und/oder diskriminierende Tendenzen, (sexuelle) Gewalt usw. ändern natürlich etwas an meiner Wahrnehmung. Ich könnte heute sicher nicht mehr so unbefangen über Bill Cosby lachen, wie ich es früher tat. Das hat aber natürlich auch etwas mit dem Image (seiner Rollen) zu tun. Ein Kevin Spacey spielte ja oft eher schurkische Helden. Da ist die Kluft nicht ganz so groß.

      Aber wir sind ja hier beim Thema Hörspiel, und da gibt es solche gravierenden Beispiele nicht.
      Ich jedenfalls boykottiere aktuell niemanden wegen Ansichten und Verhaltensweisen, die öffentlich zur Schau gestellt werden/wurden.
      Aber ich boykottiere durchaus einige Hörspielschaffende/-Autoren wegen anhaltend schlechter Arbeit. Das muss ich gestehen. Es gibt Leute, bei denen ich sofort sage, wenn ich deren Namen lesen: Nee, bloß nicht!

      Ist halt so.
    • Bei mir ist es einfach so, dass ich jemandem (freiwillig) nichts von meinem Geld abgebe, wenn er mich beleidigt etc. Wenn mir ein Straßenbettler daher kommt und mir ganz doof kommt, dann lege ich ihm ja danach auch nichts mehr in den Hut.

      Nee, da hört es dann für mich auf. Dafür gibt so viele andere schöne Dinge, wofür ich gerne Geld ausgebe. Da habe ich dann ganz klare Prinzipien.
    • Obwohl ich selbst viele US-amerikanische Produkte grundsätzlich nicht kaufe, "boykottiere" ist mir da ein zu starkes Wort, gerade bei Hörspielen nehm ich alles, was reinkommt und gut ist.

      Mir ist es auch egal, ob mich die Macher beleidigen, die Publikumsbeschimpfung gehört ja wohl gerade in der Branche fast zum normalen Ton, das belustigt mich eher als es mich ärgert.

      Ebenso wumpe ist mir die politische Verortung der Macher, die können ruhig auch irgendwelchen wirren Extremen nachhängen, deren Sache. Schwere Straftaten oder gar Morde sollten sie aber bitte nicht begehen, obwohl ich zB bei Rode oder Groeger auch genauso weitergehört hätte wie vorher, wenn sie das denn getan hätten.

      Damit habe ich wohl eindeutig Position bezogen :D
      "The period of the Daddschals dominion is generally set at forty days, the first day being like a year, the second like a month, the third like a week, and the remainder “like your days,” that is, days of normal duration (Kašmīrī, p. 112)"
    • Muss noch was nachlegen, gegen den Zeitgeist.

      Das ist irgendwie eine "Amerikanisierung", dass jedes stinknormale Konsumverhalten eine Metaebene haben soll. Plakativ, konsumiere ich Produkt A, bin ich ein Unterstützer, konsumiere ich Produkt B nicht, dann boykottiere ich es.

      Gerade in Restaurants höre ich oft die Verabschiedung "Thank you for your support". Pardon, supportet habe ich nur meinen Magen, dass ich das grad bei Dir getan hab statt in der Butze nebenan, ja, hat Gründe, aber mach bitte keine edle Spende zugunsten des Uniabschlusses Deiner Kinder draus ;)
      "The period of the Daddschals dominion is generally set at forty days, the first day being like a year, the second like a month, the third like a week, and the remainder “like your days,” that is, days of normal duration (Kašmīrī, p. 112)"
    • Hehe, ich weiß genau, was Du meinst. Ja, da hast Du recht. Man muss nicht aus dem Zufall im Nachhinein eine Tugend machen. =)

      GrimReaper schrieb:

      Obwohl ich selbst viele US-amerikanische Produkte grundsätzlich nicht kaufe, "boykottiere" ist mir da ein zu starkes Wort, gerade bei Hörspielen nehm ich alles, was reinkommt und gut ist.

      Wobei das Wort "Boykott" allerdings hier auch bloß eine augenzwinkernde Zuspitzung ist. Ich mag es halt gern griffig im Titel, damit ein Erst-Interesse geweckt wird. Differenziert wird dann im Thread. :zwinker:
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