Gabriel Burns - Die Serien-Besprechung

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    • @Evil

      Ich dachte am Anfang, es sei Englisch und das erste Wort wäre "you".
      Aber es könnte natürlich auch rumänisch sein oder französisch oder isländisch. ;-)
      Auf jeden Fall sind diese verzerrten Stimmen häufig recht schlecht zu verstehen.
      Hier versagt der hochgelobte Sassenberg auf ganzer Linie, denn weniger ist manchmal mehr.
    • Folge 8 "Nebelsee":
      Eine eher für sich alleine stehende "Geistergeschichte".
      Eigentlich wird ja am Ende gesagt, dass der vor (3?) Jahren verschwundene Vater seinen Sohn zu sich geholt hat (warum jetzt?), aber so ganz passt der Rest nicht dazu.
      Die Handabdrücke - nur bei Frauen und häufig bei schwangeren, kommen ja noch mehrmals vor (Katmai Tal & Rakshasa Zweiteiler).
      Was mir noch auffiel:
      Die ausfallenden Zähne der Leute. Kommt das nicht auch noch mal vor?
      Jenna/Jana spielt ja später noch eine größere Rolle für Steven.
      Von mir bekommt die Folge 4 Sterne, da einige Sachen einfach keinen Sinn ergeben (grünes Wolframtorleuchten, Wascodröhnen) oder jemals aufgelöst werden.
      Sunny Hazeltine als ersthafte Figur nach seinen Schlusswitzen in Folge 1 & 2, macht sich ebenfalls gut.
    • Ich bin mittlerweile bei Folge 21 angelangt.

      Bei den meisten Folgen sehe ich es ähnlich wie @Hardenberg, wo ich aber völlig abweiche sind #19: "Die welke Saat des Lotus", für mich eine ganz starke Folge (4,5 Sterne), welche gar nicht so brutal ist, wie du schreibst.
      Die Szene mit den Beinstümpfen ist eine der wenigen "expliziten" & das gab es auch schon z.B. bei Nachtkathedrale.
      Außerdem wird hier schon von Linztse Sheng gesagt: "Sie sind eine Waffe, Mr. Burns." und dann noch sinngemäß: "Sie sollten nicht so viel nachdenken. Waffen müssen funktionieren.".
      Das nimmt vorweg, was später tatsächlich heraus kommt, dass Gabriel von den Fahlen erschaffen wurde, um die Armee der grauen Engel, von denen er der erste und stärkste zur Erde zu teleportieren und anzuführen.

      Folge 20: "Staub der Toten" ist ebenfalls stark für mich (4 Sterne).
      Ich konnte bei zweimaligem Hören nirgends hören, dass Dr. Zeysen den 7 "Psychos" flüssiges Wolfram gespritzt hat, es wird nur gesagt, dass sie ein Netz aus Wolframfäden um das Gehirn haben, was wohl im Wachsmuseum passiert sein muss, als ein Gespinst aus Fäden aus dem Wolframtor kam.
      Schön fand ich auch die Anspielung, dass die andere Seite die Hölle sein könne, da es dort ja so heiß sei.
      Dass das mit Dorgan Fink nicht schlüssig aufgelöst wird, mag stimmen.
      Schade fand ich, dass Inspektor Lubbers nun gegen Drake ausgetauscht wurde, der ja im viktorianischen Stil gekleidet ist und es wird auch angedeutet, dass dieser sehr alt sei?!

      Die 21: "Zauberer" hat allerdings wirklich viele Schwachstellen.
      Ich sehe es allerdings als offensichtlich, dass der Flüsterer Daniels Stimme erklingen lässt, was er ja in der Vergangenheit auch schon am Telefon tat, und Daniel in dieser Folge gar nicht vorkommt, wie sich später herausstellt ist er ja ein Beobachter.
      Dass ein Beobachter andere Kräfte hat, als der andere, ist ebenfalls keine Unlogik, warum sollten alle gleich sein?
      Es gibt ja offensichtlich auch welche, die Zauberer sind (Daniel z. B.).
      Überhaupt finde ich, darf man die Verhaltensweisen des Flüsterers oder der Fahlen nicht mit menschlicher Logik messen, denn es sind ja keine Menschen (zumindest die Fahlen).
      Außerdem gibt es ja wahrscheinlich mehrere, so dass diese unterschiedliche Pläne verfolgen.
      Und dass Fink und die Fahlen sich nicht absprechen, wird ja auch klar.
      Der Flüsterer könnte Steven z.B. zur Straße der Knochen gelockt haben, um zu sehen, wie weit dieser bereit zu gehen ist, im Sinne von eigenständig, sich von Bakerman los sagend.
      Aber letzteres ist wirklich Spekulation.
      2,5-3 Sterne für die 21.
    • @Marco

      Du scheinst die Folgen ja alle recht schnell hintereinander weg zu hören, im Gegensatz zu mir, der ich mir vor einer meiner Rezis die Folgen durchaus zwei, drei Mal anhöre, um sie auch erschöpfend erörtern zu können - da kann einem schon mal ein Detail entgehen. Dass den Probanden bei Staub der Toten Wolfram gespritzt wird, wird nämlich explizit erwähnt. Und bei Die welke Saat des Lotus ist es mitnichten nur die Stelle mit den Beinstümpfen im Müllschlucker, die für einen drastischen Ekelmoment sorgen, sondern es kriechen da Menschen mit ausgestochenen Augen über die Böden, Joyce trägt sogar herausgeschnittene Augäpfel in einer Schatulle mit sich herum, und in den Tiefen der Kanalisation gibt es eine Skulptur aus menschlichen Gliedmaßen, die einen Grauen Engel darstellen. Also doch einiges mehr als nur dieses eine. Mich stört auch gar nicht der Ekel selbst. Wenn es inhaltlich Sinn ergäbe, hätte ich nichts dagegen. Aber in meinen Augen ist es reine Effekthascherei, um Mängel des Skripts zu überdecken. Und das gibt es meines Erachtens bei Andreas Gloge leider sehr oft. Der Effekt darf den Inhalt gern transportieren oder schmücken - er sollte ihn aber nicht ersetzen. Das ist mein Kritikpunkt.

      Und was Deinen letzten Absatz angeht: Es geht nicht um die einzelnen Stellen, sondern um die Summe an Inkonsistenzen. Die Burns-Welt folgt seit Episode 15 keinen festen Regeln mehr. Es herrscht die Willkür des Autors. Alles ist möglich - wenn es der Autor will. Und das war vorher ganz einfach anders. Und besser.
      Jede auch fiktive Welt braucht Rahmenbedingungen, sonst wird es ausufernd, widersprüchlich oder bloß gaga. GB hat diesen Rahmen mit dem Autorenwechsel leider verloren. Und das hat der Serie nicht gut getan. Im Gegenteil.
    • Gabriel Burns – 23 – Bereit



      (Quelle: amazon)


      Alte Sünden werfen lange Schatten

      SPOILER-Warnung!

      Bakerman ist auf dem Weg zu Stevens Eltern, die vor einiger Zeit ausgewandert sind und nun im britischen Rannoch Moor leben. Er will sie über Daniel befragen. Auf seiner Reise macht der Zug, in dem er fährt, einen außerplanmäßigen Halt, und es kommt in den Weiten des Moores zu einer Konfrontation mit Laura Osgood, der Tochter jenes Mannes, den Bakerman vor vielen Jahrzehnten in Notwehr erstochen hatte, nachdem dieser ihn bei einem Pokerspiel des Betruges bezichtigte. Die alte Frau steht im Bunde mit den fahlen Mächten und deutet an, dass seinerzeit Bakerman hätte sterben sollen und sie nun gewillt sei, diesen Irrtum zu revidieren. Ein Grauer Engel erscheint und schleudert Bakerman ins Moor, wo dieser augenblicklich untergeht.

      Währenddessen macht Steven, der Bakerman im Hause seiner Eltern bereits erwartet, die Bekanntschaft mit Annie, einem Mädchen, das zur Pflege bei seinen Eltern lebt und ihm von toten Kindern berichtet, die ihr erschienen seien und ihr den Tod angekündigt hätten. Als das Mädchen verschwindet, weisen alle Spuren nach Moat Palon, einer altrömischen Brückenanlage, doch Steven und Bakerman, der in letzter Sekunde von einem Unbekannten aus dem Moor gezogen worden ist und nun bei den Burns‘ eintrifft, können nur noch ihre Leiche bergen.
      Die Situation spitzt sich zu, als Laura Osgood wieder auftaucht und von Bakerman getötet wird. Ein Grauer Engel entsteigt ihrem verfallenden Leib, der sich auf Bakerman stürzen will. Doch ehe dies geschieht, wirft sich Steven Burns in die Arme des Ungetüms und verschwindet mit ihm.

      Er erwacht in einer Vision und findet sich in einem Hotel wieder, im Zwiegespräch mit Gabriel, den verdrängten Teil seiner selbst, der ihm aufzuzeigen versucht, wer er ist und was er den Fahlen sein soll. Steven wird weitergeleitet an einen der zehn fahlen Orte und begegnet dort einem Gesichtslosen, der soeben erst von den Toten auferstanden ist und sich selbst als auserwählt bezeichnet. Dieser Mann deutet an, dass er eine Schlüsselposition im Plan der Fahlen einnehme, denn unter seiner Ägide begann seinerzeit die erste Phase des Plans, die Phase Fleisch, und vieles spricht dafür, dass es sich bei ihm um den getöteten rumänischen Diktator Ceaucescu handelt. Der Auserwählte klärt Steven darüber auf, dass die zehn fahlen Orte Gabriels Zuhause seien und er mit ihnen verbunden sei. Er sei zudem der erste der Grauen Engel, der dem Licht widerstehen könne. In diesem Augenblick kann Steven die Schwingen an seinem Rücken spüren und weiß: Er ist Gabriel. Der Auserwählte klärt ihn darüber auf, dass es Stevens Aufgabe sei, für die Fahlen die Tore zu öffnen.
      Ein letzter Rest Menschlichkeit in Steven greift nach seinem letzten verbliebenen Anker, und es zieht ihn von dem fahlen Ort fort, doch zu spät: Es ist vollbracht, der erste der zehn ist gefallen.

      Steven landet in Fairlane und verständigt Larry Newman. Dieser holt ihn ab.
      Doch Steven weiß: Es hat begonnen.


      Mit Bereit haben wir wieder einmal eine randvoll mit Informationen und Erklärungen gefüllte Episode, die gleichzeitig sehr viele stimmungsvolle und auch hochspannende Momente bietet, auf der anderen Seite aber leider auch wieder einige Details präsentiert, die dem Hörer säuerlich aufzustoßen, wenn er es mit einer logischen und glaubwürdigen Plotgestaltung genau nimmt.

      Das beginnt allein mit der Prämisse dieser Folge: Steven Burns‘ Eltern sind nach Schottland ausgewandert, ausgerechnet in die Nähe des Ortes, an dem Bakerman einst lebte und in größte Schwierigkeiten geriet, die ihn seinerzeit dazu nötigten, das Königreich zu verlassen – und wo nun auf der doch ansonsten recht beschaulichen Reise auf einmal die Tochter jenes Mannes auftaucht, den Bakerman damals getötet hat. Aber nicht nur dass sich Stevens Eltern von allen Orten, die sie sich für ihre Auswanderung hätten aussuchen können, ausgerechnet einen in der Nähe jener Stadt gesucht haben, wo die Handlung bzw. Andreas Gloge Bakerman in dieser Folge haben wollte – es stellt sich auch noch heraus, dass ganz offensichtlich mehr hinter den damaligen Geschehnissen rund um das Pokerspiel steckt, als Bakerman immer glaubte. Offensichtlich war es Bakerman, der eigentlich hätte sterben sollen. Und ein ominöses Etwas hat Norman Osgood für einen winzigen Moment abgelenkt, ehe er Bakerman erschießen konnte, so dass dieser ihm zuvorkommen und ihn in Notwehr töten konnte.
      Das ist mal wieder ein ziemlich fetter Brocken, der uns da aufgenötigt wird und an dem man erst einmal ausgiebig schlucken muss, um ihn herunter zu bekommen. Denn wir erinnern uns: Bakerman reiste erst nach diesen Ereignissen nach Bengasi und wurde dort dann mit der Expedition zu den Kufra Oasen konfrontiert, im Zuge dessen er die Bekanntschaft Abdul Ash Badris machte und in den Genuss Ila al Khalfs kam.

      Es jetzt auf einmal so zu drehen, als hätte es schon vorher Versuche der fahlen Mächte gegeben, Bakerman zu beseitigen, strapaziert die Glaubwürdigkeit doch immens. Bisher war Bakerman ein normaler, wenn vielleicht auch fragwürdiger Charakter, der erst durch die Ermordung des Archäologen Christophori auf einen Trip gelangte, der bei Ash Badri und Ila al Khlaf endete. Das alles nun in einen großen Plan zu sortieren, in dem Bakerman nunmehr die Rolle eines Spielballs zukommt, wirkt doch zum jetzigen Zeitpunkt äußerst konstruiert. Die Kreativen der Reihe hätten bei einer Wiederaufnahme dieser Serie eine Menge Phantasie spielen zu lassen, um diese Wendung noch einigermaßen plausibel herzuleiten.

      Auch die Ausgestaltung der Szenen mit Norman Osgoods Tochter, so stimmungsvoll sie auch sein mögen, wirken bei näherer Betrachtung doch seltsam überfrachtet und etwas maßlos. So beginnt alles damit, dass der Schaffner Bakerman auf die alte Dame aufmerksam macht, die, während er schlief, neben ihm in seinem Abteil an seiner Seite gewacht habe und nun, bei seinem Erwachen, natürlich verschwunden ist. Und so spannend diese Ausgangslage auch sein mag: Sie offenbart ein doch sehr seltsames Verhalten jener Frau. Mit viel Brimborium wird Bakerman aus dem Zug gelockt, damit man ihn töten kann, dabei saß die gute Frau eine geraume Weile ungestört neben dem wehrlosen Bakerman, ohne ihm auch nur ein Haar zu krümmen.

      Aha!

      Und wenn wenig später ein Grauer Engel erscheint, um Bakerman den Garaus zu machen, zerreißt er ihn nicht einfach in der Luft, wie er es durchaus könnte, sondern boxt ihn mit seiner Zungenspitze ins Moor, und man überlässt ihn dann seinem Schicksal, ohne sicherzugehen, dass er auch wirklich tot ist. (So dass er dann später auch wieder rausgezogen werden kann.)

      Aha!

      Die ganze Handlung dieser Folge wirkt über weiteste Strecken völlig überkonstruiert und, von der Warte der handelnden Personen aus betrachtet, in Teilen völlig widersinnig oder zumindest absolut unergiebig. Dass dies in dieser Folge nicht so trashig rüberkommt wie bei früheren Folgen, liegt einzig daran, dass dies alles meisterlich in Szene gesetzt ist und von einem atemberaubenden Wechsel aus spannungsgeladenen Szenen fast völlig überdeckt wird.

      Dennoch bleiben diese Inkonsistenzen sichtbar. Diese Folge strotzt vor roten Fäden, die im Nichts enden, nicht nur Laura Osgood wäre da zu nennen, auch die kleine Annie, die von toten Kindern in Moat Palon berichtet und von einer alten Frau, die sie heimsucht. Später verschwindet sie und wird in einem Koffer aus der Erde geborgen, bevor sie unter den Augen des entsetzten Steven zerfällt.

      Auch Steven Burns‘ Eltern sind im Grunde völlig nutzlos in dieser Folge, denn sie tragen im Grunde nichts zu der Folge bei. Der gefasste Vater wechselt ein paar unverfängliche Worte mit Steven, die Mutter klingt, als wäre sie komplett geistesgestört. Klar, sie hat die Ereignisse um Daniel nie verwunden, aber angesichts der Tatsache, dass uns gerade erst verkauft wurde, dass sie sich hingebungsvoll um die kranke Annie kümmert, klingt sie doch beeindruckend lebensuntüchtig in den wenigen Momenten, in denen man sie zu hören bekommt.

      Auch wird ein weiteres Mal angedeutet, dass auch Daniel ein Zauberer gewesen sein könnte, wenn Stevens Mutter dessen Laterna Magica erwähnt, die sich ohne Batterien drehen konnte. Und als wäre es Gloge bewusst, wie unglaubwürdig diese Umdeutung des kleinen Bruders ist, schiebt er eine halbgare Erklärung dafür nach, warum Bakerman davon bisher nichts wusste: Sie hat es ihm einfach verschwiegen. Begründung: Ich darf doch meine Jungen nicht verraten.

      Ach!

      Auch die Szenen, die Stevens Vision darstellen, das Hotel und Gabriel, wirken seltsam drüber, und es wird schnell deutlich, welchem Zweck das Ganze dient: Es wird ein weiteres Mal krampfhaft versucht, das, was vor Folge 14 war, in Einklang zu bringen mit dem, was man uns seit Folge 15 zu erzählen versucht. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist dies aber nichts als Behauptung. Das alles wirkt eben noch nicht in sich stimmig. Im Gegenteil, der feste Rahmen wird seit vielen Folgen beständig und nachhaltig aufgeweicht mit dem Effekt, dass das alles doch sehr zerfasert und auch konfus wirkt.

      Immer wieder in den letzten Folgen werden uns Szenen dargeboten, bei denen es erscheint, als gäbe es in dieser Welt, in der Gabriel Burns spielt, überhaupt keine festen Regeln. So auch hier: Da entsteigt ein Grauer Engel plötzlich einem zerfallenden Körper. – Auch das junge Mädchen zerfällt, gleichzeitig heißt es, sie sei jetzt bei den Fahlen, wie Daniel. – Und in den Plots taucht plötzlich eine seltsame Laterna Magica auf, die bisher nie Erwähnung fand, aber auf einmal zum zentralen Motiv zu werden scheint, ebenso wie die besondere (neue) Rolle von Daniel innerhalb des Spiels


      Wieder einmal wirkt es, als gäbe es keine festen Bedingungen mehr, die dem Erzählten unterlegt sind und an die sich auch die einzelnen Handlungselemente zu halten haben. Alles ist möglich seit Folge 15. Wenn die Handlung es nach Meinung des Autoren erfordert, dann teilen sich Flüsterer plötzlich per CD mit, Graue Engel entsteigen menschlichen Körpern, Beobachter haben die Fähigkeit der Gedankenkontrolle usw.

      Da ist es nun wirklich kein Wunder, dass es den Anschein macht, hier hätten die Verantwortlichen den Überblick über die Welt verloren, in die sie ihre Plots einbetten.

      Es ist dies wohl das größte Manko der Serie seit Folge 15.

      Und dennoch sollten diese kritischen Anmerkungen nicht über die Vorzüge dieser Folge hinwegtäuschen, die es eben auch – und zwar in Hülle und Fülle – gibt.

      Vieles, was uns hier geschildert wird, mag einer kritischen Betrachtung nicht so recht stand halten, aber WIE es erzählt wird, beeindruckt in Intensität und Dramatik.

      Schon allein der Auftakt dieser Folge mit dem Auserwählten, der verkündet, er sei tot gewesen und nun ins Leben zurückgekehrt, ist einer der besten der ganzen Serie, und wie Valentin Platareanu diesen neuen Finsterling darstellt, geht unter die Haut. Besser geht’s wirklich nicht.
      Auch der Moment, als Bakerman im Moor versinkt: ganz großes Ohr-Kino! Auf einmal herrscht Stille. Nur der Wind fegt leise über das Moor hinweg. Hier wird wieder Sassenbergs Stärke gerade bei den leisen Tönen deutlich. Er schildert uns Bakermans Todeskampf zurückgenommen – und macht ihn gerade dadurch so beklemmend.

      Ähnlich verhält es sich, wenn er das Geschwisterpaar sterben lässt, das Steven und Bakerman nach Moat Palon begleitet hat. Carolyns Todesangst, als nun sie im Moor versinkt, Bakermans verzweifelte Suche nach einem Werkzeug und dann – die Stille über dem Moor, als er wieder zurückkehrt. Das ist dramatisch und eindringlich und einfach großartig gemacht. Der Pfuhl hat sich beruhigt, von der jungen Frau ist nichts mehr zu sehen. Ein Gänsehautmoment!

      Auch später, als Bakerman sich schützend vor Steven stellen will und dieser sich mit dem Mut der Verzweiflung in die Arme des Grauen Engels wirft und schließlich mit diesem verschwindet, ist so ein wunderbarer Moment. Der Spannungsbogen wird weiter und weiter in die Höhe gepeitscht, bis es kaum noch zu ertragen ist – und dann endet die Szene mit einem wahren Paukenschlag. Meisterlich!

      Was die Sprecher angeht, so glänzen hier dieses Mal besonders die Nebenrollen. Entschieden hervorzuheben ist sicherlich Valentin Platareanu in der Rolle des Auserwählten, der seiner Rolle eine Präsenz und Eindringlichkeit verleiht, dass es ein Genuss ist, ihm zuzuhören.
      Aber auch die Sprecher des Geschwisterpaares, Martin Schmitz und Suzanne Vogt, schaffen es in ihren kurzen Momenten, sich so sehr ins Herz des Hörers zu spielen, dass ihr Ableben wirklich zu berühren vermag.
      Inken Sommer spricht, glaubt man den Sprecherangaben, die im Netz kursieren, Laura Osgood, und sie tut dies mit diabolischer Freude, auch wenn ihr das Skript nicht unbedingt einen hintergründig-boshaften Charakter verpasst hat, sondern wieder einmal Andreas Gloges Neigung zur doch eher plakativen Figurenzeichnungen erkennen lässt.
      Hans Teuscher als Norman Osgood klingt natürlich – wie sollte es auch anders sein bei einem so hervorragenden Sprecher wie ihm – wunderbar finster. Und wie es scheint, war diese Rolle nicht sein einziger Einsatz in dieser Folge, denn auch Steven Burns‘ Vater scheint von ihm, allerdings mit milderer Klangfarbe, gesprochen worden zu sein.
      Einzig Irmelin Krause als Mrs. Burns vermag mich nicht zu überzeugen. Sie klingt nicht wie eine an ihrem Schicksal zerbrochene Frau, sondern wie eine Geistesgestörte, die dringend aus dem Verkehr gezogen gehört. Und ich denke angesichts des Rahmens, in den man diese Figur gesetzt hat, nicht, dass dies die Absicht des Skripts war.

      So bleibt am Ende wieder einmal ein zwiespältiges Gefühl zurück: eine wieder einmal zu weiten Teilen sehr konstruierte und auch unergiebige Handlung, die jedoch mit spannenden, jederzeit mitreißenden und vor allem wunderbar atmosphärisch inszenierten Szenen transportiert wird und mit einer ganzen Reihe wunderbar aufgelegter Sprecher zu überzeugen weiß.

      Hatte ich bei der Folge In das Dunkel noch ein wenig Magengrimmen, als ich mich gegen die Vergabe der dreieinhalb Sternen entschloss und ganze vier Sterne vergab, trotz all der Unstimmigkeiten, treibt mich hier die wunderbare Inszenierung fest entschlossen dazu, die schmerzhaften Mängel der Geschichte zu vernachlässigen und hier ein positives Gesamtfazit auszustellen. Dennoch bleibt festzustellen: Es ist dem Gespann Sassenberg/Gloge bsiher noch nicht ein einziges Mal gelungen, auf ganzer Linie zu überzeugen. Die Makellosigkeit der Plots aus der Zeit Raimon Webers ist noch lange nicht erreicht.

      Sassenbergs atemberaubende Inszenierung überstrahlt in dieser Episode deutlich die Mängel im Skript und schenkt uns so mithilfe einiger erstklassiger Sprecher einen außergewöhnlich spannenden Hörspielmoment.

      :st: :st: :st: :st: :st2:


      .
    • Gabriel Burns – 24 – Der Erste der Zehn



      (Quelle: amazon)


      Das Erwachen der Macht

      SPOILER-Warnung!

      Nachdem Steven in Fairlane gestrandet ist, wird er von Larry Newman aufgelesen. Gemeinsam machen sie sich auf den Rückweg nach Vancouver, werden aber von einer Frau, die plötzlich mitten auf der Straße steht und anschließend wie vom Erdboden verschluckt zu sein scheint, in einen nahegelegenen Diner gelockt, der gerade von zwei Verbrechern überfallen worden ist. Eine der Frauen, die die Männer in ihre Gewalt gebracht haben, ist tot – ihr Geist stellt sich als die Erscheinung heraus, die Larry und Steven vor das Auto gerannt ist –, eine andere wird von ihnen gefangen gehalten. Unter Einsatz seiner neuentdeckten Gabe gelingt es Steven, die Männer zu überwältigen, indem er sie zu Eis gefrieren lässt.

      Gleichzeitig machen sich Bakerman und Joyce auf dem Weg nach Bukarest. Wie den Nachrichten zu entnehmen war, hat es dort angeblich den Austritt einer hochgiftigen Substanz gegeben, weswegen weite Teile der Stadt abgesperrt und unter Quarantäne gestellt wurden. Grund genug für Bakerman, der Sache auf den Grund zu gehen, zumal er gerade erst in den Besitz eines Tonbands gelangt ist, auf dem zu hören ist, wie sein Kontaktmann Gacek von einer Niles-Züchtung erschossen wird. Wie es scheint, hat also doch noch mindestens eine dieser Kreaturen überlebt. Es stellt sich nun die Frage, wem sie dient – nach dem Tod des Maggiore.

      Bukarest ist wie ausgestorben. Über das Radio verbreitet Lugoj eigentümliche Nachrichten, die offensichtlich die Macht haben, den Willen der Menschen zu kontrollieren; auch Joyce zeigt sich empfänglich dafür.

      Sie und Bakerman versuchen, Kontakt zu Tomasz herzustellen, einem weiteren Kontaktmann Bakermans, geraten jedoch in einen Hinterhalt des Militärs und müssen fliehen. Mit knapper Not erreichen sie ihren Helikopter. Auf ihrer Flucht müssen sie erkennen, dass in unmittelbarer Nähe des Präsidentenpalastes lebende Menschen auf Scheiterhaufen verbrannt werden.

      Zeitgleich überbringt Victor Zeysen eine Gruppe von grauhaarigen Kindern nach Kanada, und es gelingt ihnen mühelos, den kritischen Zollbeamten in ihren Bann zu schlagen, um ungehindert passieren zu können. Wie es scheint, wird Vancouver der nächste fahle Ort sein, der fallen wird. Zeysen zeigt sich selbstgewiss, denn der Erlöser – Steven – sei bereits auf dem Weg zurück.


      Wir haben es hier mit einer inhaltlich eher unkomplizierten Episode zu tun, denn sie dient, wie es scheint, einzig dem Zweck, uns drei Informationen zu vermitteln und kleidet diese – leider ein wenig umständlich – in drei verschiedene Handlungsstränge: Steven lernt, seine Gabe zu beherrschen – Bukarest ist gefallen – Vancouver wird der nächste Ort sein, der fällt.

      Das sind drei Informationen, die durchaus Stoff für eine Folge bieten. Die Frage, die sich nun jedoch stellt, ist, ob das auch gut umgesetzt wurde. Und da muss ich leider feststellen: nein.

      Und das hängt, zum wiederholten Male, damit zusammen, dass die Geschichten, die um diese Informationen gewoben worden sind, leider nicht besonders gehaltvoll oder auch nur originell geraten sind. Das alles wirkt sogar fast ein wenig unausgegoren, als wäre der Inhalt dieser Folge in größter Eile zusammengeklöppelt worden.

      Steven erwacht nach seinem Ausflug an einen der fahlen Orte in Fairlane, marschiert mutterseelenallein durch die Ödnis und wird schließlich von Larry aufgelesen. Und auf dem Rückweg begegnet er dann natürlich sogleich einem Geist, der ihn zu einem Diner führt, das von grobschlächtigen Finsterlingen in ihre Gewalt gebracht worden ist, so dass es angezeigt ist, die neuen Kräfte, die er gerade in sich zu entdecken beginn, an ihnen zu testen.

      Ein weiteres Mal wird uns hiermit ein Plot geboten, der keiner inneren Logik der Burns-Welt folgt, sondern allein dem Willen des Autoren geschuldet ist. Oder anders ausgedrückt: Die Episodenprämisse ist eine reine Konstruktion. Wieder einmal.

      War es unter der Ägide Webers noch so, dass sich die Leute um Bakerman noch zu den fahlen und übersinnlichen Ereignissen hinbegeben mussten, ist es nun so, dass diese Phänomene plötzlich an jeder Straßenecke auftreten, und es beinahe schon als Kunststück erscheint, ihnen nicht zu begegnen.

      Eine solche Art der Plotgestaltung kennt man sonst nur aus schlichtester Trivialliteratur. Gabriel Burns war vierzehn Folgen lang deutlich mehr als Groschengrusel. Was das Skript angeht, sieht das nun seit einigen Folgen anders aus, auch wenn die erstklassige Inszenierung oft darüber hinwegtäuscht und –tröstet.

      Aber selbst wenn wir diese Konstruktion außer Acht lassen: Wie die Ereignisse im Diner ausgestaltet sind, ist wenig originell. Die Verbrecher sind natürlich brutal und abstoßend, die Gefangenen schwach und hilfebedürftig, und Steven bieten sich natürlich beste Voraussetzungen, hier seine Macht spielen zu lassen. Allein – es ist langweilig, dies alles über einen so geradlinigen und wenig überraschenden Weg präsentiert zu bekommen. Sicherlich, Sassenberg schafft es, dies alles in Klangwelten umzuwandeln, die einen für Momente gefangen nehmen, aber aufs Ganze betrachtet, weiß die Handlung im Diner nicht zu überzeugen. Sie ist letztlich einfach viel zu banal.

      Ähnlich verhält es sich bei Bakermans Stippvisite in Bukarest. Es wird deutlich, dass es die Absicht des Autoren war, einen Einblick in die Lebenswirklichkeit eines fahlen Orts nach dessen Fall zu geben – und das ist sicherlich nicht nur berechtigt, sondern auch hochspannend –, doch wie das geschieht, wirkt ein weiteres Mal nicht zu Ende gedacht. Bakerman und Joyce kommen in Bukarest an, eilen zum Treffpunkt, tappen in die Falle, fliehen – und sind wieder weg. Das ist jedoch viel zu simpel und oberflächlich, um tatsächlich auch eindringlich zu sein. Und wieder einmal überdecken drastische Umschreibungen, wie etwa die von dem alten Ehepaar vor dem Fernseher, den Toten in der Wäscherei oder dem Piloten, der von den Stimmen manipuliert wird, die Gehaltlosigkeit des Skripts.

      Und was den Inhalt angeht, so werde ich ein weiteres Mal in meinem Eindruck bestärkt, dass die Plotgestaltung mit uferloser Phantasie betrieben wird. Nun gelingt es also Lugoj einfach nur mittels der Kraft seiner Stimme, nicht nur die Bewohner Bukarests unter Kontrolle zu bringen, sondern sogar Bakermans Hubschrauberpiloten. Das grenzt wieder einmal an Zauberei, an reiner Fantasy, wo doch die ersten vierzehn Folgen lang ein Serienuniversum erschaffen worden ist, in dem es zwar übersinnliche Phänomene zu beobachten gab, diese jedoch wohldosiert und festen Regeln unterworfen schienen. Mittlerweile ist jederzeit alles möglich. Das aber rückt Gabriel Burns ganz entschieden ins Triviale. Und es wird wieder einmal deutlich, dass dieser Serie der auch intellektuell überzeugende Unterbau verloren gegangen ist.

      Dabei ist Andreas Gloge durchaus nicht talentlos. Betrachtet man die zugrundeliegenden Skripte, werden schon auch ein Gespür für Spannung und Dramatik, für eine mitreißende Dramaturgie und ein ausgesprochener Sinn für Originalität, was Schauplätze und Wendungen angeht, sichtbar, doch all das kommt viel zu ungestüm und ungefiltert daher, ist nicht einer Form unterworfen, keinem folgenübergreifenden Konzept, sondern wirkt ganz entschieden impulshaft und willkürlich – was die Einzelfolgen im Nachhall viel zu oft nicht überzeugend, unrund oder sogar misslungen erscheinen lässt, und es ist allein Volker Sassenbergs überragendem Regie-Talent zu danken, dass dies sehr oft nicht so deutlich zutage tritt, wie es bei einer genaueren Betrachtung zwangsläufig der Fall sein muss, denn seine Fähigkeit, die häufig unzureichenden Szenenfolgen in ein spannungsgeladenes und eindringliches Atmosphäre-Feuerwerk zu verwandeln, schafft es während des Hörens, den Fokus fort zu lenken von den Mängeln, die das Skript vorhält, und nur wenn der Autor der Regie nicht viel Raum zur originellen Gestaltung bietet, wird diese Problematik überdeutlich – wie bei dieser Episode.

      Was die Figurenzeichnung angeht, so setzt sich hier fort, was ich in einer meiner letzten Besprechungen bereits angeführt habe und was auch in Zukunft weiter kritikwürdig bleiben wird: der Umgang mit dem Charakter des Steven Burns. War er ja schon zu Beginn der Serie ein schwer fassbarer, weil eben nicht stereotyper Charakter, ist er seit dem Autorenwechsel geradezu schwammig und diffus geworden. Es ist schwierig, sich ein Bild zu machen von der Figur, nach der letztlich, wenigstens zu einem gewissen Teil, die ganze Serie benannt ist. Er wirkt mal souverän, dann wieder emotional gebrochen, dann aggressiv, verzweifelt, nachdenklich, sensibel. Ich möchte nicht in Abrede stellen, dass eine Person all das empfinden kann, vielleicht auch in kürzerer Zeit ein Wechselbad der Gefühle durchzustehen hat, aber man muss natürlich bei seiner Figurenzeichnung immer auch im Blick haben, ob das am Ende alles auch noch schlüssig und konsistent daherkommt

      Und bei Steven Burns beginnt man sich schon seit geraumer Weile zu fragen: Welche Eigenschaften trägt er denn nun eigentlich in sich? Was treibt ihn an? Was will er?

      Mal zieht er sich völlig in sich selbst zurück, will mit nichts etwas zu tun haben. Dann wieder ergreift er die Initiative, klaut ein Flugzeug und fliegt um die halbe Welt. Dann geht er auf Tauchstation bei seinen Eltern und wirkt fast schwermütig, um dann kurz darauf mit der Macht der Verzweiflung auf einen Grauen Engel zuzustürmen, mit dem er dann verschwindet. Hier nun, in dieser Folge, nachdem er doch eigentlich Traumatisches erfahren hat, wirkt er auf einmal wieder überraschend abgebrüht und kaltblütig.

      Ich verstehe natürlich, dass man uns zu erzählen versucht, dass der Gabriel in Steven an die Oberfläche drängt, doch die Umsetzung überzeugt mich nicht. Und auch nicht die Kombination Steven-Gabriel. In manchen Szenen mischen sich diese beiden Anteile zu einem Untrennbaren, dann wieder, in späteren Folgen wird das deutlicher, sind sie scharf voneinander abgegrenzt und bekämpfen einander. Das passt für mich nicht zusammen, fügt sich nicht zu einem harmonischen Ganzen, sondern hinterlässt bei mir eher den Eindruck, dass sich die Macher der Serie selbst nicht ganz im Klaren darüber waren, wie sich das denn nun genau verhalten soll.

      Und so wird diese Figur immer unschärfer, bis sie dann auch physisch irgendwann fast völlig aus der Serie verschwindet, ohne dass es dafür eine befriedigende Erklärung gäbe. Meine Vermutung: Man wusste nichts mehr mit ihm anzufangen bzw. wie man das, was man mit ihm vorhatte, befriedigend umsetzen soll.

      Mit Folge 15 beginnt nach meinem Eindruck eine Konzeptlosigkeit von dieser Serie Besitz zu ergreifen und prägt sie über viele, ja sogar über zwanzig Folgen lang nachhaltig, und nur die hervorragende Inszenierung täuscht über dieses prägende Manko ein Stück weit hinweg. Problematisch ist jedoch, dass bei einer Fortführung der Reihe mit diesen Widersprüchlichkeiten und Inkonsistenzen umzugehen wäre. Man kann sie nicht einfach negieren. In den Folgen 15-36 ist uns eine Menge zugemutet worden, das der befriedigenden Aufschlüsselung harrt. Und ob das überhaupt möglich wäre, wage ich mittlerweile ernsthaft zu bezweifeln.

      Womit wie wieder einmal beim Thema Kontinuität innerhalb der Serie wären, denn auch da hat sich, wie ich ja bereits häufig kritisiert habe, seit Folge 15 einiges zum deutlich Negativen gewandelt. Auch in der vorliegenden Folge wird das deutlich: Als Bakerman und Joyce Bukarest verlassen, sehen sie durch die Fenster des Helikopters, wie in der Umgebung des Präsidentenpalastes in aller Öffentlichkeit Bestrafungen praktiziert werden: Lebendige Menschen werden - weithin sichtbar - auf riesenhaften Scheiterhaufen verbrannt.

      Auf der anderen Seite wird uns durch die Handlung mitgeteilt, dass die Einwohner von Bukarest mittels Gedankenkontrolle ruhig gestellt worden sind. Und welchem Zweck sollte das dienen außer jenem, größeres Aufsehen nach außen zu vermeiden?
      Mit der nächsten Folge herrscht Ruhe in Bukarest. Alles läuft, wie ausdrücklich erwähnt wird, wieder in normalen Bahnen. Würde man tatsächlich, wenn das der Zweck ist - also ebenso geräuschlos wie unaufgeregt die Macht eines fahlen Ortes zu erlangen - riesige Scheiterhaufen unter freiem Himmel errichten, um dort Massen von Menschen zu töten?
      All das hätte man natürlich auch viel diskreter handhaben können - und im Hinblick auf die eigentliche Zielsetzung sogar müssen.
      So jedoch widerspricht man sich bei der Darstellung der Ereignisse selbst.
      Wenn man als Autor den großen Effekt haben will - in diesem Fall: die Scheiterhaufen -, dann muss man sich eben auch eine befriedigende Begründung dafür suchen. So, wie es erfolgt ist, widerspricht es jeglicher Logik.

      Wobei ja auch fraglich erscheint, warum Bukarests Einnahme so erfolgt und die Stadt später noch für die übrige Welt sichtbar ist, während Vancouver plötzlich wie ausgetilgt ist, so dass niemand es mehr kennt. (Was ja bedeutet, dass die Fahlen dann sogar die gesamte Menschheit gedanklich zu kontrollieren wissen - was im Serienkontext doch wirklich zum Haareraufen ist. Aber ich will nicht vorgreifen!)

      Inhaltlich interessant ist übrigens, dass in einer Tonband-Aufzeichnung ein weiteres Mal Luther Niles auftaucht und ausdrücklich gesagt wird, dass offensichtlich eine der Züchtungen überlebt hat. Ich weiß nun nicht mehr, wie sich das im weiteren Verlauf aufklärt, ob diese Szene noch relativiert wird, doch wenn nicht, dann hätten wir hier ja einen Ansatz, diesen bei den Fans so überaus beliebten Schurken bei einer möglichen Fortführung wieder auftreten zu lassen, dieses Mal in Diensten eines anderen Herrn. Ich würde das ausdrücklich begrüßen.

      Von den Hauptsprechern sind in dieser Folge mal wieder alle mit an Bord und leisten, wie gewohnt, eine sehr gute Arbeit. Die Gastsprecher fügen sich gut ein, auch wenn in dieser Folge niemand besonders heraussticht.

      Sounddesign und Musik zeigen sich wieder einmal äußerst souverän, was vor allem auch beim Einsatz von Stevens Gabe deutlich wird, beides weiß aber im Ganzen leider nicht die offensichtlichen Schwächen des Skripts zu überdecken (im Gegensatz etwa zur letzten Folge, wo dies sehr gut gelungen ist).

      Das Cover von Ingo Masjoshumann zeigt dieses Mal deutliche Bezüge zum Inhalt der Folge - was ja nicht oft der Fall ist -, und der helle Blauton, in dem das Motiv gehalten ist, passt sehr gut zum Thema der Kälte, das den Handlungsstrang um Steven Burns durchzieht. Für mich eine gelungene und stimmungsvolle Arbeit.

      So bleibt im Fazit nur, dieser Folge inhaltlich ein eher schlechtes Zeugnis auszustellen, was aber durch die souveräne Regie in einem begrenzten Maße aufgefangen werden kann. Der Plot zu Der Erste der Zehn ist äußerst schlicht und wenig gehaltvoll. Es ist nicht gelungen, die Punkte, die man transportieren wollte, auch in eine Geschichte von auch bloß geringer Relevanz zu kleiden. Im Grunde hätte man der Kern des Plots auch in einem knappen Dialog vermitteln können. Es fehlt an der inhaltlichen Originalität, die rechtfertigt, aus diesen wenigen Details eine ganze Folge zu schöpfen.


      Äußerst mäßiges Skript bei unverändert guter Regieleistung – diese Folge ist leider nicht einmal solider Durchschnitt.

      :st: :st: :st3: :st2: :st2:



      .
    • Vielen, vielen Dank wieder einmal für die letzten Besprechungen.
      Wieder einmal toll sie zu lesen und du schreibst sie so interessant & machst die Folge für mich dadurch wieder lebendig.
      Dadurch kann ich mich nach all den viellen Jahren wieder an einiges erinnern.

      Hardenberg schrieb:

      Und bei Steven Burns beginnt man sich schon seit geraumer Weile zu fragen: Welche Eigenschaften trägt er denn nun eigentlich in sich? Was treibt ihn an? Was will er?
      Mal zieht er sich völlig in sich selbst zurück, will mit nichts etwas zu tun haben. Dann wieder ergreift er die Initiative, klaut ein Flugzeug und fliegt um die halbe Welt. Dann geht er auf Tauchstation bei seinen Eltern und wirkt fast schwermütig,...
      Das war für mich damals auch ein großes Ärgernis.
      Ich konnte sein Verhalten damals oft nicht nachvollziehen, es änderte sich einfach zu schnell.
      Dadurch ist eine Distanz zu der Figur aufgekommen und das ist leider natürlich keine gute Entwicklung.

      Ich freue mich auf deine weiteren Besprechungen! :hutheb:
      Besser Illusionen die uns entzuecken als zehntausend Wahrheiten
    • Ganz lieben Dank an Dich. @Smeralda :drueck:

      Leider habe ich gerade viel um die Ohren und komme nicht oft zum Schreiben, aber hier schon mal meine neuste Besprechung:


      Gabriel Burns – 25 – ...dem Winter folgte der Herbst


      (Quelle: amazon)

      Gibt's hier eigentlich noch irgendjemanden ohne außergewöhnlichen Hintergrund?

      SPOILER-Warnung!

      Bakerman, bei dem die Wirkung des Ila al Khalfs merklich nachlässt, versammelt seine Getreuen um sich und berichtet ihnen von Julien Cardieux, dem Sohn von Bernard Cardieux, der seinerseits während der Ereignisse in Eden Creek den Tod fand. Dieser Sohn war in der Vergangenheit stets bemüht gewesen, in die Kommission aufgenommen zu werden, wurde von Bakerman jedoch wiederholt abgewiesen. Nun, in seiner aussichtlosen Situation, ist er nun doch bereit, auf die Dienste dieses jungen Mannes zurückzugreifen, der sein Geld damit verdient, anderen Menschen übersinnliche Fähigkeiten vorzutäuschen. Offensichtlich verfügt er jedoch, wie sein Vater, über die Gabe der Rückführung, und eine solche plant Bakerman nun, um seinem körperlichen Verfall entgegenzuwirken.

      Wie seine Nachforschungen nämlich ergeben haben, suchte auch der mysteriöse Pandialo, dessen Name Bakerman seit dessen Erlebnissen in Rannoch Moor eingebrannt ist, nach dem Elixier der Unsterblichkeit – und dies bereits vor mehr als 120 Jahren. Pandialo war ein Seher, der damals mit einem Zirkus durch Kanada reiste.

      Bakerman lässt sich also mit Hilfe von Julien Cardieux zurückführen und wird sogleich mit einem übel zugerichteten Mordopfer konfrontiert, dessen Mörder sich als der ihm bereits bekannte Aaron Cutter herausstellt – damals jedoch noch ein Mensch aus Fleisch und Blut. Schon damals war Cutter mit den Fahlen im Bunde und machte Jagd auf Begabte, verschleppte diese in die Nachtkathedrale und folterte sie grausam, um durch diesen Dienst von den Fahlen als einer der ihren aufgenommen werden zu können.

      Just in der Nacht, in der Bakerman im Vancouver von vor 120 Jahren erscheint, will er sein Werk vollenden und Vancouver der Flammenhölle übergeben. Bakerman schafft es gerade noch, den alten Mann aufzutreiben, der ihn bereits erwartet hat. Mittels einer seltsamen Apparatur verbinden die beiden Männer ihre Geister und teilen ihr Wissen miteinander. Bakerman erfährt auf diese Weise, dass Steven Burns Ila al Khalf auf keinen Fall in sich aufnehmen darf. Dann taucht Cutter auf und nimmt Pandialo, der weiß, dass sein Weg zu Ende ist, mit sich. Bakerman aber weiß nun um den Verbleib des letzten Flakons mit Ila al Khalf.

      Wieder in der Gegenwart machen sich Steven und Larry Newman auf den Weg zu dem Ort, wo der letzte Flakon hinterlassen worden sein soll. Doch sie sind nicht allein. Bewaffnete Männer versuchen, ihnen zuvor zu kommen. Es gelingt ihnen jedoch, das Elixier zu finden und es zu Bakerman zu bringen.

      Am Krankenlager wacht allein Joyce über den kranken Mann. Plötzlich klingelt das Telefon, und eine Stimme spricht zu Joyce. Diese reagiert darauf wie paralysiert. Wie fremdgesteuert entzieht sie Bakerman den Flakon, ehe die Substanz ihre lebensverlängernde Wirkung entfalten kann und verschwindet. Bakerman blickt anscheinend dem sicheren Tod entgegen.


      Wir haben es bei ...dem Winter folgte der Herbst mit einer originellen und in ihren Ansätzen durchaus spannenden Folge zu tun. Die Aussicht, in die Vergangenheit zu reisen und ein anderes Vancouver zu erleben, das nämlich vor dem großen Brand, bei dem es fast komplett zerstört wurde, noch dazu gespickt mit Informationen über den mysteriösen Pandialo und dessen Hintergründe und obendrein noch mit einem Auftritt des schurkischen Aaron Cutter, das sollte eigentlich eine Versicherung dafür sein, dass dieses Hörspiel nichts anderes als hervorragend sein dürfte.

      Leider trifft das nicht zu.

      Zwar ist die Inszenierung dieser Folge wieder einmal wunderbar dicht und atmosphärisch ausgefallen, doch wie in den meisten der letzten Folgen ist auch hier das Skript und mit ihm der Plot gespickt mit Zutaten, die nur schwer verdaulich sind.

      Das beginnt schon allein mit dem überraschenden Siechtum Bakermans. War er in der letzten Folge noch mopsfidel und sprang durch Bukarest, ist er nun mit einem Mal völlig am Ende und benötigt dringend die Hilfe Julien Cardieux‘, um sich in den Besitz des letzten Fläschchens mit Ila al Khalf zu bringen, um seine Existenz und somit den Kampf gegen die Fahlen fortsetzen zu können. Und das erscheint doch wieder einmal arg konstruiert, denn man hätte die inhaltlichen Übergänge ja auch viel fließender ausfallen lassen können, indem man den Verfall Bakermans auch in den letzten Folgen immer weiter hätte forcieren können. So wirkt es sehr sprunghaft. Als wäre dem Autoren die Idee, Bakerman an die Schwelle des Todes kommen und ein letztes Mal nach Ila al Khalf streben zu lassen, erst kurz vor Beginn der Arbeit an diesem Skript gekommen. Ich gehe jedoch davon aus, dass bei einer Serie mit folgenübergreifender Handlung ein Konzept vorhanden ist, dass den großen Bogen zumindest in Stichpunkten und die Plots der kommenden Folgen bereits detaillierter beschreibt, damit Kontinuitätsbrüche oder unglaubwürdige Wendungen sich gar nicht erst ergeben. Hier ist das offensichtlich nicht gelungen, und das trübt den Gesamteindruck doch wieder einmal deutlich.

      Überhaupt erscheint es unglücklich, sich als denjenigen, der Bakermans Rückführung bewerkstelligen soll, ausgerechnet den Sohn von Bakermans Mitarbeiter Bernard Cardieux zu wählen – und dann auch noch anzudeuten, dass auch der Vater über besondere Fähigkeiten verfügte. So werden nach und nach immer mehr Menschen aus dem Burns-Universum nachträglich mit besonderen Fähigkeiten oder Biographien ausgestattet, und man gewinnt als Hörer den Eindruck, dass in dieser Serie mittlerweile jeder schon vor Beginn der Serienhandlung auf die eine oder andere Weise mit der fahlen Welt oder den sie betreffenden Bedingungen zu tun hatte. Und das bricht ganz eindeutig mit der Serienprämisse, denn vierzehn Folgen lang wurde uns geschildert, wie sich das Böse allmählich Bahn bricht und die Menschen um Bakerman mit Erstaunen darauf reagieren. Es war eine Welt der Normalen, in der ein paar, die nicht ganz so normal waren, sich mit außergewöhnlichen Phänomenen beschäftigten. Die Burns-Welt des Andreas Gloge ist eine der Freaks und Fantasywesen, bei der alles mit allem verbunden ist und das Gesamte vom Fahlen durchdrungen. Es ist nicht mehr dieselbe Welt. Sie ist viel weniger realistisch, viel weniger nachvollziehbar als die Burns-Welt zu Zeiten Raimon Webers. Sie ist nicht mehr fassbar, weil der Autor behauptet, es ist nun alles in ihr möglich, wenn er es nur will. Das mag sie überraschender erscheinen lassen. Sie wird dadurch aber auch deutlich beliebiger und wirrer; auf jeden Fall wirkt sie nicht mehr in sich geschlossen und wohldurchdacht wie in den Anfängen. Das ist in jeder Folge dieser Phase aufs Schärfste zu kritisieren.

      Auch erscheint es sehr unglaubwürdig, dass ausgerechnet Joyce Julien Cardieux bisher nicht begegnet sein soll...?

      Bakerman wird also von Julien Cardieux in die Zeit Pandialos zurückversetzt. Und ohne jeden Umweg begegnet Bakerman sogleich einem Mordopfer Aaron Cutters. Später schlägt er sich zu einer Schänke durch – und wer sitzt da ganz gemütlich? Ebenfalls Aaron Cutter. In der Schänke, die er zufällig aufsucht, begegnet er Persephone, einer Frau, die auf ihn zukommt und ihn zu Pandialo bringen will. Auf dem Weg dorthin werden die beiden von Aaron Cutter verfolgt, es gelingt ihnen jedoch, Cutters Wagen zu rammen, so dass dieser zur Seite kippt. Anstatt nun aber einfach weiterzufahren, halten sie natürlich an und Bakerman lässt die Frau allein, um nach Cutter zu sehen. Dieser nutzt jedoch die Gelegenheit, der Frau innerhalb von gefühlten zwanzig Sekunden die Gesichtshaut abzuschälen und sie zu töten, ehe er verschwindet

      Allein dieser Absatz strotzt nur so von völlig hanebüchenen und überkonstruierten Vorkommnissen und unverständlichen Verhaltensweisen. So etwas ist doch keine hochklassige Plotausgestaltung. Das ist vollkommen trivial.

      Aber gut, Bakerman erreicht Pandialo, und das Treffen bleibt mal wieder völlig unergiebig. Es wird nicht viel Erhellendes besprochen, gemessen an dem Aufwand, der ja betrieben wurde. Die beiden Männer verbinden ihre Geister, es gibt die oben erwähnte Andeutung zu Steven und dem Ila al Khalf, dann übergibt sich Pandialo in die Hände Cutters, so dass dieser ihn töten und danach als DER FAHLE in die Sphären jenseits des Wolframtores eingehen kann.

      Übrigens macht man sich nicht die Mühe, Cutter ein wenig differenzierter darzustellen. Auch als Mensch ist er einfach nur ein grobschlächtiger Irrer, der im Grunde schon damals nur dieselben zwei, drei Sätze zum Besten gibt und sich ansonsten darauf beschränkt, mordlüstern und böse zu sein. Mir behagen solche Figuren nicht. Als böser Geist in der Nachtkathedrale war das durchaus noch wirkungsvoll, Cutter wurde da aber auch als beschränktes Wesen eingeführt, das sich eines menschlichen Helfershelfers bedienen musste, um seine Mission zu erfüllen – doch nun, mit diesem Bedeutungswandel, ist mir die Ausgestaltung des realen Aaron Cutter viel zu banal ausgefallen. Dadurch wird auch für meinen Geschmack viel zu viel Potential verschwendet, denn es hätte ungleich gruseliger ausfallen können, diesen Mann auch noch mit normalen, menschlichen Facetten auszustatten und ich dann seine bösen Taten tun zu lassen.

      Zurück im Diesseits suchen dann Steven Burns und Larry Newman nach dem hinterlassenen Flakon und werden sogleich von finsteren Männern verfolgt, die ihnen das Elixier abjagen wollen. Wie diese jedoch wissen konnten, wo es zu finden ist, bleibt das Geheimnis des Autoren. Sicherlich werden die Bakerman-Leute nicht so dumm gewesen sein, sich aushorchen oder verfolgen zu lassen. Unter den geschilderten Umständen ist ja wohl davon auszugehen, dass sie diese Weitsicht besitzen. Wie also sind sie ihnen auf die Fährte gekommen?
      Oder wussten sie bereits von der ungefähren Lage? Warum haben sie das Fläschchen dann nicht selbst gefunden? (Burns findet es ja auch eher durch Zufall.)

      Und es geht noch weiter:
      Wie konnte dann auch noch Zeysen wissen, dass das Bakerman-Team das Elixier gefunden hat? Und woher wusste er die richtige Telefonnummer, um Joyce anzurufen und fremdzusteuern? Und überhaupt: Wie konnte er sicher sein, dass Joyce allein bei Bakerman weilt? Ebenso gut hätten Steven und Larry dort sein können und verhindern, dass sie das Ila al Khalf mit sich nimmt. Warum überhaupt hat man Bakerman das Elixier nicht gleich verabreicht, sondern hat gewartet, bis Joyce sich ihres Schläfer-Daseins gewiss wird und mit der Substanz verschwidnet?

      Fragen über Fragen, die dieses löchrige Handlungskonstrukt entblößen und den Spaß an diesem doch eigentlich wunderbar inszenierten Hörspiel nachhaltig verderben.

      Dabei ist doch im Grunde vieles richtig gemacht worden. Die einzelnen Szenen sind sehr stimmungsvoll in Szene gesetzt. Volker Sassenberg schafft es, dieser Folge auch klanglich ein ganz eigenes Gesicht zu geben, indem er die Handlung mit einer sehr stimmungsvollen, aber von der bisherigen deutlich abweichenden Musik unterlegt. Und wieder beweist er viel Phantasie, wenn er sich daran macht, die einzelnen Szenen klanglich auszustaffieren. Wunderbar ist zum Beispiel der Moment gelungen, in dem Steven des Ila al Khalfs ansichtig wird und kaum widerstehen kann, es in sich aufzunehmen. Auch die Sprecher machen durch die Bank einen guten Job. Von dieser Seite gibt es mal wieder überhaupt nichts auszusetzen.

      Leider schafft es aber die Inszenierung ein weiteres Mal nicht, über die Mängel im Skript hinwegzutrösten. Wäre das Wie durchaus imstande, eine deutlich positive Bewertung folgen zu lassen, zieht das Was durch seine übergroßen Schwächen das Gesamte wieder nur auf Durchschnittsniveau – mit viel Wohlwollen. Schade, denn da wäre deutlich mehr drin gewesen.

      Eine erstklassige Inzenierung trifft auch hier auf ein in weiten Teilen äußerst kritikwürdiges Skript.


      :st: :st: :st: :st2: :st2:


      .
    • Die 24 habe ich von damals als persönlichen Tiefpunkt der Entwicklung in Erinnerung. Die Sache mit dem Pandialo-Orden in Folge 25 fand ich auch nur bedingt stimmig/passend, aber die Folge war letztlich doch ganz spannend. Während ich die 24 auch als inhaltlich recht dünn empfand.
      Liegt aber jetzt doch schon wieder ne ganze Ecke zurück, dass ich die Hörspiele gehört habe. Naja, irgendwie fehlt mir leider etwas die Zeit hier mal einen Hörmarathon zu starten. So bleibt mir erstmal nur weiterhin Hardenbergs Reise zu begleiten ;)
    • @hsp3

      Betrachte Dich als hochwillkommener Reisebegleiter. Ich freue mich über weitere Anmerkungen von Deiner Seite. :)

      Weiter geht's mit Folge 26:


      Gabriel Burns – 26 – R.


      (Quelle: amazon)

      Ein Palast, erbaut auf brüchigem Fundament

      SPOILER-Warnung!

      Nachdem Joyce in der letzten Folge wie fremdgesteuert das Ila al Khalf an sich genommen hat und verschwunden ist, begeben sich nun Larry und Steven auf die Suche nach ihr, ehe Bakerman gezwungen ist, seinen letzten Atemzug zu tun. Sie stoßen auf Hinweise, die sie nach Ravenstone führen, einer geschlossenen Anstalt für Kinder und Jugendliche, in die Joyce eingewiesen worden war, nachdem ihre Eltern seinerzeit im Katmai-Tal ins Koma gefallen waren. Sie erfahren von der Leiterin der Einrichtung, dass es in den letzten zwei Wochen vier Selbstmorde dort gegeben hat und alle diese Toten vor Jahren vom ehemaligen Leiter Victor Zeysen betreut worden waren, einem Mann, der seit einigen Jahren als tot gilt und bei dem zuvor auch Joyce Kramer in Behandlung gewesen war.

      Wie sich herausstellt, ist zeitgleich mit Steven und Larry auch Joyce in Ravenstone. In einem geheimen Refugium abseits des Kellers wird sie von Zeysen in Empfang genommen und einer erneuten Programmierung unterzogen, die sich für Joyce als sehr unangenehm und schmerzhaft herausstellt. Wie es scheint, wurde Joyce bereits vor vielen Jahren von Zeysen manipuliert, um ihm bei Bedarf zu Willen sein zu können, ebenso wie andere, die sich jedoch im Gegensatz zu Joyce als zu schwach für diese Art von Behandlung erwiesen haben. Zeysen gibt ihr im Anschluss an die Prozedur den Auftrag, Larry zu töten.

      Kurz darauf kommt es tatsächlich zu einer Konfrontation der beiden Kollegen, doch ein letzter Rest von Autonomie scheint es Joyce zu ermöglichen, den tödlichen Schuss noch einmal abzulenken. Larry sieht keine andere Möglichkeit, als Joyce mittels eines Stromschlags außer Gefecht zu setzen.

      Joyce gilt als tot. Ebenso Bakerman.

      Tatsächlich leben beide jedoch noch. Joyce hat das Ila al Khalf verschluckt, um es vor Zeysens Zugriff zu schützen. Nun überreicht sie es Bakerman. Dieser scheint gerettet.


      Auch in R. greift man, wie in der direkten Vorgängerfolge, ein Detail aus dem Burns-Serienuniversum auf und vertieft es. Dieses Mal ist es Joyce Kramers Vergangenheit in Ravenstone und die finsteren Machenschaften des ehemaligen Leiters Victor Zeysen. Das ist ein interessanter und auch spannender Grundgedanke, und es mangelt nicht an Interesse, wenn man sich auf diese Episode einlässt, doch wieder einmal verhagelt einem das unbefriedigende Skript die in Ansätzen originelle und durchgängig wunderbar inszenierte Folge, die direkt mit einem Cliffhanger beginnt: Die neue Leiterin von Ravenstone kondoliert Larry und Steven wegen des Todes von Joyce – wow!, da ist man gleich zu Beginn wie vor den Kopf gestoßen und will natürlich hören, wie es dazu kommen konnte.

      Doch was dann folgt, ist nicht die atmosphärisch dichte und inhaltlich fesselnde Geschichte des Niedergangs einer uns ans Herz gewachsenen Protagonistin, sondern leider eine Aneinanderreihung von (zugegebenermaßen spannenden) Szenen, die kaum in befriedigender Logik miteinander in Zusammenhang stehen. Ein weiteres Mal will das alles sich nicht rund und durchdacht anfühlen, sondern plump und oberflächlich und konstruiert – jedenfalls was die Ausgestaltung des Skripts anbelangt.

      Das fängt schon allein damit an, dass behauptet wird, Joyce habe Julien Cardieux überwältigt und sei mit dem Ila al Khalf verschwunden. Klar, man wollte gleich zu Beginn einen dramatischen Auftakt bringen und brauchte ja auch einen Zeugen, der Steven und Larry erst in Kenntnis setzt – wir hatten aber zum Ende der letzten Folge hautnah miterlebt, wie Joyce ausdrücklich allein am Krankenlager von Bakerman wachte, als das Telefon läutete und sie von Zeysen dazu genötigt wurde, das Elixier zu ihm zu bringen. Wir bekommen auch noch mit, wie sie verschwindet, während Bakerman anscheinend dem sicheren Todes entgegenblickt.

      Wann soll Joyce also Cardieux überwältigt haben – und wozu? Sein Standing innerhalb der Bakerman-Mannschaft ist sicherlich nicht so groß, dass er Joyce einfach so entgegentreten würde. Und es bestand dazu ja auch gar kein Anlass – sofern man davon ausgeht, dass Joyce den Flakon nicht auf dem Kopf balancierend zu Zeysen brachte.

      Es sind solche ärgerlich krummen Details, die das Gesamtbild immer wieder trüben. Und die zudem nicht mal sein müssten. Man hat den Eindruck, da nimmt jemand es einfach mit seiner Arbeit und der Verantwortung gegenüber einer Geschichte und ihrer Historie nicht sonderlich ernst.

      Als Steven und Larry dann kurz darauf in Joyces Wohnung nach Hinweisen suchen, werden sie dort mit einer Gestalt konfrontiert, die vor ihnen flüchtet. Wie sich herausstellt, ist es Joyce gewesen. Warum sie jedoch überhaupt noch einmal in die Wohnung gegangen ist, erschließt sich dem Hörer nicht. Denn eigentlich sollte sie ja zu Zeysen kommen. Wozu also der Umweg – um sich frische Unterwäsche und die Zahnbürste einzupacken? Nicht sehr realistisch.

      Aber nein, sie hat es getan, um noch eine kurze Notiz in einem Buch zu hinterlassen: TREFFEN UNS IN R. Denn ohne diesen Hinweis wären Larry und Steven natürlich nie auf die Idee gekommen, dass Joyce in Ravenstone sein könnte.

      Warum aber überhaupt die Notiz? Sie ist ja gerade erst von Zeysen angerufen und instruiert worden. Wann sollte sie Gelegenheit bekommen haben, in das Buch zu schreiben? Bei ihrem kurzen Zwischenstop, nachdem sie bei Bakerman war und den Flakon gestohlen hat und unmittelbar bevor sie sich auf den Weg zu Zeysen macht? Warum sollte sie das tun?

      Weil sie noch einen Rest Autonomie besitzt und Larry und Steven auf ihre Spur setzen will? Auch nicht sehr wahrscheinlich, denn dann hätte sie das Wort Ravenstone schon ausschreiben müssen, denn die beiden Männer kommen ja nur durch einen (hanebüchenen) Zufall hinter den Ort, der mit R. beschrieben sein könnte.

      Außerdem ist sie komplett fremdgesteuert. Nicht einmal ihrem großen Wohltäter Bakerman gegenüber konnte sie sich in den Griff bekommen, dabei ist sie ihm treu ergeben; erst ihre Gefühle für Larry lassen es zu, sich in winzigsten Ausmaßen zu kontrollieren – einen Schuss kann dieser Rest Autonomie jedoch auch nicht vereiteln, sondern er führt lediglich dazu, dass Larry nicht tödlich getroffen wird.

      Das alles ergibt also, wie man es auch dreht und wendet, so überhaupt keinen Sinn. Es ist und bleibt einfach großer Unsinn, der uns hier verkauft werden soll.

      Auch der Weg, wie Steven und Larry auf Ravenstone kommen, ist zum Haareraufen. Ganz zufällig finden sie ein Foto in einem Bilderrahmen, das Joyce vor dem Eingangstor von Ravenstone zeigt – über dem natürlich auch noch passenderweise der entsprechende Schriftzug prangt, so dass die beiden Männer selbstverständlich sofort verstehen: R. = Ravenstone.

      Also mal abgesehen, dass es für das R. sicherlich Dutzende verschiedener Möglichkeiten der Zuordnung innerhalb Vancouvers gäbe, leuchtet es ja nun ganz und gar nicht ein, dass eine Frau wie Joyce, die, wie wir wissen, eine überaus quälende Leidenszeit in Ravenstone verbracht hat, ehe sie endlich von Bakerman von dort befreit worden ist, ein Bild in einem Bilderrahmen ausgerechnet aus dieser Zeit aufbewahrt haben soll – und gelagert dann auch noch an einem Ort, an dem Steven und Larry es bei ihrer recht oberflächlichen Inaugenscheinnahme auch sofort entdecken. (Mal abgesehen davon, dass sich die Frage stellt, wer warum ein solches Foto überhaupt geschossen haben sollte.)

      Das alles schmeckt mir doch mal wieder viel zu krude!

      Interessant übrigens auch, dass explizit erwähnt wird, dass Joyces Eltern ins Koma fielen, als Joyce neun Jahre alt war. Das eröffnet noch einmal die Fragestellung aus der Episode Neun Morde, wo geschildert wird, dass die Ereignisse im Katmai-Tal, das Kennenlernen von Joyces Eltern und die Morde selbst innerhalb kürzester Zeit erfolgt sein müssen, denn das alles geschah ausdrücklich vor dreißig Jahren. Schon bei dieser Folge mutete es seltsam an, dass dann auch noch eine jüngere Schwester zur Welt gekommen sein soll. Schon die Geburt Joyces war bei der Geballtheit dieser Ereignisse kaum mehr nachvollziehbar.

      Nun heißt es jedoch, Joyces Eltern seien erst ins Koma gefallen, als diese neun Jahre alt war. Aber was haben denn alle unterdessen gemacht? Denn die Morde, die Entdeckungen usw., das alles war im Katmai-Tal ja dann bereits neun Jahre vorher geschehen. Wieso sollte es nun noch neun Jahre dauern, ehe man den Urheber der Mordserie ausfindig macht (der ja seine Tat dann auch aus unerfindlichen Gründen gar nicht vollendet hat) und diesen bekämpft? Warum sollte dieser neun Jahre lang untätig bleiben, anstatt sein Werk zu vollenden?

      Nimmt man an, dass die Ereignisse im Katmai-Tal geballt vonstattengingen und auch der Fall ins Koma bald nach den neun Morden erfolgte, erscheint die Nichtvollendung der Mordserie schlüssig. Geht man aber davon aus, dass zwischen den neun Morden und dem Koma neun Jahre liegen, dann erscheint unverständlich, warum der Bösewicht untätig geblieben sein und nicht einmal versucht haben sollte, seinen Mordplan zu vollenden, indem er ein zehntes Kind tötet.

      Das alles ergibt überhaupt keinen Sinn.
      Ergab es damals schon kaum, aber mit der jetzigen expliziten Erwähnung, dass Joyce schon neun Jahre alt war, als ihre Eltern das Bewusstsein verloren, wird es richtig hanebüchen.
      Ärgerlich!

      Die Handlung schreitet weiter voran. Wir lernen Joseph kennen, einen grauhaarigen Jungen, der im Garten von Ravenstone arbeitet und ein netter Kerl zu sein scheint. Er ist erst seit kurzer Zeit dort, und wie sich im weiteren Verlauf der Handlung herausstellt, ist er schon auf einem Gruppenbild zu sehen, auf dem auch Joyce als Kind abgebildet ist – äußerlich jedoch vollkommen unverändert. Warum das so ist und was es mit ihm auf sich hat, wird aber natürlich nicht näher erläutert, stattdessen wird diese Figur völlig unmotiviert gleich wieder aus dem Spiel genommen, indem man ihn in einer allein auf Wirkung abzielenden Szene von seinem eigentlich gezähmten Bussard massakrieren lässt.

      Ich finde solche Beimengungen, wenn sie keinem anderen Zweck dienen, als mysteriös zu wirken, obwohl sie sich gar nicht ins bisherige Serienkonzept (so überhaupt noch vorhanden) fügen wollen, und für einen kurzfristigen Ekelmoment zu sorgen, nicht nur überflüssig, sondern geradezu ärgerlich.

      Was soll diese Figur, wenn man mit ihr am Ende doch nichts anzufangen weiß?
      Was soll der Hinweis, dass er sich nicht verändert hat in all den Jahren?
      Warum hat er graue Haare?
      Und was soll sein Tod?

      Wenn ich das Gefühl hätte, Andreas Gloge wüsste, was es damit auf sich hat und dies alles fügte sich ein in ein Gesamtkonzept, das diese Szene zumindest im Nachhinein schlüssig erscheinen lässt, wäre das natürlich in Ordnung. Aber dieses Gefühl habe ich nach den letzten Folgen seit Episode 15 ganz entschieden nicht mehr. Mir erscheint es wie reine Willkür. Eine spontane Idee, um einen kurzweiligen Effekt zu erreichen, bei der aber keinerlei tiefere Absicht oder auch nur ein halbwegs durchdachtes Konzept eine Rolle spielen.

      Überhaupt ist das Ende dieser Folge inhaltlich mehr als absurd. Joyce wird fremdbestimmt, nimmt sich das Ila al Khalf, eilt zu Zeysen, begibt sich in seine Gewalt und wird von diesem an eine seltsame Apparatur geschnallt, damit ihre Programmierung aufgefrischt werden kann – aber Zeysen vergisst in all seinem Eifer natürlich, seinen Schützling dazu zu bringen, ihm das Elixier auch auszuhändigen. Das hat sie ja vorsorglich verschluckt, und als sie auftaucht, verwundert es Zeysen denn auch gar nicht, dass sie es offensichtlich nicht bei sich hat, und er fragt auch nicht weiter danach.

      Sorry, aber was ist das für ein Blödsinn?

      Will man uns etwa glauben machen, hier wäre ein weiteres Mal der letzte Rest von Autonomie in ihr wach geworden, so dass sie Zeysens Wünschen widerstehen konnte? Wo sie es später nicht einmal schafft, einen Schuss auf Larry zu verhindern?

      Und warum sollte sie den Flakon überhaupt verschluckt haben – wo sie doch durch das Telefonat hörbar fremdgesteuert war und sich sofort auf den Weg zu Zeysen machte?

      Aber selbst wenn man diese völlig irrwitzige Deutung zuließe: Warum sollte Zeysen nicht Mittel und Wege finden, Joyce dazu zu bringen, ihm das Ila al Khalf auszuhändigen? Ist es tatsächlich nachvollziehbar, davon auszugehen, dass er nicht alles dafür tun würde, es in die Hände zu bekommen? Ganz sicher würde er sie aber nicht einfach wieder ziehen lassen…

      Wo soll da eine serieninterne Logik sein?

      Das ist - sorry! - einfach Quatsch!

      Der dickste Klops aber steckt bereits in der Prämisse zu dieser Episode: Joyce ist bekanntlich die Tochter eines Mitarbeiters von Bakerman, der wegen ungewöhnlicher Vorkommnisse an einen fahlen Ort gesandt wurde. Nach den Auseinandersetzungen mit dem Schamanen im Katmai-Tal fallen er und seine "begabte" Frau in ein Koma. Und nun will uns Herr Gloge weismachen, dass Bakerman die junge Frau in seine Obhut nahm und ausgerechnet in einer geschlossenen Anstalt unterbrachte, die von einem der wichtigsten Handlanger der Fahlen geführt wurde?! Im Ernst?
      Und er bekommt natürlich nie etwas davon mit, wie es der jungen Frau geht, auch kein anderer fragt danach.
      Aber ganz plötzlich, nach zwölf Jahren, entscheidet er sich dann doch dazu, sie von dort zu sich zu holen und sie zu seiner wichtigsten Mitarbeiterin zu machen, womit die Fahlen dann natürlich einen Maulwurf in seinen Reihen haben, der jederzeit abrufbar ist. Wie ungemein glücklich, dieser Zufall - für die Fahlen wohlgemerkt. Gut dass man Joyce vorsorglich einer Gehirnwäsche unterzogen hat, damit sie dann auch gefügig ist, falls sie zufällig Jahre später vom mächtigsten Gegenspieler der Fahlen in sein Team aufgenommen wird...

      Da wird der Zufall aber wirklich arg strapaziert. Das alles ist so dermaßen konstruiert, dass es auch am geringsten Hauch von Glaubwürdigkeit mangelt. Das ist nicht das Niveau, das ich bei einer Serie für Erwachsene erwarte.

      Dabei ist R., wenn man all diesen Murks des Skripts mal beiseitelässt, eine wirklich mitreißend und spannend inszenierte Folge geworden. Wenn es einem gelingt, das Gehirn auszuschalten, wird man sogar echte Freude daran haben können, denn, wie so oft beschrieben, ist Sassenberg ein wahrer Meister seines Fachs und spielt sein Regie-Talent auch in dieser Folge wieder voll aus, was dazu führt, dass R. eine Episode ist, die sich klanglich ein weiteres Mal von den bisherigen Folgen abhebt. Wie es Volker Sassenberg immer wieder aufs Neue gelingt, für jede Episode ein ganz eigenes, beinahe unverwechselbares Klangkonzept zu kreieren, wie er stille Momente mit rasanten und krachenden Szenen verbindet, mit größtem Geschick Musikstücke auswählt, die das Erzählte nahezu perfekt zu ergänzen vermögen, das ist immer wieder ganz großes Hörkino, und die ambitionierten SprecherInnen leisten ein Übriges, um diese Folge, was das rein Handwerkliche, das Inszenatorische anbelangt, zu einem Ohrenschmaus zu machen. Wenn nun das Skript auch nur annähernd auf einem ähnlichen Niveau wäre, hätte diese Folge Meisterwerk-Potential gehabt, und man mag sich gar nicht ausmalen, was das Team Weber/Sassenberg gemeinsam aus dieser Grundidee gemacht hätte. Erneut bedaure ich, dass sich die Eltern von Gabriel Burns bereits in der frühen Kindheit dieser Serie voneinander getrennt haben.

      Zwei Dinge möchte ich noch positiv hervorheben bei dieser Folge: Der Auftakt mit dem Cliffhanger stellt die bisherige Art des Erzählens in dieser Serie auf den Kopf und sorgt bereits mit den ersten Sekunden für große Spannung. Als Larry dann später in Notwehr Joyce mit einem gezielten Stromschlag vermeintlich tötet, ist dies ganz wunderbar musikalisch eingebettet, so dass man für Momente wirklich zutiefst ergriffen ist und in Zweifel gerät, ob es wirklich sein kann, dass diese Figur das Seriengeschehen für immer verlässt.

      Dessen ungeachtet, bleibt mir leider ein weiteres Mal am Ende einer Besprechung trotz einer wunderbaren und äußerst stimmungsvollen Inszenierung, bei der im Grunde alles richtig gemacht wurde, was man richtig machen kann, nur, in meine Klage über die in weiten Teilen unzulänglichen Skripte zu verfallen und bedauernd zu konstatieren, dass so insgesamt wieder nur ein allerhöchstens und mit viel Wohlwollen betrachtetes durchschnittliches Ergebnis herausgekommen ist. Ein begnadeter Hörspiel-Regisseur ist durch kritikwürdige Skripte dazu gezwungen, sich weit unter Wert zu verkaufen, und so führen leider auch seine Hochleistungen am Ende immer nur zu Hörspielen, an denen es viel zu kritisieren gibt. Das war in der Phase der Folgen 7-14 noch ganz anders.

      Aber auch Andreas Gloge – das will ich an dieser Stelle betonen – zeigt ja durchaus gute Ansätze. Er schafft es ja sehr gut, spannende und mitreißende Szenen zu kreieren; auch Langeweile oder Langatmigkeit gibt es bei ihm an keiner Stelle. Nur ist er eben leider in seinem Umgang mit dem bisherigen Burns-Konzept, wie er es von Raimon Weber übernommen hat, viel zu ungestüm, ja unbekümmert, mischt und würfelt die einzelnen Elemente nach Gutdünken durcheinander, verkehrt teilweise die Hintergründe oder Charakterisierungen ins Gegenteil, sieht sich nicht in der Pflicht, verblüffende Wendungen auch anhand der serieninternen Logik herzuleiten und verlässt sich oft viel zu sehr auf den oberflächlichen und nicht selten reißerischen Effekt, um vom Mangel an folgenübergreifender Konzeption abzulenken.

      Talent kann und will ich ihm überhaupt nicht absprechen. Aber mir scheint, er ist mit der Verantwortung, die es bedeutet, das Serienkonzept eines anderen fortzuführen, schlicht und ergreifend überfordert. Leider gerät die Serie dadurch in der Phase nach Episode 15 zu einer Art Experimentierfeld auf dem Weg der Selbstfindung eines Autoren innerhalb eines ihm fremden Serienkonzepts, was dazu führt, dass in Bezug auf den Gesamtplot Tatsachen geschaffen werden, hinter die man dann später nicht mehr zurück kann, die aber insgesamt dazu führen, dass die Welt, um die es bei Gabriel Burns geht, verworren und zerfasert wirkt, konzeptlos und willkürlich – und leider nicht selten auch trivial.

      Eine hervorragend inszenierte Episode mit viel inhaltlichem Potential, das durch Ungereimtheiten und krude Wendungen leider fast vollständig wieder verspielt wird und so im Fazit nur zu einer höchstens durchschnittlichen Bewertung führen kann.

      :st: :st: :st: :st2: :st2:




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    • Bringen wir es hinter uns: :augenroll:



      Gabriel Burns – 27 – Zwiespalt



      (Quelle: amazon)

      Ein weiterer Tiefpunkt dieser Serie

      SPOILER-Warnung!

      Steven Burns ringt mit sich, seinen neusten Erkenntnissen und nicht zuletzt mit seiner Gabe. Zudem leidet er offensichtlich unter Absencen: Ohne dass er sich daran erinnern könnte, hat er Sonny Heseltine angerufen und um ein Treffen gebeten. Der Kochbuch-Verleger trifft auf einen verdrossenen Mann, der sich anschickt, sein Appartement gegen ein neues und günstigeres zu tauschen und bereits seine Habseligkeiten zusammengepackt hat. Heseltine entdeckt in einer der Kisten eine Bauchrednerpuppe – Chap. Diese gehörte einst Charlie, einem Albino, dem Burns vor einiger Zeit begegnet war und der ihm diese überreicht hat. Über diese Puppe und ein altes Video gelangt Steven an einen Hinweis durch den Bauchredner, der ihn nach Mexiko-Stadt führt. Der Kochbuch-Verleger ist so freundlich, ihm und Larry diese Reise zu bezahlen und beide zu begleiten.

      Vor Ort steht gerade die Nacht des Hundes an, die Zeit also, wie Stevens Pensionswirtin Senora Siquera berichtet, in der die Ankunft der toten Kinder erwartet wird. Über einen Hinweis der alten Dame gelangen Steven und Larry zu einem Kongress der Zauberer, während dem Steven noch einmal mit der dunklen Macht in ihm konfrontiert wird, als der Dozent am Rednerpult weiße Banner als Schutz gegen das Böse präsentiert und Steven davon heftig abgestoßen wird. Stevens Schatten trennt sich von seinem Körper und entweicht zur Pension, wo die dunkle Macht in ihm, Gabriel, versucht, Sonny Heseltine zu töten. Steven und Larry eilen hinzu, und Larry gelingt es im letzten Moment, Steven davon abzuhalten, sich selbst zu töten, um Gabriel aufzuhalten, als Chap, die Bauchrednerpuppe aus einer Tasche hervorgleitet und gleichzeitig die Lampions aufhellen, was Gabriel vertreibt.

      Später begegnet Steven auf der Suche nach Gabriel einer Schar von Kindern in einem verlassenen Freibad. Sie möchten, wie sie sagen, von ihm erlöst werden, erkennen dann aber, dass er es nicht kann, weil ein Teil von ihm, nämlich Gabriel, fehlt. Eines der geisterhaften Kinder ist die Tochter der Pensionswirtin, die vor Jahren verstorben ist. Sie erzählt Steven, dass auch ihr Bruder Carlos seinerzeit den Tod fand, aber nicht gehen wollte. So flüchtete sein Geist in die Bauchrednerpuppe von Charlie. Um ihn zu erlösen, sollte das Mädchen Steven in eine Falle locken.

      Wie sich herausstellt, ist auch die alte Frau mit dem Kinderwagen und dem dreibeinigen Hund, der Larry bereits in Bukarest begegnet war, in Mexiko. Und sie sucht, wie offenbart wird, nach toten Kindern, die sich ihrem Tod nicht ergeben wollen.

      Gabriel erscheint und will Steven dazu bringen, sich seinem Willen unterzuordnen. Es beginnt ein Ringen des erscheinenden Charlys und der Puppe mit Gabriel um Stevens Aufmerksamkeit. Dem Jungen in der Bauchrednerpuppe gelingt es schließlich, Stevens Geist zu sich zu ziehen: Er sucht Schutz im hölzernen Puppenkörper. Gabriel hat verloren – einstweilen.

      Am nächsten Morgen holt Larry Steven aus der Ausnüchterungszelle, wo er gelandet ist, nachdem die Polizei ihn verwirrt im verlassenen Schwimmbad aufgefunden hat. Wir erfahren, dass dort vor achtzehn Jahren eine Schulklasse wegen einer Chlorvergiftung den Tod gefunden hatte.

      Steven tritt ins Freie. Sein Schatten ist wieder zu ihm zurückgekehrt, und er erkennt nun, dass Gabriel ein Teil von ihm ist, gibt sich jedoch hoffnungsfroh, denn er wisse jetzt, dass er zurückfinden könne.


      Eines vorweg: Zwiespalt ist eine Folge, die eigentlich alle Ingredienzien aufweist, die es braucht, um eine erquickliche und spannende Geschichte zu erzählen: ein origineller Handlungsort, interessante Figuren, mysteriöse Vorkommnisse und eine rasant erzählte Handlung. Und trotzdem ist dies eine der Folgen, die mir in der Reihe der Burns-Episoden mit am unerträglichsten ist – und zwar von vorn bis hinten.
      Während bei anderen Folgen zumindest noch die geniale Inszenierung über massive Schwächen im Skript hinwegtröstet, überlagert hier der völlig absurde Plot das ganze Hörspiel wie ein mächtiger Berg, durch dessen Schatten alles übrige erstickt wird.

      Bei dieser Folge wird sich schon von Beginn an keine Mühe gegeben, die einzelnen Handlungselemente befriedigend herzuleiten und einen logischen Verlauf zu kreieren. Es wird einfach bunt zusammengewürfelt, was man offensichtlich als Zutaten einer guten Folge betrachtet, gebiert dadurch aber ein wirres Sammelsurium aus unausgegorenen Ideen, die im Fazit weder stimmungsmäßig überzeugen noch für sich allein auch nur ansatzweise im Gesamtkontext Sinn ergäben.

      Das offenbart sich schon zu Beginn der Handlung, der völlig überkonstruiert daherkommt: Steven, der in der letzten Folge noch so tatkräftig nach dem letzten Flakon mit Ila al Khalf suchte und sehr beherrscht das Schicksal von Joyce Kramer zu klären versuchte, ist in dieser Folge nun auf einmal völlig aus der Bahn geschlagen. Bakerman ist untergetaucht und hat keine Vorkehrungen für ihn getroffen. Steven ist mittellos und verzweifelt, muss sogar sein Appartement aufgeben. Und er zeigt Absencen, denn Sonny Heseltine taucht bei ihm auf, und er weiß nichts davon, dass er ihn telefonisch um ein Treffen gebeten hat. Sonny findet durch Zufall Chap, erinnert Steven damit an Charly, was ihn dazu bringt, ein altes Video zu schauen, auf dem er dann zufällig einen versteckten Hinweis an Steven entdeckt – und Sonny bietet – ganz deus ex machina – wie aus dem Nichts an, Steven einen gemeinsamen Urlaub zu finanzieren, ganz egal wohin es gehen solle, und er kann sogar auch Larry mitnehmen. So landen die drei dann also nach dem Hinweis des verschwundenen Bauchredners in Mexiko-Stadt in eben jener Pension, in der früher auch Charly immer abgestiegen ist.

      Allein dieser Absatz strotzt nur so vor Mumpitz und Überkonstruiertheit:

      Will man uns tatsächlich weismachen, der kühl kalkulierende Bakerman würde einfach untertauchen, ohne Vorkehrungen zu treffen, damit Steven, der ja im Ringen mit den fahlen Mächten eine Schlüsselposition einnimmt, gut versorgt ist und nicht in einen Zustand abdriftet, in dem er noch empfänglicher ist für die düsteren Mächte, die von ihm Besitz zu ergreifen versuchen? Das allein ist schon so völlig unglaubwürdig nach allem, was wir in den vergangenen 26 Folgen über Bakerman erfahren haben.

      Und warum sollte Steven in einer seiner Absencen Sonny anrufen und zu sich bitten? Er weiß ja gar nichts mit ihm anzufangen. Er hat auch keine Frage an ihn. Er bittet ihn ja nicht mal um Unterstützung bei seiner angeblich so wichtigen Reise, was ja noch nachvollziehbar gewesen wäre. Nein, Sonny kommt zu Steven und bietet ihm von sich aus einen gemeinsamen Urlaub an – und entdeckt dann auch noch DURCH ZUFALL Chap. Damit weckt er eine Erinnerung in Steven, so dass dieser sich plötzlich ein altes Video anschauen möchte, in dem er auf einen versteckten Hinweis des Bauchredners stößt, der ihn dann in das alte Theater lockt, wo Charlie und Chap früher aufgetreten sind und er in einer großen Mülltüte, die dort praktischerweise irgendwo rumliegt, auf Ansichtspostkarten von Charlie stößt, die alle zur selben Zeit vom selben Ort gesandt worden sind und ihm so den Weg nach Mexiko weisen.

      In diesem kurzen Handlungsabriss stecken so viele Zufälligkeiten und gleichzeitig Unwahrscheinlichkeiten, dass ich mir als aufgeschlossener Hörer wirklich veräppelt vorkomme. Das ist doch keine gewissenhaft durchgeführte Plotausgestaltung. Das ist Skriptschreiben nach der Holzhammermethode. Und einfach nur ungenügend!

      Überhaupt erscheint die Einbindung von Charlie und Chap völlig bemüht und auch deplatziert. Mir ist bekannt, dass es ein Buch zum Thema von Andreas Gloge gibt, in der diese beiden Figuren einen ersten Auftritt hatten und deren Geschichte man in dieser Hörspielfolge also aufgreift. Da es immer hieß, man brauchte das Buch zum Verständnis des Hörspiels nicht zu lesen, habe ich das auch nie getan. In Buchform präferiere ich andere Stoffe, und ich habe auch nicht den Eindruck, dass das Problem dieser Episode ein mangelndes Verständnis der Vorgeschichte ist, sondern einfach dass sie von vorn bis hinten total konstruiert, am Ende aber völlig inhaltslos ist.

      Denn worum geht es hier eigentlich?
      Welche Erkenntnis, welchen Handlungsfortschritt bringt uns diese Folge im Vergleich zu den letzten?

      Die Antwort lautet: keine/n.

      Im Grunde werden nur bereits bekannte Themen noch einmal aufgegriffen, wiederholt oder sogar in einen völlig neuen und meist alles andere als überzeugenden Kontext gesetzt. Denn was, bitte schön, hat die Alte aus Bukarest mit ihrem Kinderwagen und ihrem dreibeinigen Hund jetzt auf einmal in Mexiko verloren? Es ist doch völlig absurd, aus dieser schillernden, aber doch deutlich nebensächlichen Figur aus einer der Folgen der Weber-Zeit hier auf einmal eine düstere Frauengestalt zu machen, die plötzlich in einem völlig anderen Winkel der Welt auftaucht. Wieder ist deutlich spürbar, dass sich Gloge nach Gutdünken im Werk Webers bedient wie in einem Selbstbedienungsladen und die Elemente, die der frühere Autor gewissenhaft und phantasievoll ausgestaltete, nach eigenem Belieben und offensichtlich ohne tiefgreifendes Konzept in einen veränderten Kontext setzt.

      Dabei will ich das gar nicht grundsätzlich verurteilen. So etwas kann man natürlich machen. Aber es sollte dann auch passen und stimmig sein. Das aber ist das große Manko der letzten Folgen: Es fügt sich eben nichts befriedigend, sondern bleibt Stückwerk, konfus und zusammenhanglos – und mit vielen Fragezeichen, die nichts mehr mit dem Genre Mystery zu tun haben, sondern mit einer gedankenlosen Nichtbeachtung der folgenübergreifenden Kontinuität.

      Das betrifft auch den Kongress der Zauberer. War es vor noch gar nicht so langer Zeit (unter Weber) so, dass sich die Zauberer bedeckt halten mussten, weil sie sonst gnadenlos gemeuchelt wurde, treffen sie sich hier nun auf einmal ganz öffentlich zu einem Kongress, zu dem man nahezu unbeschränkt Eintritt gewährt bekommt und bei dem ganz ungezwungen zur Schutzwirkung des Farbtons Weiß philosophiert wird. Dabei wirken die Zauberer nicht etwa besorgt oder gar ängstlich wie vor einigen Folgen noch Lil Hastings oder Henry Keene – nein, sie treffen sich hörbar in lockerer Atmosphäre und klingen dabei völlig naiv und unbeschwert.

      Der Redner am Pult präsentiert auf eine Frage Stevens hin weiße Banner, und mit einem Mal löst sich Stevens Schatten von seinem Körper und verschwindet, und unabhängig von Steven taucht dann Gabriel als Schatten vor der Pension auf und versucht, Sonny Heseltine zu töten.

      Ja, was denn nun?!, will man fragen: Sind Steven und Gabriel nun eine Einheit, die sich nicht voneinander lösen können, wie ja in den letzten Folgen krampfhaft behauptet wurde, oder sind sie es nicht? Warum kann sich Gabriel nun auf einmal von Steven lösen und seine Macht unabhängig von diesem ausleben? Warum sucht er sich dann nicht einen anderen Körper, wenn er doch seine Macht mit sich nehmen kann? Oder bleibt einfach nur Schatten? Das ist doch völlig unverständlich?

      Und warum versucht er Sonny zu töten? Dazu besteht doch überhaupt kein Anlass, denn wie wir zu Beginn der Folge hören, standen Steven und Sonny kaum noch in Kontakt miteinander. Wenn es also Gabriels Ansinnen wäre, Stevens engste Vertraute zu töten, um Steven zu isolieren und dann gefügig machen zu können, dann wäre Larry natürlich das viel sinnvollere Opfer, denn er ist ja im Grunde der stärkste Vertraute von Steven geworden – und nicht der Kochbuchverleger, für den Steven längst nicht mehr arbeitet.

      Auch das überzeugt ganz und gar nicht.

      Und warum fragen die Kinder im Schwimmbad, ob Gabriel sie erlöst? Auch das erscheint völlig unverständlich, denn in den letzten Folgen ist er ja ausdrücklich als Erlöser der fahlen Mächte eingeführt worden. Warum sollte es nun sein Trachten sein und in seiner Macht stehen, die Seelen der verlorenen Kinder zu erlösen. Im Gegenteil, es wird uns ja gerade in diesem Hörspiel erzählt, dass die Kinder ausdrücklich VERHINDERN wollen, von den Fahlen berührt zu werden.

      Aber selbst wenn das besser hergeleitet und somit überzeugend wäre: Wozu braucht es die Reise nach Mexiko überhaupt? Nichts, was dort geschieht, hätte nicht ebenso gut auch in Vancouver geschehen können. Die Nacht des Hundes mag eine interessante Kulisse sein, geeignet für eine spannende und atmosphärisch dichte Handlung, aber um dies zu sein, muss sie auch vernünftig in die Handlung mit eingearbeitet werden und darf nicht bloß Staffage sein, die am Ende überhaupt keine Rolle spielt.

      Für mich ist die ganze Handlung ein greller Mummenschanz, hinter dem sich letztlich nichts verbirgt. Effekte mal wieder und bemühte Wendungen, die davon ablenken sollen, dass es ganz einfach an inhaltlicher Substanz und Sorgfalt bei der Skriptausgestaltung mangelt – und zwar massiv.

      Auch die erste Konfrontation zwischen Steven und seinem Schatten Gabriel im Garten der Pension überzeugt nicht. Auf einmal flutscht die Puppe aus der Tasche, die Lampions flammen auf, und Gabriel verschwindet. Und es wird ausdrücklich gesagt: Das Licht hat ihn vertrieben.
      Aber wieso sollte es das, wenn Gabriel doch bekanntlich der erste unter den Grauen Engeln ist, der dem Licht WIDERSTEHEN kann?

      Ich gehöre nicht zu den Burns-Hörern, die in jeder neuen Episode ein Dutzend aufklärerischer Fakten verlangen. Auch Folgen, die nur einen Randaspekt beleuchten, dabei aber atmosphärisch dicht und inhaltlich originell und spannend geraten sind, können mich erfreuen – wie etwa der Zweiteiler Diesseits der Kuppeln/Welt der Dämmerung.

      Aber bei ZWIESPALT stimmt ganz einfach gar nichts: die Handlung erhellt nichts – im Gegenteil, mit dem leichtfertigen Umgang mit alten Handlungselementen und trivialen Zauberei-Einlagen, die an allen Ecken und Enden eingestreut werden, zerfasert das Gesamtkonstrukt zunehmend und lässt am Ende alles in Gänze konfus erscheinen; die Art, wie dieses Nichts an Erkenntnisfortschritt aber in eine Geschichte eingewoben ist, reißt auch oberflächlich nicht wirklich mit, ist nicht unterhaltsam und fesselnd genug, um für sich allein zu bestehen – und obendrein konterkarieren die Logiklöcher im Skript jeden Ansatz einer hervorragenden Inszenierung, die Volker Sassenberg auch hier versucht, die aber nie voll ihre ganze Wirkung zu entfalten weiß. Bei einem unzureichenden Skript könnte selbst der begnadetste Regiekünstler nichts mehr ausrichten.

      So ist denn auch das einzige, was ich wirklich als gelungen betrachten kann, die Auswahl der Musik. Auch in dieser Folge gelingt es Sassenberg auf beinahe unnachahmliche Weise, diesem neuen Schauplatz mittels eigener Musikstücke ein prägnantes Antlitz zu verleihen, gleichzeitig einnehmend, aber auch seltsam melancholisch, und es wird an mehreren Stellen deutlich: Dass diese Folge beinahe ein Totalausfall ist, liegt ganz sicher nicht an der Qualität der Inszenierung, und ich wiederhole noch einmal das, was ich schon in einer meiner letzten Besprechungen geschrieben habe: Wenn es einem Hörer gelingt, die vielen, vielen Unzulänglichkeiten des Skripts einfach auszublenden und sich allein auf die Inszenierung zu konzentrieren, dann könnte ich mir sogar vorstellen, dass man beeindruckt wäre von der Intensität, in der die einzelnen Szenen umgesetzt wurden. Für jemanden, der nicht nur mit dem Herzen oder dem Bauch, sondern auch mit der vollen Aufmerksamkeit des Gehirns einem Hörspiel lauscht, ist diese Folge dagegen meiner festen Überzeugung nach eher ein Desaster.

      An den Sprechern liegt das jedoch ganz sicher nicht. Bis auf Henning Wehland, den Frontmann der Gruppe HBlockX, der in dieser Folge einen Barkeeper gibt und seine paar Sätze mit deutlichem Mangel an Talent vorträgt, sind alle anderen Sprecherinnen und Sprecher hervorragend: Gisela Fritsch gibt eine wunderbar melancholische Senora Sequera, Engelbert von Nordhausen glänzt ein weiteres Mal in seiner Rolle als Sonny Heseltine und Martina Treger leiht der Bauchrednerpuppe Chap die Stimme, und auch wenn sie nur wenige Sätze zu sprechen hat, gelingt es ihr doch mühelos, dieser Figur eine beeindruckende Präsenz zu verleihen.

      So bleibt ein weiteres Mal nur festzustellen, dass Sassenbergs herausragendes Regie-Talent unter einem über weite Strecken in meinen Augen völlig unzulänglichem und kruden Skript erdrückt wird und am Ende mit Zwiespalt insgesamt ein Hörspiel entstanden ist, das deutlich unterdurchschnittlich und, wenn ich ehrlich bin, sogar eindeutig schlecht geraten ist. Ich bin froh, dass diese Folge während meines Burns-Marathons nun hinter mir liegt und ich nun allmählich auch wieder besseren Folgen entgegenblicken darf. So schnell werde ich Zwiespalt ganz sicher nicht wieder hören!

      Bemerkenswert übrigens, dass das Erscheinungsdatum dieser Folge der 26. Oktober 2007 war. Das ist bereits elf Jahre her, dabei erscheint mir diese Folge gefühlsmäßig noch eine der neueren zu sein. Das zeigt, wie viel Zeit inzwischen vergangen ist – und wie groß die Lücken bei der VÖ waren.

      Angesichts der augenscheinlichen Schwächen vieler der Skripte in der Phase nach Raimon Webers Ausstieg, beginne ich mich allmählich zu fragen, ob nicht hierin der wahre Grund für den langsamen Niedergang dieser Serie zu suchen ist. Mich jedenfalls würde es nicht verwundern, wenn angesichts der Vielzahl an den Weber’schen Background zerfleddernden und verwirrenden Skripte eine ganze Reihe an treuen Hörern nach und nach die Lust und die Motivation verloren hätten, diese Serie weiterzuhören. Denn auch ich muss festzustellen: viel zu oft steht zwar noch Gabriel Burns auf den Covern, aber was plotmäßig zum Vorschein kommt, hat nicht mehr viel gemein mit dieser hervorragenden Serie, zu der sich diese Geschichte in den ersten vierzehn Folgen auswuchs und in der sich ein Meisterwerk an das nächste reihte.

      Bei dieser Geschichte sucht man vergeblich nach dem einen Suppentropfen in einem Berg voller Haare.

      :st: :st3: :st2: :st2: :st2:



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    • Hardenberg schrieb:


      Was soll der Hinweis, dass er sich nicht verändert hat in all den Jahren?
      Warum hat er graue Haare?
      Und was soll sein Tod?


      Mh, war das nicht ein typisches Markenzeichen von Beobachtern? Stecke da jetzt nicht mehr ganz so drin, ich meine aber dass die grauen Haare durchaus im Serienkontext schrittweise immer mal wieder aufgegriffen und vertieft werden. Finde es dann auch nicht ganz so dramatisch wie du, dass man es in dieser Folge in diesem Zusammenhang nur bei Andeutungen belässt.
      Aber die restlichen unlogischen Abkürzungen, die da von Autorenseite genommen werden, lassen sich in der Tat nicht so ganz einfach wegdiskutieren.
    • Es wird ja aber eben nur aufgegriffen und eben nicht vertieft. Und so, wie Joseph geschildert wird, passt er eben überhaupt nicht ins Seriengefüge. Denn er ist ja eben kein Beobachter. Und er ist ganz offensichtlich auch keines der manipulierten Kinder wie Maggie, die im Dienste der Fahlen auf Jagd nach Zauberern usw. gehen. Hinzu tritt, dass er nicht altert und schon zu Zeiten, als Joyce ein Kind war, bereits in Ravenstone anzutreffen war. Es wird aber von alldem nichts wirklich vertieft. Er taucht auf, wird beschrieben, um dann spektakulär aus dem Leben zu treten. Warum er aber überhaupt da war, warum er es zwischenzeitlich dann nicht mehr war, warum er wieder aufgetaucht ist und dann auf so bizarre Weise stirbt, all das wird nicht einmal im Ansatz thematisiert.

      Mir ist das ganz einfach zu wenig. Und zwar nicht weil ich unbedingt alle Fakten haben will, sondern weil es für mich keinerlei Sinn ergibt. Vor allem auch im Kontext zum bisher Geschilderten.

      So, wie es gemacht ist, ist es mir zu glatt und oberflächlich, reduziert auf billige Effekte.
    • Gabriel Burns – 28 – Im Kreis des Vertrauens



      (Quelle: amazon)


      Endlich mal wieder ein Glanzlicht!

      SPOILER-Warnung!

      Steven Burns und Larry Newman suchen das St.-Paul’s-Hospital auf, unter dem sich bekanntlich die Nachtkathedrale befindet. Steven hofft, dort Aufschluss zu erhalten über das, was an einem fahlen Ort vor dessen Fall vorgeht, denn dass Vancouver fallen wird, ist ihm spürbar – und er ist noch immer gewillt, gemäß Daniels Weisung die fahlen Orte zu versiegeln, um den Durchbruch der fahlen Mächte zu verhindern.

      Das Gewölbe befindet sich unterhalb des Ostflügels. Dieser ist gesperrt, seit die Elektronik vor einiger Zeit verrücktspielte. Steven und Larry betreten die Nachtkathedrale und finden ein Mädchen auf, einsam und verlassen – und sowohl mit grauen Haaren als auch ausgefallenen Zähnen. An ihrem Arm trägt sie ein Zeichen: das Pandialos. Während Steven weiter in die Nachtkathedrale vordringt und schließlich spurlos verschwindet, nimmt sich Larry des Mädchens an und übergibt sie der Obhut des Hospitals.

      Wie sich herausstellt, hat sich bereits ein Mann nach ihr erkundigt. Er offenbart sich Larry als Razvan Gulescu, eines der Mitglieder des Pandialo-Ordens, die auch für die Schießerei auf dem Schrottplatz verantwortlich waren, die losbrach, als Larry und Steven sich Pandialos Vermächtnis, den versteckten Flakon mit Ila al Khalf, holen wollten, um Bakermans Leben zu retten. Die Markierung auf dem Arm des Mädchens ist eine Art Schutzsymbol.

      Doch noch eine weitere Gestalt taucht auf, um sich des Mädchens zu bemächtigen, ein Arzt, der von den Fahlen gesteuert wird. Larry erschießt ihn bei der Konfrontation und gemeinsam mit Gulescu und dem Mädchen gelingt ihm die Flucht.

      Gulescu offenbart Larry, dass der Erbe Pandialos Larry in Rumänien zu sehen wünscht. Sein Einfluss auf Steven Burns sei für den Orden sehr nützlich, also macht sich Larry gemeinsam mit dem Rumänen auf den Weg nach Europa. In einem verlassen Kloster, das als Geburtsstätte Pandialos gilt, hat der Pandialo-Orden seinen Rückzugsort. Hier bringen sie auch die Kinder unter, die sie den fahlen Einflüssen entreißen konnten. Larry begegnet einem von der Explosion des U-Bootes, bei dem auch Bakerman und der Maggiore beinahe den Tod gefunden hätten, stark gezeichneten Dorgan Fink, der sich als der Erbe des Pandialo herausstellt und somit als Haupt des zehnköpfigen Ordens. Er drängt Larry dazu, dem Kreis des Vertrauens beizutreten. Larry sagt es zu, sofern Dorgan ihm hilft, Steven zu finden.

      Man führt Larry zu Lugoj, der von dem Orden gefangen genommen und in einen gläsernen Sarg gesperrt wurde. Larry wird dazu gebracht, einen Knopf zu drücken, und eine Nadel stößt hervor, die Lugoj mit dem Licht infiziert, das uns bereits in der Folge Die welke Saat des Lotus begegnet ist. Lugojs Gefängnis wird per Flaschenzug in einen alten Brunnenschacht hinabgelassen und von einer fahlen Ausgeburt getötet. Der Pandialo-Orden hat Mittel und Wege zu finden, die Substanz, die als Licht bekannt ist, zu kopieren und so die Gegner mit ihren eigenen Waffen zu schlagen.

      Auf der Suche nach Steven folgen Larry, Anahita und Razvan Gulescu der Spur von Viorel Mutu, dem Mann, der das Mädchen aus der Nachtkathedrale vor einiger Zeit bei sich aufgenommen hatte und aus dessen Fürsorge es später verschwunden ist. Doch der Mann steht bereits unter dem Einfluss der fahlen Mächte, und so geraten die Drei in einen Hinterhalt. Die Securitate schlägt zu, tötet Gulesco und bringt Larry und Anahita zum Präsidentenpalast.

      Dort begegnet Steven zeitgleich tief unter der Erde dem Auserwählten. Dieser ist nun wieder vollkommen hergestellt und mit einem Körper ausgestattet, der den widrigen Bedingungen der fahlen Lebenswelten entspricht: Durch die Menschenexperimente der Phase Fleisch konnte sein Körper so modifiziert werden, dass er größter Hitze zu widerstehen vermag.

      Der Auserwählte macht Steven klar, dass sein Leben keine Rolle mehr spiele und sei Tod Gabriel unweigerlich befreie. Steven entdeckt ein riesenhaftes Wolframtor, das sich öffnet und ihn verschlingen will. Steven kann nicht widerstehen.

      Zeitgleich weist Victor Zeysen die Securitate an, Larry und Anahita zu erschießen.


      Mit Rasanz geht es weiter, dieses Mal über Umwege zurück nach Bukarest. Die Handlung wird in gnadenloser Schnelligkeit vorangetrieben, und man muss wirklich genau aufpassen, um nicht den Anschluss zu verlieren. Hier zeigt Andreas Gloge mal, was tatsächlich in ihm steckt, wenn er einen Plot stringent herleitet und sich nicht in billigen Effekten und hanebüchenen Querverweisen zu frühen Episoden verliert. Die Handlung ist sehr straight, dabei aber alles andere als banal, und sie orientiert sich vorbildlich am roten Faden, der die gesamte Serie durchzieht.

      Wieder einmal gelingt es, originelle Schauplätze für die einzelnen Szenen zu finden, und in den meisten Fällen sind diese auch nicht willkürlich in die Handlung integriert, sondern nachvollziehbar. So ist man auch nicht durch übergroße Logikbrüche oder sonstige Absurditäten daran gehindert, diesem Hörspiel zu lauschen.

      Das einzige, das doch Fragen aufwirft, ist die Entscheidung Gloges, ein Mädchen aus Bukarest in der Nachtkathedrale auftauchen zu lassen und dies als Ausgangspunkt für die Handlung zu nehmen, denn es ist natürlich überhaupt nicht schlüssig, warum es völlig allein dort auftauchen soll. Die fahlen Orte sind, wie wir wissen, miteinander verbunden, aber in ihrem Kern, dort, wo die Fahlen selbst hausen, sind sie für den Menschen unerträglich heiß und auch ansonsten lebenswidrig – und dennoch soll das Mädchendort hindurch gelangt sein – und das auch noch ohne fahle Aufsicht? Obwohl doch ausdrücklich erwähnt wird, dass die Verbündeten der Fahlen Viorel Mutu das Mädchen im Zuge des Falls von Bukarest entrissen haben. Wo ist übrigens Aaron Cutter, der doch die Nachtkathedrale bewacht?

      Ein kleiner Wermutstropfen in einer ansonsten wirklich hervorragend gelungenen Folge, allerdings kein prägender, denn es ist durchaus möglich, sich das noch halbwegs logisch herzuleiten – alles in allem ist hier ein sehr gutes Skript gelungen. Nach all der heftigen Kritik ausdrücklich meine Gratulation dazu, Herr Gloge.

      In dieser Folge kriegen wir mal wieder wie nebenher ein paar Informationen:

      Aaron Cutter hat die wahre Identität Stevens als Erster erkannt, und es oblag ihm, auf ihr während seiner Kindheit aufzupassen.

      Und es wird auch noch einmal die Vorgehensweise der Fahlen geschildert, wenn Gabriel erklärt: Erst verändern wir ihr Fleisch, dann verderben wir ihre Brut und entreißen ihnen die Gabe. Das ist quasi noch einmal die Kurzzusammenfassung des bisher Erzählten.

      Was die Inszenierung abgeht, wartet Volker Sassenberg wieder mit ein paar großartigen Hörspielmomenten auf: stellvertretend sei hier etwa die Lawine genannt, die durch die fahlen Mächte ausgelöst wird und sich auf Larry und seine Begleiter zubewegt. Das ist hochdramatisch und mitreißend in Szene gesetzt. Besser geht es nicht.

      Dagegen kommen die Todesfälle, die durch die Gabe des Lichts ausgelöst werden, mit leisem Grauen daher. Wie Lugoj eiskalt mit einem Surren des Flaschenzugs in die Tiefe gesenkt wird, in seiner Verblendung noch immer das Wort der Fahlen kündend, und wie mit einem dezenten Rumpeln sein Ende besiegelt wird, das ist wunderbar gelungen.

      Ebenso die Tode von Selina Dobrin und Razvan Gulecu, der eine ganz plötzlich, der andere im Zuge des Übergriffs der Securitate, das geht unter die Haut. Regie und Skript haben es zusammen mit den Sprechern wunderbar geschafft, in den wenigen Szenen für die Nebenfiguren einzunehmen, so dass ihr Tod zu berühren vermag.

      Überhaupt: die Sprecher.
      Sie sind in dieser Folge tatsächlich brillant – und zwar allesamt. Nicht nur die Hauptsprecher leisten hervorragende Arbeit, sondern vor allem auch die Gastsprecher, die ihre Figuren prägnant und unverwechselbar erscheinen lassen. Uli Krohm als Razva Gulescu ist da ausdrücklich zu nennen, Heike Paul als Selina Dobrin und Gundi Eberhard als Anahita. Timmo Niesner gibt ein weiteres Mal der herrlich undurchsichtigen Dorgan Fink, und Hasso Zorn bleibt mit seinem Victor Zeysen wunderbar kaltschnäuzig und ekelhaft. Diese famosen Leistungen werden jedoch ein weiteres Mal noch überstrahlt von dem grandiosen Valentin Plataraneau, der den Auserwählten mit einem solch überragenden Maß an düsterer Präsenz spricht, dass wir ihm seinen Oberschurken sofort abnehmen – mehr noch: er wächst über die Größe seines Vorbildes noch weit hinaus, denn während der wahre Ceaucescu letztlich nur eine kleine Wurst war, ist der Auserwählte in dieser Serie ein tatsächlich auch machtvoll klingender Gegenspieler, dem zu lauschen einen mit Schaudern erfüllt. Falls es mit dieser Serie eines Tages weitergeht, hoffe ich sehr, dass auch diese Figur und mit ihm sein Sprecher wieder mit von der Partie sein werden.

      Sehr schön übrigens auch die Stelle, an der Zeysen bei Anblick von Larry dem Auserwählten ankündigt, eine Rechnung begleichen zu wollen – und in diesem Moment dieselbe Musik einsetzt, die dem vermeintlichen Tod Joyce Kramers in der Episode R. nachfolgte. Das ist ein ganz wunderbares Beispiel für die Regiekunst des Volker Sassenberg. Es braucht nicht alles über die Dialoge transportiert zu werden – die Verwendung dieses Musikstück erzählt viel mehr, als ein reiner Dialog es könnte. Man wünschte, dies würden auch andere Hörspielmacher häufiger versuchen, denn für mich macht es einen Regiekünstler wie Sassenberg eben aus, dass er versucht, akustische Mittel auch außerhalb des Dialogischen zu finden, um seine Geschichten zu erzählen.

      So darf ich also nach der Flaute der letzten Folgen dieses Mal endlich mal wieder mit Begeisterung von einer Gabriel Burns-Folge schwärmen, ohne dabei jedes Lob durch Kritik ausgleichen zu müssen. Die Handlung kommt über weiteste Teile stringent und logisch daher, sie ist rasant und überaus unterhaltsam umgesetzt – und ein weiteres Mal spektakulär in Szene gesetzt. Neben Sassenberg zeigt in dieser Folge endlich auch Andreas Gloge, welches Potential in ihm steckt, wenn er seine Taschenspielertricks und kleinen Strohfeuer, die von etlichen Mängeln ablenken sollen, lässt und sich bemüht, eine in sich konsistente und gute Geschichte zu erzählen. Gern mehr davon – und zwar unbedingt!


      Bisher das mit Abstand beste Skript aus der Feder von Andreas Gloge – und wieder einmal eine hervorragende Regieleistung. Diese Folge bringt einfach nur Spaß!

      :st: :st: :st: :st: :st:
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    • Gabriel Burns – 29 – Zwei Horizonte



      (Quelle: amazon)
      Der zweite der zehn steht kurz vor dem Fall...

      SPOILER-Warnung!

      Bakerman und Joyce Kramer wagen sich wieder aus der Deckung. Nachdem die junge Frau ausgiebig therapiert worden ist, um sie von den Einflüssen Victor Zeysens zu befreien, suchen sie und Bakerman nach Schwachstellen im großen Plan der Fremden. Sie stellen fest, dass es seit dem Verschwinden Bernard Cardieux‘ keine neuen Sichtungen von geflügelten Wesen in Vancouver mehr gegeben hat. Wie wir erfahren, war Cardieux Historiker und zudem Mitglied der Trudeaux-Kommission. Die Rekapitulation der Ereignisse bringt Bakerman auf die Idee, dass Cardieux vielleicht auf eine Spur gekommen war, von der er Bakerman vor seinem Tod noch nicht berichtet hatte, und bei der Sichtung alten Meterials stellen sie fest, dass der Historiker bereits vor seinem Aufbruch nach Eden Creek keine Zähne mehr hatte – dass er also bereits in Vancouver unter dem Einfluss der Fahlen gestanden haben musste. Er erinnert sich, dass Steven ihm erzählt hat, Cardieux‘ letzte Worte seien gewesen: Ich muss sie vernichten! War es dem Historiker also gelungen, ein Mittel gegen die Grauen Engel zu finden?

      Bakerman und Joyce fahren gemeinsam mit Dr. Philipps zum Haus des Verstorbenen und untersuchen es auf Hinweise darauf, was den Zahnausfall bei Cardieux bewirkt haben könnte. Durch spezielle Messungen gelangt Bakerman an einen verborgenen Kühlraum, in dem er via Laptop Kontakt zu einem Wissenschaftler namens Walter Osaki herstellt, der weit entfernt in Ontario in einer unterirdischen Einrichtung Neutrinoforschung betreibt. Wie sich herausstellt, ist die Einrichtung in einer ehemaligen Nickelmine untergebracht, in der es auch ein Wolframvorkommen gibt. Osaki berichtet Bakerman, dass vor drei Wochen an dem Schreibtisch, an dem nun er sitze, sein Kollege Francis aus ungeklärten Gründen erstickt sei. Dieser Francis habe zuvor in Kontakt zu Cardieux gestanden, und offensichtlich haben sie gemeinsam etwas herausgefunden, was Aufschluss über die fahlen Welten gibt. Francis deutete etwas über eine fremdartige Kraft an, die noch schwerer zu packen sei als dunkle Materie oder Neutrinos. Mittels einer virtuellen Kamerafahrt erschließt sich Bakerman der Blick in die Region des oberen Erdmantels sowie noch tieferer Schichten, aus denen ein silbriges Leuchten hervorschimmert: eine gewaltige Konstuktion tief unter der Erde – die zwei Horizonte.

      Wie es scheint, suchten Cardieux und Francis nach Wolfram und stießen dabei zufällig auf diese Anlage. Im Zuge dieser Untersuchungen bekamen beide Probleme mit ihren Zähnen.
      Offensichtlich nutzen die Fremden die Eigenschaften des Wolframs für ihre Zwecke und stärken damit gleichzeitig ihre Widerstandskräfte, denn Wolfram kann Zellmutationen auslösen, eine besonders tückische Form von Blutkrebs, wogegen nicht nur die Menschen, sondern auch die Züchtungen der Fahlen nicht gewappnet sind. Die Fahlen versuchen also, sich mittels des Wolframs gegen seine schädigende Wirkung zu immunisieren. Bakerman sieht die einzige Chance, die Gegner aufzuhalten, in einem Mittel, das Krebs unheilbar mache und noch dazu sofort anschlage.

      Wie es scheint, sind Bakerman und Osaki der Wahrheit zu nahe gekommen: Der Wissenschaftler erstickt vor Bakermans Augen in seinem Büro, wie zuvor sein Kollege Francis.

      Zeitgleich flüchten Larry Newman und Anahita aus dem Präsidentenpalast. Nach einer kurzen Begegnung mit Elena Ceaucescu, die eingelegt in Formaldehyd ihrer vollständigen Wiederherstellung harrt, gelangen sie an einen Umschlagplatz für Kisten, die an alle fahlen Orte gesandt werden. In ihnen befinden sich betäubte grauhaarige Kinder. Die beiden steigen in eine der Kisten und gelangen auf einen Flugplatz. Während Anahita sich ungesehen davon macht, lässt sich Larry in seiner Kiste in ein Flugzeug verladen, das sich auf den Weg nach Vancouver macht.

      Und wiederum zur gleichen Zeit stürzt Steven den zwei Horizonten entgegen. Der Flüsterer versucht, ihn zurückzuhalten, doch Steven widersetzt sich. Er will endlich seinen kleinen Bruder erlösen und bedenkt nicht, welches Unglück er damit auszulösen vermag. Sein Körper zerfällt, Stevens menschliches Antlitz vergeht in der Gluthitze, die ihm entgegenschlägt.

      An der Schwelle zu den zwei Horizonten erwartet ihn Gabriel mit den Heerscharen von Grauen Engeln. Er präsentiert ihm Daniel und bietet ihm seine Erlösung an – im Gegenzug müsse er von seinem Leben lassen. Steven ist bereit dazu. Doch ein letztes Mal sendet ihm Abdul Ash Badri seine Kraft aus dem fernen Vietnam und vergeht danach unter der Macht der zwei Horizonte: Er hat sich für Steven geopfert.

      Unterdessen sind Bakerman und seine Leute von Larry Newman darüber informiert worden, dass der Fall Vancouvers unmittelbar bevorsteht und sie ganz schnell zur Weißen Villa kommen sollen. Als sie dort eintreffen, sehen sie hinter sich, wie die Stadt in Dunkelheit versinkt. Der Fall hat begonnen.


      Ebenso geballt und rasant, wie die letzte Folge endete, geht es nun mit dieser Folge weiter. Dabei wird die Handlung in einem solch atemberaubenden Tempo vorangetrieben, dass man schon ganz genau zuhören muss, um sie in Gänze zu erfassen. Gabriel Burns zeigt sich in dieser Episode mal wieder als eine Serie, die man nicht einfach so nebenher weghören kann, sondern bei der man mit gespannter Aufmerksamkeit den geschilderten Ereignissen folgen muss, um auch wirklich alles verstehen zu können.

      Die einzelnen Szenen werden in schnellen Wechseln präsentiert, wobei es parallel mehrere Handlungsstränge gibt, die verfolgt werden: Stevens Sturz in die fahlen Tiefen, Larrys Flucht aus Bukarest und vor allem Bakermans Suche nach Bernard Cardieux‘ Geheimnis. Alle drei Handlungsstränge sind packend geschrieben und in Szene gesetzt und warten zudem immer wieder auch mit neuen Details oder auch für eine solche Serie immer wieder wichtigen Rekapitulationen des bisher Geschehenen auf. So erfahren wir in dieser Folge nicht nur, dass Bernard Cardieux, entgegen der Andeutungen in einer der letzten Folgen, kein Zauberer war; wir erfahren auch, was er unmittelbar vor seinem Tod getrieben hat – und was es mit dem Wolfram auf sich hat, auf das es ja die fahlen Mächte und ihre Verbündeten von Anfang an abgesehen haben.

      Dabei räumt Andreas Gloge mit einem dicken, fetten Fragezeichen aus den ersten Folgen der Serie auf, das in der noch recht ungestümen Anfangszeit der ersten Folgen gesetzt worden war, aber sich im Nachhinein nie so recht erschloss: Warum waren Bernard Cardieux in Eden Creek eigentlich die Zähne ausgefallen? Klar, wir wussten bereits länger, dass dies durch die Nähe der Fahlen ausgelöst wird, aber warum in Eden Creek, das ja eher als Ort der Menschenexperimente genutzt wurde und ansonsten für die Fahlen von recht geringer Bedeutung zu sein schien. Cardieux verlor nämlich. wie Gloge uns jetzt erzählt, gar nicht dort die Zähne, sondern schon vorher, bei seinen Nachforschungen in Vancouver. Das ist endlich mal eine sinnvolle und nachvollziehbar geschilderte Veränderung des ursprünglich Erzählten, denn Eden Creek als mächtiger fahler Ort war ja schon lange ausgeschlossen.

      Leider erfahren wir nicht, was denn dann aber nun so interessant an Eden Creek gewesen ist, dass Cardieux unbedingt dorthin wollte – wo er doch die eigentlich spannenden Entdeckungen vorher in Vancouver gemacht hat. Klar, er wurde von Bakerman nach Eden Creek geschickt, um die Sichtungen der Grauen Engel zu untersuchen, aber es erscheint seltsam, dass dieser Bakerman nicht in Kenntnis seiner Nachforschungen setzte und so diesen aus seiner Perspektive eigentlich unwichtigeren Auftrag somit unterband, um seine eigenen Untersuchungen fortsetzen zu können. (Auch erscheint es seltsam, dass Bakerman Cardieux vorher gar nicht mehr gesehen haben soll und so der Zahnausfall von ihm unbemerkt blieb. Und warum überhaupt schickt er einen Historiker, um die Sichtung Grauer Engel zu untersuchen - und nicht etwa Joyce, die ja viel schlagkräftiger ist?)
      Es muss dem Historiker ja klar gewesen sein, von welcher Brisanz seine Entdeckungen gewesen sein müssen. Und trotzdem schweigt er. Und einen Grund dafür sieht man nicht. Der sollte aber bei einer Fortführung der Serie unbedingt noch ergänzt werden, um das Gesamtbild stimmig zu machen.

      Auch dass Cardieux‘ Gesprächspartner Francis seine Nachforschungen noch wochenlang weiterbetrieben hat und erst vor drei Wochen gestorben sein soll, verwundert doch sehr, und es erscheint merkwürdig, dass auch er niemanden über seine Entdeckungen informiert haben soll – nicht mal nach dem Verschwinden Cardieux‘.

      Wie man sieht, ergeben sich auch hier wieder Leerstellen und Fragezeichen, die den Hörer ein wenig unbefriedigt zurücklassen. Wie tatsächliche Logikbrüche nehmen sie sich in diesem Fall jedoch nicht aus, da es durchaus noch möglich erscheint, dies in zukünftigen Bezugnahmen noch zu erläutern. Wir wollen es dem Skript darum also nicht als grobe Schwäche oder gar Malus auslegen, sondern dies nur als kritische Anmerkung verstanden wissen.

      Die Handlung ist zu jeder Zeit wunderbar dicht und äußerst mitreißend in Szene gesetzt. Der Moment gleich zu Beginn der Folge, wenn Steven sich den Mahnungen des Flüsterers widersetzt und der Chor einsetzt, dessen Gesang weiter und weiter anschwillt, das ist wieder einmal hervorragend gelungen. Leider wiederholt sich dieses Motiv über die Dauer der Episode, womit sich der Effekt abschwächt. Ebenso wie der unterlegte Rhythmus, der beinahe die ganze Folge durchzieht und irgendwann sogar ein wenig störend wird. Beides sind kleine Kritikpunkte, dieses Mal in Richtung Volker Sassenberg. Mit diesen beiden Entscheidungen schöpft er das Potential dieser Folge leider nicht voll aus. Aber es sind dies nur kleine Wermutstropfen bei einer Folge, die ansonsten sehr gut gelungen ist.

      Sehr schön dagegen ist die Szene im Zug, als Larry und Anahita von einem Wachmann gestellt werden und die beiden es schaffen, ihn aus dem fahrenden Zug zu stoßen. Wie Sassenberg hier auch die Tiefe des Raumes mit einbezieht, wenn der Mann im Tunnel verschwindet, wie er diese ganze Szene mit einer Vielzahl von Geräuschen plastisch werden lässt, ist wieder einmal hervorragend, und es bringt Spaß, ihm dabei zuzuhören, wie er immer wieder neue und originelle akustische Welten kreiert.

      Besonders gefällt mir die Idee, im Büro Osakis ein Glas mit einem Goldfisch unterzubringen und den Todeskampf des Wissenschaftlers mit der Verwunderung darüber einzuleiten, dass der Fisch plötzlich Tod im Wasser schwimmt.

      Auch gibt es hier einen von diesen ganz seltenen Momenten, in denen es tatsächlich auch mal witzig zugeht. Dr. Philipps untersucht Cardieux‘ Haus mittels ihrer Apparaturen und hat dabei auch Bakerman im Blick. Sie sagt: Ihr Puls ist etwas träge, Bakerman. und ist geneigt, dies als Indiz für außergewöhnliche Vorkommnisse zu nehmen.
      Doch Bakerman erwidert nur kühl: Ich bin Schotte.
      Das trifft meinen Humor!

      Was mir allerdings als kleines Haar in der Suppe aufgefallen ist, ist eine der Tonbandaufnahmen, die präsentiert werden und auf der Cardieux vor seinem Aufbruch nach Eden Creek von Grauen Engeln (und zwar in dieser Umschreibung) spricht. Wir erinnern uns: Der Ausdruck Graue Engel stammte ursprünglich von Mrs. Aspin, einer Einwohnerin von Eden Creek, die zur Verwunderung aller und unter dem Eindruck einsetzender Verwirrung die geflügelten Wesen so beschrieb – was dann in der Folge von Steven und allen anderen übernommen worden war. Es erscheint mir fraglich, dass diese Mrs. Aspin mit Bernard Cardieux in Kontakt gestanden haben und von ihm diesen Begriff übernommen haben soll. Und dass zufällig zwei völlig unterschiedliche Menschen auf einen solchen Namen kommen, erscheint wohl ausgeschlossen.

      Das ist aber das einzige, was ich in dieser Folge als etwas in Richtung fragwürdig im Hinblick auf die Kontinuität bezeichnen würde. Darüber hinaus zeigt sich Andreas Gloge bei dieser Folge sehr gewissenhaft, was den Umgang mit dem bestehenden Serienkosmos angeht.

      Nicht so gut gefallen hat mir die Idee, Julien Cardieux wie von Sinnen auftauchen und Joyce Kramer angreifen zu lassen. Das war für mich in der Art, wie dies erfolgte, einfach ein bisschen zu sehr drüber und nicht recht nachvollziehbar. Er wirkt in dieser Szene komplett geistesgestört und schwenkt dann, nachdem er von Dr. Philipps überzeugt wurde, dass Joyce kein Geisterwesen ist, plötzlich wieder um und ist auf einmal sehr zugänglich. Das hätte es nicht gebraucht. Bekanntlich ist weniger manchmal mehr.

      Auch die schnellen Szenenwechsel haben mich bei dieser Folge das eine oder andere Mal erschöpft. Gewöhnlich mag ich den Aufbau der Burns-Folgen gerade wegen dieser Wechsel, die für eine sehr hohe Dynamik sorgen und noch dazu gewährleisten, dass Überflüssiges gnadenlos aus dem Skript gestrichen werden kann. Aber hier waren mir die einzelnen Häppchen mitunter ganz einfach zu kurz, was für eine große Unruhe sorgte und den Informationsfluss zudem öfters so sehr stocken ließ, dass es schwierig war, alles in Gänze zu erfassen.

      Die Sprecher leisten auch in dieser Folge wieder einmal gute Arbeit. Dass Mario von Jascheroff seinen Julien Cardieux wie einen Geistesgestörten spricht, laste ich nicht ihm, sondern der Regie an, die an dieser Stelle ein wenig auf die Bremse hätte treten müssen. Ansonsten sind alle Einsätze wunderbar gelungen. Sehr schade ist natürlich, dass in der Rolle des Bernard Cardieux dieses Mal nicht, wie in Folge 1, Wolfgang Bahro zu hören ist, sondern Reinhard Scheunemann, der zwar eine gute Leistung bietet, aber völlig anders klingt als Bahro. Ich muss gestehen, ich nehme es bei so etwas gewöhnlich sehr genau und mag solche Sprecherwechsel nicht – sofern sie nicht aufgrund äußerer Widrigkeiten wie Krankheit oder Tod unumgänglich sind. Hier hätte ich mir das Original gewünscht. Aber das Fehlen Bahros ist nun auch nicht so dramatisch, dass dadurch der Gesamteindruck gemindert würde.

      So haben wir es im Fazit bei Zwei Horizonte mit einer äußerst gelungenen und unterhaltsamen Folge zu tun, die einige Erkenntnisse bietet und zudem noch den Fall der zweiten Stadt einleitet. Selten war ein Cliffhanger so quälend wie am Ende dieser Folge, und ich bin froh, dass ich sofort weiterhören kann und nicht erst auf Erscheinen der nächsten Folge warten muss. Diese Episode mag vielleicht nicht ganz so stark sein wie die letzte, aber sie ist noch immer auf einem guten, streckenweise sogar sehr guten Niveau. Andreas Gloge zeigt, dass er allmählich in die Welt des Gabriel Burns gefunden hat.


      Starke Fortsetzung einer großartigen Episode. So dürfte es gern weitergehen!

      :st: :st: :st: :st: :st2:


      .
    • Gabriel Burns – 30 – Weiß



      (Quelle: amazon)
      Daniels Rückkehr...

      SPOILER-Warnung!

      Vancouver ist von der Außenwelt abgeschnitten. Stromausfälle lassen die Stadt in Dunkelheit fallen, die Kommunikation bricht zusammen, auch keine Satellitenbilder geben Aufschluss darüber, was dort vor sich geht.

      In der Weißen Villa vor den Toren Vancouvers haben sich die Zauberer der Stadt zu einem Ritual versammelt, das in der Nähe, an einem besonderen Ort namens Der wachende Felsen, stattfinden soll, um den fahlen Bestrebungen entgegenzuwirken. An diesem Ort führen Kraftlinien zusammen, die die Gabe der Zauberer verstärken. Am Kiesstrand eines Bergsees bilden die Zauberer einen Kreis und öffnen sich den Kraftlinien. Sie legen sich auf den Boden und warten.

      Grauhaarige Kinder erscheinen und wollen das Ritual stören. Joyce und der hinzutretende Larry Newman verhindern das. Sie bemerken, dass die Kinder Blickkontakt brauchen, um ihr Gegenüber zu bannen.

      Bald wird klar: Der Spalt, den das Ritual geöffnet hat, schließt sich nicht. Die fahlen Skorpione stoßen aus dem Meer hervor und stürzen sich auf die Zauberer. Julien Cardieux nutzt seine eigene Gabe, um eine schützende Barriere um die Zauberer zu errichten.
      Nach einiger Zeit bricht Juliens Barriere und die Skorpione stürzen sich erneut auf die Zauberer, die es aber schaffen, ihren Kreis aufrechtzuerhalten. Vom anderen Ufer des Bergsees bricht sich ein Flechtwerk blendend weißer Linien mit aller Macht über den See und fegt die Skorpione zurück. Der wachende Felsen entlädt seine ganze Macht.

      Die Villa verändert sich. Bakerman, der zuvor auf einen der kristallenen Flakons gestoßen ist, der jedoch leer war, wird von einer Vision heimgesucht, die ihm die Ursprünge des Elixiers offenbart: Tief am Grunde des Ozeans schwimmen die Leviathane. Ila al Khalf ist ihr Lebenssaft: das Licht der Unschuld, reinstes Weiß, erschaffen aus der Ewigkeit. Durch die Erdkruste steigt ein Dröhnen aus der bodenlosen Leere hinauf. Von dort fallen die Gesandten der zwei Horizonte über die Leviathane her und schlagen ihnen Wunden, um ihren Lebenssaft aufzufangen und es in kristallenen Flakons an die Oberfläche zu bringen, zehn Stück an der Zahl, als Hinterlassenschaft für ihre Diener und befleckt vom Odem der zwei Horizonte.

      Zeitgleich taucht Steven an seinem alten Elternhaus in Vancouver wieder auf. Noch immer sucht er nach seinem Bruder, der plötzlich in einem riesenhaften Wolframnetz mitten auf der Straße auftaucht. Steven erkennt jetzt, dass auch Daniel die Gabe besaß, denn er erzählt Steven, dass er es war, der die bösen Geister vertrieben habe. Daniel hat sich in all den Jahren nicht verändert. Niemand altert auf der anderen Seite, sagt der kleine Bruder.

      Gabriel taucht auf und klärt Steven darüber auf, dass die fahlen Mächte noch Verwendung für ihn hätten. Steven spürt eine Verbundenheit zu den Grauen Engeln, sehnt sich nach ihnen und nach Endgültigkeit, dem Ende des Zwiespalts. Gabriel weist Steven an, durchs Tor zu treten, dann solle Daniel leben. Steven ist bereit dazu, doch in diesem Moment treffen die Auswirkungen des Rituals der Zauberer die Stadt. Die fahlen Ausgeburten um Steven herum werden durch das Weiß vertrieben, und Steven bleibt mit Daniel zurück.

      Die Atemmaske ist dem Jungen vom Gesicht geglitten. Der Junge spricht letzte Worte. Dann bricht sein Blick. Daniel ist tot.


      Ein furioses Finale (oder nennen wir es: Zwischen-Finale) wurde uns ja mit den letzten Folgen bereits in Aussicht gestellt: Beständig wurde immer weiter an den Stellschrauben von Dramatik und Spannung gedreht – und nun endlich ist der neue Höhepunkt da: Vancouver fällt, Steven soll sich den fahlen Mächten hingeben und im Tausch dafür die Erlösung seines kleinen Bruders erhalten.

      Das hätte, gerade auch wegen der hervorragenden Vorgängerfolgen, auf einen Höhepunkt der Spitzenklasse schließen lassen, doch leider muss ich gestehen, dass mich diese Folge auch beim Wiederhören massiv enttäuscht hat – und das aus vielen verschiedenen Gründen.

      Das fängt mit dem Protagonisten an. Steven Burns hat ja schon in der Vergangenheit immer mal wieder wechselhafte Stimmungen gezeigt. In dieser Folge jedoch ist er von Anfang bis Ende eigentlich nur am Jammern und am Wimmern. Nun mal losgelöst von der Frage, ob die Geschehnisse der letzten Zeit nicht auch den stärksten Menschen zu brechen vermocht hätten, muss ich gestehen, dass meine Empathie zu ihm in dieser Folge doch rasch sehr dramatisch abstumpft, und er mir, gelinde gesagt, sehr schnell auf die Nerven fällt mit seinem Dauergeplärre. War er in der letzten Folge wenigstens noch so entschlossen, dass er mit Vehemenz in der Stimme sogar seinem Anker, Abdul Ash Badri, zu widerstehen vermochte, kriegt er in dieser Folge nicht einen geraden Satz heraus, ohne dass seine Stimme angst- oder tränenerstickt ist. Ganz sicher brauche ich keine Superhelden als Protagonisten einer guten Serie. Aber ein halbwegs in sich gefestigtes Individuum, das einigermaßen nachvollziehbar und konsequent durch die Handlung geht und nicht wie ein Patient mit Borderline-Symptomatik von einem Extrem ins andere fällt, erwarte ich mir schon.

      Außerdem stört mich massiv auch dieses Hin und Her bei der Handlungsführung. Hieß es nun in den vergangenen Folgen beständig, Stevens Leben mache keinen Unterschied mehr, sein Tod befreie Gabriel usw., heißt es nun, da man ihn endlich hat, wo man ihn haben wollte, auf einmal, dass die fahlen Mächte doch noch Verwendung für ihn hätten und er nun durchs Wolframtor gehen solle. Wieder einmal scheint das Kräfteverhältnis ins Gegenteil verkehrt: Auf einmal ist es Steven, der die Macht in sich trägt, und Gabriel muss ihn händeringend dazu bringen, seinen Wünschen zu entsprechen. Doch worin soll denn Stevens Macht überhaupt bestehen, nachdem wir doch aus der Folge ZWIESPALT wissen, dass Gabriel sich von Steven zu trennen und seine Gabe mit sich zu nehmen vermag – wodurch Steven hilflos zurückbleibt.

      Nein, das ist mir alles zu inkonsequent und wirkt viel zu undurchdacht. Da macht die Handlung mal hüh, dann wieder hott, und das alles mag sich nicht befriedigend zusammenfügen.

      Auch erscheint es doch sehr seltsam, dass ausgerechnet das Oberhaupt der Zauberer in Vancouver, nämlich Lil Hastings, beim Ritual nicht anwesend ist, sondern in der Weißen Villa die Kinder hütet. Natürlich, Andreas Gloge und Volker Sassenberg wollten sie nicht sterben lassen, insofern war es sinnvoll, sie vom Ritual fernzuhalten, doch hätte man das doch ein wenig überzeugender einfädeln können.

      Auch dass einfach so ein grauhaariges Mädchen in die Weiße Villa eindringen und Bakerman um ein Haar töten kann, ist doch sehr erstaunlich, zumal Lil Hastings später erklärt, dass während der Dauer des Rituals die Schutzwirkung des Weiß‘ nachlassen kann. Wenn sie das aber weiß, warum trifft sie dann nicht Vorkehrungen, um ein Eindringen zu verhindern?

      Das erscheint nicht nachvollziehbar.

      Und dann die Offenbarung über die Leviathane. So sehr ich es auch schätze, dass hier endlich Erhellendes geschildert wird – die Art und Weise, wie das rübergebracht wird, ist zutiefst unbefriedigend. Bakerman löst sich von den anderen, geht in eines der verbotenen Zimmer der Weißen Villa, findet dort einen leeren Flakon, in dem einst Ila al Khalf gewesen war und wird dann von einer Vision heimgesucht, die ihm die Herkunft des Elixiers offenbart.

      Ich möchte das an dieser Stelle mal betonen: So etwas wie Visionen und Träume sollten für alle fiktionalen Stoffe bei Strafe verboten werden. Sie sind fast durchweg unbefriedigend oder sogar überflüssig – und immer offenbaren sie einen Mangel an Phantasie oder verdecken Lücken in der Handlung. Denn warum werden sie so gern genutzt: weil sie sämtlicher Gesetzmäßigkeiten, nach denen auch eine fiktive Welt zu funktionieren hat, einfach aufheben und es dem Autoren ermöglicht wird, nach Gutdünken einfach wild drauflos zu dichten – und das meist leider ohne Sinn und Verstand. Obacht also immer, wenn man auf Visionen in fiktiven Stoffen trifft. Für mich ist das fast durchweg Indikator für Szenen, die alles andere als brillant sind. Es mag Ausnahmen geben – denn die gibt es ja immer –, aber dies ist, nach meinem Dafürhalten, die Regel: Visionen und Träume sind eigentlich immer schlecht.

      Und so ist es auch hier. Natürlich ist es interessant zu erfahren, wie die Gesandten an das Ila al Khalf gekommen sind, doch der Weg der Offenbarung ist so banal, so platt, dass die ganze Intensität, die man einer solchen Schilderung hätte beimengen können, sofort wieder verpufft. Mal abgesehen davon, dass sich auch gar nicht erschließt, warum Bakerman nun eigentlich von dieser Vision befallen wird. Das alles kommt ziemlich unmotiviert, wie aus dem Nichts. Und überzeugt darum nicht.

      Zumal dann ja auch noch betont wird, dass Ila al Khalf befleckt sei vom Odem der zwei Horizonte. Hieß es nicht bisher und vor allem auch vor kurzer Zeit bei ...dem Winter folgte der Herbst noch, dass Ila al Khalf unberührt sei von den Fahlen? Dass es mithin absolut rein sei?

      Was denn nun?!

      Und warum sollten es die Fahlen vor Urzeiten, zu Anbeginn des Erdzeitalters, in kristallene Flakons (tatsächlich in Flakons??) gefüllt und auf die Erde gebracht haben? Zehn an der Zahl? Für zehn ihrer Diener?
      Wo soll denn da der Sinn sein?
      Warum haben sie es nicht einfach behalten und übergeben es dann, wenn gebraucht wird?

      Das klingt doch alles völlig absurd.

      Auch ansonsten strotzt diese Folge von Beimengungen, die in der steten Wiederholung eher langweilen. Steven kehrt zum Haus seiner Kindheit zurück und findet es nahezu unverändert vor, obwohl doch seine Eltern längst ausgewandert sind, dann taucht wieder Daniel auf und auch Aaron Cutter, aber wirklich viel herum kommt dabei nicht. Speziell Cutter wiederholt immer nur dieselben zwei, drei Sätze und weiß damit mittlerweile nun wirklich nicht mehr zu beeindrucken, denn dafür ist sein Charakter mittlerweile einfach viel zu stereotyp. Auch Gabriel wirkt in der Widerholung seltsam schlaff dafür, dass er ja eigentlich der erste unter den Grauen Engeln sein soll, der dem Licht widersteht. Er wird immer mehr zu einem mauen Gegenspieler.

      Und Daniel?

      Der ist in dieser Folge wohl die größte Krux.

      Die Figur des kleinen Bruders, der durch Stevens Gabe plötzlich verschwunden ist, lebte in seiner Intensität in erster Linie von seiner Abwesenheit. Er war das Kind, das nicht da war. Bei dem man sich fragte, was mit ihm ist, was ihm bloß widerfahren sein könnte. Und für Steven war er der drängende Antrieb, der ihn immer am Ball hielt, nicht aufgeben ließ.

      Doch seit einiger Zeit wurde die Figur des kleinen Bruder inflationär eingesetzt. Immer wieder tauchte er auf und sprach zu ihm, jetzt nicht mehr aus der Erinnerung, sondern in Visionen (siehe oben!) oder sogar leibhaftig. Dabei befrachtete man ihn mit neuen Fakten, wie etwas dem Umstand, dass auch er eine Gabe besaß – und man ließ ihn sogar als Beobachter mit Bakerman plaudern – was doch alles andere als überzeugend ist, denn ist es nicht gerade das Merkmal der Zauberer, dass sie eben nicht durch die fahlen Mächte beherrscht werden können? Wie sollte es zugehen, dass man nun einen der ihren zu einem Beobachter macht? Der dann Jahrzehnte in der Versenkung verschwindet und schweigt – und dann ganz plötzlich den fahlen Einwirkungen doch zu widerstehen weiß und auch noch in Kontakt zu Bakerman und Steven tritt. Und überhaupt stellt sich ja die Frage, wie die Beobachter zwischen den Welten wandeln können, wo doch die Lebensbedingungen der fahlen Welt so widrig sind. Immerhin werden die Menschexperimente, die es dem Auserwählten ermöglichen, in eine neue Art von Körper zu schlüpfen, ja erst in der Gegenwart durchgeführt. Daniel ist dagegen schon vor Jahrzehnten in die fahle Welt geraten. Wie kann das sein?
      Das wirkt doch alles sehr unausgegoren und inkonsequent.

      Und allein seine Gabe: Will man uns tatsächlich erzählen, dass Daniel bereits als Kleinkind seine Gabe beherrschen konnte und seinen großen Bruder beschützte, während Steven seine Fähigkeiten erst im fortgeschrittenen Erwachsenenalter kennenlernt?
      Das ist doch Humbug.
      Und zerstört im Nachhinein das dramatiche Potential, das Raimon Weber so kunstvoll geschaffen hatte, denn durch die nachträgliche Ausstattung des kleinen Bruders mit der Gabe mutiert er vom unschuldigen Opfer zu einem eingeweihten Player innerhalb des Spiels. (Denn wer hat ihn instruiert, auf Steven aufzupassen?) Und somit geht der Kern seiner Wirkmacht, nämlich seine vorher stets betonte Unschuld, verloren.

      Aber auch wenn man ihn nicht mit einer Gabe ausgestattet hätte: Der übergroße Gebrauch dieser Figur innerhalb der letzten Folgen hat einfach zu einer Übersättigung geführt. Zumal er ja auch nicht viel Neues bei seinen Einsätzen rüberbringt, sondern im Grunde einem recht billigen Mitleidseffekt geopfert wurde, den man zu erreichen hoffte, indem man ihn in die Handlung einbindet.

      Hätte man sich das doch besser gespart!

      Dann wäre es in dieser Folge zu einem herzzerreißenden Wiederhören gekommen. So hat man die Intensität dieses Moments bereits im Vorfeld durch die stete Wiederholung selbst aufgeweicht, so dass einem bei Daniels Auftauchen mehr ein: Ach, der schon wieder? entweicht als ein gerührtes: O mein Gott, er ist er wirklich!

      Und ein weiteres Problem ist natürlich, dass die Personen explizit sagen, dass auf der anderen Seite niemand altere, Daniel aber natürlich ganz anders klingt als zu Beginn der Serie. Nun muss man natürlich konstatieren, dass ein paar Jahre ins Land gezogen sind seit diese Serie startete, aber ich finde schon, man hätte sich dies früher überlegen müssen. Nun in Folge 30 einen deutlich gealterten Daniel zu präsentieren, von ihm aber zu behaupten, er sei derselbe – und dann gleichzeitig auch noch die Sequenz mit der Kiste zu wiederholen, in der Daniel nun einmal wirklich noch ganz anders klingt, das ist doch sehr unglücklich – und arbeitet massiv dem dramatischen Effekt entgegen. Der Junge, der in Stevens Armen liegt, ist nicht mehr derselbe. Und er klingt auch nicht danach.

      Und dann schreitet die Handlung unaufhaltsam voran. Steven erblickt Daniel, Gabriel erscheint – und Steven fühlt sich den Grauen Engeln verbunden, sehnt sich nach ihnen und dem Ende des Zwiespalts.

      Wie bitte?!

      Ausgerechnet jetzt da er endlich am Ziel ist und Daniel ganz nah, erzählt uns Herr Gloge, dass sich Steven nach den Grauen Engeln sehnt?
      Was soll denn das, bitte schön?

      Und später, als die weiße Welle über sie hinwegfegt und Gabriel sowie die Grauen Engel vertreibt, hält Steven endlich, nach all den Jahren, seinen kleinen Bruder in den Armen – und man hört von Steven nichts, absolut gar nicht. Es herrscht Stille. Kein Wind pfeift, kein Kiesel knirscht, kein Atem geht – einfach nur Stille, in die hinein Daniel recht einfallslose Worte von Keksen spricht, die seine Mama ja noch backen wollte.

      So leid es mir tut, aber diese Szene lässt mich völlig kalt.

      Hier wird das dramatische Potential nicht einmal im Ansatz ausgeschöpft. Warum hat man Steven zuvor nicht gefasst geschildert? Er sucht nach seinem Bruder, findet ihn, widersteht den fahlen Versuchen, ihn zu erpressen, wird von der Macht der Zauberer unterstützt und verliert dann, wenn er seinen Bruder endlich im Arm hält, die Fassung und schluchzt.

      Stattdessen schluchzt und wimmert sich Steven Burns in einem fort durch diese Folge, um dann, wenn er seinen sterbenden Bruder im Arm hält, plötzlich zu schweigen.

      Auch die Musik, die dann einsetzt, löst keinerlei Gefühl in mir aus. Die Sterbeszene läuft ab, und als sie endet, bin ich fast geneigt zu sagen: Ein Glück, wenigstens keine Visionen mit dem kleinen Bruder mehr.

      So sehr ich das Regietalent von Volker Sassenberg bewundere und in den vergangenen neunundzwanzig Folgen immer wieder hochgelobt habe. In dieser Folge hat er die entscheidenden Szenen leider für meinen Geschmack nur sehr unzureichend umgesetzt und nicht einmal im Ansatz die Kraft, die sie hätten entfalten können, zu generieren vermocht. Daniels Tod ist belanglos geraten – wie im Grunde die ganze Folge, die zu keinem Zeitpunkt auch nur annähernd die Intensität der letzten Folgen erreicht. Vielleicht liegt das am Erwartungsdruck: Man hat viel angekündigt, viel in die Wege geleitet, diese selbstgestellten Erwartungen zu erfüllen, die großartigen Vorgängerfolgen noch zu übertrumpfen, erscheint schwierig. Das Risiko des Scheiterns ist da sicherlich nicht gering. Und hier ist es leider eingetreten. Die Inszenierung der Sterbeszene ist seltsam kalt und steril geraten. Mich hat sie nicht eine Sekunde lang berührt.

      Dabei gibt es doch vielversprechende Momente: Wenn Steven nach der Einwirkung der Zauberer mit Daniel im Arm am Boden hockt und die ersten Schneeflocken in der Morgendämmerung fallen, dann ist das ein sehr schönes Bild, das Erwartungen weckt. Auch die Musik, die zunächst einsetzt, weiß zu berühren. Doch dann werden diese positiven Ansätze nicht weiterverfolgt, und alles endet in Beliebigkeit und mit einem Song, der zumindest mich nicht im geringsten berührt.

      So bleibt mir leider, nach den wunderbaren letzten Folgen in dieser Episode nur einen Rückschritt feststellen zu können. Man behilft sich wieder mit recht billigen Effekten wie Visionen und Ekelmomente wie dem der Daniel-Erscheinung, die sich dann als Toter mit massakriertem Torso entpuppt, bringt Wiederholungen herein, denen jeglicher Reiz fehlt, und lässt den Höhepunkt des Hörspiels in einem befremdlichen Moment der Sterilität untergehen.

      Diese Folge hätte es etwas ganz Großes sein können. Doch sie ist über weite Strecken höchst durchschnittlich ausgefallen und in manchen Momenten sogar ausgesprochen unbefriedigend. Schade. Da wäre deutlich mehr drin gewesen.

      Das Finale um Stevens Bruder Daniel verpufft in Belanglosigkeit und Mittelmaß. Sehr enttäuschend.

      :st: :st: :st3: :st2: :st2:



      .
    • Ich bin in der letzten Zeit leider nicht zu dem Lesen deiner tollen Besprechungen gekommen und mal so nebenbei will ich es nicht machen.
      Jetzt habe ich zumindest 3 Folgen aufgeholt bis einschl. Folge 27.
      Vielen Dank dafür wieder einmal.
      Wie du schreibst, macht es wirklich Spaß es zu lesen!

      Hardenberg schrieb:

      Gabriel Burns – 25 – ...dem Winter folgte der Herbst
      Hierzu möchte ich nur schreiben, dass mir der Titel damals schon unheimlich gefallen hat und ich ihn immer noch klasse finde!


      Hardenberg schrieb:

      Bringen wir es hinter uns: :augenroll:

      Gabriel Burns – 27 – Zwiespalt


      [.......]


      Angesichts der augenscheinlichen Schwächen vieler der Skripte in der Phase nach Raimon Webers Ausstieg, beginne ich mich allmählich zu fragen, ob nicht hierin der wahre Grund für den langsamen Niedergang dieser Serie zu suchen ist. Mich jedenfalls würde es nicht verwundern, wenn angesichts der Vielzahl an den Weber’schen Background zerfleddernden und verwirrenden Skripte eine ganze Reihe an treuen Hörern nach und nach die Lust und die Motivation verloren hätten, diese Serie weiterzuhören.
      Komm mal her :drueck2:
      Die Folge muss dich getroffen haben wie doppelte Männergrippe und die einfache ist schon wie ein Spaziergang am Rand des Ablebens. :blink2:

      An die Folge konnte ich mir kaum erinnern, aber schon bei deiner Inhaltsangabe haben sich die Nackenhaare aufgestellt bei mir.
      Soviele Zufälle und Ungereimtheiten, wahnsinn.

      Und du hast mit deiner Vermutung recht.
      Ich habe es in einer der vorherigen Folgen schon einmal geschrieben; die Serie hat mich da langsam verloren.
      Der rote Faden und die mysteriöse Elemente haben stark gelitten.
      In vielen Folgen waren die Charaktere auf einmal komplett verändert zur Vorfolge.
      Dieses Mal ist es Steven der am Boden zerstört ist, vorher Bakerman der plötzlich kurz vor dem Sterben ist,usw.

      Das ist alles sehr schade und man mag sich nicht vorstellen was möglich gewesen wäre, wenn Herr Weber weiter an Bord geblieben und den inhaltlichen Kurz bestimmt hätte.
      Warum ist er eigentlich ausgeschieden??

      Die restliche Folgen hole ich bald nach und melde mich dann wieder :salut:
      Besser Illusionen die uns entzuecken als zehntausend Wahrheiten
    • Hallo Hardenberg,

      ich finde es toll, dass die Hörspielserie durch deine Zusammenfassungen wieder in Erinnerungen gerufen wird.
      Habe die bisherigen Rezensionen immer gelesen, als jedoch nun auch eine meiner Lieblingsfolgen - Folge 30 - regelrecht zerrissen wurde,
      finde ich mich doch mal aktiv an der Tastatur wieder. Kinder schlafen schon, alles gut. Da darf man mal. Sie haben keine grauen Haare und reden viel - ich brauche mir da keine Sorgen machen.

      Insgesamt kam mir ab Rezension #19 mit jeder weiteren Rezension das Gefühl hoch, dass da jemand einen Groll wegen dem Autorenwechsel hegt. Und dieser zieht jede Folge in der Bewertung mindestens einen Stern herunter.

      Ich höre die komplette Serie ca. 2x im Jahr komplett durch. Von Folge 1-35 inklusive der etwas leidigen Hörbücher, die man niemals hätte in die Serie einreihen sollen. Und schon gar nicht als eine Folge 0 in der vieles vorweggenommen wird. Egal ich verhaspele mich. Einbahnstrasse. Immer geradeaus weiterfahren.
      Ich kenne die Serie in- und auswendig würde ich sagen und finde mich beim hören vieler anderer Hörspiele immer ertappt bei dem Gedanken "Mensch...das langweilt...jetzt müsste mal wieder der Burns her." Bei einem Döring passiert das nicht unbedingt, der begeistert auch.

      Was ich damit sagen will. Die Serie ist in meinen Augen immer noch einer meiner Top-Favoriten, wenn man das Autoren-Drama, das Labelwechsel-Drama die langen Wartezeiten und die Persönlichkeit eines Sassenbergs inklusive Forenschliessung mal ausklammert.

      Auch mir ist ab dem Afrika-Zweiteiler ein Abfallen der inhaltlichen Qualität direkt aufgefallen, der Zweiteiler zählt auch zu den Stiefkindern meiner Sammlung und würde ganz hinten hinter den anderen CDs verschwinden, wenn die Remastered-Edition im Regal nicht so einen schönen Rücken ergeben würde. Tatsächlich fand ich aber, dass sich das ganze schnell wieder erholt hat und viele der kleineren Ungereimtheiten durch den tollen Soundteppich und die Stimmung mit pointiertem Sprechen und gekonnten Pausen mehr als wettgemacht werden. Ich habe mich auch tatsächlich nie wirklich gelangweilt und es war im Groben immer irgendwie stimmig. Wer nach Fehlern sucht, wird auch immer welche finden.

      Die Entdeckung der Geburtsstätte des Grauen Engels im Ammoniten, der Fall des ersten fahlen Ortes und die Offenbarung, wie es denn tatsächlich um Gabriels/Stevens Persönlichkeit steht, die in meinen Augen sehr atmosphärische Folge Zwiespalt und das gekonnte zuspitzen des Plots bis zum Finale der Folge 30... Das war damals schon der Hammer. Bei jedem Durchgang. Ein toller Einstieg mit der Radioübertragung. Eine faszinierende Szene mit dem Wolframtor. Viele weitere bekannte Elemente der Serie wurden in Folge 30 verknüpft. Die Skorpione, die Zauberer, die Kinder, die grauen Engel, eine Quasi-Nebelsee-Zitat-Szene, das Dröhnen, der See, die weisse Villa, Bakermans Vision (die ich total klasse fand). Und auch jetzt noch bekomme ich bei Folge 30 Tränen in den Augen und es zieht mir das Herz zusammen, wenn Gabriel seinen Bruder in den Armen hält und dieser ihm noch ein paar Worte mitgibt. "Glaubst du an Engel?". Welche Worte erwartest du von einem kleinen Jungen, der im Sterben liegt? In so einer Situation suche ich nicht nach Fehlern, sondern lasse mich auf die Stimmung ein und fühle mich in den Charakter. Das ist "Kino für die Ohren". Für die Nutzung dieses Satzes gehen 30 Euro in die Lizenzkasse von Herrn Hrissomallis. ;-) "Here Comes the Flood" selten so gehört. Und gekonnt mit dem Gabriel Burns-Theme verknüpft. Als das Theme mittendrin ungewohnt endet habe ich meinen CD-Spieler fast auseinandergenommen und direkt nochmal einen anderen ausprobiert. Das kann doch da jetzt nicht zu Ende sein. Nach dieser Folge konnte ich Nächte lang nicht schlafen. Also höchstens dafür einen Stern Abzug. Hier muss ich Herrn Sassenberg aber doch auch nochmal tadeln. In der Remastered Folge 30 wurden die Endtracks (absichtlich?) getauscht. Es kommt zuerst das Gabriel Burns-Outro und danach Stille und dann "Here Comes the Flood". Im Original lief direkt die Endszene in den Song und dieser ging in das Outro über. Fans die die Remastered kaufen sollte man nicht so strafen.

      Folge 31 wirkt wie ein Neubeginn und die neuen Folgen wirken wie ein sanfter Neustart. Wird ja auch gleich zu Beginn alles schön nochmal halbwegs zurechtgebogen sinnvoll zusammengefasst. Ab dem zweiten Kaltstart mit Folge 36 muss ich tatsächlich dann auch bemängeln, dass der Akteur Burns nach und nach zur Mangelware wird. Bernd Vollbrecht war wohl zu teuer und durfte nur noch einen Satz pro Folge einsprechen. Oder einfach mal nur ins Miko schreien. Die anderen Protagonisten können trotzdem alles retten, woran man merkt, dass die Figuren sehr gut gezeichnet und ausgearbeitet sind. Es gibt viele tolle neue Folgen und einen verka**ten Cliffhanger, der jahrelang nicht aufgelöst wird.

      Die neue Stärke der >30 Folgen liegt m.E. daran, dass endlich mal Butter bei die Fische gemacht wird und Endzeitstimmung ausgekostet wird. Alle normalen Regeln sind außer Kraft. Alles ist möglich. Aber darauf wirst du ja noch eingehen. Und vielleicht werde ich da auch mal was zu kommentieren.

      @Hardenberg: ich hoffe du kannst mein Anliegen ein wenig nachvollziehen. Ich will dir auch nichts Böses. Auf gute Nachbarschaft im Forum.
    • Lesbarkeit, Lesbarkeit, lieber DarkM, Leerzeilen lassen! :winke4:
      "The period of the Daddschals dominion is generally set at forty days, the first day being like a year, the second like a month, the third like a week, and the remainder “like your days,” that is, days of normal duration (Kašmīrī, p. 112)"