Gabriel Burns - Die Serien-Besprechung

    Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen zum Thema Cookies finden Sie hier und in unserer Datenschutzerklärung

    • Für mich unterscheiden sich die von Dir genannten Folgen in der Summe nur in Nuancen, was die Plots angeht. Am Ende spielen sicherlich auch persönliche Vorlieben mit hinein bei der Frage, welche denn nun knapp die Nase vorn hat.

      In dieser Folge war mir einfach zu viel Brimborium, das letztlich nur Ausschmückung ist, und vor allem dieses Übermaß an abgetrennten Körperteilen, das für mich hier bloß billiger Effekt ist und einfach viel zu viel des Guten.

      Für mich ändert die Serie da aber auch einfach die Tonart, weg vom subtileren Horror/Grusel, weg von der bedrückend-eindringlichen Grundstimmung, hin zum Grobschlächtigen, zum Mit-der-Tür-ins-Haus-Fallen. Und das kommt eben oft ein bisschen zu platt und banal rüber und erinnert mich an Groschengrusel-Plots. GB habe ich aber immer dafür geliebt, dass sie sich davon so stark unterschied, anders war.

      Vielleicht fällt einem der Bruch auch nicht so deutlich auf, wenn man Groschengrusel grundsätzlich mag? Ich weiß nicht. Ich bin kein Freund davon, und mir stößt es darum hier sauer auf.

      Aber letztlich geht es mir tatsächlich auch nicht um das einzelne Detail, das vielleicht krumm wirkt im Seriengefüge, aber, wie ich ja auch schreibe, noch irgendwie zu erklären sein wird, sondern um die Gesamtheit an krummen Beigaben pro Folge, die das Ganze dann am Ende unharmonisch und inkonsistent erscheinen lassen. Zumal wenn man das Ganze mal mit den Folgen 7 bis 14 vergleicht: Da wird der Qualitätseinbruch in meinen Augen überdeutlich, da Weber nach einem durchwachsenen Start einfach hörbar Tritt gefasst und dann quasi Highlights in Serie fabriziert hat, flankiert natürlich von Sassenbergs bombastischer Regie.

      Gloge reicht da lange Zeit nicht heran. (Wobei es ja auch schwierig erscheint, in etwas bereits so Entwickeltes wie GB mittendrin reinzustoßen, zumal wenn der Mann, der das große Ganze im Blick hatte, offenkundig nicht mehr mit an Bord ist.) Er musste sich halt auch erst einfinden, was grundsätzlich ja nicht weiter wild wäre, denn auch Weber hat am Anfang, etwa mit der #2, nicht immer souverän gewirkt - problematisch wird es nur dann, wenn in dieser Findungsphase Tatsachen geschaffen werden, hinter die man später nicht mehr zurück kann und das sehe ich hier leider gegeben: diese Willkür bei der Einbringung von Horrorelementen in die Handlung, bei den Bezügen und nachträglichen (Um-) Deutungen, was früher Erzähltes angeht, das Umdichten einzelnen Figurenhintergründe, bei denen dann auf einmal Charaktere mit Gaben oder Verbindungen zu den Fahlen ausgestattet werden oder die Bedingungen ihres Auftretens ohne Erläuterung verändert wird (Daniel, Aaron Cutter, Norman Osgood,...), das hält der aufmerksamen Betrachtung einfach ganz oft nicht stand - wenigstens für mein Empfinden. Gabriel Burns 1-14 war so grandios, weil es eben mehr sein wollte als die x-te Horror-Grusel-Serie: Sie wollte komplex sein, anspruchsvoll, düster-atmosphärisch und es sich nie so leicht machen, einfach die genreüblichen Klischees aufzugreifen. Das ist bei den Folgen 15+ jedoch nicht mehr spürbar. Da wird all das auf Kosten billiger Effekte ein ganzes Stück weit aufgegeben. Und das ist einfach sehr schmerzlich, weil die Serie mit der 14 gerade auf einem so überragenden Niveau angekommen war. Danach ist sie für lange Zeit inhaltlich höchstens noch Mittelmaß, eigentlich weit drunter, und nur Sassenbergs überragende Regie täuscht darüber hinweg. Erst mit den Folgen 36+ hat Gloge tatsächlich einigermaßen Tritt gefasst und schließt ansatzweise an die alte Qualität an. Aber in den zwanzig Folgen dazwischen (bei denen es durchaus auch solche mit guten Ansätzen gibt) hat es unterdessen einfach so viel Unrundes gegeben, das jetzt fester Teil der Serie ist, dass ich nicht weiß, ob sich das überhaupt noch zu einem harmonischen Ganzen würde fügen können.

      Meiner Meinung nach liegt auch darin der Hund begraben, warum GB so viel an Interesse der Hörer verloren hat. Ich weiß noch, als ich seinerzeit bei experiment-stille aktiv wurde. Das war nach der Folge 14. Und ich kritisierte die anschließenden Folgen schon damals harsch, wenn mir auch damals noch der Überblick fehlte, den ich heute haben kann wegen der inzwischen erfolgten VÖs. Ich weiß noch, wie viele eingefleischte Fans sich dort tummelten, die mich scharf angingen für meine in ihren Augen ketzerischen Wortbeiträge. Schließlich zog ich mich eine Zeit lang ins Schweigen zurück und durfte feststellen, dass sich mit der Zeit die Wortmeldungen mehrten, die genau das kritisierten, was ich schon deutlich früher angemahnt hatte. Ich glaube einfach, dass es da eben diesen inhaltlichen Bruch nach der 14 aufgrund des Autorenwechsels gegeben hat und die Serie danach viel zu lange im luftleeren Raum hing, weil Sassenberg nach Webers Abgang selbst nicht so recht wusste, wie er den Laden inhaltlich befriedigend zusammenhalten sollte. Dadurch zerfaserte dann inhaltlich vieles, es wurde platter, banaler, oft abschweifend und nicht selten inkonsistent, was die Kontinuität angeht. Man merkt es ja auch an der Hauptfigur, bei der die Beteiligten offensichtlich keinen in sich stimmigen Plan hatten, wie mit ihm zu verfahren ist: ein einziges Hin und Her, bevor man ihn dann im Grunde ganz aus der Serie schrieb, weil man, wir mir schien, im Grunde keine Ahnung hatte, was man mit ihm überhaupt machen soll.

      Ich könnte mir vorstellen, dass diese überlange Findungsphase des neuen Autoren und der damit einhergehende Qualitätsabfall, was die Plots angeht, ganz entscheidend dazu beigetragen haben, dass es mit GB die Entwicklung genommen hat, die wir beobachten durften - und alles andere (Klage über illegale Downloads etc.) letztlich vom Entscheidenden ablenkt: nämlich von dem nachträglich nicht zu kompensierenden Malus des Autorenwechsels.

      Wie gesagt: Es wäre spannend gewesen zu erfahren, wohin Weber mit dieser Serie gegangen wäre, wie sich sein Fahrplan von dem dann Umgesetzten unterschieden hätte - und ob die weiteren Entwicklungen um Steven, Daniel usw. überhaupt deckungsgleich sind mit den ursprünglichen Plänen. Aber ich fürchte, das werden wir nie erfahren...
    • Hardenberg schrieb:

      Gabriel Burns 1-14 war so grandios, weil es eben mehr sein wollte als die x-te Horror-Grusel-Serie: Sie wollte komplex sein, anspruchsvoll, düster-atmosphärisch und es sich nie so leicht machen, einfach die genreüblichen Klischees aufzugreifen. Das ist bei den Folgen 15+ jedoch nicht mehr spürbar. Da wird all das auf Kosten billiger Effekte ein ganzes Stück weit aufgegeben. Und das ist einfach sehr schnerzlich, weil die Serie mit der 14 gerade auf einem so überragenden Niveau angekommen war. Danach ist sie für lange Zeit inhaltlich höchstens noch Mittelmaß, eigentlich weit drunter, und nur Sassenbergs überragende Regie täuscht darüber hinweg. Erst mit den Folgen 36+ hat Gloge tatsächlich einigermaßen Tritt gefasst und schließt ansatzweise an die alte Qualität an. Aber in den zwanzig Folgen dazwischen (bei denen es durchaus auch solche mit guten Ansätzen gibt) hat es unterdessen einfach so viel Unrundes gegeben, das jetzt fester Teil der Serie ist, dass ich nicht weiß, ob sich das überhaupt noch zu einem harmonischen Ganzen würde fügen können.

      Ja, sowas finde ich auch immer extrem schnerzlich =) !!

      ;)

      Im Ernst: dieses Zitat könnte ich als mein Fazit für die Serie benutzen. Mein Glück - oder das der Serie - ist, dass die inhaltlichen Ungereimtheiten bei mir eher im Hintergrund stehen und ich mich durchaus weiterhin von der Atmosphäre mitreißen lassen kann. Aber tatsächlich tritt beim Hören der von dir genannten Folgen ein schaler Beigeschmack ein. Hinzu kommt eine sich langsam anbahnende Enttäuschung darüber, dass immer weiter neue Mysterien aufgetürmt werden, ohne jemals eines davon auch mal ansatzweise zu lüften. Ich brauche nicht bei jeder Folge ein Ende mit absoluten Erklärungen, jedoch wären mir regelmäßige Lichtblicke ganz lieb gewesen.

      Immerhin kommen später, in den 30ern, nochmal extrem gute Folgen :]

      Du gehst hart zu Gericht mit dem armen Gabriel, Hardenberg =) Danke weiterhin für deine Besprechungen, ich bleibe dran :thumbup:
      :hammer: ... mit so *nem kleinen Richterhämmerchen allen auf die Birne kloppen und dabei jedes Mal "ABGELEHNT!" schreien - das wär's :hammer:
    • Heyho Hardenberg,

      vielen Dank für die ganze Mühe mit deinen Besprechungen. Macht echt Spaß das zu verfolgen.
      Ich glaube ich kann mich gerade auch wieder ganz gut an deine Beiträge damals bei Experiment Stille erinnern. Überlege nur gerade wie dein Nick damals war?

      Ich habe damals die ersten 14 Folgen ziemlich schnell nacheinander gehört, da ich erst etwas später auf die Serie gestoßen bin und war da direkt gefesselt. Den Qualitätseinbruch bei den ersten Folgen habe ich nicht so intensiv wahrgenommen wie du - einige Punkte sind durchaus hinsichtlich Ihrer Anmerkungen aus heutiger Sicht berechtigt. Damals war ja auch noch nicht so ganz klar, wohin die Reise gehen würde - und da hat mich die fulminante Umsetzung recht problemlos über die ein oder andere Seltsamkeit an einzelnen Stellen hinwegblicken lassen. Die 2 fand ich aber auch damals schon etwas schwächer als den Rest.
      Wie auch du sehe ich den Höhepunkt der Serie ganz klar bei der unglaublich starken Folge 14. Danach hatte ich ebenso das Gefühl, dass man anfängt sich irgendwie zu verzetteln. Damals hatte ich zwar auch teils das Gefühl, es liegt eher daran, dass man recht lange auf Nachschub warten musste - während ich ja die ersten 14 Folgen recht fix durchgepowert habe - und man gierig war endlich mal handfeste neue Zusammenhänge präsentiert zu bekommen.
      Zwar sehe ich die Folgen von ihrer Gesamtwertung nicht ganz so extrem kritisch wie du das tust, da sie mir letztlich aufgrund ihrer nach wie vor sehr starken atmosphärischen Umsetzung doch Spaß gemacht haben, triffst du die Problemzonen der Folgen ziemlich gut ins Schwarze. Das war damals bei mir noch eher ein diffuses Gefühl - als man noch nicht wusste wie die Reise weitergehen würde.

      So, genug geschwafelt. Weitermachen!
    • Hardenberg schrieb:


      [...], Beinstümpfe ragen aus Lin Zishengs Müllschlucker....
      Für mich eine deutliche Stelle wie sich die Erzählweise gewandelt hat.
      Ich habe die Serie so gemocht, weil sie subtil die Spannung aufgebaut hat und der Horror durch das eigene Kopfkino erst richtig real wurde.

      Mit dem alten Autoren wäre diese Szene (höchstwahrscheinlich) anders beschrieben worden.
      "...neben dem Müllschlucker lag eine Brille, Handtaschen und ein einzelner Kinderschuh. Von den Trägern keine Spur.."
      Damit hätte zumindest bei mir das Kopfkino wieder Fahrt aufgenommen.
      Durch den Beinstumpf ist halt einfach klar was schreckliches gemacht wurde.

      Ich mag mir nicht vorstellen was aus der eindringlichen Nebelsee Folge hätte werden können, wenn der neue Autor da schon verantwortlich gewesen wäre.

      Aber natürlich ist das alles Jammern auf einem immer noch hohem Niveau, aber die Fallhöhe ist natürlich durch die grandiosen Folgen auch sehr hoch.

      Ich freue mich auch auf weitere Besprechungen von dir und weitere Diskussionen dazu! :]
      Besser Illusionen die uns entzuecken als zehntausend Wahrheiten
    • @*dot*

      =)

      Ja, diese doofen Tippfehler. Die schleichen sich auch in die Besprechungen immer wieder ein - und ich überlese sie dann beim abschließenden Korrekturlesen. Ärgert mich jedes Mal. Ich brauch' nen Lektor! :green:

      Du hast recht: Ich habe eine gewisse Gnadenlosigkeit bei der Beurteilung, bin aber auch immer gern gewillt, euphorisch zu loben, wie man ja weiter oben sehen kann.
      Ich mag es, zu differenzieren, und wenn ich das Empfinden habe, dass zwischen zwei Folgen Welten liegen, dann soll man nicht nur sehen können, warum ich das so sehe, sondern gern auch anhand der Sterne schnell vergleichen können.

      Kleinkariert will ich dabei natürlich nicht sein, aber wenn mir fünf krumme Details auffallen, dann sind sie für sich allein vielleicht zu vernachlässigen, in der Summe aber schon mehr als eine Kleinigkeit.

      Bei Die welke Saat des Lotus und auch später bei Zauberer habe ich echt gelitten. Das sind für mich wirklich ganz üble Folgen. Um so überraschter war ich, als ich jetzt Bereit hörte und feststellen durfte, dass sie deutlich über meinen (erinnerten) Erwartungen lag.

      Vielleicht schaffe ich es heute noch, die nächste Besprechung zu posten. Ich muss sie nur noch korrekturlesen, um die gröbsten "schnerzlich"-Schnitzer zu beseitigen. =)

      +++

      @hsp3

      Ja, ich glaube auch, dass man als Hörer unterschiedliche Prioritäten setzen kann, ganz wertfrei festgestellt, was dann dazu führen kann, dass man im Fazit zu unterschiedlich drastischen Bewertungen kommt.
      Vielen ist die Atmosphäre sehr wichtig, und sie stören sich auch nicht so sehr daran, wenn einiges bei genauerer Betrachtung nicht hundertprozentig stimmig erscheint. Vielleicht achten viele auch gar nicht darauf, sondern konzentrieren sich auf die vordergründig transportierten Aspekte der Geschichte. Dann kann ich mir vorstellen, dass man trotz aller eventuell vorhanderen Holprigkeiten im Plot Spaß an den von mir schlechter bewerteten Folgen von GB haben kann, denn Sassenberg ist ein begnadeter Hörspiel-Regisseur, wie ich finde, der es wie kein zweiter versteht, atmosphärisch wunderbar dichte Hörspielwelten zu erzeugen.

      Mir dagegen geht der Plot über alles. Da kann ich nicht aus meiner Haut. Ich suche nicht nach Logikbrüchen. Sie drängen sich mir in den Blick. Ich kann nichts dafür. Darum trüben sie meinen Genuss, wenn sie da sind. Und je gravierender sie sind, desto mehr fallen sie natürlich ins Gewicht bei der Gesamtbeurteilung.

      Außerdem reicht es mir nicht, etwas nur "nicht so gut" zu finden. Ich will auch wissen, was genau mich daran stört. Darum höre ich dann bei dieser Besprechung einzelnen Folgen so lange, bis ich weiß, was mich an welcher Stelle so aufbringt. Dann hat es wenigstens auch Aussagewert. Und andere können es lesen und bei Bedarf denken: Naja, auf so was achte ich gar nicht! oder eben vielleicht auch mal: Ach ja, stimmt, das war es, was ich damals doof fand. :zwinker:

      Der Abstand der Jahre ist bei der Analyse sehr hilfreich. Im Fazit entspricht mein Eindruck heute aber dem vom Ersthören, fällt mir auf. Nur kann ich heute besser absehen, was genau mich damals gestört hat.

      Das mit dem Verzetteln ab Folge 14 sehe ich heute anders als früher. Damals wusste ich nichts von dem Autorenwechsel, habe es nur am Rande mitbekommen. Ich hielt Sassenberg für den Mastermind, darum fiel das für mich nicht ins Gewicht. Aber heute erkenne ich deutlich den Bruch zwischen den grandiosen Folgen 7-14 und den Folgen 15ff.
      Und das Problem ist nicht allein die andere Autorenschaft, sondern das merkliche Wegbrechen eines Konzepts, das den ersten Folgen unterlegt war, und, darauf folgend, der hilflose Versuch, mit wilden Bezügen zu alten Handlungselementen und Umdeutung/Ausstaffierung bereits etablierter Figuren und Ereignisse den Eindruck vorzutäuschen, dass dies nicht so sei. Dabei sticht das geradezu ins Auge. Darum auch der Eindruck des Verzettelns, den viele haben.

      Man hätte nach dem Abgang von Weber eine inhaltliche Bestandsaufnahme machen müssen, eine Serienbibel erstellen und alles weitere unter den Bedingungen dieser Rahmendaten stattfinden lassen sollen. Dann wäre man diesem Problem aus dem Weg gegangen. Gloge ist nicht Weber. Was nicht schlimm wäre, wenn Gabriel Burns nicht offensichtlich zu einem ganz wesentlichen Teil mit Raimon Weber identisch gewesen wäre.
      Das ist die Krux. In meinen Augen.
    • Smeralda schrieb:

      Hardenberg schrieb:

      [...], Beinstümpfe ragen aus Lin Zishengs Müllschlucker....
      Für mich eine deutliche Stelle wie sich die Erzählweise gewandelt hat.Ich habe die Serie so gemocht, weil sie subtil die Spannung aufgebaut hat und der Horror durch das eigene Kopfkino erst richtig real wurde.

      Mit dem alten Autoren wäre diese Szene (höchstwahrscheinlich) anders beschrieben worden.
      "...neben dem Müllschlucker lag eine Brille, Handtaschen und ein einzelner Kinderschuh. Von den Trägern keine Spur.."
      Damit hätte zumindest bei mir das Kopfkino wieder Fahrt aufgenommen.
      Durch den Beinstumpf ist halt einfach klar was schreckliches gemacht wurde.

      Das finde ich sehr schön auf den Punkt gebracht. :thumbsup: Genau so sehe ich das nämlich auch. :zustimm:

      Und danke für Dein nicht nachlassendes Interesse. Macht Spaß, so nicht nur zu monologisieren, sondern sich von Zeit zu Zeit auch darüber auszutauschen. :)
    • Hardenberg schrieb:

      Ich muss sie nur noch korrekturlesen, um die gröbsten "schnerzlich"-Schnitzer zu beseitigen.

      Gar kein Grund zur Veranlassung :green: ich fand "schnerzlich" supergeil, hab' laut gelacht - und was gibt es Schöneres im Leben? :) Und bei solch fundierten Inhalten ist ein einzelner Tippfehler durchaus mehr als im grünen Bereich ^^
      :hammer: ... mit so *nem kleinen Richterhämmerchen allen auf die Birne kloppen und dabei jedes Mal "ABGELEHNT!" schreien - das wär's :hammer:
    • Hardenberg schrieb:

      Mir dagegen geht der Plot über alles. Da kann ich nicht aus meiner Haut. Ich suche nicht nach Logikbrüchen. Sie drängen sich mir in den Blick. Ich kann nichts dafür.
      Ist ja auch nicht schlimm. Im Gegenteil, ich lese das sehr gerne.

      Und auch wenn dein Urteil der letzten Folgen nicht allzu positiv ausfällt, habe ich nach wie vor gerade Lust, die Serie auch mal wieder durchzuhören.
    • @hsp3

      Dann mach das doch einfach mal, und ich würde mich freuen, wenn Du dann ebenfalls hier Deine Eindrücke mit uns teiltest und wir vielleicht gemeinsam mit anderen über das eine oder andere unerklärliche Detail philosophieren könnten. =)

      +++++

      So, nun aber zu Hardenbergs neuester und natürlich gewohnt schnerzlicher Missetat: :zwinker:



      Gabriel Burns – 20 – Staub der Toten



      (Quelle: amazon)



      Das Morden geht weiter... oder: Tödliche Feuerprobe!


      SPOILER-Warnung!

      In dieser Folge dreht sich alles um eine Selbsthilfegruppe für Menschen mit verschiedenen Neurosen und Phobien, die sich anfangs noch unter der Leitung des ehemaligen Ravenstone-Leiters Viktor Zeysen und mittlerweile in Eigeninitiative treffen, um an ihren Leiden zu arbeiten, dabei aber offensichtlich in ein Komplott geraten sind, das zum Ziel hat, sie für ein grausames Experiment einzusetzen: Man injizierte ihnen flüssiges Wolfram, das in ihre Gehirne drang und diese umschloss; außerdem implantierte man ihnen einen Impulsgeber, der es ermöglichte, von außen die Körpertemperatur zu regulieren – was dann in der Folge dazu führt, dass ein Mitglied der Gruppe nach dem anderen in einer spontanen, menschlichen Selbstentzündung vergeht. Wie es scheint, dient dieses Experiment dem Ziel, eine Symbiose zwischen dem menschlichen Körper und Wolfram herzustellen, um die menschliche Existenz lebenswidrigen Bedingungen anzupassen: Bei Wolfram handelt es sich um das Metall mit dem höchsten Schmelzpunkt.

      Parallel dazu sucht Dorgan Fink Larry auf, und es wird deutlich, dass er es war, mit dem Larry sich verbündet hat und nicht sein Vater, der Maggiore. Offensichtlich möchte aber auch Dorgan, dass Larry Bakerman hintergeht. Der junge Mann macht Larry darauf aufmerksam, dass es noch einen letzten Ammoniten gibt, der sich in Vietnam befindet, einen letzten, der eine Besonderheit aufweist, und er drängt Larry, sich dorthin zu begeben, um ihn zu finden und zu untersuchen. Und er betont: Es ist Eile geboten.

      Wenig später jedoch begegnen wir Dorgan Fink seelenruhig im Haus des die Untersuchungen leitenden Polizisten, mit dem er offensichtlich im Bunde steht (ob allein oder im Auftrag seines Vaters, wird nicht abschließend klar) und der, wie wir erfahren, einen der Handlanger der Fahlen ausfindig gemacht und getötet hat. Nun gilt es laut Dorgan, die letzten Spuren zu beseitigen, bevor eine neue Phase eintrete. Worauf er anspielt, wird nicht klar.


      Wir haben es nach den letzten, mitunter viel zu überfrachteten Episoden seit Nr. 15 hier mit einer recht geradlinigen Geschichte zu tun, die sich auf einen Teilaspekt der Gesamtgeschichte konzentriert und nicht so opulent abschweift. Das macht diese Folge deutlich erträglicher und auch unterhaltsamer als ihre Vorgängerinnen. Trotzdem kommt auch diese Folge leider nicht ohne gewisse Ungereimtheiten aus, doch ist immerhin schon zum Einstieg in diese Besprechung zu konstatieren, dass vieles, was in den letzten Folgen schiefgelaufen ist, in diesem Fall einigermaßen gut funktioniert – wenn auch nicht alles.

      Das fängt schon allein damit an, dass die handelnden Personen und ihr Schicksal durchaus zu berühren vermögen. Nicolas Skelton, Ann Crook und die anderen sind vom Leben Benachteiligte, denen obendrein grobes Unrecht widerfährt, und Andreas Gloge und Volker Sassenberg setzen ihr Schicksal sehr gefühlvoll in Szene, so dass man tatsächlich mit ihnen leidet und sich wünscht, das Leben möge ihnen noch eine Chance, vielleicht sogar eine gemeinsame gönnen. Wie fast nebenher, relativ dezent eine beginnende Romanze zwischen Nicolas Skelton und Ann Crook hergeleitet wird, ehe das Schicksal dann aber doch wieder unbarmherzig zuschlägt, das ist wirklich sehr schön gelungen. Überhaupt steht mit dieser Folge ein Charakter im Vordergrund, Skelton eben, der in seiner Verletztheit, in seinem unaufhaltsamen Drang ins Unglück immer wieder rührende Momente aufzeigt – so etwa wenn er es nicht mehr schafft, nach einem Telefonat den Hörer loszulassen, weil die Hitze seines Körpers diesen hat verschmelzen lassen mit der Hand, die ihn hält, oder wenn er quasi in einem Nebensatz seine Katze als seinen einzigen Freund betrachtet – und diese dann kurz darauf tot und von Brandblasen übersät fortträgt. Für mich sind das sehr gelungene, weil intensive Momente. Leider entscheiden sich Gloge und Sassenberg, Skelton seine Katze plump in den Mülleimer zu schmeißen, was nicht so recht passen mag zu dieser Figur und seiner zarten Seele. Warum man ihn nicht ein Loch hat graben lassen, um seinen einzigen Freund zu beerdigen, ist mir ein Rätsel.

      Die Handlung dieser Folge macht dieses Mal nicht viele Schlenker. Eher im Gegenteil: Im Grunde wird das Thema der inneren Hitze der Nebenfiguren, die dann ein ums andere Mal aufflammt, lebensbedrohlich oder eben auch lebenszerstörend wirkt, mehrere Male wiederholt. Dies wird durchaus spannend und eindringlich geschildert, lässt am Ende aber doch ein wenig das Gefühl aufkommen, dass das alles nicht so viel Substanz hat. Was im Grunde nicht schlimm wäre, wenn das Hörspiel auf ganzer Linie unterhielte und der zugrundeliegende Plot in sich stimmig wäre.

      Doch damit kommen wir leider zu den Schwierigkeiten bei dieser Folge.

      Denn schon allein die Prämisse der Geschichte ist ja völlig unglaubwürdig, denkt man an das zurück, was bisher geschehen ist. Der ehemalige Leiter der psychiatrischen Klinik Ravenstone, Viktor Zeysen, den man anscheinend für tot hielt, gründet eine Therapiegruppe für Menschen mit Phobien und Neurosen, isoliert diese gesellschaftlich, bricht ihren Willen, lädt sie zu einem Ausflug ein, an den sie sich hinterher nicht mehr erinnern können, pflanzt ihnen einen Chip ein, injiziert Wolfram und entlässt sie anschließend in die Freiheit, um sie von außen zu entzünden.

      Aber mal ehrlich: Warum sollte er das tun?

      Wir waren doch gerade erst in Folge 14 in Maggiore Finks Rückzugsort im eisigen Norden, wo man aus aller Welt Hoffnungslose und Verlassene gesammelt hatte, um an diesen Experimente durchzuführen und sie anschließend über das Tor auf die fahle Seite zu transportieren. Von dort aus ist dann ja auch Evans nach Wasengu gelangt.

      Warum sollten die Fahlen und ihre Verbündeten auf einmal die Welt in aller Öffentlichkeit zu ihrem Labor machen, wie Bakerman lakonisch anmerkt, als er gefragt wird, warum man mit den Leuten aus der Therapiegruppe so verfahren sei.

      Das ist mir deutlich zu flapsig. Denn es erscheint alles andere als vernünftig, solche Experimente auf diese Weise durchzuführen. Warum testet man nicht auch die Eigenschaften des Wolframs im geheimen Refugium des Maggiore, wo es keiner mitbekommt? Wo man die Tests kontrolliert durchführen und sich der Vor- und Nachteile ganz fokussiert widmen kann? Zumal ja das alles auch ganz anders hätte laufen können. Die Opfer hätten um Hilfe bitten können. Sie hätten andere einweihen und ziemlich viel Aufhebens um ihre Lage machen können. Noch dazu erscheint natürlich völlig unverständlich, warum der Kopf dieser ganzen Schurkerei, Zeysen, dies alles unter seinem tatsächlichen Namen veranstalten sollte, wo er doch vorher offensichtlich so emsig darum bemüht war, vorzugeben, dass er tot sei.

      Das überzeugt mich wieder einmal nicht.

      Zumal die ganzen Experimente ja offensichtlich dem Zweck dienen sollen, die Menschenkörper resistent gegen hohe Temperaturen zu machen, damit sie das Wolframtor passieren und auf die andere Seite gelangen können. Nur – eben dies ist doch mit Evans auch ohne Wolfram geschehen, und sein Körper und sein Geist haben dies doch immerhin noch so gut überstanden, dass ihm noch relevante Informationen zu entlocken waren. Da frage ich mich: Was denn nun: Braucht es nun das Wolfram oder nicht? Und warum sterben die Menschen überhaupt einer nach dem anderen – wenn es doch eigentlich Zweck der ganzen Übung war, sie resistent gegen die Hitze zu machen? Einen erfolglosen Versuch wieder und wieder zu wiederholen in der Hoffnung, es möge sich durch Zufall nun doch noch etwas verändern – das erscheint wenig sinnvoll. Und auch wenn Skelton am Ende diesem Schicksal entgeht: Welche Schlüsse lassen sich daraus für die Fahlen schon ziehen?
      Im Grunde doch: keine.

      Und überhaupt: Wieso versucht man eigentlich, mit dem Wolfram allein das Gehirn einzukapseln und nicht den ganzen Körper? Das alles wird – natürlich – nicht erklärt.

      So jedoch erscheint diese ganze Handhabung völlig ineffizient und wenig zielführend, und man bleibt ein wenig erschöpft zurück, um sich ein weiteres Mal zu fragen: wozu das alles?!

      Weitere Details stoßen leider sauer auf: So verpasst man die Chance auf Originalität und lässt den Gerichtsmediziner zu Beginn der Folge leider zu einem reinen Klischee werden, das während der Obduktion appetitvoll seinen Lunch verspeist. Ihn so zu schildern, ist jedoch der einfachste Weg, denn er bedient die Seh- und Hörgewohnheiten des Publikums und ist darum schlicht langweilig. Raimon Weber hatte es sich zuvor nie so leicht gemacht. Darum fällt so etwas nun natürlich umso deutlicher auf.

      Auch die ganzen Ereignisse um das Wachsfigurenkabinett sind nicht wirklich befriedigend. Okay, es handelt sich dabei um ein nettes Setting. Aber es wäre natürlich schön gewesen, wenn man auch eine inhaltliche Begründung für die Wahl dieses Handlungsortes gefunden hätte. So aber bleibt das Museum blanke Kulisse ohne tieferen Sinn. Die Gruppenteilnehmer lagen zu Füßen Queen Victorias, konnten sich nicht bewegen, während aus einem Wolframtor silbrig schimmernde Fäden hervorstießen, die ihre Körper umschlangen. Und warum musste das nun ausgerechnet im Wachsfigurenkabinett stattfinden?

      Nicht einmal atmosphärisch überzeugt diese Szene. Zu keiner Zeit gelingt es, dieses ganz spezielle Feeling zu kreieren, dass wir alle aus Medien kennen, in denen dieser Ort und diese Thematik bereits behandelt worden sind. Das ist schade. Denn jeder Liebhaber des Gruselgenres liebt natürlich diesen Ort als Stätte des morbiden Schauers. In dieser Episode ist davon jedoch nichts zu spüren – was verwundert, denn Sassenberg ist bekanntlich ein Meister der Regiekunst, und eigentlich hätte dieser Ort für ihn Ansporn sein müssen, dies zu einem atmosphärischen Feuerwerk werden zu lassen.

      Und wieder einmal bleiben am Ende offene Fragen.

      So heißt es recht lapidar, das Hotel, in dem die Gruppe ohne Erinnerung einquartiert gewesen war, habe man ausfindig machen können – und das in kürzester Zeit, so dass Bakerman und sein Team ohne weiteres Zögern dem Faden der Handlung folgen können. Der geneigte Hörer fragt sich allerdings: wie kann das zugegangen sein? Es scheint schwer erklärlich, wie man ohne einen weiteren Anhaltspunkt so schnell an diese Information gelangen konnte. Natürlich lässt sich da etwas denken, doch es ist schon zu spüren, dass es sich der Autor hier sehr leicht gemacht hat, indem er über das Wie ganz einfach schnell hinweggeht.

      Später werden wir Ohrenzeuge einer Aufzeichnung aus dem Wachsfigurenkabinett und hören einen Ammonitenskorpion schreien, was natürlich immer wunderbar schauerlich klingt und insofern sehr effektvoll, aber bei näherer Betrachtung unter Berücksichtigung der vergangenen Folgen: Warum sollte ausgerechnet ein Ammonitenskorpion durch das Wolframnetz ins Museum treten, um dort zu schreien? Das erscheint doch völlig unplausibel. Die schimmernden Fäden – okay. Vielleicht ein Beobachter – sicher, denkbar wären von mir aus auch ein Rattenmops oder Graue Engel… aber ein Ammonitenskorpion?!

      Andreas Gloge macht sich dann auch gar nicht die Mühe, eine Begründung dafür zu finden. Er belässt es bei diesem effektvollen Auftritt, vermutlich um noch einmal zu betonen, dass er sich ganz unbedingt in der Kontinuität zu den ersten vierzehn Folgen verstanden wissen will, und geht einfach zum nächsten Punkt über. Aber es sind gerade diese kleinen Inkonsistenzen, die diese und die letzten Episoden so deutlich von den ersten vierzehn unterscheiden und sie so viel weniger meisterlich und ausgeklügelt erscheinen lassen, sondern inhaltlich zerfleddert, so dass man zu dem Eindruck gelingt, dass die Macher auf dem Weg sind, sich heillos zu verzetteln. Als gäbe es da einen Würfel, auf dessen einzelnen Seiten verschiedene Bestandteile des Burns-Universums abgebildet sind, und vor jeder Skriptarbeit würde nun ausgewürfelt, was davon jeweils Verwendung findet. In sich stimmig und schlüssig aufs Gesamte betrachtet, wirkt das aber nicht.

      Und auch das Ende gibt Rätsel auf. Wäre es der Maggiore gewesen, der dem Polizisten Drake hinterher das Dossier mit allen relevanten Fakten abtrotzt, um letzte Spuren zu beseitigen, wäre es kaum verwunderlich gewesen. Die Gleichgültigkeit Dorgans dagegen befremdet angesichts der Geschehnisse um ihn, die uns vorher und auch hinterher zugetragen werden. Bedenkt man, dass Dorgan Fink Larry kurz zuvor eindringlich um den Besuch in Vietnam bittet und auch sonst nicht völlig unglaubwürdig in der Opposition zu seinem Vater wirkt, muss er uns nun, nach dieser Szene, wie ein eiskalter Lügner erscheinen. Leider wird dieser Punkt, soweit ich mich erinnere, später gar nicht mehr erwähnt. Und so bleibt Dorgans Verhalten in dieser Szene unerklärlich. Um nicht zu sagen: widersprüchlich, wenn man das große Ganze besieht.

      Denn warum sollte Maggiore Fink daran gelegen sein, seinen Handlanger bei den Experimenten um Skelton und Ann Crook zu beseitigen? Er wird ja einen großen Stab an Mitarbeiter haben, die mit allen Wassern gewaschen sind, und Elliot Brody macht nicht den Eindruck, so unfähig zu sein, dass man ihn verschwinden lassen muss, wenn man alle Spuren beseitigt.

      Warum aber sollte Dorgan in Eigenregie sich dazu bemüßigt fühlen? Er arbeitet ja gegen seinen Vater, hat insofern überhaupt keinen Grund, ihn zu schützen.

      Das alles lässt einen am Ende doch mal wieder sehr unbefriedigt zurück, zumal sich dieses Rätsel auch später nicht einmal ansatzweise klärt. Es bleibt ganz einfach bei diesem krummen Eindruck.

      Und das ist schade, denn diese Episode ist sicherlich nicht misslungen – im Gegenteil: Sie bietet einige spannende und eindringliche Momente, doch die mangelnde Sorgfalt bei der Skriptausgestaltung und der ausgeprägte Hang zum Schlendrian, was die Serienkontinuität und eine plausible Herleitung von Setting und Plot betrifft, wirken den zweifellos vorhandenen guten Ansätzen leider stark entgegen, so dass am Ende kein durch und durch befriedigtes Gefühl übrig bleiben kann.

      Was Sounddesign und Musik angeht, so bewegen wir uns hier natürlich wie gewohnt auf sehr hohem Niveau, auch wenn natürlich zu beklagen ist, dass das volle Potential, was die Atmosphäre angeht, in den Szenen im Wachsfigurenkabinett nicht einmal im Ansatz genutzt worden ist. Die Musikauswahl ist wieder einmal hervorragend und flankiert die Handlung zu jeder Zeit in bestmöglichem Maße. Die Sprecher liefern eine souveräne Leistung ab, allen voran Tobias Kluckert als selbstunsicherer Nicolas Skelton, der seine Darstellung als überzeugendes Porträt eines gleichermaßen hoffnungslosen wie sehnsuchtsvollen Menschen anlegt. Sein Charakter überlebt den Plot dieser Episode und wird tatsächlich noch einmal auftauchen. Bedauerlicherweise nur um in einem der dämlichsten Handlungsstränge der Burns-Geschichte verwurstet zu werden – aber ich möchte nicht vorgreifen.

      Das Coverbild von Ingo Masjoshusmann ist ein weiteres Mal sehr stimmungsvoll geraten: Die Frau und das Mädchen, die einsam am Abgrund stehen und auf die Feuerhölle blicken, die sich in weiterer Entfernung Bahn bricht, hinterlassen ein eindringlich beklemmendes Gefühl, auch wenn sich das Motiv wieder einmal überhaupt nicht mit dem Plot der vorliegenden Folge in Zusammenhang bringen lässt. Viel eher hätte es wohl noch zu der Episode Neun Morde gepasst. Es wäre mal interessant zu erfahren, nach welchen Kriterien die Cover entstanden sind. Gab es die schon vorher?

      So haben wir es hier also mit einer vom Ansatz her durchaus interessanten Geschichte zu tun, die mit einigen sehr spannenden und anrührenden Szenen aufwartet und ein paar interessante und für sich einnehmende Figuren einführt, über die ganze Länge allerdings aufgrund mangelnder Plausibilität in Teilbereichen der Handlung nicht vollauf zu überzeugen weiß. Ein wenig mehr Sorgfalt beim Bezug auf das bisherige Seriengeschehen, die Glaubwürdigkeit der einzelnen Plots und einer inhaltlichen Begründung der Relevanz der Schauplätze wäre sehr wünschenswert gewesen, dann hätte diese Folge sicherlich eine richtig gute, wenn vielleicht auch kein Meisterwerk werden können. So ziehen es die Mängel leider hinab auf Durchschnittsniveau. Schade.

      Eine spannende und streckenweise sogar anrührende Folge, die jedoch bei näherer Betrachtung wegen zu vieler Unzulänglichkeiten im Skript über soliden Durchschnitt nicht hinauskommt.

      :st: :st: :st: :st2: :st2:



      .
    • Ich muss dich mal loben hier machst du alles richtig.

      Du nimmst das Hörspiel Stück für Stück auseinander.
      Und sowas will (ich) man lesen.

      Man sollte auch sehen das es eine Betrachtungsweise von @Hardenberg ist.
      Einige Punkte Stimme ich ihn zu und andere Sachen tu er ignorieren :arg4: was sehr spannend ist.

      Die Folgen von Webers (er hat seine 2. Staffeln erzählt und alles andere wäre nur noch Wiederholung gewesen) wenn man es Nüchtern betrachtet sind nach deinen Punktesystem eine 2 bis 3 gewesen.

      In welcher Folge von Webers verschiebt sich alles was man hier und da wieder aufgreift.
      Also hört euch die Folgen noch mal an.

      Andere Blickwinkel von andere User wäre schön zu lesen also macht mit. :thumbup:


      Ich soll euch schön Grüßen und Fragen welche Seite ihr wählt …


      Steven oder Gabriel
    • Es liegt ganz gewiss daran, dass ich nun die 50 erreicht habe.... manche Postings verstehe ich einfach nicht, auch dann nicht, wenn ich sie 3x ganz in Ruhe Satz für Satz durchlese :schulter: =)
      :hammer: ... mit so *nem kleinen Richterhämmerchen allen auf die Birne kloppen und dabei jedes Mal "ABGELEHNT!" schreien - das wär's :hammer:
    • @*dot*

      Ich kann Dich beruhigen: Es liegt definitiv nicht an Dir und der 50. Mir geht es ebenso, und ich bin noch näher an der 40 als an der 50. :green:


      @Evil

      Wie gesagt, ich finde, diese Folge hat ihre starken Momente. Leider wird das - wie oft in der Anfangs-Gloge-Phase - durch Ungereimtheiten, unglaubwürdige Zufälle und Überkonstruiertheit ein ganzes Stück wieder aufgewogen. Sonst wäre es wohl sogar ein Vier-Sterne-Hörspiel in meiner Bewertung geworden.

      Aber an die Nr. 14 käme diese Folge für mich auch ohne die Holprigkeiten im Skript nicht ran. :)

      +++

      Marco schrieb:

      Ich hör mir den Scheiß jetzt mal besoffen an (gerade aus der Disko zuhause)! :-)
      :roll:

      Und - hat es was genützt? :D
    • Gabriel Burns – 21 – Zauberer



      (Quelle: amazon)



      Seriöse Fortsetzung oder doch eher Leichenfledderei?

      SPOILER-Warnung!

      Alles beginnt mit einem Anruf: Als Steven den Hörer ans Ohr führt, erklingt die Stimme seines kleinen Bruders Daniel, der ihm mitteilt, dass man nach Steven suche, und ihn eindringlich ermahnt, zu ihm zu kommen – als Treffpunkt nennt er die Straße der Knochen, eine russische Fernstraße, die nach Magadan führt. Kurzentschlossen bringt sich Steven mittels eines Tricks in den Besitz eines von Bakermans Flugzeugen samt Pilotin, wird jedoch auf dem Weg nach Russland von Dorgan Fink überwältigt und in ein verlassenes Kloster an der Südspitze der Halbinsel von Kamtschatka gebracht, wo sein Vater, der Maggiore, Steven in Empfang nimmt, um diesen dazu zu bringen, sich mit ihm zu verbünden und Informationen von der fahlen Seite jenseits des Wolframtores zu sammeln.
      Offensichtlich weiß er selbst nämlich nicht genau, was sich dahinter verbirgt.

      Fink sieht angeschlagen aus: violette Äderchen durchziehen sein Gesicht – die Wirkung Ila al Khalfs lässt allmählich nach. Der Maggiore berichtet Steven von unzähligen vermissten Kindern, die von den Fahlen verschleppt wurden, weil ihre Seelen noch formbar seien. Dies sei entscheidend für die zweite Phase des Plans zur Eroberung der Erdoberfläche: dem Ende der Zauberer, mit dem die Gabe ausgerottet werden solle.

      Doch ein Beobachter entdeckt Steven, noch ehe der Maggiore ihn auf seine Seite ziehen kann. Bevor er Burns durch das Wolframtor geleiten kann, überwältigt dieser den Jungen und kapert mit Bakermans Pilotin einen Helikopter, um seinen Weg nach Magadan fortzusetzen. Eine Signalrakete weist ihnen den richtigen Weg. Auf einem Endlager für Giftmüll trifft er auf einen Siechenden in einer Baracke, mit dem er ein paar Worte wechselt, der sich aber im Nachhinein als Bestandteil einer Vision herausstellt. Stattdessen erscheint der Flüsterer und teilt ihm mit, dass Daniel das Diesseits verlassen habe und nicht mehr zurückkehren könne. Er, der Flüsterer, habe Steven in diese Welt gebracht, ihn mit seinem Zauber befreit und dafür sein eigenes Leben gegeben. Steven sei das Portal, um die zehn fahlen Orte dem Bösen anheimfallen zu lassen.

      Dunkle Gestalten werden Steven sichtbar, und er erkennt, dass er einer von ihnen ist. Sie wollen ihn zurück. Der Flüsterer mahnt: Du musst widerstehen, Zauberer.



      Zuletzt erscheint Steven eine Laterna Magica. Es ist Daniels aus dessen Kindheit. Der Flüsterer verkündet: Sein Abschied. Kurz darauf spricht auch der kleine Junge noch einmal zu seinem Bruder: Du musst sie versiegeln, die Orte der Fahlen.

      Parallel dazu befinden sich Larry und Joyce in Vietnam, am Mekong-Delta, und lassen sich von Einheimischen in ein Waldgebiet führen, in dem die Natur mutiert, Pflanzen und Tiere sich zu Symbiosen vereinigen und nicht mehr klar voneinander unterscheiden lassen. Sie wollen dem Geheimnis auf den Grund gehen, das Dorgan Fink Larry gegenüber andeutete.


      Wie man an der recht überschaubaren Wiedergabe der Handlung erkennen kann, ist der Kern der Geschichte recht kurz zusammengefasst – was nichts Schlechtes sein muss, denn viele große Stoffe der Weltliteratur, man denke etwa an Othello oder Romeo und Julia, lassen sich in wenigen Worten zusammenfassen und sind dennoch großartige Geschichten. Für Zauberer trifft dies jedoch leider nicht zu. Was allein schon damit zusammenhängt, dass diese Geschichte im Grunde gar keine ist. Wir haben es hier mit einer Abfolge von Szenen zu tun, mit ungewöhnlichen Ereignissen, bei denen man fragen muss, wie sie sich logisch begründen lassen, logisch im Sinne der serieninternen Logik, versteht sich, aber eine in sich runde Geschichte gibt es hier nicht. Und wieder einmal finden wir hier an allen Ecken und Enden erstaunliche, um nicht zu sagen: hanebüchene Handlungselemente, die uns einfach so untergeschoben werden, ohne dass sie ausreichend beleuchtet würden. Man kann es sich mit dem Mystery-Genre natürlich auch sehr leicht machen, indem man es als Vorlage nimmt, um einfach die reine Willkür walten zu lassen.

      Das fängt schon mit Daniels Anruf bei Steven an. Jahrzehnte herrschte schweigen, Daniel war spurlos verschwunden, niemand wusste, wo er ist, man hielt ihn sogar für tot – und auf einmal ertönt seine Stimme am Telefon, und er bittet Steven, mal eben zur Straße der Knochen zu kommen.

      Wie sollte das auf einmal zugehen?

      Bisher hörten wir Daniel als ferne Erinnerung aus der Perspektive Stevens. Plötzlich erklingt seine Stimme auch in der Realität. Ganz offensichtlich haben wir es hier mit einer Veränderung eines relevanten Serieninhalts zu tun. Denn nun auf einmal soll Daniel ganz offensichtlich mehr sein als nur der kleine Bruder Stevens - ein wehrloses Opfer, dem ein glückliches Leben verwehrt ist, weil Steven, ohne es zu wollen, seine Gabe ausgelebt hat. Auf einmal kann er sich der fahlen Einflüsse erwehren und selbst mit Steven kommunizieren – nach all der Zeit plötzlich. Aber natürlich wird uns das nicht nachvollziehbar erklärt. Zwischen den Zeilen meint man das Achselzucken des Autoren wahrnehmen zu können, der uns offensichtlich mitteilen will: Ist halt so!

      Ja, ist halt so. Ist aber halt nicht nachvollziehbar. Und schmeckt nach reiner Willkür.

      Aber weiter: Daniel drängt Steven, sich zur Straße der Knochen aufzumachen. Warum er ausgerechnet dorthin kommen soll und nicht etwa am Telefon mitgeteilt bekommt, was es zu vermitteln gibt, das bleibt ebenfalls im Dunkeln, und wenn wir nach dem Ende der Folge alles Geschehene noch einmal Revue passieren lassen, dann stellen wir ernüchtert fest: Dieser ganze Ausflug hatte überhaupt keinen wirklichen Zweck. Steven spricht in einer Vision mit einem Siechenden – der ihm jedoch im Grunde nichts Relevantes mitteilt. Dann erscheint ihm der Flüsterer, doch es gibt keinen erkennbaren Grund, warum dieser ihm ausgerechnet dort und nicht (wie in der Vergangenheit) an jedem anderen beliebigen Ort begegnen konnte. Und dann ist da natürlich auch wieder Daniel – der aber ja vorher schon am Telefon war, weshalb auch er ganz offensichtlich nicht an diesen Ort gebunden ist. Was also soll die Verwendung dieses Ortes, mal abgesehen davon, dass er natürlich morbide klingt und einen interessanten Hintergrund aufweist, der aber eben nichts mit der Geschichte zu tun hat.

      Wie ich in meinen zurückliegenden Besprechungen immer wieder betont habe, war es eine große Stärke dieser Serie, ihre Plots auf kunstvolle Weise mit originellen und tatsächlich existierenden Schauplätzen zu verbinden. Beides fügte sich zu einer untrennbaren Einheit und machte, zusammen mit der hervorragenden Regie, die dazu noch eine authentische Atmosphäre zu schaffen vermochte, diese Serie zu einem echten Highlight.

      Hier dagegen ist der Schauplatz bloß Kulisse, bei der sich nicht mal ausreichend Mühe gemacht wurde, ihre Wahl inhaltlich überzeugend zu begründen. Im Gegenteil, es erscheint geradezu absurd, Steven diesen weiten Weg zurücklegen zu lassen, nur um dann mit so wenig Substanz konfrontiert zu sein.

      Und dann wird Steven ja auch nicht einmal mitgeteilt, wo genau an der Straße der Knochen er auf Zeichen von Daniel warten soll. Und die Straße der Knochen ist lang. Steven fliegt also einfach auf gut Glück durch die Gegend und wird dann glücklicherweise durch eine Signalrakete darauf aufmerksam gemacht, wo die Pilotin zu landen hat. Was natürlich sehr praktisch ist. Auch wenn natürlich niemand uns zu erläutern vermag, wer diese Rakete warum gezündet hat. Das dürfen wir alles mal wieder subsumieren unter: Ist ja Mystery, da muss man nicht alles erklären; wird schon irgendwie gegangen sein, zur Not hat der Flüsterer die dahin gezaubert.

      Sorry, aber das ist reiner Blödsinn!

      Mal abgesehen davon, dass Steven Burns dadurch genötigt ist, erst auf krude Weise die Bedingungen schaffen zu müssen, um diese Reise überhaupt antreten zu können. Er bemächtigt sich des Flugzeugs von Bakerman und seiner Pilotin, indem er ihr ein Telefongespräch mit Bakerman vorgaukelt, das er zuvor aus Versatzstücken aufgenommener Gespräche mit diesem zusammengeschnippelt hat. Die Pilotin lässt sich natürlich sofort davon blenden und fliegt mit ihm los, ohne Rücksprache zu halten. Auch sonst ist im Umfeld des Flugzeugs niemand, der vielleicht mal eine kritische Frage stellt. Es erscheint doch sehr gewagt, ein solches Vorgehen nachvollziehbar und überzeugend zu finden.

      Fast noch schlimmer wird es später, wenn sich Steven und die Pilotin aus der Gewalt des Maggiore befreien und ohne jede Gegenwehr einen Helikopter Finks stehlen, um ihren Weg nach Magadan fortzusetzen. Da ist natürlich nirgends eine Wache, die sie aufhält. Der Helikopter muss auch nicht erst aufgetankt werden oder etwas in der Art. Nein, der Weg steht ihnen völlig frei, und weil offensichtlich auch Andreas Gloge zu merken scheint, dass das irgendwie krumm ist, lässt er Steven noch erstaunt berichten, wie leicht das doch alles vonstattenging – ob wohl Dorgan Fink für Ablenkung gesorgt hat? – Dabei konnte der überhaupt nichts wissen von Stevens Flucht, denn er war ja gar nicht anwesend, als dieser den Beobachter in einem spontanen Impuls überwältigt hat.

      Wieder einmal macht es sich das Skript also viel, viel zu leicht.

      Überhaupt: das Kloster in Kamtschatka. Warum hat Fink hier ein neues Refugium? Gibt es einen plausiblen Grund, seine Basis im eisigen Norden aufzugeben?

      Nun, alles ist denkbar, aber es wäre nett, wenn so etwas auch innerhalb der Geschichte erklärt würde. Aber gehen wir davon aus, dass es gute Gründe dafür gibt: Ist es dann nicht mal wieder ein überaus unglaubwürdiger Zufall, dass der Maggiore seinen neuen Aufenthaltsort ausgerechnet in der Nähe des Ortes hat, zu dem von ihm unabhängig Daniel Steven lockt, nämlich der Straße der Knochen? Der Maggiore hätte überall seinen neuen Stützpunkt haben können – aber nein, er hat ihn ausgerechnet um die Ecke. Und statt sich dafür eine befriedigende Erklärung auszudenken, wie man es von einem sorgfältig arbeitenden Autoren wohl erwarten dürfte, wird dann auch noch extra darauf rumgeritten, indem man Dorgan sagen lässt, eigentlich habe man Steven schon in Vancouver überwältigen wollen, aber dann habe man festgestellt, dass er ja eh in die gewünschte Richtung fliege. – Sorry, aber das ist an Dreistigkeit ja nicht mehr zu überbieten. Denn woher sollte Dorgan das Ziel der Reise kennen? Steven offenbart es der Pilotin ja erst direkt vor dem Flug. Oder will man uns erzählen, Steven sei verwanzt worden? Wohl kaum, oder? Denn das wäre so naheliegend, dass ein Bakerman dies sicherlich antizipiert hätte. Also: ganz und gar nicht glaubwürdig.

      Leider kommt diese Folge obendrein auch ein weiteres Mal nicht um die üblichen Taschenspielertricks aus der Horror-Grusel-Mottenkiste aus. Über die ganze Folge verteilt reiht sich Vision an Vision. Erst erscheint ein skelettierter Kinderkopf im Spiegel von Stevens Badezimmer, dann unterhält er sich an der Straße der Knochen mit einem Siechen, der kurz darauf nicht mehr da ist, und am Ende erscheint ihm der Flüsterer. Raimon Weber tat gut daran, dieses ärgerliche Stilmittel der Erscheinungen und Visionen so gut es ging auszulassen, denn meistens sind sie nur ein einfaches Hilfsmittel, düstere Momente zu erschaffen, ohne sie ausreichend begründen zu müssen. Eine Vision, auch ein Traum lassen sich jederzeit einfügen. Da darf der Autor sich völlig frei von den sonstigen Bedingungen der Episodenhandlung fühlen. Aber sie sind eben meist wirklich auch nur billige und kurzfristige und vor allem oberflächliche Effekte – und wo diese zu finden sind, erscheint die Frage angebracht: Soll hier von etwas abgelenkt werden, etwa von mangelnder Substanz des Plots?

      Zu Beginn findet Steven neben sich im Taxi eine CD, und als der Taxifahrer sie einlegt, ertönt die Stimme des Flüsterers, die verkündet: Es ist an der Zeit, dass du die Wahrheit erfährst.

      Im Ernst?

      Der Flüsterer teilt sich nun über CD mit und platziert diese in einem Auto, das Steven zufällig wählt? Und wofür – um ihm eine so spektakuläre Mitteilung zu machen?

      Nein, das ist nicht mehr dieselbe Serie, die so wunderbare, anspruchsvolle, komplexe, atmosphärisch dichte und inhaltlich jederzeit treffend verdichtete Geschichten erzählt hat. Die Episoden dieser Phase von Gabriel Burns sind inhaltliches Fastfood, bei dem es an allen Ecken und Enden ächzt und knirscht, aber keineswegs ein in sich stimmiges Gesamtbild erzeugt wird wie noch bei den ersten vierzehn Folgen im Fazit.
      Und es fällt auch auf, dass sich die Figur des Maggiore seit der Nummer 14 verändert hat: War er dort noch der kultivierte Gesprächspartner, dem man das Grauen, zu dem er fähig ist, in seinem Auftreten nicht anmerkt, wirkt er in dieser Folge deutlich grobschlächtiger, veranlasst einen kaltblütigen Mord, wohnt diesem auch ungerührt bei und zeigt sich auch Steven gegenüber zutiefst gewissenlos, obwohl er ihn ja eigentlich dazu bringen will, mit ihm zu kooperieren. Sagen wir mal so: Der Maggiore aus Folge 14 ging deutlich klüger zu Werke. Und er behagte mir in dieser Ausgestaltung auch deutlich mehr.

      Auch der Beobachter in dieser Folge ist anders, als wir diese Charaktere bisher kennengelernt haben. Auf einmal ist es ihm nämlich möglich, einen Menschen mittels Geisteskraft zu steuern: Er zwingt Finks Gehilfin einfach mal so, sich selbst mit einem Stilett zu töten. Und diese kann sich dessen natürlich nicht erwehren.

      Diese Gabe war den bisher erschienenen Beobachtern ganz offensichtlich nicht gegeben. Evans musste noch ganz schnöde entführt werden, auch der kleine Lucas im Mountain Whistler machte vielmehr auf Mitleid, anstatt durch Geistesmanipulation seine Pläne zu vollziehen. Es ist schon ein wenig befremdlich, wie in wenigen Folgen das Fundament der bisher erzählten Geschichte mit Feuereifer aufgeweicht zu werden scheint, so dass am Ende im Grunde alles denkbar ist: Irgendwie gibt es keinerlei Grenzen mehr, innerhalb derer sich die Plots bewegen müssen. Wenn es geboten erscheint, können die Beobachter dann eben auch mal Menschen steuern. Wenn dies später der Handlung hinderlich ist, fällt es dann aber wieder unter den Tisch.

      Überzeugend ist das nicht.

      Und am Ende dann also ein weiteres Mal Daniel. Dieses Mal wird überdeutlich betont, dass mit ihm Schluss ist: Er ist verloren. Ist nicht mehr im Diesseits. Kann nicht zurück. Aus und vorbei. Und der Flüsterer betont dann auch noch einmal: Sein Abschied!, ehe vor Steven Daniels alte Laterna Magica autaucht.

      Wenn man nun aber die weiteren Geschichten kennt, merkt man schnell: Nix mit Aus und Vorbei! Es geht munter weiter mit Daniel. Was soll also dieser bemühte Abschluss, der dann doch keiner ist?

      Und was soll die Laterna Magica? Wo kommt die auf einmal her? Denn die hatte Daniel ganz sicher nicht in der Hand, als er seinerzeit in die Zauberkiste stieg.

      Der Flüsterer zaubert die mal eben so von irgendwoher herbei. Und leitet damit, wie wir noch sehen werden, einen Handlungsstrang ein, der zutiefst unbefriedigend ist und all die Tragik, all das dramatische Potential, das während der ersten vierzehn Folgen in der Figur des kleinen, unschuldigen Daniel lag, mal eben so handstreichartig verpuffen lässt.

      Und auch der parallele Handlungsstrang mit Larry und Joyce wirft Fragen auf: Wo befinden sie sich eigentlich genau – und warum sind sie dort? Klar, Dorgan Fink hat Larry gegenüber angedeutet, dass es einen weiteren Ammoniten in Vietnam gebe, mit dem es Besonderes auf sich hat, doch er nennt keinen konkreten Ort, und es wäre doch interessant gewesen zu erfahren, warum sich unsere Freunde nun ausgerechnet am Mekong-Delta einfinden, um dort nach ihm zu suchen – zumal sich in der nächsten Folge dann herausstellt, dass es am Mekong eben keinen Ammoniten, dafür aber einen ganz besonderen fahlen Ort zu finden gibt. So ein Zufall aber auch!

      Und noch etwas erscheint sehr seltsam: Sie treffen dort nämlich auf eine Frau, die sich als die Tochter des vietnamesischen Wissenschaftlers herausstellt, der vor gar nicht so langer Zeit von dem Riesenkalmar in Bakermans unterirdischem Labor in Stücke gerissen wurde. Da sie nichts vom Tod ihres Vaters wusste (und diese Information beeindruckend schnell wegsteckt, nachdem man sie ihr berichtet hat), müssen wir davon ausgehen, dass sie nicht als Vorhut vorauseilte, sondern bereits seit längerem vor Ort ist.

      Ist das dann aber nicht mal wieder ein dicker Klops? Denn Larry und Joyce erfahren ja erst von Dorgan, dass es in Vietnam etwas zu entdecken gibt – und dann stellt sich heraus, dass an eben jenem Ort, noch dazu ganz präzise an einem fahlen, zufällig die Tochter des Wissenschaftlers lebt, der für Bakerman gearbeitet hat?!
      Das ist doch mal wieder völlig überkonstruiert!

      Wie kommt man nur auf solche Wendungen? Die wären ja überhaupt nicht nötig!

      Auch die Texte werden immer banaler. Zu den missglückten Sprachbildern äußerte ich mich ja bereits in meinen letzten Besprechungen. Aber auch die legendären Eingangstexte von Jürgen Kluckert werden immer schlimmer. In dieser Folge zwingt man ihn zu sagen: Kalt ist die Seele, die vom Weg abkommt. (Sehr schön hier allerdings das Einflechten von Daniels Hilferuf, auch wenn er aufs Gesamte gesehen natürlich völlig unpassend ist.) Und weiter: Es heißt, nichts ist für immer verloren, auch nicht der Schmerz.
      Was soll denn das heißen – nichts ist verloren, auch nicht der Schmerz? Warum sollte ein Schmerz verloren (oder eben auch nicht verloren) sein – und dann auch noch für immer?

      Dieser Satz ist doch völliger Murks!

      Was Sounddesign und Musik angeht, so kann ich mich nur wiederholen: Das ist und bleibt auf dem höchsten, denkbaren Niveau, hilft aber am Ende auch nichts mehr, wenn die Geschichte, die man vertont, einfach voller Logiklöcher und Ungereimtheiten ist und völlig unglaubwürdig und konstruiert wirkt.

      Sehr schön, um mal ein Beispiel für die gute Regieleistung zu nennen, ist hier die Folterszene gelungen, bei der einem Opfer ein Stilett ins Nasenloch eingeführt wird. Sassenberg platziert parallel zu den geschilderten Ereignissen einen hellen, fast flirrenden Ton, der uns tatsächlich den Hauch eines Gefühls davon vermittelt, was aus der Perspektive des Opfer da gerade vor sich geht. Durch diesen hellen Ton werden auch wir als Hörer gepeinigt. Wieder einmal ein gutes Beispiel für den Ideenreichtum, mit dem Sassenberg Klangbilder für einzelne Details seiner Geschichten findet.

      Die Sprecher sind durchweg gut. Zum Haupt-Cast treten in dieser Folge Hasso Zorn, Martina Treger und Sabine Jäger in Nebenrollen sowie Astrid Bless als Leva Palovna, die Pilotin, bei der es natürlich seltsam anmutet, dass sie ausgerechnet Russin sein soll und mit russischem Akzent spricht, allerdings in Vancouver sitzt und für Bakerman arbeitet. Nicht dass es ausgeschlossen wäre, sich eine Russin in Kanada zu denken, aber angesichts der Tatsache, dass es Steven unversehens nach Russland verschlägt und er dazu Bakermans Flugzeug stehlen muss, verwundert es schon, dass die Pilotin nun ausgerechnet auch Russin sein soll – und auch noch mit Akzent spricht.
      Hätte die Pilotin, wenn Daniel Steven aufgefordert hätte, nach Zürich zu fliegen, dann wohl Schwyzerdütsch gesprochen?

      Aber sei es drum: Mir bleibt ein weiteres Mal leider nur, in Summe ein Negativfazit auszustellen. Gern hätte ich mich auf positive Teilaspekte der Geschichte konzentriert, doch leider kann ich diese bei dieser Episode nicht finden. Der Plot ist ein weiteres Mal völlig überkonstruiert und in weiten Teil unschlüssig und sogar unglaubwürdig. Es werden mal wieder deutlich zu viele simple Effekte genutzt, um die Handlung voranzutreiben, und es gelingt nicht, der Geschichte ein befriedigendes Fundament und einen nachvollziehbaren Bogen zu verleihen. Oberflächlich wimmelt es von Bezügen und vertrauten Versatzstücken des bisher Erzählten, doch unter dem allerersten Augenschein wird deutlich, dass das, was drinsteckt, nicht mehr viel gemein hat mit dem, was draufsteht.

      Über weite Strecken völlig abstruse und inhaltlich unbefriedigende Episode, die ganz nach Belieben vertraute Elemente der GB-Welt wild zusammenwürfelt, egal ob es passt oder nicht.


      :st: :st3: :st2: :st2: :st2:


      .