Gabriel Burns - Die Serien-Besprechung

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    • Smeralda schrieb:

      Er kennt die Serie sehr gut und schätzt sie auch

      Ah ja, das hatte ich tatsächlich überlesen, inkl. der vorangegangenen Bewertungs-Abschweifung - wie schon an anderer Stelle bemerkt: ich werde unaufmerksam :green:

      Danke für den Hinweis, @Smeralda :blume: (und, puuuh, Gott sei dank, Cherusker, sonst wäre dir wiklich etwas Meisterhaftes entgangen :thumbup: )


      Hardenberg schrieb:

      Aber abschrecken will ich mit meinen Erörterungen nun wirklich nicht

      Das tust du insofern nicht, als dass ich deine Besprechungen erst nach dem Genuss der jeweiligen Folge lese ;) und ich denke, diese Reihenfolge werde ich auch beibehalten :]

      Was die inhaltliche Diskussion betrifft: ich weiß, dass dies für dich enttäuschend ist, aber ich höre ja nur noch sehr selten Hörspiele und habe anschließend meist nicht so große Lust, ausgiebiger darüber zu schreiben (wohingegen ich deine entsprechenden Beiträge jeweils sehr gerne lese) ... aber mal schau'n, vielleicht entwickelt sich ja auch bei mir noch Gesprächsbedarf - dann weiß ich ja schon mal, wohin ich dann damit muss ^^
      :hammer: ... mit so *nem kleinen Richterhämmerchen allen auf die Birne kloppen und dabei jedes Mal "ABGELEHNT!" schreien - das wär's :hammer:
    • *dot* schrieb:

      Smeralda schrieb:

      Er kennt die Serie sehr gut und schätzt sie auch
      Ah ja, das hatte ich tatsächlich überlesen, inkl. der vorangegangenen Bewertungs-Abschweifung - wie schon an anderer Stelle bemerkt: ich werde unaufmerksam :green:

      Danke für den Hinweis, @Smeralda :blume: (und, puuuh, Gott sei dank, Cherusker, sonst wäre dir wiklich etwas Meisterhaftes entgangen :thumbup: )
      @*dot* - Ja, ich kenne die Serie und finde sie sehr gut, auch bis in die letzten Folgen, die fuer mich zwar die Rahmenhandlung nur bedingt vorantreiben aber immer noch sehr gute Einzelfolgen sind. Ich habe die ersten 20-30 Folgen aber seit Jahren nicht mehr gehoert. Deshalb ist meine Erinnerung an die Folgen nicht so detailiert. Aber wenn ich sie nicht kennen wuerde, und wuerde diese Besprechung hier lesen, dann wuerde ich sie wahrscheinlich nicht anfangen zu hoeren. Das wuerde sich fuer mich nach zuviel Logikfehler und zuviel Mittelmass anhoeren, was sich interessanterweise mit meiner Erinnerung nicht deckt. @Hardenbergs Eindruecke moegen objektiv richtiger sein, da er die Hoerspiele gerade erst gehoert hat und meine Erinnerung Jahre (oder sogar Jahrzente) zurueck liegen. Vielleicht wuerde ich die ersten Folgen auch anders bewerten, aber ich habe die ersten Folgen emotional anders in Erinnerung.

      Logikfehler sind mir damals nicht in so grossen Masse aufgefallen und das ganze war fuer mich an sich schon schluessig. Was mich damals geaergert hat, ist dass es kaum Antworten gab und mit jeder Antwort kamen zwei neue Fragen was nach Raimon Weber's Abgang eklatant wurde. Aber abgesehen davon habe ich die ersten Folgen in sehr guten Erinnerung (weit hoeher als Hardenberg sie beschreibt). Aber wie gesagt, ich sage das aus der Distanz von vielleicht 15 Jahren. Ich gehe auch an Hoerspiele nicht so kritisch heran, ob alles bis in die letzte Ecke Sinn macht. Ich habe hierfuer ein Beispiel. Ich habe einen lieben Kollegen, und er schaut Fernsehserien rein mit seiner linken Haelfte, d.h. er versucht (schon fast krampfhaft) alles zu verbinden und zu sehen ob das alles objektiv Sinn macht. Ich mache das nicht. Ich schaue und hoere hautpsaechlich mit meiner emotionalen Gehirnhaelfte, und wenn das Hoerspiel mich emotional mitnimmt, sehe ich ueber leichte Logikfehler gerne hinweg. Es macht mir nichts aus, wenn es nicht zu offensichtlich ist und wenn es mich dafuer sehr gut unterhaelt und mich emotional stimuliert. Deswegen habe ich die Serie NICHT wegen Logikfehlers in Erinnerung. Und ich meine auch, dass ich beim ersten und zweiten Hoeren immer noch so im Dunkeln war, worum es hier ueberhaupt ging, dass ich zu dem Zeitpunkt wahrscheinlich gar nicht in der Lage war, Logikfehler aufzuzeigen, da es vielleicht gar keiner wahr und ich das gar nicht wusste ob es ein Logikfehler war, oder ob ich die Geschichte und die Zusammenhaenge nicht richtig verstanden habe.

      Ich denke auch, dass ein Aspekt, der fuer @Hardenberg den Gesamteindruck schwer belastet, fuer mich gar nicht so schlimm ist. Er sagt, dass viele Aspekte im weiterten Verlauf nicht wieder aufgegriffen werden. Ich denke, das wird bei Krimis oder Mysteryserien immer wieder gemacht. Man streut Informationen oder Indizien und manche sind im weiteren Verlauf wichtig und manche sind es nicht. Das verschleiert die wichtigen Elemente. Man muss nicht auf alle im Detail eingehen und man muss nicht alles aufklaeren. Ein Teil von Mystery ist, dass man nie alles weiss.

      Es gibt hier kein richtig und falsch, wie man an das hoeren eine Hoerspiels oder schauen einer TV-Serie herangeht (linke, rechte oder beide Gehirnhaelften). Das ist rein subjektiv und ich moechte auch nicht @Hardenberg 's Besprechung als falsch darstellen. Absolut nicht, ich geniesse es sehr, was er hier schreibt. Das ist von seiner Sichtweise sicherlich so und er deckt wahrscheinlich auch manche objektive Logikfehler auf. Ob das aber subjektiv fuer andere wichtig ist, ist eine andere Frage. Fuer mich war es das nicht.

      @Smeralda - Danke fuers Einspringen fuer mich, als ich noch am Schlafen war :bett:
    • Hardenberg schrieb:


      Vielleicht fühlen sich ja noch andere dazu animiert, mal wieder in dieser Serie zu lauschen und es entspinnt sich vielleicht sogar mal eine inhaltliche Diskussion zum einen oder anderen Punkt...
      Würde es euch stören, wenn ich zwischendurch immer mal wieder einfach Fragen stelle?
      Es ist schon sehr lange her das ich die ersten Folgen gehört habe, aber wenn ich durch deine tollen Beschreibungen wieder an etwas erinnert werde, würde ich es hier reinstellen.

      Damals fand ich den Gedanken an ein Experiment Stille faszinierend und extrem gruselig das in der Folge dann Stimmen aufgezeichnet wurden.
      Das die Stimmen in rumänischer, vietnamesischer und isländischer Sprache reden, soll bestimmt auf die fahlen Orte hinweisen!?
      Aber wer redet denn da eigentlich? Wesen von der anderen Seite? Wenn ja, warum reden die nicht in einer einheitlichen Sprache? :gruebel:

      Und wenn ich schon dabei bin; warum ist auf dem Experiment Stille Cover ein Insekt abgebildet? =)


      *dot* schrieb:


      Danke für den Hinweis, @Smeralda :blume: (und, puuuh, Gott sei dank, Cherusker, sonst wäre dir wiklich etwas Meisterhaftes entgangen :thumbup: )
      Gern geschehen! :huhu1:
      Besser Illusionen die uns entzuecken als zehntausend Wahrheiten
    • @Cherusker

      Es geht weniger um das Problem, dass bestimmt Dinge später nicht aufgegriffen werden, als vielmehr darum, dass eine Prämisse geschaffen wird, an die man sich später nicht mehr hält - und diese veränderte Grundlage dann nicht adäquat beleuchtet wird - wie etwa Joyce, die erst für Cutter von besonderem Interesse ist, später aber nicht mehr; oder Cutter selbst, der erst einen Mittelsmann braucht, um die Zuaberer zu morden, weil er nicht an sie herankommt - später braucht er das nicht mehr: So etwas verändert die Bedingungen und muss für meinen Geschmack nachvollziehbar erklärt werden, sofern es mit Bedacht geschieht - sonst liegt der Verdacht eines Kontinuitätsfehlers nahe.

      Übrigens hat es auch gar nichts damit zu tun, dass ich die Hörspiele jetzt gerade erst gehört habe. Meine Wertung unterscheidet sich im Fazit nicht von meinem Ersteindruck Anfang der Nuller Jahre. Nur die Begründung ist heute komplexer und detaillierter, weil ich dadurch, dass ich heute auch noch die fortfolgenden Episoden kenne, natürlich eine andere Perspektive habe.

      Dass Du nach meinen Bewertungen der ersten Folgen eher verhalten auf GB reagieren würdest, kann ich nachvollziehen. Bei mir war es aber damals genau so! :zwinker: Bis Folge 6 habe ich nur wegen der tollen Atmo und Machart GB gehört, aber aus dem Häuschen war ich nicht. Ich fand Teilaspekte großartig, andere dagegen nicht so sehr - es reichte fürs Weiterkaufen, aber Fanboy war ich sicher nicht.
      Erst mit der Staffel 7-14 wurde ich richtig angefixt.
      Insofern bildet meine bisherige Bewertung durchaus realistisch ab, wie ich es auch damals (wenn auch perspektivisch eingeschränkter) wahrgenommen habe.

      Und mal ehrlich: Meine Rezis sind ja nun auch mehr als nur die Sternvergabe. :zwinker: Wer nur darauf schielt, hat eben Pech gehabt. Ich denke doch, dass ich in meinen Besprechungen durchaus die Vorzüge der jeweiligen Folge und der Serie insgesamt ausreichend zur Sprache bringe. Wer also zu autonomem Denken fähig ist, wird sehr schnell ergründen können, ob das, was ich kritisiere, für ihn ein Ausschlusskriterium ist.

      Aber selbst wenn es so wäre: Ich trete hier ja nicht als Pressesprecher von Volker Sassenberg auf. =)
      Ich höre die Hörspiele und schreibe meine Eindrücke auf. Inklusive Begründung.

      Ob das jemanden abhalten würde, bei GB neu einsteigen zu wollen, kann ich nicht ermessen. Mag sein. Es mag aber auch sein, dass es genauso welche gibt, die erst durch meine Besprechung neugierig gemacht würden... wer weiß?!

      Letztlich legt jeder seinen Schwerpunkt beim Hörspielhören bei einer anderen Facette. Für mich ist eine stringente und überzeugende Handlung sowie eine folgenübergreifende Logik bzw. Kontinuität immens wichtig. Sie sind das Fundament jeder echten Serie. Wenn es da hapert, dann kann das auch nicht durch supertolle Atmo oder großartige Sprecher ausgeglichen werden.

      Andere mögen darauf weniger Wert legen oder auch gar nicht drauf achten, ob das alles zusammenpasst. Das ist durchaus legitim. Aber bei mir ist es eben so.

      Und ich schmeiße auch nicht mit Lob um mich. Wenn mich etwas nicht überzeugt, dann schreibe ich das. Ich nutze das geamte Spektrum der Sterneskala. Bei mir ist nicht alles fünf Sterne. Wer alles lobt, lobt im Grunde nichts. Das ist nicht meine Welt. :)

      Insofern: Mich würde durchaus Deine Sicht auf die Folgen interessieren. Vielleicht magst Du ja 2019 Deine Eindrücke auch in diesem Thread posten, und wir (und alle anderen) haben dann einen direkten Vergleich. Fänd ich interessant.


      @*dot*

      Fühl Dich durch mich nicht genötigt, hier meine elendslangen Beiträge ebenso elendslang beantworten zu müssen. =)

      Ich finde bei Serien wie GB halt die inhaltliche Erörterung, gar nicht mal in Bezug auf die Frage, ob eine Folge gelungen ist oder nicht, sondern in die Tiefe gehend, über Rätsel und Mysterien spekulierend, sehr reizvoll.
      Vielleicht ergibt sich ja so etwas beizeiten mal.


      @Smeralda

      Das war der Grund, warum ich diesen Thread anfangs "Serien-Diskussion" genannt habe: weil ich eigentlich wollte, dass man, vielleicht ausgehend von meinen Besprechungen, auch mal das ein oder andere Inhaltliche erörtert, also gern auch Fragen zu Verständnisproblemen. Jeder mag da etwas haben, das er sich nicht erklären kann - und ein anderer weiß vielleicht etwas dazu. Insofern: immer raus mit den Fragen! (Gilt auch für alle anderen!)

      Zu Deinen Fragen:

      Das mit dem Insekt habe ich auch nie verstanden. Ich glaube, die Cover hatten anfangs gar keinen Bezug zu den Plots. Vielleicht gab es sie schon losgelöst von der Serie, und Sassenberg hat sie gebündelt eingekauft, um sie zu verwenden, weil sie mysteriös und rätselhaft wirken. Später dann scheint es aber doch durchaus (wenigstens schwache) Verweise auf die jeweiligen Folgen zu geben.

      Was die drei verschiedenen Sprachen angeht: Es liegt auf der Hand, dass hier auf drei der fahlen Orte hingewiesen wird. Dass alle drei Sprecher in unterschiedlicher Sprache sprechen, soll wohl vermitteln, dass sie auf einer anderen Ebene als der rein sprachlichen kommunizieren, so nach dem Motto: Das Böse kennt keine Sprachbarrieren.
      Die drei Sprecher mögen so etwas wie die jeweiligen Statthalter der fahlen Orte sein, vielleicht die Auserwählten in einem Vorstadium, wenn man so will. Aber so genau weiß ich das auch nicht. Die Serie war noch nicht weit genug vorangeschritten, um dazu verlässlich Auskunft geben zu können, denke ich.

      Was sich mir ja nie erschlossen hat, sind die zeitlichen Abstände. In Folge 7 begegnet Bakerman ja bereits in den 30'er Jahren Hinweisen auf die fahlen Mächte, und es wird angedeutet, dass die fahlen Einwirkungen noch viel weiter in die Vergangenheit reichen.

      Aber was haben sie eigentlich die ganze Zeit gemacht?
      Es kommt einem ja geradezu so vor, als hätten sie Jahrhunderte lang die Ereignisse der Jetzt-Zeit vorbereitet, aber viel dabei rumgekommen ist ja wohl nicht.
      Warum? Das frage ich mich seit Anbeginn der Serie... :gruebel:

      =)
    • Super, dann werde ich immer mal wieder mit Fragen reingrätschen hier und freue mich darauf :blink2:

      Deine Vermutung das die Cover schon vorab eingekauft wurden, könnte gut sein.
      Daher rührt auch wahrscheinlich, das ich mit vielen (nicht allen) Covern keine Folge verbinde, weil es nicht so richtig passt.

      Die fahlen Mächte scheinen keinen straffen Zeitplan mit der Umsetzung zu haben, wenn sie schon so lange aktiv sind, aber bis zur Jetzt-Zeit kaum Resulate vorweisen können....oder schlechtes Controlling. :hrhr:
      Besser Illusionen die uns entzuecken als zehntausend Wahrheiten
    • Gabi ist zu einem gewissen Punkt (irhendwann mittig) vollkommen uninteressant geworden.
      Fast zu einem vollkommenen Schwachsinn ausgeufert.
      Nett zwar, aber wie X-Files (Akte X) in den 80ern zuviel Quark mit Mystery Aliens und Schwachsinn...
      Hätte, wäre

      Zuviel ist irgendwann auch wirklich zuviel!

      Erste Teile: Burner! TOP!

      Zum Schluss hin:
      Kriegt man das kotzen... Immer wirrer, kein Arsch weiß Bescheid.
      Naja,
      Guatemala!
      :opa:
    • Gabriel Burns - 07 - Die Fänge des Windes


      (Quelle: amazon)


      Es ist an der Zeit, dass Sie die Wahrheit erfahren...

      SPOILER-Warnung!

      Nachdem die letzte Folge mit einem Paukenschlag endete - Steven Burns entdeckte Bakerman auf einer Fotografie aus seiner Kindheit und stellte fest, dass dieser in all den Jahren, die seitdem vergangen sind, um keinen Tag gealtert ist -, knüpft diese Folge nahtlos daran an und gibt uns einen Einblick in die Vergangenheit des mysteriösen Strippenziehers, der Burns in den letzten Folgen unter seine Fittiche genommen hat.

      Die Geschichte nimmt uns mit ins libysche Bengasi in den 30'er Jahren. Bakerman, damals noch Archäologe und spezialisiert auf Sprachen, wird dazu genötigt, sich als Ersatz für einen ermordeten Kollegen auf eine Expedition im Auftrag Mussolinis zu begeben, die weit ins Hinterland der Kufra-Oasen führt. Dort stoßen die Beteiligten unter der Leitung Colonel Amatos auf einen unterirdischen See von gigantischen Ausmaßen, auf ein riesenhaftes Skelett unbekannten Ursprungs und auf Horden gieriger Wascos, die der Gruppe mächtig zusetzen. Am Ende jedoch wartet die Belohnung all der Strapazen: Sie finden einen kristallenen Flakon, in dem sich das sagenhafte Ila Al Khalf befindet, eine Flüssigkeit, deren Duft das Leben erheblich zu verlängern vermag. Es entspinnt sich eine Auseinandersetzung um die Kostbarkeit, an deren Ende beinahe Bakermans Tod steht. Doch das Senussi-Oberhaupt Abdul Ash Badri schenkt dem Schwerverletzten eine Gabe des Wunderwassers zum Dank für den Schutz, den der Archäologe seiner Tochter zukommen ließ, als diese sich in Amatos Gewalt befunden hat. Ash Badri macht deutlich, dass mit dem Konsum Ila Al Khalfs auch eine große Verantwortung einhergeht, der man sich würdig zu erweisen hat, doch es bleibt im Dunkeln, was genau das zu bedeuten hat.

      So also ist Bakerman zu seinem "ewigen" Leben gekommen, von dem wir jedoch erfahren, dass es eben nicht ewig, sondern nur drastisch verlängert währt, und wie immer bei Gabriel Burns tut sich für jede Frage, die beantwortet wird, ein ganzer Reigen von neuen Fragen auf, der sich dem Hörer stellt. So erfahren wir, dass Bakerman einst aus Edinburgh fliehen musste, weil durch ihn ein Mann namens Osgood zu Tode gekommen war, der ihn des Falschspiels beschuldigt hatte. Was hat es damit auf sich? Wir erfahren, dass schon die Zugänge zu dem unterirdischen Meer mit geflügelten Wesen verziert sind und also das, was wir allmählich als die fahle Macht kennenlernen, offensichtlich schon sehr, sehr lange im Verborgenen wirkt. Was genau steckt dahinter? Wir begegnen ein weiteres Mal den unheimlichen Wascos und einem ihrer gigantischen Muttertiere, deren Skelett aus den Fluten ragt und fragen uns, ob und wie aus ihnen Ila Al Khalf gewonnen werden konnte. Einiges mehr wäre zu nennen.

      Aber bei dieser Folge können wir, was die Beantwortung der bisher aufgetürmten Mysterien angeht, nun wahrlich nicht klagen. Es wird für Burns-Verhältnisse recht viel offenbart. Und noch dazu wird dies eingekleidet in eine sehr spannende und unterhaltsame Folge.

      Besonders hoch anzurechnen ist hier mal wieder das Bemühen der Macher, die Plots in außergewöhnliche und faszinierende Rahmenbedingungen einzuweben. Das unruhige Nordafrika der dreißiger Jahre, Gefolgsleute Mussolinis, die Kufra-Oasen und der Senussi-Orden - es wird so beiläufig der Episodenhandlung ein reichhaltiges Umfeld verliehen, dass man von Anfang an in die Handlung quasi eigesogen wird und es kaum möglich erscheint, sich dieser Sogwirkung zu entziehen.

      Noch dazu wird all das so wunderbar verstärkt durch die Musik, die es auf hervorragende Weise versteht, das Setting zu transportieren. Gabriel Burns' große Stärke ist ja sowieso die unglaublich dichte Atmosphäre - aber hier wird das alles noch einmal getoppt durch das einzigartige Nordafrika-Feeling, das dieser Folge unterlegt ist.

      Das Sounddesign ist über den größten Teil der Strecke ausgezeichnet, in einigen wenigen Momenten aber auch sehr reduziert. So hätte man das Geräusch des Wassers, durch das die Expeditionsteilnehmer waten müssen, durchaus noch ein wenig deutlicher herausarbeiten können, und wenn dem Arzt der Arm wegfault, wäre es überzeugender gewesen, ihn im Hintergrund noch wimmern und stöhnen zu lassen, während Amato im Vordergrund die anderen dazu antreibt, weiterzumachen. Auch dass bei der abschließenden Auseinandersetzung der Folkus auf Bakermans Stichverletzung gelegt wird, man aber den Schuss, der Amato tötet, überhaupt nicht zu hören bekommt, finde ich ein wenig bedauerlich, da hier noch mehr Thrill möglich gewesen wäre. Aber dies sind nur Kleinigkeiten im Vergleich zu den vielen Highlights, die diese Folge zu bieten hat - den grausamen Mord zu Beginn etwa oder die Prüfungen, denen sich die Expeditionsteilnehmer zu stellen haben, nicht zu vergessen die Folgen des Sandsturms oder eben die Überwindung des unterirdischen Sees, in dem der Tod lauert.

      Eine Besonderheit, die diese Folge aufweist, ist die Wahl eines anderen Sprechers, der uns durch die Ereignisse in Libyen führt: Statt Jürgen Kluckert, der in dieser Folge nur die Ereignisse der Gegenart beschreibt, begleitet uns die Stimme Thomas Dannebergs durch die Ereignisse aus der Vergangenheit, und er macht das zwar auf eine andere Art als Kluckert, weniger düster, weniger bedächtig, aber er verleiht dieser Folge mit seinem klaren und pointierten Vortrag einen ganz besonderen und eigenen Klang - was sehr gut funktioniert.

      Ich habe mir seinerzeit, als ich die Folge zum ersten Mal gehört habe, immer die Frage gestellt, warum hier nicht Jürgen Kluckert die Rolle des Erzählers einnimmt. Mein Schluss war damals, dass sich hinter diesem Erzähler, der ja die ersten Folgen nicht selten mit einem Statement aus der ersten Person Singular eröffnete, in Wahrheit eine der handelnden Personen steckt, die aus der Rückschau von den Ereignissen berichtet, deren Zeuge er vor vielen Jahren geworden war - Daniel etwa oder jemand, dem wir noch gar nicht begegnet waren. Dann hätte es natürlich Sinn gemacht, ihn als Erzähler nicht zum Zuge kommen zu lassen, denn er wäre zum Zeitpunkt der Libyen-Handlung ja noch gar nicht am Leben gewesen.
      Mittlerweile, in Kenntnis der Serie bis Folge 45, wissen wir aber, dass es sich nicht so verhält (oder man nachträglich einen anderen Weg eingeschlagen hat). So stellt sich also nun in der Rückschau diese Frage erneut: Warum begleitet nicht Kluckert die Ereignisse in Nordafrika? Betrachtet man, wer er laut späteren Folgen ist, wäre das nämlich durchaus möglich und auch naheliegend gewesen, denn zum Zeitpunkt jener Ereignisse war auch er schon da, wie wir in der Folge Haus der Seele offenbart bekommen.

      Aber auch wenn diese Frage nicht abschließend befriedigend geklärt werden kann: Dieser Kniff, dieser Wechsel funktioniert wunderbar und gibt dieser Folge eine ganz eigene Dynamik.

      Die Sprecher machen allesamt einen hervorragenden Job. Das betrifft vor allem auch das TV-Sternchen, das dieses Mal eine Rolle übernimmt: Der ehemalige MTV-Moderator Patrice spricht seinen Colonel Amato so überzeugend, dass er unter den übrigen erstklassigen Profi-Sprechern überhaupt nicht auffällt. Helmut Gauß spricht in dieser Folge zum ersten Mal seinen Armintore Fink und macht dies auf eine so unauffällige und zurückgenomme Art, dass der Twist am Ende, bei dem er aus der Deckung bricht und sich den Flakon mit dem Ila Al Khalf unter den Nagel reißt, wirklich überraschend kommt. In Zukunft wird noch von ihm zu hören sein, und ich freue mich schon auf seine weiteren Einsätze.
      Der wunderbare Hans Teuscher spricht den getreuen Doktor Barucci, der die Verwandte des Duce umsorgt und am Ende den Wascos geopfert wird. Er sorgt mit seinem eindringlichen Spiel für einige besondere Momente in diesem Hörspiel. Ebenso Andrea Aust als von Lepra gezeichnete Patientin, die dem Flehen des Doktors, er habe doch alles für sie getan, nur eiskalt mit der Erwiderung begegnet: Ich bewundere Ihre Opferbereitschaft!, ehe sie ihn in den grausigen Tod schickt. Weitere Sprecher sind Christian Tasche, den viele als Staatsanwalt aus dem Tatort kennen dürften, des weiteren Helmut Krauss sowie in der Rolle des Abdul Ash Badri, demOberhaupt der Senussi, der die titelgebenden Fänge des Windes befehligt, Wolfgang Kühne.

      Im Fazit haben wir es also bei Die Fänge des Windes mit einer außergewöhnlichen und hervorragenden Folge zu tun, in der eine unfassbar dichte und faszinierende Atmosphäre geschaffen wird, die über den gesamten Handlungsbogen hinweg gehalten und noch bis zum äußersten getrieben wird. Langeweile kommt zu keiner Sekunde auf, denn was uns hier von Sassenberg und Weber geboten wird, ist nichts weniger als ein Feuerwerk der Spannung und der Phantasie, eingewoben in ein sehr gut recherchiertes Setting, das die wenigen Kritikpunkte, die man vielleicht anbringen könnte, spielend wieder ausgleicht.

      Ein atmosphärisches Meisterwerk - spannend und mitreißend!

      :st: :st: :st: :st: :st:


      .

    • @Hardenberg

      Welche Figur war der Erzähler nochmal?
      Ich muss sagen, dass mir die beiden Indien Folgen #34 & #35 nicht gut gefallen haben und kaum noch im Gedächtnis geblieben sind, im Gegensatz zu vielen anderen.
      Es wäre super, wenn du bei deinen sehr sehr guten Rezensionen (nochmal vielen Dank dafür), solche Anspielungen in Spoiler setzen könntest. :bow:
    • @Smeralda

      Danke Dir ganz herzlich. :winke:


      @Marco

      Spoiler setze ich in diesem Thread absichtlich nicht, um den Lesefluss zu erhalten. Es ist ja eine SERIEN-Besprechung, keine der Einzelfolgen allein, insofern ist klar, dass man alle Folgen kennen sollte, wenn man hier liest, sonst kann man eben über Spoiler stolpern.
      Dass ich am Anfang jeder Besprechung noch eine Spoiler-Warnung setze, soll das nur nochmal in Erinnerung rufen.

      Wenn sich Fragen wegen solcher Bezüge ergeben, kann man ja auch einfach fragen. :)

      In diesem Fall habe ich die Leerstelle bewusst gelassen, weil ich erstens nicht vorgreifen wollte und zweitens auch gar nicht mehr en detail weiß, wie sich das genau verhielt. Der zweite Teil des Zweiteilers war nämlich aus meiner Sicht sehr ärgerlich, gerade wegen dieser Auflösung, die ich richtig doof fand. Der Erzähler entpuppt sich doch als der erste der Zauberer oder so etwas, auf jeden Fall ist er nicht Daniel oder eine andere "normale" Figur, die aus der Rückschau berichtet, wie ja die ersten Folgen nahezulegen schienen.

      Ich werde das sicher noch eingehender erörtern, wenn ich bei der entsprechenden Folge angekommen bin. In dieser Phase werde ich dann leider viel mosern müssen, bevor ich dann zum Ende der bisher erschienen Folgen hin endlich wieder ausgiebig loben darf. :zwinker:


      @MonsterAsyl

      Danke mal wieder für den super Service. :hutheb:
    • Hardenberg schrieb:

      Im Fazit haben wir es also bei Die Fänge des Windes mit einer außergewöhnlichen und hervorragenden Folge zu tun, in der eine unfassbar dichte und faszinierende Atmosphäre geschaffen wird, die über den gesamten Handlungsbogen hinweg gehalten und noch bis zum äußersten getrieben wird. Langeweile kommt zu keiner Sekunde auf, denn was uns hier von Sassenberg und Weber geboten wird, ist nichts weniger als ein Feuerwerk der Spannung und der Phantasie, eingewoben in ein sehr gut recherchiertes Setting, das die wenigen Kritikpunkte, die man vielleicht anbringen könnte, spielend wieder ausgleicht.

      Ein atmosphärisches Meisterwerk - spannend und mitreißend!

      Ja, sehr schön & treffend formuliert, entspricht auch ganz meine Einschätzung:] In diesem Abschnitt hat die Serie mich auch am Meisten erfreut (ca. 7 bis 14)

      Danke erneut für die detaillierte Besprechung :blume: (auch Männer mögen Blumen, ich weiß es, haha! :green: )



      Jedoch:


      Deodato schrieb:



      Erste Teile: Burner! TOP!

      Zum Schluss hin:
      Kriegt man das kotzen... Immer wirrer, kein Arsch weiß Bescheid.

      Muaac muac, ach Deochen, ich liebe auch nach wie vor deine präzise Art, die Dinge mal beim Namen zu nennen, alter Quengelkopp :green: :prost:

      Auch hier stimme ich - leider & schweren Herzens - zu, ich habe mich soeben durch die Folgen 25 bis 30....hm....gequält wäre vielleicht übertrieben, aber so richtig schön war's nicht, was genau daran liegt; Atmosphäre ist zwar weiterhin top und schwingt sich sogar noch zu ganz neuen Höhen auf, aber Atmosphäre allein ist nun mal nicht alles, ein klein wenig sollte es auch inhaltlich noch überzeugen, und hier stimme ich Hardenberg zu, der schon oft angemerkt hat, ihm käme es so vor, als habe man sich im Laufe der Serie "irgendwie verzettelt / verrannt" (oder so ähnlich).

      Ich habe die frühen 30er Folgen als gut und erhellend in Erinnerung, gab's nicht sogar eine sehr lange Zusammenfassung bei "Rand der Gezeiten" über alles, was bisher geschehen war?

      Na...ich bleibe dran. Während ich früher recht oft Burnsathons veranstaltet habe (alle 3-4 neue Folgen einen), kommen für mich nun die Folgen, die ich erst höchstens 2x, teilweise sogar erst einmal gehört habe, bin also trotz allem noch mal gespannt und freue mich drauf. Derweil stelle ich mich schon seelisch und moralisch auf das abrupte Ende nach der 45 ein :augenroll:
      :hammer: ... mit so *nem kleinen Richterhämmerchen allen auf die Birne kloppen und dabei jedes Mal "ABGELEHNT!" schreien - das wär's :hammer:
    • @*dot*

      Danke für die Blumen. (Und das Küsschen.) Ich mag beides. :green:

      Ja, durch die Folgen ab 15 bis knapp über die 30 musste ich mich zum Teil auch richtig quälen, aber die letzten acht, neun Folgen (nach Haus der Seele) fand ich dann mehrheitlich wieder gut. Da schien man endlich wieder die Kurve gekriegt zu haben - wenn auch leider ein paar besonders krude Klopse (Daniel als Zauberer; der Erzähler als Wesen aus einer Art Zwischenwelt) nun nicht mehr rückgängig zu machen sind.

      Aber ich war wirkluch positiv gespannt auf die Folgen jenseits der 45. Schade, dass da dann nichts mehr kam.
    • Gabriel Burns - 08 - Nebelsee



      (Quelle: amazon)
      Gefährliche Untiefen...

      SPOILER-Warnung!

      Kochbuch-Verleger Sonny Heseltine stattet seiner Tochter Jana einen Besuch in der abgelegenen Gemeinde Desmond ab und wird schon bald mit mysteriösen Ereignissen, unerklärlichen Brandmalen und verschwundenen Einwohnern konfrontiert, die allesamt in einem rätselhaften Zusammenhang mit dem nahegelegenen Nebelsee zu stehen scheinen. Etwas ist dort, was die Menschen zu sich und damit in den sicheren Tod zu locken versucht, und am Ende fällt beinahe sogar der herbeieilende Steven Burns der Macht am Grunde des Sees zum Opfer.

      Es ist nicht ganz leicht, die Handlung dieser Folge zu beschreiben, vor allem auch weil uns die Hintergründe, die sie uns erklärlich machten, bis heute nicht bekannt sind. Alle Fakten und Andeutungen, die uns in der Zwischenzeit vermittelt wurden, mögen sich nicht einfügen in die Grundbedingungen dieser Geschichte, und so ist im besten Fall davon auszugehen, dass die Informationen, die es braucht, um alles bis ins letzte Detail zu verstehen, ganz einfach noch fehlen.

      Man kann, statt einen stringenten Plot wiederzugeben, höchstens einzelne Elemente darstellen, um eine Annäherung an das herzustellen, was uns mit dieser achten Folge der Serie geboten wird: Menschen, in diesem Fall Frauen, werden mit Handabdrücken unbekannter Herkunft gebrandmarkt. Etwas imitiert nahestehende (verstorbene und/oder verschwundene) Personen, um einzelne Einwohner in die Tiefen des Nebelsees zu locken. Und am Grund dieses Sees ist ein grünes Leuchten zu entdecken, außerdem kann man ein Dröhnen vernehmen.

      Der Punkt mit der Brandmarkung wird in einer späteren Folge (Nr. 32: die, die nicht bluten) aufgelöst: Es handelt sich hierbei um Markierungen von Leuten, die einem bestimmten Zweck zugewiesen sind.

      Das grüne Leuchten lässt an eines der Wolfram-Tore denken, während das Dröhnen eine Verbindung zu den Wascos bzw. ihrem Muttertier nahezulegen scheint (was in diesem Setting jedoch irgendwie deplatziert wirken würde).

      Warum jedoch einige Menschen in den Tod gelockt werden sollen, bleibt im Dunkeln.

      Abseits des in weiten Teilen unerklärlichen Was dieser Folge, ist das Wie ein weiteren Mal beeindruckend ausgefallen: Nebelsee erschafft wie schon sein direkter Episoden-Vorgänger Die Fänge des Windes eine außerordentlich dichte und bedrückende und mysteriöse Atmosphäre, die Stimmung ist unglaublich düster und schwermütig, die Figuren wirken wie Hoffnungslose, die seltsam gleichmütig nur darauf warten, dass sich ihr grausames Schicksal erfüllt; die Welt, die sie umgibt, lässt keinen Raum für ein Happy End. Desmond, das stellen Sassenberg und Weber auf unnahchahmliche Weise klar, ist ein verlorener Ort. Und diese verstörende Einsicht überträgt sich auf unglaublich intensive Weise auch auf den Hörer.

      Regisseur Volker Sassenberg beweist mit dieser Folge ein weiteres Mal, warum er zu den ganz Großen der deutschen Hörspielkunst gehört: Wie er diesem Hort der Trostlosigkeit namens Desmond ein derart ausgefeiltes und bis ins letzte Detail eindringliches Soundkonzept unterlegt, sucht wirklich seinesgleichen. Er vermittelt ein deprimierendes Bild der Enge und der Ausweglosigkeit und weiß dies spielend auf den Hörer zu übertragen. Das lässt den Nebelsee zu einem der intensivsten Hörspiele der Reihe werden, das, wenn auch völlig anders als Die Fänge des Windes, was Tempo und Dynamik der geschilderten Ereignisse angeht, diesem atmosphärisch in nichts nachsteht.

      Man wähnt sich beinahe in einer Zwischenwelt, als wäre Desmond eine Art Vorhof zu Hölle, in dem die geknechteten Seelen nur darauf warten, in die ewige Verdammnis eingesogen zu werden.

      Die Sprecherinnen und Sprecher transportieren diese Düsternis auf beeindruckende Weise. Timmo Niesner gibt in dieser Folge seinen Einstand bei Gabriel Burns, dieses Mal jedoch noch nicht in seiner Paraderolle als Dorgan Fink, sondern als jugendlicher Noel Rubinek, der dem rätselhaften Verschwinden seines Vaters nachspürt. Engelbert von Nordhausen erhält Gelegenheit, in seiner Rolle als Sonny Heseltine einen größeren Part einzunehmen und empfiehlt sich mit seiner Leistung für weitere üppiger ausfallende Einsätze. Andrea Aust legt bei ihrer Interpretation der ehemaligen Burns-Geliebten Jana so viel Hoffnungslosigkeit in ihre Stimme, dass ihr Vortrag einem beinahe den Hals zuschnürt, und der großartige Jürgen Kluckert flankiert auf grandiose Weise Steven Burns' Tauchgang unter die Oberfläche des Nebelsees. Die Eindringlichkeit, mit der der Erzähler die Unterwasserwelt schildert, die Toten, die Burns begegnen, wie sie im Wasser treiben, wie sie sich in der Strömung winden, mit aller Endgültigkeit, mit aller Gnadenlosigkeit und gleichzeitig mit Wärme in der Stimme, wenn das Schicksal des kleinen Ben aufgelöst wird - das ist mit Sicherheit, jedenfalls für mich, ein ganz, ganz großer Hörspielmoment, und wenn es um die eindringlichsten Sequenzen der Hörspielgeschichte ginge, wäre diese von mir auf jeden Fall zu nennen. Besser kann man so etwas nicht lösen, und ein weiteres Mal würde ich allen Hörspielmachern, die über ihre langjährigen Produktionen in eine gewisse Routine geraten sind, raten, mal in diese Serie und speziell diese Episode hineinzuhören, um sich inspirieren zu lassen hinsichtlich der Vielgesichtigkeit, mit der man Hörspiele in Serie umsetzen kann. Bei Gabriel Burns klingt keine Folge wie die andere. Jede Episode präsentiert eine neue Facette, wird auf originelle Weise anders angegangen als die bisherigen, bekommt ein ganz eigenes Gesicht, könnte man sagen, und losgelöst von der Frage, ob das alles inhaltlich dann auch zu überzeugen weiß, ist dieser Einfallsreichtum und dieses sichtliche Bemühen dem Regisseur ebenso wie seinem (damaligen) Autor sehr hoch anzurechnen.

      Ein Wort noch zu dem Cover:
      Sind viele vor allem der ersten Motive noch im Hinblick auf die jeweiligen Inhalte recht beliebig, so wirkt jenes zum Nebelsee, auch wenn direkte Bezüge zu fehlen scheinen, gleichermaßen rätselhaft und suggestiv: Die halbrunden Formen auf der linken Bildseite, halb Auge, halb Strudel, denen zur rechten die Hand eines Kindes gegenübergestellt ist, der der Halt seiner Mutter verloren gegangen zu sein scheint, und all das unterlegt mit diesem grünen Farbton, der Assoziationen weckt an trübe Gewässer ebenso wie an das Schimmern der Wolframtore, das lässt zumindest mich mit einem sehr eindringlichen und deprimierenden Gefühl zurück, und nach dem Hören dieser Episode drängt sich unweigerlich der Gedanke an den kleinen Ben Rubinek und sein trauriges Schicksal auf. Ob das nun beabsichtigt ist oder vielleicht auch nur "glücklicher" Zufall - ganz sicher ist dies eine der besten Arbeiten des Sendenhorster Künstlers Ingo Masjoshusmann für die Mystery-Serie Gabriel Burns.

      Im Fazit handelt es sich beim Nebelsee also um ein weiteres, echtes Highlight, was die überaus dichte Atmosphäre dieser Folge betrifft. Es ist nicht ganz leicht, sie inhaltlich zu durchblicken, doch die Intensität, mit der die Welt rund um den Nebelsee und seiner Anwohner geschildert wird, ist einzigartig und unglaublich fesselnd. Ganz großes Ohr-Kino.

      Bedrückend intensiv und voller atmosphärischem Grusel - ein weiteres Highlight dieser Serie!




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    • Hardenberg schrieb:

      Im Fazit haben wir es also bei Die Fänge des Windes mit einer außergewöhnlichen und hervorragenden Folge zu tun, in der eine unfassbar dichte und faszinierende Atmosphäre geschaffen wird, die über den gesamten Handlungsbogen hinweg gehalten und noch bis zum äußersten getrieben wird. Langeweile kommt zu keiner Sekunde auf, denn was uns hier von Sassenberg und Weber geboten wird, ist nichts weniger als ein Feuerwerk der Spannung und der Phantasie, eingewoben in ein sehr gut recherchiertes Setting, das die wenigen Kritikpunkte, die man vielleicht anbringen könnte, spielend wieder ausgleicht.
      Ich bin bereits vor dieser Folge ausgestiegen, bzw. hab GB erst einmal zurückgestellt. Weil nicht sonderlich begeistert. Wobei ich gar nicht mehr weiß, wie das dann später alles war, Rechte mal wieder gewechselt, daher nicht verfügbar usw.

      Wenn die Hörspiele wieder verfügbar sind, dann werde ich mir aber "Die Fänge des Windes" nach der Lobeshymne auf jeden Fall anhören und davon einen Wiedereinstieg abhängig machen. Über all dem schwebt natürlich das Damoklesschwert einer nicht vorhandenen Continuity.
      "The period of the Daddschals dominion is generally set at forty days, the first day being like a year, the second like a month, the third like a week, and the remainder “like your days,” that is, days of normal duration (Kašmīrī, p. 112)"
    • Oha, dann bist Du ja vor der Hochphase dieser Serie ausgestiegen. Was ich Dir nicht mal verdenken kann. Damals sind bei mir die Folgen 3, 5 und 6 mangels Kenntnis des größeren Ganzen auch nochmal mindestens einen halben Stern schlechter weggekommen, und wenn es mehr Highlights als Alternative gegeben hätte, wäre ich vermutlich auch raus gewesen. Aber gut, dass es nicht so war, denn die Folgen 7-14 (und da bin ich ja momentan mittendrin) bringen mir gerade mal wieder so richtig Spaß. :)
    • Vielen Dank wieder einmal für deine tolle Folgen Besprechung. Einfach klasse! :huhu1: :thumbsup:

      An die Folge kann ich mich auch noch erinnern und da besonders an die Unterwasser-Szene von Steven.
      Das war wirklich großes (Ohr-) Kino und sehr, sehr intensiv!
      Besser Illusionen die uns entzuecken als zehntausend Wahrheiten
    • Was hab ich mit Harry und Belphy auf Exp. Stille über diese Folge jahrelang gerätselt. Glaub das Mysterium im See wurde bis heute nicht 100% gelüftet.
      Atmosphärisch und sehr düstre Folge! :daumenhoch:
      Menschlichkeit ist nur noch eine dunkle Erinnerung...
    • Danke für Euer Feedback. Wirklich superlieb. Da macht das Ganze gleich doppelt Spaß! :bliss:

      @Cherusker
      Grundsätzlich eine gute Idee, aber es müsste dann ein Podcast in Schriftform sein; alles andere wäre für mich uninteressant. :zwinker:
      Aber es stimmt schon: Es gibt einige Folgen, da muss man schon ganz genau hinhören, um wirklich auch alles zu erfassen. Die meisten von uns haben ja nicht immer die Gelegenheit, hochkonzentriert neben dem Lautsprecher zu sitzen und genauestens genau (um das Sams zu zitieren) zuzuhören. Da rutscht einem schnell mal etwas durch, zumal gerade bei Gabriel Burns gern mal etwas in einem Nebensatz abgehakt wird und die Geschichten sehr rasant vorangetrieben werden. So musste ich etwa bei Im Grenzgebiet eine Passage mehrmals hören, um zu erfassen, wie Steven Burns und Joyce Kramer denn nun eigentlich nach Rumänien kommen bzw. was der Aufhänger des Ganzen ist. Irgendwie hatte ich ein paar Mal ausgerechnet in diesem kurzen Moment nicht hingehört - und swutsch!, sitzt man da und denkt sich: Häh!, warum sind die denn jetzt auf einmal dort, nur weil ein russischer Fotograf irgendeinen Schnappschuss gemacht hat?! Aber nee, das wurde alles plausibel hergeleitet: Drei Stimmen im Experiment Stille - eine davon rumänisch - besonderes Augenmerk Bakermans auf jene Länder, in denen diese Sprachen gesprochen werden - Kontaktmann in Rumänien - der erfährt von seltsamen Vorkommnissen, die ins Bild passen - Bakerman schickt Burns und Kramer. Aber die Schilderung dieser ganzen Kette dauert dann im Hörspiel gefühlte dreißig Sekunden. Kann man schnell überhören. =)


      @Evil

      Nee, gelüftet, was da denn nun im See ist, wurde bisher nicht. Es kann ja kein einfaches Wolframtor sein, denn aus irgendeinem Grund werden ja die Einwohner von Desmond - oder doch wenigstens ein Teil davon - in den See gelockt. Dafür muss es ja Gründe geben. Und komme mir doch bitte bei einer so intelligenten und hochkomplexen Serie wie Gabriel Burns jetzt niemand mit Groschengrusel-Logik nach Art: Ist halt das Böse da unten, das macht so was! Das fänd' ich total doof. Ich hatte mich schon über diesen Rakshasa geärgert, der nun wirklich so ein richtiges Groschengrusel-Sinclair-Monster war und für mich überhaupt nicht in die Burns-Welt passte. Und für den wurden ja die Frauen aus Desmond sozusagen markiert. (Obwohl ich auch das total hirnrissig und enttäuschend finde. Wozu muss man Leute für ein so grobschlächtiges Monster markieren? So viele Umstände für ein solches 08/15-Ungeheuer. Bah! :pue2: )

      Ich hoffe, das wird unter: Wir wussten kurzzeitig nicht, wohin wir mit der Serie wollen verbucht und bei einer möglichen Fortsetzung bleibt man dem zuletzt eingeschlagenen Weg treu.

      Außerdem gab es ja im Nebelsee auch noch dieses Dröhnen. Und das kennen wir ja eigentlich eher von den Wascos bzw. dem Leviathan. Aber ob man diese Gruppe im Nebelsee erwarten darf? Eher unwahrscheinlich.

      Na, ich hoffe wenigstens, es gibt eine schlüssige Erklärung für all das. Nicht dass Herr Sassenberg selbst auch keine Ahnung (mehr) hat.

      Und überhaupt wünsche ich mir inniglichst, dass der kreative Kopf hinter der Serie sich als Ursprung der fahlen Macht eine CLEVERE und HOCHINTELLIGENTE Spezies ausgedacht hat und nicht solche stumpfsinnigen Brocken wie eben den Rakshasa. Allein die Grauen Engel haben ja schon etwas Majestätischeres und auch Victor Zeysen ist ja eine andere Kategorie, auch der Majore oder die Beobachter - da fänd' ich es nun total blöd, wenn am Ende ein Wischiwaschi-Oberdämon da sitzen würde und alles aus einem urbösen Antrieb (quasi aus der Lust an der Zerstörung) lenken würde...

      Gibt's denn hier sonst noch Erklärungsansätze für das Nebelsee-Mysterium?