"Wenn ich bis 50 nicht erwachsen bin, muss ich auch nicht mehr" -- die fehlenden erwachsenen Themen im Hörspiel

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    • Ich persönlich finde die hier genannten Thesen und Zusammenhänge zwar durchaus nachvollziehbar, aber im Grunde stark übertrieben. Wie schon den thread-Titel finde ich auch manche These oder was man daraus interpretieren könnte, sollte oder nicht sollte provokant, was wiederum die Missverständnisse oder Dissonanzen erklärt.

      Ich gehe konform, dass es deutlich weniger Hörspiele gibt, die Faders "Erwachsenenstatus" entsprechen. Es gibt aber viele Genre und Arten, die im Hörspiel unterrepräsentiert sind. So finden wir zum Teil keine oder nur sehr wenige richtige "Liebeshörspiele" oder "Komödien". Aus diesem "zu wenig" könnte man jetzt auch interessante Schlüsse auf den Zustand der Gesellschaft oder zumindest der Hörspiel hörenden schließen. Aber auch dies wäre zu weit hergeholt.

      Aber unbestritten ist, dass es Hörer/innen gibt, die mit dem Hörspielangebot in Punkto "anspruchsvolle Erwachsenenthemen" nicht zufrieden sind. Das kann ich nachvollziehen und finde ich schade für die betreffenden Hörer/innen. Vielleicht wäre für diese Gruppe an Hörer/innen wirklich der Schritt vermehrt Hörbücher zu hören, die über eine größere Auswahl an solchen Themen verfügt.
    • Ob's tatsächlich zu weit hergeholt wäre, käme wohl auf die Rückschlüsse und die Begründung an. Vorher ließe sich das wohl kaum feststellen. :zwinker:

      Im übrigen geht es hier zwar auch, aber eben nicht nur um Hörspiele, denn das beschriebene Phänomen geht ja weit über dieses Nischenmedium hinaus.

      Außerdem gibt es für mich einen Unterschied zwischen den Begriffen Erwachsenenhörspiel und etwa Komödie oder Liebesgeschichte.

      Letztere sind reine Genres oder oberflächliche Kategorien und definieren sich schlicht über das Was.

      Ersteres (jedenfalls in der hier verwendeten Weise) bezieht sich dagegen in erster Linie auf die Art und Weise, WIE ein Plot dargeboten wird, ob er vielschichtig ist oder versucht, mit dem Hörer in eine Art Dialog zu treten usw.
      Da gibt es grundsätzlich keine genremäßige Beschränkung.
    • Markus G. schrieb:

      gibt aber viele Genre und Arten, die im Hörspiel unterrepräsentiert sind.
      Das ist ein völlig anderes Thema, denn da stellt sich eigentlich die genau gegensätzliche Frage.
      Kann man Themen aus Kinder und Jugendhörspielen so in Hörspiele adaptieren, das die auch für Erwachsene interessant und vor allem auch "kaufwürdig" sind.

      Denn die Themenvielfalt ist gerade im Bereich Kinder und Jugendhörspiele ja quasi Endlos.
      "Great men are forged in fire. It is the privilege of lesser men to light the flame"
    • Ganz ehrlich ich habe nicht immer Lust Kinderhörspiele zu hören, selbst wenn sie sich ein „ernstes/erwachsenes“ Thema zu behandeln als Ziel gesetzt haben. Ich denke auch dass nicht jeder Erwachsene Interesse an einem „adaptierten“ Hörspiel hat. Von daher würde ich meinen, Ja kann man adaptieren, Ja kann interessant sein, ABER kann keinesfalls ein Ersatz sein, maximal eine Alternative.
    • Markus G. schrieb:

      Ja kann interessant sein, ABER kann keinesfalls ein Ersatz sein, maximal eine Alternative.
      Da magst du sicher Recht haben. Nur was bekommt man denn momentan an wirklich interessanten Sachen.

      Ich resümiere mal meine Käufe 2018 bisher:


      Staffelbox Weisse Lilie 2
      Offenbarung 23 - Zucker (nur wegen des Themas)
      Sonja Senger 1+2
      Roch
      Ed Gate 1+2
      Star Wars RO + EP VII
      5 von Terra
      Der Fjord 3
      Krieg der Welten 1-3
      Dr. Morbius 7+8

      Und das finde ich für 8 Monate echt mager.
      "Great men are forged in fire. It is the privilege of lesser men to light the flame"
    • Ich mache mal lieber hier weiter, weil in dem anderen Beitrag zum Thema "Erwachsenenhörspiele" es ja eher um Titel geht.

      Ich stelle mir die Frage: Warum sind die "gehobenen Themen" wie z.B. Literaturvertonungen eigentlich das Privileg der ÖR.
      Liegt es an den enormen Lizenzkosten, die ein kommerzielles Label nicht wieder einspielen können?
      Liegt es am "Bildungsauftrag" etc?

      Weil mir geht es ja zum grössten Teil nicht nur um das hören, sondern ja auch um das haptische Sammeln. Und das ist bis auf wenige Ausnahmen, bei Radiohörspielen recht mau. Gerade in der letzten Zeit werden auch immer weniger gute und interessante Serien auf CD veröffentlicht.

      z.B. "Die Infektion" hätte ich gerne als CD gehabt, oder auch die Jörg Buttgereit Hörspiele, denn das waren Themen die wirklich auf ein erwachsenes Publikum zugeschnitten waren.
      "Great men are forged in fire. It is the privilege of lesser men to light the flame"
    • Ben Kenobi schrieb:


      Ich stelle mir die Frage: Warum sind die "gehobenen Themen" wie z.B. Literaturvertonungen eigentlich das Privileg der ÖR.
      Liegt es an den enormen Lizenzkosten, die ein kommerzielles Label nicht wieder einspielen können?
      Liegt es am "Bildungsauftrag" etc?

      Weil mir geht es ja zum grössten Teil nicht nur um das hören, sondern ja auch um das haptische Sammeln. Und das ist bis auf wenige Ausnahmen, bei Radiohörspielen recht mau. Gerade in der letzten Zeit werden auch immer weniger gute und interessante Serien auf CD veröffentlicht.

      Ich empfinde das sehr ähnlich (hatte das ja auch schon im Parallelthread gepostet). "Gehobenes" gibts (natürlich u.a. - Radiotatort und andere Krimis machen sicher an die 50% im Rundfunkhörspiel - also gibts auch hier einen Mix) sehr viel öfter bei den ÖR als im typischen Label-Bereich. :]

      Das liegt zum einen am Bildungsauftrag - zum anderen daran, dass das Hörspiel ein Zwergenmedium ist, und so die kleinen Labels ein großes Risiko haben, auf "unbequemeren" Hörspielen sitzen zu bleiben. Eben weil das Publikum sowieso nicht so groß ist.

      Gute Ansätze sehe ich aber trotzdem immer mal wieder. Ohne den Darkside Park, der zwar überwiegend Hörbuch (nur die letzte Folge war Hörspiel) war, hätte es z.B. nie Monster 1983 gegeben, hier hat ILM eine Autorenschar an einem gemeinsamen großen Projekt arbeiten lassen - ein Konzept, das dann ja bei Monster 1983 unter Audible perfektioniert wurde. Dass Monster 1983 nicht die Kriterien des erwachsenen Hörspiels erfüllt, ist aber klar. Es soll hier nur als Beispiel dafür stehen, dass auch mal im Labelbereich kreatives Neuland betreten wird.

      Die letzten Jahre erscheinen aber immer mehr Radio-Hörspiele nach der VÖ auch noch zusätzlich als CD-Version. DAV, Hörverlag u.a. haben viele Titel im Programm (z.B. "Der Hundertjährige...", "Unterwerfung", "Otherland", "Der Orientzyklus", die ganzen Sherlock-Holmes-Boxen, die ganzen Paul-Temple-Boxen, neu: "Brüder", ... das ließe sich fast endlos fortsetzen). Von daher suchen auch die ÖR immer mehr nach zusätzlichen Finanzspritzen - vor allem, wenn es um die oben genannten Mammut-Hörspiele geht.
      Eins und eins ist zwei -- von London bis Shanghai!

    • Ben Kenobi schrieb:

      Ich stelle mir die Frage: Warum sind die "gehobenen Themen" wie z.B. Literaturvertonungen eigentlich das Privileg der ÖR.
      Liegt es an den enormen Lizenzkosten, die ein kommerzielles Label nicht wieder einspielen können?
      Liegt es am "Bildungsauftrag" etc?
      Naja, der Bildungsauftrag ist eher in der 2. Reihe. Bei einem so kleinen Markt trauen sich die Produzenten halt nicht, komplexere oder heiße Eisen anzufassen, denn sie wollen ja dioe Kosten für Sprecher und Studio wieder reinholen. Und es ist nun mal leider so, dass die meisten lebenden Autoren (bzw. die Erben der kürzlich verstorbenen) bei kommerziellen Labels meistens recht ambitionierte Rechteschlüssel ansetzen.

      Ich unterhielt mich auf einer Messe mit einem hier vertretenen Produzenten, und der erzählte mir, sie hätten versucht, die Rechte für "Master & Commander" (dazu gibt es ja eine etwa 20bändige Buchreihe) zu bekommen. Und es war entweder diese oder eine andere Rechteinhaberin, die 50% der Produzenten-Bruttoeinnahmen für die Rechte an so einem Franchise haben wollte.

      Tja, dann überlegt man sich's halt nochmal.
      Versuchen Sie es. Manche Menschen sind in der Lage, es zu vermeiden, dass man sie wahrnimmt.
    • Fader schrieb:

      Ben Kenobi schrieb:

      Ich stelle mir die Frage: Warum sind die "gehobenen Themen" wie z.B. Literaturvertonungen eigentlich das Privileg der ÖR.
      Liegt es an den enormen Lizenzkosten, die ein kommerzielles Label nicht wieder einspielen können?
      Liegt es am "Bildungsauftrag" etc?
      Naja, der Bildungsauftrag ist eher in der 2. Reihe. Bei einem so kleinen Markt trauen sich die Produzenten halt nicht, komplexere oder heiße Eisen anzufassen, denn sie wollen ja die Kosten für Sprecher und Studio wieder reinholen.

      Ich stöbere gerade mal in alten Themen, um mich von meinen Pflichten abzulenken ( :green: ) und stoße auf die eine oder andere Diskussion, die man mit dem Abstand einiges Zeit durchaus noch weiterführen könnte.

      Ich glaube auch, dass es so ist, wie Fader es schreibt. Nicht so sehr der Bildungsauftrag hemmt, sondern die Gewinnerwartungen. Und die sind ja bei Hörspielen eh wohl grundsätzlich nicht so überaus rosig.

      Ich glaube aber auch, dass von Produzentenseite oft auch ein gewissen Vorurteil vorherrschen könnte, was von Hörerseite überhaupt nachgefragt und goutiert würde. Und da scheint man oft der Ansicht zu sein, dass viele Hörer reine Nostalgiker sind, die nicht abseits der eigenen Gewohnheiten zu wildern bereit sind. Hängt vielleicht auch immer davon ab, über welche Kanäle man auf Hörspiele aufmerksam wird und wie man sie dann auch konsumiert.

      Mag ja sein, dass Audible, das sich ja in erster Linie auf HörBÜCHER konzentriert, was ja eine ganz andere Klientel ist, eine, die wohl eher den Lesefreudigen entspricht, die wenig Zeit zur eigenständigen Lektüre findet und daher zum Hörbuch greift, darum auch wagen kann, heißere Eisen anzufassen, weil die Wahrscheinlichkeit, damit dann auch jenseits der üblichen Kassettenkinder Hörer zu finden, über die Audible-Plattform natürlich viel größer ist.

      Machbeth war jedenfalls ein Hammer, der nun wirklich nicht erwartbar war, finde ich.
      Alles andere als ein typisches Hörspiel für das Kind im Hörer.

      Überrascht hat mich auch die Wells-Reihe von Oliver Döring. Auch die verfolgte einen ganz anderen Ansatz und bediente eben nicht die üblichen Erwartungen, die man bei der Ankündigung dieser Hörspiele haben durfte. Gerade die Zeitmaschine fand ich in Machart und Umsetzung sehr "reif". Man konnte spüren, dass Döring den Anspruch hatte, mehr abzuliefern als ein reines Unterhaltungshörspiel. Und doch ist genaus das eben auch dabei herausgekommen: ein Hörspiel, das neben vielem anderen eben auch verdammt unterhaltsam ist. :)
    • Bissig formuliert gilt auch hier: wer lesen kann liest, hat mehr vom Leben. Einfach weil das Lesen von Büchern (auch ggü. dem reinen Hören) die vielschichtige Auseinandersetzung mit einem Stoff fördert.

      An Hardenbergs Gedanken, dass eine ggf. geduldigere Hörerschaft unter den Audiblehörer(inne)n zu finden ist als bei den Kassettenkundern, mag was dran sein.
      Versuchen Sie es. Manche Menschen sind in der Lage, es zu vermeiden, dass man sie wahrnimmt.
    • Interessant finde ich ja auch, zu beobachten, wie Hörspielmacher heranreifen und quasi "erwachsener" werden. Oben habe ich ja bereits Oliver Döring erwähnt. Ich habe ihn immer hochgeschätzt für sein Verdienst um die Wiederbelebung einer siechenden Sparte, aber mit der Zeit war mir sein Rumsdibums dann doch zu eintönig und auch steril. Da traf dann das Gruselkabinett weit mehr meinen Geschmack.

      Mit der Wells-Reihe und jetzt wohl auch mit seinen phantastischen Hörspielen verfolgt er aber einen ganz anderen Ansatz. Und das heißt ja nicht, dass er nun nicht mehr unterhalten will und nicht nach wie vor hin und wieder Lust am Schreckmoment oder an deftigen Szenen hätte.

      Aber ich habe den Eindruck, das reicht ihm nicht mehr. Er will über seine bisherigen Grenzen hinaus. Und Die Zeitmaschine hat deutlich aufgezeigt, wohin die Reise gehen könnte.

      Spannend dabei auch, dass er damit natürlich in erster Linie auch Leute anspricht, die eigentlich sein Krachbumm gewohnt sind. Für alle, die damit nicht viel am Hut hatten, dürfte es erst mal schwierig gewesen sein, zu ihm und diesem Hörspiel zu finden. Oft gab es da wohl den Gedanken: Döring macht Wells? Was soll das geben - einen Klassiker auf Popcorn-Kino-Niveau?!

      Aber weit gefehlt: Döring hat alle überrascht mit einer sehr "erwachsenen" Herangehensweise an das Thema.

      Mich würde interessieren:

      Seht Ihr am Markt exemplarische Vertreter eines Typs Hörspiel, das eher weniger "erwachsen" rüberkommt, sich also in Machart, inhaltlicher Ausarbeitung oder Dramaturgie eher an das Kind im Hörer richtet bzw. auf die reine Nostalgie des Kassettenkindes fokussiert? (Obwohl sich das Hörspiel vordergründig an Erwachsene richtet.)

      Und gibt es typische Vertreter einer eher "erwachsenen" Art von Hörspiel, was auch immer man jeweils darunter versteht?
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