"Wenn ich bis 50 nicht erwachsen bin, muss ich auch nicht mehr" -- die fehlenden erwachsenen Themen im Hörspiel

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    • Hardenberg schrieb:

      Der bissige, sogar latent aggressive, auf jeden Fall aber sarkastische Unterton überrascht mich nicht. Meist rührt eine solche Reaktion daher, dass im Kern ein wunder Punkt berührt wurde. Sonst könnte man sich ja auch ganz entspannt zurücklehnen, die Schultern zucken lassen und sagen: Das hat mit mir nichts zu tun.
      Äh, Hardenberg, welchen Thread hast du gelesen? Überlege mal, wieviel von dieser Auffassung eventuell von deiner persönlichen aktuellen Stimmung abhängig ist und wieviel sich davon tatsächlich in den Beiträgen hier findet. Ich finde die Diskussion bisher völlig normal. Das latent aggressivste, was ich hier bisher gelesen habe, war sowas wie:

      Hardenberg schrieb:

      Dann nämlich haben wir es mit einer degenerierten Bevölkerung zu tun, die zu schlaff ist, um die Werte des demokratischen Rechtsstaates zu verteidigen und längst in einer Haltung versickert, die postdemokratische Verhältnisse ermöglicht.
      Bezogen auf Leute, die (nach deinem Geschmack?) zuviel Zeit mit (nach deiner Ansicht?) inhaltlich nicht genügend anspruchsvollen Hörspielen oder Star Wars Filmen verbringen. Verzeih' mir, wenn sowas für mich ein bisschen nach Worst-Case-Szenario klingt. In deinen beiden Beiträgen finden sich aber durchaus auch vernünftigere Gedanken dazu. Wenn man aber schnell in solche Extreme gleitet, legt das für mich eine Geisteshaltung offen, die im besten Fall hysterisch und im schlimmeren gewollt polemisch ist. Wovon du selbst ja kein Freund bist, wie du schriebst:

      Hardenberg schrieb:


      Wenn man diskutieren möchte, gehört dazu, sich mit den Gedanken und Argumenten des jeweils anderen auch ernsthaft und redlich auseinanderzusetzen. Polemik hat darin jedoch, wie ich finde, nichts verloren.
      Vielleicht gehört es also dazu, sich mit der Position der Leute, die du so pauschal und scharf verurteilst, auch mit etwas weniger Oberflächlichkeit und mit mehr von der thematischen Sachlichkeit auseinanderzusetzen, wie du das ja im Rest deiner Beiträge offensichtlich gut hinbekommst? Vielleicht wurde da bei dir ein wunder Punkt berührt, der diesen latent aggressiven und sarkastischen Ton gegenüber namentlich ungenannten Leuten ausgelöst hat? Sonst hättest du ja auch ganz entspannt sagen können: Sowas hat mit mir nichts zu tun. Das lasse ich einfach so stehen.

      Oder moderner ausgedrückt? Digga, mit wem hast du beef? :drama:
    • @Markus G. sorry aber dann verstehe ich es trotzdem nicht.

      Stehgeiger-Josef schrieb:

      Mir stellt sich bei diesem Thread nur die Frage, warum die Umwelt, die Demokratie und was weiß ich noch alles untergehen, nur weil Erwachsene mal ein Benjamin Blümchen Hörspiel hören
      Es ist doch eher das Gegenteil von dieser Frage der Fall.

      Gerade viele der "Kinder-Hörspiele" haben doch inhaltlich eben gerade Themen bei denen der Konflikt letztendlich gelöst wird.
      Egal ob Umwelt, Rassenproblematik etc.

      Von daher kann ich die Gedankengänge irgendwie nicht nachvollziehen.


      Aber zum eigentlichen Thema zurück.
      Mich würden auch echt mal die Themen interessieren, die entweder noch nicht in einem Hörspiel behandelt wurden. bzw. die eben nicht altersübergreifend sein sollen.

      Wenn ich mich nicht irre wird ja sogar eine Vergewaltigung in "Die Drei Fragezeichen" thematisiert.
      "Great men are forged in fire. It is the privilege of lesser men to light the flame"
    • Ben Kenobi schrieb:

      Gerade viele der "Kinder-Hörspiele" haben doch inhaltlich eben gerade Themen bei denen der Konflikt letztendlich gelöst wird.Egal ob Umwelt, Rassenproblematik etc.

      Von daher kann ich die Gedankengänge irgendwie nicht nachvollziehen.
      Ich glaube, wir haben tatsächlich aneinander vorbei geredet. Und ich glaube, man bringt hier auch schnell zwei ähnliche Themen durcheinander:

      1. Wie gehaltvoll sollten Hörspiele für Kinder sein?
      2. Sind sie noch gehaltvoll genug, wenn auch Erwachsene sie hören?

      Meine Meinung zum zweiten Punkt ist: grundsätzlich ja.

      Dann gibt es noch einen dritten Punkt:

      3. Verblöden Erwachsene und tragen so nichts zur Lösung von Demokratie- und Klimawandelproblemen bei, wenn sie am liebsten Kinderhösrpiele hören?

      Zu dieser steilen These sage ich: nein. Das ist alles :)
    • Ben Kenobi schrieb:

      Wenn ich mich nicht irre wird ja sogar eine Vergewaltigung in "Die Drei Fragezeichen" thematisiert.
      In welcher Folge soll das denn gewesen sein?
      Ich stehe da nämlich gerade etwas auf dem Schlauch. ?(

      Ben Kenobi schrieb:

      Mich würden auch echt mal die Themen interessieren, die entweder noch nicht in einem Hörspiel behandelt wurden. bzw. die eben nicht altersübergreifend sein sollen.
      Dann mach doch einfach dazu einen neuen Thread auf, fände ich z.B. auch nicht uninteressant. :zustimm:

      Stehgeiger-Josef schrieb:

      3. Verblöden Erwachsene und tragen so nichts zur Lösung von Demokratie- und Klimawandelproblemen bei, wenn sie am liebsten Kinderhösrpiele hören?
      Echt eine steile These! :biggrin:
      Zu der sage ich auch insofern "Nein", als dass ja selbst diese Erwachsenen (ich persönlich kenne gar keine, die nur Kindersachen hören, gesetzt sie hören überhaupt Hörspiele :pfeifen: ) ansonsten wohl trotzdem in der Regel fest im Leben stehen, sich noch für viele andere aktuelle Problem-Themen interessieren oder sogar engagieren und das Hören lediglich zum "Abschalten" nutzen, weil ihr Alltag schon stressig genug ist. ^^
    • Ahtan schrieb:

      [...] sondern wir sind die aufgeklärten Erwachsenen (im Gegensatz zu unseren Eltern - die haben nur als Rädchen im Getriebe gedient) - WIR beschäftigen uns mit dem Sinn des Lebens, mit allem drum herum. [...]
      *schluck* - Ich hoffe, dass Du das Deinen Eltern so direkt nicht auch gesagt hast. So oder so zählt in meinem Kulturkreis solch eine für meine Begriffe anmaßende Aussage als Respektlosigkeit der Extraklasse.


      Hardenberg schrieb:

      [...] Aber man kann, davon losgelöst, durchaus fragen, ob es nicht seit Jahrzehnten eine Tendenz zur ewigen Pubertät bzw. lebensbestimmende Sehnsucht nach Kindheit gibt. Denn was macht Kindheit meist aus? Sorglosigkeit. Die wichtigen Dinge des Lebens werden von den Erwachsenen geregelt, die Kinder werden von bösen Nachrichten abgeschirmt und können sich ganz dem Kindsein widmen.
      In einer Welt, die seit knapp dreißig Jahren einem heftigen Umbruch unterworfen ist und in dem die Unsicherheiten wachsen und erstmals das Gefühl wieder zunimmt, dass es für einen selbst unter Umständen nicht besser, sondern schlechter wird, kann auch der Antrieb zunehmen, die Augen vor den bitteren Realitäten zu verschließen, um sich in einen anderen Gemütszustand zu versetzen. Das ist der Effekt des Kissens, unter dem das verängstigte Kind seinen Kopf steckt: Wenn ich das Grauen nicht sehe, ist es nicht da. [...]
      Du wirst es kaum glauben, aber da bin ich absolut Deiner Meinung und es ist okay. Solange das, ich nenne es einfach mal, Subjekt ausschließlich Sorge und Verantwortung für sich zu tragen hat, ist die Haltung zumindest mal akzeptabel. Wenn ich allerdings sehe, bzw. so Dinge höre wie "Meine Tochter ist meine beste Freundin.", oder Ähnliches, kommt mir persönlich die Kotze hoch. Da ist eindeutig etwas schief gelaufen. Der Stab muss weitergereicht werden. Nur so kein eine Gesellschaft funktionieren. Allerdings gebe ich auch zu, dass dies zunehmend aus dem Fokus der Menschheit gerät. - Tiefer möchte ich allerdings auch nicht in das! Thema einsteigen. Mein Fahrtenschreiber ist mit knapp 17 Stunden schon wieder gut beschrieben und die Gefahr von emotionalen Ausbrüchen zu später Stunde zu groß.
    • Ben Kenobi schrieb:

      Ich glaube "Späte Rache"
      Das müsste dann aber im Buch gewesen sein, okay, darüber kann ich nix sagen, aber definitiv nicht im Hörspiel.
      Und um die geht es hier doch.
      Der Entführer sitzt hinter Peter im Auto, dieser hat Angst, weil er nicht weiß, was der Mann mit ihm tun wird (von J.W. sehr toll gespielt), aber er wird von dem ganz sicher nicht vergewaltigt, sondern nur in diese Waldhütte gebracht,. Sorry, aber mehr da hinein zu interpretieren, ist echt Quark.
      Kann mich dunkel an diese "Theorie" erinnern, wer immer die aufgebracht hat vor Jahren, aber die war auch schnell weg vom Fenster.
      Hatte sie selbst schon ganz vergessen. :zwinker:
    • Agatha schrieb:

      Stehgeiger-Josef schrieb:

      3. Verblöden Erwachsene und tragen so nichts zur Lösung von Demokratie- und Klimawandelproblemen bei, wenn sie am liebsten Kinderhösrpiele hören?
      Echt eine steile These! :biggrin:

      Ja, das wäre es - wenn das denn überhaupt jemand behauptet hätte.
      Hat aber natürlich niemand.
      Das ist dieses typische Phänomen des Verkürzens komplexerer Gedankengänge, um die eigentliche Aussage dann über diese Verkürzung ins Lächerliche zu ziehen. Heutzutage ein gern genutztes Mittel in Diskussionen.

      Es war, wenn überhaupt, die Rede davon, ob darin unter gewissen Umständen ein Symptom für eine bestimmte (eskapistische) Geisteshaltung zu sehen ist. Und das ist etwas ganz anderes als: Menschen verblöden, wenn oder weil sie Kinderhörspiele hören. So ein Unsinn!

      Aber solche Reflexe sind erwartbar bei Themen, in denen so etwas wie der Hörspiel- oder Filmkonsum kritisch hinterfragt wird.

      Es ist schade, dass Faders durchaus interessanter Diskussionsansatz so schnell wieder durch Einwürfe wie diese verflacht. Ich hätte einen Austausch darüber nämlich wirklich interessant gefunden. Bringt aber nichts, wenn dann einzelne, die sich offensichtlich aus persönlichen Gründen auf den Schlips getreten fühlen, Störfeuer zünden, um die Diskussion auf ein Gaga-Niveau zu bringen.

      ++++

      @Securitate

      Ich verstehe genau, was Du meinst: diese Sehnsucht danach, nicht mehr "nur" Vater oder Mutter des Kindes zu sein, sondern der beste Freund, die beste Freundin. Wobei ich grundsätzlich gar nichts gegen ein enges und vertrauensvolles Verhältnis zwischen Eltern und Kind habe, bei dem man sich durchaus auch auf Augenhöhe begegnen und Spaß miteinander haben kann, es also nicht streng hierarchisch zugehen muss. Aber hinter diesem neuen "Meine Mama ist meine beste Freundin, und wir ziehen zusammen um die Häuser"-Trend steckt ja oft etwas anderes als eine gute und ausgeglichene Beziehung: die Identifikation der Mutter mit der Tochter. Und das kann durchaus problematisch sein für das Kind, denke ich, wenn nämlich die Mutter die Tochter zu diesem Zweck funktionalisiert. Eltern sind ja dafür da, die Kinder fit fürs Leben zu machen, nicht um selbst etwas zurück zu bekommen, sondern, wie Du so schön schreibst, den Stab an die nächste Generation weiterzureichen. Das sehen heute aber viele anders, habe ich den Eindruck. Sie wollen unbedingt etwas zurückbekommen.

      Insofern ist das auch einer von diesem Punkten zum Thema: da will jemand nicht erwachsen werden, wie mir scheint. :zwinker:

      ++++

      Aber um jetzt nicht zu weit vom Thema abzurücken:

      In meinem letzten Beitrag habe ich ja ausführlich meine Einschätzungen und Befürchtungen dargelegt. Und zu denen stehe ich. (Und ich werde jetzt nicht alles noch einmal wiederholen, nur weil ein Satz böswillig aus dem Zusammenhang gerissen und in einen falschen Kontext gesetzt wurde.)
      Wenn ich mich jedenfalls in der Welt umblicke, dann wird mir teilweise angst und bange. Und nicht zuletzt durchweht auch ein selbstkritischer Impuls meine Worte.

      Früher gab es immer diese Verschwörungstheorie, die Mächtigen wollten die Bevölkerung mit dem Privatfernsehen-Quark schlaff und desinteressiert machen (Motto: Der Wurm muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler, und wer mit Würmer-Kauen beschäftigt ist, schert sich nicht um das, was um ihn herum vorgeht).
      Aber auch ohne diese gewagte These vom planvollen Mürbemachen des Wahlvolks kann und darf und muss man hinterfragen, ob die Menschen heutzutage noch im ausreichenden Maße gewillt und motiviert sind, die Errungenschaften, die zu genießen für uns Gewohnheit, mithin selbstverständlich geworden sind, zu verteidigen - oder ob viele sich ihrer Vorzüge am Ende gar nicht mehr bewusst sind, weil ihr Denken und Streben mittlerweile zu sehr von anderen Dingen (den knallharten des Alltags, an denen sie nichts ändern können, und den eskapistischen Leidenschaften nach Feierabend, die den Alltag erträglich machen sollen) abgelenkt ist - und zwar dauerhaft.

      Ich habe mal gelesen, dass reine Hauskatzen in der Art, wie sie gehalten werden, auf einem regressiven Niveau gehalten werden, dass sie also letztlich immer Katzenkinder bleiben und sich auch so verhalten. Und es ist die Frage, ob es ein solches Risiko grundsätzlich nicht auch beim Menschen gibt - diese Tendenz, eigentlich mit nichts was zu tun haben zu wollen. Und natürlich geschieht so etwas nicht durch Hörspiele. Aber eine bestimmte Präferenz im Hinblick aufs Genre oder das Ausmaß einer solchen Leidenschaft könnten durchaus ein Indiz, vielleicht sogar ein Symptom sein.

      Und ich will auch gar nicht behaupten, dass all das ein neues Phänomen ist. Ich habe mich ja im meinem letzten Beitrag dazu geäußert, wie man in der Generation vor uns der Realität zu entfliehen suchte.

      Ich habe nur den Eindruck, dass es diesbezüglich einen Rückschritt gegeben hat. Es hat da mal diesen Aufbruch gegeben, ausgehend von den 68'ern, der sich in den Siebzigern und zu Beginn der 80'er fortsetzte. Danach aber wurden die Leute gemütlich und satt, habe ich den Eindruck. Mit dem Umbruch zur Wendezeit änderte sich daran zunächst nichts, erst in der Nachwirkung Ende der 90'er und spätestens mit 9/11 scheint mir da diese Sehnsucht nach dem Wegschauen anzuwachsen. (Lustigerweise geht das synchron mit dem neuen Hörspielboom, oder? :zwinker: ) Die Welt ist unter dem neoliberalen Diktat, der Globalisierung, dem islamistischen Terror, nicht zuletzt dem us-amerikanischen Ringen um Wahrung ihrer Hegemonialstellung und nicht zuletzt mit dem Nord-Süd-Gefälle, das derzeit tagespolitisch alles dominiert, so aber schon vor zwanzig, dreißig Jahren vorhergesagt wurde, einfach sehr komplex, sehr unberechenbar und schwer antizipierbar geworden. Das macht Angst. Niemals waren die Entwicklungen so rasant - und insofern die Zukunft derart schwer vorherzusehen. Und so etwas macht doch etwas mit den Menschen. Jeder entwickelt Strategien, um damit umzugehen. Und einige reagieren vielleicht mit Realitätsflucht darauf. Menschlich verständlich, aber doch letztlich fatal, weil es unter Umständen die ins Privat-persönliche geflüchteten Vernünftigen sind, die Leuten wie Trump usw. über kurz oder lang das Feld überlassen.
    • Hardenberg schrieb:

      Das ist dieses typische Phänomen des Verkürzens komplexerer Gedankengänge, um die eigentliche Aussage dann über diese Verkürzung ins Lächerliche zu ziehen. Heutzutage ein gern genutztes Mittel in Diskussionen.
      Es war, wenn überhaupt, die Rede davon, ob darin unter gewissen Umständen ein Symptom für eine bestimmte (eskapistische) Geisteshaltung zu sehen ist. Und das ist etwas ganz anderes als: Menschen verblöden, wenn oder weil sie Kinderhörspiele hören. So ein Unsinn!

      Aber solche Reflexe sind erwartbar bei Themen, in denen so etwas wie der Hörspiel- oder Filmkonsum kritisch hinterfragt wird.

      Es ist schade, dass Faders durchaus interessanter Diskussionsansatz so schnell wieder durch Einwürfe wie diese verflacht. Ich hätte einen Austausch darüber nämlich wirklich interessant gefunden. Bringt aber nichts, wenn dann einzelne, die sich offensichtlich aus persönlichen Gründen auf den Schlips getreten fühlen, Störfeuer zünden, um die Diskussion auf ein Gaga-Niveau zu bringen.
      Ein Verkürzen wäre es aber nur, wenn der Gedankengang tatsächlich komplexer wäre. In deinen Ausführungen wird dieser Gedanke allerdings weiterhin nur länger und umfangreicher, nicht komplexer. Es bleibt die gleiche schwarzmalerische Hysterie und Pauschalverurteilung. Du stellst unbewiesene Zusammenhänge her, die dir selbst einleuchten, die du aber nicht einfach so als Tatsache voraussetzen kannst. Dafür bekommst du völlig zurecht eins auf die Nase.

      Und ich weiß ja nicht, aber Gegenargumente zu verkürzen, zu übersehen oder andere anzugreifen (wenn auch immer schön feige, ohne die Person direkt anzusprechen), weil du dich selbst auf den Schlips getreten fühlst und argumentativ nicht mehr weiterkommst (und trotzdem wortreich bleibst! :zwinker: )... das scheint eher dein Ding zu sein.

      Ja, das Thema bietet durchaus Stoff für ernsthafte Diskussionen. Ohne argumentum ad hominem.
    • Ich teile @Stehgeiger-Josefs Forderung, nicht ad hominem zu argumentieren. Ich bitte sehr darum.

      Ich bin aber in vielen Punkten hier, was das Thema angeht, d'accord mit @Hardenberg. Ehrlich gesagt habe ich es zwar erwartet, war aber doch erschrocken, wie schnell über fast zwei Seiten dieses Threads die Diskussion auf eine Verteidigungslinie im Sinne von "lasst doch den Hörspielhörern ihren Spaß, man kann sowohl Trash wie anderes Zeug hören, eine Gewichtung oder Wertung des Hörstoffes anderer ist ungehörig, und überhaupt ist alles nicht schlimm" hinauslief. Was spricht dagegen, das Gleiche so zu formulieren:

      "Ich habe mit meinem Alltag genug zu tun, mehr als die abendliche Entspannung, Zeit mit Freunden, Urlaub, wenig Stress mit Kindern brauche ich nicht im Leben, und für diesen Verzicht auf Interesse und Leben über den Tellerrand hinaus kann mich die Welt doch damit belohnen, mich mit ihren Anforderungen bitte in Ruhe lassen. Ist das zuviel verlangt?"

      Es ist klar, was dagegen spricht, es klingt irgendwie nicht so toll. Deswegen ändert man zwar nichts an der eigenen Perspektive, verwahrt sich aber gegen solche Unterstellungen. Und surft weiter durchs eigene Leben, vage getröstet, dass man wg. Globalisierung, globaler Probleme und Datenkraken wie fb, Google & Co. doch ohnehin nichts machen kann. Und dann will man an vergleichbare Themen nicht auch noch in der Freizeit erinnert werden.

      Ich nehme mich da nicht aus. Außer dass ich es genieße, mich in Büchern, Hörspielen oder Filmen philosophisch herausfordern zu lassen, mache ich nämlich selbst nichts außer mich informiert zu halten und etwas Mülltrennung, um meinem Sohn eine lebenswerte Welt zu hinterlassen. Ich wünsche mir aber aus Diskussionen wie diesen Austausch mit Denkern in Richtung Selbstkritik/Kritik und Anregungen für Verbesserung. Wenn der Impetus versiegt, sich zu engagieren, war's das. Denn nach uns kommt die Sintflut, das steht inzwischen fest. Da nützt auch kein "jetzt bitte bloß keine Klimawandeldiskussion hier, bitte"-Einwurf. Aber mit dem Denken und dem Willen zur inhaltlichen Auseinandersetzung beginnt es, und da sind die Beobachtungen von Symptomen, wie sie Torsten Dewi in seinem Artikel darlegt, ein guter Start.
      Versuchen Sie es. Manche Menschen sind in der Lage, es zu vermeiden, dass man sie wahrnimmt.
    • Fader schrieb:

      Was spricht dagegen, das Gleiche so zu formulieren:
      Dagegen spricht, das immer noch nicht klar ist was denn überhaupt "die fehlenden erwachsenen Themen im Hörspiel" sein sollen.

      Meiner Meinung nach gibt es da eben keine thematische Trennung.
      "Great men are forged in fire. It is the privilege of lesser men to light the flame"
    • Ben Kenobi schrieb:

      Stehgeiger-Josef schrieb:

      den werde ich auch nicht mehr überzeugen
      Dann nenn doch mal ein Thema das nicht bereits in einem Kinder/Jugendhörspiel verwurstet wurde und als reines Erwachsenenthema verstanden werden könnte.
      Ben, wir sind doch der gleichen Meinung. Deinen Beiträgen widerspreche ich gar nicht :) Erwachsenenthemen finden sich in Kinderhörspielen zur Genüge.

      (Das nur als kurzer Nachsatz).
    • @Fader

      Ich bin durchaus auch dafür, sich auf die Sache zu konzentrieren und nicht ins Persönliche abzudriften.

      Dazu gehört aber auch die Haltung, Interesse aufzubringen für die Argumente des jeweils anderen. Und selbst etwas Gehaltvolles beizutragen, gern auch gegenläufiger Ansicht. Meinungen, die einem nicht passen, bloß abzuwerten, ohne sie argumentativ anzugehen, zerstört jede Diskussion. Und das sieht man ja auch hier wieder. Und so etwas finde ich einfach ärgerlich. Ich mische mich ja schließlich bei einer Party auch nicht in eine angeregte Unterhaltung anderer mit dem Hinweis (zwischen den Zeilen), dass ich das, worüber geredet wird, für völligen Quatsch halte. Ich finde das respektlos.

      Aber genug davon zu diesem Thema von meiner Seite.


      @Ben Kenobi

      Fehlende erwachsene Themen in Hörspielen wären für mich solche, die sich in irgendeiner Weise mit dem Leben im Hier und Jetzt auseinandersetzen und sich mit Fragen und Problemstellungen beschäftigen, die sich daraus ergeben. Die vielleicht auch dem Hörer den Spiegel vorhalten, ihn dazu bringen, sich selbst und seinen Blick auf die Welt zu hinterfragen. (Diese Geschichten müssen natürlich nicht zwingend im Hier und Jetzt angesiedelt sein, aber, wenn sie es nicht sind, zumindest Bezüge und Analogien zu heutigen Gegebenheiten aufweisen.)

      Es geht natürlich nicht um Erziehung oder gar Umerziehung - das ist ja grauenvoll. =) Es geht einfach darum, die eingefahrenen Denkmuster, die sich in einem sich stet wiederholenden Alltag immer herauszubilden drohen, zu durchbrechen und im Hörer Fragen aufzuwerfen, mit denen er sich sonst vielleicht nicht beschäftigt hätte. Hörspiele also, die einfach über das reine Amusemeint hinausreichen, die mehr erzählen als "nur" eine Geschichte, die auf kurze Distanz unterhalten will.

      Wobei ich auch dagegen gar nichts einzuwenden habe. Alles zu seiner Zeit.
      Aber das völlige Fehlen des anderen ist es eben, was mich enttäuscht.

      Nehmen wir doch mal ROCH:
      Ich hatte mir schon auch ein wenig den Anspruch erhofft, unter die Oberfläche zu gehen und die aktuelle Situation um die AfD und ihren Erfolg zu hinterfragen. Was sind das für Menschen, die da Politik machen? Was sind das für Menschen, die darauf reagieren? Was bedeutet das für diese Zeit? Und für die Zukunft? Wo kommt diese Wut her und was könnte aus ihr erfolgen?

      Aber von alldem findet sich (fast) nichts in dem Hörspiel, weil dieser Rahmen nur Kulisse ist, mehr nicht.

      Das ist nicht schlimm. Aber für mich ein Stück weit symptomatisch, wir mir scheint, nicht nur für Hörspiele. Alles ist nur noch Kulisse, reiner Ist-Zustand, in Beton gegossen - da wird nichts mehr hinterfragt oder eingerissen, um daraus fiktives Potential zu entwickeln, das über das reine Spektakel hinausreicht - da ist das Abfinden mit den Verhältnissen schon die Prämisse des Ganzen.

      Da mag es überraschende Twists geben, vielleicht auch mal ein Ende, das kein Happy End ist, aber letztlich ist und bleibt da doch die übergroße Distanz zwischen Geschichte und Hörer. Man hört es weg, und es hat nichts mit einem selbst zu tun.

      Es wäre aber schön, hin und wieder auch Geschichten zu hören, die sehr wohl mit einem selbst zu tun haben und das nicht nur auf eine rein oberflächliche Weise. Und die vielleicht hin und wieder sogar auch mal ein wenig wehtun - und zwar nicht weil sie so schlecht gemacht sind. :zwinker:
    • Hardenberg schrieb:

      Fehlende erwachsene Themen in Hörspielen wären für mich solche, die sich in irgendeiner Weise mit dem Leben im Hier und Jetzt auseinandersetzen und sich mit Fragen und Problemstellungen beschäftigen, die sich daraus ergeben.
      Gerade solche Themen gibt es in Kinderhörspielen mehr als genug.

      Und auch in "Erwachsenenhörspielen" gibt es das. Siehe Glashaus, The Ground Truth, Blade Runner, Der Schwarm etc.
      Das einzige Problem, das ich bei "Erwachsenenhörspielen" sehe, ist das es eben nicht genug von solchen Hörspielen gibt um das zu erkennen.
      Ein schönes Beispiel ist da "Sonderberg & Co." da werden teils Themen wie politische Mauscheleienaus dem hier und jetzt eben um 1880 betrachtet.

      Meist ist da eben das Fantastische, Gruselige, Mystische oder Kriminelle gefragt.
      Weil es sich wahrscheinlich besser verkaufen lässt als "ernsthaftere Themen"

      Es geht eben wahrscheinlich darum "Massenkompatibel" zu sein und da passen Alltagsprobleme wahrscheinlich nicht ins Konzept. Aber geben tut es solche Werke schon.
      "Great men are forged in fire. It is the privilege of lesser men to light the flame"
    • @Securitate

      Selbstverständlich würde ich zu meinen Eltern derartiges niemals sagen, auch wenn ich es so denke.

      Ich stimme dir zu das so etwas zu denken durchaus als respektlos und anmaßend gesehen werden kann.

      Allerdings bin ich in einem modernen Deutschland groß geworden, dass zumindest nach meinen Beobachtungen in den 80ern und 90ern die Bewohner zum Nachdenken und auch mal nicht die Meinung der Oberen vertretend - angeregt hat. (Das seit der Wiedervereinigung ein gegenteiliger Trend eingetreten ist, lassen wir jetzt mal weg).

      Natürlich haben meine Eltern sich in der Welt behauptet, und dafür gebührt ihnen auch mein Respekt, aber es macht mich immer traurig wenn ich diese Obrigkeitshörigkeit sehe. Ich habe vor fast niemandem mehr wirklich Respekt seit dieser Selbstbedienungsladen der Mächtigen schon ganz ungeniert nach aussen gelebt wird.

      (Und nein, ich bin kein Linksgesinnter, sondern würde mich politisch eher in der Mitte betrachten).

      Respekt muss man sich durch Gesinnung und Taten verdienen!

      Jetzt bin ich aber vom eigentlichen Thema weit abgeschweift, von daher Entschuldigung.


      @Hardenberg

      Ich finde deine Gedankengänge immer äusserst interessant. Über das Thema Degeneration habe ich länger nachgedacht, und es ist schon ein bisschen beängstigend. In der Tat würde ein Sprecherwechsel bei den DDF die Hörspielhörer mehr aufregen, als wenn die USA in... meinetwegen... Iran einmarschieren würden. :D
    • Ben Kenobi schrieb:

      Fader schrieb:

      Was spricht dagegen, das Gleiche so zu formulieren:
      Dagegen spricht, das immer noch nicht klar ist was denn überhaupt "die fehlenden erwachsenen Themen im Hörspiel" sein sollen.
      Meiner Meinung nach gibt es da eben keine thematische Trennung.
      Ich denke schon, dass es da Trennlinien gibt und versuche, da an anderer Stelle einmal durch ein paar Beispiele zu illustrieren.
      Versuchen Sie es. Manche Menschen sind in der Lage, es zu vermeiden, dass man sie wahrnimmt.
    • @Ahtan

      Danke für die Blumen. :)
      Ja, das fürchte ich allerdings auch manchmal. =)


      @Ben Kenobi

      Bitte nicht nur den einen Satz nehmen. Meine Definition dessen, was ich mir mehr wünschte, zieht sich über den ganzen Beitrag und ist auch nur insgesamt korrekt erfasst. :)

      Und natürlich gibt es solche Hörspiele, obwohl ich nun den Schwarm nicht unbedingt dazu zählen würde, das ist, im Gegenteil zu Schätzings späteren Werken, eher Katastophen-Popcorn-Kino in Buchform, wenigstens über weite Strecken hinweg, finde ich.

      Aber es geht ja auch nicht darum, dass ich sage, so etwas gibt es gar nicht, sondern eben viel zu wenig im Vergleich zu allem anderen, wie Du ja selbst schreibst. Weil es eben nicht im gleichen Maße nachgefragt wird wie DDF oder Sinclair oder etwas in der Art - aber warum wohl?

      Weil man im Feierabend nicht behelligt werden will mit anspruchsvolleren und vielschichtigeren Geschichten, sondern sich einfach berieseln lassen.

      Wobei ich nichts gegen das Berieseln-Lassen habe, wenn es nur zeitweilig ist. Wenn aber im Grunde jede freie Minute nur noch mit Berieseln-Lassen zugebracht wird und auch bei komplexeren Zusammenhängen einzelne nach drei Sätzen gedanklich abschalten, weil's ihnen zu kompliziert und unkomfortabel wird, dann haben wir echt ein Problem.

      Und das kann man heutzutage bei jeder dieser unseligen Polit-Talkshows bestaunen, bei denen jedes Problem, das sich nicht in 1:30 vollumfänglich darstellen lässt, unberücksichtigt bleiben muss - und das, worüber man dann spricht, meist total unterkomplex behandelt wird oder gleich komplett irrelevant ist.