Angeregt durch einen Hinweis auf einen ähnlichen Thread aus dem Talker-Forum, ich könne diese Diskussion ja auch hier mal lostreten (merci!), komme ich dem ein gutes Jahr später nach (hüstel) und stelle eine viel zu wenig ernsthaft ausdiskutierte Frage. In Torsten Dewis "Wortvogel"-Blog hatte dieser in seiner Besprechung der Superhelden-Filmschwemme folgendes Statement aufgestellt:
Ich stellte bei den Talkern die Frage "Trifft dieses Nichtbeschäftigenwollen mit solchen Fragen nicht auch zum guten Teil auf die Kassettenkindergeneration beim Hörspiel zu?" und löckte natürlich gegen den Stachel, weil es ja bekannt ist, dass viele Hörer Hörspiele hauptsächlich oder ausschließlich zur Entspannung und zum Einschlafen hören. Die Reaktion war wenig enthusiastisch, so im Sinne "Alter, das weißt du doch schon". Aber ist das alles, was dazu zu sagen wäre?
Ich verstehe die Überlastung nicht, die ausgerechnet zum Gedanken "ich hatte einen anstrengenden Tag, jetzt entspanne ich mich bei einem Krimimord oder einer Dämonenmetzelei" führt. Wenn ich wirklich Entspannung brauche, dann doch ganz was Anderes (Ruhe, ein gutes Buch, Badewanne, Massage). Aber wenn ich mir statt dessen sowas wie JS reinziehe, kann ich mich doch auch mit erwachsenen Themen beschäftigen. Mir zur Entspannung entweder ein gripsforderndes Hörspiel wie "Die drei Sonnen" geben oder beim Hören eines Filmtonhörspiels wie "Im Winter ein Jahr" Parallelen zu eigenen Erinnerungen ziehen. Das ist unterhaltend. Das muss nicht anstrengend sein.
Gibt es dazu ein paar Meinungen? Kein Bock mehr auf erwachsene Themen, grundsätzlich nicht?
Torsten Dewi schrieb:
Das Blockbuster-Kino scheint nur noch für 14jährige Jungs entwickelt zu werden und entwickelt dabei eine Sogwirkung, die alle anderen Zielgruppe mitreißt. Es MACHT aus anderen Zielgruppen geschmacklich und intellektuell 14jährige Jungs. Ich habe kein Problem damit, wenn man als 14jähriger Junge begeistert „Deadpool“-Comics liest und ein 14jähriges Mädchen die „Hunger Games“-Romane. Aber irgendwann wird man erwachsen, irgendwann muss man nach komplexeren Lösungen fragen, nach Antworten auf Fragen, die einen tatsächlich betreffen. DAS scheint „out“. (Fettmarkierung von mir)
Ich stellte bei den Talkern die Frage "Trifft dieses Nichtbeschäftigenwollen mit solchen Fragen nicht auch zum guten Teil auf die Kassettenkindergeneration beim Hörspiel zu?" und löckte natürlich gegen den Stachel, weil es ja bekannt ist, dass viele Hörer Hörspiele hauptsächlich oder ausschließlich zur Entspannung und zum Einschlafen hören. Die Reaktion war wenig enthusiastisch, so im Sinne "Alter, das weißt du doch schon". Aber ist das alles, was dazu zu sagen wäre?
Torsten Dewi schrieb:
„Kramer gegen Kramer“ war der große Aufreger 1979/80, weil das Problem von Scheidungsvätern aufgebracht wurde. „Christiane F.“ dokumentiert den Horror Heroin. Oft waren das Einblicke in Welten, deren Teil wir nicht waren – von denen wir aber annehmen konnten, dass sie tatsächlich existierten. Irgendwo. Erwachsene Themen, erwachsene Filme.
Das ist vorbei: Filme und Serien kreieren neue, artifizielle Welten, in denen zwar Menschen vorkommen, die aber ansonsten keine wirklichen Schnittpunkte mit der Realität mehr aufweisen. Hier wird für Ideale und Ziele gekämpft, die so universell wie generisch sind, teilweise leer und verlogen klingen: Freiheit, Gerechtigkeit, Zusammenhalt. So wenig konkret, dass jeder das Thema füllen kann, wie es ihm passt. Natürlich gab es immer die Zweiteilung Drama/Blockbuster. Zur Zeit von „Christiane F.“ und „Kramer gegen Kramer“ kamen auch „Flash Gordon“ und „Poltergeist“ ins Kino. Aber ich habe das Gefühl, dass die Balance weg ist, dass der Markt kippt. ALLES ist heute Blockbuster, ALLES ist kindliches Bombastkino, selbst im Fernsehen.
Wir leben in einer Welt, in der Pubertät keine Phase mehr ist, sondern ein Lebensentwurf. Das sehe ich bei Facebook täglich, wo erschreckend viele Menschen nach dem Motto leben: „Wenn ich bis 50 nicht erwachsen bin, muss ich auch nicht mehr“. Nein, MÜSSEN muss man nicht. Aber die Welt braucht Erwachsene, die sich vor Problemen nicht im Kinderzimmer verstecken, sondern sie angehen.
Ich verstehe die Überlastung nicht, die ausgerechnet zum Gedanken "ich hatte einen anstrengenden Tag, jetzt entspanne ich mich bei einem Krimimord oder einer Dämonenmetzelei" führt. Wenn ich wirklich Entspannung brauche, dann doch ganz was Anderes (Ruhe, ein gutes Buch, Badewanne, Massage). Aber wenn ich mir statt dessen sowas wie JS reinziehe, kann ich mich doch auch mit erwachsenen Themen beschäftigen. Mir zur Entspannung entweder ein gripsforderndes Hörspiel wie "Die drei Sonnen" geben oder beim Hören eines Filmtonhörspiels wie "Im Winter ein Jahr" Parallelen zu eigenen Erinnerungen ziehen. Das ist unterhaltend. Das muss nicht anstrengend sein.
Gibt es dazu ein paar Meinungen? Kein Bock mehr auf erwachsene Themen, grundsätzlich nicht?
Versuchen Sie es. Manche Menschen sind in der Lage, es zu vermeiden, dass man sie wahrnimmt.