Jan Tenner
Ich hatte gestern mit einmal Lust mir Jan Tenner – Angriff der Grünen Spinnen anzuhören und habe mich nun entschlossen die gesamte Serie durchzuhören. In meiner Kindheit hatte ich Jan Tenner Folge 1 – Angriff der grünen Spinnen auf Kassette. Ich habe die Folge sehr gemocht, vor allem da sie Riesenspinnen auf dem Cover hatte. Riesenspinnen gehen immer (oder nicht? ). Ich hatte jedoch keine andere Folge der Serie. Vor ein paar Jahren hatte Pop.de mal die gesamte Jan Tenner Serie im Angebot und da habe ich mir alle 46 Jan Tenner Classics und auch die 8 neuen Folgen bestellt, die bisher bei mir im Regal Staub sammeln. Ich bin bisher aber noch nicht dazu gekommen, sie zu hören. Die hohe Folgenzahl wirkt da wohl auch ein bisschen abschreckend. Nun ist es aber soweit. Ich bin sowohl gespannt wie mir die erste Folge heute noch gefällt (wie gut ist die Serie gealtert?) als auch wie mir die Folgen 2-46 gefallen werden, die es sicherlich schwerer haben, da es bei denen bei mir kein Nostalgiefaktor gibt (da ich sie noch nicht kenne).
Also los geht’s mit Folge 1 …
Jan Tenner – Folge 1 – Angriff der grünen Spinnen
Das Militär von Westland hat riesige Spinnen gezüchtet, die in einem potentiellen Krieg Netze spinnen sollen und damit undurchdringliche Panzersperren errichten sollen. Die Spinnen werden durch die Mutterspinne kontrolliert, die wiederum vom Militär kontrolliert wird. Bei einer Vorführung läuft jedoch etwas schief und die Spinnen entkommen und sind mit einmal frei und eine Bedrohung für die Menschheit, da sie sich sowohl sehr schnell vermehren, als auch giftig und aggressiv sind. Jan Tenner, Doktor Futura und seine Assistentin Tanja werden um Hilfe gebeten. Glücklicherweise hat Doktor Futura schon mit einem Serum experimentiert, welches nun benutzt werden soll um Jan Tenner in eine Spinne zu verwandeln. Er soll sich zu den Spinnen begeben, die Mutterspinne besiegen und ersetzen und dann den anderen Spinnen befehlen, wieder in ihre gesicherten Höhlen zurückzugehen. Jedoch ist das Serum noch im Versuchsstadium und damit ist es risikoreich, es anzuwenden. Außerdem braucht man eine große Willenskraft, um am Ende wieder zurückverwandelt zu werden, da man nach der Verwandlung Gefallen am Spinnen-sein findet und leicht für immer eine Spinne bleiben will. Kann es Jan gelingen, die Welt zu retten? Und wird er danach für immer eine Spinne bleiben?
Ich sage mal gleich vorweg, dass dieses Hörspiel meiner Meinung nach von jedem Drehbuchautor und von jedem Hörspielregisseur gehört und studiert werden sollte. Es ist in so vielen Punkten einfach perfekt. Sicherlich ist es aus den 80er Jahren und vor allem die Musik hört sich danach an, aber im Bezug auf das Drehbuch, auf die Umsetzung, auf den Elan und die Geschwindigkeit und wie hier Emotionen (Gefahr und Angst) erzeugt werden, ist diese Hörspiel eine absolute Meisterleistung. Das 37 minütige Hörspiel fängt mit einer wunderbaren 25s Titelmelodie an (ok, man sollte 80er Jahre Synthesizer Musik mögen). Dann gibt es eine grobe Einleitung (1 Minute), die alle Hauptpersonen, deren Rolle und auch noch die Grundlage dieser Geschichte eingeführt werden. Also nach 1.5 Minuten hat man ein 30s Intro und weiß schon so ungefähr worum es geht. Es werden auch schon ganz bestimmte Eigenschaften genannt, die im Laufe der Geschichte wichtig werden. Unwichtiges wird hier raus gelassen. Im nächsten Track werden dann die Spinnen eingeführt (schauriges Geräusch), und eine militärische Simulation findet statt. Man hört auch in einem Nebensatz, warum das alles gemacht wird (Panzersperren bauen). In sagenhaft kurzen 2.5 Minuten kommen einige Hauptpersonen vor, eine wichtige Szene findet statt, ein Unfall passiert und nach 2.5 Minuten ist eine Gefahrensituation erschaffen worden, die den Hörer schon jetzt absolut eingefangen hat. Um zusammenzufassen: Wir sind erst 4 Minuten im Hörspiel. 30s Titelmelodie, 1 Minute Einleitung und 2.5 Minuten erste Szene. Da hat man als Hörer gar keine Zeit auf sein Handy zu schauen oder auch noch was anderes zu machen. Man ist hier schon von Anfang an sofort in der Geschichte drin und die lässt einen auch bis zum Ende nicht mehr los und das ganze fühlt sich wie eine schnelle Achterbahnfahrt an. Und so geht das weiter. Das Hörspiel ist ein Meisterwerk von „Kurz-und-Knackig“. Das Drehbuch ist von Dick Farlow. Ich dachte erst, dass er vielleicht bei dem legendären H.G. Francis in die Lehre gegangen ist. Ich habe dann aber heute gelesen, dass Dick Farlow nur ein Pseudonym von H.G. Francis ist und das dieses Drehbuch wirklich von dem Grossmeister selber ist. Das merkt man auch. Dieses ist eine Meisterleistung. Ich möchte das noch an einem anderen Aspekt verdeutlichen. Während es bei vielen anderen Hörspielen an Gefahren und Bedrohungen insgesamt mangelt, gibt es hier vielfache Bedrohungslagen die oft auch noch überlappen. Erst befreien sich die Spinnen, die die gesamte Menschheit ausrotten könnten, das ist Gefahr Nummer 1. Dann soll Jan das Serum benutzen, das ja noch nicht richtig getestet wurde. Gefahr Nummer 2. Nach der Umwandlung muss er sich dann in die Nähe der Spinnen bewegen und sie täuschen und das Überleben (Gefahr Nummer 3), dann kommen auch noch angreifende Bomber die man stoppen muss (Gefahr Nummer 4), dann muss er natürlich noch die Mutter-Spinne in einem Zweikampf besiegen (dieser fulminante, atemberaubende Kampf ist Gefahr Nummer 5) und dann am Ende muss er auch noch die Willenskraft haben sich zurückverwandeln ( Gefahr Nummer 6). So wird Spannung meisterlich aufgebaut und somit zieht man den Hörer in das Hörspiel hinein. Und die Gefahren und deren Lösungen kommen nicht plötzlich aus der Luft gegriffen, sondern man hat das Gefühl, dass hier jeder Satz ganz gezielt gesetzt wurde, um die Handlung logisch und schlüssig zu machen und um das macht das Ganze auch sehr leicht für den Hörer es zu verstehen. Hier braucht man kein zweites Hören, obwohl das sicherlich wieder Spaß machen würde. Viele Aktionen und Zusammenhänge werden schon viele Minuten vorher vorbereitet (z.B. in einem Nebensatz), so dass wenn später, wenn etwas passiert, man sagt: „Aja, das war ja so und so“. Die Geschichte ist schlüssig und hier passt alles logisch und sinnvoll zusammen. Wie gesagt, ein Meisterwerk von einem durchdachten Drehbuch.
Zusätzlich schafft man es auch noch nebenbei einige moralische Botschaften mit hinzubringen. Die Geschichte ist sicherlich nicht als hochkomplex zu beschreiben, aber trivial ist sie auf keinen Fall. Z.B. fragt man sich nach diesem Hörspiel, welches Risiko für sich selber man bei der Entwicklung von neuen Waffen eingeht. Und dann am Ende, wo die Spinnen sich wiedersetzen und nicht wieder eingesperrt werden wollen, sieht man, dass selbst gezüchtete Lebewesen Gefühle haben. Dieses wird hier ganz subtil gezeigt. Andere Hörspiele hauen den Hörer schon mal mit der moralischen Keule tot. Dieses ist hier nicht der Fall. Man hat genug zum Nachdenken aber das ist auch genug. Das man diese Botschaften auch noch in diesen 37 kurzen Minuten hineinbekommt, ist eigentlich ein Wunder.
Das Spinnengeraeusch und die untermalenden Effekte haben bei mir auch eine wunderbare Suspense-Stimmung erzeugt, vor allem wenn Jan sich den anderen Spinnen und der Spinnen-Mutter naehert. Diese Stimmung koennte man auch Grusel nennen. Das hat mich schon an die Neon-Grusel Folge mit den Ameisen erinnert.
Und in der letzten Szene hat das Hörspiel es auch noch geschafft mich zum lachen zu bringen. Nach der ganzen Anspannung, war ich am Ende so erleichtert, dass der Humor so willkommen war, dass ich laut losgelacht habe. Hier wird gekonnt mit den Gefühlen gespielt.
Jan Tenner wird von Lutz Riedel gesprochen, ich denke das war seine ersten große Rolle. Dr. Futura ist Klaus Naegelen, seine Assistentin Tanja ist Christine Schnell-Neu (cooler Name). General Forbett ist Heinz Giese. Die Sprecher haben einen unglaublichen Elan und Schwung und die Spielszenen und Dialoge sind so spannend und unterhaltsam, dass man sich wie in einer Achterbahn fuehlt. Ulli Herzog als Regisseur hat es geschafft aus diesen Sprechern ein wunderbares Team zu machen, das zusammenpasst und die alle an einem Strick ziehen, vor allem im Bezug auf die Geschwindigkeit und dem Elan. Die Staerke dieses Hoerspiels ist neben dem Drehbuch sicherlich die Sprecher und wie sie diese Geschichte spielen.
Trotz aller Kürze, wird immer wieder Zeit genommen, um eine 10s bis 30s lange Musik einzuspielen, damit das gerade gespielte beim Hörer sacken kann. Es ist wie Yin und Yang. Hohes Tempo in den Spielszenen, dann aber Pausen. Ich liebe diese Tempo-Variation. Das ist viel besser als ein monotones Tempo. Das ist wie bei einer guten Rede. Die variiert auch in der Geschwindigkeit.
Ok, nun ein Wort zu dem Alter des Hörspiels. Man merkt vor allem an der Musik, dass dieses Hörspiel aus den 80ern ist. Es hat mich oft an die Netflix Show Stranger Things erinnert, die ja auch in den 80ern spielt. Aber auch Captain Futures Musik ist aus den 80ern. Also ich als Kassettenkind find das gut. Ob das Millenials auch gut finden, kann ich nicht beurteilen. Aber das Hörspiel wird durch die Sprecher getragen, und deren Leistung ist zeitlos.
Die Effekte sind gut und sie unterstützen hier sehr effektiv die Handlung, sie stehen aber nicht im Vordergrund, wie das leider bei einigen neueren Hörspielen ist, bei denen die bombastischen Effekte teilweise benutzt werden, um eine schwache Geschichte und ein schwaches Drehbuch zu verstecken.
Sicherlich sind die Personen nicht hochkomplex sondern fallen schon in bestimmte Schubladen wie das in den 80ern halt so war. Der aggressive und ruecksichtslose General, die besorgte Assistentin, der mutige und starke Superheld und der clevere Professor. Und die Szene, in der Tanja Jan bittet, das Serum nicht zu nehmen, ist ein bisschen theatralisch. Aber es hat sicherlich dazu bei getragen, dass der Hörer über die Serumeinnahme noch mehr besorgt ist .
Dieses Hörspiel mischt ein meisterliches Drehbuch ala Kurz-und-knackig mit variablem Tempe, mit leidenschaftlichen Sprechern, einer stimmungsvollen Musik und passenden Effekten in ein Hörspiel mit einem atemberaubendem Tempo, dass diese 37 Minuten zu einem Hörspielfeuerwerk machen. Wie schon gesagt, jeweilige potentielle Langeweile wurde rausgekürzt ohne dass man etwas vermisst. Ich habe das Gefühl, dass in diesen 37 Minuten mehr Geschichte erzählt wurde als in vielen anderen Hörspielen, die über eine Stunde lang sind.
Also für mich ist dieses Hörspiel nicht nur ein absolutes Vergnügen sondern ein Meisterwerk an dem junge Regisseure und Drehbuchschreiber sich orientieren können wie man "kurz-und-knack"ige Hörspiele macht. Diese Kunst ist heute leider eine Seltenheit. H.G. Francis - Ruhen sie in Frieden! Danke für die vielen, kurzen Hörspiele, die sie uns geschaffen haben.
Ganz klar 10 Sterne und Höchstwertung!
Nun freue ich mich auf Folge 2, die ich ja noch gar nicht kenne.
Wer von euch kennt und hört Jan Tenner? Und wie ist diese Serie für Euch gealtert? Hört ihr hin und wieder nochmal hinein?
Ich hatte gestern mit einmal Lust mir Jan Tenner – Angriff der Grünen Spinnen anzuhören und habe mich nun entschlossen die gesamte Serie durchzuhören. In meiner Kindheit hatte ich Jan Tenner Folge 1 – Angriff der grünen Spinnen auf Kassette. Ich habe die Folge sehr gemocht, vor allem da sie Riesenspinnen auf dem Cover hatte. Riesenspinnen gehen immer (oder nicht? ). Ich hatte jedoch keine andere Folge der Serie. Vor ein paar Jahren hatte Pop.de mal die gesamte Jan Tenner Serie im Angebot und da habe ich mir alle 46 Jan Tenner Classics und auch die 8 neuen Folgen bestellt, die bisher bei mir im Regal Staub sammeln. Ich bin bisher aber noch nicht dazu gekommen, sie zu hören. Die hohe Folgenzahl wirkt da wohl auch ein bisschen abschreckend. Nun ist es aber soweit. Ich bin sowohl gespannt wie mir die erste Folge heute noch gefällt (wie gut ist die Serie gealtert?) als auch wie mir die Folgen 2-46 gefallen werden, die es sicherlich schwerer haben, da es bei denen bei mir kein Nostalgiefaktor gibt (da ich sie noch nicht kenne).
Also los geht’s mit Folge 1 …
Jan Tenner – Folge 1 – Angriff der grünen Spinnen
Das Militär von Westland hat riesige Spinnen gezüchtet, die in einem potentiellen Krieg Netze spinnen sollen und damit undurchdringliche Panzersperren errichten sollen. Die Spinnen werden durch die Mutterspinne kontrolliert, die wiederum vom Militär kontrolliert wird. Bei einer Vorführung läuft jedoch etwas schief und die Spinnen entkommen und sind mit einmal frei und eine Bedrohung für die Menschheit, da sie sich sowohl sehr schnell vermehren, als auch giftig und aggressiv sind. Jan Tenner, Doktor Futura und seine Assistentin Tanja werden um Hilfe gebeten. Glücklicherweise hat Doktor Futura schon mit einem Serum experimentiert, welches nun benutzt werden soll um Jan Tenner in eine Spinne zu verwandeln. Er soll sich zu den Spinnen begeben, die Mutterspinne besiegen und ersetzen und dann den anderen Spinnen befehlen, wieder in ihre gesicherten Höhlen zurückzugehen. Jedoch ist das Serum noch im Versuchsstadium und damit ist es risikoreich, es anzuwenden. Außerdem braucht man eine große Willenskraft, um am Ende wieder zurückverwandelt zu werden, da man nach der Verwandlung Gefallen am Spinnen-sein findet und leicht für immer eine Spinne bleiben will. Kann es Jan gelingen, die Welt zu retten? Und wird er danach für immer eine Spinne bleiben?
Ich sage mal gleich vorweg, dass dieses Hörspiel meiner Meinung nach von jedem Drehbuchautor und von jedem Hörspielregisseur gehört und studiert werden sollte. Es ist in so vielen Punkten einfach perfekt. Sicherlich ist es aus den 80er Jahren und vor allem die Musik hört sich danach an, aber im Bezug auf das Drehbuch, auf die Umsetzung, auf den Elan und die Geschwindigkeit und wie hier Emotionen (Gefahr und Angst) erzeugt werden, ist diese Hörspiel eine absolute Meisterleistung. Das 37 minütige Hörspiel fängt mit einer wunderbaren 25s Titelmelodie an (ok, man sollte 80er Jahre Synthesizer Musik mögen). Dann gibt es eine grobe Einleitung (1 Minute), die alle Hauptpersonen, deren Rolle und auch noch die Grundlage dieser Geschichte eingeführt werden. Also nach 1.5 Minuten hat man ein 30s Intro und weiß schon so ungefähr worum es geht. Es werden auch schon ganz bestimmte Eigenschaften genannt, die im Laufe der Geschichte wichtig werden. Unwichtiges wird hier raus gelassen. Im nächsten Track werden dann die Spinnen eingeführt (schauriges Geräusch), und eine militärische Simulation findet statt. Man hört auch in einem Nebensatz, warum das alles gemacht wird (Panzersperren bauen). In sagenhaft kurzen 2.5 Minuten kommen einige Hauptpersonen vor, eine wichtige Szene findet statt, ein Unfall passiert und nach 2.5 Minuten ist eine Gefahrensituation erschaffen worden, die den Hörer schon jetzt absolut eingefangen hat. Um zusammenzufassen: Wir sind erst 4 Minuten im Hörspiel. 30s Titelmelodie, 1 Minute Einleitung und 2.5 Minuten erste Szene. Da hat man als Hörer gar keine Zeit auf sein Handy zu schauen oder auch noch was anderes zu machen. Man ist hier schon von Anfang an sofort in der Geschichte drin und die lässt einen auch bis zum Ende nicht mehr los und das ganze fühlt sich wie eine schnelle Achterbahnfahrt an. Und so geht das weiter. Das Hörspiel ist ein Meisterwerk von „Kurz-und-Knackig“. Das Drehbuch ist von Dick Farlow. Ich dachte erst, dass er vielleicht bei dem legendären H.G. Francis in die Lehre gegangen ist. Ich habe dann aber heute gelesen, dass Dick Farlow nur ein Pseudonym von H.G. Francis ist und das dieses Drehbuch wirklich von dem Grossmeister selber ist. Das merkt man auch. Dieses ist eine Meisterleistung. Ich möchte das noch an einem anderen Aspekt verdeutlichen. Während es bei vielen anderen Hörspielen an Gefahren und Bedrohungen insgesamt mangelt, gibt es hier vielfache Bedrohungslagen die oft auch noch überlappen. Erst befreien sich die Spinnen, die die gesamte Menschheit ausrotten könnten, das ist Gefahr Nummer 1. Dann soll Jan das Serum benutzen, das ja noch nicht richtig getestet wurde. Gefahr Nummer 2. Nach der Umwandlung muss er sich dann in die Nähe der Spinnen bewegen und sie täuschen und das Überleben (Gefahr Nummer 3), dann kommen auch noch angreifende Bomber die man stoppen muss (Gefahr Nummer 4), dann muss er natürlich noch die Mutter-Spinne in einem Zweikampf besiegen (dieser fulminante, atemberaubende Kampf ist Gefahr Nummer 5) und dann am Ende muss er auch noch die Willenskraft haben sich zurückverwandeln ( Gefahr Nummer 6). So wird Spannung meisterlich aufgebaut und somit zieht man den Hörer in das Hörspiel hinein. Und die Gefahren und deren Lösungen kommen nicht plötzlich aus der Luft gegriffen, sondern man hat das Gefühl, dass hier jeder Satz ganz gezielt gesetzt wurde, um die Handlung logisch und schlüssig zu machen und um das macht das Ganze auch sehr leicht für den Hörer es zu verstehen. Hier braucht man kein zweites Hören, obwohl das sicherlich wieder Spaß machen würde. Viele Aktionen und Zusammenhänge werden schon viele Minuten vorher vorbereitet (z.B. in einem Nebensatz), so dass wenn später, wenn etwas passiert, man sagt: „Aja, das war ja so und so“. Die Geschichte ist schlüssig und hier passt alles logisch und sinnvoll zusammen. Wie gesagt, ein Meisterwerk von einem durchdachten Drehbuch.
Zusätzlich schafft man es auch noch nebenbei einige moralische Botschaften mit hinzubringen. Die Geschichte ist sicherlich nicht als hochkomplex zu beschreiben, aber trivial ist sie auf keinen Fall. Z.B. fragt man sich nach diesem Hörspiel, welches Risiko für sich selber man bei der Entwicklung von neuen Waffen eingeht. Und dann am Ende, wo die Spinnen sich wiedersetzen und nicht wieder eingesperrt werden wollen, sieht man, dass selbst gezüchtete Lebewesen Gefühle haben. Dieses wird hier ganz subtil gezeigt. Andere Hörspiele hauen den Hörer schon mal mit der moralischen Keule tot. Dieses ist hier nicht der Fall. Man hat genug zum Nachdenken aber das ist auch genug. Das man diese Botschaften auch noch in diesen 37 kurzen Minuten hineinbekommt, ist eigentlich ein Wunder.
Das Spinnengeraeusch und die untermalenden Effekte haben bei mir auch eine wunderbare Suspense-Stimmung erzeugt, vor allem wenn Jan sich den anderen Spinnen und der Spinnen-Mutter naehert. Diese Stimmung koennte man auch Grusel nennen. Das hat mich schon an die Neon-Grusel Folge mit den Ameisen erinnert.
Und in der letzten Szene hat das Hörspiel es auch noch geschafft mich zum lachen zu bringen. Nach der ganzen Anspannung, war ich am Ende so erleichtert, dass der Humor so willkommen war, dass ich laut losgelacht habe. Hier wird gekonnt mit den Gefühlen gespielt.
Jan Tenner wird von Lutz Riedel gesprochen, ich denke das war seine ersten große Rolle. Dr. Futura ist Klaus Naegelen, seine Assistentin Tanja ist Christine Schnell-Neu (cooler Name). General Forbett ist Heinz Giese. Die Sprecher haben einen unglaublichen Elan und Schwung und die Spielszenen und Dialoge sind so spannend und unterhaltsam, dass man sich wie in einer Achterbahn fuehlt. Ulli Herzog als Regisseur hat es geschafft aus diesen Sprechern ein wunderbares Team zu machen, das zusammenpasst und die alle an einem Strick ziehen, vor allem im Bezug auf die Geschwindigkeit und dem Elan. Die Staerke dieses Hoerspiels ist neben dem Drehbuch sicherlich die Sprecher und wie sie diese Geschichte spielen.
Trotz aller Kürze, wird immer wieder Zeit genommen, um eine 10s bis 30s lange Musik einzuspielen, damit das gerade gespielte beim Hörer sacken kann. Es ist wie Yin und Yang. Hohes Tempo in den Spielszenen, dann aber Pausen. Ich liebe diese Tempo-Variation. Das ist viel besser als ein monotones Tempo. Das ist wie bei einer guten Rede. Die variiert auch in der Geschwindigkeit.
Ok, nun ein Wort zu dem Alter des Hörspiels. Man merkt vor allem an der Musik, dass dieses Hörspiel aus den 80ern ist. Es hat mich oft an die Netflix Show Stranger Things erinnert, die ja auch in den 80ern spielt. Aber auch Captain Futures Musik ist aus den 80ern. Also ich als Kassettenkind find das gut. Ob das Millenials auch gut finden, kann ich nicht beurteilen. Aber das Hörspiel wird durch die Sprecher getragen, und deren Leistung ist zeitlos.
Die Effekte sind gut und sie unterstützen hier sehr effektiv die Handlung, sie stehen aber nicht im Vordergrund, wie das leider bei einigen neueren Hörspielen ist, bei denen die bombastischen Effekte teilweise benutzt werden, um eine schwache Geschichte und ein schwaches Drehbuch zu verstecken.
Sicherlich sind die Personen nicht hochkomplex sondern fallen schon in bestimmte Schubladen wie das in den 80ern halt so war. Der aggressive und ruecksichtslose General, die besorgte Assistentin, der mutige und starke Superheld und der clevere Professor. Und die Szene, in der Tanja Jan bittet, das Serum nicht zu nehmen, ist ein bisschen theatralisch. Aber es hat sicherlich dazu bei getragen, dass der Hörer über die Serumeinnahme noch mehr besorgt ist .
Dieses Hörspiel mischt ein meisterliches Drehbuch ala Kurz-und-knackig mit variablem Tempe, mit leidenschaftlichen Sprechern, einer stimmungsvollen Musik und passenden Effekten in ein Hörspiel mit einem atemberaubendem Tempo, dass diese 37 Minuten zu einem Hörspielfeuerwerk machen. Wie schon gesagt, jeweilige potentielle Langeweile wurde rausgekürzt ohne dass man etwas vermisst. Ich habe das Gefühl, dass in diesen 37 Minuten mehr Geschichte erzählt wurde als in vielen anderen Hörspielen, die über eine Stunde lang sind.
Also für mich ist dieses Hörspiel nicht nur ein absolutes Vergnügen sondern ein Meisterwerk an dem junge Regisseure und Drehbuchschreiber sich orientieren können wie man "kurz-und-knack"ige Hörspiele macht. Diese Kunst ist heute leider eine Seltenheit. H.G. Francis - Ruhen sie in Frieden! Danke für die vielen, kurzen Hörspiele, die sie uns geschaffen haben.
Ganz klar 10 Sterne und Höchstwertung!
Nun freue ich mich auf Folge 2, die ich ja noch gar nicht kenne.
Wer von euch kennt und hört Jan Tenner? Und wie ist diese Serie für Euch gealtert? Hört ihr hin und wieder nochmal hinein?
Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Cherusker ()