Heliosphere 2265 - 08 - Getrennte Wege

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    • Heliosphere 2265 - 08 - Getrennte Wege



      (Quelle: amazon)


      Heliosphere - 08 - Getrennte Wege

      Nachdem die Hyperion nahezu manövrierunfähig durch den Raum treibt, scheint Captain Cross aller Handlungsoptionen beraubt, doch unversehens erscheint die Torch wieder auf der Bildfläche und nimmt die Gestrandeten auf. Zusammen mit Admiral Pendergast wird das weitere Vorgehen erwogen: Captain Cross begibt sich mit Alpha nach Kassiopeia, um dort Mittel und Wege zu finden, die Killchips unschädlich zu machen, während gleichzeitig Tess Kensington und Lukas Akoskin in verdeckter Mission auf der Station Nova Kontakt zu einem Verbündeten aufnehmen sollen, der im Kampf gegen Sjöberg von entscheidender Bedeutung sein könnte - zwei Missionen, die allen Einsatz erfordern und am Ende zum Verlust eines wichtigen Crew-Mitglieds führen.

      Nach dem vergleichsweise ruhigen Intermezzo in der letzten Folge, zieht das Tempo mit dieser Episode wieder mächtig an. Die Ereignisse überschlagen sich wieder einmal, und wir werden Zeuge zweier spannender Geheimmissionen, die alle Aufmerksamkeit erfordern, um den vollen Gehalt dessen, was in den einzelnen Szenen transportiert wird erfassen zu können.

      Aber der Reihe nach:

      Die Folge beginnt mit einer Versammlung der wichtigsten Crew-Mitglieder. Man beschließt, angesichts der verfahrenen weltpolitischen Situation, dass man nur über ein vertrauensvolles Miteinander in der Lage sein wird, wirkmächtig an einer Rebellion teilnehmen zu können. Zu diesem Zweck sind alle Offiziere angehalten, voreinander ihre Geheimnisse zu offenbaren, damit diese im Kampf nicht als Waffe benutzt werden können. Neben Kensingtons familiärem Hintergrund (dem Tod ihrer Familie) und Akoskins Herkunft und Zeit im Ketaria-Bund werden auch noch stichpunktartig bei Alpha das Schatten-Netzwerk und bei Task multisensorischer Input genannt. Vor allem Letzteres ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt innerhalb der Handlung rätselhaft. Auch Alphas Verbindung zu Sjöbergs Schatten-Netzwerk wirft Fragen auf. Vermutlich ist damit sein Leidensweg als dysfunktionale Züchtung gemeint sowie sein Weg auf die Hyperion, doch ob nicht noch mehr dahinter stecken könnte, ist nicht zweifelsfrei geklärt. (Allerdings lässt Akoskins Reaktion im Anschluss an die Besprechung vermuten, dass die Tragweite von Alphas Offenbarung den bekannten Rahmen nicht weit überschreitet.)

      Nachdem nach dieser Zusammenkunft die Torch zur Rettung eilt, trennen sich, wie im Titel angedeutet, die Wege der einzelnen Crew-Mitglieder:

      Captain Cross und Alpha fahren zusammen mit Pendergasts Erstem Offizier Kirby Belflair auf dem Tarnschiff Illumina nach Kassiopeia, um dort nach einem Weg zu suchen, die teuflischen Killchips, die jeder Offizier der Solaren Union als Implantat in seinem Kopf trägt, unschädlich zu machen. Recht mühelos gelingt es ihnen, die Schranken, die sich ihnen in den Weg stellen, zu überwinden – und nebenbei machen sie noch einige aufschlussreiche Entdeckungen: Neben gezüchteten Elitekämpfern in Tanks mit Nährlösung stoßen sie bei ihren Recherchen auf Kassiopeia auch auf Hinweise darauf, dass dort schon seit geraumer Zeit mit organischer Nanomaterie experimentiert wird, die man aus der Essenz eines Hohen Parliden extrahiert hat. Zunächst dienten die Experimente dem Zweck, sie für Waffensysteme zu nutzen, doch als dies keine befriedigenden Ergebnisse zeitigte, verlegte man sich darauf, ihre Wirkung bei der Rekonstruktion beschädigter Zellen zu untersuchen.

      Im weiteren Verlauf der Handlung gelingt es Cross und Alpha, Extraktoren in die Hände zu bekommen, die auf Basis der integrierten Naniten die Killchips aufzulösen vermögen.

      Unterdessen betreten Kensington und Akoskin die Nova-Station und nehmen Kontakt zu Captain Coen auf, einem in Ungnade gefallenen Offizier, der bei der Katastrophe auf Pearl seine gesamte Familie verloren hat und deshalb bereit ist, die Rebellen um Admiral Pendergast zu unterstützen. Durch seinen mangelnden Eifer und seine kritische Haltung im Nachgang seines persönlichen Unglücks, misstraut ihm der für die Nova zuständige E.C. Lipstead, so dass Coen sich genötigt sieht, das beschädigte Vertrauen wiederherzustellen, indem er Akoskin ans Messer liefert. Erst jetzt ist seine Reputation wiederhergestellt, und er wird von den Verantwortlichen in eine Position gebracht, in der er überaus hilfreich für die Rebellion sein kann. Akoskin wird verhaftet. Sein weiteres Schicksal bleibt im Dunkeln.

      Doch wir erfahren etwas sehr Aufschlussreiches, als Coen Kensington eröffnet, dass eine umgehende Exekution Akoskins nur verhindert werden könne, indem man seinen Hintergrund als ehemaliges Mitglied des Ketaria-Bundes offenlegt: Sjöberg sei nämlich begierig darauf, endlich einmal einen Assassinen dieses Bundes in die Finger zu bekommen.

      Im Umkehrschluss können wir daraus folgern, dass der Ketaria-Bund also nicht in Sjöbergs Diensten steht und mutmaßlich auch nicht in denen seiner Hintermänner um Captain Stark. Es stellt sich also die Frage, wer das Handeln dieses Bundes bestimmt. Sind die Assassinen reine Killer, die gegen Bezahlung für den Höchstbietenden morden, oder treibt sie ein übergeordnetes Ziel an?

      Wir erinnern uns: Der Ketaria-Bund war ursprünglich von einem Kybernetiker gleichen Namens gegründet worden, der mit ihm in Opposition zur gängigen Praxis der Geheimhaltung seiner Berufskollegen treten wollte. Welches Ziel verfolgt dieser Bund also innerhalb der Handlung von Heliosphere 2265?

      Das Hörspiel ist wieder einmal sehr mitreißend und spannend inszeniert worden. Allein Cross‘ und Alphas Ausflug auf Kassiopeia erscheint mir doch in der ersten Hälfte ein wenig zu problemlos. Niemand stellt sich ihnen in den Weg, und auch die eingebauten Sicherheitsmechanismen können mühelos überwunden werden. Dafür, dass hier strenggeheime Daten lagern und hochbrisante Experimente durchgeführt werden, ist die Forschungseinrichtung auf Kassiopeia doch im Grunde sehr unzureichend gesichert. Das empfand ich als nicht hundertprozentig befriedigend gelöst, auch wenn dies nur ein winziges Detail in dieser ansonsten großartigen Folge war.

      Auch wird in Getrennte Wege noch einmal sehr deutlich, wie zentral und wichtig die Frauenfiguren in der Welt von Heliosphere 2265 sind. Während der Erzschurke ein Mann ist, sind die beiden zentralen Führungsfiguren auf der Seite der Rebellen zwei Frauen: die weiblichen Admiräle Pendergast und Jansen.

      Und auch auf der Ebene der Offiziere nehmen Frauen zahlenmäßig und hinsichtlich ihrer Bedeutung wesentliche Positionen innerhalb der Handlung ein und diese Charaktere zeichnet eine Vielfalt und Prägnanz aus, die – ich betone es gern ein weiteres Mal – im Bereich des kommerziellen Hörspiels einzigartig ist. Dabei sind die Frauen jedoch keineswegs gefühlig oder zögerlich: Sie sind anpackend und durchsetzungsstark, nicht weniger, als man es von männlichen Helden gewohnt ist. Sie bleiben dabei jedoch jederzeit authentische Frauen-Figuren und verkommen eben nicht zu Mannweibern, die mehr schlecht als recht maskuline Stereotype zu kopieren versuchen.

      Man kann dem Autoren für diese Leistung nicht genug danken. Hierin zeigt sich, wie modern diese Serie ist - und wer Frau ist und Hörspiele mag, sollte hier unbedingt antesten. (Alle anderen natürlich auch, aber da man der kommerziellen Hörspielwelt mit Recht vorwerfen könnte, Frauen in ihren Werken meist nicht mehr als eine Randnotiz sein zu lassen, ist dieser Punkt vielleicht vor allem auch für weibliche Konsumenten von Relevanz.) Es macht einfach Spaß!

      Sounddesign und Musik sind auf dem bereits gebetsmühlenartig hochgelobten Niveau. Hier gibt es keinen Grund, auch nur ansatzweise zu klagen.

      Bei den Sprechern kommen dieses Mal wieder hauptsächlich die bereits etablierten Sprecherinnen und Sprecher zum Einsatz, und sie machen ihre Sache gewohnt tadellos. Eine besondere Freude ist es dieses Mal, der ebenso selbstbewussten wie kecken Kirby Belflair dabei zuzuhören, wie sie den Captain der Hyperion zu umgarnen versucht. Auch hier zeigt sich übrigens die Stärke der Frauen bei Heliosphere 2265: Die von Maria Koschny gespielte Kirby wartet nicht erst darauf, dass Cross sich aufrafft, um einen Annäherungsversuch zu starten (den er vielleicht auch nie gestartet hätte, so unlocker, wie er nun einmal in Belangen der Borddisziplin ist) – sie ergreift forsch die Initiative und konfrontiert ihn. Das ist nicht nur höchst amüsant, sondern auch für kommerzielle Hörspiele, die meist ein doch eher etwas angestaubtes Frauen- und Menschenbild transportieren – auch sehr erfrischend. Und wird von Maria Koschny wunderbar transportiert.

      Figuren wie diese machen jedoch gleichzeitig klar, warum vielen Wanja Gerick vielleicht nicht als die optimale Besetzung für Captain Cross gilt: Seine Stimme ist im Vergleich vieler seiner Kolleginnen und Kollegen im Cast doch verhältnismäßig wenig markant, und die Eigenschaften der von ihm verkörperten Figur auch nicht so kantig wie die meisten der Crew-Mitglieder, die ihn umgeben.
      Das mag man als Schwäche auslegen und darüber lange diskutieren, doch es scheint unzweifelhaft, dass dieser Effekt von Seiten der Macher in Ansätzen gewünscht oder wenigstens bewusst toleriert wird.

      Natürlich muss man beim weiteren Verlauf der Handlung aufpassen, Cross nicht untergehen zu lassen inmitten all der charismatischen Nebenfiguren, aber wenn dies beherzigt würde, sähe ich dieses Spannungsfeld eher als außerordentlich interessant und vielversprechend in Bezug auf spätere Folgen an.

      Ein Wort noch zu den Titeln, auf die ich bisher noch gar nicht eingegangen bin. Sie sind, wie auch die Covermotive, nicht sehr einprägsam, und sie reflektieren die groben Züge der jeweiligen Plots auch nicht so deutlich, dass man anhand des Titels allein im Nachhinein auf die jeweilige Handlungsetappe schlussfolgern könnte. Ich bedaure das ein wenig. Auch wenn Heliosphere 2265 keine Serie ist, die Einzelfolgen bietet, die für sich alleinstehend von Reiz wären, so käme es dem interessierten Hörer doch sehr entgegen, wenn er schneller schlussfolgern könnte, was genau noch einmal in der jeweiligen Folge geschehen ist. Covermotiv und Titel lassen diesbezüglich kaum Rückschlüsse zu.

      Alles in allem haben wir es mit Getrennte Wege wieder einmal mit einem wahren Feuerwerk zu tun. Die Handlung wird gewohnt rasant und mitreißend vorangetrieben, es wird Bezug genommen zu einigen ungeklärten Rätseln, und zum Ende hin reizt die Aussicht auf eine zügige Fortsetzung der Geschichte mit Folge 9.


      Die Rebellion formiert sich, der Kampf gegen die Diktatur beginnt – eine großartige Fortsetzung dieses wunderbaren Space Opera und ein weiteres Highlight!




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