Heliosphere 2265 - 02 - Zwischen den Welten

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    • Heliosphere 2265 - 02 - Zwischen den Welten

      Heliosphere – 02 – Zwischen den Welten


      (Quelle: amazon)

      Ein zweites Artefakt sorgt für Aufregung. Offensichtlich soll der finstere Plan, der am Ende der ersten Folge angedeutet wurde, in die Tat umgesetzt werden: Das Schiff eines mit den Menschen verbündeten Volkes rast mit einer Bombe von immenser Zerstörungskraft auf den Parliden-Sektor zu. Gleichzeitig hat sich Noriko Ishida ihrer Vergangenheit zu stellen, und ein weiteres Crew-Mitglied offenbart im Dunkeln liegende Motive.

      Auch in der zweiten Folge wird nicht innegehalten. Das Tempo dieser Geschichte ist unverändert hoch, und als Ersthörer fällt es nicht immer leicht, alle Details dieses Parforceritts in Gänze zu erfassen.

      Es ist dies vielleicht die anspruchsvollste, zumindest aber die forderndste der neun bisher erschienenen Folgen. Die Serienprämisse setzt sich gerade erst in der Vorstellung des Ersthörers, die Twists zum Ende des ersten Teil müssen noch verdaut und eingeordnet werden – da rast die Geschichte schon mit Vollgas in den nächsten komplexen Handlungsstrang, und es ist nicht ganz leicht, all die Fäden, die lose im Wind schwirren, zu ergreifen und zu einem geordneten Ganzen zu einen.
      Darum auch hier noch einmal der Hinweis darauf, das Heliosphere 2265 eine Serie ist, bei der man die einzelnen Folgen nicht vollkommen isoliert von der Gesamtgeschichte betrachten sollte. Die einzelne Episode ist immer wichtiger Baustein zum Erfassen des Ganzen. Und erst im Rückblick auf mehrere Folgen lässt sich der Wert jeden einzelnen Handlungsstrangs halbwegs erfassen.

      In dieser zweiten Episode treten so viele bedeutsame Ereignisse parallel ein, dass man schnell den Überblick verlieren kann: Das in der ersten Folge gefundene Artefakt scheint sich auf seltsame Weise des Captains der Hyperion zuzuwenden. Cross werden nicht nur Koordinaten auf ein Implantat in seinem Kopf überspielt, die zu einem zweiten Artefakt im Einflussbereich der Rentalianer führen – er ist zu seiner eigenen Verblüffung auch in der Lage, intuitiv den Sinn unbekannter Schriftzeichen zu entschlüsseln. Fraglich bleibt, ob das Artefakt, das offensichtlich über weite Distanzen zu kommunizieren vermag, auch tiefgehender und folgenreicher auf Cross einzuwirken vermag.

      Es scheint so, als würde die dunkle Macht, die zum Ende des ersten Teils das Wort ergriff und von dem Plan kündete, die Menschheit in einen Krieg mit den Parliden zu drängen, nun dazu übergehen, dies auch in die Tat umzusetzen, denn unter dem Einfluss des zweiten Artefakts macht sich ein Schiff der Rentalianer mit einer Bombe auf den Weg, um im Parliden-Sektor große Verheerungen auszulösen. Da die Rentalianer mit den Menschen im Bunde sind, würde eine Kriegserklärung zur Erfüllung eines Beistandspaktes durch die Menschen führen, so dass auch sie sich dann mit den Parliden im Krieg befänden.

      Noriko Ishida als diensthabende Offizierin soll das Schlimmste verhindern, wird dabei aber mit den Auswirkungen ihrer Vergangenheit und des Kelvin-Debakels konfrontiert und muss nicht nur schwerwiegende Entscheidungen treffen, sondern gleichzeitig um ihre Autorität kämpfen.

      Es ist nicht die Fülle an Informationen oder die Rasanz der Ereignisse allein, die es dem Hörer nicht gerade leicht macht, dem Geschehen dieser zweiten Episode zu folgen. Es ist der Art und Weise geschuldet, wie Greenlight Press und Interplanar all das in 60 Minuten für den Hörer aufbereiten. Ein weiteres Mal gleicht die Handlung einem Hochgeschwindigkeitszug, bei dem man zu Beginn dieser Folge aufspringt und sich mitreißen lässt. Die Inszenierung bietet keine Rekapitulation des bisher Geschehenen, es gibt kein vorsichtiges Herantasten an die neuen Handlungsstränge – wie eine Bombe explodiert hier einfach ein neues Feuerwerk, und die Tatsache, dass es keinen Erzähler gibt, macht den Konsum dieses Spektakels natürlich nicht einfacher.

      Sicher, vom Standpunkt der bestmöglichen Vermarktbarkeit und der optimalen Kundenbindung muss eine solche Form der Aufbereitung einer Serienhandlung vielen natürlich wie ein Akt von beinahe suizidalem Leichtsinn erscheinen.

      Auf der anderen Seite entfaltet sich durch diese Form der Erzählung ein großer Sog, denn die vielen ungeklärten Handlungsstränge und offenen Fragen sind für einen Hörer natürlich von großem Reiz. Wie bei einem Mosaik für die Ohren lauscht er gebannt der Handlung und hofft darauf, ein weiteres Bruchstück erhaschen zu können, das den Nebel lichtet und aufzeigt, was in der Welt von Heliosphere eigentlich wirklich gespielt wird.

      Für mich persönlich ist dies unter den bisher erschienenen Episoden die mit Abstand schwergängigste und für den Hörer anstrengendste Folge, und ich könnte mir denken, dass sie vielen Ersthörern erst einmal viele Rätsel aufgibt, den einen oder anderen vielleicht sogar frustriert. Mit dem Wissen des gesamten Bogens bis Folge 9 jedoch sieht dies ein wenig anders aus. Auch dann ist dies eine Folge, die ein besonderes Höchstmaß an Aufmerksamkeit erfordert, doch vieles, was einem anfangs vielleicht noch verwirrend erschien, klärt sich in der Rückschau.

      Insofern mag ich dieses Feuerwerk aus parallelen Handlungssträngen und neuen Informationen nicht danach bewerten, ob es im Sinne des Ersthörers gelungen ist. (Kritik wäre nachvollziehbar, ginge aber wohl am Kern der Sache vorbei.)

      Diese Folge fügt sich gut in den Serienverlauf ein. Und sie treibt die Handlung rasant voran. Noriko Ishidas Persönlichkeit wird noch einmal etwas vertiefender dargestellt, die besondere Stellung Captain Cross‘ im Kern der Serienhandlung angedeutet und zudem nach den Parliden im ersten Teil ein weiteres Volk eingeführt: die Rentalianer, eine Spezies, die Hunden gleicht und in Rudeln lebt – eine sicherlich schräge und aberwitzige Vorstellung, die jedoch im Fortlauf der Handlung keineswegs lächerlich wirkt und auf eine sehr ernsthafte Weise dargestellt wird.

      Außerdem betritt ein weiterer Charakter die Bühne, der im weiteren Serienverlauf noch an Bedeutung gewinnen wird: Der Sicherheitschef der Hyperion, Alpha 365, eine menschliche Züchtung, der gewisse Grundsätze eingegeben wurden, gegen die sie nicht verstoßen kann.

      Alles in allem stellt Folge 2 also nach der Auftaktepisode eine weitere Zumutung für den Hörer seitens der federführenden Produzenten dar, was Fülle an Details und relevanten Informationen angeht. Doch wer jetzt zurückschreckt, sei beruhigt: Der Gipfel des Diffusen ist hiermit überschritten – von jetzt an (und vor allem während der nächsten beiden Folgen) wird einiges klarer werden, und es wird in Teilen erkennbar, was hier tatsächlich gespielt wird – und vor allem: von wem.

      Was Musik und Sounddesign anbelangt, bewegt sich diese Folge auf dem Niveau der ersten. Auch hier wieder ist der Einsatz von Geräuschen eher fokussiert. Es wäre vielleicht bedenkenswert, bei Dialogen noch ein wenig mehr die Tiefe des Raumes zu erfassen. Aber dieser Punkt ist ganz sicherlich Meckern auf hohem Niveau. Die Produktion zeigt sich in diesem Punkt gewohnt souverän und überzeugend.

      Gleiches gilt für die Sprecherinnen und Sprecher.
      Ein nicht unbeträchtlicher Anteil am Geschehen in dieser Folge kommt der Figur zu, die von Christin Marquitan gesprochen wird, Noriko Ishida, und sie stellt sich dieser Herausforderung mit Bravour. Als ihr Gegenspieler unter den eigenen Crewmitgliedern darf der großartige Martin Keßler zu kaltschnäuziger Hochform auflaufen. Die Wortgefechte der beiden mögen in Teilen vielleicht etwas zu plakativ sein, die Versuche des Untergebenen ein ums andere Mal zu offensichtlich, seine Vorgesetzte zu diskreditieren – hier hätte es gern auch einen Hauch subtiler ausfallen dürfen –, doch es mag auch dem hohen Tempo geschuldet sein, dass hier an einem gewissen Feinschliff vielleicht nicht im überbordenden Maße gearbeitet wurde.

      Neu im Cast vertreten sind Sven Hasper als Alpha 365 und Hans-Eckart Eckhardt als Captain Cross‘ Vertrauter Janis Tauser sowie Nico Nothnagel als Dr. von Ardenne, die es allesamt schaffen, ihren Rollen etwas Unverwechselbares zu geben. Die Sachlichkeit des Sicherheitschefs, die natürlich mit seinen Eigenschaften als Züchtung zu tun hat, verwirrt zunächst; Ardenne wirkt dem ersten Anschein nach leicht tölpelhaft, verbirgt aber offenbar unter diesem oberflächlichen Erscheinungsbild hohe Kompetenz, und Tauser verleiht dem einzigen Crew-Mitglied, das auf Empfehlung von Captain Cross auf der Hyperion mitfliegen darf, einen prägnanten Kurz-Auftritt und empfiehlt sich damit für weitere Einsätze.

      Im Ganzen ist diese zweite Episode als Fortsetzung der Exposition zu betrachten. Das Fundament des Serienuniversums wird gerade erst zusammengefügt, die wichtigsten Personen gerade einmal im Ansatz vorgestellt – während viele noch gar nicht näher betrachtet wurden: Akoskin, Task, McCall und Lt. Kensington – sie alle sind bisher nicht viel mehr als Randfiguren. Doch auch ihnen wird im weiteren Verlauf des Geschehens eine größere Rolle zufallen. Und so wird es noch zwei Folgen dauern, bis die Exposition halbwegs ihr Ende gefunden haben wird und die Serie in eine neue Phase, nämlich die des Hauptgeschehens ansatzweise wird eintreten können.

      Darum von mir an dieser Stelle noch einmal die Empfehlung, diese Folge nicht losgelöst zu hören, sondern im Verbund mit ihrem Vorgänger und den beiden Nachfolgern, den Folgen 3 und 4. Nur dann hat man wohl einen angemessenen und vernünftigen Ausblick auf die Welt von Heliosphere 2265, der es einem ermöglicht, sich zu orientieren und abzumessen, wie Aufbau der Serienhandlung und Inszenierung einzuordnen und zu bewerten sind.

      Im Fazit haben wir es hier also mit einer der schwergängigsten, gleichzeitig aber auch einer sehr aktionsgeladenen und mit Informationen prall gefüllten Folge zu tun, die ohne jede Atempause die Handlung voranpeitscht und so konsequent die Ereignisse des ersten Teils ergänzt. Für Ersthörer vermutlich sehr verwirrend, aber doch gleichzeitig aufgrund der Aktionsdichte und der exzellenten Sprecherleistung, allen voran von Christin Marquitans, ein Hör-Erlebnis, das der ersten Folge kaum in etwas nachsteht.


      Die zweite Folge ist ein verwirrender Parforceritt auf der Hyperion durch die Mysterien der Heliosphere-Serienwelt – packend, aber auch fordernd!

      :st: :st: :st: :st: :st3:




    • @Hardenberg
      Vielen Dank für deine tolle Folgenbeschreibung!!

      Sie trifft meine Meinung auch wieder komplett. Allerdings hatte ich kaum Probleme den Handlungssträngen zu folgen bisher und fühle mich zumindest momentan nicht überfordert =) Vielleicht liegt es daran das ich mein ganzes Leben schon Sci-Fi Kram sehe, lese, höre und früher mit gespielt habe!?

      Ich versuche jetzt weiter aufzuholen und schaue solange nicht in deinen Heliosphere Thread rein, aber freue mich schon auf die von dir angedeuteten Ent-und Verwicklungen!

      Das Tempo der Folge ist wieder fantastisch hoch und vor dem Ende habe ich schon auf die Uhr geschaut, weil es mir vorgekommen ist, als wenn ich schon 1 1/2 Stunden hören würde.
      Nicht weil die Handlung zäh ist, sondern weil soviele Dinge passieren und die Spannungskurve nie abreisst.

      Schöne Idee bei dem ersten Gespräch mit der weiblichen Rentalianerin den Übersetzer kurz ausfallen zu lassen und man die eigentliche knurrige Sprache der Rasse zu hören bekommt.
      Besser Illusionen die uns entzuecken als zehntausend Wahrheiten
    • Danke für die Blumen. :)

      Ja, die Idee mit dem Übersetzer fand ich auch gut.
      Vor allem auch beeindruckend, wie man es schafft, eine Idee, die im Grunde ziemlich beknackt und blödsinnig ist, nämlich ein Volk von Hundemenschen zu ersinnen, so umzusetzen, dass sie überhaupt nicht beknackt und blödsinnig rüberkommt. Hut ab davor! =)

      Freut mich auch, dass Du leichter in die Handlung findest als ich. Ja, mag durchaus sein, dass Deine SciFi-Affinität Dir dabei hilft. Ich bin ja eher ein Genrefremder bei dieser Serie. Für mich ist das wohl einfach noch etwas mehr "Arbeit" (wenigstens zu Beginn gewesen, jetzt nicht mehr).

      Ich weiß nicht, wie das bei anderen hier ist oder war. Soweit ich weiß, brauchte doch auch @Cherusker ein paar Anläufe bei den ersten Folgen, um alles zur Gänze erfassen zu können, oder?

      Mag aber vielleicht auch immer davon abhängen, wieviel Zeit und Raum man gerade hat, sich auf die jeweiligen Hörspiele voll und ganz einzulassen. Oft ist man ja leider auch anderweitig noch so sehr in Beschlöag genommen - auch privat -, dass es schwierig ist, sich mal eine ganze Stunde komplett rauszuziehen, um sich mit geballter Aufmerksamkeit anderem zuzuwenden.

      Nun bin ich mal gespannt, was Du zu den Folgen 3 und 4 sagst!! :green:
    • Smeralda schrieb:

      Schöne Idee bei dem ersten Gespräch mit der weiblichen Rentalianerin den Übersetzer kurz ausfallen zu lassen und man die eigentliche knurrige Sprache der Rasse zu hören bekommt.
      Ja, das hat mir auch sehr gut gefallen.

      Hardenberg schrieb:

      Ja, die Idee mit dem Übersetzer fand ich auch gut.
      Vor allem auch beeindruckend, wie man es schafft, eine Idee, die im Grunde ziemlich beknackt und blödsinnig ist, nämlich ein Volk von Hundemenschen zu ersinnen, so umzusetzen, dass sie überhaupt nicht beknackt und blödsinnig rüberkommt. Hut ab davor! =)
      Du hast wirklich wenig SF gesehen. ;)

      Gruß, Frank
      Wo Leidenschaft ist, da ist auch Hoffnung.
    • Frank schrieb:

      Du hast wirklich wenig SF gesehen.

      Ts...
      Bei Interplanar ist natürich nichts zufällig, das Hundvolk, gerade die Szene
      mit dem Translator ist genial.

      Hat einer von Euch mal nach "Manfred von Ardenne", also einem
      Vorfahren des Charakters "von Ardenne"" gegoogelt?

      ..
      Interplanar: Du hörst nicht zu, Du bist dabei! :applaus:
    • Frank schrieb:

      Hardenberg schrieb:

      Ja, die Idee mit dem Übersetzer fand ich auch gut.
      Vor allem auch beeindruckend, wie man es schafft, eine Idee, die im Grunde ziemlich beknackt und blödsinnig ist, nämlich ein Volk von Hundemenschen zu ersinnen, so umzusetzen, dass sie überhaupt nicht beknackt und blödsinnig rüberkommt. Hut ab davor! =)
      Du hast wirklich wenig SF gesehen. ;)

      Definitiv. Sonst hätte ich's ja auch nicht geschrieben... :zwinker:

      Bei mir funktioniert SciFi nur, wenn die Geschichten eine etwas "universellere" Dimension haben, sich also aus dem reinen Bedienen der Genre-Erwartungen lösen. Das geht mir aber eigentlich mit allen Genres so. Ich mag auch keine Krimis um des Krimis willen, keinen Horror um des Horrors willen - hasse Actionfilme, schätze jedoch den Actionfilm Aliens, weil er eben mehr ist als plumpe Action, und liebe GoT, obwohl ich Fantasy nicht ausstehen kann, aus denselben Gründen. Ich habe da also schon meine Grundsätze, bin aber nicht dogmatisch.

      Nebenbei: Ich weiß noch, wie ich mich in den 90'ern mal durch die damals noch drei Star Wars-Filme regelrecht quälen musste und ich Han Solos Begleiter Chewbakka einfach nur grauenvoll und lächerlich fand.
      Das Problem hatte ich mit den Rentalianern nicht. :)