Krieg der Welten - Teil 1

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    • Krieg der Welten - Teil 1



      Krieg der Welten - Teil 1 von 3

      Zum Inhalt:
      Anfang des 20. Jahrhunderts beobachten Wissenschaftler rund um den Globus unerklärliche Explosionen auf der Marsoberfläche. Auch der englische Astronom Ogilvy bemerkt die Vorgänge und versucht mit dem Journalisten Simon Shuster dem Rätsel auf die Spur zu kommen. Nach und nach erkennen sie, daß es sich bei den Ereignissen auf dem Mars um Raketenabschüsse handeln könnte. Als eines Nachts ein "Komet" auf einem Feld in der Nähe des englischen Dorfes Ottershaw einschlägt, sehen sich beide schnell in ihrer Vermutung bestätigt. Ogilvy versucht sofort, Kontakt zu den Marsianern herzustellen, doch diese reagieren anders als erhofft...

      Zur Produktion:
      Nach dem Zweiteiler "Die Zeitmaschine" und dem Einzelhörspiel "Das Imperium der Ameisen" (beide wurden bereits 2017 bei Folgenreich veröffentlicht), ist "Krieg der Welten" die dritte Adaption eines Romans des berühmten britischen Autors H.G. Wells (21.09.1866 - 13.08.1946).
      Die Vertonung des in der deutschen Version knapp 176 Seiten umfassenden Romans ist auf üppige drei CDs angelegt, welche im Abstand von jeweils einem Monat erscheinen werden.
      Bereits im Vorfeld gab es an dieser Veröffentlichungspolitik Kritik, vor allem, da der Zweiteiler "Die Zeitmaschine" im letzten Jahr auch an einem Tag herauskam.
      Ich vermute, daß dies mit der Jahreszeit zusammenhängt. Üblicherweise erscheinen im Sommer wenig bis gar keine neuen Hörspiele, und so sorgt Folgenreich dafür, daß der Hörer jeden Monat etwas aus der eigenen Produktion zu hören bekommt. Mich persönlich stört der Rhythmus nicht, im Gegenteil, er macht mir sogar Spaß, da es mich an mehrteilige Radiohörspiele erinnert, auf die man früher auch immer eine gewisse Zeit warten musste.
      Abgesehen von der Erscheinungsweise, gibt es allerdings noch einen Unterschied zu den bisherigen Produktionen. Während Oliver Döring bei diesen für Buch, Schnitt und Regie verantwortlich zeichnete, beschränkt er sich dieses Mal auf die beiden Letztgenannten, und das Hörspielskript stammt von Christian Gailus. Im Gegensatz zu Döring, der seine Geschichten am Ende des 20. Jahrhunderts ansiedelte, weicht Gailus nur knapp 6 Jahre von Wells' Vorlage ab und beginnt die Schilderung am 01.01.1900, statt am 02.08.1894. Auf diese Weise kann der Skriptautor die Weltausstellung in Paris als Handlungsort nutzen, um einerseits Erzähler und Hauptfigur Simon Shuster und dessen Bruder Stuart vorzustellen und andererseits deren technischen Wissenstand zu verdeutlichen.
      Apropos Erzähler: Dietmar Wunder hat hier als solcher weitaus mehr Text, als in seiner Figur des Journalisten.
      Im weiteren Verlauf orientiert sich Gailus stark an der literarischen Vorlage. Inhaltlich umfasst das ca. 58minütige Hörspiel die Kapitel 1 bis 12 des ersten "Buchs"; Der Roman ist im Original in zwei "Bücher" unterteilt.
      Obwohl Gailus teilweise Sätze wörtlich übernommen hat, gibt es doch etliche Unterschiede zwischen seinem Skript und dem Werk von Wells.
      So ist beispielsweise die Szene im Büro des Herausgebers neu hinzugekommen, und auch die Figur des Professor Gryson lässt sich nicht in der Vorlage finden. Daß der bei Wells namenlose Protagonist hier mit Vornamen Simon heißt, ist möglicherweise darauf zurückzuführen, daß Dörings Sohn (der auch eine kleine Rolle spricht) ebenfalls diesen Namen trägt. Viel interessanter fand ich aber, daß Gailus die Zerstörung eines Tripods, also des ersten Erfolgs der Menschheit bei ihrem Kampf gegen die Außerirdischen, einfach streicht und Teil 1 so mit einer noch ganz hoffnungslosen Grundtendenz enden lässt.
      Das ist zwar nicht werkgetreu, aber erzähltechnisch wirkungsvoll, da man als Hörer nun noch gespannter ist, wie es weitergeht und ob überhaupt jemand überleben wird.
      Diejenigen, welche die Zeit bis zum Erscheinen der nächsten Folge mit einer Auffrischung ihrer Kenntnisse von Wells' Roman überbrücken möchten, finden die englischsprachige Originalausgabe im Internet, bei Wikipedia unter en.wikisource.org/wiki/The_War_of_the_Worlds.
      Produktionstechnisch steht das Hörspiel seinen Vorgängern in nichts nach. Oliver Döring und Alex Stelkens verleihen dem Geschehen mit einer Unmenge vollkommen natürlich klingender Geräusche die nötige Atmosphäre, angefangen von brausendem Wind über pfeifende Silvesterraketen, bis hin zum bei der Einfahrt lauter werdenden Zug. Aber es sind die vielen "kleinen" Töne, die das Hörspiel zu einem akustischen Erlebnis machen. So gibt es für die Arretierung des Teleskops ein anderes Knarren als bei der Öffnung der Kuppel, und der Zylinderdeckel, bei dem man Metall auf Erde knirschen hört, hat natürlich den beeindruckendsten Sound. Auch der Hitzestrahl der Marsianer ist überaus gelungen, es britzelt und brutzelt, was das Zeug hält! Da ist die uralte, quäkende Autohupe schon beinahe eine Art "Comic relief".
      Die Effekte sind geschickt eingesetzt, beispielsweise wird Ogilvys Warnruf leise eingespielt, um seine räumliche Entfernung zu Simon akustisch darzustellen, und die Stimme des Erzählers hat einen leichten Hall bekommen, um zu verdeutlichen, daß es sich bei dem Gesagten um einen "inneren Monolog" handelt.
      So ausgefeilt die Produktion auch ist, gibt es doch zwei Dinge, die mir nicht wirklich gefallen haben. Da wäre zunächst die "Menschenmenge", die man während des ersten Zusammentreffens von Ogilvy und Simon hört. Diese ist für meinen Geschmack zu laut und damit aufdringlich eingespielt. Aber was mich noch mehr daran stört, ist, daß die Leute alle irgendwie panisch klingen, was zu diesem Zeitpunkt vollkommen übertrieben wirkt, denn die Marsianer sind ja noch nicht einmal gelandet.
      Mein zweiter, etwas kleinerer "Kritikpunkt" betrifft die Szene im Observatorium. Dort werden beide Stimmen (die von Simon und die von Ogilvy) mit demselben Halleffekt verfremdet, der bis dahin eigentlich dem Erzähler und seinem "inneren Monolog" vorbehalten war, was ich als verwirrend bzw. ungeschickt empfand. Genauso opulent wie die Geräuschkulisse, ist auch die Auswahl an verwendeten Instrumenten. Neben Klavier, Geige und Blasinstrumenten, welche den musikalischen Weisen, die mal spannungsgeladen, mal getragen daherkommen, vorbehalten sind, sorgt der Synthesizer für die "technische" bzw. bedrohlich wirkende Klangfarbe.

      Zu den Sprechern:
      Auf den ersten Blick scheint die Besetzungsliste nicht sehr umfangreich zu sein und nur aus sieben Sprecher mit Rollenzuordnung zu bestehen, doch dieser Eindruck täuscht, da der Großteil der Sprecher (21 an der Zahl!) erst danach aufgeführt wird. Die sympathische Stimme von Hauptfigur und Erzähler Dietmar Wunder(Simon) passt sehr gut zu der Figur des von Neuerungen begeisterten, stets wissbegierigen Journalisten, dessen anfängliches Interesse aufgrund der Ereignisse sehr schnell in Entsetzen und Fatalismus umschlägt. Sprecherisches Highlight ist für mich aber der kürzlich verstorbene Peter Groeger(Ogilvy) mit seinem gelungenen Portrait des zerstreuten Gelehrten, dessen Glaube an die Wissenschaft und Vernunft bis zum Schluß unerschütterlich bleibt.
      Reinhard Kuhnert(Soldat) spricht den vollkommen desillusionierten Kutscher mit stockender Stimme, was seinen Bericht noch eindringlicher wirken lässt. Oliver Stritzel(Gregg) hingegen schlägt einen härteren, kraftvolleren Ton an und tritt der drohenden Gefahr entschlossen entgegen. Hans Bayer(Gryson) gefällt als von der Invasion völlig überraschter, überaus verblüffter Professor, und Nico Sablik(Stuart) ist großartig als Simons enthusiastischer und extrem zukunftsorientierter kleiner Bruder. Gleiches gilt auch für Marieke Oeffinger(Cathy) mit ihrer Darstellung der völlig überrumpelten Ehefrau Simons, die sich schwer damit tut, auf ihre weltlichen Besitztümer zu verzichten. Wie schon eingangs erwähnt, bleibt der Rest der durchweg ausgezeichneten Sprecherriege aus Jaron Löwenberg, Philip Schepmann, Detlef Bierstedt, Asad Schwarz, Daniel Montoya, Frank Röth, Marcus Staiger, Roman Shamov, Martin Baden, Susanna Bonaséwicz, Juliane Ahlemeier, Simon Döring, Alexander Weise, Udo Schenk, Luisa Wietzorek, Berenice Weichert, Carlos Lobo, Roland Wolf, Matthias Schmidt.Foß, Christoph Walter und Joachim Kerzel leider ohne Rollenzuordnung. Sie leihen ihre Stimmen u.a. den Bürgern Ottershaws und Wayrdges, der Menschenmenge auf dem Feld, einem Vater-Sohn Gespann, Soldaten, Arbeitern und dem schlitzohrigen Wirt eines Gasthauses.

      Fazit:
      Ansprechender Auftakt des Dreiteilers.

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      OTR-Fan
    • Ich bin ja ein Fan der Mediabühne-Version, vielleicht bin ich deshalb etwas voreingenommen an dieses Hörspiel herangegangen. Zuerst dachte ich mir beim Hören noch: Na ja, kann man einmalig anhören und danach nie wieder. Nach Einwirken des Hörerlebnisses bin ich enttäuscht. Viel zu erzähllastig, ohne das die große Bedrohung einprägsam rüberkam.

      Während in der Mediabühne eine alles umfassende Spannung in der Luft liegt, die Bedrohung zum greifen nah, fühlt man sich hier in eines der schlechteren Gruselkabinette versetzt. laber laber laber... Und man denkt sich so: Eine Umsetzung die die Welt nicht braucht.

      Enttäuschend! X(