Hörspielerfahrungen Teil 13: Das Dilemma der "Lauflänge"

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    • AmZ schrieb:

      Aber wie gesagt, vielen geht es ja um das grundsätzliche, egal ob Vorspann usw., egal ob Top-Produktion, wenn es kurz ist, ist es nicht das Geld wert.....
      Und dies widerspricht meiner Einstellung, denn, wie schon in meiner Kolumne geschrieben, sollte nicht die Lauflänge im Vordergrund stehen, sondern die Qualität des Gehörten und wie oft ich mir deshalb das Hörspiel in der Zukunft anhören werde. Dann kann ein sehr langes Hörspiel plötzlich sündhaft teuer sein (weil ich es mir einfach nicht mehr oder fast nie anhöre) und ein sehr kurzes Hörspiel plötzlich ein Schnäppchen werden (weil es noch zig Mal in meinem Player landet).
    • Ich finde es mittlerweile sogar "mutig", nicht der Versuchung zu erliegen, Geschichten künstlich aufzublähen, um die CD vollzukriegen.
      Natürlich habe ich immer wieder auch Lust auf eine größere, eine längere Geschichte, aber mal eine kurze, knackige und rundum gelunge Geschichte in vierzig oder fünfundvierzig Minuten lockt mich durchaus auch. Kommt halt immer drauf an, um was für eine Vorlage es sich handelt. "Der Glöckner von Notre-Dame" in vierzig Minuten hätte mir wohl sicherlich nicht so gut gefallen, aber so mancher Gruselkabinett-Geschichte hätte ein solcher Mut zur Kürze gut getan. Und ich habe den Eindruck, dass diese Erkenntnis aktuell auch bei Titania umgesetzt wird. Wie siehst Du das? @MonsterAsyl
    • Hardenberg schrieb:

      Und ich habe den Eindruck, dass diese Erkenntnis aktuell auch bei Titania umgesetzt wird. Wie siehst Du das?
      Zumindest lässt die Länge der aktuellen Folgen darauf schliessen. Nach zwei Folgen würde ich aber noch nicht von einem Trend sprechen. Allerdings hoffe ich, daß man diese Tendenz beibehalten wird, sofern die Geschichte nicht darunter leidet. Wie Du schon geschrieben hast, ist das natürlich davon abhängig, wie lang die literarische Vorlage ist. In der Vergangenheit hat man ja auch gern mal zwei kurze Geschichten zu einer verwoben, wie zuletzt bei "Die Fakten im Fall Valdemar". Das hatte ja auch ganz gut gepasst, aber die Anmerkung von @Markus G. geht mir nicht mehr aus dem Sinn. Denn durch die Einflechtung der anderen Geschichte verändert sich tatsächlich ganz erheblich das Verhältns des Lesers zu Valdemar. :] Schon von daher würde ich es begrüßen, wenn man zukünftig tatsächlich nur eine Geschichte vertont, auch wenn die Laufzeit sogar noch kürzer als 42 Minuten ausfallen würde.

      Hardenberg schrieb:

      Ich finde es mittlerweile sogar "mutig", nicht der Versuchung zu erliegen, Geschichten künstlich aufzublähen, um die CD vollzukriegen.
      Dieser "Mut" wird aber nicht unbedingt belohnt. Ich denke dabei an die Perry Rhodan Serie Plejaden bei denen die Folgen teilweise noch kürzer ausfielen, was zu erheblichem Unmut bei den Käufern geführt hat. Das ist halt auch schwierig, wenn die Folge dann trotzdem soviel kostet wie eine "lange".


      OTR-Fan
    • MonsterAsyl schrieb:

      Schon von daher würde ich es begrüßen, wenn man zukünftig tatsächlich nur eine Geschichte vertont, auch wenn die Laufzeit sogar noch kürzer als 42 Minuten ausfallen würde.

      Ich bin auch kein Freund dieser Verknüpfungen. Sie haben mich bisher einfach nicht überzeugt und stellen für mich einen unbefriedigenden Eingriff in die Originalgeschichten dar.

      Warum nicht stattdessen zwei voneinander unabhängige Vertonungen auf einer CD?

      Bei Aylmar Vance hat es doch auch prima funktioniert. Die höre ich noch immer und immer wieder sehr gern. Die Rahmenhandlung finde ich dabei, ehrlich gesagt, eher nicht so wichtig, und ich hätte sie nicht vermisst, wenn man stattdessen die Vorstellung der Charaktere in die erste Geschichte eingebettet und sie ansonsten komplett gestrichen hätte.
    • Na, vielleicht nimmt es Herr Gruppe ja mal als Anregung. Ich denke, alle Doppelvertonungen nach Poe hätten mir besser gefallen, wenn man darauf verzichtet hätte, sie in einem Plot zusammenzuführen.
      Und ich finde es gut, dass man sich mittlerweile "traut" auch kürzere Hörspiele zu veröffentlichen, bei denen die Kürze durch die Vorlage vorgegeben ist. :]
    • Hardenberg schrieb:

      Und ich finde es gut, dass man sich mittlerweile "traut" auch kürzere Hörspiele zu veröffentlichen, bei denen die Kürze durch die Vorlage vorgegeben ist. :]
      Wie gesagt, ich begrüße das auch. Als damals "Der Streckenwärter" angekündigt wurde, hatte ich mcih schon gefragt, wieviele "zusätzliche" Minuten es da wohl geben würde, da mir die Geschichte doch sehr kurz erschien. Umso größer war meine Freude, als ich festgestellt habe, daß so gut wie nichts an zusätzlichen Szenen vorhanden ist. Das lässt die Handlung sehr dynamisch wirken und es war mein Ernst als ich in meiner Rezension schrieb, daß mir ein kalter Schauer über den Rücken gelaufen ist. Und das obwohl ich die Geschichte längst kannte. =)


      OTR-Fan
    • Möchte mal zum Ursprung der Länge kommen.
      WIE kam es eigentlich dazu, dass aus den damaligen standardmäßigen kurzen Hörspielen auf einmal so lange wurden? Also die Frage ist nicht, warum die HSP damals so kurz waren, weil die LPs nicht so lang waren, usw., sondern, wie kam es zu dem Wechsel? Warum wurden sie auf einmal immer länger und heute bis teilweise doppelt so lang? (also jetzt die normalen HSP, nicht Mehrteiler oder ungekürzte Sachen).

      Hat da jemand gerufen: "ey, ich will mehr für mein Geld...!" ?

      UND: Warum haben die Produzenten nicht direkt einen Preisunterschied gemacht? Ist ja dann eigentlich auch verständlich, dass man erstmal schaut wieviel man fürs Geld bekommt und später vielleicht erst für was. (Man sieht es ja z.B. auch am Fleischkonsum. Qualität spielt erstmal keine Rolle, da wird Abfall angeboten und das wird gekauft, Hauptsache es ist billig und es kommt Fleisch auf den Tisch. Das man sich da Müll reinschaufelt ist egal, wenn man bedenkt wie viel Aufklärung es dazu gibt. Aber wehe Qualität kostet und wehe es gibt einen neuen Skandal, wie u.a. mit dem Pferdefleisch. Oder den illegalen Zigaretten. Ich möchte gar nicht aufzählen was da alles drin ist, so pervers ist das, aber Hauptsache was zu Quarzen und billig. Das man sich damit 20 mal mehr die Gesundheit schadet ist egal. 5 Stangen zum Preis von 3 Packungen, dann kann drin sein was will).



      Ich möchte mal einen Vergleich anbringen, warum ich noch nie die persönliche-Preis-Politik einiger Leute verstanden habe und auch nicht verstehen werde: (Das Beispiel ist nicht gelogen, sondern wirklich zufällig gerade passend)

      Da kostet der ASTERIX (normale Band, nicht Hardcover) 6,90. Ein Hsp auf CD 6,99. Eine C&W-1250gTorte 6,95. Also 3 Sachen die rund 7 € kosten.
      Die Torten gehen weg wie nichts, aber was bekomme ich dafür? Viel Fett und Zucker und lange hält die auch nicht und die Produktionskosten sind minimal.
      Der Asterix ist mit viel Arbeit verbunden, der Zeichner und der Texter haben auch ihren Preis und man bekommt, je nach Geschmack, gute Unterhaltung und man kann ihn so oft lesen wie man will oder gar verschenken oder verkaufen.
      Beim HSP ist es ähnlich wie beim Asterix, nur wird da vermutlich der Produktionsaufwand und die Kosten noch höher sein, aber man hat auch, hoffentlich, sein vergnügen und kann so oft hören wie man will oder es verkaufen oder verschenken.
      All das kann und habe ich bei der Torte nicht. Wenn sie nicht schmeckt, weil es eine ist, die man noch nicht kennt, dann hat man Pech gehabt. Maximal kann man sie der Familie oder dem Nachbarn geben.

      Warum sind hier so viele Leute bereit für "Nichts" viel Geld auszugeben, aber für "Viel" nur so wenig wie möglich? OK, der Asterix wird sich wohl sehr gut verkaufen, wo alle HSP-Produzenten zusammen sich über einen Krümel freuen würden, dennoch begreife ich die Bereitschaft sein Geld auszugeben nicht. Es gäbe noch unzählige weitere Beispiele - auch was z.B. Elektrogeräte angeht. Es ist einfach eine Mentalität, die ich nicht nur begreife, sondern die mir teils auch sehr unsympathisch ist, um es mal dezent auszudrücken.
      :albern:

      :st: :st3: :st2: Neu-Deutsch für Olympische Spiele: "Internationale Doping-Festspiele" :st2: :st3: :st:
    • Also dem Torten-Asterix-Hörspiel Vergleich kann ich nichts abgewinnen. Ich esse hie und da eine Torte, es ist mir bewusst, dass es ein einmaliges Vergnügen ist, aber wenn Sie mir schmeckt, weine ich dem Kauf keine Träne nach. Etwas Süßes kann auch etwas Gutes für die Seele sein. Von „nichts“ kann also keine Rede sein. Man bekommt eine Gegenleistung. Diese ist allerdings anders als beim Comic oder beim Hörspiel. Asterix lese ich seit ich 7 Jahre bin und Hörspielfan bin ich sogar noch länger. Manchmal möchte ich Torten essen, manchmal Asterix lesen und manchmal Hörspiel hören.

      Warum man plötzlich lange statt kurze Hörspiele bekommt? Wahrscheinlich weil sich die Medien verändert haben. Ich kann mich noch gut erinnern wie TSB damit warb, dass die Hörspiele 60 Minuten oder länger dauerten. Damals war es noch was Besonderes. Heute sind eher sehr kurze Hörspiele etwas Besonderes, wenngleich man hier eher Ktitik als Lob erntet.
    • Markus G. schrieb:

      Von „nichts“ kann also keine Rede sein. Man bekommt eine Gegenleistung.
      Das ist relativ. Allerdings ist das Preis-Leistung-Verhältnis eigenartig. Wie gesagt, die Produktionskosten, -Zeiten und -Aufwände sind doch völlig unterschiedlich. Man ist nicht bereit für ein HSP mehr zu zahlen als es eigentlich gerechtfertigt wäre und schaut eher auf die länge als auf die Qualität, aber für viel Fett und Zucker gibt man gerne mehr aus. Und C&W ist ja noch mega günstig. Eine Torte beim Bäcker oder Konditorei ist ja wesentlich teurer. Mir geht es eben um den Unterschied von Produktion, was ich davon habe und dem Preis. Wenn du dem Vergleich nichts abgewinnen kannst, ist das natürlich deine Sache, aber es gibt auch Leute, die können dem Kaufen auch nichts abgewinnen und streamen oder saugen alles was sie kriegen können und machen nur auf Geiz ist Geil (und am besten sich noch beschweren, weil sie für nichts bezahlen auch noch nicht mal das bekommen haben, was sie wollten). Jeder hat halt eine andere Mentalität, aber deswegen muss man sie weder nachvollziehen noch gutheißen können oder müssen.
      :albern:

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    • Sorry, aber Torten mit Hörspielen und Comics zu vergleichen und daraus eine Geiz ist geil Mentalität abzuleiten, in einem Thread der „Das Dilemma der Lauflänge“ heißt, ist sehr gewagt. Das ähnelt Untersuchungen, wo (Schein-)Korrelationen zwischen Lebensbereichen hergestellt werden, wo gar keine sein können.
    • Sehe das wie Markus. Kann man nicht vergleichen :)

      Früher waren Hörspiele kürzer da mehr Laufzeit mit höheren Datenträgerkosten einhergingen. Da wurde dann auch schon mal ein Handlungsstrang aus einer Buchvorlage raus gelassen oder sehr gekürzt. Das tat dem Hörspiel wie ich finde häufig gut, da es dann kompakt und Spanungs/Handlungsgeladen war.
      Konnte aber auch, wenn es nicht gut gemacht war durchaus zu konfusionen führen.

      Heute kriegt man häufig die 80 Minuten des Datenträgers voll indem man auch die langweiligern Teile der Vorlagen mit ins Hörspiel reinnimmt da man ja platz dafür hat.

      Natürlich gibt es auch längere Hörspiele die sehr gut sind und die 80 Minuten durchgehend fesseln können aber das ist zumindest für mich nicht die Mehrheit denen des gelingt.

      Preis findet sich in unseren Gefilden meist durch Angebot und Nachfrage. Würden mehr Hörspiele verkauft könnte man den Preis senken um die Kosten zu refinanzieren da dann wohl mehr Leute auch kaufen würden. Setzt man den Preis auf 15 Euro heist das ja nicht unbedingt das man mehr verdient, da dann vielleicht ein Teil der Käufer nicht mehr kauft und stattdessen einen Film für 9 Euro auf DVD mit nimmt.

      Das mit dem Preis wird wohl eh immer schwieriger werden. Seit ich Streamingangebote nutze kaufe ich viel weniger, höchstens mal ne CD beim Aldi für 3 Euro, Sachen von Audible die mich extrem reizen und die es im Streaming nicht gibt oder alte Hörspiele die ich in ihrer Ursprungsform hören möchte und die es wegen Lizenzen oder Rechtsstreits nicht im Stream gibt.

      Grade bei Dowloads oder Streaming portalen kann das Hörspiel ja beliebig lang werden, aber es muss halt auch durchgehend gut sein damit es der Hörer auch bis zum Schluß hört. Bringt ja nichts wenn man nach 5 Minuten gelangweilt die Wiedergabe stoppt. Da hilft dann auch keine "15 Stunden langes Hörspiel" Werbung, wenn der Inhalt nichts taugt :)
    • So abwegig finde ich den Vergleich von @AmZ nun wirklich nicht. Im Gegenteil, er führt da eine durchaus berechtigte Fragestellung an, die sich darum dreht, warum Menschen einen bestimmten Preis für Hörspiele gerade noch akzeptabel oder sogar schon zu hoch betrachten, denselben Preis für irgendwelchen beliebigen und banalen Unsinn dann aber doch ausgeben, ohne auch nur eine Sekunde darüber nachzudenken.

      Die Torte war doch dafür nur ein Beispiel. Daran muss man sich ja nun nicht aufhängen.

      Die Frage selbst ist schon interessant.

      Wenn man mal betrachtet, was die Leute sich tagtäglich alles bereitwillig kaufen und dafür, ohne mit der Wimper zu zucken, reichlich Geld hinblättern - und eben oft ohne dafür eine qualitativ hochwertige Ware zu bekommen -, dann kann man durchaus zu dem Schluss kommen, dass es an einer generellen Wertschätzung für das jeweilige Produkt mangelt. Denn es ist ja beileibe nicht so, dass allein Angebot und Nachfrage den Markt bestimmen: Oft findet mittlerweile ein Unterbietungswettkampf zwischen Unternehmen statt, bei dem der Konsument nur noch schwer zu durchschauen vermag, ob der niedrigere Preis legitim ist oder auf Kosten der Nachhaltigkeit, des Tierwohls, der Lebensqualität der produzierenden Mitarbeiter oder gar der eigenen Gesundheit geht.

      Aber selbst bei offensichtlich fragwürdigen Produkten herrscht bei vielen Konsumenten offensichtlich Gleichgültigkeit: Bei der Eier- und der Fleischproduktion weiß mittlerweile ganz einfach jeder um die Bedingungen bei der Herstellung - und trotzdem greifen viele zu den billigsten Produkten, wo vielfach über eine Konsumumstellung (ein Weniger zu höherem Preis) bessere Bedingungen mitbeeinflusst werden könnten.
      Selbst die von den meisten angelehnten Käfigeier gibt es immer noch: Sie werden zwar nicht mehr direkt abgeboten, wandern aber über die Verarbeitung in Fertigprodukte. Ob man will oder nicht.

      Und in diesem Zusammenhang kann man durchaus zu AMZs Fragestellung zurückkommen:

      Warum diese Gier nach billigen Produkten?

      Denn mir scheint, es ist durchaus Gier, denn der Preis könnte ja durchaus von den meisten bezahlt werden (hin und wieder auf Kosten der direkten Verfügbarkeit), wird es aber nicht.

      Für mich gibt es da mehrere Thesen:

      1. Der Preis für Hörspiele war immer schon recht gering. Und viele Menschen tun sich nun schwer damit, für etwas, bei dem sie daran gewöhnt sind, dass es eine gewisse Preisschwelle nicht überschreitet (6-7€?), mehr zu bezahlen. Dass heutzutage Hörspiele anders, aufwändiger und insofern auch teurer produziert werden, dass zudem kleine Labels vielleicht anders kalkulieren müssen als die großen Hörspielschmieden wie Europa, kommt vielen wohl nicht in den Sinn.

      2. Dann gibt es da natürlich auch die Alternativen. Zunächst einmal gibt es sehr viele Hörspiele aus ähnlichen Genres auf dem Markt. Wenn mir Gruselhörspiel xy für 9€ zu teuer ist und ich eh nur "leichte" Unterhaltung suche, wird es mir ein Leichtes sein, etwas Billigeres zu finden. Hier könnten also diejenigen Produktionen aufs Gesamte die Nase vorn haben, die entweder unökonomisch oder qualitativ geringwertiger produzieren.

      3. Hinzu kommen sicher auch moderne Errungenschaften wie Streaming-Dienste, die auch ihren Anteil daran haben dürften, dass das Bewusstsein, für gute Produkte auch Wertschätzung in Form eines angemessenen Preises, der bezahlt wird, zu zeigen, nicht unbedingt neu erblüht.
      Bei der Fülle an Neuerscheinungen muss ich mich nur etwas in Geduld üben, dann steigt die Chance, es dort als Schnäppchen aufs Ohr zu kriegen. Nicht alle sind Sammler, die eine CD in Händen halten wollen.
      Bei Streaming-Diensten verhältnismäßig neue Hörspiele anzubieten, kommt für mich Selbstmord aus Angst vor dem Tod gleich.

      4. Und dann ist einfach die Möglichkeit, illegal bzw. kostenlos oder wenigstens nahezu kostenlos an ein Hörspiel zu kommen, noch zu groß - und die Hemmschwelle, dies auch zu praktizieren, bei einigen sehr gering. Den Hörspielk(l)auf hatten wir ja schon thematisiert. Und dann gibt es da ja noch so etwas wie youtube etc., wo es offensichtlich an der Tagesordnung ist, Hörspiele hochzuladen, die gerade erst regulär im Handel erschienen sind. Dass offiziell die Plattformen dafür verantwortlich sind, was bei ihnen zu finden ist, senkt die Hemmschwelle für Konsumenten noch weiter. Zumal man sicher oft auch ohne Recherche kaum ersehen kann, ob ein Upload illegal ist oder nicht, denn es gibt ja durchaus auch Hörspielmacher, die ihre eigenen Hörspiele kostenlos dort anbieten.

      Sicherlich gibt es noch weitere Gründe...

      (Eigentlich wäre dieses Thema sogar einen eigenen Thread wert! @AmZ )

      Und so kommen wir endlich wieder zur Lauflänge, denn in diesen ganzen Billig-Wahn mischt sich dann der Gedanke, fürs wenige Geld dann auch möglichst viel kriegen zu wollen. Ganz gleich auf wessen Kosten.

      Und so dürften Hörspielmacher durchaus versucht sein, ihre Produktionen zu dehnen, um mit einer möglichst hohen Lauflänge werben zu können. Mir fällt das bei Titania Medien immer auf. Da steht auf der Rückseite immer so etwas wie: "Über 76 Minuten", als wäre dieses "Über" eine Sensation und man wollte sagen: Sieh mal - wow! - sooo lang ist das Hörspiel, dabei hätte ich mir bei so manchem viel zu lang ausgewalzten Hörspiel gewünscht, dass man drastisch gekürzt und dann mit dem Spruch: "Garantiert UNTER 50 Minuten" geworben hätte. :zwinker:

      Widersinnigerweise scheint die Lauflänge zu einem als werbegeeignet befundenen Pfund geworden zu sein. Als eine Art Selbstläufer. Von eigenem Wert.

      Aber das ist sie nicht.
      Im Gegenteil.

      Bei Titania scheint man das verstanden zu haben.
      Und auch viele Hörer scheinen sich endlich wieder darauf zu besinnen, dass länger nicht unbedingt besser ist. (Und Eure diesbezüglichen Zoten behaltet Ihr besser für Euch! :D )

      Und ein letzter Grund für lange Lauflängen wäre noch zu nennen: Unfähigkeit.

      Es ist Könnerschaft vonnöten, ein Skript auf ein angemessenes Maß zurückzustutzen. Die meisten Autoren sind viel zu dicht an ihrem eigenen Werk, um die nötige Distanz aufzubringen, ein Skript klug zu kürzen. Nicht umsonst gibt es dafür in Buchverlagen einen Lektor, der diesen Part übernimmt und sich mit dem Autoren darüber austauscht.

      So etwas scheint in der Hörspielbranche fast völlig zu fehlen - oder die offiziellen Lektoren sind nicht objektiv oder talentiert genug.

      Hier sehe ich dringend Nachholbedarf!

      Ich hoffe, dass ein neuer Trend, hin zum Mut zur angemesseneren Lauflänge (in Relation zur jew. Vorlage) eingeläutet ist.

      Wie gesagt: Titania scheint etwas verstanden zu haben. Viele Hörer auch. Das lässt mich hoffen. :]
    • Wie geschrieben, der Vergleich hinkt. Nur weil die „Torte“ (oder welchen Platzhalter man hier einsetzen möchte) für den einen beliebiger banaler Unsinn ist, muss er doch auch nicht für jenen, der es konsumiert , auch der Fall sein. Wenn jemand der Meinung ist, dass ein Hörspiel um 7€ ihm nicht so viel „gibt“ wie die „Torte“, dann ist dies sein persönliches Empfinden. Und warum soll jemand für dem Produkt A (Torte) wichtiger und wertvoller ist als das Produkt B (Hörspiele) für B mehr ausgeben als für A? Jeder hat seine eigene persönliche Besürfnispyramide. Dem einen ist das eine mehr wert, dem anderen das andere. Man kann dann nicht hergehen und auf Grund seinem eigenen Bedürfnismassstab (Hörspiel mehr wert als Torte) dem persönlichen Geschmack des Anderen kritisieren, weil der lieber mehr Geld oder gleich viel Geld für Torte als für Hörspiele ausgibt. Dass sind 2 Paar Schuhe. Und dies dann noch in Verbindung mit der Lauflänge, das eigentliche Thema dieser Kolumne, zu bringen, ist ein schwieriges Unterfangen. Man kann diese mMn gar nicht in Beziehung setzen bzw. macht dies wenig Sinn.

      Ob TITANIA es „verstanden“ hat, würde mich auch interessieren. Ich glaube eher, dass sie den Stoff so umgesetzt haben, wie sie es für richtig gehalten haben. Eine Änderung ihrer Strategie wäre mir nicht aufgefallen. Aber vielleicht liege ich hier falsch und TITANIA haben wirklich ihr Konzept der Lauflänge bewusst geändert???
    • Es geht nicht darum, ob ich (oder AmZ) etwas für Unsinn halte oder nicht. Sondern es geht darum, Werte und ihre Hintergründe in Bezug zueinander zu setzen und Fragen daraus abzuleiten.
    • Das funktioniert aber nach meinen Dafürhalten nicht, weil sich jeder in einem eigenen Bezugs/Wertesystem befindet. Das ist dann der berühmte Vergleich zwischen Äpfel und Birnen. Aber das kann jeder gerne anders sehen. Für mich macht es keinen Sinn.
    • Aber deswegen darf man doch wohl das jeweilige Bezugs- und Wertesystem trotzdem hinterfragen. :schulter:

      Es geht ja weniger um die Frage, ob dem Konsumenten Produkt A wichtiger ist als Produkt B und er sich darum für Produkt A entscheidet und auf Produkt B verzichtet, sondern eher darum, dass er den ökonomisch sinnvollen Preis für Produkt B als zu hoch ablehnt, denselben Preis bei einem beliebigen anderen Produkt aber rauswirft, ohne groß darüber nachzudenken.

      Da darf man schon hinterfragen, ob da dem Hörspiel als solchem angemessene Wertschätzung zuteil wird.
    • Wir drehen uns im Kreis. Man kann alles hinterfragen. Es stellt sich nur die Frage ob solche konstruierten Querverbindungen Sinn machen. Für mich machen sie es nicht.

      Es wäre aber toll wenn wir den Hauptaugenmerk in diesen Thread wieder der Lauflänge schenken könnten.
    • Du musst doch nicht gleich so "angefasst" reagieren, nur weil man nicht Deine Meinung teilt. Wenn Dich die Fragestellung nicht interessiert, ist das ja okay. Aber wenn es andere anders sehen, musst Du das ja auch nicht abwerten, sondern kannst den anderen ja den Austausch darüber lassen. :)

      Im übrigen war es sowohl bei AmZ als auch bei mir durchaus mit dem Thema verquickt. Manchmal entwickeln sich Themen eben anders, als man selbst es vielleicht möchte.