Eure "back to the roots"-Lieblinge

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    • Eure "back to the roots"-Lieblinge

      Nachdem ja @Hoerspiel-Mike den Wunsch nach mehr "back to the roots" geäußert hat, wollte ich mal allgemein die Frage stellen, was ihr unter "back to the roots" versteht?

      Im Detail würde mich interessieren, was für euch eure Lieblinge unter den "back to the roots" Hörspielen sind (also Hörspiele im alten Gewand aber aus dem neuen Jahrtausend) und warum gerade diese?
    • Ob "back to the roots" zu den Hörspielen passt, weiß ich gerade gar nicht. Unter bttr verstehe ich, dass man zurück zu den Wurzeln, also zu den Anfängen geht. Da aber Hörspiele schon vor meiner Geburt entstanden waren, denke ich, dass man hier eher "zurück zu den 70ern/80ern" meint. Was war bei den Hörspielen damals so besonders? Ein Punkt, der bereits angesprochen wurde, war, dass man schnell auf den Punkt kam. Vorlagen wurden eher gekürzt als ausgeschmückt. Actionszenen mit viel Getöse gab es weniger, dafür viele Dialoge (manchmal zu viele Monologe) und oft knappe, vielleicht auch zynische/sarkastische Sprüche. Manches wirkt heute vielleicht komisch, aber als Kind fand ich diese Hörspiele (Fünf Freunde, ???, Neon Gruselserie,etc.) sehr unterhaltsam und ich musste mir nach einer LP/MC keine Gedanken machen, ob und wie es weitergeht. Die Geschichte war vorbei. Ende Gelände. Viel Spielraum für Interpretationen und ellenlangen Rezensionen gab es nicht. Schön. Es wurde auch weniger um das Hörspiel herum gelabert. Das änderte sich dann massiv, als es zu den Streitigkeiten kam, die vor Gericht gingen, aber zumindest in den 70ern, Anfängen der 80ern wusste ich davon nix. Man braucht als Konsument auch nicht alles zu wissen...
    • Also "Back to the Roots" im Gewand des neuen Jahrtausends, sind mir eigentlich keine bekannt. Mit Dreamland hat man an die Idee der 80er Gruselserie (Intro), mit den teilweise noch verfügbaren Sprechern von damals, zurück zu den Wurzeln und einer relativen Anpassung an die heutige Zeit - umgesetzt. Teilweise bei Gruselkabinett gibt es einige Folgen. Auch das Hörspiel
      "Schrecken ohne Gesicht"(Gruselserie) hat Ansätze in diese Richtung (Intro).

      Übrigens kann sich mal diese Präferenz auf diversen Plattformen (Zugriffszahlen nach wenigen Monaten) bei Larry Brent und Macabros Classics mal veranschaulichen. Also ich bin damit sicher nicht alleine :D
    • Gute Frage... :gruebel:
      "Back to the Roots" war für mich z.B. "Spuk im Klippenhaus" von Geister-Schocker, die Hommage an "Das Gespenst vom Schlosshotel", denn das ist ja ganz im Stil der alten Geschichte konzipiert und gleichzeitig mein Liebling aus der gesamten Reihe.
      Ebenfalls gern mag ich noch die Nummer 1 unter den G-Sn: "Um Mitternacht holt Dich der Vampir", denn diese Story hat mich auch immer besonders an alte Vampirgeschichten erinnert, kann gar nicht genau sagen, warum.
      Dann natürlich diverse Folgen der Dreamland Grusel-Serie, z.B. "Wolfsnächte", die "Fortsetzung" von "Tödliche Begegnung mit dem Werwolf" (Europa) oder auch "Kap der blutigen Nächte", das Sequel zu "Gräfin Dracula"(Europa), um mal nur zwei Beispiele zu nennen.
      Bei dieser Reihe könnte man das nämlich problemlos, sie nennt sich ja nicht umsonst "back to the roots".
      Gleichfalls irgendwie angenehm "oldfashioned" (im besten Sinn) empfinde ich auch noch die Winterzeit-Serie "Edgar Wallace löst das Rätsel", vielleicht mag ich sie gerade deswegen.
      Ebenfalls nostalgisch angehaucht kommt die erste "Margaret Rutherford" von Hermann Media daher, was Story und Musik angeht - gefällt mir auch sehr!
      "Der Hexer" von Nocturna war ein ähnlicher Fall, ebenso Titanias "Die blaue Hand" und "Das indische Tuch" oder "Die seltsame Gräfin" von Zaubermond.
      Häufig sind die "roots" für mich ganz einfach dann schon gegeben, wenn die Vorlage eine ältere ist und sie passend zu ihrer Ursprungszeit umgesetzt wurde, also ohne Slang-Ausdrücke, Modewörter, Gebrauch von Handys usw.. ;)
      Wird dann noch eine adäquate Musikuntermalung gewählt, gibt es einen Erzähler (gehört für mich irgendwie auch zu "back to the roots"), ist die Laufzeit überschaubar und nicht zu sehr in die Länge gezogen (für mich dann ein absolutes NoGo!), dann sind das alles Faktoren, die dazu beitragen, das Hörspiel "oldschool" zu machen.
    • Markus G. schrieb:

      ..., wollte ich mal allgemein die Frage stellen, was ihr unter "back to the roots" versteht?
      Unter "back to the roots" verstehe ich, wenn man die Entwicklung, die eine Sache seit ihren Anfangstagen durchgemacht hat, bewusst ignoriert und sich wieder auf ihre Ursprungsform konzentriert. Im Hinblick auf das Hörspiel geht es bei den "roots" jedoch weniger um die Ursprünge dieser Kunstform, sondern mehr um die der heutigen Hörspielfans. Deren Wurzeln sind überwiegend die Produktionen der Kassettenkinder-Ära; und wenn der Ruf nach "back to the roots" aufkommt, dann ist er wohl Ausdruck des Wunsches, wieder Hörspiele zu erleben, wie sie Ende der 1970er und in der 1980ern gemacht wurden.

      Ob ein "back to the roots" wirklich eine erstrebenswerte Sache wäre, darüber kann man geteilter Meinung sein. Viele Hörspiele jener Zeit hatten recht anspruchslose Plots nach Standardstrickmuster; mit Figuren, die oftmals rein funktional angelegt waren, anstatt wirkliche Charaktere zu sein. Von den ganzen Klischees, die in den Geschichten bedient wurden, ganz zu schweigen. Als Zehnjährigen hat einen das nicht gestört, und als Erwachsener, der auf diese Produktionen durch die romantisch verklärende Nostalgiebrille zurückschaut, mag man den damaligen Hörspielen ihre Schwächen nicht übel nehmen. Und das ist auch gut so. Aber nimmt man diese Brille ab und bewertet die Hörspiele der 1970er und 1980er mit dem Blick von heute, dann kann man sich schon die Frage stellen, ob sie wirklich besser als das waren, was heute angeboten wird. Ich habe da so meine Zweifel...

      Immer wieder wird die kompakte Laufzeit als ein Plus der Hörspiele aus der Kassettenkinder-Ära angeführt. Und hier wäre ein Punkt, an dem ich ein "back to the roots" begrüßen würde. Ich habe dabei allerdings weniger eine Rückkehr zu Spielzeiten von 40 oder maximal 50 Minuten im Sinn, sondern würde mir vielmehr das Comeback von Autoren wünschen, die es verstehen, die Laufzeit eines Hörspiels sinnvoll zu nutzen. Damals mussten Hörspiele eine recht kompakte Laufzeit haben, und die Autoren haben es hinbekommen, ihre Geschichten ideal auf diese Spielzeit abzustimmen. Heute steht zwar mehr Spielzeit zur Verfügung, aber die Autoren nutzen den Raum oft nicht vernünftig, sondern ziehen stattdessen die Plots einfach in die Länge. 70 Minuten für ein Hörspiel sind nicht zu lang, sondern die Geschichten, die in diesen 70 Minuten erzählt werden, sind schlecht, weil sie Plots für 50 Minuten sind, die auf 70 Minuten gedehnt werden. Die damaligen Autoren waren nicht unbedingt Künstler, aber sie verstanden ihr Handwerk. Heute halten sich manche Hörspielmacher für Künstler, verstehen aber ihr Handwerk nicht. In dieser Hinsicht wäre ein "back to the roots" keine schlechte Sache.
    • SciFi Watchman schrieb:

      Ich habe dabei allerdings weniger eine Rückkehr zu Spielzeiten von 40 oder maximal 50 Minuten im Sinn, sondern würde mir vielmehr das Comeback von Autoren wünschen, die es verstehen, die Laufzeit eines Hörspiels sinnvoll zu nutzen. [...] 70 Minuten für ein Hörspiel sind nicht zu lang, sondern die Geschichten, die in diesen 70 Minuten erzählt werden, sind schlecht, weil sie Plots für 50 Minuten sind, die auf 70 Minuten gedehnt werden. Die damaligen Autoren waren nicht unbedingt Künstler, aber sie verstanden ihr Handwerk. Heute halten sich manche Hörspielmacher für Künstler, verstehen aber ihr Handwerk nicht. In dieser Hinsicht wäre ein "back to the roots" keine schlechte Sache.
      Perfekt zusammengefasst, das sehe ich genauso. :thumbup:
      Wenn die Handlung genügend Substanz für (z.B.) 70 unterhaltsame Minuten hat, besteht sicher niemand auf nur 40.
      Aber da liegt der Hase halt häufig im Pfeffer.
    • SciFi Watchman schrieb:

      Heute halten sich manche Hörspielmacher für Künstler, verstehen aber ihr Handwerk nicht. In dieser Hinsicht wäre ein "back to the roots" keine schlechte Sache.
      Toller Beitrag - und nicht nur in diesem einen zitierten Satz bestens auf den Punkt gebracht. Für bereichernde Beiträge wie diesen liebe ich den Hörgrusel nach wie vor. So etwas findet man aktuell nur hier.

      Danke dafür! @SciFi Watchman
    • Für mich waren "back to the roots"-Hörspiele immer solche, die es schaffen mich gedanklich zurück an meine Anfangszeit meiner Hörspielleidenschaft zu bringen. Einen großen Stellenwert hat dabei die Musik, die Sprecher und auch die Art der Geschichte sowie deren Darbietung.

      Musikalisch hat es vor allem Tom Steinbrecher aka @Plotzka einige Male geschafft das musikalische Flair der 80igern erfolgreich in die Neuzeit zu transportieren. Sprechertechnisch sind es natürlich Europagrössen von damals die für mich sehr leicht Erinnerungen an vergangene Kindertage wachrufen. Und natürlich sind es oftmals Themen und Geschichten, ich erinnere hier an die klassische Gruselserie von EUROPA, die neu aufgegriffen oder fortgesetzt, siehe Dreamland von @Thomas Birker (DLP), die einem an früher nachdenken lassen. Zu guter letzt spielt bei mir auch noch die Kürze, Knackigkeit und die Atmosphäre eine wichtige Rolle wie es für meinen Geschmack die PSI-Akten, aber auch das leider viel zu rasch von der Bildfläche verschwundene Label Hörsturz Gehabe habt haben, eine wichtige Rolle und erzeugen bei mir das "back to the roots"-Gefühl.

      Entsprechend sieht auch meine Auswahl der für mich besten "back to the roots"-Hörspiele aus, selbst wenn diese gar nicht den Anspruch hatten back to the roots zu sein:

      Dreamland Kampf der Vampire - neben der tollen nostalgischen Musik sind es die Sprecher, die mich an früher erinnern lassen.

      Dreamland Woflsnächte - der Nachfolger von Die tödliche Begegnung mit dem Werwolf

      Kap der blutigen Nächte - das Prequel zuGräfin Dracula, Tochter des Bösen

      R&B Die Flucht vor den Werwolf
      R&B Blutspur der Mumie
      R&B Kaltes Grauen
      R&B Im Antlitz des Todes
      Alle Folgen weisen gerade die Ingredenzien auf, wofür ich die HG Gruselserie so geliebt habe. Kurz und Knackig mit vielen Themen, die man bereits aus dem Film gekannt hat.

      Hörsturz: Die Plantage - auch hier passt das Thema wie auch die Kürze um mich an früher denken zu lassen

      Maritim Die Mumie - trotz der Überlänge hat mich diese Mumienfolge so an die alte Mumienfolge von HG Francis erinnert, dass ich Maritims Folge ins Herz geschlossen habe. Sprecher wie F.J.Steffens sorgen hier für mich natürlich auch für viele nostalgische Pluspunkte.

      Letztendlich unterscheiden wir uns alle hinsichtlich des Alters, aber auch des Werdeganges als Hörspielfan, sodass für jedem back to the roots etwas anderes bedeuten kann.
    • Ich finde es schwierig, Back to the roots-Argumente zu finden, die nicht durchsetzt sind von reinen Nostalgiegefühlen. Klar liebe ich die Francis-Hörspiele meiner Kindheit; die waren auf ihre Art auch super gemacht, wobei viele Faktoren glücklich zusammenspielten: Francis' handwerkliches Geschick, teilweise hervorragende Vorlagen, eine gute Regie, erstklassige und unverwechselbare Sprecher und nicht zuletzt die bislang unerreichte Musik von Carsten Bohn. In dieser Hinsicht sind wir alle mit einem goldenen Löffel aufgewachsen - und sind und dessen gar nicht mal bewusst gewesen.

      Natürlich wäre es wünschenswert, die Klasse von damsls auch heute noch zu erreichen, aber dieses Zusammentreffen dieser vielen Faktoren wäre nur sehr schwer zu erreichen.

      Was aber auch mit den Erwartungen eines Teils der Käufer zusammenhängt. @SciFi Watchman hat ja treffend die Problematik der Laufzeiten erörtert. In Zeiten, in denen von mancher Seite gleich gejammert oder gar von Nepp gesprochen wird, wenn eine CD nicht "voll", sondern vielleicht mit nur 45-50 Minuten bespielt ist, verführt dieses Medium natürlich dazu, die Handlung künstlich aufzublähen.

      Da würde ich mir manchmal wirklich mehr Mut zur Kürze wünschen.

      Wobei auch ich mir nicht grundsätzlich kürzere Hörspiele wünsche, sondern solche, deren Lauflänge der Handlung angemessen ist. Gerade beim Gruselkabinett erschienen mir in der jüngeren Vergangenheit viele Episoden zu gedehnt. Da stimmte für mich auch drsmaturgisch das Handwerkliche nicht mehr, um bei Scifis Formulierung zu bleiben.

      Aktuellere Hörspiele, die für mich für ein Back to the roots stehen, kenne ich nicht. Die Reihe, die die Francis-Gruselserie fortsetzen will, kenne ich nicht. Aber da scheint mir eher Nostalgie im Vordergrund zu stehen, oder was macht hier das Back to the roots handwerklich aus?

      Die Reihen von @Carsten_HM scheinen sich ja eher in diese Richtung zu orientieren, mit den Ensemble-Aufnahmen und den verschiedenen Ebenen im Raum. Allerdings geht es hier nicht um die Ära Körting bei Europa, sondern die Rückbesinnung findet in Bezug auf noch weiter zurückliegende Zeiten statt. Ich finde diesen Gedanken interessant. Allerdings habe ich gerade mal wieder das alte Hörspiel Die Mausefalle (bzw. Fuchsjagd) gehört, und da war es mir fast schon ein wenig zu penetrant mit der Bewegung im Raum während des Spiels.

      Insofern: Was ist Back to the roots?

      Ich finde da für mich keine Antwort.

      Wenn man es mit großem handwerklichen (dramaturgischen) Geschick, mit einer ersten Garde von Sprechern und einer inhaltlichen Prägnanz gleichsetzt - klar, dann bin ich dabei. Aber die Hörspiele müssen nicht klingen, als wären sie bereits vierzig oder sechzig Jahre alt. Sie dürfen gern "heutig" klingen.

      Wenn's dagegen um Nostalgie geht, fällt mir spontan Die Macht der Dunkelheit aus dem Gruselkabinett mit der Fawley/Fox-Würdigung ein. Und die hat mir sehr gefallen, auch wenn die Story selbst echt lahm warm.

      Schade, dass das Gruselkabinett nicht dieses Paar mehrfach hat zurückkehren lassen.

      Aber was nicht ist... :zaunpfahl:
      =)